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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 3 of 8
Date: 18.03.1892
Physical description: 8
demselben Institute aus dem Erträgnisse der Generalprobe seines Wiener CoucerteS den Betrag von 1050 Gulden. (Irr letzte Sag des -ie«-bote«mörders Schneider.) Ueber den letzten Tag de- Raubmörders, au dem heute daS TodeSurtheil vollstreckt wurde, berichtet die „W. Allg.Ztg." Der Delinquent, der bei Verlesung der UrtheilSbestäti guug die Ruhe bewahrte, hat auch den ganzen Ta^ seit jener Stunde — seinen letzten LebeuStag — auch nicht für einen Augenblick feine ruhige Haltung und Fassung verloren. Unmittelbar

, nachdem er in die Armtnfünderzrlle abgeführt wurde, ließ er sich auf den Sessel an dem Tische nieder uud verharrte so in dü strrem Schweigen länger als eine Stunde. Endlich ging die Zelleuthür auf — der Bruder Franz Schneider'« der Hausknecht Heinrich Schneider, war erschienen, um vou dem Verurtheilten Abschied zu nehmen. Heinrich Schneider zeigte sich wenig erschüttert über daS LoS seines Bruders. Die Beiden sprachen auch in dieser letzten Stunde nur wenig miteinander. Zum Schluffe verabschiedete

sich Heinrich Schneider mit einem Kusse von Franz und verließ die Zelle, nachdem ihm dieser noch einige Grüße an Verwandte anfgetragen hatte Angeblich soll er de» Fortgeheudeu auch gebeten haben, eine Messe für ihn nach der Hinrichtung lesen zu lassen. Bald darauf erschien auf Wunsch de- Delinquenten der Seelsorger deS Landgerichtes Pfarrer Bohmanu in der Zelle. Franz Schneider legte die Beichte ab und bat odanv, ihn Früh vor der Hinrichtung zur Messe io die Capelle zn führen. Nach halbstündigem Aufenthalte

verließ der Pfarrer die Zelle, vor deren Thür zwei Iustizsoldateu mit aufgepflaoztem Bajonnet Wache halten während zwei Andere ihn in der Zelle überwachen. Sodann wurde Schneider nach seinen etwaigen Mün chen befragt. Franz Schneider erklärte, er habe Hunger und bestellte zwei Portionen SchweioSbraten, zwei Brote, einen halben Liter Rothweiu uud sechs Birginisr-Ci garren. Sein Wunsch wurde erfüllt und Schneider verzehrte die Speisen mit wahrem Heißhunger. Für Abends hat er sich abermals zwei Portionen

SchweinS- braten, Wein und Cigarren, für heute Früh 6 Uhr als „letztes Frühstück" Milchkaffee auSgebeten. Im Laufe de« Nachmittags äußerte Schneider den Wunsch, sich von seiner Frau Rosalia zu verabschieden. Rosalia Schneider hat jedoch ein letztes Wiedersehen mit ihrem Manne in sehr derben Worten abgelehnt. Sein Schicksal läßt sie ganz kalt und gleichgiltig, wie ihr eigenes. Der Delinquent, dem vor einigen Tagen die Haare gestutzt wurden, trägt jetzt SträfliugSkleidung und verbringt die Zit

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 7 of 30
Date: 18.03.1892
Physical description: 30
7 der angeführten Erzählung ab. Der Angeklagte wurde einstimmig schuldig gesprochen und zu 4 Jahren schweren Kerkers verurtheitt. (Die Hinrichtung Schneiders.) Die Ent¬ scheidung im Processe Schneider wurde vorgestern mittags den beiden Verurtheilten mitgetheilt. Eine Gerichtscommission, bestehend aus dem Vicepräsi- denten Dr. v. Holzinger, dem Chef der Staats¬ anwaltschaft O.-L.-G.-R. von Soos und zwei Auscultanten in Anwesenheit

des Vertheidigers pnblicierte das Urtheil zuerst dem Schneider iit einer Zelle des Gefängnistractes. Vicepräsident Dr. v. Holzinger gab dem Verurtheilten bekannt, dass der Kaiser sich nicht bewogen gefunden hat, von dem Gnadenrechte Gebrauch zu machen und daher das Todesurtheil am 17. ds. um 7 Uhr früh vollstreckt werden wird. Der Vicepräsident fragte sodann : Haben Sie dies verstanden ? Franz Schneider antwortete: Ich danke, ja! Als er ge¬ fragt wurde

, ob er das Protokoll unterschreiben wolle, sagte er : Nein. Während der Publication zeigte Franz Schneider nicht die geringste Spur einer Erregung. Nach dcr Publication wurde er in die Armensüuderzelle abgeführt. Hierauf wurde Rosalie Schneider vorgeführt und ihr die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslangen schweren Kerker, verschärft durch Absperrung in eine dunkle Zelle am 8. jeden Monats, bekannt¬ gegeben. Auch sie war vollständig gefasst. Sie unterschrieb

das Protokoll und wurde dann in ihre Zelle abgeführt. Franz Schneider verbrachte die letzten Stunden in der Armensünderzelle in einer Galgenhumor-Stimmung. Die Zelle ist ein ge¬ räumiges Zimmer mit einem Tische an der Wand, auf welchen: ein Crucifix zwischen zwei Kerzen steht, vor demselben Stühle und an der Seite ein mit frischem Linnen überzogenes Lager. Hier erschien nachmittags dreimal sein Vertheidiger, Dr. Gustav Fried. Schneider sprach

mit großer Fassung von seinem Lose. Als man ihn fragte, ob er keinen Wunsch inehr habe, bat er um Wein, Essen und Cigarren. Mit dem Vertheidiger sprach Schneider über die verschiedensten Gegenstände, von einem zum andern überspringend. Für den nächsten Morgen bestellte er sich Milchkaffee mit Kaisersemmeln. Zum Galgen gieng er gefasst. Die Hinrichtung» welche der neuernannte Scharf¬ richter Seyfried mit 2 Gehilfen im sog. Galgen¬ hof

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