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Schlern
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Page 17 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
. und Herzog Sigmund gegeben. Nun gab der Kaiser dem Vetter am 1. Dezem ber freies Geleit für eine Reise an seinen Hof. Wenige Tage später reklamierte Friedrich III. das Erbe des Ladislaus jedoch für sich. Sigmund reiste Mitte März 1458 nach Wiener Neustadt, wo der Kaiser ihm am 24. April die Privilegien be stätigte. Er ersuchte Albrecht VI. um Kopien der Hausverträge, die 1453 hinter seinem Rücken abgeschlossen worden waren. Friedrich III. beanspruchte das ge samte Erbe als ältester Habsburger

für sich. Nun kam auch Albrecht VI. am 25. April nach Wiener Neustadt zu den Verhandlungen. Am 1. Mai verhandelte Her zog Sigmund mit Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut, mit dem er seit 1455 verbündet war. Dieser war an den kaiserlichen Hof gekommen, um von Friedrich III. die Reichsstadt Donauwörth zurückzuverlangen, die einmal zu Bayern gehört hatte. Albrecht VI. brach am 2. Mai die Verhandlungen mit dem Kaiser ab und ritt nach Wien zurück, wohin Sigmund ihm folgte. Verbittert erklärte der Erz herzog

, er habe nun 18 Jahre lang vergeblich mit seinem Bruder um sein Erbe gekämpft. Nun kam es zum Abschluß einer Reihe von Verträgen zwischen Al brecht VI. und Sigmund. Am 10. Mai 1458 trat Albrecht Sigmund die gesamten Vorlande ab und erhielt dafür Sigmunds Drittel von der Erbschaft des Ladislaus Postumus, d. h., der Herzog trat dem Vetter dafür seine Erbansprüche auf Öster reich bis auf eine jährliche Rente ab. Der Erzherzog teilte dies den Ständen in den Vorlanden mit und befahl ihnen, Sigmund zu huldigen

. Von diesem Zeit punkt an verlor die österreichische Erbschaft für Sigmund an Interesse. Friedrich III. versuchte nun, die Auslieferung der Vorlande an Sigmund zu unterbinden. Am 28. Juli 1458 verbot er den Städten Laufenburg und Rheinfelden, Sigmund zu huldigen, da Albrecht VI. die Vorlande ohne seine Genehmigung an Sigmund übergeben habe. 1 ') Der böhmische König Georg Podebrad vermittelte am 21. Au gust 1458 einen Friedensvertrag zwischen Friedrich III. und Albrecht, nach dem Öberösterreich an Albrecht

und Niederösterreich an Friedrich fallen sollten. Dafür mußte der Kaiser das Königtum Podebrads de facto anerkennen. Herzog Sigmund hatte bei den Erbschaftsauseinandersetzungen nicht zuletzt deswegen so gut abgeschnitten, weil sich die Gesandten des französischen Königs für ihn eingesetzt hatten; der französische Diplomat Jean de Champdenier bezeichnete den Vertrag vom 10. Mai 1458 sogar als sein Werk und berichtete dem Dauphin, Friedrich III. sei über seine Intervention derart verärgert

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Schlern
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Page 12 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
Friedrich III. wegen der „Arrogation“ nicht anerkannten Kurfürsten Wert legte, zumal dieser über einigen Einfluß bei den Eidgenossen verfügte. Das Bündnis war auch das erste in der Reihe von Verträgen, die Sigmund mit dem bayerisch pfälzischen Block im Reiche verbanden. Auch nach Beendigung der Vormundschaft gab es genügend Konfliktstoffe zwischen Herzog Sigmund und dem König. Bis zur ersten großen Aussöhnung zwischen den beiden Vettern im Jahre 1464 besuchte Sigmund weder einen Reichstag

noch unterstützte er die Reichspolitik seines Vetters in nennenswerter Weise. Seine Lehen erhielt er erst 1458. Zu Beginn seiner Regierungszeit schloß sich Sigmund nur zögernd der Kirchenpolitik des Königs an, der 1448 das Kon kordat mit dem apostolischen Stuhle abschloß. Zum ersten Konflikt kam es 1447, nach dem Tode Filippo Maria Viscontis, als Friedrich III. Mailand als erledigtes Reichslehen einziehen wollte. Sigmund aber wollte selbst Mailand erwerben und ließ seine diesbezüglichen Wünsche dem König

vortragen, der jedoch nicht dar auf einging. Mit Beharrlichkeit verfolgte Sigmund über Jahrzehnte hinweg kon sequent die gleichen Ziele. Noch 1476, nach der Ermordung Herzog Galeazzo Marias, verlangte er wiederum von Friedrich III. die Belehnung mit Mailand, der ihm auch diesmal den Wunsch abschlug. Die nächsten Konflikte entstanden im Jahre 1450. Zunächst trug das freund schaftliche Verhältnis zu Albrecht VI. seine Fx’üchte: Am 4. März 1450 übergab dieser seinem Vetter einen Teil der Vorlande

: die Markgrafschaft Burgau, Rap- perswil, Freiburg im Üchtland, den Thurgau, die habsburgischen Besitzungen im Hegau und Rheinfelden sowie - auf dem Papier - die Städte Schaffhausen und Radolfzell. Dafür sollte Sigmund zwei Jahresraten von je 20.000 Gulden und dann sechs Jahre hindurch jährlich 9000 Gulden an Albrecht bezahlen. Ein Hauptmotiv dafür dürfte gewesen sein, daß Sigmund gegenüber den Eidgenossen und Reichsstädten noch nicht kompromittiert war wie Albrecht und zudem mit der Unterstützung König Karls VII

. von Frankreich rechnen konnte, seit er 1448 Eleonore von Schottland geheiratet hatte, die vom französischen König wie eine Tochter angesehen wurde. Außerdem hatte Albrecht nur die gefährdeten Besit zungen an der Peripherie der Eidgenossenschaft abgetreten, die wesentlich besser gesicherten Gebiete im Elsaß und Schwarzwald hingegen behalten. Sigmund nahm jedoch, was er von seinem väterlichen Erbe bekommen konnte. Der Kauf der halben Herrschaft Bregenz (1451) und die Erwerbung des Tannbergs

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Page 11 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
bewahren. Friedrich III. reiste nun mit seinem Bruder Albrecht nach Nürnberg, um auf dem Reichtstag die Unterstützung Zürichs gegen die Eidgenossen zu er reichen. Albrecht VI. erhielt von Friedrich die Verwaltung Tirols und der Vorlan de auf vier Jahre übertragen. Der junge Herzog Sigmund war bei diesen Abma chungen zu Anfang September 1444 in Nürnberg persönlich anwesend. Albrecht VI. übernahm jedoch lediglich die Verwaltung der Vorlande, wo es ihm gelang, beachtliche Erfolge

nicht nur den aus dem Lande geschafften Schatz Friedrichs IV. behalten durfte, sondern daß Sigmund ihm auch noch erhebliche Summen zahlen und sich verpflichten mußte, außenpolitisch keine eigenen Wege zu gehen. Die niederösterreichischen Herr schaften, die Albrecht II. Herzog Friedrich IV. verpfändet hatte, mußte er dem König unentgeltlich überlassen. Am 31. Dezember 1445 vermittelten Albrecht Achill und Markgraf Jakob von Baden den Frieden zwischen dem König und den Tiroler Ständen. Sigmund sollte nun freigelassen

werden, mußte sich aber ver pflichten, seinem Vetter Albrecht, der die Verwaltung der habsburgischen Vor lande mit Ausnahme der Herrschaften Feldkirch und Bludenz behielt, jährlich 16.000 Gulden zu bezahlen. Auf sechs Jahre sollten alle drei Habsburger die leo- poldinischen Besitzungen zur gesamten Hand besitzen. Am 6. April 1446 kam es dann in Wien zum Abschluß einer Hausordnung zwischen Friedrich, Albrecht und Sigmund, die sich verpflichteten, ohne Zustimmung der anderen keine Ge biete zu verkaufen

und zu verpfänden. Sigmund mußte sich am 8. April ver pflichten, Albrecht VI. jährlich 20.000 Gulden, Friedrich III. hingegen jährlich 2000 Mark zu zahlen und ihm einen Schuldschein über 30.000 Gulden zu geben. Seit dieser Zeit blieb Sigmund sein ganzes Leben hindurch voller Mißtrauen gegen seine Verwandten. Dies betraf besonders sein Verhältnis zu Friedrich III., das nun durch Jahre hindurch getrübt blieb. Vom April 1446 bis zum April 1458 sahen beide Vettern sich nicht mehr wieder. Die erpresserischen

Verträge vom April 1446 legten den Grundstein dazu, daß Sigmund sich 1460 der antikaiserli chen Opposition im Reiche anschließen sollte. Das Gefühl, von Friedrich III. übervorteilt worden zu sein, verließ ihn zeit seines Lebens nicht mehr. Der junge Herzog versuchte nun, zunächst seine Herrschaft in Tirol und in der Herrschaft Feldkirch zu festigen. Das Verhältnis zu Albrecht VI. entwickelte sich zunächst gut. Das erste Ziel der Politik Sigmunds war, alle die Gebiete zurück zugewinnen, die sein Vater

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Page 27 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
darauf beleuchtet seine territorialpolitischen Abrundungstendenzen, die bereits in den Jahren 1456 bis 1460 im Hinblick auf das cillische Erbe und die Görzer Besitzungen im Drautal zu großen Erfolgen geführt hatten: Der Kaiser verzichte te daher jetzt stillschweigend auf die Vorlande, nicht aber auf Oberösterreich. Das nur geringe Engagement des eher nach Schwaben als nach Österreich orien tierten Sigmund, der zu den östlichen habsburgischen Gebieten keine engere Bin dung gewann, führte

schließlich dazu, daß die oberösterreichischen Stände sich am 2. Jänner 1464 für den Kaiser entschieden. Daß die Annäherung zwischen dem Kaiser und Sigmund bereits vor dem Tode Albrechts eingesetzt hatte, zeigt sich daran, daß die ständigen Versuche des Cu- sanus, einen Keil zwischen beide Vettern zu treiben, seit Herbst 1463 keine Er folge mehr zeigten. Als der Kardinal wieder einmal die Schweizer zu Aktionen gegen Sigmund aufforderte, wandte sich Friedrich III. am 26. November 1463 an die Eidgenossen

und Bischof Ortlieb von Chur und forderte sie auf, sich von nie mandem gegen Herzog Sigmund aufhetzen zu lassen. 48 ) Ende Januar 1464 kam es zu einer vorläufigen Einigung, bei der der Kaiser seinem Vetter vorerst ein Drit tel der Einkünfte Österreichs überließ. Friedrich III. erklärte sich am 2. Februar 1464 gegenüber dem Papst bereit, im Cusanusstreit zu vermitteln. Am 15. Febru ar befahl Sigmund, die Rüstungen gegen den Kaiser einzustellen. Da sich nicht nur Herzog Ludwig

, sondern nun auch der Pfalzgraf um ein gutes Verhältnis zum Kaiser bemühten, wurde Sigmund auf diese Weise die Rückendeckung durch die Wittelsbacher entzogen, so daß ihm kaum eine andere Wahl blieb als einzulen ken. Auch die neuerliche Aufforderung Albrecht Achills vom 13. März an den Kaiser, doch die Vorlande zu besetzen, konnte dessen Absicht nicht beeinträchti gen, mit Sigmund unter günstigen Bedingungen ins reine zu kommen. Leider wis sen wir zuwenig über die gescheiterten Verhandlungen Albrechts VI. mit den Eidgenossen

um eine „ewige Richtung“ 49 ) und über das Scheitern des Projektes, die Waldstädte am Rhein und den Schwarzwald an die Stadt Basel zu verpfän den/" 1 ) Es deutet alles darauf hin, daß sich das Verhältnis zwischen Österreich und den Eidgenossen Ende 1463 wieder verschlechterte. ' 1 ) So brauchten der Kai ser, der Papst und Herzog Sigmund als Nachfolger Albrechts VI. in den Vorlan den jeder auf seine Weise den Frieden. Alle Bemühungen des Cusanus, den Ab schluß eines Friedensvertrages zum Scheitern zu bringen

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Page 24 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
städte ihm die Fehde an. Herzog Sigmund unterstützte Ludwig mit einigen Trup penkontingenten. Ende Februar wollte eine Hilfstruppe des Bischofs von Trient nicht nach Bayern abrücken, weil sie der Sprache der Bayern nicht mächtig sei. Es scheint, daß Herzog Ludwig mit Hilfe Herzog Sigmunds in Schwaben eine zweite Front aufbauen wollte. Am 12. Juli ließ Ludwig Herzog Sigmund 100 Sol daten nach Schwaben schicken. 3 ") Es ist denkbar, daß sie gegen Albrecht Achill eingesetzt werden sollten

, der in der Gegend von Ulm operierte. Sigmund aber scheute sich, zu offen gegen den Kaiser aufzutreten. Am 16. Februar schickte er Herzog Ludwig weitere 400 Söldner nach Bayern, also nur etwa ein Drittel des vertraglich vereinbarten Kontingentes. In Dingolfing verhandelte Ludwig mit ei ner Delegation aus Innsbruck unter der Leitung von Laurentius Blumenau, den er über die Gespräche in Budweis und Krumenau informierte. Er dankte Sig mund für seine Unterstützung und entwarf ein günstiges Bild von der Lage

und betonte, ein bayerischer Sieg über die Kaiserlichen werde auch Herzog Sigmund von Nutzen sein. Er ersuchte Sigmund, den Handel der Reichsstädte zu blockie ren und seinen Gegnern die Fehde anzusagen. Schließlich kam wieder der „Wink mit dem Zaunpfahl“ in Richtung Eidgenossenschaft: Er nehme an, ließ Ludwig Herzog Sigmund ausrichten, man wisse am Innsbrucker Hofe von den Machina tionen, welche der Kaiser bei den Eidgenossen gegen ihn und Albrecht VI. unter nehme und daß auch die Gradner daran beteiligt

seien. Es gelte daher, die Be strebungen der Markgrafen von Brandenburg und Baden, des Grafen Ulrich von Württemberg und der Reichsstädte zu durchkreuzen, sich mit den Eidgenossen zu verbünden. Der Pfalzgraf habe ihn darum ersucht, Sorge zu tragen, daß die Wit telsbacher, Albrecht VI. und Sigmund zu einer Einigung mit den Eidgenossen kä men. Dazu sei es freilich notwendig, daß die beiden Habsburger auf die verlore nen Gebiete verzichteten und bereit seien, den Status quo anzuerkennen. Es sei

sonst damit zu rechnen, daß Friedrich III. mit seiner Absicht, die militärische Schlagkraft der Eidgenossen zu gewinnen, ihnen zuvorkommen und den Verzicht vor ihnen leisten werde. Man sage auch, Friedrich III. habe den Eidgenossen be reits ein derartiges Angebot gemacht und erklärt, er sei auch bereit, die Geneh migung des Papstes zu einem derartigen Schritt einzuholen. Wenn Sigmund ein verstanden sei, solle er auch Albrecht VI. dafür gewinnen; dann könnten der Pfalzgraf und er einen Verhandlungstag

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Page 18 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
Im Laufe des Jahres 1458 wurde der Gegensatz zwischen der bayerisch-pfälzi schen und der kaiserlich-brandenburgischen Partei im süddeutschen Raum im mer unüberbrückbarer, nachdem Herzog Ludwig IX. am 19. Oktober 1458 die früher bayerische Reichsstadt Donauwörth eingenommen hatte. Als sich die bei den Blöcke Ende 1458 formierten, versuchte Herzog Sigmund zunächst noch, ei nen völligen Bruch mit der kaiserlichen Partei zu vermeiden. Am 29. November 1458 verbündete Sigmund sich für zwei Jahre

und der kaiserlichen Partei und zwischen Herzog Sigmund und den Eidge nossen. Ihm ging es darum, die europäischen Fürsten für einen Kreuzzug gegen die Türken zu gewinnen. Dazu suchte er auch Herzog Sigmund zu bewegen. Die Eskalation des Streites zwischen dem Herzog und dem Kardinal kam ihm dabei äußerst ungelegen. Sigmund hingegen bemühte sich auch um ein gutes Verhält nis zu den Wittelsbachern. Die Versuche des Cusanus, Albrecht III. von Bayern- München gegen Sigmund einzunehmen, indem er einem seiner Söhne

von Mantua, auf dem Pius II. sich vergeblich bemühte, den Streit des Herzogs mit Kardinal Cusanus beizulegen. Es wurde auf dem Kongreß vereinbart, daß ein päpstlicher Legat in Nürnberg an einem Reichstag teilnehmen sollte, auf dem die Türkenhilfe vereinbart werden sollte. Auf seiner Reise zum Mantuaner Kongreß besuchte Albrecht Achill Herzog Sigmund in Innsbruck und schloß am 28. Dezember 1459' ) ein Bündnis auf fünf Jahre mit ihm ab. Herzog Sigmund hatte also immer noch nicht mit der kaiserlichen Partei

gebrochen. Der große Umschwung erfolgte erst in den nächsten Monaten. Da Pius II. immer noch mit der Unterstützung Sigmunds rechnete, zeigte er sich in der Brixner Frage und in der Eidgenossenproblematik konziliant. Am 2. Jänner 1460 erließ er ein Breve an den Bischof von Basel und die Äbte von Stams und Kempten und forderte die Prälaten auf, unter Androhung von Bann und Interdikt gegen jeden vorzugehen, der Herzog Sigmund Land wegnehmen wolle. Nachdem die Stadt Stein, die bis 1415 zur Hälfte

ein österreichisches Pfand gewesen war, sich am 6. Dezember 1459 der Eidgenossenschaft angeschlossen hatte, forderte Pius II. am 18. Jänner 1460 den Bischof von Augsburg und den Abt von Kempten auf, dafür zu sorgen, daß die Eidgenossen Herzog Sigmund die weggenommenen Besitzungen zurück gäben. Nun kam es jedoch zu einer Verschärfung der Konflikte im Reiche. Zunächst brach im Dezember 1459 im Drautal der Görzer Krieg aus. Dann wech selte der Böhmenkönig, der sich noch am 2. August 1459 mit dem Kaiser verbün det

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Page 19 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
zog Ludwig, den der Kaiser noch im Frühjahr 1460 umworben hatte - wobei Friedrich ihm sogar die Sanktionierung der Eroberung Donauwörths gegen ein entsprechendes Geldgeschenk in Aussicht gestellt hatte erklärte Albrecht Achill und Graf Ulrich von Württemberg den Krieg. Der Landshuter Herzog nahm nun Bündnisverhandlungen mit Herzog Sigmund auf. Es kam infolge des ausbrechenden Krieges jedoch nicht zum Abschluß des Bündnisses, das am 12. April 1460 hätte ratifiziert werden sollen

."’) Durch die Gefangennahme des Cusa- nus in Bruneck war der Papst natürlich gezwungen, sich hinter Cusanus zu stel len, der mehr und mehr zu einer Belastung für seine Politik wurde. Der recht erfolgreiche Feldzug Ludwigs IX. gegen Albrecht Achill war nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung Albrechts VI. ermöglicht worden. Am 24. Juni 1460 mußte Albrecht Achill in der „Rother Richtung“ auf die Ansprüche des Landgerichtes in Bayern verzichten. Herzog Sigmund hatte den Landshuter Herzog durch wohlwollende

Neutralität unterstützt. Als Papst Pius II. von der Gefangennahme des Cusanus in Bruneck erfuhr, schwenkte er in seiner Eidge nossenpolitik vollständig um. Am 1. Juni annullierte er das Verbot an die Eidge nossen, den Konstanzer Frieden von 1459 zu verletzten, und am 13. Juni forderte er sie in einer Instruktion auf, der Kirche als „brachium seculare“ gegen Herzog Sigmund zu dienen. Die Eidgenossen benutzten dies als willkommenen Anlaß, den Thurgau zu besetzen. Somit lieferte die Kurie den Schweizern

eine Rationa lisierungsmöglichkeit für ihren Expansionismus. Die Brüder Gradner, die auf die Initiative Albrechts VI. hin aus Tirol verbannt worden waren, hetzten in der Schweiz gegen Herzog Sigmund und beteiligten sich persönlich am Thurgauer Zug und dem Einfall in Vorarlberg. Während die Könige von Frankreich und Schottland und Herzog Philipp von Burgund sich für Herzog Sigmund engagier ten, ist von Friedrich III. kein Engagement in dieser Sache nachweisbar. Es kam nun zu einer Polarisierung im Reiche

, bei der sich politische und kirchliche Fra gen überlagerten. Der Volksmund erfaßte die Stimmung richtig, wenn es etwa in einem Liede heißt: „Wer dem rechten wil bigestan, der bapst, der tut ine in den ban, von der warheit wil er wichen; er hat wol bewist an den fürsten von Osterriche. Der bapst, der keiser haben einen sin, sie sehen durch die finger hin, sie wolten das recht verkeren.“' 7 ) Herzog Sigmund war jedoch kein energischer Feldherr wie Albrecht VI. Von Radolfzell aus sah er gewissermaßen

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Page 25 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
Die Botschaft Herzog Ludwigs vom März 1462 an Herzog Sigmund hatte Er folg, denn am 20. April erklärte dieser den drei Reichsfeldherren den Krieg. Über eine zusätzliche Truppenentsendung von Tirol aus ist jedoch nichts bekannt. Die Schlacht bei Seckenheim am 30. Juni 1462, in der der Pfalzgraf den Markgrafen Karl von Baden und Graf Ulrich von Württemberg gefangennahm, brachte dann eine erste Entscheidung im Kriege. Daraufhin wagte auch Herzog Ludwig die Entscheidungsschlacht und besiegte

bei den Verhandlun gen keines Blickes und verließ unter dem Johlen des Pöbels die Stadt. Einige Dokumente aus dem Nürnberger Wolkenstein-Archiv belegen, daß auch Herzog Sigmund an dieser Entwicklung interessiert war. Er trug seinen Ge sandten Oswald von Wolkenstein dem Jüngeren und Martin von Neideck auf, dafür zu sorgen, „daz wir hinder das regiment zu Österreich komen“. 4 ’) Sigmund hatte mittlerweile am 23. Oktober einen Erbvertrag mit dem Grafen Leonhard von Görz abgeschlossen, der die Erwerbung

des Pustertales in den Bereich des Möglichen rückte. Er verlangte nun, daß Albrecht diesen Vertrag bestätige; am 8. März 1463 stellte der Erzherzog einen diesbezüglichen Revers aus. Als der Kor neuburger Friede ohne Rückfrage bei Sigmund von Albrecht abgeschlossen wur de, beschwerte Sigmund sich darüber am 22. Dezember und erklärte, Albrecht dürfe keinen Separatfrieden mit dem Kaiser schließen. 4 ’) Herzog Ludwig, Herzog Sigmund und Erzbischof Burkhard hatten mittler weile am 6. Oktober 1462

einen Beistandspakt auf Lebenszeit abgeschlossen, der jeden Vertragspartner verpflichtete, in seinem Lande keinen Feind des anderen zu dulden. In einem Beibrief wurde ausdrücklich vereinbart, daß keiner der drei Bündnispartner dem Kaiser oder dem Papst gegen einen von ihnen zu Hilfe kom men dürfe. In seinen Instruktionen für die Gesandten an Albrecht VI. und die Stadt Wien betonte Sigmund jedoch, daß er den Streit mit dem Kaiser nicht bis ins Endlose eskalieren lassen wolle. Angesichts neuer Rüstungen Albrecht

Achills kam es am 6. und 7. Februar 1463 in Wasserburg zu einer Konferenz, an der Herzog Sigmund, Herzog Ludwig, Martin Mair und Vertreter Albrechts VI. und Herzog Ludwigs teilnahmen. Am 18. Februar 1463 teilte Sigmund von Wasserburg aus dem Kaiser mit, er sei be reit, mit ihm Frieden zu schließen. 44 ) Der Kaiser ging auf das Angebot ein und setzte für den 13. März einen Verhandlungstag an. Im April und Mai 1463 fanden in Wiener Neustadt Friedensverhandlungen statt, da sich auch der Pfalzgraf ver

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Page 20 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
gen, denn Cusanus ersuchte den Salzburger Erzbischof am 11. November 1460, Albrecht VI. davor zu warnen, sich mit dem exkommunizierten Sigmund einzu lassen. 1 ') König Georg von Böhmen, der sich mittlerweile mit Herzog Ludwig ver bündet hatte, schrieb am 3. Dezember 1460 auf Ersuchen Albrechts VI. an die Eidgenossen, sie sollten dem Hause Österreich die abgenommenen Schlösser wie der zurückstellen.-") Bei den Friedensverhandlungen, die im November 1460 in Konstanz begannen, waren neben

den Bischöfen von Basel und Konstanz und den Vertretern der beiden Städte auch drei Gesandte Herzog Ludwigs tätig. Her zog Sigmund wartete den Gang der Dinge von Villingen aus ab. Der Waffenstill standsvertrag vom 7. Dezember 1460 setzte eine Waffenruhe bis zum 24. Mai 1461 fest. Kaiser Friedrich III. war an all diesen Vorgängen nicht direkt beteiligt. Die Atmosphäre, die zwischen dem Kaiser und seinem Vetter herrschte, läßt sich auch aus den Akten des Kaisers ablesen, die Herzog Sigmund schadeten. Beide

unterschieden sich grundsätzlich in ihrer Stellung zu den Grafen von Werden berg-Heiligenberg. Friedrich IV. hatte die Grafschaft Heiligenberg 1413 um 4000 Gulden gekauft. Durch die Ereignisse um seine Ächtung konnten sich zunächst die Werdenberger in Heiligenberg behaupten. Nach ihrem Aussterben ging die Grafschaft 1429/34 an Graf Johann von Werdenberg-Trochtelfingen (t 1465) über. Friedrich IV. akzeptierte dies nie, und Herzog Sigmund übernahm von ihm die Abneigung gegen die Werdenberger. Friedrich III

. aber begünstigte sie. Er be nutzte die Schwierigkeiten des Vetters in der Cusanuskrise von 1460 und verlieh dem Grafen am 26. April 1460 die Grafschaft Sigmaringen, die eine österreichi sche Pfandschaft war, als Reichslehen, wodurch das Gebiet für Österreich end gültig verloren war. 1 ) Diese Maßnahme zeigt, daß Friedrich III. durchaus auch über die Interessen seines Hauses hinwegzugehen bereit war, wenn es ihm in ei ner momentanen Situation Vorteile brachte. Herzog Sigmund war angesichts seiner Niederlage

im Thurgauer Krieg bereit, die Verwaltung der Vorlande unter gewissen Bedingungen wieder an Albrecht zu übertragen. Aus der Tatsache, daß Albrechts Marschall Thüring von Hallwil am 9. Februar 1461 - also zu einer Zeit, in der der Erzherzog nichts mit den Vorlan den zu tun hatte - den Kauf der Grafschaft Nellenburg verabredete ), läßt dar auf schließen, daß der Wechsel in der Verwaltung damals schon beschlossene Sa che war. Am 30. März 1461 trat Sigmund dann in Innsbruck die Vorlande an Alb recht

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Page 10 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
In Tirol war die Enttäuschung groß, als Friedrich III. entgegen dem Haller Vertrag sein Mündel Sigmund mitsamt den reichen Geldmitteln Friedrichs IV. nach Graz bringen ließ. Dort wuchs der junge Sigmund nun auf, und hier lernte er auch die später so berüchtigten Brüder Wigoleis und Bernhard Gradner ken nen. Über die Jugend Sigmunds in Graz wissen wir so gut wie nichts. Hier gilt es auch, gängige Klischees zu revidieren. Es wurde häufig geschrieben, Aeneas Sil- vius Piccolomini sei der Erzieher

Sigmunds gewesen, und dieser hätte sich in Graz eine breite humanistische Bildung angeeignet und Interesse für Kunst und Wissenschaft entwickelt. Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus. Es lassen sich kaum zwei Dutzend Bücher in Verbindung mit Sigmund bringen, zumeist Dedi- kationen von Autoren, die sich eine Förderung ihrer Anliegen erhofften. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise dafür, daß Sigmund selbst ein echter Bücherliebhaber gewesen sei. Es scheint, daß Friedrich III. in die Erziehung Sigmunds

- ähnlich wie bei Ladislaus Postumus - nicht viel investierte. Im Vergleich etwa mit Eber hard von Württemberg oder Albrecht IV. von Bayern schneidet Sigmund nicht gut ab. Die beiden Briefe Piccolominis an Sigmund 7 ) deuten eher darauf hin, daß der junge Fürst von politischen Interessen weg zu amourösen Abenteuern hin gelockt werden sollte. Als Friedrich III. Ende 1442 auf der Rückreise von Zürich durch Tirol kam, hatte sich dort bereits eine Opposition gegen sein Regime gebildet.”) Bereits

gegenüber dem König dokumen tiert, ist ein Brief an den Burgauer Vogt Hans von Knörigen vom 30. Jänner 1443, in dem er ihn aufforderte, auf keinen Fall einer Verlängerung der Vormundschaft zuzustimmen. Der Entschluß Friedrichs III., die Vormundschaft über Herzog Sigmund zu verlängern, ist sicherlich moralisch verwerflich, jedoch auch aus politischen Mo tiven zu erklären. Die Belagerung Zürichs im Sommer 1443 machte es notwendig, daß der König selbst das Heft in der Hand behielt. Er zwang den Vetter

, den berüchtigten Brief an König Karl VII. mit ihm abzuschicken, in dem dieser um die Entsendung der „Armagnaken“ gegen die Eidgenossen aufgefordert wurde. Während Sigmund insgeheim seine Vertrauten im Lande wie Oswald von Wol kenstein gegen den König aufstachelte, der ihn quasi in Haft hielt, besiegelte er offiziell alles, was der König von ihm verlangte. Am 4. Juli 1443 ermächtigte er ihn, für sechs weitere Jahre die Vormundschaft über ihn auszuüben. Nun erhob sich in Tirol ein Sturm der Entrüstung. Oswald

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Page 15 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
Sigmund war ihnen als Nachbar lieber als der energische und häufig zu überra schenden Gewaltaktionen neigende Albrecht. Der Streit im Hause Habsburg läßt sich nur zum Teil quellenmäßig dokumen tieren. Im Laufe des Jahres 1454 war es in Bregenz zu Verhandlungen zwischen den Räten Albrechts VI. und Sigmunds gekommen, bei denen der Erzherzog die Rückgabe der 1450 abgetretenen Gebiete verlangt hatte. Am 16. April 1455 kam es in Innsbruck zu einer persönlichen Aussprache zwischen Sigmund

und Al brecht, der die Rückgabe von vier Gebietskomplexen forderte. Sigmund aber äußerte, er müsse sich darüber erst mit König Ladislaus beraten, und ritt nach Wien. Hier versprach er Ladislaus, seine Kontakte zu Karl VII. von Frankreich einzusetzen, um dessen Einverständnis zu einer Vermählung der Königstochter Magdalene mit Ladislaus zu erwirken. Sigmund erreichte dies auch, doch bevor es zur Hochzeit kam, starb Ladislaus am 23. November 1457. Nach der Rückkehr Sigmunds nach Tirol kam es im Herbst 1455

zu neuen schweren Auseinandersetzungen zwischen Sigmund und Albrecht, in deren Ge folge die Gradner-Günstlingsclique am Innsbrucker Hof gestürzt wurde. Auch die Truchsessen von Waldburg, von denen Albrecht VI. seit 1447 die Übergabe der Reichslandvogtei in Schwaben verlangte, mußten ihre Positionen in Vorarl berg räumen. Am 22. Dezember 1455 kam es in Füssen zur Aussöhnung zwischen Sigmund und Albrecht. Der Herzog mußte die Markgrafschaft Burgau und drei weitere Gebietskomplexe an den Erzherzog

zurückgeben und ihm 100.000 Gul den Entschädigung bezahlen. Damit war der Konflikt zwischen Albrecht VI. und Sigmund beigelegt. Bis zum Tode des Erzherzogs blieb sein Verhältnis zu Herzog Sigmund fortan ungetrübt. Zu den Gegenspielern Kaiser Friedrichs III. gehörten auch die Grafen von Görz. Aeneas Silvius hatte als Höfling bei Friedrich III. den Grafen Heinrich IV. in hämischer Weise lächerlich gemacht. Der Kaiser wollte den Grafen beerben, der jedoch noch im hohen Alter Söhne bekam und die Grafschaft

für den Fall des Aussterbens der Familie den Grafen von Cilli zugedacht hatte. Am 26. Jänner 1455 verbündeten sich die Görzer in Lienz mit Ulrich von Cilli und Herzog Sig mund. Eine nicht im Original erhaltene Urkunde vom 25. Jänner 1455, nach der Ulrich dem Herzog um 200.000 Gulden die Grafschaft Ortenburg verpfändete, wirft einige Fragen auf. Nach der Ermordung Ulrichs II. von Cilli am 10. Novem ber 1456 berief Sigmund sich nämlich auf diese Urkunde und erhob Anspruch

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Page 28 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
. aktiv unterstützt wurde. Nach der endgülti gen Erwerbung der Grafschaft Nellenburg belehnte der Kaiser den Vetter am 23. September 1465 mit diesem strategisch wichtigen Reichslehen. Die neue Politik Friedrichs III. bekamen bald auch die Truchsessen von Waldburg zu spüren, die der Kaiser noch am 11. August 1463 zu Reichsgrafen von Sonnenberg erhoben hatte - was durchaus als unfreundlicher Akt gegen Herzog Sigmund interpretiert werden konnte.’ 5 ) Am 3. September 1464 hingegen verlieh Friedrich

die Reichs landvogtei in Oberschwaben an Sigmund und befahl dem Truchsessen Johannes, sie an diesen auszuliefern.’ 5 ) Auch dieser Kurswechsel signalisierte - neben einer Reihe von Gunstbeweisen des Kaisers an den Vetter - das geänderte Verhältnis zwischen den beiden Vet tern. In den nächsten Jahren, insbesondere auch im Zusammenhang mit dem Waldshuter Krieg' 4 ), bewährte sich die gute Kooperation zwischen Kaiser und Herzog. Differenzen gab es lediglich im Zusammenhang mit dem mehrfach geäußerten Wunsch

Sigmunds, der Kaiser möge ihm das zu erneuernde Herzog tum Schwaben verleihen, den der Herzog am 10. August 1474 erstmals nachweis lich an den Vetter herantrug. Immer wieder bestand Sigmund vergeblich darauf; die Verleihung des Erzherzogstitels im Jahre 1477 mag ein schwacher Trost dafür gewesen sein. Meinungsverschiedenheiten gab es dann auch, als der Herzog seine Protektoratspolitik über die oberschwäbischen Reichsstädte auch ohne Zustim mung des Kaisers, der Schwaben selbst als eine wichtige

Machtbasis seines Kai sertums ansah, zu realisieren suchte. Während der Schaukelpolitik Friedrichs III. gegenüber Karl dem Kühnen tauchte das alte Mißtrauen Sigmunds gegenüber seinem Vetter wieder auf.’ 5 ) Die Differenzen hinsichtlich des burgundisehen Er bes - Sigmund bemühte sich lange darum, die Freigrafschaft Burgund aus dem Erbe Karls des Kühnen für sich zu gewinnen - und bezüglich der Ambitionen des Erzherzogs auf Mailand nach der Ermordung Galeazzo Marias (1476) gehen über den Rahmen

dieser Untersuchung hinaus, die verdeutlicht, daß das Jahr 1464 die große Zäsur in den Beziehungen zwischen Friedrich III. und Sigmund dem Münz reichen bedeutet. Als der bereits leicht senil gewordene Erzherzog unter den Ein fluß Albrechts IV. von Bayern-München geriet, konnte es diesem nicht schwerfal len, das alte Mißtrauen Sigmunds gegen den Kaiser neu zu schüren. Die bereits in der Kindheit geprägte Angst, von seinem Vetter beiseitegeschoben zu werden, lebte wieder auf. Die Folge war der „Sturz auf Raten

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Page 23 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
ihn auf, den Markgrafen nicht zu unterstützen. Herzog Ludwig drängte Sigmund nun dazu, zunächst seinem früheren Verbündeten Ulrich von Württemberg und am 25. September 1461 auch - unter Bruch des Bündnisses von 1459 - Albrecht Achill die Fehde anzusagen. „Damit war Sigmund endlich offen auf die Seite der wittelsbachischen Partei getreten und hatte einen Schritt getan, der sich folge richtig aus der Entwicklung zumindest der vergangenen Monate ergeben hatte. Zwei Jahre zuvor war seine Position

noch so weit ungebunden, daß er an Ver mittlungsbemühungen zur Beilegung des Streites in Nürnberg teilnehmen konn te. Seither war Sigmund Schritt für Schritt in das wittelsbachisch-antikaiserli- che Lager gezogen worden, so daß an eine Beteiligung an Ausgleichsbemühungen für ihn nicht mehr zu denken war.“ 33 ) Anfang September schickte Sigmund sei nen Verbündeten auch militärische Unterstützung; im Oktober rückte noch eine Söldnertruppe von 310 Mann ins Feld. Der auf Ludwigs Seite kämpfende Tiroler Ritter

Ulrich von Freundsberg - der Vater des späteren Landsknechtführers - in formierte Sigmund über das Geschehen auf dem Kriegsschauplatz. Die Erfolge der Wittelsbacher veranlaßten den Kaiser, mehr Druck auf die Reichsstädte und die noch neutralen Fürsten auszuüben, sich den Reichsfeldher ren anzuschließen. Reichsmarschall von Pappenheim ersuchte den Kaiser, wenig stens bis Salzburg zu ziehen, um dem Geschehen näher zu sein. Da die kaiserli chen Mahnschreiben praktisch allesamt im Archiv Ulrichs

von Württemberg lie genblieben' 1 ), ist zu vermuten, daß Graf Ulrich sich nicht allzuviel Resonanz da von versprach. Kurz vor Beendigung der Kämpfe richtete der Kaiser ein drohen des Schreiben an seinen Bruder, dem er bei Androhung der Acht und Aberacht und einer Strafe von 1000 Pfund Goldes befahl, nicht Herzog Ludwig zu helfen, sondern den Reichshauptleuten zuzuziehen.'') Ein ähnlich drohendes Schreiben richtete Friedrich III. auch an Herzog Sigmund, und er befahl ihm, den Landshu- ter nicht mehr

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Page 8 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
Wilhelm Baum Kaiser Friedrich III. und Sigmund der Münzreiche Der Familienstreit im Hause Habsburg vom Tode Herzog Friedrichs IV. bis zum Tode Albrechts VI. (1439-1463) Heinrich Koller zum 65. Geburtstag Nach Josef Chmel und Alphons Lhotsky ist Heinrich Koller der dritte große österreichische Forscher, der sich seit einer Reihe von Jahren bemüht, das Bild Kaiser Friedrichs III. von den Verzerrungen zu befreien, die es seit langem durch die kleindeutsche Geschichtsschreibung erfuhr

, die auch in Österreich ihre Spu ren hinterließ. Gleichzeitig wurde erstmals seit Chmel systematisch der Versuch unternommen, das vielfältig zerstreute Quellenmaterial über Friedrich III. in den „Regesta Imperii“ zu sammeln. Es ist daher naheliegend, den Jubilar durch einen Beitrag zu ehren, der den Kaiser aus der Perspektive seines Vetters Sigmund zeigt, über den der Verfasser eine Monographie vorgelegt hat.') Der für die Fest gabe natürlicherweise begrenzte Umfang macht es unmöglich, im Detail

aller Unzulänglichkeiten hinsichtlich der vollständigen Quellenerfassung läßt sich doch ein grundsätzlich klares Bild die ser Auseinandersetzung, die mit dem eigentlichen Ende der Vormundschaftszeit Herzog Sigmunds (1443) am 16. Geburtstag des jungen Habsburgers begann und mit dem Friedensvertrag vom Juli 1464 und dem Tod des Nikolaus Cusanus en det. Dabei ist es unumgänglich, stets auch das Verhältnis Albrechts VI. zu seinem Bruder Friedrich und seinem Vetter Sigmund zu betrachten; es muß im Grunde

das Dreiecksverhältnis der Habsburger bis zum Tode Albrechts analysiert wer den. Die erste Phase der Beziehungen zwischen Friedrich III. und Sigmund wurde überschattet vom Nachklang der Mißstimmung zwischen Friedrich und seinem Onkel, Herzog Friedrich IV. (| 1439), der zur Unterscheidung von seinem Neffen auch Friedrich „der Ältere“ genannt wurde. Friedrich IV. hatte nach dem Tode seines Bruders Ernst von der Steiermark (t 1424) die Verwaltung von dessen in nerösterreichischen Besitzungen und die Vormundschaft

über seine Söhne Fried rich und Albrecht übernommen. Der 1415 während des Engagements Herzog Ernsts in dem Konflikt um die Ächtung Friedrichs IV. durch König Sigmund in Innsbruck geborene Friedrich „der Jüngere“ wäre nach den habsburgischen Hausgesetzen 1431 mit 16 Jahren volljährig und mündig geworden. Herzog Friedrich IV. verstand es jedoch, seine Vormundschaft über die Neffen bis 1435 hinauszuzögern. Erst der Schiedsspruch Herzog Albrechts V. vom 25. Mai 1435 bestimmte, daß die Übergabe des Erbes

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Page 26 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
nun die Schiedsrichterrolle, um auf diese Weise auch Albrecht Achill in den Frieden einzubinden. Herzog Sigmund schickte Konrad von Freiberg und Kaspar von Laubenberg als Gesandte über Landshut nach Prag, wo Ende Juli die Verhandlungen begannen. Am 22. August 1463 konnte so der Prager Friede zwischen den beiden Parteien in Süddeutschland besiegelt werden. Es war ein Frieden ohne Sieger und Besiegte. Beide Seiten verzichteten auf Entschädigungen. Bezüglich des Nürnberger Landgerichtes wurde die „Ro- ther Richtung

Angelegenheit. 41 ') Der Kaiser wurde in der von König Georg formulierten Richtung aufgefordert, Herzog Sigmund bis zum 13. Oktober das ihm zustehende Drittel von Österreich abzutreten. Über die übrigen Anforderungen Sigmunds an den Kaiser sollte Her zog Ludwig entscheiden und einen Tag dazu ansetzen. Am 24. August stellte Po- debrad über den Herzog Sigmund betreffenden Teil der Richtung eine Urkunde aus. Albrecht VI., dessen Forderungen in Prag gar nicht erörtert worden waren, ge riet nun zusehends

in eine schwerwiegende Isolierung. Er erkannte den Ernst der Lage, verließ am 15. Juli Wien und begab sich nach Oberösterreich. Er setzte sich mit Ludwig und Sigmund in Verbindung und verlangte die Einberufung eines Tages nach Landshut. Dieser fand dann zu Anfang August 1463 in Schärding statt. Albrecht VI. und Ludwig IX. nahmen persönlich daran teil; Herzog Sig mund ließ sich durch Benedikt Wegmacher und Hans Kripp vertreten. Der Erz herzog verlangte mehr Unterstützung von seinen Verbündeten bei seinem Vorha ben

; die Art und Weise, mit der Friedrich III. seinen Bruder behandelte, er klärt manche Reaktion seines so ganz anders gearteten Bruders. Während Sigmund noch im Dezember 1463 seine Erbansprüche auf die Vor lande und Oberösterreich anmeldete und Ulrich von Freundsberg, Laurentius Blumenau und Balthasar von Liechtenstein nach Österreich schickte 4 ), forderte Albrecht Achill den Kaiser auf, die Vorlande zu besetzen. Friedrichs Reaktion “) Ebenda, 288. 4,i ) Alphons Lhotsky: Quellenkunde

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Page 21 of 66
Date: 01.05.1992
Physical description: 66
daß „unser Bruder und Vetter Hertzog Albrecht und Sigmund von Oesterreich durch etlich ander bewegt werden, unserm Heil. Vatter, dem Bapst, dem Römi schen Stul, uns und dem Heil. Riehe und unsern Rechten, Würden, Oberkeiten und Gewaltsam Kumber, Widerwärtigkeit, Irrung, Schimpff und Schaden zuzu fügen“. 21 ) Er verlangte von den Eidgenossen, ihm 3000 Kriegsknechte durch Friaul zuzuführen. Angesichts der Haltung, die der Kaiser seit seinem Regie rungsantritt bisher den Eidgenossen gegenüber

. Friedrich III. schickte seinen Reichsmarschall Heinrich von Pappenheim ins Reich und verbot der Stadt Frankfurt, den Tag abzuhalten. 27 ) Herzog Ludwig und sein Kanzler Martin Mair bemühten sich nun, Herzog Sigmund offen in das antikaiserliche Lager einzubeziehen. Sie nahmen die im April 1460 abgebrochenen Bündnisverhandlungen mit Sigmund wieder auf. Am 30. April 1461 schlossen die beiden Herzoge ein Bündnis auf Lebenszeit. Damit war es Ludwig „im Verein“ mit Erzherzog Albrecht also endgültig gelungen

auf Jahre, durch das er für Herzog Sigmund unentbehrlich wurde. Daß Albrecht VI. dem Frieden zustimmte, hängt möglicherweise mit den Anträgen seines Bruders an die Eidgenossen zusammen. Noch während seines Aufenthal tes in Innsbruck hatte Albrecht ein Bündnis mit Graf Leonhard von Görz ge schlossen, der die 1460 verlorenen Gebiete zurückerwerben wollte. Seine Bevoll mächtigten schlossen auch ein Bündnis mit Mathias Corvinus; am 10. April 1461 vereinbarten beide, Albrecht solle Österreich und Mathias

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