auf, er habe seine vermissten Freunde wiedergefunden. Sie sehnte sich, ihn darüber zu be fragen. Es entgieng ihr jedoch nicht, dass Valentin seit einiger Zeit zurückhaltender geworden war. Wie oft war er sonst, wenn sie den Hof durchschritt, hinter der Stallthüre emporgesprungen, um ihr ein Paar herzliche Worte zuzuraunen, wie oft auch hatte er sie abends in ihrem Stüblein aufgesucht! Wie fröhlich hatte er dann feine Bücher vor ihr ausgekramt und gesagt: „Rosel, bei dir ist's halt fein!' Damit war es jetzt vorbei
, aber Rosels Herz machte dem Knaben keine Vorwürse, so weh es ihr Aat, dass er sie vernachlässigte. Er war ja kem Kmd mehr, dachte sie; er konnte nicht immer hinter ihr herlaufen, er musste selbständig werden, und es war thöricht, sich darüber zu grämen. An jenem Abende jedoch erwartete sie bestimmt, dass Valentin sie aussuchen werde. Während des Abendessens hatte sie ihm mehr als einen sreundlich forschenden Blick zugeworfen, der ihn um den Grund seiner geheimnisvollen Fröhlichkeit befragte
. Als der Hausrosenkranz zu Ende war, stieg Rosel die Treppen hinan, langsamer denn sonst; bei jedem Treppenabsatze hielt sie inne und wandte sich um — doch sie wartete umsonst. Eine Stunde vergieng, dann noch eine; mit einem Seufzer schloss Rosel endlich ihre Thüre und begab sich zur Ruhe. Am folgenden Morgen wanderte Valentin mit dem Vetter und der Base zum Gottesdienste nach Untermais. Während aber die Thalguterleute ihre gewöhnlichen Plätze in den Kirchenstühlen aufsuchten, blieb der Knabe nahe beim Eingange
zurück, und kaum hatte der Cooperator mit seiner Predigt be gonnen, so drückte sich Valentin vorsichtig zur Kirche hinaus. Noch hatte es auf dem Meraner Pfarr thurme nicht 9 Uhr geschlagen, als er mit klopfen dem Herzen an die Thür seines Gönners pochte. Dieser begrüßte ihn aufs freundlichste. „Guten Tag, lieber Junge! Ich sehe, du bist pünktlich, das lob' ich mir!' Dann hieß er ihn Platz nehmen und das Examen begann. In leichtem, angenehmen Gespräche berührte der Professor die Schwierigkeiten
es, dein Talent zu vergraben!' Erwartungsvoll blickte Valentin zu dem Fremden empor. Dieser fuhr sogleich sort: „Höre! Morgen geh' ich zum hiesigen Gerichte, um deine Angelegen heit zur Sprache zu bringen. Du wurdest, wie mir scheint, von jenen, die sich deine Beschützer nannten, in schamloser Weise ausgebeutet; aber damit ist's nun aus: ich bin gesonnen, mich deiner Zukunft und deines Talentes mit aller Entschiedenheit anzu nehmen.' „Vergelt's Gott, Herr, vergelt's Gott!' mur melte der überglückliche