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Lienzer Zeitung
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Page 32 of 34
Date: 07.05.1910
Physical description: 34
des Gottessohnes, der einst die Schürze umband und selbst seinen Jüngern die Füße wusch! — Fräulein Thusnelde stand im Abendsonnenschein an der Haus-- türe gelehnt und schaute auf das fröhliche kleine Volk, das singend im Garten munter spielte; das blinde Lorle lehnte sich an den alten Lindenbaum und atmete mit Entzücken die würzige Wend lust ein; dabei schmetterte ihre junge Stimme ein Lied nach dem andern in die Lust, und über ihr Gesicht ging ein Leuchten. Der lahme Hans humpelte

von Lebens fülle und Lenzeswonne, ein Ausblick auf künftige Sommerfreuden, leicht vergänglich und doch so geliebt. Hochfrühlingszeit! Unter der Haustür, die in den großen Garten führte, stand eine hohe, schlanke Frauengestalt, fast jugendlich anzusehen in ihrer zarten Schönheit. Große graue Augen in einem schmalen, feinen Antlitz, dunkelblondes, leicht gewelltes, üppiges Haar, das sich, schlicht frisiert, um den feinen Kopf legte. Und doch, wer näher zuschaute, der sah, daß sich tiefe Schmerzenslinien

um den schmalen Mund zogen, und daß die Augen von reichlich ver gossenen Tränen erzählten. Sie stand und schaute hinaus in das Frühlingswunder, das ihr von jeher so vertraut und doch jährlich so neu war. Und während sie langsam durch den sonnenbeschienenen Pfad schritt, über dem die Kronen der blühenden Bäume sich zusammenneigten, dachte sie all der Jahre, in denen sie hier ge blüht hatten zur Hochfrühlingszeit. Als Kind war sie voll Freude durch den Garten gesprungen — mit Händen voller Blüten

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