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Schlern
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Page 15 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
der Nonnen und ihrer laxen Klausur, in den einschlägigen Akten von sonstigen größeren Verfehlungen und Uebelständen nie die Rede geht, ja Cu sanus selber Verenas sonstige Rechtschaffen heit ausdrücklich anerkennt. Ueberhaupt wäre es ein Unrecht, Sonnenburg nur nach dieser Episode, die wegen ihres allgemeinen Inter esses und ihrer dramatischen Bewegtheit mehr bekannt geworden ist als andere, zu beurtei len. Gewiß, die Nonnn sind auch sonst noch manchmal mit den Bischöfen in Streit gera ten, aber das gilt

auch von anderen Klöstern und war in alten Zeiten sozusagen selbstver ständlich. Und wenn wir zu Beginn des 15. Jahrhunderts unter der Aebtisfin Ursula Ritz von ärgerlichen Zuständen auf Sonnenburg hören, und um 1563 das „Zureiten" des be nachbarten Adels und der „Ausritt" der Nonnen auf die umliegenden Burgen beson ders stark im Schwünge stand, im Kloster gar manches nicht in Ordnung war und die Aeb- tisfin Barbara von Caldös, die selber mit üblem Beispiel voranging, schließlich aus dem Kloster entfloh, so gibt

das kaum ein anderes Bild, als wir es in den genannten Jahrhun derten auch sonst gewohnt sind. Waren aber die allgemeinen religiösen Verhältnisse gut, so herrschte auch auf Sonnenburg Ordnung und Frömmigkeit. Ja, von lutherischen Nei gungen hören wir hier sogar weniger als anderswo und seit dem 17. Jahrhundert bis zur Aufhebung stand das Frauenmünster wohl durchaus in guter Zucht. Die strenge Klausur fehlte zwar noch immer, aber auch von der ehemaligen Freiheit war keine Rede mehr, die Nonnen beteten

eifrig ihren Tag-, aber auch ihren Nachtchor, und wenn es auch nach allgenceinem Brauche bei größeren Fest lichkeiten ein gutes Mahl gab und Gäste ge laden waren und außerdem jeden Sonn- und Festtag die drei Kapläne, die seit unvordenk lichen Zeiten auf Sonnenburg den Gottes dienst versahen und in eigenen Häusern unter dem Stifte wohnten, und der Hosrichter und der Amtmann „bei Hofe" am Tische der Aeb- tissin speisten, so läßt sich doch aktenmäßig feststellen, daß im allgemeinen auch die Ver pflegung

Tink- hauser von düsterem Uebereifer wohl kaum ganz lossprechen, wenn er in den zerfallenen Mauern von Sonnenburg eine schaurige Drohung und eine warnende Erinnerung daran erblickt, daß die von Gott gesetzte Ge walt der Bischöfe sich von niemand ungestraft verhöhnen läßt, und wenn ihn die schwarzen Kellergewölbe unter dem Schutte wie klaf fende Höllenschlünde anmuten.*) Ja, bedenkt man die liebenswürdige Gastfreundschaft, die auf Sonnenburg allzeit und auch Brixen ge genüber geübt worden

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Schlern
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Page 16 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
der Sonnenburger Nonnen, die zumal durch die breite, nach oben ausein andergehende Form der Kopfbedeckung eine eigene Note erhielt. Im obenerwähnten Ri tuale der Einkleidung (1629) finden sich die Namen: Schapraun, Fäal, schwarzes Pörtl (am Haupt); weißer Schleier und schwarzer Weyhel als Bezeichnungen der einzelnen Teile der Sonnenburger Ordenstracht. Die anderen Nonnen zogen größtenteils zu ihren Verwandten und unter diesen war auch eine, die in Sonnenburg die Erinnerung an einen Herzensroman zurücklieh

, nämlich die Freiin Magdalena Theresia von Manegetta, die in ihre Heimat nach Wien zurückkehrte und vermutlich auch dort gestorben ist. Im Jahre 1761 wurden nämlich über Verwen dung der Kaiserin Maria Theresia zwei Non nen von Triest aus unbekannten Gründen nach Sonnenburg überführt. Zwar erregte das ausdrückliche Verbot der Kaiserin, nach dem Grund ihrer Abreise von Triest zu fra gen, in Sonnenburg einige Besorgnis und beträchtliche Neugier, jedoch inachten die bei den Fremden, wie es scheint

. Nach drei Jahren aber trat — die näheren Umstände sind nicht bekannt — bei der armen Baronesse ein innerer Um schlag ein, sie entschloß sich ihrer weltliche» Liebe zu entsagen und bat um die Aufnahme als Novizin, die sie trotz des starken Wider spruches einiger Frauen auch wirklich erhielt. Zwanzig Jahre verlebte sie nun als Nonne aus Sonnenburg und es mag ein eigenartiger Eindruck gewesen sein, als sie nun nach so langer Zeit, alt und innerlich verändert, ihre Heimat und vielleicht auch ihren einstigen

, eine Witwe, ließ nur einen einzigen Trakt, den einst die Aebtissin bewohnt hatte und der sich wohl am besten präsentierte, also die Prälatur oder den „Hof" unberührt, riß aber an den anderen Baulichkeiten alles heraus, was sie irgendwie verwerten und verkaufen kannte. Damit war mit der völligen Zerstörung der Anfang ge macht und bald werden die verfallenden Mauern wohl auch als Steinbruch benützt worden sein. Wer heute Sonnenburg besucht, dem wird vor allem die Ringmauer (Fig. 3) auffallen

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Schlern
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Page 12 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
Territorialgewalt, der nur die günstigen Be^ dingungen für eine vollkommene Ausbildung fehlten. Der ursprüngliche Vogt, der Bischof von Trient, war zu weit entfernt und die engen Beziehungen zwischen Trient und Sonnenburg verlieren sich im späteren Mit telalter vollständig. Dafür traten nun die Bischöfe von Brixen, in deren geistlichem Sprengel das Stift lag, in den Vordergrund, und seitdem die Nonnen im Cusanischen Streite die Vogtei förmlich dem Landesfür sten übertragen hatten, mischte

sich auch die Regierung immer mehr in die Stiftsangele genheiten ein. Die höhere Gerichtsbarkeit über Enneberg übten schon früh die Inhaber der Herrschaft Buchenstein aus, so wie das Hof gericht Sonnenburg in dieser Hinsicht dem landesfürstlichen Gericht Michelsburg unter stand. Das gab in Enneberg zu zahllosen Kompetenz-Streitigkeiten und ärgerlichen Händeln Anlaß, zumal mit den Herren von Schöneck und mit den Stücken, die im 13. und 14. Jahrhundert, und mit Brixen, das von dort ab die Herrschaften Buchenstein

auf der Prälatenbank des Tiroler Landtages Sitz und Stimme. Mit der Aushebung des Stiftes im Jahre 1785 hörte dann auch der letzte Rest der ehe maligen Herrlichkeit auf. Derselbe Prozeß, der im großen die Hoch stifte Brixen und Trient immer mehr um ihre weltliche Herrschaft und unter die Bot mäßigkeit der Grafen von Tirol und schließ lich Oesterreichs brachte, ist im kleinen auch bei Sonnenburg zu verfolgen: die Nähe mäch tigerer Nachbarn tat dem Stifte immer grö ßeren Eintrag. Im eigenen Bereiche aber, sozusagen

für den Hausgebrauch, liebäugelte man in Sonnenburg nicht ungern mit den Symbolen versunkener oder nie ganz durch gesetzter Herrlichkeit. Darum hielt man so lange an der Huldigung fest, wer die Aebtis sin besuchte, von dem hieß es, er gehe zu Hofe und der Aebtissin wurde wohl auch der Titel „fürstliche Gnaden" gegeben, wie sich auch das Stift selber, vielleicht auch mit Rücksicht auf seine Gründung durch einen Vorfahren der Görzer, das Attribut „fürstlich" beilegte. Diese dekorativen Beigaben taten niemand weh

der Aebtissin Antonia von Mörl Fürstbischof Graf Künigl selber in Sonnenburg war, zankte er sich eine volle Stunde mit den beiden landes fürstlichen Kommissären herum, während dessen die Dechantin, des Ausganges unge wiß, die Schlüssel, mit denen die Investitur erteilt zu werden pflegte, sorgsam versteckt hielt. Schließlich verfiel sie „aus sonderbarer Eingebung Gottes und des heiligen Schutz engels" auf den schlauen Ausweg, dem Bi schof den Kirchenschlüssel und zwei andere große nicht zum „Hauswesen

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Schlern
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Page 11 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
und Eier zu liefern hatten. 115 andere Zins höfe lagen in Täufers, besonders in Mühl- wald, wieder andere in Antholz und in der unmittelbaren Umgebung von Sonnenburg und auch sie hatten ähnliche Abgaben zu lei sten. Wein aber lieferten mehrere Höfe in Villanders, weiterhin die Weingüter in Uber etsch, Bozen, Auer, Pinzon usw. und fleißig verzeichnete der Sonnenburgische Amtmann Jahr für Jahr in seinem Büchlein, wieviel Fuder, Patzeiden und Bhrn aus dem Etsch lande und aus dem Eisacktale geliefert wur

Kiechelberge über Auer, hat sich in der zugehörigen St. Danrelskirche sogar noch eine Erinnerung an einen ähnlichen Etsch länder Aufenthalt in die Gegenwart herüber gerettet. Ein Votivbild erzählt uns nämlich, daß 1739 die Aebtissin Antonia von Mörl mit den Chorfrauen Judit von Jlsung und Elisabeth von Deisenhofen und „deren freielen und junckhfrauen" am Kiechelberge waren. Wie das Memoribuch von Sonnenburg be richtet, wollte die Aebtissin am St. Daniel hofe, der in der unmittelbaren Bewirtschaf tung

des Stiftes stand, aber zu wenig Ertrag zu liefern schien, zum Rechten sehen. *) Ferdinandeum. Innsbruck. Publiziert von V o. Zingerle im „Archiv für öfterr. Geschichte", Bd. 10, 1889, S. 1 ff. Freilich die weite Entfernung der Wein güter hatte auch ihre bedenkliche Seite. Sa lesen wir, wie im Streit des Cusanus mit Sonnenburg die Klausner bei der Durchfuhr den Stiftswein Wegnahmen und als ihn, da durch gewitzigt, die Sonnenburger ein ande- resmal in Villanders einlagern wollten, kam

es zwischen ihnen und den Brixnerischen Knechten beinahe zu einer richtigen Schlacht. Außer diesen zahlreichen Gütern besaß das Stift auch politische Rechte. Dazu gehörte das Hofgericht Sonnenburg und das Gericht Enne berg und sowohl hier wie in Mühlwald wurde der neugewählten Aebtissin ähnlich wie einer Territorialherrin und Fürstin sogar eine förmliche Huldigung üargebracht, zu der von jedem Hofe ein Vertreter erscheinen mußte. Von der letzten Huldigung, die im Jahre 1732 stattfand, ist uns im „Memori buch" *) eine ausführliche

, die Kommissäre und andere weltliche und geistliche Herren speisten im Gerichtshause. Die Lebensmittel hatte man größtenteils vom Stift hereingebracht, das Kochen aber besorgten die zwei Töchter des Richters, wofür jede einen blanken Spezies taler als Verehrung erhielt. In ähnlicher Weife ging die Huldigung in Sonnenburg *) *) Ferdinandeum. Vgl. Schneller, Skizzen und Kulturbilder aus Tirol, S. 124 ff.

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Schlern
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Page 9 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
Sonnenburg. Von Dr. Josef Weingartner. Bei St. Lorenzen im Pustertale erhebt sich hart über der Rienz ein mäßiger Felsenhügel, den weithin sichtbar ein ausgedehntes, aber größtenteils verfallenes Bauwerk krönt. Ur alte Spuren menschlicher Besiedelung, halb dunkle Erinnerungen an geschichtliche Vor gänge, an Grafen, Einsiedlers Nonnen, die im Volksmund längst zur Sage geworden sind, umweben diese schon von Natur aus eindrucksvolle Stätte mit geheimnisvollen Schauern. Wer an einem Sommergbend

da droben zwischen den freundlichen Felsen und zerbröckelnden Mauern sich ins spärliche Gras streckt und der weißgrün schäumenden Rienz und drüben dem Rauschen des Kloster waldes lauscht, der hört leicht den Widerklang von Nonnenpsalmen und wildem Kampsge- i lös heraus, und gewiß ist er dankbar, nach so vielem Dunklen, Sagenhaften, Unbestimm ten, was man ihm vorerzählte vom alten Sonnenburg, auch einmal etwas Klares und Sicheres zu hören. Heute saust, in völliger Umkehrung aller alten Verhältnisse

, die hungrigen Landfahrer hier vorüber wallten. Wo aber dieser Weg westlich von Sonnenburg in die heutige Reichsstraße mündet, erinnert die Kopie eines römischen Meilensteines an das ehrwürdige Alter dieser Verkehrsader. Sucht man doch hier in der Nähe das alte Litamum oder feit Mommsen das römische Sebatum und droben in Lothen, am Burgkofel, wo man tatsächlich noch die Spuren einer prähistorischen Wallburg fest stellen kann, stand nach der Volkssage eine große Heidenstadt. Auch die Pfarrkirche von Lorenzen

überlassen. Wohl aber macht es schon allein die Lage wahrscheinlich, daß Sonnenburg eine feste prähistorische Wohn stätte war und aus dieser primitiven Anlage wird sich dann die Suanaburg entwickelt ha ben, die wir um das Jahr 1000 im Besitz der Gaugrafen vom Pustertal finden. Wie eine tirolische Burg in dieser Zeit ausgesehen hat, weiß allerdings niemand zu sagen. Das Ganze dürfte ziemlich primitiv gewesen sein und bei den Wohnbauten hat wohl auch noch das Holz eine bedeutende Rolle gespielt

keine Lust fand, Kleriker wurde, aus seiner Burg ein Frauenkloster machte und selber ein Einsiedlerleben führte. Noch heute zeigt man auf Sonnenburg etwas abseits die Ruine eines kleinen Gebäudes, wo der Stifter nach der Legende gehaust haben soll. Hier sei er auch 1041 gestorben. Sein Grabstein aber, der nach der Zerstörung der Klosterkirche nach St. Lorenzen übertragen und dort an der Fassade der Pfarrkirche eingemauert wurde, stammt erst aus dem Beginn des 18. Jahr hunderts. (Fig. 2.)

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Page 10 of 40
Date: 01.02.1923
Physical description: 40
Codifizierung fähig. Denn als um Neujahr 1180 Bischof Salomon von Trient mit einem großen Gefolge von Domherren und Vasallen zu Sonnenburg j weilte, fragte er in einer feierlichen Ver sammlung nach diesen Rechten des Vogtes und im Namen des Stiftes und seiner adeli gen Dienstleute trat Volkmar von St. Mar tin, ein Sproß des im nahen St. Martin an sässigen Ministerialengeschlechtes, als Spre cher auf und gab dem Bischof Antwort auf seine Frage. Was aber da als Vogteirecht aufgezählt wird, besitzt

der Bischof ge gen Norden an den kaiserlichen Hof, mußte das Stift in Sterzing oder sonst irgendwo an der Brennerstraße seiner und seines Gefolges warten und sie in allem verpflegen; begleitete er den Kaiser oder König auf einem Römer- ;uge, mußte Sonnenburg einen ausgerüste ten Reiter, einen Schildträger, ein gutes Saumpferd mit zwei guten Reitkissen, außer dem ein Handtuch, ein Leintuch und zwei Reisekoffer mit einem Teppich oder einer Bärenhaut als Decke beistellen. Den Reiter hatte aber von Trient

Konrad II. nach dem Tode der Aebtissin Beatrix mit sechs Domherren und zwanzig Adeligen in Sonnenburg erschien — sehen wir, daß die Trientner Bischöfe von ihrem weitgehenden Gastrechte im Frauenmünster ernstlichen Ge brauch machten. Für unsere Phantasie aber ist es ein lockendes Spiel, die Umgebung des heute so stillen Felsenhügels mit zahlreichen Rossen und Reitknechten, das Stift selber aber außer mit den Nonnen mit der „Mari- nata nobile", mit dem glänzenden Gefolge des Herrn von Trient

Teil seiner Güter dem Stifte überlassen und auch Bischof Ulrich, der erste Vogt, folgte dem Beispiel seines Vetters. Im Laufe der Zeit werden noch andere Schenkungen dazu gekommen sein. So gaben z. B. im Mittel- alter begüterte Adelige dem Stifte, wo eine ihrer Töchter Aufnahme fand, als Aussteuer einen Grundzins, ein Stück Feld oder einen ganzen Hof, während in späterer Zeit eine bestimmte Geldsumme — auf Sonnenburg *) *) Codex Wangianus.

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