, dessen Wohnung — sie war im sechsten Stock — nicht ah ne» ließ, daß er ein glückliches Kind reicher Aeltern war. Aber die Ansichten vom Glück sind verschieden. Der junge Mann, den wir Rudolf nennen wollen, fand es eben nicht im eleganten Faubourg St.-Honore. wo seine Aeltern ein prächtiges Haus bewohnten, son dern im Lande der sorglosen Zugend hoch über dem niedern Treiben deS Alltagslebens, da wo die Sonne zuerst die Königin der Städte küßt, kurz im sechsten Stock. Wie der flüchtige Vogel mit seinen Liedern
hoch in den Wipfeln der Aeste nistet, so fliegt auch der glückliche Leichtsinn in Paris hinauf auf die Gip. fel der Häuser und wenn in dem Gewirr der Straßen nur die feilschende Stimme des Krämers und der Lärm der Werkstätte erschallt, so flattert um die Gie bel daS fröhliche Gelächter der Jugend und Genüg samkeit, da wohnt dcr Student, der Künstler, die Grisette und die ganze sorgenlose Boheme von Paris und schmettert Berangers Lieder in die heitere Luft. Da wohnte auch Rudolf, schlürfte
den Aether des Ideals, sah in den blauen Himmel — und in die schönen Augen seiner Nachbarin. Ja sie war schön, die sittsame, arbeitsame, tugendhafte Nätherin Mar- gueritte. und wol geeignet, die flüchtige Neigung zur stillen Bewunderung, zur ernsten, revlichen Liebe um zuwandeln. Noch flatterten alle Genien des sechsten Stocks um Rudolfs Fenster, das Glück, die Jugend, die Kunst, nur einer war entflattert, der Schmetter ling Leichtsinn: Rudolf liebte. Gleich und gleich, sagt das Sprichwort
, und: unter Armen freit man schnell; es wird ihm nicht schwer. Zutritt zu erhalten und was er hier sah. fesselt ihn noch mehr an seineGeliebte. Tugendhaft nannte ich sie. denn sie opferte Kraft. Zeit und Ver gnügen ihrer Mutter auf, die, obgleich nickt alt und selbst beinahe noch schön, schon seit vielen Jahren er blindet und gänzlich hülflos da stand. Ein solcher Eharakter erschien unsern» Rudolf der beste Bürge für eheliches Glück und schnell warb er um die schöne Hand. Er erhielt sie. Dcr Träumer
sich jetzt selbst, und ihre Mutter trat auf ihre Seite. . Sie. hatten eben beide yon Rudolfs Vermögens- ümständen nichts gewußt, und in ihm nur den arme» fleißigm Maler gesehen; als sie später seine Geburt erstchren. hatte sie das wohl aefteut . aber im Sinnt der Rechtlichkeit hatten sie sich^v'öch niedriger erachtet. Jetzt freilich lag die Sache anders und sie „waren nun zu Pölz-'wie sie sagten, .um sich in eine Fä. milie einzudrängen, die sie verstieße-. Rudolf erhielt den Korb, mit der Bitte, seine Besuche einzustellen