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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 4
Date: 07.06.1880
Physical description: 4
erschien. Auf der Anklagebank er- schien jener Josef Steiner, welcher in der vorigen Session vom Schwurgericht in Bozen wegen Meuchelmords zum Tode verurtheilt wurde, dessen Nich tigkeitsbeschwerde aber der oberste Gerichtshof anerkannte, worauf er das Landesgericht in Innsbruck mit der Wiederaufnahme und Durchführung des Prozesses beauftragte. Josef Steiner ist aus Antholz im Pusterthal gebürtig, 45 Jahre alt, Bauernhofbesitzer. Ruhigen Schritts kommt er in den Saal und nimmt auf der Anklagebank Platz

in Radfeld, Martin Liebl in Matrei, Bernhard Schäfer in Mil ten, Paul Staffner in Kirchberg, Vinzenz Vinatzer in Kufstein und dem Ersatzgeschwornen Alois Jordan in Jgls. Der sehr umfangreichen Anklageschrift entnehmen wir Folgendes; Der Bauerngutöbesitzer Joses Steiner am HinterfieSlhof uttb Paul Berger am Pichleitnerhof zu Mitterthal in Antholz hatten im Sommer 1879 einen Hofhandel besprochen, der dahin zum Abschluß kam, daß Steiner den Pichleitnerhof um den Kaufpreis von 8000 fl. übernahm. Allgemein

war dieser Preis als überspannt angesehen worden und Steiner bald entschlos sen, den Kauf rückgängig zu machen, obwol ein Vertragszeuge, Peter Paß- ler, Untermaurer zu Mitterthal beim Kaufabschluß gegenwärtig war und Berger ein Angeld von 100 fl. erhalten hatte. Berger, der die Aufrecht erhaltung des Verkaufs wünschte, drängte wiederholt auf Errichtung der Kaufsurkunde und kam selbst in das Hans Steiners, um sie zu betreiben. Einmal von Steiner nach Hause kommend, beklagte er sich bei seiner Frau Anna

und der Wegerwirtin Kreszenz Huber, daß ihn Steiner, als er von der Kauferrichtung gesprochen, bedroht und ihm mit geballten Fäusten zu gerufen habe: „Du Teufelsmannel, krieg ich Dich nur einmal allein 1" Er (Berger) getraue sich nicht mehr in daS Haus Steiners zu gehen. End lich ließ sich Steiner am 12. August doch herbei, beim Bezirksgericht in Welsberg den Kaufvertrag zu errichten. Beide trafen sich im Amte, kehr ten aber resultatlos ins Gasthaus zurück, weil Steiner wegen einiger Kleinigkeiten die Errichtung

der Urkunde abermals zu hintertreiben wußte. Im Gasthaus zeigte sich Steiner unwillig und einsilbig. Um 3 Uhr nach mittag fuhren Steiner und Berger mit dem Winkelwirt aus Oberrasen von Welsberg fort. Im Gasthaus zur Windschnur wurde das erstemal eingekehrt und hier begann schon wieder ein Wortwechsel bezüglich des Hofkaufes. Von der Windschnur fuhren sie weiter zum Pretzenwkrt in Nirderrasen. Wieder wurde eingekehrt; der Wortwechsel, fortgeführt, brachte mehr und mehr Aufregung, und hier verlangte Steiner

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 4
Date: 09.06.1880
Physical description: 4
Familie und die höch sten Hof- und Staatswürdenträger an. An den Eingängen zum Platz vor dem Palais waren trotz des heftigen Regens bereits am Morgen große Menschcnmaffen versammelt. Bon dem Schwurgericht. Innsbruck, 5. Juni. (Schluß.) Auch heute war der Schwurgerichtssaal sehr stark besucht. Die erst vernommene Zeugin Kreszenz Huber, Mutter, hat den Tod Bergers von ihrem Sohne erfahren, gerade als Steiner in ihr Haus kam; in ihr sei gleich der Verdacht erwacht, dieser habe dem Berger ein Leid

angethan, und als sie diesbezüglich eine direkte Frage an Steiner gerichtet, habe sie zur Antwort erhalten: „Würdest auch Du mir dies Zutrauen? Jetzt sehe ich ein, daß Alle gegen mich Zusammenhalten." Sie habe gefürchtet, Steiner könnte in ihrem HauS verhaftet werden und darum gesucht, denselben wegzubrin- gen. Kreszenz Huber, Tochter, erzählt, sie habe Steiner gefragt, wo Ber ger sei, worauf jener antwortete: „Er wird schon kommen, vielleicht ist er im Rausche thalauSwärts gegangen." Auf die Bemerkung

, er sei vielleicht ins Wasser gefallen, habe Steiner erwiedert, das Wasser hätte ihn nicht getragen. Steiner gibt dies zu. Johann Stcinkaserer erzählt, Steiner kam am 13. August in mein Gasthaus, war ausnehmend freundlich und zuvorkommend und erzählte, er sei mit Berger zusammen im Bad Salo- monsbrunn gewesen. Berger sei vor ihm fortgegangen und er habe ihn nicht mehr eingcholt. Später äußerte sich Steiner, wenn er nur von dem ganzen Hofhandel nichts wüßte, oder 3000 fl. bar hätte

, denn dann würde er fortziehen von da. Steiner will sich nicht an diese Worte erinnern. Joses Gruber ist mit Steiner aus dem Hause der Huber fortgegangen, wurde von Steiner aufgefordert, in seinem Hause zu über nachten, nahm aber diesen Antrag nicht an, da er sich fürchtete, es möchte in der Nacht die Gendarmerie zur Verhaftung Steiners schreiten. Der Gendarm Lutterotti kennt Steiner und Berger schon länger und hat, so bald er vom Tode des letztern und den Umständen, unter welchen die Leiche aufgefunden wurde, gehört

, gleich Verdacht gegen Steiner geschöpft. Die Thüre des Steiner'schen Hauses fand er in der Nacht der Verhaftung offen. Als Steiner vom Gemeindevorsteher aus dem Zimmer gerufen wurde und ihn sah, versuchte er die Thüre wieder zuzumachen, was ihm aber nicht mehr gelang. Festgenommen, betheuerte er seine Unschuld. An der Leiche des Ermordeten habe er sich keck benommen, dieselbe aufgefor dert zu sprechen und die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Im Thale habe man allgemein den Steiner als den Mörder

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Der Bote für Tirol
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Page 6 of 10
Date: 11.06.1880
Physical description: 10
Gambetta's bei - dem hohen Gäste und.,dessen Erwiederung eine-Stunde-später. Aus dem Schwurgerichte. -N'U ' AnMH' ^SMi. Prozeß wider Josef Steiner. (Fortsetzung.) Bei^.Heginn ^der Darlegung. des jsubjeftiven-Thatbe standes verließt ^er Präsent -das Leumundszeugniß Steiner^/Läs .ihm Hang^zur-Trunksucht, zu Gewalt thätigkeiten' und Jähzorn vorwirft; im Uebvigen/ heißt, es.> darin, fei Steh,er -ein,» ganz arbeitsamer Mann, und^ein gefcheidte'r Bauer.- Seinen Hang zu Gewaltthaten gefunden besonders zwei

, er immer, sehr barsch/ so daß ks ost, wie konsta^irt ist,, wenn es den Vater ansah, m Fraisen fiel. Das arme.z Wesen ist auch uach emem-Jahre gestorben. Im-Jahre?1L78 mißhan delte er arm?s aber > braves Weib , das im 3. schlug, heVumzerrte'iu;d 'War mit 6dn Füßen getre ten'hat. ' Die'> Folgen hievon dtltste jederMpn selbst erMven:'' Di^se Mißhandlung wurde beim Gerichte in WMberg angezeigt ^t,d Steiner mußte eine Geld- sttt!f?'bon 35 fl. erleben. Steiner, dessen Charakter tiUs dem' Gesagten deutlich

zu ersehen,, sein tihxfte, will diese z^vei ThätsM)en als übertrieben.hinstellen. Nun 'kommt die eigentliche Veräislasfung zur That, und 'die bildet ein Kaufvertrag- 'Der Pichleitner- bäne5 Paul Bergec, ein im Thale allgemein geach teter Mann, war auf feinem Anwesen ziemlich ver schuldet und zur Zeit von Gläubigern gedrängt. Er wollte daher den Hos verkaufen und der noch wohl habende Steiner erklärte sich iu Gegenwart des Ptter Päßler bereit, um 3000 sl. den Hof mit allen darauf lastenden

Verbindlichkeiten zu übernehmen und gab dem Berger sofort 100 sl. Darangeld. Am nächsten Tage reute es aber Steiner, den ungünsti ges 'Mrtrag eingegangen zu sein, der ihn um 1500 sl. beuachtheili'ge, und er war gesonnen, den selben 'rückgängig zu machen. Berger wollte davon nichts' wissen, ' sondern drängte vielmehr ans gericht liche Errichtung desselben und kam zu diesem. Be hufe zweimal in das Hans Steiners, in den Siesl- hof,' wo ihn derfelbä das zweite Mal fortjagte mit der Drohung: „Du ^uiflsmaniil! 'mvch

die.autzi oder 'i- fchlog die nieder.' .'Später erklärte ^dies ^Ber- ger zweien' Zeugen gegenüber und sehte hinzu: „In dös HäUs geh' i nimmer ^ini,' DM Steiner ließ es keine Ruhe und er ging am 9. Mlgtist ^illch Bruueck, wo Markt war ^ und erkun digte -sich wegbn'deH Vertrages bei emem Advokaten. Da scheint er nicht den getvünschten Erfolg erzielt zu haben, denn er erzählte, wie ^euge Äalthasar Pallhuber sagt, deril Weßer, als'.rhn dieser fragte, wie'°es mit'dem ^Kaufe stehe? .Ausrichten muß

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Der Bote für Tirol
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Page 9 of 12
Date: 12.06.1880
Physical description: 12
also bis zum Wiederzusammen tritte des Parlaments sistirt werden müsse. Aus dem Schwurgerichte. Innsbruck, 4. Juni. Prozeß wider Josef Steiner. (Fortsetzung.) In der Gaststube zn Bad Salomonsbrnnn waren mehrere Badgäste und der Wirth Josef Taschler an wesend. Hier blieben Steiner und Berger bis 10 Uhr, während welcher Zeit Berger nur eine Schale Kasfe zu sich nahm und Steiner ein Stamperl Schnaps trank. Hier begann der Streit wegen des Hofes wieder und wurde ziemlich heftig, wie Zeugin Frau Chilar bestätiget

, indem Steiner auf den Tisch schlug und Berger auch hitzig wurde. Aber um 10 Uhr, als er sah, daß sonst kein Gast mehr da war, stand Berger auf, nahm mit der Hand Weih wasser und mit den Wortm: „daß du es weißt, ich ziehe morgen vom Hose sort, du kannst dir dein Vieh selbst füttern', besprmgte er sich und ging mit einem „Gute Nacht' hinaus. Steiner verlangte, indem er auch sogleich anstand, nachdem Berger vei der Thüre hinaus war, ivch ein Stehstamperl, das ihm aber vom Wirthe verneigert wurde. Sofort

ist Steiner. hinausgegangen urd somit keine 50 Schritte hinter seinem Opfer gewesen. Nun sind Stelner und Berger allein, was sa geschah, wissen außer Gott nur die beiden, undwir werden es wohl nie erfahren, denn der eine ist stumm gemacht, und der andere verschweigt es nndiagt, er wisse nichts, er habe Berger nicht gesehen! „Sie haben', wendet sich der Präsident an den Zlngeklagten, „Sie haben uns allen hier Rechenschaft zu geben, wie Berger zu Grunde gegangen ist. Was lst mit Berger geschehen? Angesichts

der Besichtigung^der Lage, angesichts der vielen herumliegenden Schlaginstrumente, angesichts, daß Berger ganz nüchtern var, angesichts, daß Sie ausschließlich mit ihm allen waren, angesichts die ser Umstände stehen Sie wt Kain vor Gott. Wie Gott den Kam fragte, wo ist dein Bruder Abel? frage ich Sie, Steiner, was haben Sie mit Berger gemacht?' Die Antwort Stier's lautete nur: „Ich habe mit Berger gar nicht, gemacht. Es ist gut, daß es einen allwissenden Vott gibt. Führen Sie mich hinans auf den Galge

^ ich werde gewiß nicht anders sagen.' Präsident: „Ich bin kein Scharf richter, ich führe Sie nicht auf den Galgen. Ich mache Sie nur aufmerksam?» wie schwach ihre Ver theidigung ist. Auch die Vo!sstimme bezeichnet Sie als den Mörder, weshalb Se auch gleich verhaftet worden sind. Zndem haben Sie sich auszuweisen, wo Sie während 1'/, Stundet gewesen sind, da Sie den Weg nach Hause in eind (stunde leicht hätten machen können. Steiner schweigt. Präsident: „Also sind wir wieder an einem Abschnitte angelangt

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 12
Date: 21.12.1886
Physical description: 12
, sowie au meh-Idie Grube, in welcher Sreiner gefunden wurde, I wieder bei Niederbacher ein. reren großen Sreinen wurden Spuren frischen znm Theile ausgegraben haben. Nach einer halben Stunde verließ er, angeblich Blutes wahrgenommen und an einem der Steine Dieser Verdacht gegen Pokoruy wurde fcruers um Steiner aufzusuchen, das Gasthaus, begab sich klebten sogar kurze dunkle Haare. noch dadurch verstärkt, daß anläßlich der am selben nach Hause, legte hier den Rock ab und zog statt Es wurde ferners

Schwierigkeiten verbunden war und schon Franzensfeste in Gesellschaft seiner Geliebten Kres- auf Steiner zu watteil. Von diesem Garten aus k, der Tiefe von ungefähr einer Spanne stieß zeuz Huber und des Diurnisten Ernst Stempel — I will nun Pokorny, als er sich noch, wie er aus man auf einen beschuhten, mit der Sohle nach welche beide der That vollkommen sernc standen weiter unten darzulegende« Gründen ganz speziell aufwärts gekehrten Fuß und bald kam ein am - verhastet und nach Bruneck eskorrirr. ! betonte

, in Gesellschaft des Stempel befand, den Rücken liegender Leichnam, der sofort als der des Im Reisekoffer des Pokorny wurden ein blut-! gegen halb 1 Uhr Nachts zur Eisenbahnstation vermißten Postexpeditors Josef Steiner erkannt besteckter Rock und eine mit Am besudelte Unter-! fahrenden Postwagen gesehen haben; von diesem wurde, zum Vorschein. Steiner war bekleidet und Hose gefunden, wodurch der gegeu Pokoruy rege! Garten aus will er dann mit Stempel zur Post fand mau in der rechten Hosentasche l Papier

sein um nach Steiner zu sehen, uud in der Gilettasche die noch gehende und halb häuserer, wie dieser in seinem Verhöre am 5. Scp-! Da er jedoch die Thür verschlossen fand, ent- ZI Uhr zeigende Sackuhr. tember angab, den Betrag von 1024 fl. 62 kr. sernte er sich, bemerkte noch als er ins Freie ge- Dnrch die an der Leiche Steiner's vorgenommene mit dem Bemerken übergeben hatte, daß dieses treten war, daß ihm ein Manu aus einer gewissen Seclion wurde tonstatirt, daß derselbe iGeld vom Postexpeditor Steiner sei

! in seinem ersten Verhöre, an der Ermordung des worauf er sich dann mit seiner Geliebten Kreszenz der zerschmetterten Knochen und entsprechend der Josef Steiner Theil genommen zu haben, konnte Huber zur Bahn begab, für diese und sich selbst Hauptwunde (L) nicht einmal mehr im Zusammen-! aber uicht in Abrede stellen, am kritischen Abende Tour- und Retour-Ruudreisebillets nach Wien und hange mit einander, sondern als lose undunregel-Imit Steiner gewesen zu sein. für deu zufällig dort anwesenden Ernst Stempel

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Der Burggräfler
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Page 4 of 16
Date: 24.12.1886
Physical description: 16
gewesenen Notariatsschreiber Franz Pokorny, weil dieser mit dem ermordeten Steiner in regem Ber- lehr stand und an jenem Morgen mir dem Zuge um '/*9 Uhr plötzlich abgereist war. Der Sohn deS Stationsleiters Leopold Knoll in St. Lorenzen, der 13 jährige Franz Knoll, sagte auch vor der Kommission aus, daß er selbst und ein anderer Knabe (Lorenz Kuen) überAuftrag des Pokorny jene Grube ausgeschöpst habe, die dem Steiner zum Grabe bestimmt war. Mithin konnte an der Person des Thäters kein Zweifel

gefunden. Der Ver dacht wurde noch dadurch bestärkt, daß Pokorny in jener unheilvollen Nacht seinem Quartiergeber Peter Neunhäuserer, wie dieser im Verhöre angab, den Betrag von 1024 fl. 62 kr. mit dem Bemerken übergeben hatte, daß dieses Geld vom Postexpeditor Steiner fei. Pokorny, der ein Feind jeder regel mäßigen Thättgkeit war, eine unstete Lebensweise führte, und von der Zivil- und Militärbehörde wegen gewinnsüchttger Handlungen wiederholt abgestraft wurde, verdiente als Schreiber

nur 30—35 fl. per Monat. Er verließ seinen Dienst bei dem Notar Semaka unter dem Borwande, daß er sich dem Eisenbahndienste widmen wolle. Pokorny leugnete in seinem ersten Verhöre, an der Ermordung des Jos. Steiner theilgenommen zu haben, konnte aber nicht in Abrede stellen, am krittschen Abende mit Steiner beisammen gewesen zu sein. Er befand sich nämlich am Abend des 3. Dez. in Gesellschaft des Steiner, der Gendarmen Brabec, Wilhelmer, Hammer, des Diurnisten E. Stempel, eines gewiffen Lorenz Gotz

, des Geniefeldwebels Frz. Leitener und seiner Geliebten KreSzen Huber auS Sillian im Gasthause zum „Riederbacher' in der Nähe des Bahnhofes. Gegen ' ,9 Uhr ersuchte Pokorny den Steiner, mit ihm nach St. Lorenzen zu gehen, wo er (Pokorny) vom StationSleiter Leopold Knoll diesem geliehene 50 fl. einzuheben vorgab. Steiner ging deshalb ahnungslos mit. Im Verhöre am 20. Sept. gestand Pokorny die Mordthat ein, leugnete aber den Einbruch und Raub im Postlokale, da nach seiner Aussage Steiner die Postbeutel weggenommen

habe. Pokorny nahm zu Hause eine kleine Holz hacke mit, versteckte die Mordwaffe zwischen Brust und Hemd und ging damit zum „Riederbacher' hinaus. Als die Beiden in die Nähe der Grube gekonimen waren, erklärte Pokorny: „Ich erwarte den Knoll, bleiben wir da stehen,' worauf sie sich niedersetzten. Nach einigen Minuten stand der Po korny unter dem Borwande auf, d .ß er nachsehen müffe, ob der Knoll komme, während Steiner, den Kops auf die Hand gestützt, liegen blieb. Pokorny zog nun, nachdem

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Tiroler Sonntagsbote
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Page 5 of 10
Date: 25.12.1886
Physical description: 10
Geschlecht eine so starke Rolle, daß die zahlreichen Ver treterinnen desselben auch gleich 5 3 / 4 Stunden lang trotz Hitze und Gedränge im Saale aus harrten. Mit den Bericht über die Verhandlung selbst können wir uns kurz fassen, da wir unsere Mittheilungen darüber ohnehin nur sehr ver spätet bringen können. FranzPokorny, alias Brand (26 Jahre alt, geb. zu Brünn und ge wesener Schreiber zu Bruneck) war angeklagt, seinen guten Freund, den Postexpeditor Steiner am 3. September ds. Js. spät Abends

und die er für ihre Zuneigung nach Möglichkeit um Geld und Geldeswerth betrogen hatte. Als früh Morgens sowohl Steiner als auch die Postbeutel in der Kanzlei fehlten, hielt man ihn anfänglich für einen nun flüchtigen Defraudanten, doch bald wurde seine Leiche gefunden und der Verdacht fiel sofort auf Pokorny, welcher mittlerweile mit seiner zweiten Geliebten (einem Mädchen aus Sillian) nach Wien abgereist war. Der Mörder wurde in Franzensfeste verhaftet, wo auch seiner zeit Franzeskoni, der eine sehr ähnliche That

wuchsen, gestand er den Mord ein, beschuldigte aber dafür den armen Steiner noch über das Grab hinaus, daß derselbe die Post beutel selbst zur Thatstelle mitgebracht habe; der Mörder bezeichnete also sein Opfer auch noch als Defraudanten und zu welchem Zwecke? um nicht selbst als Raub-Mörder zu erscheinen. Erst als der schreckliche Mensch sah, daß ihm diese Angabe Niemand glaube, da nahm er, 5 Tage vor der Schlußverhandlung, diese infame Beschuldigung gegen Steiner zurück; dafür suchte

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Meraner Zeitung
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Page 26 of 28
Date: 21.12.1886
Physical description: 28
ein am Rucken liegender Leichnam, der sofort als der des vermißten Postexpeditors Josef Steiner erkannt wurde, zum Vorschein. Steiner klar bekleidet und fand man in der rechten Hosentasche 1 Papier- gülden und 1 Zehnkreuzerstück, iy der linken ein Federmesser, in der Rocktasche eiuen Handspiegel, ein Sacktuch und den Rest einer Virginier-Zigarre nnd. in der Gilettasche die noch gehende und halb N Uhr zeigende Sackuhr. Durch die an der Leiche Steinerls vorgenommene Section wurde konstatirt

und uiiiiiittelbare Ursache des Todes des Steiner erktärt, indem eben durch dieselbetl, ^ wie sich ferner, aus deu^ Gutachteit^ er gibt, die heftige Gehirlierschlstterüilig, HrAöD wel cher Steiner gestorben ist, MbMfühtt^wurLe. Was die Art und Weife der Zufügnng dieser Verletzungen betrifft so wurdendieselbennachAns- spruch der Experte» durch wiederholte, mW eines mit großer Gewalt geführte» sminpfen Justru- meiltes beigebracht und muß der Tod des Steiner wenige Minuten nach ' eMgter' Buchung ^chlge- treten

s-iu. ^ .V Auf Grund ^aller -dieser Ergebnisse erschien, es zweifellos, daß Steiner durch Mörderhalid um das Lebe» gekolnnien war, und daß mit dessen gewalt samen Tode Mch das Verschwinden- der.^oWentel im Zufammenhauge stehe. ,,. . , Der, Verdacht der Thäterschaft^leukie sich sofort gegen den geweseueli Notariatsschreiher Franz Po koruy, weil derselbe.,mit,,dem ermprdeteu Steiner im regen Verkehre .stand und an jenem Morgen lnit deni VL-Zllge voll Bruueck Plötzlich abgereist war, weil die Gerichtskommissiou

die Grube, in welcher Steiner gefunden wurde, zum Theile ausgegraben haben. Dieser Verdacht gegeu Pokoruy wurde serners noch dadurch verstärkt, daß allläßlich der am selben Tage ill der von Pokorny bei den Eheleuteu Maria und Peter Neuuhäuserer innegehabten Wohnung vorgellommeileu Hausdurchsuchung unter Anderem ein frisch getragenes, noch schweißdnrchnäßtes Hemd, welches am rechtsseitigen Aermel Blutspuren auf wies, gefunden wurde. Pokorny's Verfolguug wurde inwerzügli l; eingeleitet und wurde er schou

seinem Qnartiergeber Peter Nenn- häuferey wie dieser iu seinem Verhöre am 5. Sep tember angab, den Betrag von 1024 fl. 62 kr. mit dem Bemerken übergeben hatte, daß dieses Geld vom Postexpeditor Steiner sei. Franz Pokorny, zu dessen Charakterisiruug hier uur kurz bemerkt sei, daß er ein Feind jeder regel mäßigen Thätigkeit, von jeher eine nnstäte Lebens weise geführt hat, und schon wiederholt sowohl voll der Civil- als Militärbehörde wegeu gewinn süchtiger Handluttgeu abgestraft wurde, und sich schließlich

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Der Bote für Tirol
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Page 5 of 8
Date: 14.06.1880
Physical description: 8
sich ein Paar geschäftige Weiber aus dem hintern Psitsch, denen die Wärme ihrer Winterstube noch in Eriu- nermig ist. Die Wirthschaftsleitung im „Sterzinger- Hofe' steht auch Heuer wieder unter der Wittwe Rosina Schneider, einer sehr tüchtigen und geschäfts beflissenen Frau, die es an thnnlichsten Aufmerksam keiten gegenüber den Gästen gewiß nicht sehlen läßt. (Weitere Berichte sind uns erwünscht. A. d. N.) Aus dem Schwurgerichte. Innsbruck, 4. Juni. Prozeß wider Josef Steiner. (Schlnß.) Während Steiner

in Untersuchungshaft in Bozen war, hörte eine Amtsdienersgattin. die in der Küche beschäftigt war, wie Steiner dnrchs Fenster mit Gruber Josef, der ebenfalls eingesperrt war, davon gesprochen, was sie heute zu Mittag bekommen. Da stellte unter anderm Gruber an Steiner die Frage, ob er sich die Kost selbst zahlen müsse? Steiner hat hierauf, wie die Frau deutlich hörte, gefügt, „Wenn fie's drauf brächten, dann wohl, sonst aber nicht.' In dem „daranf brächten' dürfte offenbar ein indirektes Geständniß seiner Schuld

liegen und dies wahrscheinlich einsehend, gab er auf weitere Fragen Hubers keinen Aufschluß mehr, sondern schloß das Fenster. Wie bekannt, wurde Steiner schon im Dezember vorigen Jahres vom Schwurgerichtshofe ift Bozen zum Tode dnrch den Strang vernrtheilt, welches Urtheil vom obersten Gerichtshofe kassirt wurde wegen-des diametralen Gegensatzes zwischen dem Parere der Welsberger Gerichtsärzte Dr. Hell und Dr. Wagner, und jenem der Bozner Gerichts ärzte, welch letztere zur Verhandlung Angezogen wor

angeordneten Untersuchung hat, wie schon erwähnt, die medizini sche Fakultät ihr Votum im Sinne der Obdnklions- ärzte abgegeben. Nachdem alles dies erörtert war, gab der Präsident ein klares Bild der Umtriebe, die zu Gunsten Steiners von dessen Verwandten ge macht wurden, um dem Prozesse eine andere Rich tung zu geben. Steiner ließ nach seiner Verurthei- lnng in Bozcn durch seinen Schwager Georg Meß- ?ner eine Schrist verfassen, in der mehrere Punkte rol NKd Vorarlberg' Nr. RS3 angeführt sind, dahin

Unterberger ein naher Verwandter Steiners, hat den Muth gehabt, der Wahrheit die Ehre zu geben und uicht zu unterfertige». Auch mit Geldangebotcn u. s. w. wurde vorgegangen. Zugleich wurde dem Steiner auch ein günstiger lautendes Leumundszeugniß aus gestellt, um den Mohren weiß zu waschen. Meßmer sagte den Gemeinderäthen vor, diese Schrift bezwecke nur eine Milderung der Strafe Steiners. Ueber diese Umtriebe zur Rede gestellt, gestaud Steiner zu, selbst der Urheber dieser Schrist zu sein, erklärt

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Bozner Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 21.12.1886
Physical description: 12
Steiner desraudirtes Geld sei, während er den Rest dem Knoll anläßlich des diesem abgestattet«! Morgenbesuches übergab und muß hier bemerkt weiden, daß die 120 fl., welche sich Pokorny, wie oben erwähnt, vom Neunhänserer hatte ausfolgen lassen, von dem Betrage per 1024 fl. herrührten. Die Beweise der Schuld Pokorny's wuchsen in dessen immer mehr au und jeder Zweifel hieran, wenn überhaupt ein solcher noch bestehen konute, schwand, als aus Grund der vom Peter Neun hänserer gemachten Enthüllungen

die Nutzlosigkeit eines weiteren Leugneus ein und gestand anläßlich des mit ihni am 20. September aufgenommenen Ver höres ein, den Steiner ermordet zu haben, hielt jedoch die Behauptung, daß das mehrerwähnte Geld von Steiner defraudirt worden sei, ausrecht. Dieses gräßliche Verbrechen war eine Folge früherer böser Thaten und zwar des dem Po korny zur Last gelegten Verbrechens des Betruges zum Schaden der Maria Neunhäuserer. Franz Pokorny, welcher, wie oben erwähnt, bei den Ehelenten Neunhäuserer wohnte, lernte

, da er, wie erwähnt, selbst keine Mittel besaß und das von ihm so oft als Lock- und Beschwichtigungs mittel in's Feld geführte Sparkaffebuch nicht exi- tirte, so sei er daun auf den Gedanken verfallen, den Postexpeditor Steiner zu bitten, ihm aus der Verlegenheit zu helfen und habe er diesen, als er ihm Anfangs August angeblich die mehrerwähnten 20 fl. übergab, gebeten, ihm einen größeren Be trag aus der Postkasse zur Verfügung zu stellen. Steiner soll ihm auch wirklich versprochen ha ben

, ihm, wenn einmal die Kassakontrole vorüber ein werde, helfen zu wollen. Um diese zu begehende Defraudation habe sich nun, wie Pokorny sagt, ihr tägliches Gespräch ge dreht; Steiner habe jedoch die Sache immer hin ausgeschoben und erst am 2. September habe er erklärt, daß er ihm, Pokorny, am nächstfolgenden Tage das versprochene Geld bringen werde, ohne edoch eine Suinme zu nennen, während ihm Po- 'orny doch gesagt haben will, daß er 800-900 fl »rauche. Pokorny gesteht nun, schon Anfangs August, als ihm Steiner angeblich

das aus der Postkasse zu entnehmende Geld versprochen hatte, den Entschluß gefaßt zu haben, den Steiner nach der Uebergabe des Geldes zu ermorden und zu vergraben, damit er ihn, Pokorny, im Falle der Entdeckung der Defraudation nicht verrathe, da hiedurch auch die Neunhäuserer um ihr Geld ge kommen wären. Dieses Projekt theilte er sofort seinem guten Freunde und Helfershelfer Leopold Knoll mit, welcher, wie Pokoruy versichert, nicht nur voll kommen damit einverstanden war und dasselbe guthieß, indem er erklärte

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Bozner Zeitung
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Page 8 of 12
Date: 21.12.1886
Physical description: 12
koruy mi Orl und Stelle zu gehen, was sie auch thaten, um dort jedoch vergebens nach Stock und Hut des Steiner zu suchen; er machte ferners den Pokorny darauf aufmerksam, daß ihm bei der gestrigen Arbeit seine in der Nähe der Grnbc lie gende Schaufel zu Gebote gestanden wäre, ver sprach die Spuren, welche znr Entdeckung führen könnten, zu verwischen und die Sache besser zu richten, und begleitete endlich den Pokorny bis zum Auer'schen Stadel, ja ging sogar in den dor tigen Abort hinein

, um sich zu überzeugen, ob man wohl die vom Pokorny in denselben gewor fene Hacke nicht sehe. So ansrichtig und wahrheitsgetreu Pokorny's Geständnis; rücksichtlich des vou ihm an Sleiner verübteu Mordes ist, indem seine diesbezüglichen Angabe» in den betreffenden Erhebungen ihre volle Bestätigung gesunden haben, da anch die Hacke und der Schlüssel in den Aborten gefunden wur den, ebenso lügenhaft und empörend, ja geradezu absurd ist die Behauptung, das; Steiner die Post- beutel defraudirt habe! Demi abgesehen davon

, daß Steiner einer solchen Handlung gar nicht fähig gewesen wäre, daß er, wenn er eine Defrau- dation hätte begehen wollen, jedenfalls zur Hand kassa gegriffen hätte; daß nie und nimmer angenommen werden kann, daß Steiner aus reiner Gefälligkeit für Pokorny, ohne irgend welchen Vortheil für sich selbst, eine so bedeutende Defraudation begangen haben würde, uin schließlich auf solch' sinnlose Weise seine ganze Existenz zu verderben; abgesehen davon, daß sümint- tiche Gäste, welche sich am kritischen Abende

mit Steiner nnd Pokorny bei Niederbacher befunden haben, ausschließen, daß Steiner nnd dann Po korny etwas Volumiuöses, wie eben drei Post- qeutel, unter den Kleidern getragen haben, da dies jedenfalls aufgefallen wäre und daß endlich Po korny den Schlüssel zu dem Amtszimmer des Steiner uicht geraubt haben würde, wenn dieser die Postbeutel bei sich gehabt hätte, welche Um stände an sich schon Pokorny's Behauptung als hinsällig erscheinen lassen, wurde durch die iu dieser Hinsicht gepflogenen Erhebungen

zweifellos festge stellt, daß die Postbeulel aus der Kanzlei geraubt wurden, da ja der Postexpeditor Josef Hörmann mit Ausschluß eines jeden Irrthums hoch und theuer versichert, die von Steiner vorbercirelen vier Postbeutel, von welchen drei abhanden kamen und der vierte am Boden gefunden wurde, nicht nur um 8 Uhr, souderu auch um N Uhr, als er zu Bette ging, um welche Stunde der arme Steiner ja schon todt war, in der Kanzlei auf der Bar riere gesehen zu habeu und muß der Raub nach Mitternacht

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 5 of 16
Date: 10.06.1880
Physical description: 16
1805 gängig zn machen. Berger wollte davon nichts wissen, sondern drängte viel¬ mehr auf gerichtliche Errichtung desselben und kam zu diesem Behuf« zweimal in das Haus Steiners in den Sieslhof, wo ihn derselbe das zweitemal fort¬ jagte mit der Drohung: .Du TuiflSmandl! moch di außi oder i fchlog dt niecer " Später erklärte dies Berger zweien Zeugen gegenüber und setzte hinzu: „In dös Haus geh' i nimmer eint." Dem Steiner ließ

e« keine Ruhe und er ging am 9. August nach Bruneck, wo Markt war und erkundigte sich wegen des Vertrages bei einem Advokaten. Da scheint er nicht den gewünschten Er¬ folg erzielt zu haben, denn er erzählte, wie Zeuge Balthasar Pallhuber sagt, dem Wester, als ihn dieser fragte, wie eS mit dem Kaufe stehe? „Auf¬ richten muß ich, aber dies Teuflsmandl erschlage ich noch." Diese Drohung stellt Steiner in Abrede, er will nicht einmal in Bruneck

gewesen sein. Andern Tag- ging er nach Jnnichen, um, wie er sagt, sich bei einem rechtschaffenen Manne Rath zu holen. Er fand aber diesen rechtschaffenen Mann nicht, weil derselbe wegen falscher gerichtlicher Aussage mit zwei Jahren Kerker bedacht, damals seine Strafe abbüßte. Nun am 12. August hatten Steiner, Berger und Paßler Tagsatzung um 2 */ 2 Uhr Nachmittag« in Welsberg. Steiner wurde schon Vormittag 10 Uhr dort gesehen, wie er am Ufer des Caches

sinnend auf und abging und später, wo er neben dem Wege saß, den Kopf nachdenkend in die Hände gestützt. Buch diese Umstände negirt Steiner. Als nun in Folge der Unnachgiebigkeit Steiners kein Vertrag und auch kein Vergleich zu Stande kam, denn auch Berger wollte ohne Gewinn nicht zurücktreten, ging man aus¬ einander, und da Steiner erklärte, er werde schon in Innsbruck oder Bozen sein Recht suchen, somit jede Verständigung unmöglich

war, verließ Paßler die beiden, welche sodann mit Johann Schuster, Winkelwirth in Oberrasen, auf deffen Wagen der Heimat zufuhren und ihren Streit fortsetzten. Bei der Windscheur wurde eingekehrt, ein halb Liter Wein getrunken und da verlangte Steiner von Berger das Drangeld zurück, welch' letzterer erklärte, lieber einen Prozeß anzufangen, als das Geld zurückzugeben. Steiner schimpfte und von da fuhren sie fort nach Oberrasen und kehrten

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Meraner Zeitung
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Page 27 of 28
Date: 21.12.1886
Physical description: 28
Steiner defrautirtes Geld sei, während er den Rest dem Knoll anläßlich des diesem abgeftatteten Morgenbesuches übergab und muß hier bemerkt werden, daß die 120 sl., welche sich Pokorny, wie oben erwähnt, vom Neunhäuserer hatte aussolgen lassen, von dem Betrage per 1024 fl. herrührten. Die Beweise der Schuld Pokoruy's wuchsen in dessen immer mehr an und jeder Zweifel hieran, wenn überhaupt ein solcher noch . bestehen konnte, schwand, als aus Grund der vom Peter Neuu häuserer gemachten

. ^ - Nun sah auch Pokorny die Nutzlosigkeit eines weiteren Lengnens ein und gestand- anläßlich des mit Hm am 20. September aufgenommenen Ver höres ein,. den Steiner ermordet zu haben, hielt jedoch die Behauptung, daß das mehrerwähnte Geld von Steiner defraudirt worden sei, aufrecht. Dieses gräßliche Verbrechen war eine Folge früherer böser Thaten und zwar des dem Po korny zur Last? gelegten Verbrechens des Betruges zum' Schaden der Maria Neunhäuserer. Franz Pokorny, welcher, wie oben erwähnt

zu verschaffen, er aber diesem Versprechen niemals nachzukommen in der Lage gewesen wäre, da er, wie erwähnt, selbst keine Mittel besaß uud das vou ihm so oft als Lock- nnd Beschwichtiguugs- mittel in's Feld geführte Sparkassebitch nicht exi- stirte, so sei er dann anf den Gedanken verfallen, den Postexpeditor Steiner zu bitteil, ihm ans der Verlegenheit zu helfe» und habe er diesen, als er ihm Anfangs Angust angeblich die mehrerwähnten. 20 fl. übergab, gebeten, ihm einen größeren Be trag ans der Postkasse

. zur Verfügung zu stelleu. . Steiner soll -ihm auch wirklich versprochen ha be», ihm, wenn einmal die Kassakontrole-vorüber sein werde, helfen zu wolleil. ^ , v ! ,- . Um diese zu begehende Defraudation habe sich nun, wie Pokoruy sagt, ihr tägliches Gespräch ge dreht; Steiuer habe jedoch die Sache immer hin ausgeschoben und erst am 2 Septeulber habe er erklärt, daß er ihm, Pokorny, am nächstfolgenden Tage das versprochene Geld bringen werde, ohne jedoch eine Summe zu ueuueu, während ihm Po- korny doch gesagt

haben will, daß er 800- 900 fl. brauche. Pokorny gesteht mm, - schon Anfaugs August, als ihm Steiner augeblich das aus der Postkasse zn, entnehmende Geld versprochen hatte, den Entschluß gefaßt zu haben, den Steiner nach der Uebergabe des Geldes, zu ermorden und zn vergraben, damit er ihu, Pokorny, im Falle der Entdeckuug der Defraudation nicht, verrathe,' da hiedurch auch die Neulihäuserer nni ihr Geld ge kommen wären. ^ ^ ' Dieses Projekt theilte er sofort seinem gnten Freunde uud .Helfershelfer Leopold Knoll

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Der Burggräfler
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Page 5 of 12
Date: 08.09.1886
Physical description: 12
. Noch einige so heiße Tage wie die letzten, und der Plenten. den ge stern der Hagel verschonte, wäre wohl der Trocken heit zum Opfer gefallen. Bruneck, 5. September. (Mord und Einbruch.) Ein geradezu sensationelle, verwegene rind gemeine Mord- und Einbruchaffaire setzte gestern von Mittag an das ganze Städtchen in Aufregung. ' Nachdem der beim hiesigen Postmeister Ed. v. Grebmer be- dienstete zweite Expeditor Steiner seit Freitag abends verschwunden war uud Sanlstag früh im Postamtslokale ein Abgang von 1400

fl. be merkt rourde, glaubte man zuerst, Steiner sei zum Defraudanten geworden, was um so mehr frappirte, da sonst der 20jährige, aus Prags ge bürtige Steiner als ein harmloser, ehrlicher Bursche galt. Aber schon im Laufe des Bormittag wendete sich das Blatt. Ein Wirth von Dielen < heim passirte am Morgen den oberhalb St. Lo- renze» von der Reichsstraße abzweigenden Sei tenweg in's Enneberger Thal und sah einen Hut nnd Stock liegen, ohne sich weiter darum zu kümmern. Noch vormittag kehrte besagter Wirth

nach Bruneck zurück und erzählte von diesem Hut und Stock. Sogleich stiegen unheimliche Bermu- thnngen auf, Hut nnd Stock wurden aufgesucht und als Eigenthum des Steiner erkannt. Nach kilrzer Suche fand man in nächster Nähe Blut- spuren und hinter einem Gesträuch einen frischen Erdhügel. Jetzt wußte man, daß ein Berbrechen geschehen war. Eine gerichtliche Kommission war bald an Ort und Stelle und wurde Expeditor Steiner als Ermordeter ausgegraben. Der Schä del war ihm mit einem Steine eingeschlagen

zu in- sultiren, weshalb man den Verbrecher in einen Wagen bringen nnd in'S Gerichtslokal führen mußte. — Nun an die Beschreibung der eigent liche» That, soweit selbe bis jetzt aufgedeckt nnd bekannt ist. Knoll und Pokorny waren schon seit längerer Zeit gute Freunde, hatten aber schlechten Leumund. Seit einiger Zeit mußte be sonders der Pokorny den Steiner als Kameraden an sich zu ziehen. Freitag abends waren alle drei im Gasthause beim Niederbacher nächst dem Bahnhof beisammen. Nach 9 Uhr gingcil sie fort

und lockten den Steiner mit sich unter dem Bor wände, den Knoll nach Hanse zu begleiten. Ob genannter Seitenweg führt nun auch zur Halte stelle St. Lorenzen Diesen Weg haben sie ein geschlagen und dort den Steiner ermordet und cmgcgraben. Aber warum denn? Ja. jetzt kommt erst das Salz zur ganzen Geschichte — um den bei Steiner befindlichen Schlüssel zum Postamts- lokal zu bekommen. Gleich nach der That machte sich Pokorny wieder auf den Rückiveg. kehrte wieder beim Niederbacher Wirth ein uud trank

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Bozner Zeitung
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Page 2 of 12
Date: 21.12.1886
Physical description: 12
können, habe ich ihm mitgetheilt, er treibe mich zum Verbrechen; ich werde, da die Neunhäuferer mit Klagen und Exekution bedroht wird, den Steiner umbringen, um zu Geld zu kommen. Knoll hat )en Plan gutgeheißen. Anfangs meinte er wohl, ich soll Steiner nur betäuben und ihm die Post- chlüsseln rauben. Dazu wollte ich nicht bei- 'timmen. Der Angeklagte schildert, wie er an dem Abende, die Hacke unter dem Gilet, in Niederbacher's Gasthause neben dem harmlosen Steiner gesessen, ihn dann hinausgelockt und die schreckliche That

ausgeführt habe. Nach der That ist Pokorny zu Knoll gegangen, der sich benommen, als ob er berauscht wäre. Präsident: Hat Ihnen Steiner Mittheilung gemacht, daß imPostamte eine größere Geldsendung vorhanden sei. — Pokorny: Nein! — Nach dem Postraube übergab Pokorny 1024 fl. zur Aufbewahrung dem Neunhauserer und 400 fl. dem Knoll, sich selbst behielt er nur 62 kr. Am nächsten Tage erhielt er von dem Gelde von Knoll 20 fl., über das Andere wollte Knoll dem Pvkoruy einen Schuldschein ausstellen, worauf

er jedoch verzichtet habe, „die Quittung lag im Grabe.' sBeweauna.l Knoll leugnet, von Pokorny Geld erhalten zu haben, trotzdem erwiesen ist, daß er am Tage nach der That größere Auslagen gemacht habe. Präsident zu Pokorny: Haben Sie irgend welche Vorspiegelungen dem Steiner gemacht, daß er ohne weiteres mit Ihnen gegangen ist. — Pokorny: Steiner hat gerne mit mir verkehrt; er war so arglos, daß er ohne Mißtrauen über all hingegangen wäre. — Präsident: Das ist ja schrecklich und schauderhast! — Pokorny

(der sich mit dem Sacktuch den Schweiß wischt): Ja schrecklich! Wenn die Staatsanwaltschaft kein Wort richtig angebracht hätte, so ist das Wort „bestialisch', mit welcher sie meine That in der Anklage bezeichnet, am Platze. Ich bin ein schwa cher Mensch. Knoll kannte meine Schwächen, er hat sie ausgenützt. Ueber Vorhalt des Vertheidigers Dr. v. Grab mayer, daß Pokorny in der Untersuchung mit seinen Aussagen Steiner des Postdiebstahls ver dächtig habe, sagt Pokorny, es sei Alles richtig, was sich in der Anklage befindet

am Halse auch Suppulationen gefunden wurden. Pokorny lehnt ab, daß er Steiner gewürgt hätte; er wisse sich nicht zu erinnern, daß er Steiner am Halse an gerührt hätte. Die Aerzte sprechen aus, das Steiner, als er von dem Mörder in die Grube geworfen wurde, in Folge der Verletzungen schon todt gewesen fein muß. — Weitere Akten betra fen die Vornahme der Durchsuchung der Woh nung Pokorny's, die Auffindung des Betrages, welchen Pokorny dem Neunhänserer übergab und den dieser der Gerichtskommission

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Volksblatt
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Page 6 of 8
Date: 11.09.1886
Physical description: 8
der Stadt und Umgegend in furchtbare Aufregung brachte. Der beim hiesigen Postamte bedienstete Expeditor Steiner, von Welsberg gebürtig, wurde gestern vormittags mit eingeschlagener Hirnschale todt aufgefunden, resp, ausgegraben aus einer Vertiefung im freien Felde, welche von den Mör dern eingestandenermaßen schon einige Tage vorher zu diesem Zwecke gegraben worden war. Es gelang, der Mörder sofort habhaft zu werden. Es sind dies der vacirende Schreiber Pokorny aus Brünn gebürtig, ein übelbeleumundetes

sich dort in der verrufenen Schankstube auch solche Leute einzufinden, die eine ganz andere Aufgabe gehabt hätten, als gerade da zu erscheinen. Um zur Sache zu kommen, Pokorny wurde auch mit Knoll bekannt, in dessen ein samer Wohnung im Stationsgebäude oft ganze Nächte hindurch getrunken, gespielt und auch andern Lastern gefröhnt wurde. Diesen beiden gelang es, Steiner in ihre Netze zu ziehen, und obwohl Steiner wiederholt gewarnt wurde, schenkte er ihnen Zutrauen, und war oft in Gesellschaft

des Einen oder des Andern. Der Mord mußte schon geraume Zeit beschlossene Thatsache gewesen sein, da die Grube schon einige Tage früher gegraben wurde, wie der Sohn des Knoll bei der That bestandsaufnahme sagte. Freitag Abends nun fand sich Steiner nnt Pokorny im Gasthause des I. Nieder- bacher ein und zechten dort geraume Zeit. Um über 9 Uhr entfernten sich d'e Beiden in der Richtung nach St. Lorenzen. Wie die Mordthat ausgeführt wurde, darüber ist bis heute noch nichts Näheres bekannt, doch glaubt man allgemein, entweder

mit einem Hammer oder mit einem Steine, da die Hirnschale eingeschlagen war. Darauf wurde er, wie der niedergedrückte Rasen bewies, zur Grube geschleift und hinabgeworfen, und die Grube zugemacht und angestampft. Ungefähr eine Stunde später nach 10 Uhr kam Pokorny wieder in's Gasthaus zurück, fragte, ob Steiner noch nicht da sei, er habe ihm Geld geliehen, er müsse es zurückbekommen, da er es zu einer morgigen Reise unbedingt brauche. Er zechte darauf weiter, bis nach 12 Uhr. Dann be gab er sich auf die Lauer

und wartete, bis der andere Expeditor mit der Post zum um V,.1 Uhr nach Fran zensfeste verkehrenden Zug hinabfuhr. Den dem Steiner abgenommenen Schlüssel zum Postlokale benutzend, öffnete er die Thüre und nahm die für den Frühzug nach Oberpusterthal bestimmten Postbeutel, ca. 1400 fl. enthaltend mit sich und entfernte sich still, wie er ge kommen. Des Morgens, als Steiner nicht da war. und das Geld fehlte, da entstand eine gewaltige Auf regung und man glaubte anfangs, Steiner sei durch gebrannt. Jedoch

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 4
Date: 08.06.1880
Physical description: 4
eine ganz erträgliche Existenz gestattet. Mr. Mackey kam vor dreißig Jahren mit leeren Taschen aus Irland nach den Vereinigten Staaten, und heute ist er der Besitzer unermeßlicher Silberminen. Der Werth der liegenden Besitzthümer des Mr. Mackey über steigt weit den Betrag von 600 Millionen Gulden. Bon dem Schwurgericht. Innsbruck, 4. Juni. (Fortsetzung.) Auf Grund des ersten Gutachtens der Bozener Gerichtsärzte hatte der Bertheidiger des vom Schwurgericht zum Tode verurtheilten Steiner, Dr. Perathoner

Bruggenwirt m Mitterthal, Josef Gruber, Stadlersohn in Antholz, Eugen Lutterotti, Gendarm in Welsberg, Peter Unteregger, Schnapperbauer in Rasen, There sia Chilar, Kürschnermeisters-Gattin in Bozen, Balthaser Pallhuber in Mitterthal, Johann Berger, Mittelbauer in Oberthal, Josef Unterberger, Unteregger in Antholz, Georg Meßmer, Riederbauer in Antholz. Steiner seit 14. Aug. v. I. in Haft, betheuerte bei der heutigen Ver nehmung unschuldig zu sein. Er habe mit Berger, der von seinen Gläu bigern bedrängt

, daß wenigstens er, Steiner, angetrunken gewesen sei. Im Bade zu Salomonsbrunn habe ihn Berger ersucht, ihn nach Hause zu begleiten, und geäußert, er wolle bei ihm schlafen, da sie aber wegen des Hofhandels in Streit geriethen, sei Berger allein und kurze Zeit vor ihm fortgegangen. Seit jener Zeit habe er den, selben nicht mehr gesehen. Er selbst sei ungefähr um halb 12 Uhr nach Hause gekommen, und habe erst am andern Tag Bergers Tod in Erfah rung gebracht. An der Leiche desselben habe er nur gesagt

Wasserstand ein Leichtes gewesen sein, wieder aus demselben herauSzukom- men. Taschler über die Volksmeinung befragt, sagt, allgemein habe man sich geäußert, Steiner habe dem Berger einen Schlag auf den Kopf gege ben und ihn sodann ins Wasser geworfen. Der Leumund Steiners be zeichnet diesen als dem Branntweintrinken ergeben; er sei oft betrunken und dann streitsüchtig und roh, im ganzen Thal sei er gefürchtet. Sein Weib behandle er schlecht und habe sie häufig geschlagen; er sei ein ge- waltthätiger

Mensch. Von einem Hadernsammler wurde er bei einem Ehebruch mit seiner Dienstmagd überrascht. Daran vom Präsidenten erinnert, bemerkt der Angeklagte, das habe er gebeichtet. Steiner ist auch wegen Mißhandelns seiner Frau und weil er einem Bauer wegen eines Pferdehandels den Zeigefinger der rechten Hand abbiß, gestraft worden. Beide Thatsachen gibt er zu, nur meint er, bezüglich seiner Frau über treibe man Alles. Johann Schuster erzählt die Fahrt mit Steiner und Berger nach, seinem Gasthaus

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Der Burggräfler
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Page 3 of 16
Date: 24.12.1886
Physical description: 16
alt, katholisch, ledig, gewesener Diurnist; 2. Leopold Knoll von Mödling, 3? Jahre alt, ka tholisch, verehelicht und zuletzt StationSleiter in St. Lorenzen bei Bruneck. I. ES habe Franz Pokorny, alias Brand, am Abend des 3. September dS. Js. nächst einem von Bruneck nach St. Lorenzen führenden Feldwege gegen den Postexpeditor Josef Steiner, in der Absicht, denselben zu tödten und um sich einer fremden be weglichen Sache zu bemächtigen, durch mit einer Holzhacke aus deffen Kops in tückischer Weise

geführte Schläge auf solche Art gehandelt, daß daraus sofort deffen Tod erfolgte, und habe sich Pokorny bei obiger Gelegenheit des Schlüssels zum Amtszimmer des Steiner, welchen dieser bei sich hatte, und sodann dreier im Postlokale befindlicher Postbeutel mit dem Inhalte von 1429 fl 62 kr. wirklich bemächtigt. II. Derselbe habe dadurch, daß er der Marie Neun- häuserec in Bruneck a. im Herbste 1885 den Berrag von 200 fl. unter dem Borwande herauslockte, daß er diese Summe behufs Erlegung einer Kaution

, daß der Postexpeditor Jos>f Steiner nicht zu Hause sei und daß die von dem Letzteren am vorhergehenden Abende für die Frühpost vor bereiteten drei Postbeutel fehlten. Nachdem Herr v. Grebmer im Postamte den Abgang der drei Post beutel. in welchen sich nach den gemachten Erhe bungen Geldbriefe mit dem Gesammtinhalte von 1 429 sl. 62 kr. befanden, konstalirt hatte und sich ihm der Verdacht einer Defraudation seitens Steiner aufdrängte, benachrichtigte er die Gendarmerie von dem Vorfalle, welche nach allen Richtungen

hin de» vermeintlichen Dieb verfolgte. Auffällig war jedoch die Thatsache, daß die Handkaffe des verschwundenen Expeditors mit 30t» fl. Inhalt, sowie die Lokalgeld briefe mit 418 sl. in vollster Ordnung waren. — Bald sollte sich jedoch zeigen, wie unbegründet der gegen Steiner erhobene Verdacht war, und d,ß derselbe leider einem grausigen Verbrechen zum Opfer gefallen. Gegen 8 Uhr ftüh desselbigen TageS meldete sich bei Frau v. Grebmer ein ge wisser Johann Maier, Niedermaier in Dietenheim, der von Steiner'S

angeblicher Flucht gehört hatte, und erzählte, daß er auf dem Wege nach Saale» in der Nähe der Eisenbahn-Haltestelle St. Lorenzen an einem Feldwege, wo dichtes Gebüsch vorhanden war, einen Stock und einen Hut liegen gesehen habe, wie einen solchen der ihm wohl bekannte Steiner zu tragen pflegte. Diese Gegenstände habe er (Maier) unberührt liegen gelaffen und seien dieselben wahr scheinlich von einem Maurer, dem er begegnete, auf gehoben worden. — Postmeister o. Grebmer ließ sofort den betreffenden Maurer

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 7 of 16
Date: 10.06.1880
Physical description: 16
1 807 das Paulele nicht da sei. Auch sei er auffallend ruhig gewesen und zu Bette gegangen. Während des 13. August war er wenig sichtbar, er hielt sich in seinem Schlafzimmer verborgen, sperrte Nachmittags sogar die Hausthüre und ging erst gegen Abend aus. Er kam zuerst zum Kramer; dort traf er den Josef Gruber, der ihm mittheilte, daß Berger noch nicht zurückzekommen sei. Steiner erwiderte: „Ich habe ihn zuletzt im Badhause

gesehen; vielleicht hat er ein Rauscht gehabt und kann auswärts gegangen sein." Gruber ging hieraus fort. Auch Steiner entfernte sich und begab sich in's BruggerwirthshauS des Johann Steinküserer. Auw dort lenkte sich das Gespräch auf das Ereigniß, daß Berger noch nicht heimgekommen und der Wirth fragte ihn direkt: „Ja daß du da bist und der Berger nicht? Habt ihr an Rausch gehabt?" Steiner erwiderte darauf: „Ja an Rausch haben wir wohl

beide gehabt. Vom Badl bin ich ihm gleich nachgegangen, habe ihn aber nicht gesehen. In den Bach ist er nicht gefallen, das Wasser hätte ihn nicht weiter getragen, weil es zu klein fließt." Im weiteren Gespräche gab Steiner selbst einen indirekten Beweis seiner Schuld, indem er ausführte: „Mir wäre es lieber, wenn ich vom ganzen Verkauf¬ handel des Berger nichts wüßte, den Sieslhof nicht besäße, wohl aber 3000 fl. hätte, so wäre

ich zufrieden und würde mich auf und davon machen." Steiner will sich dieser Worte jetzt nicht mehr erinnern. Zeuge jedoch befragte ihn damals wie cs denn komme, daß er, der mindestens 10.000 fl, Barvermögen besitze, sich mit 3000 fl begnügen un^ davon machen möchte. Darauf ist Steiner heute noch die Antwort schuldig. Er stand auf, ging fort und kam ins Wegerwirthehaus. Dort ließen die Wirthin und ihre Tochter beide mit Namen Kreszenz Huber

sich mit Steiner über das Verschwinden Bergers in ein Gespräch ein, wobei ersterer sagte: „Ich habe das Paulele zuletzt im Badl gesehen. Das Tuifele wird schon kommen, vielleicht ist es in seinem Räuschl thalauswärks, statt thaleinwärts gegangen." Die Wirth m hat dann im Verlaufe des Gespräches an den Steiner die Frage gerichtet: „Hast du etwa den Paulele in reu Bach hineinzeschlagen?" woraus Steiner sagte: „A so, das thätet ihr mir auch zutrauen

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