werden zu lassen. Wenn vor 40 Jahren, als die Keime zu dem Uebel, dessen Beseitigung nun soviel Kopfzerbrechen macht, gelegt wurden, die Frage gestellt worden wäre: BoÜ man für die paar'Tausend Italiener in Oesterreich eine eigene Universität erstehen lassen, so wäre sie von allen Faktoren, die auf ihre Entscheidung einen 'Einfluß hatten, einstimmig verneint wor den .Und wenn dieselbe Frage heute nochmals injener rein grundsätzlichen Form gestellt wäre, so würde die: Antwort tticht nur von Seite der nationalen
Gegner der Italiener, sondern auch seitens der Vertreter der staat lichen Interessen wiederum nicht anders lauten als Nein: Man mag es in der offiziösen Presse hundertmal als Barbarei verschreien, einem „Kulturvolke" wie den Italienern das Recht aus den Besitz einer Universität bestrei ten zu wollett. Das ist Geschwätz, mit dem die Regierung' ihre Halbheit beschönigen läßt.; Durch die eigenen Taten jedoch beweisen die Regier-- üng und jene sogenannten maßgebenden Kreise, die über ihr stehen
, daß sie selbst dieses Recht nicht anzuerkenNen vermögen. Wenn die Re gierung das Verlangen der Italiener nach einer Universität als erfüllbar ansähe, dann müßte sie es dort erfüllen, wo eine Universität allein dett Aufgaben genügen kann, die ihr durch ihr eigenes Wesen gestellt sind: im kulturellen Mit telpunkte der Nation. Dett österreichischen Ita lienern fehlt ein solches Zentrum und der Platz, den sie eigens für diesen Anlaß als solches bezeichnen, wird von autoritativster Seite als- unmöglich erklärt
. Aber ein klares Ja oder Nein zu sagen und kritische Fragen dadurch zu entscheiden, ist nicht österrei chische Regierungsart. Man geht den „Mittel weg" und macht den Versuch, die italienischen Universitätsansprüche aus fremdnationalem Bo den zu befriedigen. Der Widersinn hat denn glücklich eine jener Einrichtungen hervorge- bracht, die für österreichische Zustände typisch sind, ein Universitätskuriosum, das den Ita lienern für nicht mehr gilt, als kein e Universität und das dem österreichischen Staate
ebensoviel oder mehr Verlegenheit bereitet wie eine wirkliche italienische Universität. Jetzt geht die Regierung daran, dieses bewährte System weiter „anszugestalten". Nach überein stimmenden Meldungen sollen die italienischen Kurse aus dein Körper der Innsbrucker deutschen Universität ausgeschieden und in verselbständigter Form wieder in Innsbruck belassen werden. Getrieben von der' Furcht vor folgenschweren Zusammenstößen tut sie wieder einen Schritt vorwärts, ohne sich Skrupeln zu machen, wohin