The Times. London, 2. Mai. In den letzten Wochen, die so voll waren von weltpolitischen Ereignissen und Spannungen, horchte man mehr denn je auf jene gewichtigen Stimmen, die wirklich etwas zu sagen haben auf dieser Erde und deren Worte über Länder und Kontinente hinweg mit immer gleichbleibender Eindringlichkeit ertönen. Bei diesem Hinhorchen fand man, daß selbst in den erregtesten Stunden und in den Augenblicken des größten Rätselratens über die nächste Zukunft die „Königin aller Zeitungen
", die „Times" in London, über die ein deutscher Historiker (Di- belius, „England", 1. Bd.) vor wenigen Jahren schrieb, daß es „keinen Staatsmann der ganzen Welt gibt, der es sich leisten könnte, sie ungelesen zu lassen", eine so ruhige und be sonnene Haltung bewahrte, daß sie wirklich ein ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht zu sein schien. Bei all dieser Ruhe, die verstärkt wurde durch die Sachlichkeit der Argumente, war aber der Ton, in dem ihre vielbeachteten Artikel in diesen Wochen geschrieben
waren, entschieden und fest, ja manchmal sogar hart und bitter. In der landläufigen Meinung galt das Blatt ja immer noch als Führer jeder antideutschen Hetze und seine Einstellung zu allen das deutsche Volk und das Deutsche Reich berührenden Problemen als so einseitig feststehend, daß man glaubte, von einer Voreingenommenheit, wenn nicht noch von anderen Be weggründen sprechen zu müssen. Die politischen Aufsätze der „Times" in den letzten Wochen stimmten aber nun schon gar nicht mit dieser Meinung überein
. Um zu zeigen, wie diese Artikel waren, sei hier nur auf die Bemerkungen dieser einfluß reichsten Zeitung der Welt zu dem BeschlußdesVölker- bundrates in der vorvergangenen Woche verwiesen. Zunächst stellte die „Times" fest, daß es bedauerlich sei, daß der Völkerbund keine Rücksicht auf die besonderen U m- st ä n d e genommen habe, unter denen das Deutsche Reich einst seine Verpflichtungen cingegangen sei. Es hätte den Ruf des Völkerbundes erhöht, sagt die'„Times", wenn sich zum mindesten eine Stimme
erhoben hätte, um an die Art und Weise zu erinnern, in der der Vertrag non Versailles zustande gekommen sei; Deutschland habe ihn buchstäblich unter Be drohung mit Dajonettspitzen unterzeichnet. Das Blatt erinnert daran, daß das Deutsche Reich sich erst zur Unterzeichnung ent schlossen hatte, als von Foch die Weisung gegeben worden war, den Einmarsch in das Deutsche Reich binnen drei Tagen vorzubereiten. Diesen Artikel schloß die „Times" mit der Fest stellung, daß der Friede solange