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Unterinntaler Bote
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Page 11 of 20
Date: 12.07.1913
Physical description: 20
- 219 Stille saß Margarete im Kaminwinkel und las den Brief des Liebsten. Auch ihr Herz erfüllte Dank gegen Gott, der ihn so gnädig gehütet hatte in allen Kriegs gefahren. Und in stille Tränen mischte sich ein Gefühl edlen Stolzes. Kuno, ihr Liebster, und Erich, ihr einziger Bruder, gehörten zu den ersten, die gegen die Unterdrücker des Vaterlandes die eisenbewehrte Faust erhoben. Der Greis und die Jungfrau sannen stille weiter. Rudolf und Lothar aber redeten und redeten, sprachen Vermutungen

ans und schmiedeten Pläne, bis ihre Wangen glühten und die Augen begeistert leuchteten. Dagegen wurde Margarete immer einsilbiger; tiefer senkte der greise Schloßherr sein Haupt, bis er endlich sagte: „Meine traute Tochter, deine lieben Eltern werden noch ohne Nachricht sein, weil Lothar und Rudolf den Boten ja abfingen auf dem Wege und Erichs Brief sich ja in deinen Händen befindet. Laß die Eltern nicht zu lange warten." „Dn hast recht, Vater!" antwortete das Mädchen, stand sogleich auf und bat

Rudolf, sie heimzugeleiten, da es bereits finster sei. ,Zlnd ich reite mit!" rief da auch Lothar. So trabten nach kurzer Zeit drei zu Roß dem Herren hanse von Tombirken zu. Und auch dort war Freude, die aber ebenfalls stille Wehmut durchzog. Spät in der Nacht ritten Lothar und Rudolf von Brenkenhagen heim durch beschneite Marsch und stille Heide. Der Vater war noch wach, als sie ankamen, saß noch immer sinnend am Kamin. Und er sprach ganz eigen zu seinen Söhnen: „Setzt euch zu mir: es ist besser

, daß es sich in dieser Nacht noch entscheidet: denn es kommt doch, weil ihr einmal echte Brenkenhagens seid." „Was meinst du, Vater?" fragte Lothar. „Daß ich in den Herzen meiner Söhne lese,'" antwortete der Greis, „ich werde noch einsamer werden: denn ich kenne euer Blut; aber ich möchte, daß wenigstens einer bei mir bliebe." Die Briider schauten sich an, und Rudolf sagte: „Ich werde meinen Arm, mein Schwert dein Könige, seinem Dienste weihen, Lothar mag . . . ." „Ich ziehe mit, mit in den heiligen Krieg," unterbrach

der schnell, „denn der König wird rufen." „Und ich will mein Vaterland frei sehen," rief Rudolf, „in einem geknechteten ist schlecht leben. Sage es selbst, Vater, was tätest du, wärest du jung wie wir?" „Rudolf, denk an Sophie Luise, deine liebe Braut, und ich bin alt und schutzlos." Bittend hob der Greis seinen Kopf: Rudolf schaute etwas seitwärts in die Flamme des Kamins und sprach: „Wir alle stehen in Gottes Hand. Und ich weiß, Sophie Luise denkt wie ich, sie kann nicht anders denken." „Und du?" fragte

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Außferner Zeitung
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Page 15 of 28
Date: 12.07.1913
Physical description: 28
- 219 Stille saß Margarete im Kaminwinkel und las den Brief des Liebsten. Auch ihr Herz erfüllte Dank gegen Gott, der ihn fo gnädig gehütet hatte in allen Kriegs- j gefahren. Und in stille Tränen nnfchte sich ein Gefiihl edlen Ztolzes. Kuno, ihr Liebster, und Erich, ihr einziger Bruder, gehörten zn den ersten, die gegen die Unterdrücker des Vaterlandes die eisenbewehrte Faust erhoben. Der Greis und die Jungfrau sannen stille weiter. Rudolf und Lothar aber redeten und redeten, sprachen

Vermutungen aus und schmiedeten Pläne, bis ihre Wangen glühten und die Augen begeistert leuchteten. Dagegen wurde Margarete immer einsilbiger: tiefer senkte der greise Zchloßherr sein Haupt, bis er endlich sagte: „Meine traute Tochter, deine lieben Eltern werden noch ohne Nachricht sein, weil Lothar und Rudolf den Boten ja abfingen auf depl Wege und Erichs Brief sich ja in deinen Händen befindet. Laß die Eltern nicht zu lange warten." „Du hast recht, Vater!" antwortete das Mädchen, stand sogleich

auf und bat Rudolf, fie heimzugeleiten, da es bereits finster sei. „Und ich reite mit!" rief da auch Lothar. So trabten nach kurzer Zeit drei zu Roß dem Herren hause von Tombirken zu. Und auch dort war Freude, die j aber ebenfalls stille Wehmut durchzog. Spät in der Nacht ritten Lothar und Rudolf von Brenkenhagen heim durch beschneite Marsch und stille Heide. ! Der Vater war noch wach, als sie ankamen, saß noch immer sinnend am Kamin. Und er sprach ganz eigen zu seinen Söhnen: „Setzt

euch zu mir; es ist besser, daß es sich in dieser Nacht noch entscheidet; denn es kommt doch, weil ihr i einmal echte Brenkenhagens seid." „Was meinst du, Vater?" fragte Lothar. „Daß ich in den Herzen meiner Söhne lese," antwortete der Greis, „ich werde noch einsamer werden: denn ich kenne euer Blut: aber ich möchte, daß wenigstens einer bei mir j bliebe." Die Brüder schauten sich an, und Rudolf sagte: „Ich ] werde meinen Arm, mein Schwert , dem Könige, seinem ; Dienste weihen, Lothar mag . . . ." i „Ich ziehe

mit, mit in den heiligen Krieg," unterbrach I der schnell, „denn der König wird rufen." „Und ich will mein Vaterland frei sehen," rief Rudolf, „in einem geknechteten ist schlecht leben. Sage es selbst, Vater, was tätest du, wärest du jung wie wir?" „Rudolf, denk an Sophie Luise, deine liebe Braut, und ich bin alt und schutzlos." Bittend hob der Greis seinen Kopf; Rudolf schaute etwas seitwärts in die Flamme des Kamins und sprach: „Wir alle stehen in Gottes Hand. Und ich weiß, Sophie ! Luise denkt

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Lienzer Nachrichten
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Page 15 of 20
Date: 11.07.1913
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und Lothar aber redeten und redeten, sprachen Vermutungen aus und schmiedeten Pläne, bis ihre Wangen glühten und die Augen begeistert leuchteten. Dagegen wurde Margarete immer einsilbiger; tiefer senkte der greise Schloßherr sein Haupt, bis er endlich sagte; „Meine traute Tochter, deine lieben Eltern werden noch ohne Nachricht fein, weil Lothar und Rudolf den Boten ja abfingen aus dem Wege und Erichs Brief sich ja in deinen Händen befindet. Laß die Eltern nicht zu lange warten." „Du hast recht, Vater

!" antwortete das Mädchen, stand sogleich auf und bat Rudolf, sie heimzugeleiten, da es bereits finster sei. ,stlnd ich reite mit!" rief da auch Lothar. Lo trabten nach kurzer Zeit drei zu Roß dem Herren bause von Torubirken zu. Und auch dort war Freude, die aber ebenfalls stille Wehmut durchzog. Spät in der Nacht ritten Lothar und Rudolf von Brenkenhagen heim durch beschneite Marsch und stille Heide. Der Vater war noch wach, als sie ankamen, saß noch immer sinnend am Kamin. Und er sprach ganz eigen

zu seinen Söhnen: „Setzt euch zu mir; es ist besser, daß es sich in dieser Nacht noch entscheidet: denn es kommt doch, weil ihr einmal echte Brenkenhagens seid." „Was meinst du, Vater?" fragte Lothar. „Daß ich in den Herzen meiner Söhne lese," antwortete der Greis, „ich werde noch einsamer werden; denn ich kenne euer Blut; aber ich möchte, daß wenigstens einer bei mir bliebe." Die Brüder schauten sich an, und Rudolf sagte: „Ich werde meinen Arni, mein Schwert dem Könige, seinem Dienste weihen, Lothar mag

. . . ." „Ich ziehe mit, mit in den heiligen Krieg," unterbrach der schnell, „denn der König wird rufen." „Und ich will mein Vaterland frei sehen," rief Rudolf, „in einem geknechteten ist schlecht leben. Sage es selbst, Vater, was tätest du, wärest du jung wie wir?" „Rudolf, denk an Sophie Luise, deiye liebe Braut, und ich bin alt und schutzlos." Bittend hob der Greis feinen Kopf; Rudolf schaute etwas seitwärts in die Flamme des Kamins und sprach; „Wir alle stehen in Gottes Hand. Und ich weiß, Sophie Luise denkt

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Tiroler Post
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Page 15 of 20
Date: 11.07.1913
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, sprachen Vermutungen aus und schmiedeten Pläne, bis ihre Wangen glühten und die Augen begeistert leuchteten. Dagegen wurde Margarete immer einsilbiger: tiefer senkte der greise Schloßherr sein Haupt, bis er endlich sagte: „Meine traute Tochter, deine lieben Eltern werden noch ohne Nachricht sein, weil Lothar und Rudolf den Boten ja abfingen auf den: Wege und Erichs Brief sich ja in deinen Händen befindet. Laß die Eltern nicht zu lange warten." „Du hast recht, Vater!" antwortete das Mädchen, stand

sogleich auf und bat Rudolf, sie heiinzugeleiten, da es bereits finster sei. „Und ich reite mit!" rief da auch Lothar. So trabten nach kurzer Zeit drei zu Roß dem Herren hause von Tombirken zu. Und auch dort war Freude, die aber ebenfalls stille Wehmut durchzog. Spät in der Nacht ritten Lothar und Rudolf von Brenkenhagen heim durch beschneite Marsch und stille Heide. Der Vater war noch wach, als sie ankamen, saß noch immer sinnend am Karuin. Und er sprach ganz eigen zu seinen Söhnen: „Seht

euch zu nur: es ist besser, daß es sich in dieser Nacht noch entscheidet: denn es kommt doch, weil ihr einmal echte Brenkenhagens seid." „Was nieinst du, Vater?" fragte Lothar. „Daß ich in den Herzen meiner Söhne lese," antwortete der Greis, „ich werde noch einsainer werden: denn ich kenne euer Blut: aber ich möchte, daß wenigstens einer bei mir bliebe." Die Brüder schauten sich an, und Rudolf sagte: „Ich werde meinen Arm, mein Schwert dem Könige, seinem Dienste weihen, Lothar mag . . . ." „Ich ziehe

mit, mit in den heiligen Krieg," unterbrach der schnell, „denn der König wird rufen." „Und ich will mein Vaterland frei sehen," rief Rudolf, „in einem geknechteten ist schlecht leben. Sage es selbst, Vater, was tätest du, wärest du jung wie wir?" „Rudolf, denk an Sophie Luise, deine liebe Braut, und ich bin alt und schutzlos." Bittend hob der Greis seinen Kopf; Rudolf'schaute etwas seitwärts in die Flamme des Kamins und sprach: „Wir alle stehen in Gottes Hand. Und ich weiß, Sophie Luise denkt wie ick

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Außferner Zeitung
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Page 22 of 28
Date: 12.07.1913
Physical description: 28
Seite 12. EjülIEüSl] EüsüQ D*ü3 Eüi3 EüiQ 13657 En gros! F|4j ist ab 15 Adalbert WVsi empfiehlt alle bei billigster B Bilderrahmen kkLliiäten-, Hyp FeralimssBi Adamga Konzess. v. d. k Füb» Verkäui Für Käufe Reells Große Auswahl gütern, Zinshäur Man v liefere jedes £ stehen gerne zi sieht gerne enl 12641 A. GG G GO 13477 @QQ§| $31 Größtes Lam Blusen, Schi £©!£&<& Par©*® 226 Rudolf von Brenkenhagen und Heinrich Denker mieden Lüneburg ganz. Wenu auch noch so ungern, so mußte Rudolf den Bruder

lassen. Mit Heinrich Denker erreichte er die Elbe, das freie Schlesierland. Es war am 5. Februar, und die beiden Reiter rasteten in Rogau, einem kleinen Orte Nordschlesiens. Die Dämmer ung sank über Dorf und Flur, Rudolf stand gerade am Giebelfenster seines Stübchens und schaute in das zur Ruhe gehende Schlesierland. Da läuteten Plötzlich alle Glocken. Weit schallte der Ton ins Tal. Und Rudolf sah, wie die Leute vor die Türen traten, Gruppen bildeten, redeten und gestikulierten. Dann eilte

alles dem Kirchlein zu. „Heinrich, was ist denn los?" rief Brenkenhagen seinem Weggenossen zu, der eben vor die Tür trat. „Es soll etwas von Breslau gekommen sein," rief Hein rich Denker zurück, „der Pfarrer will's verkünden." „Von Breslau!" rief Rudolf. „Hurra, es lebe der König!" Hastig ergriff er Federmütze und Säbelkoppel, stürzte die knarrende Treppe hinunter und eilte dem Kirch lein zu. Das war gedrängt voll, sogar vor der sperrangel weit geöffneten Tür schob und drängte es sich. Und nur weil Brenkenhagen

und sang: „Großer Gott, wir loben dich." Brausend setzte die Orgel ein, mächtig und mächtiger dröhnte der Gesang, bis er das Kirchlein ganz erfüllte. Dann leerte sich das Gotteshaus langsam. Draußen aus dem Kirchplatze flutete und drängte es. Und Rudolf von Brenkenhagen hielt eine Rede. Er wußte zwar nicht, was er sagte; aber als er geendet hatte, umdrängte man ihn, hob ihn, den Fremden, auf den Schultern hoch. Und dann drängte sich das Mütterlein heran, knixte vor dem stolzen Edelherrn gar demütiglich

und sprach: „Herr, wenn ich um etwas bitten darf, so grüßt mir unfern König, wenn Ihr nach Breslau kommt. Sagt ihm, ich hätte leider keinen Sohn mehr, sonst würde ich ihn ihm schicken. Herr, drei hatte ich, und drei bleichen in Rußland — ja, Herr." Tränen liefen über die gefurchten Wangen. „Grüßt mir den König ... ich habe keinen Sohn mehr für ihn." Rudolf von Brenkenhagen nahnr das tapfere, treue Mütterlein auf seinen Arm und trug es durch die Menge. Ungeheurer Jubel erschallte; gewaltig, urkräftig

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Unterinntaler Bote
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Page 10 of 20
Date: 19.07.1913
Physical description: 20
- 226 Rudolf von Brenkenhagen und' Heinrich Denker mieden Lüneburg ganz. Wenn auch noch so ungern, so mußte Rudolf den Bruder lassen. Mit Heinrich Denker erreichte er die Elbe, das freie Schlesierland. Es war anl 5. Februar, und die beiden Reiter rasteten in Rogau, einem kleinen -Orte Nordschlesiens. Die Dämmer ung sank über Dorf und Flnr, Rudolf stand gerade am . Giebelfenster seines Stübchens und schante in das zur Ruhe gehende Schlesierland. Da läuteten plötzlich alle Glocken. Weit schallte

der Ton ins Tal. Und Rudolf sah, wie die Leute vor die Türen traten, Gruppen bildeten, redeten nnd gestikulierten. Dann eilte, alles dein Kirchlein zu. „Heinrich, was ist denn los?" rief Brenkenhagen seinem Weggenossen zu, der eben vor die Tür trat. „Es soll etwas von Breslau gekommen sein," rief Hein rich Denker zurück, „der Pfarrer will's verkünden." „Von Breslau!" rief Rudolf. „Hurra, es lebe der König!" Hastig ergriff er Federmütze und Säbelkoppel, stürzte die knarrende Treppe hinunter und eilte

Jägerkorps. Zuerst blieb es mäuschenstill. Dann erhob ganz nahe der Kanzel ein schon eisgraues Mütterlein ihre diinne, zitternde Stimme und sang: „Großer Gott, wir loben dich." Brausend fetzte die Orgel ein, mächtig und mächtiger dröhnte der Gesang, bis er das Kirchlein ganz erfüllte. Dann leerte sich das Gotteshaus langsam. Draußen cmf den: Kirchplatze flutete und drängte es. Und Rudolf von Brenkenhagen hielt eine Rede. Er wußte zwar nicht, was er sagte; aber als er geendet hatte, umdrängte man ihn, hob

ihn, den Fremden, auf den Schultern hoch. Und dann drängte sich das Mütterlein heran, knirte vor dem stolzen Edelherrn gar demütiglich und sprach: „Herr, wenn ich um etwas bitten darf, so grüßt mir unsern König, wenn Ihr nach Breslau kommt. Sagt ihm, ich hätte leider keinen Sohn mehr, sonst würde ich ihn ihm schicken. Herr, drei hatte ich, und drei bleichen in Rußland — ja, Herr." Tränen liefen über die gefurchten Wangen. „Grüßt mir den König ... ich habe keinen Sohn mehr für ihn." Rudolf von Brenkenhagen nahm

— Hab' ich ja — nicht mehr." Bittend hob die alte Frau die Börse hoch, und die Augen flehten mit. Da nahm Rudolf das Geld, steckte es in seine Manteltasche zu dem, das die freudetrunkenen Dorfbewohner in edler Begeisterung am Abend vorher gesammelt hatten. „Nun reitet mit Gott!" schluchzte das brave Mütterlein. „Ich kann nur beten — grüßt mir den König!" Der Edelmann reichte der Frau die Hand, wischte sich &= - verstohlen eine Träne aus dem Auge und sprengte dann in den frischen Morgen. Am 7. Februar kamen die beiden

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Tiroler Wastl
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Page 3 of 12
Date: 06.11.1910
Physical description: 12
Rudolf greinz spricht die lüabrbeit, die reine lüabrbeit und nichts als die ttlabrbeit ist in Der neuesten Nummer des Wunder über Wunder offenbarenden „Föhn" zu lefen, aber bei welchen Ge legenheiten und aus welchen Anlässen Rudolf Greinz, der neueste und gleichzeitig auch einzige Dichter Tirols, diese irr unserer $ eugen-Eidessormet einge mauerte Tugend übt, wäre allen jenen, die den Mut haben einzugestehen, daß sie schon manchnrat, bewußt, oder unbewußt, die Unwahrheit geredet, wie alle Men

- schen ohne jede Ausnahme, eilt Rätsel geblieben, wenn es nicht schwarz uns weiß im Wnuderblatt „Föhn" zu lesen wäre, daß Rudolf Greinz diese noch bei keinem Menschen der Welt nachgewiesene Tugend immer ge übt habe, denn es steht in jenem besagten immer merkwürdigeren Weltwnnderblatt in einem von Ru dolf Greinz geschriebenen Artikel „Ein ausklärendes Wort zur Innsbrucker Theatersrage" wortwörtli ch zii lesen: „I n m eine in ganzen Leben i ft n o ch nie eine Lüge über m e i ne Lippen geko m- men

." Bewiesen hat Rudolf Greinz dies allerdings nicht, noch es guch nur zu beweisen versucht, was ange sichts dieser, man kann ganz getrost sagen, welterschüt- lernden Behauptung der vielen glaubensschwachen Menschen und unserer glaubensschwachen Zeit wegen zweifellos sehr nützlich gewesen wäre damit uns nie mand dies Weltwunder anfechtet oder gar streitig macht, und darum wird Rudolf Greinz dem „Wastl" so gewiß ewig dankbar fein, als er es dem Thurner gewesen ist und auch ewig bleiben wird, wenn der „Wastl

"sich der verdienstvollen Mühe unterzieht, den besagten nützlichen Beweis wenigstens für den Haufen jener Ereignisse zu erbringen, denen die das ganze teuere Vaterland höchstehrende Behauptung des jüng sten Dichters von Tirol, Rudolf Greinzen, entsprungen ist. Laßt uns also alle hierüber bestehenden Dokumente, deren Richtigkeit selbst Rudolf Greinz, über dessen Lippen noch nie in seinem Leben eine L.üge gekommen ist, als feststehende Wahrheiten anerkennen wird prü fen. Dja haben wir 'vor allem die unleugbare Tatsache

, daß Thurner sich durch volle ackst Jahre seine Füße wund lies, bis es ihm jendlich gelang, Greinzens „Krip penspiel von der glorreichen Geburt Christi" mit Hilfe kathol. Klerikaler im Protestantischen Berlin dnrchzu- setzen. Die Bestätigung all der Einzelnheiten dieses laßt uns sagen, großen Erfolges Thurners, kann der „Wastl" zwar nicht in der durch den kargen Raum gebotenen Kürze wiedergeben, aber Rudolf Greinz, der sie sehr gut kennt und in seinem ganzen Leben nie log, wird ihre Richtigkeit ganz gewiß

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Lienzer Nachrichten
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Page 10 of 16
Date: 15.07.1913
Physical description: 16
, Obstpressen, Rübenschneider, Feuerspritzen, Getreide- n. Patzmühlen, Futter- Behördlich geschützt und geprüft? WIDENHORN GOLDENE MEDAILLE BRÜSSEL 1910. 6RAND PRIX LONDON »MfM »crmc-Ai tccnri 11 tutz s .oia das verläßlich wird gesucht. N ist billig zu ver Cd Ierö Spengtev ersucht seine P. liegenden, schon ßu abzuholen, widri biefv Um etwaigeu Mn derselbe, daß von keine Rede ist. daj Rahmen weiterfib P. T. Kunden, ih Vertra 226 Rudolf von Brenkenhagen und Heinrich Denker mieden Lüneburg ganz

. Wenn auch noch so ungern, so mußte Rudolf den Bruder lassen. Mit Heinrich Denker erreichte er die Elbe, das freie Schlesierland. Es war am 6. Februar, und die beiden Reiter rasteten in Rogau, einem kleinen Orte Nordschlesiens. Die Dämmer ung sank über Dorf und Flur, Rudolf stand gerade am Giebelfenster seines Stübchens und schaute in das zur Ruhe gehende Schlesierland. Da läuteten plötzlich alle Glocken. Weit schallte der Ton ins Tal. Und Rudolf sah, wie die Leute vor die Türen traten, Gruppen bildeten, redeten

und gestikulierten. Dann eilte alles dem Kirchlein zu. „Heinrich, was ist denn los?" rief Brenkenhagen seinem Weggenossen zu, der eben vor die Tür trat. „Es soll etwas von Breslau gekommen sein," rief Hein rich Denker zurück, „der Pfarrer will's verkünden." „Von Breslau!" rief Rudolf. „Hurra, es lebe der König!" Hastig ergriff er Federmütze und Sgbelkoppel, stürzte die knarrende Treppe hinunter und eilte dem Kirch lein zu. Das war gedrängt voll, sogar vor der sperrangel weit geöffneten Tür schob und drängte

Stimme und sang: „Großer Gott, wir loben dich." Brausend setzte die Orgel ein, mächtig und mächtiger dröhnte der Gesang, bis er das Kirchlein ganz erfüllte. Dann leerte sich das Gotteshaus langsam. Draußen auf dem Kirchplatze flutete und drängte es. Und Rudolf von Brenkenhagen hielt eine Rede. Er wußte zwar nicht, was er sagte; aber als er geendet hatte, umdrängte man ihn, hob ihn, den Fremden, auf den Schultern hoch. Und dann drängte sich das Mütterlein heran, knixte vor dem stolzen Edelherrn gar

demütiglich und sprach: „Herr, wenn ich um etwas bitten darf, so grüßt mir unfern König, wenn Ihr nach Breslau kommt. Sagt ihm, ich hätte leider keinen Sohn mehr, sonst würde ich ihn ihm schicken. Herr, drei hatte ich, und drei bleichen in Rußland — ja, Herr." Tränen liefen über die gefurchten Wangen. „Grüßt mir den König ... ich habe keinen Sohn mehr für ihn." Rudolf von Brenkenhagen nahm ' das tapfere, treue Miitterlein auf seinen Arm und trug es durch die Menge. Ungeheurer Jubel erschallte; gewaltig

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Tiroler Post
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Page 14 of 20
Date: 18.07.1913
Physical description: 20
Weiße Tasö bis K 2-80, Stück. Neu! K -'54 bst K —'90 bü und Kleider Anna In H Singei*-! bei bequ« schaftli Gflsta 224 Seiten Abbildungen An der in diesem Buc heit in diesem garen in diese könnte glaube: schlimmsten Z Preis mr Große gewerbliche Ausstellungs-Halle des Tiroler Gewerbebundes Innsbruck, Palais Taxis (Landhaus), Maria Theresienstraße 45 PERMANENTE AUSSTELLUNG 1 - 226 Rudolf von Brenkenhagen und Heinrich Denker mieden Lüneburg ganz. Wenn auch noch so ungern, so mußte Rudolf den Bruder

lassen. . . Mit Heinrich Denker erreichte er die Elbe, das freie Schlesierland. . * tj Es war am 5. Februar, und die beiden Reiter rasteten in Rogau, einem kleinen Orte Nordschlesiens. Die Dämmer- ung sank über Dorf imd Flur, Riidols stand gerade ani Giebelfenster seines Stübchens itnb schaute in das zur Rilhe gebende Schlesierland. ^ 'Da läuteten plötzlich alle Glocken. Weit schallte der Ton ins Tal. Und Rudolf sah, wie die Leute vor die Türen traten, Gruppen bildeten, redeten und gestikulierten

. Dann eilte alles dem Kirchlein zu. „Heinrich, was ist denn los?" ries Brenkenhagen seinem Weggenossen zu, der eben vor die Tür trat. '„Es soll etwas von Breslau gekommen sein," rief Hein rich Denker zurück, „der Pfarrer will's verkünden." „Von Breslau!" rief Rudolf. „Hurra, es lebe der König!" Hastig ergriff er Federmütze und Säbelkoppel, stürzte die knarrende Treppe hinunter und eilte dem Kirch lein zu. Das war gedrängt voll, sogar vor der sperrangel weit geöffneten Tür schob und drängte

Stimme und sang: „Großer Gott, wir loben dich." Brausend setzte die Orgel ein, mächtig und mächtiger dröhnte der Gesang, bis er das Kirchlein ganz erfüllte. Dann leerte sich das Gotteshaus langsam. Draußen auf dem Kirchplatze flutete und drängte es. Und Rudolf von Brenkenhagen hielt eine Rede. Er wußte zwar nicht, was er sagte; aber als er geendet hatte, umdrängte man ihn, hob ihn, den Fremden, auf den Schultern hoch. Und dann drängte sich das Mütterlein heran, knixte vor dem stolzen Edelherrn gar

demütiglich und sprach: „Herr, wenn ich um etwas bitten darf, so grüßt mir unfern König, wenn Ihr nach Breslau kommt. Sagt ihm, ich hätte leider keinen Sohn mehr, sonst würde ich ihn ihm schicken. Herr, drei hatte ich, und drei bleichen in Rußland — ja, Herr." Tränen liefen über die gefurchten Wangen. „Grüßt mir den König ... ich habe keinen Sohn mehr für ihn/ Rudolf von Brenkenhagen nahm das tapfere, treue Mütterlein aus seinen Arm und trug es durch die Menge. Ungeheurer Jubel erschallte; gewaltig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 20 of 32
Date: 01.01.1920
Physical description: 32
Zum Jahreswechsel allen Parteigenossen, Genossinnen, Freunden und Bekannten die besten Wünsche Aus WSrgl ‘vV ’ ' • i - ..... , .5 ,y ... ... $ ....... . ,< ■. Johann Mayer, Partieführer, mit Familie. ' < *1 * «? -? .ä 4 4 ^ . < j ' i- . ■y-V v" '. Julius Lenk und Frau, 'Hausbesitzer. Ä; i.., •« > v! Familie Peter Lanzinger, Lokomotivführer. : : i T g~ J 4 » « . . . , • -l • -V / Rudolf Rausch, Lokomotivheizer. '.k, r MW, k li. Johann Selhofer, Friseurgeschäft, Bahnstr. V:f .i f 'Y'-**“ Familie

Rudolf Heinz. MW A Familie Lorenz Vogl, Bahuwachter 174. '■ Rudolf Weinmayer, Bahnmeister d. S.-B. Georg und Rosina Prosch. 88888888 8SVZD8Z8 IIZ8ZDZ8 Znm Jahreswechsel wünschen wir allen lieben Gästen, Freunden und Bekannten, dem Per sonal der Südbahn und Staatsbahn ::: und Allen und Jedem ein ::: Wir danken für das bisher geschenkte Vertrauen und ersuchen um ferneres Wohlwollen Heinrich Romen, W Gasthof zur „Rose“ Allen unseren verehrten Kunden, Freunden und Bekannten sagen wir anläßlich des Jah

reswechsels ein herzliches Prosit 1920 Indem wir für das bisher geschenkte Ver trauen danken, bitten wir um ferneres Wohl wollen. Warenhaus Rudolf Gottlieü, Wörgl, Bahnhofstr. Allen Genossen, Kollegen, Freunden und Be kannten sowie meinen werten Kunden die besten Glückwünsche znm Jahreswechsel, mit der Bitte um ferneres Wohlwollen. > ; , i 2 Christian Wascher, Tischler i _ —» i M. R WM- ll. EeMWüUMG Ortsgruppe Wörgl I ^.j Zum Jahreswechsel wünschen wir allen ün- i seren Mitgliedern und Familienangehörigen

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 12
Date: 06.11.1910
Physical description: 12
melden. Sie glauben gar nicht, was mir das für eure riesige Freude sein würde, wenrr ich dazu beitragen konnte, Ahnen beit Weg in die geliebte Heimat öffnen zu helfen. Für alle Fälle bitte ich um eine postwendende Nachricht Ihr allzeit ge treuer Rudolf Greinz. Wie wenig Greinz auf die Bewerbung Thurners nur die Direktion. des Stadttheaters hoffte, geht dar aus hervor, daß er nicht einnral auf eine Antwort von Thurner selbst 'rechnete, sondern seinen Eifer schon auf die Kunde hin zrr betätigen Willens

Durch fall Thurners unschwer aufrecht erhalten, wie ein Schreiben des Benj amins der Greinze an'den Senior derselben, id est an Rudolf Greinz, beweist, das also lautet: Halb 3 Uhr. Lieber Rudolf! Soeben war Brix bei mir und präsentierte mir eine Eingabe an den Gemeinderat wegen Ranzenhofer zur Unterschrift. Ich war sehr verblüfft und überlegte während der Durchsicht, was ich tun sollte. Mir erschien es nach karger Ueberlegnng der Sache besser zu dienen, wenn ich mich unterfertigte, als wenn ich den Plan

bist. Ihm darfst Du selbst verständlich nichts sagen, das; ich von Thurner weiß. In Eile! Dein Hermann. '^1. So wurde dieser Hermann an seinem Freunde Brix zum Raben, so daß dieser mit dem alten Moor nun mit Recht jammern kann: „Hermann, inein Rabe, bist Du es, der mich so betrogen?" Und der Rabe .Her mann kann ihm darauf zurückkrächzen: „Kannst Du mir zürnen, nachdem inein Rabenbruder Rudolf Dich wie mich und wir uns alle betrogen", so das; sich der alte Moor im Grabe umdrehen und sogar der agte Rabi Ben

Akiba sagen mußt: „Das ist noch nie dagewe sen." Mit ihm, der schon längst im Grabe liegst und mit dem guten alten Mooren dreht sich 'auch wohl jeder gute Magen um,, aber Rudolf Greinz schreibst daß in seinem ganzen Leben noch nie eine Lüge über seine Lippen gekommen. Ob Brix, der ahnungslose Herausgeber und unschuldsvolle Verkündiger dieser fro hen Botschaft auch jetzt noch konstant dieser Meinung ist? Wer kann, es wissen? Bestimmt weiß man nur, daß Rudolf Greinz bei der Niederschrift

der Vorgeschichte der Bewerbung Thurners ans diesen höchst interessanten Teil derselben vergaß, als er in dem von seinem Freunde herausge gebenen „Föhn" den Satz niederschrieb: „Ich glaube diese wahrheitsgetreue Darstellung sowohl dem Gemeinderate von Innsbruck als dem Publikum meiner Heimatstadt und iit gleichem Maße auch den Tiroler Schriftstellern und Künstlern zu schul den, die auf die Direktion Thurner große Hoffnungen setzten und. bitter enttäuscht wurden". Rudolf Greinz wird mir meinen bitteren Zusatz

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Lienzer Nachrichten
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Page 9 of 16
Date: 15.07.1913
Physical description: 16
Pr F Illustriertes Wnterßattungsötatt der „Lienzer Wachrichten". Von §heo Lieserh. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) eiter rasten die beiden. Die Verfolger blieben immer weiter zurück. Da stöhnte Lothar wieder aus, wankte im Sattel und seufzte: „Ich kann nicht mehr." — „Dann sei uns Gott gnädig!" keuchte Rudolf, drängte sein Pferd rasch entschlossen zu dem seines Bruders, riß ihn aus sein Roß, umschlang ihn mit der Linken und nahm mit der rechten Hand den Zügel des ledigen Pferdes. Schwer

war die Last für Rudolfs Tier; zwar hielt es aus, aber immer langsamer wurde die Gang art. Die Flanken fchlugen schwer und schwerer. Besorgt schaute Rudolf von Brenkenha gen zurück, aber die Verfolger waren weit, weit zurückgeblieben. Freier atmeten die Brüder; schnell wechselte Rudolf die Tiere, gewahrte dann aber mit Schrecken, daß des Bruders Kraft immer mehr schwand, daß er schwerer rind schwerer wurde. Zuletzt mußte er ihn ganz halten wie ein Kind. Drüben tauch ten die Türme der Stadt Lüne burg

auf, und immer sehnsüch tiger fchaute Brenkenhagen hin; denn Lothar lag jetzt ohnmächtig in seinem Arm. Nun holte er ein Bäuerlein ein, das ganz gemächlich gen Lüneburg fuhr und den beiden elenden Heide kleppern Zeit ließ. „Gut Freund!" grüßte Rudolf. Und der Bauer knurrte: „Der Deibel zwicke Napoleon und seine Bagage." „Hat er denn keine besseren Gäule?" Da blinzelte der Mann Brenkenhagen aus klugen Aeug- lein an, zeigte einige große Zähne und sprach: „Bessere, lieber Herr! wenn schon, denn schon. Die Vas

Heidebauer fuhr sich über die Augen, räusperte sich und spuckte weit aus. „Diese Be stien!" Und Ru dolf fragte: „Wo hat er denn seinen Sohn?" „Steck' mal deinen Kopp 'raus, Heinrich!" gebot der Bauer. Und aus dem Heubundhaufen schob sich ein fri sches Jünglings gesicht. „Kannst du reiten?" fragte Brenkenhagen. Und der Bursche meinte: „Na, und ob!" Dann teilte Rudolf dem Bauer kurz sei nen Plan mit. Und hurtig sprang Heinrich Denker aus dem Heu heraus. Lothar wurde ins Heu gebettet, der Bursche bestieg

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Unterinntaler Bote
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Page 9 of 20
Date: 19.07.1913
Physical description: 20
Mlkitttks Kntrrtjaünngdblatt nun „Kuterinntiiler Mm MiMqrün§et Philipp W asserburg (..Lainis') in ^MninZ Sonntag, den 20. Juli. 88 80 86 Rus großer Zeit. 88 88 88 Von Theo Liefertz. (Fortsetzung.) . (Nachdruck verboten.) O^/4tzeiter rasten die- beiden. Die Verfolger blieben immer weiter zurück. Da stöhnte Lothar wieder ^uf, wankte im Sattel und seufzte: „Ich kann t .nicht mehr." — „Dann sei uns Gott gnädig!" keuchte Rudolf, drängte sein Pferd rasch entschlossen zu dem seines Bruders, riß

ihn auf fein Roß, umschlang ihn mit der Linken und nahm mit der rechten Hand den Zügel des ledigen Pferdes. Schwer Wan die Last für Rudolfs Tier; zwar hielt es aus, aber immer langsamer wurde die Gang art. Die Flanken schlugen schwer und schwerer. Besorgt schaute Rudolf von Brenkenha- gen zurück, aber die Verfolger waren weit, weit zurückgeblieben. Freier atmeten die Brüder; schnell wechselte Rudolf die Tiere, gewahrte dann aber mit Schrecken, daß des Bruders Kraft immer mehr schwand, daß er schwerer

und schwerer wurde. Zuletzt mußte er ihn ganz halten wie ein Kind. Drüben tauch ten die Türme der Stadt Lüne burg auf, und immer sehnsüch- tiger schaute Brenkenhagen hin; denn Lothar lag jetzt ohnmächtig in seinem Arm. Nun holte er ein Bäuerlein ein, das ganz Äwmchlich gen Lüneburg fuhr und den beiden elenden Heide- weppern Zeit ließ. „Gut Freund!" grüßte Rudolf. Und der Bauer knurrte: „Der Deibel zwicke Napoleon und seine Bagage." „Hat er denn keine besseren Gäule?" Da blinzelte der Mann Brenkenhagen

: — sie blieben in Rußland. Und meine Anna starb aus Leid. — Der Himmel strafe die Räuber fiir ihre Schandtaten." Der biedere Heidebauer fuhr sich über die Augen, räusperte sich und spuckte weit aus. „Diese Be stien!" Und Ru dolf fragte: „Wo hat er denn seinen Sohn?" „Steck' mal deinen Kopp 'raus, Heinrich!" gebot der Bauer. Und aus dem Heubundhaufen schob sich ein fri sches Jünglings gesicht. „Kannst bu reiten?" fragte Brenkenhagen. Und der Bursche meinte: „Na, und ob!" Dann teilte Rudolf dem Bauer kurz sei

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Alpenländer-Bote
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Page 10 of 16
Date: 09.09.1917
Physical description: 16
52 Feierlich läuteten jetzt die Glocken von St. Joseph in die Abendstille hinein. Freilich, auf den belebten Hauptstraßen hörte man sie kaum, da rasselten die Magen, da rollten die Equi pagen, da läutete die Trambahn, und an der ab und zu wandelnden Menschenmenge war nichts zu gewahren von Ruhe und Sammlung. Um dem Gedränge auszuweichen, ging Rudolf durch eine stillere Straße auf die Pfarrkirche von St. Joseph zu. Es war eigentümlich, daß er heute feinen Freund verlassen hatte und zur Kirche

die geteilten Herzen, so hat der Hl. > Geist selbst gesprochen." Noch einmal erhob er j seine Stimme zu gewaltiger Rraft: „Sehet, ich . lege vor euch Leben und Tod, — nun wählet!" ^ ar> Wi*r^°k er. ergriffen hatte Rudolf zugehort. wie eine pslugschar das Erdreich lockert und zur Saat bereitet, so hatten die markigen Worte des Paters sein Herz durchfurcht und es bereitet für die Saat der Gnade. Rorn um Korn fiel sie hinein aus der Hand des göttlichen Sä mannes, und alsbald begann sie zu keimen, zu sprossen

und Frucht zu tragen. Der erste kost bare Ertrag war der feste Vorsatz, ein neues Leben zu beginnen, „den neuen Menschen an zuziehen, der nach Gott geschaffen ist in Ge rechtigkeit und wahrhafter Heiligkeit". Fest nahm Rudolf sich vor, den Pater aufzusuchen, um mit ihm zu sprechen und sich zu beraten. Dann kniete er vor dem Altäre nieder und betete um Gottes Segen und Hilfe. Und auch für den Freut» d betete er. Darauf erhob er sich und wandte sich dem Ausgang zu. wie erstaunte er aber, als er hier Rarl

, an eine Säule gelehnt, stehen sah. Zuerst meinte er, es äffe ihn ein Traumbild; aber es war kein Traumbild, es war wirklich Rarl, fein Freund. Das frische Angesicht war allerdings etwas blässer, und die blauen Augen blickten ernster darein als sonst. „Du hier?" flüsterte Rudolf. Rarl nickte nur und nahm schweigend den Arm des Freundes in den feinen. Und als sie draußen durch die abendstillen Straßen da hingingen, fing Rarl an, dein Freund zu er zählen, wie er in die Rirche geriet. „Es war ganz merkwürdig

ich mich endlich, ganz gegen meinen willen, drinnen in der Rirche. — Nun, 63 Rudolf, höre — der Mann da oben auf der Ranzel mit seiner mächtigen Stimme hat mich tief gepackt. Das wahr wirklich Gottes Wort. — Und, Rudolf, sagte er nicht, ein Böser, wenn er reumütig ist, fei leichter zu bekehren und zurückzuführen? — sagte er nicht so?" — „Ja, gewiß," erwiderte Rudolf warm — es taute ihm eine Träne im Auge — „und ich war ein Lauer — aber es wird alles wieder bester werden, so Gott uns helfen will." ~ Eine weile

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 6 of 8
Date: 10.03.1915
Physical description: 8
Seite 6. seines allgemeinen Kriegszustandes, der unter den Urmenschen herrschte, und als solchen haben ihn auch Philosophen, Sprachgelehrte und Kul turforscher, wie Spencer, Rudolf Hildebrand und Georg Steinhaufen, erklärt. Wenn sich in grauen Vorzeiten zwei Menschen begegneten, dann lag dem Schwächeren daran, sogleich zu zeigen, daß er sich seinem Willen füge. Er tat dies am besten, wie es noch heute bei primitiven Völkern üblich ist, indem er sich platt auf. den Boden warf, „sich unterwarf

: B i f ch o f D r. Rudolf Hit t- mair von Linz. Geboren 1659 in Maitig- hofen im Hausruck, hat er den Linzer Bifchof- stuhl bestiegen nach dem unvergeßlichen Bischof Doppelbauer. Bischof Rudolf hatte durch drei Bahre in Wien Bus studiert und plötzlich sattelte er um und wandte sich der Theologie zu, wo er es bald zum Professor brachte. Seine Regie rungszeit als Bischof, die allerdings nur 6 Bahre währte, zeichnete Milde, und Liebe aus. Tr ver stand es, sich nicht in Konflikte verwickeln zu lassen — an Versuchen hiezu

an. Dann sagte das Mädchen mit erzwungener Ruhe: „Sie sehen, sie braucht mich. Ich muß ihrem Rufe folgen. Sie selbst würden mich verachten, Herr von Illingen, wenn ich meine Lebens retterin im Stiche ließe. Haben Sie Dank für alles! Alles! . . . Und nun — leben Sie Wohl!" „Noch nicht!" murmelte er in mühsam ver haltener Erregung. „Noch nicht! Ich bringe Sie unter seiner Führung der Linzer Dombau außer ordentliche Fortschritte machte. Man konnte nach menschlichem Ermessen annehmen, daß Bischof Rudolf

des Domes Vollendung noch erleben werde. Bischof Rudolf hat als Brscho- seine karge Feit vielfach zum Besuche Erkrank ter benützt. Wenn er hörte, daß ihm bekannte Eltern — ob reich oder arm, war da gleichgültig , — um das Leben eines erkrankten Kindes bang ten, da kam Bischof Rudolf zur Freude der Kinder und Eltern ans Krankenlager belebende, tröstende Worte zu sprechen. Als in LinZ sich die Spitäler mit erkrankten und verwundeten Kriegern füllten, entschloß sich Bischof Rudolf feine freie Heit

nach Mauthau- sen zu gehen und die Gefangenen aufzurichten und seelentröstend auf ste einzuwirken. Es soll rührend gewesen fein, wie dies Volk, das keinen guten Nuf genossen hatte, dankbar den Besuch des Bischofs aufnahm und man erzählt, daß feit der Anwesenheit des Bischofs Rudolf im Ser benlager die Stimmung der Gefangenen vielfach umgeschlagen habe. Trotz und Abneigung gegen die militärischen und hygienischen Anordnungen waren sehr zurückgegangen und Bischof Rudolf hat durch feinen Besuch vor aller Welt

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Tiroler Post
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Page 6 of 8
Date: 09.03.1915
Physical description: 8
Sette 6. seines allgemeinen Kriegszustandes, der unter den Urmenschen herrschte, und als solchen haben ihn auch Philosophen, Sprachgelehrte und Kul turforscher, .wie Spencer, Rudolf ' Hildebrand und Georg Steinhausen, erklärt. Wenn sich in freuten: Vorzeiten zwei Menschen begegneten, dann lag dem Schwächeren daran, sogleich zu Zeigen, daß er sich seinem Willen füge. Er tat dies am besten, wie es noch heute bei primitiven Völkern üblich ist, indem er sich platt auf den Boden warf

wie die Män ner, rührt daher, daß die Frauenhüte eben nie Helme waren, ihre Kopfbedeckungen also nie Furcht erregen konnten und das Entblößen des Hauptes von den Frauen deshalb in der Ver gangenheit nicht verlangt wurde. So leuchtet aus Unseren friedlichen Grußformen überall der uralte Kriegergeist in merkwürdiger kultur geschichtlicher Spiegelung hervor. Bischof Hlttmair f. Am Samstag trugen sie in aller Stille einen Seelenhirten zu Grabe, der den Tod eines Hel den starb: B i f ch o f D r. Rudolf

H i t U mair von L i n?. Geboren 1659 in Mattig- hofen im Hausruck, hat er den LiyM Bifchof- stuhl bestiegen nach dem unvergeßlichen Bischof Doppelbauer. Bischof Rudolf hatte durch drei Fahre in Wien Fus studiert und plötzlich sattelte er um und wandte sich der Theologie zu, wo er es bald zum Professor brachte. Seine Regie rungszeit als Bischof, die allerdings nur 6 Fahre währte, zeichnete Milde und Liebe aus. Gr ver stand es, sich nicht in Konflikte verwickeln zu lassen — an Versuchen hiezu fehlte

es sicher nicht. Sn der ganzen Diözese war er infolge seiner Sanft mut außerordentlich beliebt und seme Liebe, die er in der ganzen Diözese betätigte, brachte ihm, dem großen Marienverehrer die Freude; daß unter seiner Führung der Linzer Dombau außec- ordentliche Fortschritte machte. Mau koimta nach menschlichem Ermessen annehmen, das; Bischof Rudolf des Domes Vollendung noch erleben werde. Bischof Rudolf hat als Bischof seine karge Feit vielfach zum Besuche Erkrank ter benützt. Wenn er hörte

, daß ihm bekannte Eltern — ob reich oder arm, war da gleichgültig — um das Leben eines erkrankten Kindes bang ten, da kam Bischof Rudolf zur Freude der Kinder und Eltern ans Krankenlager belebende, tröstende Worte zu sprechen. Als in Linz sich die Spitäler mit erkrankten und verwundeten Kriegern füllten, entschloß sich Bischof Rudolf seine freie F>eit dem Krankendienste zu widmen. Er stellte sich im Spital der Barmherzigen Brü der in die Reihe der freiwilligen Krankenpfle ger und tat dort Dienst

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Außferner Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 10.03.1915
Physical description: 8
Seite 6, jeineß allgemeinen Kriegszustandes, der unter den Urmenschen herrschte, und als solchen haben jrhn auch Philosophen, Sprachgelehrte und Kul turforscher, wie Spencer, Rudolf Hildebrand und (Äorg Steinhaufen, erklärt. Wenn sich in Mauen Vorzeiten zwei Menschen begegneten, dann lag dem Schwächeren daran, sogleich zu zeigen, daß er sich seinem Willen füge. Er tat dies am besten, wie es noch heute bei primitiven Völkern üblich ist, indem er sich platt auf den Boden warf, „sich unterwarf

wie die Män ner, rührt daher, daß die Frauenhüte eben nie Helme waren, ihre Kopfbedeckungen also nie Furcht erregen konnten und das Entblößen des Hauptes von den Frauen deshalb in' der Ver gangenheit nicht veüangt wurde. So leuchtet aus unseren friedlichen Grußformen überall der uralte Kriegergeist in merkwürdiger kultur geschichtlicher Spiegelung hervor. Bischof Htttrnalr f. Am Samstag trugen sie in aller Stille einen Seeldnhirten zu Grabe, der den Eod eines Hel den starb: Bischof D r. Rudolf

Hi t t- mair von Linz. Geboren 1559 in Wattig- hofen im Hausruck, hat er dm Linzer Bischof stuhl bestiegen nach dem unvergeßlichen Bischof Doppelbauer. Bischof Rudolf hatte durch drei >6ahre in Wien Sus studiert und plötzlich sattelte er um und wandte sich der Theologie zu, wo er es bald zum Professor brachte. Leine Regie- rungszeit als Bischof, die allerdings nur bBahre währte, zeichnete Wilde und Liebe aus. Gr ver stand es, sich nicht, in Konflikte verwickeln zu lassen — an Versuchen hiezu fehlte

es sicher nicht, «önder ganzen Diözese war er infolge seiner Sanft mut außerordentlich beliebt und seine Liebe, die er in der ganzen Diözese betätigte, brachte ihm, dem großen Warienverehrer die Freude, daß unter seiner Führung der Linzer Dombau außer ordentliche Fortschritte machte. Man komm nach menschlichem Grmessen annehmeu, daß Bischof Rudolf des Domes Vollendung noch ? erleben werde. Bischof Rudolf hat als Bischof ! seine karge Seit vielfach zum Besuche Erkrank- ! 1er benützt. Wenn er hörte

, daß ihm bekannte Eltern — ob reich oder arm, war da gleichgültig ! — um das Leben eines erkrankten Kindes bang- ten, da kam Bischof Rudolf zur Freude der ! Kinder und Eltern ans Krankenlager belebende, tröstende Worte zu sprechen. Als in Linz sich die : Spitäler mit erkrankten und verwundeten ! Kriegern füllten, entschloß sich Bischof Rudolf i seine freie Zeit pgm Krankendienste zu widmen. Er stellte sich im Spital der Barmherzigen Brii- j der in die Reihe der freiwilligen Krankenpfle- j ger und tat

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Tiroler Wastl
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Page 10 of 12
Date: 02.06.1912
Physical description: 12
nicht mehr vor Verfolgung und Unterdrückung. Rudolf ll. ließ sogar spanische Truppen unter General Mendozza in Westphalen zur Unterdrückung der Protestanten einrücken. Zn derselben Zeit rottete Erzherzog Ferdinand, der nach malige Kaiser Ferdinand II. in Steiermark die Pro testanten gänzlich aus und dasselbe tat Herzog Max von Bayern in seinem Lande. Das Haus Habs burg hatte sichs im Bunde mit den katholischen Fürsten Deutschlands zur Lebensaufgabe gemacht, den Protestantismus in ihren Ländern

der Wühlarbeit der Jesuiten und ihres Anhanges. Den übrigen Mitgliedern des Hauses Habsburg war die stumpf sinnige Gleichgültigkeit, mit welcher Kaiser Rudolf II. dem Kampfe der katholischen Kirche gegen die Protestanten zusah, schon längst ein Dorn im Auge. Sie erklärten darum die Kaiserlich Römische Maje stät 1606 für blödsinnig und regierungsunfähig, und setzten den Erzherzog Matthias als Regenten und Oberhaupt des habhburgischen Hauses ein. Matthias zwang nun den Kaiser, ihm Ungarn, Mähren

und Oesterreich abzutreten. Ueber die Kaiserkrone konn ten die Erzherzoge nicht verfügen. Als Kaiser konnte Rudolf nur durch Reichsbeschluß abgesetzt werden. Rudolf 11. wollte sich nun von seiner Haus macht wenigstens Böhmen noch retten und verlieh darum in einem Majestätsbrief vom 11. Juli 1609 den Tschechen das Recht auf Ausübung ihrer utraquistischen, im Wesen eigentlich auch protestan tischen Religion und Erbauung protestantischer Kir chen. Damit hatte sich Rudolf II. von dem Prinzipe seines eigenen

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Außferner Zeitung
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Page 21 of 28
Date: 12.07.1913
Physical description: 28
Organ für den politischen Bezirk Rer Beilage zur „Außlerner Zeitung". .Aus großer Zeit. J Pleiter rasten die beiden. Die Verfolger blieben K ^ immer weiter zurück. Da stöhnte Lothar wieder 'HD wirkte im Sattel und seufzte: „Ich kann nicht mehr." — „Dann fei uns.Gott gnädig!" keuchte Rudolf, drängte sein Pferd rasch entschlossen zu dem iemes Bruders, riß ihn auf sein Roß, umschlang ihn mit der Linken und nahm mit der rechten Hand den Zügel des ledigen Pferdes. Schwer war die Last für Rudolfs

Tier; zwar hielt es aus, aber immer langsamer wurde die Gang art. Die Flanken schlugen schwer und schwerer. Besorgt schaute Rudolf von Brenkenha- gen zurück, aber die Verfolger waren weit, weit zurückgeblieben. Freier atmeten die Brüder; schnell wechselte Rudolf die Tiere, gewahrte dann aber mit Schrecken, daß des Bruders Kraft immer wehr schwand, daß er schwerer und schwerer wurde. Zuletzt wußte er ihn ganz halten wie em Kind. Drüben tauch en die Türme der Stadt Lüne burg auf, und immer sehnsüch

tiger schaute renkenhagen hin; denn Lothar lag jetzt ohnmächtig in nem Arm. Nun holte er ein Bäuerlein ein, das ganz g nachlich gen Lüneburg fuhr und den beiden elenden Heide- rleppern Zeit ließ. "Gut Freund!" grüßte Rudolf. Und der Bauer knurrte: "^er Deibel zwicke Napoleon und seine Bagage." ^Hat er denn keine besseren Gäule?" r ■ ~ n blinzelte der Mann Brenkenhagen aus klugen Aeug- o^'Zvigte einige große Zähne und sprach: ^ "wehere, lieber Herr! wenn schon, denn schon. Die Von §hco Liefert

für ihre Schandtaten." Der biedere Heidebauer fuhr sich über die Augen, räusperte sich und spuckte weit aus. „Diese Be stien!" Und Ru dolf fragte:. „Wo hat er denn seinen Sohn?" „Steck' mal deinen Kopp 'raus, Heinrich!" gebot der Bauer. Und aus dem Heubundhaufen schob sich ein fri sches Jünglings gesicht. „Kannst du reiten?" fragte Brenkenhagen. Und der Bursche meinte: „Na, und ob!" Dann teilte Rudolf dem Bauer kurz sei nen Plan mit. Und hurtig sprang Heinrich Denker aus dein Heu heraus. Lothar wurde ins Heu

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 12
Date: 07.01.1912
Physical description: 12
. Von Matthäus I 0 k s ch. (13. Fortsetzung.) Rudolf von Habsburg war am 29. September 1273 in Frankfurt zum deutschen König gewählt worden. Das Reich empfing mit ihm sein fünftes Kaisergeschkecht. Auf die papstfeindlichcn Hohen staufen waren die der Kirche ergebenen Habsburger gefolgt. Es muß anerkannt werden, daß Rudolf von Habsburg, dieser eben so tapfere als staatskluge, ebenso fromme als sittenstrenge, in seinem ganzen Wesen schlichte Mann es trotz seiner bescheidenen Machtmittel verstand

men enthielt. Diese grundsätzliche Abweichung von dem bisherigen System aller deutschen Kaiserge schlechter gewann ihm nicht nur die Freundschaft des römischen Stuhles, sondern auch des deutschen Volkes, welches nicht mehr auf italienischem Boden Hirngespinnsten nachjagen und seine Söhne opfern mußte. Rudolf fühlte sich nun stark genug, den unvermeidlichen Kampf mit König Ottokar 11. von Böhmen aufzunehmen. Durch Verheiratung seiner zahlreichen Töchter mit deutschen Reichsfürsten

hatte er seinen Anhang zu verstärken gewußt, sowie er durch sein zuvorkommendes Wesen alte Herzen für sich 311 gewinnen verstand. Noch che der Krieg ausbrach, hatte Rudolf durch diplomatische Künste seinen Gegner zu isolieren sich alle Mühe gegeben. Nur der Bayernherzog gefiel sich in einer doppel züngigen Rolle. Um den König von Ungarn für sich zu gewinnen, hatte Rudolf sogar eine seiner Töchter an den halbwilden Herzog von Slavonicn verlobt. Der Wahlspruch: Felir Austria nube" war schon von dem Stammvater

der Habsburger in die Politik des Hauses eingeführt worden. Fünf Töch ter mußten herhalten, den neuen deutschen Thron zu stützen. So konnte es dann auch nicht fehlen und in der Schlacht am Marchfetde (26. August 1278) erlag der hochfahrcnde Tschechenkönig der überlegenen Schlauheit das Habsburgers. Otto kar II. hatte den Versuch, aus einem Stücke Deutsch lands ein Slavenreich zu bilden, ja vielleicht ganz Deutschland in seine Gewalt zu bringen, mit dem Leben gebüßt. Rudolf setzte nach gewonnenem Feld zuge

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 12
Date: 09.06.1912
Physical description: 12
.) va; deutsche UolR und leine Sailer geledl echter. Von Matthäus I o k s ch. (Fortsetzung.) Die wächste Folge war ein Kampf der beiden Brüder Rudolf II. und Mathias um Böhmen. Es war dies weniger ein Krieg als ein ausgiebiges Morden, Sengen und Schänden zügelloser Horden Rudolfs und Mathias. Am 24. März 1611 zog Mathias mit einem Heere in Prag ein und ließ sich, nachdem Rudolf die Entsagungsakte unterschrieben hatte, wobei er die Feder aus Zorn zerbiß, zum König von Böhmen krönen. Dem deutschen Kaiser Rudolf

war nun nichts geblieben als seine Kaiser krone, die aber keinen Wert mehr besaß, da man sich in Deutschland längst daran gewöhnt hatte, sich ohne Kaiser zu behelfen. Am Ende war auch kein Kaiser immer noch besser als so Einer wie Rudolf. Das deutsche Volk hatte es weit gebracht. Es besaß jetzt einen Kaiser, der weder Land noch Gut, noch Geld besaß. Die skandalöse Maßregelung seines Kai sers hatte es aber ohne Schamröte ruhig mit ange sehen und den Unwürdigen nicht einmal abzusetzen die Willenskraft aufgebracht

. So sah dies Deutsch land vor Ausbruch des 30jährigen Krieges aus. Rudolf II. überlebte zum Glück seine und Deutsch lands Schmach nicht lange. Er starb am 20. Jänner 1612 in seinem Prager Schlosse. Deutschland hatte 36 Jahre so einen Kaiser ausgehalten. An Stelle des blödsinnigen Rudolf wählten die deutschen Kurfür sten fünf Monate später den schwachsinnigen Ma thias zu ihrem Kaiser. Ein solches Volk verdiente wirklich das Los, von dem es bald darnach erreicht wurde. Kaiser Mathias war im Juni 1612

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