/ Llniv- Prof. Dr. Rudolf v. Scala. Durch die Berufung des Universitäts-Pros ssors Dr. Dr. Rudolf v. Scala, welcher nun an die Grazer Uni versität übersiedclt, erleidet die Alma mater Oenipon- tana einen schmerzlichen Verlust. Der nicht nur in den Universitätskreisen und bei der Hörerschaft, sondern auch in der Allgemeinheit tiefst empfunden wird. Es ist daher mehr als Dankespflicht, der 32- jährigen umfassenden Tätigkeit Rudolf v. Scalas zu gedenken, der nicht nur als A.tertumssorscher unti
als Lehrer, sondern auch als Politiker und Mensch einen weit über die Grenzpfähle unseres Staates hinaus reichenden Ruhm genießt. Es wird freilich schwer fallen, seiner vielgestaltigen Tätigkeit und seiner regen Arbeitskraft in alten Belangen gerecht zu werden. In erster Linie ist Prof. Tr. v. Scala A tertumt forscher, der jene Wege wissenschaftlicher Forschung wandelt, die es ermöglichen, „das Werden und Wachsen der Eigenart zu belauschen, das Spiel der wechselnden Kräfte im Menschen — Vererbung
, eigenstes Wesen und Außen weltseinflüsse — zu erforschen, jene Kanäle aufzudecken, durch die dem Einzelnen der Vergangenheit Gut zuge flossen, und die Fäden zu verfolgen, die ihn mit Familie, Umgebung, Stamm und Nation verbinden." (Scala, Studien des Polybios.) Scalas Forschung ist ausgezeichnet durch weitausschaucnden Blick, eine alle Zweige der Geschichte, Volkswirtschaft und Po.itik um fassende Gelehrsamkeit, getragen von gründlicher philo logischer Bildung und endlich gehoben von einer blühen
, wie trefflich er zu charakterisieren weiß, erhellt neben vielen anderen Beispielen aus der Schilderung der kretisch-minoischen Kultur (Helmolt HI 2 ) und der Charakteristik Jnstinians (Helmolt V.). Scala liebt kräftige Farben, die aber fein abgestuft sind, und vermag in Bildern zu schwelgen, ohne Gefahr zu laufen, mißverstanden oder unverstanden zu bleiben. Die erste größere Arbeit Scalas auf dem Gebiete der Altertumsforschung ist „Der pyrrhische Krieg", als Dissertation gedruckt 1884. Eine ausführliche
in der „Oesterreichischcn Monatsschrift fitr den Orient" erschienen, bergen eine Fülle inter essanten Materials, das uns neue Gesichlspunkte eröfsnct für die Wechselbeziehungen zwischen Morgen- und Abend land. Diese Beziehungen, wie sie sich sowohl im Alter tum, als auch im Mittelalter und in der Neuzeit dar getan haben, hat R. v. Scala zusammenfassend in den „Vorlesungen des orientalischen Museums", Wien 1886 und 1887 behandelt. Das Jahr 1890 brachte uns dann den 1. Band der „Studien des Polybios". In der dichterisch