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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1912
Gesammelte Novellen
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Page 240 of 318
Author: Steub, Ludwig / von Ludwig Steub
Place: Stuttgart
Publisher: Bonz
Physical description: XIV, 306 S.. - 3. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 61.716 ; 252
Intern ID: 180956
schäften nach, während der Valentin allem beim Glase blieb. Dieser verfiel aber bald in folgenden beachtenswerten Monolog: „Der nimmt sie einmal nicht! und wenn sie ihn auch noch so gern hat, so hilft's ihr nichts Z So iM gescheiter, man treibt die zwei gleich recht weit auseinander, damit das Schmachten in der Sewi ein Ende hat. Die Rosi bleibt deswegen doch nicht über!' Dieses Selbstgespräch ist zwar schon ohne Erläuterung nicht sehr dunkel, zu seiner völligen Aufhellung mag aber doch dienen

, daß der Valentin, der ja so oft an der Sewi vorüberging und dort immer einkehrte, die Rosi schon seit jungen Jahren kannte und daß sie ihn: ebensogut gefiel, wie der sämtlichen Jugend des starken Geschlechts. War er bisher nicht hervorgetreten, so hatten ihn wohl die trüben Erfahrungen der andern abgehalten, und in letzter Zeit, da man die Rosi nie ohne den Florian nannte, dachte er in der Tat nicht daran, sich als Nebenbuhler seines Freundes aufzuspielen. Jetzt dagegen, da dieser unverleitet und unverhetzt

das liebliche Mädchen aufgegeben, schien ihm das Feld ganz frei und ein glücklicher Erfolg nicht unwahr scheinlich; zumal da in jenen Tagen allgemein die Rede ging, die Rosi, die bekanntlich einundzwanzig Jahre alt, sehne sich nunmehr aus dem Hause, und menu's mit dem Florian nichts werde, so nehme sie wohl auch einen einfachen Bauernsohn, denn ihr Stolz und ihre Hofsart werde dann bald verfallen. Die Malerfrage, die den Florian so stark beschäftigte, die nahm der Valentin gar nicht in seine Er wägungen

auf. Sonst war dieser ein ganz gut gelittener und gut beleumundeter Bursche. Die paar Jahre, die er bei den Franziskanern in Hall ver lebt, hatten auch ihm einen feineren Schnitt verliehen und diesen wußte er, wenn er wollte, ganz vorteilhaft herauszukehren. In seiner Gestalt lag nicht der ritterliche Schwung, der den jungen Wirt von Langkampfen auszeichnete, aber der Valentin war immerhin ein wohlgeschlachter, angenehmer „Bue'. Darum hätte ihm auch jedes Mädchen seines Standes wohl gerne die Hand gegeben, allem er konnte

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Books
Category:
Fiction
Year:
1912
Gesammelte Novellen
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Page 243 of 318
Author: Steub, Ludwig / von Ludwig Steub
Place: Stuttgart
Publisher: Bonz
Physical description: XIV, 306 S.. - 3. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II 61.716 ; 252
Intern ID: 180956
. Ist kein Mannsbild dagewesen um und um im ganzen Gaden.' „Man weiß ja, sagt er, wie die jungen Herren solche Mädeln zurichten. Was kann da, sagt er, alles geschehen sein!' „Ich — laß — mich — nicht — zurichten, Valentin!' sprach da die schöne Rosi langsam und feierlich, aber in tiefster Erregung, und hob die Hand wie schwörend gegen den Himmel. „Und was da geschehen ist, das hat unser lieber Herrgott und seine Heiligen alles sehen dürfen. — Aber das ist doch abscheulich, wie sie in Langkampfen droben

mit so einem armen Mädel umgehen! Und soll so ein rechtschaffener Mensch sein!' „Nu, ob er's ist oder nicht — er ist ja nicht der einzige — gibt ja andre auch!' „Du brauchst mir aber keinen zu verraten!' entgegnete die Rosi mit verächtlicher Wendung des Hauptes, drehte sich und ging. Dem Valentin schmeckte der Wein auch nicht mehr recht. Er griff zum Wanderstabe und trachtete heimwärts. „Aller Anfang ist schwer !' sagte er unterwegs. „Aber es kann doch noch was werden. Und der Florian

kann mich auch nicht schelten, denn ich Hab' ihr nicht ein Wörtlein mehr gesagt als er mir. Und mögen tut er sie so nicht!' Nun müssen wir aber doch sagen, wo die Rosi damals hin gegangen. Die Laube oder das Sommerhäuschen, wo der Valentin eben sein Seidel getrunken, ist noch auf einem bemerkenswerten Aquarell zu sehen, das aus dem Jahr 1850 stammt und jetzt in der Sewi das „Nebenzimmer' ziert. Dieses zeigt uns deutlich, daß die

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