die Kindermärchenpracht des Weih nachtsbaumes. Jetzt ist alles fort! Die leeren Gläser stehen noch am Tisch und einige Süßig keiten liegen im Teller. Ueberall herum die Ge schenke und ein Tannenzweiglein am Boden, mit einem roten Band umwunden. Bei meinen Sachen lag ein Buch, ein schö nes, teures. „Ein Sonnenbuch" und drinnen stand: „Von deiner Sonnenschwester." Ja, ja, Sonne! Nebel draußen und Nebel drinnen, überall Winter und verschneites, er storbenes Glück! — — „Grüß dich Gott, Erwin!" Ich wandte mich mürrisch
zur Tiir. „Bist du schon in der Kirche gewesen?" Wie konnte ich doch so unwirsch und lieb los fein? Sie stand in der Tür und ihr Gesicht strahlte. Sie war schön im dunklen Winter kleid, im weißen, weichen Pelz. Und ihr Auge lag klar und freundlich auf mir. „Ja, ich habe die Sonne gesehen!" O die Sonne, die Weihnachtssonne! Darum ist ihr Herz so warm, ist ihr- Blick so lieb und gut. Kein Nebel, kein Winter, kein Tod ist in ihrer Seele. Dort ist noch im mer Weihnachten, selige, gnadenreiche, unge
brochene Weihnachten, Weihnachten das Leben lang. Sonnenschwester! Ja. nurr will ich auch die Sonne sehen, die Weihnachtssonne! - Urvätererbe in 'unseren Weihnachtsbräuchen. Nach Hermann Mang: „Unsere Weihnacht." Seit langen Jahrhunderten schlingt sich um das Weihnachtsfest ein reicher Kranz von Bräuchen, die auf das Himmelskind Hinweisen, Bräuche, die von der Kirche oder vom ge- staliungsfreudigen Sinn des Volkes geschaffen wurden und dazwischen hinein drangen sich wie lichte Elfen und dunkle Schatten
". Die Kirche hat ihren neuen Kindern die alten Gepflogenheiten belas sen, soweit sie durfte, hat, was als harm los und gut im Schatten des Heidentums blühte, von der milden Sonne des Glaubens überleuchten und so erst recht zum Volksgut werden lassen. Mancherlei Aberglaube spinnt dazwischen, jedes Aeckerlein zeitigt auch sein Unkraut. In folgenden Zeilen ein paar Beispiele für dies Ineinanderweben Heiden deutscher und christlicher Volksbräuche an der Zeit der läng sten Nächte, an Weihnachten. An Sankt
zu zeichnen oder Räder übers Dach zu schleudern, vielleicht ein Stück von germanischem Sonnendienst, denn das Rad ist ein Bild der Sonne. In Prettau und im ganzen Ahrntal wird an den Klöcklabenden ein Spiel gefpielt, das in der Urform eine heidnische Schicksalsbe fragung darstellt, wie Bleigießen, Schuhwer fen u. ä. Diese und andere Bräuche an den längsten Winterabenden weisen mehr oder weniger aus den Seelenglauben der Germanen zurück, denn das Fortleben der Seele gehört neben dem Glauben an ein höchstes
