Hoensbroech soll er reden lassen, der die Vorarlberger Jesuitenanstalt aus eigener Erfah rung kennt, also wie kein zweiter zu sagen weiß, wel cher Geist hinter den grauen Mauern in der Stadt Feldkirch herrscht! Ein solches Unterfangen brachte Waitz' „fromme Duldernatur" zum Kochen. Flugs hat er, als der Vortrag angekündigt ward, eine Lan- desversammlung der Pfaffen einberufen, also das Tribunal konstituiert, das als erste und letzte In stanz entscheiden soll, ob ein Wort der Kritik am Jesuitenorden
zngelassen werden kann. Das Tri bunal hat befunden, daß der Vortrag hoensbroech etwas Unverantwortliches wäre! Aller dings hat das geistliche Tribunal keine Ahnung ge habt, was Hoensbroech zu sprechen beabsichtigte. Ihm genügte, daß das Vorarlberger liberale Blatt, der „Volksfreund" — der, zum Unterschied von an- deren liberalen Zeitungen, die freiheitliche Ver sammlungen systematisch totschweigen, für den Hoensbroech-Vortrag eine anerkennenswerte Agita tion entfaltete — in der Ankündigung unter an derem
, daß d i e Versammlungseinladung des „Volks freund" Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses beschimpfe! Und zwar folgerte das geistliche Tribunal so: Den Jesuiten wird nachgesagt, daß sie auf die Erziehung einen un heilvollen Einfluß ausüben, daß sie Schädlinge je der wahren Religion seien. Damit ist die Jesuiten anstalt zu Feldkirch beleidigt, und da in ihr stwei kaiserliche Prinzen studieren, trifft die Be leidigung auch sie, weil sie als Schüler zur Anstalt gehören! Wahrhaftig, verblüffend einfach, wie ein geistliches Tribunal
Majestätsbeleidigungen kon struiert, und wenn einmal die Zeit kommt, von der die Puffen träumen: die Zeit, in der Behörden und Gerichte beherrscht sind vom Geiste des Weihbischofs Waitz, dann wird man jeden, der ein leises Wörtlein gegen die Klerikalen sagt, in sehr einfacher Weise hinter Schloß und Riegel setzen! Das geistliche Tribunal beschloß eine langatmige Erklärung, die, vom Weihbischof Dr. Waitz gefertigt, im christlichsozialen „Vorarlberger Volksblatt" ver öffentlicht worden ist. In dieser Erklärung wurde
gegen jeden auf- treten, der ihrem Gebot und Machtwort zu trotzen tvagt. ^ | Da das geistliche Tribunal den Jesuitenorden als den Inbegriff der Religion hinstellt, und ihn unter den Schutz des Majestätsbeleidigungs- und Gottes lästerungsparagraphen stellt, muß doch einmal dar an erinnert werden, daß es eine Zeit gegeben hat, wo sich die katholische Kirche mit großer Entschieden heit gegen die Jesuiten wendete, mit größerer Ent schiedenheit noch, als das der Graf Hoensbroech tut, so entschieden, daß schließlich