13 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1911/13_05_1911/LZ_1911_05_13_34_object_3296897.png
Page 34 of 36
Date: 13.05.1911
Physical description: 36
hätte, daß der Besucher sich möglichst bald empfehlen sollte. Über rascht richtete er sich auf, als Rose erschien. Mit einer bittenden Gebärde näherte sie sich ihm und sagte bestimmt: „Lieber Vater, du wirst dem Herrn die erbetene Frist gewähren, nicht wahr? Ich habe alles gehört und ich bitte für diesen Herrn!' Der junge Mann war aufgesprungen; Begeisterung flammte in seinem Blick. Es schien, als wolle er auf seine schöne Für sprecherin stürzen und zum Danke ihre Hände küssen. Dann aber stand

er unbeweglich; nur seine Augen entzückt auf die junge Dame gerichtet. Ihr Vater aber sagte abwehrend: „Mein Kind, das verstehst du nicht! Das sind Geschüftssachen und ich muß dich ersuchen, mich mit dem Herrn allein zu lassen!' „Aber Vater', wandte Rose-Marie noch dringlicher ein, „Vater, wie kannst du?' Eine Handbewegung, gebieterisch und unwiderstehlich, ließ sie verstummen; sie wendete sich zum Gehen. Ehrerbietig verneigte sich ihres Vaters Besucher vor ihr. „Heißen Dank, mein gnädiges Fräulein!' sprach

er bewegt und er beugte den Kopf so tief, daß Rose sein kurzgeschnittenes, gerade gescheiteltes Haar sah. Wie ein feiner weißer Strich schimmerte der Scheitel aus dem dunklen Blond, und es war plötzlich dem Mädchen, als müßte es mit leiser, kosender Hand über diesen geneigten Kopf hinstreicheln. Doch es blieb beim Gedanken, da schnellte der Kopf auch schon wieder in die Höhe, sekundenlang sahen sich zwei Augen paare durchdringend, forschend an — und der Mann wie das Mädchen erröteten tief, beide dachten

in dem Augenblick dasselbe: „Schade, daß du mir nicht schon früher begegnet —' Rose-Marie hatte das Zimmer verlassen, nur ein Hauch ihres feinen Veilchenparfüms verriet, daß sie dagewesen war. Noch immer stand Kurt von Hohenlinden unbeweglich auf derselben Stelle. Senator Karsten räusperte sich. Auf seinem vorher so kalten Gesichte lag ein warmer Schein und er sagte, mehr zu sich selbst: „Das war nun meine Rose-Marie, meine einzige Tochter!' Dann wendete er sich heftig im Sessel herum und fragte zornig fast

kam es ihm vor, als scheine keine Sonne mehr und doch flutete sie helle in den Raum. Gebrochen war des jungen Mannes frischer Mut, dahin die freudige Erregung, welche ihn vorhin beim Eintritt Rose-Maries gefangen genommen hatte. Verstört suchte er nach seinem Hut und stockend sagte er zu Karsten: „Ich begreife nun Ihre Handlungsweise, wenn ich sie auch nicht gerade billigen möchte. Mich trifft Ihre Rache — nicht meinen Bater. Der ist ein alter, kranker Mann, der mit raschen Schritten dem Grabe

1
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1911/13_05_1911/LZ_1911_05_13_32_object_3296893.png
Page 32 of 36
Date: 13.05.1911
Physical description: 36
haare und dem zarten Pfirsichblütenteint. Die Augen mit den langen blonden Wimpern hielt die junge Dame auf ihre Lektüre gesenkt und ihre roten leuchtenden Lippen waren halb geöffnet. EintieferSeufzer ent rang sich Rosens Brust — die Augen hoben sich, tiefblaue, große Sterne mit etwas schwärmeri schem, wie nach innen gekehrtem Blick. Der Rosenduft umschmeichel te des Mädchens klare Stirne. Er löste sehnsüch tige unklare Gefühle in seiner Brust aus. Mit einer Gebärde der Un geduld legte Rose

-Marie das Buch weg. Ach, diese faden albernen Roma ne! Sie war ihrer über drüssig! Gab es denn überhaupt so etwas, eine Liebe auf den ersten Blick? Rose zählte zwei undzwanzig Jahre — noch hatten Amors Pfei le ihr Herz nicht verletzt. Die Liebe — vielleicht war sie an ihr vorübergegangen, vielleicht! Ach für ein reiches Mädchen ist es unendlich schwer, eine Herzenswahl zu treffen. Für Rose war das Gefühl, so manch ein Jüngling habe nur um des Geldes willen um sie gefreit, entwürdigend

. Für alle Freier hatte sie darum bis heute nur ein stolzes ablehnendes „Nein' ge habt. Lieber allein bleiben, als ohne Liebe geheiratet werden! Mußte denn überhaupt ge heiratet sein? Vorübergehend pflegte sich die schöne Groß kaufmannstochter mit dem Ge danken zu tragen, zu studie ren. Das Abiturium war sei nerzeit von Rose glänzend be standen worden. Sie wollte Medizin studieren, aber ihr Va ter widersetzte sich diesemPlane. Heute aber faßte ihn Rose-Ma- , rie wieder fester ins Auge. Sie , wollte ihrem Leben

doch einen Inhalt geben und es erschien i ihr als eine edle Aufgabe, Arz- ' tin zu werden, und der leiden- ' den Menschheit zu dienen. Des Vaters Widerspruch war doch schließlich zu brechen — noch nie hatte er im Ernste vermocht, seinem Liebling einen Wunsch abzuschlagen, und die guther- lette und betrachtete sich lange und genau. Das Ergebnis dieser scharfen Untersuchung war zufriedenstellend. Rose war immer noch ein sehr schönes Mädchen. Stolz reckte sie sich zu ihrer ganzen stattlichen Höhe, und mit leicht

wiegen dem Gange durchmaß sie das Zimmer. Ihre Schritte wurden von dem dicken Smyrnatep- piche unhörbar gemacht. Lautlos wanderte Rose- Marie hin und wieder. — Ihre Gedanken aber drehten sich um den ei nen Punkt, sie wollte von Hause fort, nach Zü rich, studieren! Dieses einförmige Leben im Elternhause machte sie nervös, schlaff, träume risch ; das sollte nicht sein. — Der energische Kauf mannsgeist, die Unter nehmungslust der Ahnen steckte in Rose und raun te ihr ins Ohr: „Hinaus aus der Enge

2
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1911/13_05_1911/LZ_1911_05_13_33_object_3296895.png
Page 33 of 36
Date: 13.05.1911
Physical description: 36
Antwort. „Aber ich gebe Ihnen, wie schon früher bemerkt, nur bis zum Ludwig Auerbach. sie etwas Schönes, Herrliches, wenn sie ihr aus dem Wege ginge, der süßen Liebe — und doch sollte es so sein! Rose-Marie ging im Geiste noch einmal die Reihe all der ihr bekannten Anbeter durch. Für keinen aber empfand sie auch nur ein leises Interesse. Wen also sollte sie lieben? Am Ende einen der Herren auf des Vaters Kontor? An tüchtigen jungen Leuten fehlte es da nicht — aber waren es nicht doch am Ende

alle Glücksritter, die auch nur für das reiche Erbe Interesse hat ten ? Nein, ehe Rose sich zu solch einer Heirat herbeiließ, wollte sie hinaus, hinaus in die Welt! — Ja, hinaus auch aus dieser Schwüle, welche die sehnsüch tigen, lockenden Gedanken er weckte. Und Rose floh vor dem Rosenduft und der Liebessehn sucht. Mit raschen Schritten ging sie aus dem Zimmer. Sie beab sichtigte ihren Vater im Privat kontor aufzusuchen und jetzt gleich mit ihm wegen des Studiums zu sprechen. ! Als die junge Dame I jedoch

die Türe zu des ! Kaufherrn Allerhei- i ligsten öffnen wollte, ! Marti« «reif 5. (Mit Text.) vernahm sie darin eine Bildnis des Dichters aus seinem Mannesalter. me. Sie war ihr un bekannt, deshalb zögerte Rose mit dem Eintritt und lauschte. Wunderbares horte sie jetzt. Bittend und doch nicht unterwürfig klang es drinnen: „Vier Wochen Auf schub, Herr Senator! Ich bitte Sie herzlich, gewähren Sie uns diese Frist! Es ist unmöglich, daß der Wechsel am fünfzehnten eingelöst werden kann. Auf Ehre un möglich

— woher sollen wir die große Summe nehmen ?' „Ja, mein Herr, das weiß ich auch nicht — aber wie schon gesagt, ich prolongiere nicht mehr!' antwor tete des Kaufherrn kalte Stimme. War das ihr Vater? Rose-Marie kannte ihn nicht wieder, Pflegte er doch sonst sehr nachsichtig gegen säu mige Schuldner zu sein. Das mußte eine eigene Be wandtnis haben. Doch da sprach auch schon der an dere wieder und die sonore, angenehme Stimme flößte Rose unwillkürlich Sympathie ein. „Es ist mir auch unbegreiflich, Herr

Senator, wie bestimmten Termine Frist!' Noch einmal verlegte sich der andere aufs Bitten, es nützte ihm nichts. Rose aber folgte der Eingabe ihres weichen Herzens; kurz ent schlossen trat sie ins Gemach. Kein Rosenduft empfing sie hier, ein nüchterner, muffiger Kontor geruch lag im Zimmer. Aber die Sonne schien hell herein, und da sah Rose einen jungen Mann sitzen, dessen hübsches, blasses Ge sicht vom Sonnenschein klar be leuchtet war. Die Brauen erregt zusammengezogen, den Blick der dunkeln Augen

3
Newspapers & Magazines
Lienzer Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/LZ/1911/13_05_1911/LZ_1911_05_13_35_object_3296900.png
Page 35 of 36
Date: 13.05.1911
Physical description: 36
Rose-Marie jubilierte und streichelte Karstens Gesicht: „Du bist mein lieber, guter Vater', lobte sie ihn. Der aber meinte langsam: „Du hast mich vorhin nicht ver standen, ich weiß es wohl — meine Härte ist dir grausam er schienen. Nun will ich dir aber sagen, wie dies alles zusammen hängt, komm!' Karsten drückte seine Tochter aus das Sofa nieder und während er sich neben ihr niederließ, begann er im Erzählerton, während Rose andächtig lauschte. „Es war einmal ein Mann, der hatte eine schöne

ihn und schwur hoch und heilig, er werde das Mädchen heiraten. Das tat er nicht! Kurze Zeit danach Verlobte er sich mit einer anderen und — meine Schwester, sie war es, ertränkte sich! Da schwur der Bruder dem Geliebten Rache —, ja heiße Rache wollte ich nehmen — und heute ist jener Mann ganz in meiner Hand. — Seinen Sohn hast du gesehen!' Bestürzt hörte Rose zu, dann sagte sie zaghaft: „Er aber, lieb Väterchen, kann doch nichts dafür!' Der Kaufherr lächelte fein, dann erwiderte er: „Du hast recht

, er ist unschuldig und weil er überhaupt von anderem Stoff ist, rechtschaf fen und ehrlich — will ich Gnade für Recht ergehen lassen. Du hast übrigens einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht, liebes Kind, ich habe ihn eingeladen, nächsten Sonntag mit uns zu speisen!' Verwirrt hörte Rose-Marie zu, bar, als sie leise zu ihrem Vater sagte — wie heißt er? Statt einer Antwort erhob sich ihr Vater zum Fortgehen und erwiderte: „Das kann er dir selbst am Sonntag sagen, kleine Reugier — aber wenn du ,Jhn' liebgewinnst

, will ich euch nicht entgegen sein.' Sehr zufrieden mit sich ging Herr Karsten fort. Rose-Marie blieb in unbeschreiblicher Aufregung zurück. Sie konnte das eben Gehörte kaum fassen und ein Glücksgefühl ohne gleichen zog in ihr Herz. — Vergessen war das Studium, ihr Leben war mit einem Male verändert — rosig lag die Zukunft vor ihr — und die Liebe grüßte sie aus treuen, dunklen Männeraugen. Und wer nun noch einen befriedigenden Schluß haben möchte, dem kann ich zu seiner Beruhigung verkünden, daß Rose-Marie und Kurt

4