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Sterne und Blumen
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Page 5 of 12
Date: 11.07.1915
Physical description: 12
41 221 fr italienische Straßenbilösr. Das feilschen de! den StoffhZndlern. reiche Kriegsbeute den nachstürmeitden Siegern zurück. Robert, dein es iu seiner Trauer um den verlorenen Bruder eine Ge nugtuung war, dem Leinde zu zusetzen, ist von einem Granat splitter am Bein getroffen, so daß er im schwerverletzten Zu stande vom Kampffeld getragen wird. Wochen sind danach ver gangen. Iu einem rheinischen Kloster, welches iu ein Lazarett eingerichtet wurde, liegt auch Robert. Die schlimmste Zeit

man in ein Bett, in der Nahe von Robert. Dem Bedauernswerten ist eine feindliche Kugel durch die Lunge gedrungen. Lr schläft. Aber aus einmal be ginnt er iin Liebertraume zu sprechen: „Mutter. . . bald komme ich doch.. . . Du hattest recht. . . . Wer auf Gott vertraut..." Robert horcht auf. Wie selt sam die Stimme klingt. Last wie die seines Bruders. . . . Aber stille. Der Kranke spricht wieder: „Ls war hart. . . . Aber es ge lang . . . die Rothosen. . . Wo er »uu wobl i|t. . . . ©b er noch lebt. Immer

angestrengter lausclst Robert zu dem iu abgerissenen bätzen sprechenden Lieberkranken hinüber. Ls ist doch nicht möglich.. .. >lber die Stimme! Da beginnt der Fiebernde wieder zu erzählen: „Ja... ich komme... Mutter. ... Ganz sicher. . . . Und ich bringe Der berühmte Oemülemarkt Piazza deii-Lrbe in Dcrona. - . italienische frauen in ihren Volkstrachten bei einer Unterhandlung auf der Strafte. » ihn mit, den Robert. ... Ja . . ." Da springt Robert auf. Wie auch sein Bein schmerzt. Lr achtete

es nicht. Ls ist kein Irrtum möglich. Am Bette des Fiebernden sinkt er nieder. Der redet weiter: „Robert. . . . Geh' mit. . . zur Mutter. . ." Lin langgezogener - Schrei aus Roberts Mund hallt durch das weite Kloster, daß die Wärter hastig ins Zimmer stürzen. Ester bietet sich ein eigen artiges Bild. Robert liegt lang hingestreckt vor dem Lager des ^Kranken. Lr ist in einer wohltuenden ©hnmacht. Die Rechte umfaßt krampfhaft die des Schwerver wundeten. Man trägt ihn behutsam auf sein Lager. Was mag vorge fallen

sein. •— — — — — — Am anderen Morgen, ist der seltsame Dorfall aufgeklärt. Robert hatte in dem Schwerverwundeten, den man am Abend in seiire Nähe legte, seinen Bruder Paul erkannt, der längst für ihn als tot galt. Wie war dieses sonderbare Zusammentreffelt möglich gewesen? Bei dent verhängnisvollen Ge fecht, iit welchem Paul vom Regi- meitt verschwand, war er als Der- wundeter in französische Gefangen schaft geraten. Als er wieder her- gestellt war, unternahm er einen Fluchtversuch. Dabei wurde er verfolgt, uitd er hatte schon

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Sterne und Blumen
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Page 6 of 12
Date: 30.05.1915
Physical description: 12
manchesMal zu statten gekom men. Der Verwundete hob den Kopf und horchte: „Hilfe, endlich — Hilfe." Er wendete den Kopf und — ver suchte aufzustehen. „Ich bin schon da, Kamerad, strengen Sie sich nicht un nötig an." „Mar!" „Robert!" Die feindlichen Drüber standen sich Aug' in Auge gegen über^ nur einen kurzen Augenblick standen sie' stille so. „Nobert," jubelte der Jüngere, „wie wird sich die Mutter freuen, wenn ich gerade dir helfen kann." „Max!" Und Robert öffnete seine Arme, weit öffnete

er sie, denn die waren noch stark und gesund, und er umfaßte den Bruder, der ihn stützte. So standen sie da, zwei Brüder, innig vereint. „Robert, ich bin aber ein schlechter Helfer. Aus Freude, den Bruder zu finden, vergeh'' ich den Kranken. Nun setz' dich und laß dir den Fuß verbinden." Und Robert ließ sich helfen von seinem Bruder: „Max, du bist gut zu mir. Denkst du nicht daran, daß ich dich oft so arg ge kränkt habe?" „Sprechen wir nicht davon, Robert, du wirst's nicht so bös gemeint haben." „Mer weiß? Ich war stolz

Sie auch an die eigene Ruhe, inorgen marschieren wir weiter." Der Haupt mann ging grü ßend vorbei, Ro bert sah den Bru der sckxrrf an: „Marst du den an dern voran?" „Das mag schon sein. Ich habe nicht darauf ge achtet, die höhe mußte genommen werden." „Und — du hast dich nicht ge fürchtet?" „Gefürchtet? Aber Robert, ich Cin ttnave als franzöfifdjer Unteroffizier. tyroler lunglchutzen. bin doch ein deutscher Soldat." — „Ich glaube, Max," sagte Robert nach einer Meile, „ich habe heute viel von dir gelernt

." „Und ein andermal lern' ich von dir. So, nun bist du an Ort und Stelle." „Ich danke dir, Max. Menn ich in Ruhe bin, will ick an die Mutter schreiben." „An unsere Mutter. Ach, Robert, sie wird so glück lich sein." Und Robert schrieb. Frau von Voring saß einsam am Feilster und strickte. Sie dachte an ihre Söhne und an die anderen Soldaten im Felde. Da klopfte es. Der Briefträger brachte einen Brief, einen Feldpostbrief — von Robert — aus dem Lazarett: „Du, mein Gott, nimm ihn nicht von der Erde

, bis er sich mit seinem Bruder ver söhnt hat." Und sie öffnete den Brief und las. Und, sie las ihn wieder und Freuden tränen traten ihr ins Auge: „Mutter, Mutter", schrieb Robert. „Tod und Todesnot rings umher, die Kamera den waren weiter ge zogen, ich — hilflos, verwundet — konnte mich gerade zur Seite schleppen. Da war tete ich — einsam — wartete vielleicht — auf den Tod. So tra fen wir uns, Alar und ich, nach der Schlacht. Mir sanken uns in die Arme, wir konnten nicht anders, wir fühlten, daß wir zueinander gehörten

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Sterne und Blumen
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Page 4 of 12
Date: 30.05.1915
Physical description: 12
, so na menlos trauriger Stimmung zurück. Sie horchte auf seine ver hallenden Schritte. Als die bfaustür sich hinter ihm geschlossen hatte, ging sie hinauf ins Gberzimmer, ihr Jüng ster wartete dort. Li.- hatte sich als Freiwilliger gemeldet und war nach bsause gekommen, seine Mutter uni den Abschiedssegen zu bitten. „War," bat die unglückliche Frau, „möch test du nicht Robert ein gutes Wort geben? 3n so einen Krieg sollte man nicht unversöhnt ziehen." „Nein, das sollte man nicht. Ich möchte

auch, aber ich wag's nicht recht. Robert sieht mich immer so eisig an, daß mir jedes freund liche Wort im lhahe stecken bleibt. Ich hab's schon ' manches Wal versucht, ihn umzu stimmen." „Versuchs noch einmal, heute, vor dem Abschied", bat sie. „Ihr wißt nicht, wie ich unter euerer Zwietracht leide." „Ach, Mütterchen, was kannst du denn da für, daß wir zwei so nichtsnutzige Bengels sind?" „Wer weist, ob ich nicht ein Teil schuld daran habe? Wohl hatte ich euch beide gleich lieb, nur war Robert schon als Kind

ihr sie beide verloren, nun schlummert sie unter der Lrde. Liebe kleine Ruth." «Ich zürne Robert nicht darum, Mutter, ich will ihm gerne die bfand bieten, bevor er geht." „Wenn du das tun wolltest, mein Sohn." „Ja, Mutter, ich tu's." Und er wartete bis zum Nachmittag, und als er Roberts Schritte hörte, ging er hinunter und traf ihn wie zufällig im Vorflur und bet ihm die Hand: „Robert," bat er, „du ziehst zuerst hinaus von uns beiden, darf ich dir nicht auch einen guten Wunsch mitgeben auf den Weg?" „Guten

Wunsch?" spöttelte der andere in seiner überlegenen Art. „Hab' nie viel auf Wünsche gehalten schaff' mir mein Leben lieber selbst. Wünsche verwehen wie ein Hauch und ob gerade ein guter Wunsch von dir so etwas besonderes ist — ?" „Robert, wir ziehen in den Krieg!" „Allerdings." „Robert, wollen wir uns nicht die Hände reichen, be vor wir gehen?" — „Wenn dir viel daran liegt —." Da drehte sich Klar um, das war zu arg. Nein. dem Bruder wollte er die Vaud nicht reichen, der begegnete jedem guten Wort

mit Haß und Hohn. Aber es tat ihm weh — schon um der Mutter willen — und er hatte den Kopf gesenkt, als er ging. „Ha, ha, Schwäch ling", spöttelte Robert, während er hinaus schritt auf die Gasse, einem unsicheren, krie gerischen Leben ent gegen. Max zuckte zusam men. Lr wollte dem Bruder folgen, das sollte er zurücknehmen, er durfte ihn nicht einen „Schwächling" nennen. feindliche Stellungen und Unterlldnde, erobert bei dem deutlchen vorttoh gegen Vpern.

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 16
Date: 23.06.1933
Physical description: 16
Freitag, den 23. Juni 1933 ,N e u e st e Z e i t u n 9 ' Nr. 141. Seite 7. FÜR UNSERE FRAUEN Annemarie hat eingekauft. Von Serena Flohr. Als Robert heimkam, traf er Annemarie vor dem großen Wandspiegel in ihrem Zimmer. Sie hatte einen Hut auf dem Kopfe, den er nicht kannte, und besah mit großem Ernste ihr Spiegelbild. „Ach, du kommst gerade recht", rief sie ihm entgegen, „was sagst du zu meinem neuen Hut?" Das war nun deshalb eine nicht so leicht zu beantwortende Frage, weil Robert

bin ich doch nicht vollkommen befriedigt. Ich glaube, er ist zu groß oder vielleicht macht das Strohgsflecht einen zu schweren Ein druck. Ich fürchte, ich werde ihn Umtauschen müssen." Sie seufzte ein bißchen, legte den Hut aus der Hand und trat vor Robert hin. „Und das Kleid?" fragte sie, eine Drehung ausführend und dabei in den Spiegel blickend. Robert bemerkte erst jetzt, daß auch das Kleid, das Annemarie trug, ihm fremd war. „Ich wollte nur so etwas zum Hineinschlüpfen haben, wenn ich mal rasch fortlaufen muß

wieder an zog und gar nicht zu merken schien, daß Robert seine Meinung noch gar nicht geäußert hatte. „Das kommt davon, wenn man zu sehr sparen will. Hätte ich nur das andere genommen, das mir so gut gefiel, wenn es auch um die Hälfte teurer ist! Du siehst doch ein, Roby, nicht wahr, daß ich dieses schreckliche Kleid nicht behalten kann?" Robert lehnte an der Wand und lächelte ein bißchen. „Ich verstehe es zwar nicht ganz, wieso du nicht im Ge schäfte schon sähest, was du jetzt daheim so genau siehst

, aber das tut ja weiter wohl nichts zur Sache." Annemarie zuckte die Achseln und warf ihm einen nicht sehr freundlichen Blick zu. Sie wollte auch etwas erwidern, doch Robert kam geistesgegenwärtig ihr zuvor, indem er auf ver schiedene Päckchen zeigte, die auf dem Tische lagen, und freund lich fragte, was sie denn noch Schönes eingekauft habe. Und Annemarie wurde gleich wieder eifrig und lebhaft und brachte eine wunderschön verpackte Seife zum Vorschein, roch daran und hielt sie dann Robert hin. „Wie findest

du den Geruch?" fragt sie mit leisem Zweifel in der Stimme. „Herrlich!" stellte Robert rasch fest. „Na, ich weiß nicht," sie roch wieder daran, „ganz so fein kommt mir der Geruch jetzt nicht mehr vor. " Dann öffnete sie das nächste Päckchen. Da war eine bunte Halskette, die Robert sehr hübsch fand. Backfisch-Abendkleid naisgelber Fmbe, hochgcgürtet mit sichuartig zuk-mm-n- laufenden Blenden und tomatenroter Blutenranke. A. Kleid aus gelber Teile de lin, dessen Bahnen zu Taschen erweitert sind. Plastron

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 10 of 12
Date: 25.06.1934
Physical description: 12
. . . Die vergessen sogar aus den Nachtmahlgast, wenn so ein d ähnlicher Saxophonist auf taucht . . . Was wird 'der alte Schücketanz dazu sagen?" „Wer?" „Nun — Generaldirektor Schücketanz!" „Was geht ihn das an?" meinte Rvbert verständnis los. „Robert —" entgegnete Toni streng, „spiel' nicht den Dumjmen! Du weißt ebensogut wie ich —" „Gar nichts weiß ich!" beteuerte Robert. „Nicht? . . . Na, dann geht's in einem Aufwaschen. Jetzt kann's dir egal sein ... Er war Agathons Freund!" Robert schnappte nach Lust

. „Er war —" „Bist du ein Kürbis . . . Wer hat deiner Frau die Toiletten gekauft, den Schmuck, das Auto? Wer hat diese Mas ist los mit ihr?" fragte bekümmert Schücketanz. Robert blickte sinfter vor sich hin. „Agathe und Sie —" murmelt er nach einer Pause, legte den Brief auf den Schreibtisch und sagte feierlich: „Da — lesen Sie selbst!" Generaldirektor Schücketanz nähm den Brief, überflog ihn, ließ ihn sinken, nahm ihn wieder auf, las ihn neuer dings, legte ihn wieder hin und meinte bekümmert: „Was ist ihr eingefallen

?" „Das frage ich mich auch!" „Ja — aber warum denn nur?" „Ich glaube — wir haben sie izu sehr geliebt!" seufzte Robert. „Ich habe ihr keinen Wunsch abgeschlagen!" beteuerte Generaldirektor Schücketanz. „Das weiß ich selbst am besten!" nickte Robert. „Und mit so einem —" „— mit so einem Windhund!" ergänzte Robert. „Was gedenken Sie zu tun?" fragte -Schücketanz. „Sie werden einsehen, Herr Generaldirektor, daß ich mich nach diesem unerhörten Vorfall scheiden lasse —" „Das sehe ich ein!" „Und —" fuhr Robert

hat ein bedeutendes Privatvermögen —" „Lächerlich! Gar nichts hatte sie. Das kam alles von Schücketanz! Verstanden? . . . Der sorgte für sie und für dich —" „Ich fange an, zu verstehen!" stöhnte Robert. „Immerhin etwas!" Toni pfiff durch die Zähne, sah den Freunid ibekümmert an und meinte treuherzig: „Du bist nichts, du Haft nichts —• und du kannst nichts — und bist, wie die Sache jetzt liegt, vollkommen aufgeWnissen!" Rvbert trommelte nachdenklich auf die Tischplatte. „Die Frau weiß ja gar

nicht — was sie mir angetan hat! . . . Was soll ich denn cmfangen in dieser schweren Zeit?" „Es ist gewissenlos von ihr," konstatierte Toni. Robert führ sich durchs Haar. „Und 'Schücketanz, Ge neraldirektor Schücketanz, sagst du?" „Kein anderer!" „Dann —" Rvbert sprang wild auf, „dann wird er mir büßen!" „Robert — was fällt dir ein!?" „Ich will zu ihm!" schrie Robert außer sich. „Abrech- nen will ich mit ihm!" „Bist du wahnsinnig? . . . Erst nimmst du die Ge schichte ruhig hin und plötzlich wirst du blutgierig

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 08.05.1910
Physical description: 16
<S31 II 44S N J 50 mit % m cmi zurr to ollen entgegenbrachte und fast zu bedauern schien, daß er der Liebe seinen Segen nicht geben konnte. Das Ende von allem war, daß. Herr Martins auf der Stelle an Robert eine kurze Mitteilung schrieb, welche diesen von der Nutzlosigkeit seiner Bemühungen überzeugen sollte. Onkel Gottfried freute sich seines Triumphes nur halb. In seinen Ohren klangen noch Roberts drohende Worte, und als sein Neffe am folgenden Tag wieder auf seinem Bureau erschien

, war er unangenehm überrascht. „Ich habe von Herrn Martins einen Brief erhalten, Onkel," be gann Robert feierlich ruhig, „und da er eintraf, ehe ich Zeit hatte, ihm meinen Besuch abzustatten, so nehme ich an, daß ich ihn deiner gütigen Einmischung verdanke." «Ich s?gle dir, ich werde Herrn Martins benachrichtigen/' „Und ich sagte dir, du würdest diesen Schritt bereuen," erwiderte Robert voll Unheil verkündender Ruhe. „Dein unfreundliches Be tragen, Onkel, hat mir meinerseits Mut gemacht, Fine unangenehme Pflicht

zu erfüllen. Schon seit längerer Zeit dachte ich daran, mit dir darüber zu reden, wollte aber immer nicht deinen Gefühlen zu nahe treten —" „Wo soll das hinaus," fragte Gottfried scharf. „Onkel Gottfried, ich verlange heute zu wissen, ob das Geld meines Vaters, dessen einziger Verwalter du bist, auch gemäß den Bestimmungen des Testaments angelegt ist!" antwortete Robert ernst. Der Onkel zuckte wie von einer Schlange gebissen zusammen und rief pompös: „Kommst du etwa hierher, um deines Vaters Bruder

des Diebstahls zu beschuldigen?" „Nein, Onkel. Daß jeder Pfennig des Geldes intakt ist, dessen bin ich sicher. Die Frage ist nur, wie ist es angelegt?" „Was geht das dich an?" brüllte der Onkel. „Ist nicht der ganze Nachlaß meines Vaters in deinem Geschäft angelegt?" „Und wenn?!" rief Gottfried herausfordernd, so bestürzt, daß er nicht einmal die verneinende Antwort, die ihm unwillkürlich aus die Lippen kam, hervorbrachte. ,,Jch habe das schon längst vermutet," bemerkte Robert. „Und ich weiß jetzt genau

, was ich zu tun habe. Das Geld muß unverzüglich dem Testamente gemäß angelegt werden." „Bah, bah! Du weißt nicht, was du sprichst!" „O doch, ich habe mir Rat eingeholt. Sofern du mir nicht ver sprichst, das Geld sofort der Gefahr, die es in deinem Geschäfte läuft, zu entziehen, werde ich gerichtlich gegen dich Vorgehen," versetzte Robert ruhig und verabschiedete sich mit der.Bemerkung, er werde am folgenden Tage wieder zurück kommen, um seinen Entscheid zu ver nehmen. Als Gottfried allein war, verbrachte

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 08.05.1940
Physical description: 4
von Hanns Höwing Urhedervechtschutz: Brldgut-Verl>ag. Essen. Schutzwehr IS/17 Robert ist unermüdlich. Rur in den Tanzpausen sitzen sie zusammen und bemühen sich krampfhaft, ein Gespräch anzu knüpfen. Aber eine Stimmung will nicht aufkommen. Ro bert trinkt ein Glas Bier nach dem andern, bis Michael ihm das Glas wegnimmt. Aber dann wird es Robert zu lang weilig hier. „Entschuldigt mich einen Augenblick, Kinder. „Laß uns gehen", bettelt Käthe. „Nur noch einen Augenblick — ich bin gleich wieder zu rück

." Robert ist verschwunden und Michael und Käthe sind allein, eigentlich das erstemal nach jenem denkwürdigen Tag, wo Michael das Mädchen mit dem verletzten Fuß auf der Land straße liegen sah. Michael könnte ihr jetzt allerlei sagen, er hätte die beste Gelegenheit dazu. So zum Beispiel, daß sie Robert viel schar fer an die Kandare nehmen müsse, härter und unnachgiebiger. Aber hier ist nicht der rechte Ort für solche ernsten Gespräche. Wenn er jetzt draußen wäre, wenn er mit Käthe spazieren gehen

könnte, wäre vielleicht alles einfacher und selbstverständ licher. Aber so sitzt er da und sagt kein Wort. Robert ist an der kleinen Bar hängengeblieben. Neben ihm hockt die schwarze Lissy und trinkt ihm immer wieder zu. Michael sieht, daß Käthe kein Auge von Robert läßt. „Laß nur, Käthe, wir werden ihm das schon abgewöhnen , meint er. Käthe schüttelt den Kopf... Die Zeit vergeht und Robert kommt immer noch nicht zurück. „Ich glaube, wir gehen", unterbricht Michael das Schweigen. Käthe nickt. „ Michael

steht auf und geht hinüber zur Bar. Er legt seine Hand auf Roberts Schulter und sagt nur: „Komm!' — Sonst nichts. Robert dreht sich langsam herum und stiert ihn fragnd an. Er hat etwas viel getrunken. „Was heißt hier .komm'. — Ich geh', wann ich will, verstanden?" Michael nimmt ihm wortlos das Mas aus der Hand und stellt es auf die Bartheke. Die schwarze Lissy lacht hell auf. Das bringt Robert zur Raserei. „Verdammt, was fällt dir ein", fährt er den Freund an. „Willst du mir vielleicht

noch vorschreiben, wieviel ich zu trinken habe?" „Komm", sagt Michael noch einmal — und jetzt liegt eine Drohung in dem Wort. „Augenblick mal, Lissy", lallt Robert und torkett zu Käthes Tisch hinüber. — Michael geht langsam hinter ihm her. „Also, was wollt ihr von mir?" — Robert tut so, als sei nichts gewesen. „Was wir von dir wollen", sagt Käthe ernst und ruhig, „du sollst nicht so viel trinken, Robert. Hast du denn kein Gefühl dafür, was sich gehört und was nicht." „Ich bin der Ansicht, du bist Käthe

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 23.06.1934
Physical description: 12
für Saisonartikel unvermindert an. Die Um- Jiampi um (t Fortsetzung.) Noch lange lag sie in schweren Gedanken und fand keinen Schlaf. Als sie am anderen Morgen das Wohn zimmer betrat, stand Robert Hellmann im Fenster und pfiff leise vor sich hin. „Morgen, Erika", meinte er etwas verlegen. „Noch böse wegen gestern?" Erika antwortete nicht. Sie ging auf und ab, brachte Kaffee, schnitt Brot ab und setzte sich schließlich dem Bruder gegenüber. Wahrend er tapfer zulangte, nippte sie nur an ihrem Kaffee, stellte

dann die Tasse entschlossen beiseite. „Robert", begann sie traurig. Der junge Mann hob den Kopf. „Ja, was denn?" „ .. .. . „Es ist gut, daß heute Feiertag ist und rch endlrch em- mal Gelegenheit habe, mit dir zu sprechen. Siehst du nicht selbst ein, daß das mit uns nicht so weltergehen kann?" . . . r- . Robert Hellmanst stand auf und ging m dem kleinen Raum auf und ab. .. Sein schönes Gesicht trug einen ärgerlichen, ver- „Immer dasselbe, immer dasselbe!", sagte er dann heftig. „Du gönnst mir nicht ein wenig

Vergnügen. Ich kann nicht jeden Tag zu Hause sitzen, wie du, ich bringe es eben nicht fertig . . ." „Mir macht es keine Freude, jeden Abend hier mit meinen schweren Gedanken allein zu sem , sagte Erika Hellmann erregt. . . . Aber wenn ich nicht sparen würde, wo wären wir denn heute?" ^ _ . ... „Ja, ja, ja . . . wirf es mir nur vor, daß du für mich sorgst, daß ich der leichtsinnige Bruder bin, der seiner Schwester das Geld aus der Tasche zieht. „Robert! Du weißt, ich habe dir nie Vorwürfe ge macht. Gut

, du bist anders als ich. Wir stehen doch beide allein und müssen Zusammenhalten. Aber es geht jetzt nicht mehr! Ich habe nur noch zwechurckert Mark, das ist alles! In den nächsten Tagen rst die Miete fällig, alles, was ich verdient habe, habe ich schon vorgestreckt. In der kommenden Woche muß ich eine Inspektions reise antreten . . . dafür brauche ich allerlei ... du mußt sehen, daß du mir irgendwie hilfst. .. „Das habe ich mir schon lange überlegt , sagte Robert Hellmann heftig. „Und ich werde sehr Geld verdienen, mehr

als du denkst? Erika sah ihn erstaunt an. bald „Wenn du nur energisch dein Studium zu Ende führen und sparsam leben würdest, das wäre schon alles, was ich mir wünschte . . sagte sie ruhig. „Bergmann will mir helfen", sagte Hellmann jetzt kurz. „Er will mich an seinen Geschäften beteiligen." Erika erschrak bis ins innerste Herz. „Bergmann, Robert? Der Schieber, dieser Mann mit seinen dunklen Geschäften? O Robert, bitte! Tue das nicht!" Sie stand auf und ging auf den Bruder zu. „Robert, bitte! Sei

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 03.05.1940
Physical description: 4
zu den besorgten Eltern. Dieser Tag war ein denkwürdiger Tag in Michaels Leben. Er, der sicherlich wußte, worauf es im Leben ankam, begann plötzlich über allerlei dummes Zeug nachzudenken und zu lräumen. Lange Zeit rang er mit einem bedeutenden Ent schluß. Schließlich brachte er es fertig, nach ein paar Wochen urplötzlich vor einem kleinen Haus in Werder die Öldruck bremsen des Lastzuges zu ziehen. Robert, der wieder mitfuhr, machte Augen wie ein Ochse. „Was ist los?" fragte er. . Michael schwieg eine Weile

. Endlich begann er schwerfällig m seinem Wortschatz herumzukramen. „Die Sache ist nänmch die, begann er, „daß ich hier ein Mächen kenne." „Mensch, Michael, und das sagst du mir erst jetzt?" Ohne Nichaels Antwort abzuwarten, stieß Robert die Wagentür auf, faßte ihn an den Arm und sagte nur: „Mensch, komm'!" lhhe sich Michael versah, standen sie Käthe Buchloh gegen über. Der Knöchelbruch war noch immer nicht ganz ausgeheilt, und Käthe humpelte ihnen an einem Stock entgegen. Sie war sichtlich erfreut

, Michael wiederzusehen. In Michaels Schä del ging es kunterbunt durcheinander. Er wollte etwas sagen, aber da sah er, wie Robert Käthes Hand schüttelte und sie wie eine alte Bekannte begrüßte. „Wir wollen nur mal eben sehen, wie es Ihnen geht. — Mein Kamerad hat mir von Ihnen erzählt. Muß ja 'ne tolle Sache gewesen sein. Und übrigens, daß es hier in Werder so. schöne Mädchen gibt, Hab' ich noch garnicht gewußt." — Ro bert, der alte Schwerennöter, war wieder einmal in seinem Element

. Was andere vielleicht nicht sagen durften, das konnte er sagen, ohne Gefahr zu lausen, eine gründliche Abfuhr zu erhalten. Michael wollte etwas sagen, eine Entschuldigung oder etwas Aehnliches, um Roberts Frechheiten abzufchwachen. Doch Robert war schon wieder dabei, Käthe für eine der näch sten Wochen, wenn sie wieder ordentlich auf den Beinen sei, nach Berlin hin einzuladen, vielleicht zum Tanzen. Michael rechnete mit einer Katastrophe. Aber Käthe war garnicht ab geneigt, Roberts Einladung anzunehmen, und Michael

begriff sofort, wer ihr besser gefiel, er oder Robert... Michael umklammerte mit eisernem Griff das Steuerrad. Scheinbar hatte es Käthe doch nicht fertiggebracht, Robert um zukrempeln und seinen verdammten Leichtsinn zu besiegeln... „Sprich schon", faßt er Robert scharf an. „Glaubst du, daß Käthe auch allein ausgeht, um sich zu amüsieren?" Robert schiebt sich seine Schirmmütze ins Gesicht und lehnt sich zurück. Michaels Frage ist ihm unangenehm, und was Robert unangenehm ist, versucht er einfach

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 08.05.1910
Physical description: 16
m ii i.»i Ä vom Befu# des Königs ferdlnand von Bulgarien ln Konftantlnopel: Begrünung des Königs (i) durch Sultan Mohammed v. (2) auf dem Bahnhof. Kaufmannshause nicht nur zu finden, sondern auch zu behalten. Dessen ungeachtet wiegte sich der alte Herr im tröstlichen Wahne, daß sein Neffe ein nichtsnutziger Tunichtgut sei und ein Gefühl boshafter Befriedigung erfüllte ihn, als Robert eines Nachmittags erregt und ängstlich in sein Bureau stürzte so daß der Onkel mit einem Blick er^ kannte

, für sie einzutreten." Robert sprach seine Sätze in fast atemloser Hast, und der Onkel erkannte sofort aus seinem Benehmen, daß er ver liebt oder betrunken war. „Weiter, weiter! Du kommst wohl hierher, um mir Mitteilung zu machen, du hättest deine Stelle verloren, nicht wahr?" bemerkte der Onkel mit großem Ernst. „O nein," antwortete Robert leicht hin. „Im Gegenteil, Onkel, ich würde im nächsten Jahre Auf besserung erhalten, wenn ich dort bliebe." „Willst du denn nicht dort bleiben?" fragte der Onkel rasch

. „Das eben hängt von dir ab, Onkel," erwiderte Robert sehr bescheiden. „Vorderhand ist es mir un möglich, dort eine gutbezahlte Stelle zu erhalten. Und in einigen Jahren wird es dann zu spät fein." „Zu spät, wofür?" „Onkel, um die Wahrheit zu sagen," versetzte Robert etwas verlegen, „Onkel, ich bin — verlobt." „Was, was, was ist's?" rief Gottfried ungemüt lich lachend. „Ja, verlobt; nicht daß ich es besonders eilig hätte, mich zu verheiraten. Wir können warten. Aber doch möchte

ich auch nicht zu ihrem Vater gehen und um ihre Hand auhalten, solange ich keine besseren Aussichten habe." „Das verstehe ich allerdings ganz gut," höhnte Gottfried. „Deswegen komme ich zu dir, Onkel, mit der Bitte, ob du mir nicht hier in deinem Bureau eine Stelle geben könntest. Ursprünglich war es ja meines Vaters Geschäft, und du hast keinen Teilhaber." „Vielleicht möchtest du Hauptteilhaber werden?" „Ich erwarte nicht — keinen Augenblick dachte ich daran, dein Teilhaber zu werden," sagte Robert zusammenzuckend

in der Seidenstraße — Wollhändler en gros. Er kennt dich," rief Robert eifrig. „Oho! So ist die junge Dame eine Tochter meines alten Freundes Martins?" „Ja, Onkel. Und Luise ist noch jung, erst neunzehn, und hat blaue —" „Was sagt ihr Vater dazu?" unter brach ihn der Onkel. „Ich habe mei nen Besuch bei ihm aufgeschoben, bis ich dir meine Bitte vor getragen hätte. Na türlich so wie es jetzt um mich steht, möchte Herr Martins emi zurr Wegen Umbau ist ein noch gut erhaltener Auslagekafteu samt Rollbalken komplett

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 16.04.1936
Physical description: 6
Seite 4. Nr. 87. Nachrichten aus Tirol und Vorarlberg. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Rettungs gesellschaft Innsbruck findet am Montag, den 20. d. M., abends 8.15 Uhr im Blauen Saal des Hotels „Maria Theresia" mit der üblichen Tagesordnung statt. Beratung in Patent-, Muster- und Markenschutzangelegenheiten. Das Tiroler Gewerbeförderungsinstitut teilt mit: Patentanwalt Ing. Robert Hans Walter. Salzburg, wird auf Einladung des Institutes in dessen Büro, Innsbruck, Meinhardstraße

. Nun war jedes Zurück unmöglich. Mit gemacht fester Stimme sagte Robert laut: „Ja, ich will für die zehn Mark boxen!" Neugierige Stille entstand. Das Publikum, fast täglich auf dem Platz, war gewöhnt, den Ausrufer sofort mit einem Wortschwall über den Herausforderer herfallen zu sehen. Aber diesmal kam es anders. Die Athleten brachten ihre Köpfe zu sammen und tuschelten miteinander. Hin und wieder warf einer einen Blick auf den die Umstehenden überragenden Robert. Der Sprecher rief Robert zu, nachdem

er sich mit den andern geeinigt hatte: „Geht nich', junger Mann. Komm' Sie 'n an dermal wieder!" Dann drehte er sich um. Robert kniff die Lippen zusammen. So ließ er sich nicht ab speisen. „Hallo, hallo", ries er den verschwindenden Ringern nach. „Wenn Sie öffentlich herausfordern, müssen Sie mich annehmen." Der letzte Athlet, der gerade das Podium verlassen wollte, drehte sich ärgerlich wieder dem Publikum zu. Aber ehe er sich mit Robert auseinandersetzen konnte, sagte Hella empört: „Das ist ja noch schöner

." Von allen Seiten kamen Zurufe: „Det jibt's nich', hier soll doch alles reell vor sich gehen!" Oder: „Dann stell'n Sie sich nich' hier hin, wenn Sie sich nich' getrau'n mit'n strammen Burschen 'n Boxkampf zu wagen!" Robert schob sich mit seinen breiten Schultern durch die Menge, bis er dicht vor dem Podium stand. Die Kämpfer kamen einer nach dem andern wieder herauf. „Also, was ist, lasi'n Sie mich boxen?" Robert hatte keine Ahnung, daß die Herausforderer mit den Truppmitgliedern gemeinsam in einem Verband

bei einer Abfahrt auf der Seifer Alpe gestürzt und mit dem Kopf so unglücklich gegen einen Stein gefallen, daß er schwer verletzt liegen blieb. Sportfreunde nahmen sich sofort des Verunglückten an und brachten ihn in die nächste Schutzhütte, doch war jede ärztliche Hilfe vergeb lich. Eberstadt starb binnen weniger Stunden. „Von mir auch nich'." Mit einem Ruck schwang sich Robert auf das Podium. Breitschultrig, groß und blond stand er unter der Bogenlampe und lächelte Hella sicher zu. Sie nickte und hielt

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Unterinntaler Bote
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Page 17 of 34
Date: 14.12.1912
Physical description: 34
es hat sich wohl irgendein Unfall unten zu getragen und man ruft mich herab?" Der Wirt nickte. „Wer ist's, Vater oder Mutter?" „Ich glaube, der Herr Vater ist plötzlich erkrankt, wenn ich recht gehört habe, stürzte er beim Wasserfall und hat sich verletzt." Robert erbleichte. Was tun? Lange Stun den mühsamen Weges trennten ihn von dem Verunglückten. Engelbert winkte dem Wirt, der ein wärmendes Getränk brachte, und bat Robert, sich zu stärken. Robert goß hastig den heißen Kaffee hinab

. „Wenn ich Ihnen raten darf, Herr Wolfs," sagte der Wirt, „so nehmen Sie einen kräf tigen Imbiß und ruhen hinterher aus. Um vier Uhr morgens dann wecke ich Sie, da beginnt der Tag zu grauen. Sie gehen dann frisch gestärkt hinab." Robert hörte nur halb die Worte des Wirtes. Plötzlich fiel ihm das Nächstliegende ein. Er trat ans Telephon. Er mußte lange warten, bis er mit seiner Mutter sprechen konnte. Sie bat ihn, er möge so rasch wie möglich zurückkommen, Vater sei am Wasserfall gestürzt und habe sich üne schwere

, bekümmert vor sich nieder. Die Leute unterhielten sich mit halblauten Stimmen über den Vorfall. Da trat Robert zum Wirt, erbat sich ein kräftiges Essen und, bis alles bereit wäre, ein Zimmer, in dem er sich hinlegen könnte. „Aber," wandte der Wirt ein, „essen Sie doch zuerst und ruhen Sie sich dann aus. Weshalb wollen Sie Ihren Schlaf unter brechen?" Robert machte eine ungeduldige Handbe wegung. „Kann ich bekommen, um was ich ersucht habe?" Der hat einen harten Schädel, dachte der Pächter, und führte

ihn in eine Stube. * • * * Eine knappe Stunde später, als Robert (der natürlich keinen Augenblick geschlafen hatte) und Engelbert nach der eingenommenen Mahlzeit ins Freie traten, schwamm ein blei farbenes Licht über den Bergen. „Wie ist das möglich in der kurzen Zeit? Woher sind diese bräunlichen Wolken gekom men? Das gibt ein böses Gewitter. Gleichviel. Sieh, nun ist fast Dämmerung geworden, und eigentlich müßte die Sonne goldig auf allen Gipfeln schimmern." „Robert, was hast du vor?" Engelbert miß- .fiel

. Ich habe meiner Mutter versprochen, den kürzesten Weg einzu schlagen —" „Was weiß die Frau, was sie in ihrer Aufregung von dir verlangt hat." „Und wenn er durch die Luft führte, ich schlüge ihn ein, im Vertrauen, daß mir Stu fen durch sie gebaut würden." „Dann geh' also, aber ich gehe mit." „Du bist toll geworden!" „Ich gehe mit." Aus Engelberts Gesicht sprach feste Entschlossenheit. Robert betrachtete ihn mit heimlicher Ver wunderung. „Du, ungeübt, nicht schwindel frei, es ist der Helle Wahnsinn. Dir widmen

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 10
Date: 11.04.1936
Physical description: 10
Pistulla. I Mber-RechtSschutz: Drei-Ouellen-Verlag, Königsbr-ück (Bezirk Dresden). ni 2« Seemann Robert Prell hatte abgemustert. Er saß jetzt, ® seinem Freund Hein, im D-Zug nach Berlin. Sehr ver- % sah er nicht aus. Je mehr sich der Zug von der Wasser- - ^e entfernte, um so unbehaglicher wurde ihm zumute. Er r «sich tute ein Fisch auf dem Trocknen vor. Hein hatte ihn f* strebet, gleich ihm den Dienst auf der „Annemarie" zu j§ Steren, und sich ein paar Wochen in Berlin zu amüsieren. t Mim ihm zuerst

verlockend. Run bereute er bereits, seinem £ mnd gefolgt zu sein. r , An Lüttings Gesicht drückte nichts von Zweifeln aus. Er T M schließlich auch zu Muttern und nicht nur zum Luxus nach l W. Seine kleinen Augen blinkerten unternehmungslustig ■p Mal stieß er Robert an, wenn eine elegante Frau an W Abteil vorüberging, mal deutete er in die wunderschöne t ^Nlerlandschaft hinaus. . »Mnz niedlich, was? Wenn man immer nur Wasser sieht!" f "M", machte Robert. Und in Gedanken gab er sich die t ' Ele Mühe

, die einförmige graue Felsenlandschast der süd- , mischen Küste schöner als die bunten Wiesen und Wälder ' EschlcutdZ zu finden. Es blieb aber ein vergeblicher Versuch, i Zug ratterte immer schneller. Hein stand auf und holte > W und Wurst aus dem Handkoffer. „Dunnerlüchting, da kann , > fln beinah seekrank werden, so schüttelt dat." Als Robert > J ie . r uicht antwortete, sondern mit verdrossenem Gesicht vor . "Mstarrte, fuhr ihn Hein an: „Wat hest du denn?" ;: r W nix." "Ensch, verteil mir doch kein' Unsinn

. Wat is' denn los ' ^ ein sich umständlich und sckmitt sich ein Stück ,Wir hätt'n die Arbeit nich' upgeben soll'n." Hein's Katzenaugen blitzten verachtungsvoll. Er schob sich einen großen Happen in den Mund. „Büste bang?" Robert ärgerte sich. „Red' kein' Quatsch. Also dat is sicher, dat ich bei dir wohnen kann? Und in drei Wochen fahr'n wir Widder tausammen taurück?" „Jung, Jung, büst du nu' dreiundzwanzig oder dreizehn Jahre alt? Wie oft soll ick's noch sagen: Wir zwei zieh'n zu miner Olschen

, die hat genug Platz. Da brauchst du nich' mal wat zu betahlen. Laß man, es wird dir schon gefall'n, und die Kinners erst —" „Na ja." Robert begann ebenfalls zu essen. Zu ändern war ja nichts mehr. Wie er die Bissen langsam im Munde zer malmte, so zermalmte sein Gehirn gewissermaßen erst die Ge danken, ehe sie faßbar in ihn eingingen. Er kam zum zehnten- mal zu dem Resultat, daß man Hein, trotz aller glatten Worte, nicht recht über den Weg trauen durfte. Hein hatte ihm schon manches erzählt und versprochen

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Tiroler Grenzbote
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Page 3 of 4
Date: 04.12.1944
Physical description: 4
-Veriag, Klotzsche (Bez. Dresden) 20] Robert ging am Abend fort. Er ging auch am nächsten Abend fort jeden Tag in dieser Woche, und am Freitagabend geschah es dann, daß er den Stallknecht vom Gut mit dem Kaspar Hölzl in flüsterndem Gespräch beisammensah. Der Stallknecht kam aus der Wohnung des Schmiedes, und unter der Haustüre sagte ihm Hölzl noch: „Also Angst brauchst gar keine haben. Du brauchst bloß die Stalltür net absperren." „Das geht net. Der Inspektor schaut jeden Abend nach, dann kommt

er drauf." «Dann legst den Schlüssel hinter die Hollerstauden an der Mauer." „Gut, bei der Hollerstauden." Die beiden trennten sich, und als der Schmied die Hausturs schloß, trat Robert aus dem Mauerschatten und folgte dem Stall- necht. In einer kleinen, aber sauber eingerichteten Kammer neben den Pserdeställen wohnte der Stallbursche Alois Thanner. Er kam nach dem Krieg auf diesen Posten und hatte eigentlich ein schönes Leben, hatte nur den Reitgaul der Frau und die zwei Kutschenpferde zu betreuen

im Gang? .. Da öffnete sich schon die Tür und Robert Blank trat ein, zog dle Ture hinter sich zu und weidete sich mit inniger Genugtuung an der erschreckten Visage des andern. «Du?" stammelte Thanner. „Was möchst denn du da? Schau, daß du rauskommst, sonst mach ich dir Füß." «Wer macht rmr Füß? Du? Daß ich net lach." Mit zwei tappenden Schritten war Robert bei Thanner. Seine Fäuste waren geballt und hoben sich langsam wie zwei Schmiedehämmer. «Du Krischperl, du. ich brech dich ja gleich in der Mitt

' ab. wenn d' dem Maul nochmal aufmachst." Diese Sprache zog dem andern schier den Boden unter den Füßen weg. „Was möchst denn eigentlich da?" „Sixt. du kannst schon vernünftiger auch reden", lachte Robert, und zog sich einen Stuhl herbei. „Und was ich möcht bei dir? Den Schlüssel da Hab ich g'funden unter der Hollerstauden. Hast den du hingelegt?" Der andere bekam ein Gesicht, als wenn ihm jemand Kalk hineingeschüttet hätte. Aber er regte sich nicht, noch nicht. Erst als Robert den Schlüssel spielerisch m die Höhe

warf und ihn wieder einfing, stürzte sich Thanner mit heiserem Schrei auf ihn. „Gib den Schlüssel her!" Von dem jähen Anprall kam Robert zunächst ein wenig ins Wanken. Im nächsten Augenblick aber schrie der andere auf unter dem schnellen und wilden Schlag, den Robert aus der Deckung heraus führte. Es warf ihn stöhnend quer über das Bett hin. Robert schloß lächelnd das aufgerissene Hemd. Mit einem harten Griff drehte er den anderen herum und zerrte ihn hoch. „So. und jetzt erzählst mir einmal ganz

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 15.04.1936
Physical description: 6
, wo es kurz nach der Einlieferung seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Die Eltern hatten das Äini schlafengelegt und sind dann auf kurze Zeit zu einer im glei chen Hause wohnenden Verwandten gegangen. Das Kind ist aufgewacht, aus dem zugemachten Gitterbett herausgestiegen und hat einen Sessel zum Fenster gerückt. Es öffnete das Fen ster und st ü r z t e auf die Straße. Robert kratzte sich den Kopf. „Wenn ich die Rechnung bei deiner Mutter bezahle, Hab' ich nur noch mein Rückfahrgeld nach Hamburg

—" „Is doch bloß für jetzt, zu Hause Hab' ich doch Geld. Ich Hab' doch nur' zu wenig eingesteckt." „Na, denn is es ja was andres." Ohne Bedenken zog Robert fein Rückfahrgeld aus einem Extrafach seiner Brief tasche und bezahlte damit Heins fehlenden Anteil. Sie hatten zusammen über achtzehn Mark zu entrichten. Zuerst brachten sie die Mädchen nach Hause. Hein war ziemlich angeheitert, und er lärmte und sang laut in den stillen Tiergartenstraßen. Die stupsnäsige Lotte hatte große Mühe mit ihm. Robert und Hella

folgten ihnen eng um schlungen. „Willst du wirklich schon in vier Tagen fort? Aber morgen kannst du doch nochmal mit mir zusammen fein?" Hella sah Robert bittend an. „Na schön! Wo denn? Wieder hier im Tiergarten?" Robert verabredete sich mehr aus Gutmütigkeit als aus Interesse. Er war in Gedanken schon mehr in Hamburg als hier, und konnte es kaum noch abwarten, bis er seine Heimat stadt wiedersah. „Also morgen um neun. Du bist ein feinsc Kerl, Robert." Robert zog sie noch näher an sich, und begann

irgendein Lied vor sich hin zu pfeifen. 4. Es war schon spät am Morgen, als Robert noch mit benom menem Kopf in die Küche kam. Ein Geruch von billiger Seife, Dampf und schmutziger Wäsche schlug ihm entgegen. Frau Lütting wusch Kinderzeug. „Guten Morgen! Schläft Hein noch?" „Hein?" Frau Lütting putzte sich die Hände an ihrer blauen Schürze ab, und brachte Robert seinen Morgenkaffe an den Tisch. „Hein is doch heute früh weg." „Weg? Wieso?" Robert sah Frau Lütting verständnis los an. „Ja, wissen Sie'n

das nicht? Als ich heut' früh aufftand, lag 'nen Zettel von Hein da, daß ich ihn gleich wecken sollte. Aber als ich ins Zimmer kam, war er ja schon beim Koffer packen." „Kofferpacken? Dunnerlüchting, der is doch nich' etwa allein fortgefahren?" Robert fuhr hoch und schrie es beinah' heraus. Frau Lütting sah ihn entgeistert an. „Er hat doch gesagt, Sie wollten noch hier bleiben, weil Sie 'ne Braut gesunden hätten. Was is denn nu? Haben Sie sich gezankt?" „Gezankt nich', aber Hein is ein ganz verdammter —", Robert

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 25.08.1933
Physical description: 12
nach der anderen heraus, stapelt der besseren Uebersicht wegen deren Inhalt auf dem Teppich am Fuß boden auf, setzt sich selbst dazu und vertieft sich in die Arbeit. Als Robert gegen Abend heimkommt, blickt er verdutzt auf seine am Boden hockende Frau. „Was in aller Welt treibst du denn da?" fragt er neugierig. Annemarie hebt flüchtig den Kopf. „Ich mache Ordnung, wie du sehen kannst!" erwidert sie kurz. Robert betrachtet ohne rechtes Verständnis, aber schwei gend das Kunterbunt auf dem Teppich. „Ach, Roby!" sagt

noch überzeugt, hätte sie am Leben bleiben können, sie wäre eine berühmte Dichterin gewor den." Annemarie fährt sich mit der Hand über die Augen, und Robert wagt kein Wort des Zweifels an dem Talent der Früh verstorbenen. Es ist ganz still im Zimmer, man hört nur das Rascheln der Papiere, in denen Annemarie kramt, bis sie ganz unerwartet auflacht. „Nein, Roby, das mußt du ansehen, dieses alte Moden heft! Einfach greulich, wie man sich damals anziehen mußte. Was würdest du sagen, wenn ich heute

ein solches Kleid trüge und einen solchen Hut aufsetzte? Gingst du mit mir auf die Straße?" Dabei hält sie Robert die vergilbte Modezeitung hin, die sie ihre Heiterkeit wieder finden ließ. Robert beteuert, daß er mit einer so lächerlich gekleideten Frau keinen Schritt ausginge, und will dann wissen, ob Annemarie mit dem Ordnung machen bald fertig sei. Doch da kommt er schlecht an. „Was fällt dir ein, Robert!" wehrt sie gereizt ab. „Siehst du denn nicht, wieviel um mich herumliegt?" „Weshalb hast

du denn mit dieser Arbeit nicht früher angefangen?" frägt er harmlos. „Ich habe gleich nach deinem Weggehen, also um drei Uhr, mit dem Ausräumen des Schreibtisches begonnen " „ und jetzt ist es halb sieben Uhr vorbei!" vollendet Robert ihren angefangenen Satz. „Was hast du eigentlich dreieinhalb Stunden lang mit dem Zeug getrieben?" Annemarie fetzt eine abweisende Miene auf, und in ihrer Stimme grollt es dumpf, als sie erklärt, ein Mann hätte nicht das geringste Verständnis für Gefühle. „Glaubst du, ich kann all

diese Erinnerungen und so viele Gedenkzeichen ganz ohne weiteres in Bausch und Bogen in den Papierkorb werfen? Ich muß doch Stück um Stück durch setzen. Bei jedem Blatt, bei jedem Bogen, bei jedem Brief lebe ich ja einen Teil meines Lebens wieder durch, fast bei jedem spricht auch mein Herz mit." „So, — hm —!" macht Robert und zündet sich eine Ziga rette an, „ja, dann verzeih, — aber ich dachte, du wolltest nur Ordnung machen, wie du früher sagtest." „Ach, — du, — mach dich nur lustig über meine tiefsten

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 27.02.1910
Physical description: 16
. Der Konsul nickte nur stumm mit dem Kopfe. Er konnte nicht an einen Unfall glauben und sträubte sich doch, etwas anderes anzunehmen. Unfähig, klar zu denken, sah er nur immer in das stille, schmerzliche Gesicht. „Warum? Warum?" Diese Frage ließ ihn nicht los und erfüllte ihn so ganz, daß für etwas anderes nicht Raum war in seiner Seele. * * * Kurze Zeit darauf, als sich Heinz Althoff von zu Hause entfernt hatte, um mit Vera an der Kettenbrücke zusammenzutreffen, kehrte Robert Althoff von seiner Reise

nach Berlin zurück. Er suchte sofort seine Eltern auf, die zufällig zusammen im Wohnzimmer weilten. Nachdem er sie in seiner etwas gemessenen Weise begrüßt hatte, teilte er ihnen mit, daß er sich in Berlin mit der Tochter eines Geschäftsfreundes seines Vaters verlobt habe. Milchen war vor Ueberraschung ganz außer sich. Zu nächst wemte und lachte sie in einem Atem und umarmte ihren Aeltesten wieder und wieder. Auch Karl Althoff war hocherfreut, denn abgesehen von allem andern, wußte er, daß Robert

eine glänzende Partie machte. Die junge Dame war die einzige Tochter reicher Eltern. Er klopfte seinem Sohn wohlgefällig auf die Schultern und schüttelte ihm fest die Hand: „Das muß ich sagen, Robert, du hast auch in dieser Frage eine gute Hand gehabt. Fräulein Weitzner ist nicht nur ein sehr schönes und kluges Mädchen, sondern es stimmt auch sonst alles. Na, Milchen, nun beruhige dich doch erst einmal, bist ja ganz aus Rand und Band." „Lieber Himmel — lieber Himmel — Karl, das ist ooch auch — denk

doch nur — eine Schwiegertochter ins Haus. Nun erzähle doch nur, Robert — ach Gott, ach Gott, daß ich sie so gar nicht kenne, deine Braut — und so gar nichts hast du mir gesagt. Liebst du sie denn schon lange? Deshalb hattest du fortwährend in Berlin zu tun. Nein, daß du mir nicht eher etwas verraten hast! So erzähle doch nur, Junge, du mußt mir doch alles ausführlieh berichten." Robert drückte die erregte Frau lachend in einen Sessel. „Läßt mich ja nicht zu Worte kommen, Mutter. Da — hier hast du erst mal ihre Photographie

— die hat mir Trudi für dich mitgegeben." „Trudi heißt sie — ach, lieber Gott — wo ist denn meine Brille — ich hatte sie doch eben noch." Robert reichte ihr dieselbe, die auf einem Stoß Zeitungen lag. Mit zitternden Händen rückte sich Milchen die Brille zurecht und hielt das Bild vor die Augen. Stolz blickte sie auf die elegante und sehr hübsche junge Dame. „Sieh nur, Karl — ach so — du kennst sie ja schön em schönes, stattliches Mädchen —ihr werdet ein prächtiges Paar abgeben. Und so vornehm sieht sie aus — ach

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 24.05.1903
Physical description: 16
hat, dann wird es wohl wahr sein!" Was seine wenig geistvolle Antwort nicht hätte bewirken können, das hatte er durch sein Schweigen erreicht. Hanna war sich auf einmal bewußt geworden, daß sie mehr von ihren Gefühlen ver- rathen hatte, als sie durfte, eine Purpurgluth ergoß sich über ihre Wangen und sie sprang rasch auf ein anderes Thema über. Von diesem Tage an vermied es Hanna, mit Robert allein zusammen zu sein und zwar so konsequent, daß es der scharfsichtigen Wally Schwerdt bald auffallen mußte. Sie machte

Hanna darüber ihre anzüglichen Bemerkungen, die diese mit einer ihr sonst ungewohnten Heftigkeit zurückwies. Nun war Wally erst recht überzeugt, daß zwischen Hanna und Robert etwas vorgefallen sein müsse, und eines Abends, als sie mit Robert allein noch auf der Bank vor dem von ihnen gemeinsam bewohnten Gartenhäuschen saß, begann sie ihn zu inquiriren. Robert leugnete hartnäckig. Wally mußte ihn doch am besten verstehen, sie gehe ihm ja mit gutem Beispiel voran. Man brauche doch nicht allen Freuden

hatte, war auf einmal verschwunden, und wenn es auch niemand offen eingestehen wollte, so war man doch schließlich allerseits froh, als das Abschiednehmen die entstandene peinliche Spannung wieder löste. Ehe sich aber der kleine Kreis auflöste, hatte Robert noch ein Versprechen zu erfüllen, er mußte jedem der Mädchen ein Stammbuch blatt schreiben. Für Wally und Elly waren ihm bald ein paar launige Verse eingefallen, aber das Gedicht für Hanna wollte ihm nicht recht gelingen. Drei-, viermal hatte er schon begonnen, und immer

wieder das ausgestrichen, was er eben erst niedergeschrieben hatte. Da dachte er an das Gespräch, das er in den ersten Tagen seines Zusammenseins mit den „fünf Hexchen" mit Hanna geführt hatte. Sie hatte ihm von den kleinen Leiden ihres häuslichen Lebens erzählt, von den schweren Sorgen, die ihr die Mama machte, weil sie absolut nicht auf das Töchterchen böre und nichts für ihre Gesundheit thun wolle, von ihrer zeitweiligen Einsamkeit und Verlassenheit, und Robert hatte dem fast kindlichen Geplauder überlegen lächelnd

zugehört und sie in komisch väterlicher Weise zu trösten gesucht. Was er ihr damals in Prosa gesagt hatte, das brachte er jetzt in leichte Rhythmen, und so kamen schließlich ein paar Strophen zustande, die ein Uneingeweihter wohl für ganz harmlos hinnehmen konnte. Hanna saß im Garten, als Robert, schon reisefertig, ihr das Gedicht brachte. Sie nahm es schweigend aus seinen Händen und las: „Wem der Himmel Flügel gibt. Lehrt er wohl auch fliegen, Frohes Herz und heit'rer Sinn Müssen endlich siegen

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Page 3 of 6
Date: 17.04.1936
Physical description: 6
zeitung, das „Cunard Daily Bulletin", ein. Den öffentlichen drahtlosen Verkehr zwischen England und Amerika richtete Marconi im Jahre 1907 ein. Sein Verfahren wurde später bei der K r i e g s - und Handelsmarine verschiedener Staaten eingesührt und von Marconi fortschreitend entwickelt, namentlich auf zahl- lNachöruck verboten.) 4 Novvy WreK siegt. Roman um einen Meisterboxer von Ernst Pistulla. Robert saß bald allein in dem großen Zeilt. Die Athleten fanden sich hinten im Wohnwagen. Er konnte

es noch kaum On, daß er zehn Mark verdient hatte. Morgen wollte er nieder hergehen und dann nach und nach die anderen Rummel te in Berlin besuchen. Dann konnte er in Hamburg wenig es mit etwas Geld ankommen, und hatte Zeit, auf neue Aer zu warten. i8on hinten rief ihn jemand. „Sie, komm'n Sie mal her und ^ Sie sich Ihren Lohn!" Sehr freundlich klang die Stimme Robert erhob sich und reckte die Arme. Er zuckte aber vor ^merz zusammen. Cr mußte sich eine Sehne gezerrt haben. E er hinten den Vorhang beiseite

schob und einen Schritt ^ivärts ging, prallte er sofort wieder zurück. Er lehnte sich seinen Pfosten, nahm die Arme hoch und zog sich gleichzeitig tmmen. „Hallo", stieß er zwischen den Zähnen hervor. So Md es also. Nun, so leicht sollten sie es nicht haben. In solchen Nationen wußte er sich zu helfen. 3m Halbkreis stand die ganze Athletentruppe um ihn, und ^ ^elt einen schweren Holzpantoffel drohend in der hoch- ebenen Hand. Wenn für Robert dies nicht so plötzlich Kommen wäre, hätte er vielleicht

sogar das Komische au dem ^ empfunden. Aufmerksam behielt er alle im Auge. ^mer nach dem andern ließ jetzt den Pantoffel sinken. Wzke, fax am meisten Ursache hatte, auf Robert wütend 1 knurrte: „Eigentlich hätt'ste 'ne furchtbare Tracht ver- nt - mein Junge." Robert fuhr Hoch. Er stellte sich aufrecht hin. „Ich mein Geld ehrlich verdient." „So, dein Geld hast du ehrlich verdient", äffte ihn der heisere Ausschreier nach. „Ick hätte gar nicht gedacht, daß ’n Junge aus Hamburg so mit'm Dämel geschlagen

sein kann." „Was wollt Ihr denn von mir?" Roberts Stimme klang, selbstbewußt. „Krieg' ich mein Geld oder mich'?" Aber innerlich versuchte er schon sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, seine zehn Mark nie im Leben zu sehen. „Jetzt woll'n wir mal deutsch reden, Kleener", nahm nun ein Glatzkopf mit dicker runder Nase das Wort. Er hieß Klingner, genannt die westfälische Eiche. Er packte seinen Holz pantoffel wieder fester -und blickte Robert in das frische, klare Gesicht. Dann begann er eine etwas pathetische Rede

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Page 8 of 16
Date: 19.05.1926
Physical description: 16
Kleinen sitzen. Schließlich gegen zehn zu Kaufe. Bald wird's ruhig in der Klause. Kier und da nur Schnarchgetön'. Pfingstfest, du bist wunderschön! Robert Brüll ist tot! Von Ralph S e e m a n N-Graz. Robert Brüll loirb feinen Blue, feinen Foxtrott, feinen Tango mehr komponieren. Auch seine letzte Ope rette wird immerdar ein Fragment bleiben. Robert Brüll ist tot! Seit gestern. ,— Seine Freunde .umstehen seine Bahre, begrns«ln sich an dem blauverfärbten Gesicht des Toren und schütteln die Mpse

. ( j*j Was war ihm gewesen, dem Jungen, Erfolgreichen, erst kürzlich zu reicher Mitgift Gekommenen? Tie Freunde stehen vor einem Rätsel. .Wenn das vor drei Wochen gewesen wäre — ja — aber so! — Hm — • ..,11 Bor drei Wochen . . . Vor prei Tagen hatte Robert Brüll geheiratet. Tie Tochter des Kommerzialrates Haselbrunner. Unter ganz ungewöhnlichen Umständen. Im Zwange sozusagen. Rach einem höchst eigenartigen Vorspiel: Robert Brüst hatte eben wieder einen Tobfuchtsau- sall überstanden, hatte Besuchstoilette angezogen, chatte

sich Robert Brüll nochmals in Besuchs toilette, ließ sich zum zweiteumale beim Kommerzialrat melden — und bat ihn um die Hand seiner Tochter. / Es war ein Verzweiflnngsschritt. Der Kommerzialrat lat ein wenig überrascht, nahm aber Brüll freundlich auf, stellte ihn zunächst seiner Frau und seinen Töchtern, der „musikalischen" Klara und der um etliche Jahre jüngeren Lotte sowie deren Bräutigam, einem invaliden Offizier, vor, lud Brüll dann zu Tee und versprach ihm, auf seine Werbung, gegen die er grund

sätzlich nichts einzuwenden habe, so rasch als möglich zu antworten. { Schon am nächsten Tage sagte Haselbrunner „Ja". Eine Woche später wurde Verlobung gefeiert. Klara hatte gern versprochen, ihr Klavierspiel aufzugeben und Robert war zufrieden. Konnte es übrigens sein, denn der Kommerzialrat hatte mit der Mitgift wahrlich nicht ge geizt. In den nächsten vierzehn Tagen war Robert Brüll produktiv wie noch nie: Notenblatt türmte sich auf Noten blatt, Blues flogen auf Tango, zwei Akte einer Operette

wurden instrumentationsreif — alles eine Folge des ver stummten Klaviergeklimpers in der Haselbrunner'schen Wohnung. , Robert selbst blühte sichtlich auf.

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Page 5 of 12
Date: 10.11.1933
Physical description: 12
. Sie hat Robert, ihren Lieblingsneffen, lange nicht mehr gesehen, kennt Annemarie noch gar nicht und ist, wie sie schreibt, voll freudiger Erwartung ihres Kommens. Leider muß Robert am Montag unaufschiebbar auf einige Tage dienstlich verreisen, aber er wird jedenfalls rechtzeitig zurückkehren, um die Tante noch anzutreffen. Er bittet Annemarie, Tante Aurelie recht herzlich zu emp fangen, entwirft ein Bild ihres Wesens, zählt einige ihrer Eigenarten auf und rät Annemarie, auf diese möglichst Rück sicht

zu nehmen. Annemarie hört aufmerksam zu und sagt, sie würde schon alles richtig machen, worauf Robert beruhigt ab- reift und verspricht, sobald als nur angängig wieder da zu sein. In der Tat kommt er schon am vierten Tag abends zurück. „Wie gehtts, Annemarie?" ruft er, kaum eingetreten, er wartungsvoll. „Danke!" sagt Annemarie freundlich, „mir geht es gut, aber Tante Aurelie ist heute nachmittags abgereist." „Ab—ge—reist?!" stößt Robert ungläubig hervor. „Ja weshalb denn, um des Himmels willen

? Sie wollte doch wenig stens eine Woche bleiben." Annemarie zuckt die Achseln. „Ist etwas vorgefallen?" fragt er unsicher, und seine heitere Stimmung trübt sich. „Vorgefallen? — Nein, gar nichts!" sagt Annemarie, lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und beginnt zu erzählen, wie sie die Tante am Bahnhof abgeholt hat und mit ihr heimgefahren ist. Ins hübsche Gastzimmer hatte sie einen Strauß der schönsten Nelken gestellt, aber „Annemarie", unterbricht sie da Robert, „ich hatte dir doch aufgetragen, keine duftenden Blumen

zu wählen, die Tante bekommt Kopfschmerzen davon." „Das sagte sie auch, kaum, daß sie den Strauß erblickt hatte, und ich trug ihn natürlich sofort hinaus. Aber, weißt du, Roby", lächelt Annemarie, „es waren ganz geruchlose Treib hausnelken, die ihr nicht die geringsten Kopfschmerzen ver ursacht hätten." „Na und dann?" drängte Robert weiter. „Dann wollte sie um sechs Uhr stütz geweckt werden, sie sei es so gewohnt. Ich fand aber, die Arme soll sich einmal tüchtig ausschlafen, gab Lina keinen Befehl

zum Wecken, trug ihr im Gegenteil auf, in der Frühe recht leise zu machen. Und wirk lich, die Tante erschien erst um neun Uhr zum Frühstück, sie hatte bis acht Uhr geschlafen!" „Gewiß war sie aber ungehalten darüber", ahnt Robert. „Sie hielt sich allerdings auf, daß sie nicht geweckt worden war, doch ich glaube, sie schlief recht gerne mal zwei Stunden länger." Annemarie macht ein listiges Gesicht und berichtet weiter. „Das Essen sagte ihr leider nicht ganz zu. Du hattest mir zwar gesagt, sie äße

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