GM« 10 .Tiroler Bauern-SeiLung Nr. 16 Iicht die Lüge, nur die Wahrheit rettet. Herr Spried, ein gebildeter Landmann, bekleidete seit vielen Jahren die Stelle eines Gemeindevorstehers. Eines Tages wurde ihm ein Gefangener ins Haus gebracht, der eines SchafdiebstahleS beschuldigt war. Während der Zeit, da Herr Spried den Bericht an das Bezirksamt schrieb und der Ge richtsdiener die nötigen Vorkehrungen zum Transporte des Ge fangenen traf, wurde dieser zu einstweiliger sicherer Verwahrung
in den Hof des Hauses eingeschlossen, der mit einer hohen Mauer umgeben war. In diesem Hause belustigte sich eben zu dieser Zeit ein Kind des Beamten mit allerlei Spielen Der Gefangene war noch ganz jung. Von böser Gesellschaft verführt, hatte er soeben erst die Bahn des Bösen betreten, und noch hatte keine Gewöhnung an die Sünde sein Gefühl und seine natürliche Furcht vor Schande und Strafe verhärtet und unterdrückt. Er setzte sich auf einen Stein in einem Winke! des Hofes nieder, legte seinen Kops
vom Tische weg, an welchem sein Vater den Bericht schrieb. Tann sprang er fröhlich wieder in den Hof hinab, öffnete das Pförtchen und rief: „Sieh da, es ist offen!" „Vergelt's Gott!" flüsterte der Befreite, der wie ein Reh davon eilte. scirüDer Bericht war fertig; der Landjäger ging in den Hof. den Arrestanten in Empfang zu nehmen; der war unterdessen ein wenig weiter spaziert, wohin, war die Frage. „Ich bin'S gewesen, der ihn fortgelassen hat," sagte der Knabe, der sich nichts Unrechtes bewußt
war, einen falschen Namen anzugeben, als er sich eines Besseren besann. „Ich stehe dachte er, unter Gottes Vorsehung; soll ich sterben, so geschehe es doch nicht mit einer Lüge auf der Zunge! Und so antwortete er entschlossen: „Mein Name ist Spried!" Dieses Wort wirkte wie ein Zauber auf den Räuber. „Ich habe mich also nicht getäuscht," sagte er mit ganz anderer weicher Stimme und Geberde; „erinnern Sie sich, mein Herr, an jenen Gefmgenen, den Sie aus Ihres Vaters Hof vor neunzehn Jahren entfliehen ließen!?" Herr
der „Tiroler Bauern-Zeitung" können jederzeit an unsere Schrift- leitmtg, Bozen, Museumstraße 32, Anfragen über wirtschaftliche, juristische, Ge meinde-Angelegenheiten u. s. w. einsenden. Die „Tiroler Bauern-Zeitung" wird diese Anfragen nach Möglichkeit raschest beantworten. Aragc 622: Sechs Dauern einer Iraktio» haben auf einer Weide das Weiderecht. Hruud und Doden gehört dem k. k. Aorstärar. Wor zwei Jahren wurde vom k. k. Jorstärar durch diese Weide ein Iußfieig gegraben, bei welchem auch Wrücken