, dann darf ich ja gar nicht mehr wie bisher an ihn denken. Mein lieber Herrgott, das ist doch wohl recht hart, schier zum Herzabstoßen!" Und dabei ließ sie den schönen Kopf auf die Brust herabsinken und weinte erst leise, dann so bitterlich, daß sie die Hände vor das Gesicht hielt, um die Tränenslut aufzufangen, und endlich auf der Schwelle der Haustüre Zusammenbrach. Gelt, armes Kind, du denkst wohl nicht mehr an die Rose, die du Zwischen den Fingern hieltest, als du der Bäuerin sagtest, du gingest
aus dem Weidhofe fort; und denkst nicht mehr an das, was dir dort wie ein tröstend Denken aus der Blume Kelch ins Herz kam: Was dir jetzt weh lut, das sind die Dornen, aber über den Dornen ist dann die Rose! Der Spitzhund bellt, daß ihm schier die scharfe Stimme überschlägt, und die Katze neben der Nach tigall fährt erschrocken aus und setzt in großen Sprüngen durch den Hausflur und über die Stiege und verkriecht sich aus dem Heuboden. Bon der Straße her hört man das Knarren von flüchtigen Wagenrädern
nicht aufgetragen, denn er weiß ja nicht, daß ich zu dir gefahren bin; aber schau, die Rose da hat er ge stern in der Hand gehabt, wie er mir so warm und lieb von dir ins Herz geredet hat. Nimm das Blümerl, Nachtigall, als einen Gruß aus der alten Heimat." Trine schüttelte leise den Kopf und wehrte die Rose von sich ab. „Tank schön, Bauer," sprach sie; „die Rose hat gar zu scharfen Dorn." „Und du nimmst sie doch noch," rief der Weid hofer plötzlich fröhlich aus. „Und wenn du mich später um das Blümerl bittest
, das du uns oft ge sungen hast," rief der Bauer; „ich aber sag anders. Meine Nachtigall stelle ich auf den Tannenbaum, das ist der Weidhos, und der Isidor geht zum Pfar rer, und d e r, Mädel, der sagt so gern Ja und Amen als der Isidor, meine Bäuerin und ich." Da saß sie, die Rose nach dem Sturme, und ließ die letzten Tränen von ihren tiefglühenden Blät tern abgleiten, und dann ging der Kelch leise aus einander. und die Sonne schien hinein, voll und warm und beseligend. „Ja, Mutter — ja, Vater, lieber Vater
nach dem Kirchlein. Die Nachtigall hatte darum gebeten. Als der Isidor und die Trine einander erschau ten, da zitterten sie beide, aber es war Freude, un gemessene Freude. „Lieber Bub," sprach der Weidhofer, „die Mut ter und ich bringen dir dein künftiges Weib. Nimm sie. Gottes Segen und der unsere sind mit euch." Nachtigall aber nahm rasch dem Bauer die Rose ab, ergriff des Isidors Arm und ging mit ihm ins Heiligtum. Dort steckte sie die Blume in des Hei lands Hand, sie selbst aber betete viel und lange