Erich Kofler Eine Bozner Bibliothek aus dem Jahre 1850 Zum 100. Todesjahr Josef Streiters Es wäre müßig, zum 100. Todesjahr des Anwaltes, Schriftstellers und Dichters Josef Streiter (1804—1873) die schon bestehende Literatur zu wieder holen '). Mit diesem Beitrag soll etwas Neues geboten werden, das Einblick in die Geisteswelt des umstrittenen Literaten und Politikers gewährt, nämlich eine kurzgefaßte Übersicht seiner bis 1850 gesammelten Bücher, die heute in vielerlei Händen und zum Teil
überhaupt nicht mehr aufzufinden sind. Wir wissen aus den Schilderungen von Beda Weber und Ludwig Steub, daß der Hausherr von Unterpayrsberg im Bozner Dorf oft eine illustre Gesell schaft (Fallmerayer, Zingerle, Pichler, Gilm, Weber, Steub u. a.) zu Gast hatte, mit der er die politischen und religiösen Strömungen seiner Zeit mit großer Lebhaftigkeit diskutierte. Streiter hatte sich bekanntlich auf die Seite der Liberalen geschlagen und vertrat seinen Standpunkt furchtlos und heftig
Lücken, die beim Durchsehen der Blätter auf fallen. Das Verzeichnis der Bücherei ist nach folgendem Schema aufgebaut, das Streiter persönlich angelegt hat und das von zwei verschiedenen Schreibern ausgefüllt wurde: laufende Nummer, Anzahl der Bände, Name des Autors, Titel des Werkes, Verlag und Verlagsort, Erscheinungsjahr, Ankaufspreis. Die Bibliothek Joseph Streiters, aufgenommen im November 1850 I. Schöne Literatur A) Griechen. Die Sammlung der „Griechen“ reicht von Nr. 1 bis Nr. 31 mit insgesamt
, Caesar, Sueton, Tacitus und Cicero, insgesamt 44 Bände. Die älteste Ausgabe datiert 1734 (Cornelii Nepotis vitae excellentium imperatorum). C) Italiener. Da Streiter neben Deutsch auch Englisch und Französisch, Spanisch, Latein, Griechisch und Italienisch beherrschte und sich in letzterer Sprache dank seines Studiums in Padua und seiner Anwaltspraxis in Cavalese eine große Gewandtheit angeeignet hatte, ist es nicht verwunderlich, daß die italienische Literatur in seiner Bibliothek gut vertreten