Kurtatsch und sein Gebiet im Wandel der Zeit : ein Heimatbuch
war. Alexander von Masowien stellte sich auf die Seite der Traminer, begab sich in ihr Dorf und erließ dort am 8. Jänner 1441 ein Dekret. Darin heißt es: 1. Die Kurtatscher und ihre nächsten Nachbarn müssen an Sonn- und Feiertagen „nach altem Brauch“ in Tramin den Gottesdienst besuchen, oh ne daß an diesen Tagen in Kurtatsch eine Messe ab gehalten wird. 2. Alle Jahrtage für Verstorbene müs sen in Tramin gehalten werden, wo sich der gemein same Friedhof befindet. 3. Testamente und Legate dürfen zugunsten
keiner anderen Kirche als jener von Tramin verfaßt werden. 4. Außer extremer Not fälle müssen alle Kinder in Tramin getauft werden. 5. Verpflichtungen, die der Pfarrer von Tramin etwa für sich, seine Kirche oder seine Nachfolger zugun sten der Kurtatscher annimmt, sind null und nich tig. 6. Zuwiderhandlung wird mit 1000 Dukaten ge ahndet, die der fürstbischöflichen Kammer ausge folgt werden müssen. 13 Unsere Vorfahren waren über diese Stellungnahme des Bischofs sehr verärgert und legten dagegen beim Konzil
Au toritäten; denn von Felix V. hatte Alexander Ämter und klingende Titel erhalten: Kardinal, Patriarch von Aquileja und päpstlicher Legat für ganz Deutschland. Das Konzil sandte ein „Inhibitorium“ zurück, das folgenden Inhalt hatte und von einem Notar am 14. Oktober 1441 in Tramin öffentlich bekanntgegeben wurde: Die Kurtatscher dürfen für sich und die Leu te von Entiklar, Penon und Graun die tägliche Mes se und den eigenen Priester haben, und wer ihnen das zu verwehren wagt, muß mit den strengsten Kir
chenstrafen rechnen. Bei der Sonntagsmesse in Kurtatsch dürfen auch die Gottesdienste der Woche angesagt werden, es dürfen die anfallenden Heili genfeste verkündet und Fürbitten „für die Ständ der christlichen Kirchen, die abgestorben sind“, ver richtet werden. Die Feier von Maria Lichtmeß, Chri sti Himmelfahrt, Allerheiligen und des Jahrestages der Traminer Kirchwqjhe ist jedoch der Pfarre Vor behalten, so daß an diesen Festtagen in Kurtatsch kein Gottesdienst stattfindet und die Leute nach Tramin gehen
. 14 Das Dekret aus Basel brachte Alexander von Maso wien in arge Verlegenheit. Auf der Suche nach ei nem Vermittler wandte er sich an Johannes von Co- mitano, der ähnlich wie er von Felix V. gefördert wurde: er sollte Bischof von Feltre werden. Johannes kam nach Tramin und setzte sich dort am 18. Jänner 1442, drei Tage vor dem Fest der heiligen Agnes, im Haus des (ehemaligen) Kurtatscher Richters Erhard Ravensperger mit mehreren angesehenen Männern an den Verhandlungstisch. Drei der Männer sind na mentlich