Verbrechen des Diebstahls. Innsbruck, 9. Juni. Heule Vormittags wurde unter dem Vorsitze des Landesgerichtsrathes R. v. M o r die Verhandlung wider Alois Schmid wegen des Verbrechens des Diebstahls durchgeführt. Als öffentlicher Ankläger fungirte der k. k. Staatsanwaltsubstitut C o d a z z i, als Vertheidiger Dr. Pusch. — Als Geschworne fungirten die Herren: 1. Reinisch Franz, Orgelbauer in Steinach; 2. Wischer Franz, Bäckermeister in Silz; 3. Gostner Karl, Handelsmann hier; 4. Hartlieb Josef
, Schuhmachermeister hier; 5. Graf Lamberg Karl, Gutsbesitzer iu Kitzbühel; 6. Ortlieb Michael, Hausbesitzer hier; 7. Summerer Josef, Brauereibesitzer hier; 8. Wilhelm Josef, Wirth in Stams; 9. Flunger Josef, Hotelbesitzer hier; 40. Martha Johann, Färbereibesitzer hier; 11. Stöckl Johann, Gutsbesitzer in Lans; 12. Abfalterer Josef, Gutsbesitzer in Kematen. Alois Schmid, 19 Jahre alt, lediger Bauern bursche aus See in Patznaun, ist angeklagt des Ver brechens des Diebstahls, begangen dadurch, am 14. December 1890
Mittags in Patrich, Gemeinde Kappl, dem Jakob Moser, Bauer und Tischler dort, eine Brieftasche mit dem Inhalt von 508 fl. Gemeinde geldern gestohlen zu haben. Schmid kam am genannten Tage Mittags in Mosers Haus, um sich dort einen Gewehrspiegel auszuleihen. In der Stube traf er den Josef und Christian Moser auf der Ofenbank schlafend. Die Schwester der Moser arbeitete in der Küche. Diese günstigen Momente benützte Schmid, um aus der an der Wand hängenden Joppe des Jakob Moser eben jene oberwähnte
. Diesen letzteren ging nun Schmid um einen Gewehrspiegel an. Da ein solcher im zweiten, etwa hundert Schritte vom ersten entfernten Hause der Familie Moser sich befand, erklärte Jakob Moser, dorthin gehen zu wollen, um das Verlangte zu holen. Jakob Moser griff nach dem kritischen Rocke, merkte aber den Abgang der Brieftasche nicht, wohl aber das, daß Schmid todtenblaß wurde und an der Bauchseite eine auffallende Aufbauschung hatte. An sein Geld dachte Moser nicht, und so gingen beide in das be nachbarte Haus
, um den Gewehrspiegel zu holen Dort em pfahl sich dann Schmid. Jakob Moser entdeckte erst später den Abgang des Geldes, hatte aber noch nicht den Verdacht, daß Schmid der Dieb sei, meinte vielmehr, er hätte die Brieftasche verloren; er stellte auch in diesem Sinne Nachforschungen an. Schmid versteckte, zu Hause angekommen, die Brief tasche ia einer Kluft zwischen dem Schafstalle uud der Bergmauer des mütterlichen Hauses. Nach einigen Tagen suchte er sie wieder hervor, verschaffte sich über ihren Inhalt genaue