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Tiroler Wastl
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Page 8 of 16
Date: 19.11.1911
Physical description: 16
bestärkt werden. Dr. Zimmer: Gott erhalte unserem guten katho lischen Volke seinen Glauben. * Dr. Bellinger: Amen I Nun hat man wieder eine Erklärung für die Ab neigung der sozialdemokratischen Parteileitung, das Volk von Rom zu befreien. Robert Blum-Gedenkfeier. Die Robert Blum - Gedenkfeier des Verbandes „Adolf Pichler" des Iungdeutschen Bundes, welche Montag, den 13. ds. in Baumanns Kaffeehause stattfand, hat bei zahlreicher Beteiligung einen er hebenden Verlauf genommen. Die akademische Bur

schenschaft „Germania" war fast vollzählig erschie nen, der „Deutschnationale tzandlungsgehilfenver- band", der Deutschnat. Arbeiterbund „Germania", der Deutsche Turnverein sowie der Turnverein „Ei selen" hatten Abordnungen entsendet. In markanten Zügen entrollte Schriftsteller M. I o k s ch in seiner Gedenkrede ein Bild über die politischen Verhält nisse vom Beginn bis zur Mitte des 19. Jahr hunderts in Oesterreich und Deutschland und kenn zeichnete Robert Blums Lebenslauf und Volksauf klärerisches

Wirken, bis demselben durch die Ränke einer verschlagenen Iesuitenpolitik ein jähes Ende bereitet worden ist. Wie heute nachgewiesen worden sei, waren es die Jesuiten gewesen, die durch ihr Hochgrad Mitglied, dem Grafen Hübner in Ver bindung mit dem senilen Fürsten Felix Schwar zenberg, welche damals bei Hofe die Politik lei teten, an Robert Blum Rache übten, wegen dessen aufklärender Tätigkeit über das verbrecherische Trei ben des Ordens Jesu in der Politik. Kurz vorher war eben

G i o b e r t i s aufsehenerregende Schrift „Die Geheimen Pläne der Jesuiten der Neuzeit" (1910, neu verlegt von M. Joksch, Innsbruck, Preis K 2.40) in deutscher Sprache mit einem Vorwort von Robert Blum erschienen, und diese Schrift war den Jesuiten derart unangenehm, daß sie dieselbe aufkauften und deren Hauptförderer in Deutschland, Robert Blum, der ja auch sonst eine hervorragende Rolle im Frankfurter Vorparla mente spielte, zu vernichten suchten. Das völker rechtswidrige Vorgehen wider Robert Blum ließ die jesuitische Hand

direkt vermuten. Als Abgeordneter des Frankfurter Parlamentes war Robert Blum auch in Oesterreich unverletzlich und konnte weder gerichtlich belangt, umsoweniger jedoch standrecht lich behandelt werden, ausgenommen den Fall, er wäre mit den Waffen in der Hand ergriffen worden. Letzteres war entschieden nicht der Fall, folglich war die Hinrichtung Robert Blums ein ge meiner Mord. Hans Blum, der Sohn des großen deutschen Freiheitskämpfers, gelangt in sei nem Werke „Die Deutsche Revolution

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 6
Date: 15.04.1936
Physical description: 6
Schneefälle gemeldet. INachdmck verboten.) 2 «ovv« Vre» siegt. Roman um einen Meisterboxer von Ernst Pistulla. „Sei still, Hein, da is sie." Robert steuerte schräg über dm Damm. Hein blieb stehen, denn eben streifte ein hübsches Haariges Mädel an ihm vorbei und warf ihm einen koketten ^ zu. Er überlegte, ob er ihr nachsteigen sollte. Robert schüttelte der Kleinen die Hand. „Ich dachte schon, kommen nich' mehr." Dann sah er sie von oben bis unten *• „Niedlich seh'n Sie wieder aus, Fräulein, daß man bloß

taten kann." "Ich gefall' Ihnen also?" fragte sie geschmeichelt. „Einfach großartig", sagte Robert. „Sonst hätt' ich mich ^ auch nich' mit Ihnen verabredet." Und dann schwatzte ^ drauf los. Was er sagte, kam von selbst über seine Lippen, fr brauchte nicht zu überlegen. In dieser Hinsicht war er Bandt. Sie hörte seinen Schmeicheleien gerne zu, nur schmal lachte sie über seinen Hamburger Dialekt, dkald kam Hein langsam über die Straße. Er hatte die Maarige aufgegeben. „Ach, da kommt ja Ihr frecher

Freund "H", sagte die Verkäuferin zu Robert. »Sagen Sie nichts über meinen Freund. Wenn der nich Mll In den Zelten' gesagt hätte, würden wir uns heut' ta’ hier seh'n." »Stimmt auffallend." Sie lachte laut und zeigte dabei zwei Men blendend weißer Zähne. Sie mußten etwas zurück- Mn, denn ein Schwarm junger Mädchen mit ihren Kanä len, meist Soldaten, wollte vorbei. Hein begrüßte das Mädchen wie eine alte Bekannte. „Ein daß Sie endlich da sind, ich' Hab' nämlich schon einen Sparen Bierdurst. Wir warten

. Ich Hab' aber auch 'nen Trost für Sie. Seh'n Sie mal, da hinten kommt 'ne Freundin von mir." Hein rieb sich die Hände. „Das klappt ja." Schmunzelnd betrachtete er das näherkommende schlanke Mädchen. „Robert, Jung', das soll heut' 'n vergnügter Abend werden." „Na, denn man tau. Vielleicht wird's der Abschiedsabend, denn länger als vier Tage bleiben wir ja doch nich' mehr hier." Alle drei gingen der Freundin entgegen, und dann betraten sie gemeinsam eins der übervollen Tanzlokale. Bald saßen sie gemütlich

an einem Ecktisch. Die Freundin machte den Vorschlag, sich ihre Namen zu nennen, und unter Gelächter und Gekicher stellte man sich gegenseitig vor. Die Verkäuferin hieß Hella und ihre Freundin Lotte. Es wurde äußerst nett. Sie tanzten viel, und Robert und Hein benahmen sich wie große Kavaliere. Abwechselnd spen dierten sie eine Lage nach der anderen. Die Mädchen waren selig. Solche Kavaliere fanden sich nicht alle Tage. Sie sahen sehr reizend aus, in ihren einfachen bunten Fähnchen und mit dem billigen Schmuck

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 10.10.1933
Physical description: 6
Auer von Gries und Dr. Ambros Einer von Neustift fungiert. Der neue Propst hatte damit, wie seine Vorgänger seit über 200 Jahren, die Abtwürde erhalten. nicht. Aber Edith ließ ihm keine Zeit zum Fragen. Rücksichtslos schob sie ihn beiseite und rief den beiden Männern zu: „Hier hinauf, daß nur das Kind ins Bett kommt!" Robert Weltner sah mit irren Augen auf Edith, dann auf den leblosen Körper seines Kindes. „Ist er tot?" hörte er feine eigene Stimme wie die eines Fremden durch den Raum stöhnen

Sie ihn gut zu", sagte Edith hastig. „Ich seh zu, in der Küche heißes Wasser für eine Wärmflasche zu finden; aber lassen Sie niemand an ihn heran — er fürchtet sich vor Ina Hartwig. Es muß ihm etwas Schreckliches geschehen sein, was, weiß ich nicht. — Aber du darfst nicht von ihm gehen." Sie merkte nicht, daß sie in ihrer furchtbaren Auf regung Robert Weltner mit „du" anredete. Aber ihm selbst war es so selbstverständlich, daß in diesem Augen blick alle konventionellen Schranken fielen. Er wun derte

sich nicht einmal darüber, daß Edith ihn mit die sem Du das Geständnis ihrer Liebe machte. Er hatte das alles mit dem Herzen schon gewußt, ehe es bis in den Verstand gedrungen war. Es war ihm heute so selbstverständlich, daß sie bei seinem Kinde war, wie damals, als er sie und Ralph zum ersten Male Hand in Hand auf sich hatte zukommen sehen. Als Edith aus der Küche zurückkam, saß Robert Weltner mit stillem, gefaßtem Gesicht neben dem Bett seines Kindes. „Er wird nicht sterben — nicht wahr?" fragte er und sah zu Edith

Bernheim auf, als hätte sie die Macht, Leben oder Tod vorauszusagen. Mit unendlicher Liebe sah sie auf das Kindergesicht herab. Dann richtete sie ihre Augen groß und ernst auf Robert Weltner. „Er wird nicht sterben", sagte sie. Die Flurklingel ertönte einmal und noch einmal. Gleich darauf hörte man draußen im Korridor die laute Stimme Ina Hartwigs., Der Knabe im Bett begann unruhig zu werden. Die Augen öffneten sich und sahen mit einem wirren Blick um sich. jz Mode-Akademie in der Hofburg

entgegen und in ihre Arme. Sanft bettete Edith das Kind zurück und sagte: „Du mußt ganz ruhig sein, mein Liebling; niemand kommt herein, ich bleibe bei dir." Robert Weltner erhob sich leise und ging auf den Zehenspitzen zur Tür. Gerade, als Ina die Klinke der Tür von außen ergreifen wollte, wurde der Griff nie dergedrückt. Robert Weltner öffnete leise die Tür, schloß sie wieder und stand auf dem Korridor vor Ina Hartwig. ' „Nicht herein!" sprach er drohend. Seine Gesicht war hart. „Was hast

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Unterinntaler Bote
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Page 16 of 34
Date: 14.12.1912
Physical description: 34
. „Du irrst, Mutter." Ein schlanker, junger Mensch im blühenden Jünglingsalter war ein getreten und zog die Hand der Mutter an die Lippen. „Bereits um sechs Uhr war ich wach, aus lauter Sorge, zu verschlafen —" „Und bist richtig darüber wieder eingedäm- urert — genau so wie ich sagte, mein Junge." Robert trat an den Vater heran und bot ihm die Hand. „Wie ist's, Papa, darf ich dich heute auf irgend eine Zinne entführen?" Und er wies dabei in die Runde, aus der die kühnen Bergzacken aufstiegen. „Du träumst

wohl noch?" Der Regie- rungsrat blickte ihn fast ärgerlich an. „Mein Weg führt höchstens zum Wasserfall hinüber. Eine Viertelstunde weit auf ebener Straße, dann in den kühlen Wald hinein, das reicht gerade für mein e Bedürfnisse." Robert zerrte an seiner Uhrkette. Ich möchte ins Gewänd hinauf." „Heute wirst du doch daheim bleiben," warf Frau Wolfs hin, „du hast ja erst gestern l Der erste Bismarckturm am Bodensee. Erbaut vom Geh. Baurat Prof. Wickop in Darmstadt aus Stampfbeton mit Vorsatz

. Schade, daß er sich auf seiner Studien reise befindet." In diesem Augenblick ertönte ein heller Morgengruß herein. Engelbert Specht, Ro berts Studiengenosse, der ebenfalls seine Ferien hier zubrachte, stand unter der Tür. „Wie geht's, Robert? Hast du schon aus gedacht, wohin wir heute wandern?" Robert trank seine Kaffeetasse leer und er hob sich. „Wenn du magst, rücken wir dem wilden Törl, wie der Zackige dort links im Volksmunde heißt, auf den Leib." Engelbert sah verblüfft den Freund

an. „Ist das nicht schon ein bißchen spät für eine solche Tour?" Robert zog seine Uhr heraus. „Wir über nachten oben und treten mit Tagesanbruch den Abstieg an." „Ist denn eine Hütte dort?" fragte die Mutter besorgt. „Ein großes Haus, beinahe ein Hotel, Mama. Selbst ein Telephon gibt's, durch das ich dir gute Nacht sagen kann." Wolfs nickte den jungen Leuten ver abschiedend zu; die empfahlen sich, rüsteten sich rasch für ihren Ausflug und waren bald auf dem Wege. Aber während Engelberts Miene Fröhlichkeit ausdrückte

, sah Robert im- nrer finsterer vor sich hin, so daß, beim Kreuz angelangt, wo der Weg in den Wald ein mündet, auch Engelbert schier alle Lust ver lor: „Keinen Schritt gehe ich weiter, so lange du in der Stimmung bist. Was ist dir? Hat dich jemand verletzt? Wärest du lieber allein gegangen? Ich verstehe solche Be dürfnisse und kehre gern um." Robert sagte barsch: „Unsinn!" — und sie schritten wieder nebeneinander hin. Engel bert schüttelte den Kopf: „Mir erschienst du wahrhaftig immer

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 08.05.1940
Physical description: 4
und der Ungewißheit weggewischt. Der Heimweg mit ihr hat ihn glücklich gemacht. Mit einem wohligen Gefühl streckt er sich in die Kiffen aus und atmet tief den Blütenduft der Frühlingsnacht ein, der durch das offene Fenster strömt. Aber nach einer Weile blickt er auf die Uhr und wird unruhig. Robert ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Gleich ist es drei Uhr. Draußen vor dem Hause, in den hohen Kastanienbäumen, versucht ein Vogel sein Morgenlied. Michael lauscht. Bei jedem Geräusch, das er vor dem Fenster

hört, denkt er, daß es Robert fein könnte, der nach Hause kommt. Immer wieder wird die glückliche Erinnerung an Käthe durch die alte Sorge um den Kameraden verdrängt... Der Morgen graut schon, als er endlich in einen unruhigen Schlaf versinkt. Vor dem Hotel heult ein schwerer Lastzug vorüber. Michael schreckt aus seinem Schlaf auf und weiß im ersten Augenblick nicht, wo er überhaupt ist. Langsam erinnert er sich. Ein Blick auf Roberts unbenutztes Bett macht ihn mit einem Schlage wach. Er springt

. Die Wählscheibe surrt sechsmal zurück. Michael kommen die wenigen Sekunden, bis sich die Zentrale meldet, wie eine Ewigkeit vor. Er läßt sich mit der Lagerverwaltung verbinden... Aengstlich lauscht er in die Hörmuschel hinein. Ja, der Last zug sei ausgeladen. Robert Kunkel? Nein, den habe noch keiner gesehen. Michael fühlt mit plötzlichem Erschrecken, daß es aus, ist mit Robert. Wie, wenn er irgendwo mit diesem Frauenzimmer säße und seinen Dienst versäumte? Mit einem Male kommt ihm ein Gedanke: Käthe

! Vielleicht weiß sie etwas von Robert. Vielleicht war er zu der alten Priembude vom alten Magolei gegangen, sich bei ihr zu entschuldigen. Ohne lange zu überlegen ruft er die kleine Autoreparatur werkstatt an. „Hier Auto — Magolei", meldet sich eine frische Mädchen stimme. Es ist Käthe, die da spricht. Michael öffnet den Mund. Gerade will er seinen Namen sagen und Käthe fragen, da kommt ihm ein Gedanke: Wenn Robert sich überhaupt nicht bei Käthe hat sehen lassen? Welche Sorgen müßte sich Käthe

machen, wenn sie plötzlich erführe, daß Robert in der vergangenen Nacht nicht nach Hause ge kommen ist? Zumal sie doch wußte, daß er sich noch mit diesem Mädel Lissy an der Bar herumgetrieben hatte, nachdem sie selbst mit Michael die „Kaskade" verlassen hatte?" „Hallo, melden Sie sich doch — wer ist denn da?" Käthes Stimme in der Telephonleitung wird ungeduldig. Michael preßt die Lippen aufeinander. Es erfordert viel Selbstbeherrschung, jetzt nicht zärtlich ihren Namen, irgend ein liebes Wort sagen zu dürfen. Knack

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Innsbrucker Zeitung
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Page 8 of 12
Date: 23.06.1934
Physical description: 12
werden. Aus dem Käsemarkt hält die flaue Stimmung besonders für Halbemmentaler an. Die Notierungen können sich nur schwer behaupten. Kaffee wurde aus Brasilien niedriger angeboten und daher haben sich auch bei uns die Notierungen gesenkt. Auch Kakao folgt der abgeschwächten Tendenz der Auslandsmärkte. Die Forderungen für Reis sind in den Produktions gebieten fest, da jedoch aus dem Weltmarkt große Kon kurrenz besteht, sind die Kurse im allgemeinen stetig Evelyn Ostin trat nahe an ihn heran. „Was soll ich tun, Robert

sich wieder und sah Robert Hellmann, der wie gebrochen im Sessel lag, ins Gesicht. „Siehst du nicht ein, daß es einmal so sein muß?" Für Robert Hellmann brach in diesem Augenblick das Kartenhaus seines Lebens Zusammen. Eine leidenschaftliche Neigung hatte ihn mit Evelyn Ostin verbunden, sorglos hatte er gedacht, alles würde immer so bleiben. Fatalist und Optimist, der er war, nahm er an, das Leben habe für ihn noch irgendwie und wann angenehme Ueberraschungen in Bereitschaft, die ihm für immer ein Zusammensein

mit der Frau ermöglichen würden. Langsam breitete sich ein heißer Haß gegen den Mann, der ihm diese Frau raubte, in seiner Seele aUs^ Evelyn Ostin beobachtete ihn mit ängstlicher Span nung. Was würde er tun? Er würde ihr doch um Gotteswillen keine Schwierigkeiten machen? Robert Hellmann hob den Blick und las die Angst in den Augen der Frau. „Du brauchst keine Sorge zu haben", sagte er spöttisch. „Dein Verlobter wird nichts erfahren." Eine Weile war es still. Ein prasselnder Regen schlug draußen

an die Scheiben. Robert sah sich um. „Ja, dann muß ich wohl gehen", sagte er heiser. Er umfing die Umgebung noch einmal mit seinen Blicken. Da war der Flügel, an dem Evelyn häufig gespielt hatte. Wie immer türmten sich Noten- und Rollenbücher dar auf, da war die gemütliche Ecke mit der großen Steh lampe. Sie hatten häufig hier gesessen und geplau dert . . . Im letzten Augenblick fiel ihm das alles noch einmal auf. Und schwer und drückend legte sich das Gefühl des großen Verlustes über ihn. War wirklich

. Uraniavortrag, ge halten von Landesgerichtsrat Dr. Robert S k o r p i l. — Man mag sich zu den zwei aktuellsten Fragen: Pazifis mus, also unbedingter Friedenswille, oder Wehrhaf tigkeit stellen wie man will, eines bleibt sicher: Weder das seinerzeit propagierte „Nie wieder Krieg!" noch die Ab rüstungskonferenzen werden einen Krieg verhindern, zu mindest ihn für die allernächste Zeit hintanzuhalten ver mögen, wenn nicht die Menschen selbst aus ihrem Inneren heraus dazu beitragen, dieses unabsehbare

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 09.05.1940
Physical description: 4
auf, als Robert in die Werkstatt tritt. Käthe sitzt über dem Hauptbuch gebeugt und versucht zu addieren, aber die Arbeit will ihr nicht so recht gelingen. Ihre Gedanken sind viel zu sehr mit den Ereignissen des gestrigen Abends beschäftigt. Sie steht vor einem Rätsel, sie findet sich nicht mehr zurecht in diesem Durcheinander. Sind denn die Männer so viel anders in ihren Gefühlen und An sichten? Schließlich hat Robert doch von seiner Liebe zu ihr gesprochen, und wenn man jemanden lieb

, das zu keinem guten Ende führen kann. Käthe fährt zusammen, wie Robert plötzlich vor ihr steht. Sie glaubt zu träumen... „Du, Robert...?" Plötzlich stürmen die Gedanken wieder auf sie ein. Ist etwas geschehen? Der Lastzug sollte doch heute morgen schon nbfahren. Ein Unglück vielleicht? Und wo ist Michael? — Seltsam, daß sie in dieser Sekunde an Michael denken muß. „Habt ihr eine Panne gehabt?" ftagt sie ängstlich. Robert wirft seine Mütze auf den Schreibtisch und zieht sich »inen Stuhl heran. „Panne schon

", beginnt er stockend zu nzählen. „Aber nicht so, wie du dir das denkst." — Robert -treckt seine langen Beine weit von sich und legt sich phlegmatisch zurück. „Ich hatte Heute morgens eine kleine Auseinander- etzung!" „Eine Auseinandersetzung? Mit Michael vielleicht?" „Mit dem auch!" Käthe hat plötzlich das Gefühl, als ob sie den Loden unter ten Füßen verlieren würde. Eine unbestimmte Ahnung über.-. fällt sie. Sollte Robert vielleicht eifersüchtig geworden sein, weil Michael sie gestern nachts

nach Haufe gebracht hat? Natürlich, das würde es fein. Sie hätte sich nicht darauf ein lassen sollen, mit ihm allein nach Hause zu gehen. „Weil Michael mich gestern abends nach Hause gebracht hat?" fragte sie lang sam. „Ich schwöre dir.. Robert sieht sie verwundert an. Er versteht im ersten Augen blick nicht, was Käthe meint. Dann beginnt er laut zu lachen. Trotz seiner schlechten Stimmung ist für ihn Käthes Bemerkung so komisch, daß er nicht anders kann. „Du glaubst wohl, ich wäre eifersüchtig

? — Und ausgerechnet auf Michael? Nee, du, das ist so blöde, daß ich lachen muß ... entschuldige nur." Das grobe Lachen wirkt auf Käthe wie ein eiskalter Wasser strahl. Sie wendet sich müde ab und blickt starr auf die weißen Blätter des Hauptbuches. Alles, was Robert nun weitererzählt von der Auseinandersetzung vor der Verladerampe, von der fristlosen Entlassung, läßt sie merkwürdig unbeteiligt. Zum erstenmal eigentlich bemerkt sie, wie großsprecherisch Robert tun kann. Mag sein, daß ein Kerl

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Neueste Zeitung
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Page 8 of 10
Date: 11.04.1936
Physical description: 10
hat nicht stattgefund en. Eine Vereinbarung, daß eine Forderung als dem roar er als Seemann an enge Kojen gewöhnt. Daß man ein Zimmer nur als Schlafraum brauchte, schien ihm ganz selbstverständlich. * Seine Wirtin war eine sehr gute und unglaublich fleißige Frau. Von morgens bis abends wusch sie fremder Leute Wäsche, um sich und ihre drei kleinen Iungens durchzubrin gen. Robert hatte sich bereits mit den Bengels angefreundet, die sich fast den ganzen Tag auf der Straße Herumtrieben. Gleich in den ersten Tagen

hatte er jedem einen Hundertschuß- revoloer mitgebracht. Ihr Glück war ungeheuer. Hein hatte sich ungefähr drei Tage lang zärtlich zu seiner Mutter und zu den Brüdern gezeigt. Dann kümmerte er sich nicht mehr viel um sie. Das Bummeln trat in den Vordergrund und verdrängte jedes andere Interesse. Tag für Tag zogen sie nachmittags los und kamen erst tief in der Nacht nach Hause. Am nächsten Tag schliefen sie natürlich bis zum Mittag. Robert ließ sich stets geduldig mitschleppen, obwohl ihm nach dem ersten paarmal der Spaß daran

schon vergangen war. Er schimpfte auf das Schluderleben und versicherte Hein, sich erst wieder wohlzufühlen, wenn er an Bord sei. Er begann schon manch mal zur Abfahrt zu drängen. Der Nachmittag bereitete ihm mehr Vergnügen, wo sie kreuz und quer durch die lebhaften Straßen Berlins zagem Aber immer, wenn es Robert am schönsten fand, schwenkte Hein ab und ging auf den Schwof. Jeden Tag machte er einen anderen Vorschlag. Im Entdecken neuer Tanzgelegenheiten war er unermüdlich. Auf Heins Programm stand

für heute abends Halensee. Die Freunde waren zu Fuß nach dem Westen gegangen. Es war kurz vor sieben, und sie befanden sich auf der Tauentzienstraße. „Komm, geh'n wir vorher nochmal durch's Kaufhaus", schlug Hein vor. „Wir sind ja schon in 'ner halben Stunde oben, und vor acht is doch nichts los." „Schön!" Etwas mißmutig schob Robert mit wiegendem Seemannsgang hinterher. Er quetschte sich vorsichtig durch die Drehtür und hatte trotzdem Angst, mit seinen breiten Schul tern die Scheiben MztzMLen

Parfümierte, aber verbrauchte Luft schlug ihnen entgegen. Sie befanden sich gerade in der Kosmetikabteilung, wo Seifen und Parfüms aller Sorten einen betäubenden Duft ausftröm- ten. Heins lebendige Augen gingen hin und her. Es machte ihm großen Spaß, sich im Strom der Menschen treiben zu lassen. Robert blieb Hein auf den Fersen. Er mußte sich Mühe geben, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. „Sieh mal. Dunnerlüchting, was für'n schönes Mädel." Hein stieß Robert an und deutete unauffällig auf eine junge

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 12
Date: 28.07.1933
Physical description: 12
FÜR UNSERE FRAUEN Annemarie war in einer Kunstausstellung. Von Serena Flohr. Robert und Annemarie hatten eine Einladung zur Eröff nungsfeier der Kunstausstellung erhalten, doch da Robert zu jener Stunde keine freie Zeit hatte, war Annemarie allein hin gegangen. Und nun, während des Mittagessens, wollte Robert hören, wie es gewesen war. Annemarie füllte bedächtig die beiden Teller mit Suppe, kostete, verbrannte sich dabei ein bißchen die Zunge, verzog schmerzhaft das Gesicht und sagte erst

dann, es sei ganz schön gewesen. „Waren viele Menschen dort?" fragte Robert weiter. Anne marie nickte. „Ja, ziemlich viele. Und zuerst war es recht steif. Man stand so herum und wartete, bis irgend jemand eine Rede hielt. Ich sprach mit Bekannten, was man halt so spricht, wenn man gleichzeitig die Leute anschaut, die um einen sind. Es waren auch eine Menge Damen da, und die meisten trugen neue, ganz moderne Kleider. Die Frau des Doktors Mainau sah sehr gut aus, ja, wirklich — nur nimmt sie immer

ein zu knalliges Lippenrot. Dann sah ich Helga Hönigswald, ich glaube, die läßt keine einzige Gelegenheit aus, bei der sie vielleicht einen Mann finden könnte. Die Arme sucht schon reichlich lange, aber augenscheinlich bisher immer vergebens. Beide Schrotts waren auch da, er, wie immer, fast zu korrekt, sie laut und ■ lebhaft, mich wundert es, daß er ihre Art verträgt." Die Suppe war gegessen, es kam das Fleisch. Robert er kundigte sich, ob der Vorstand des Kunstvereines gut ge sprochen habe. Annemarie bejahte

nach einer längeren Pause begann sie wieder: „Weißt du, Robert, die Rost ist eigentlich kaum hübsch zu nennen, aber sie versteht es ausgezeichnet, sich vorteilhaft an zuziehen, sie wählt stets die Farben, die ihr am besten stehen und weiß jede Situation für sich günstig auszunützen. Ich beobachtete sie, als nach der Eröffnung die Leute in den Sälen umhergingen. Da stand sie bald da, bald dort vor einem Bilde, scheinbar ganz versunken und vertieft in die Betrach tung, aber ich wette, sie dachte nur daran

, ob sie selbst wohl gut wirkte. Sie tat's ja auch, das muß ich zugeben." Anne marie seufzte ein wenig. „Sie fiel auf, der und jener begrüßte sie und sprach mit ihr, und ein paar nette junge Menschen ließen sich ihr vorstellen." Beim Obste dann kam Robert auf die Bilder zu sprechen. „Aber nun sag endlich einmal, wie sind denn die ausge stellten Bilder?" „Die Bilder — oh " Annemarie hatte einen wunder vollen Pfirsich auf eine kleine Obstgabel gespießt und bemühte sich, mit dem Messerchen die dicke samtene Haut

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Tiroler Post
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Page 15 of 20
Date: 07.03.1913
Physical description: 20
Bezugsbedingungen samt Zustellung: für Deutschland K 7.— Mr das übrige Ausland X 8.— ganzsShrtg. crf' 75 die schlafende Mädchengestalt. Leonore!... Mit Entzücken bleiben seine Augen an ihr hängen. Wo war er nur? Narrte ihn auch nicht ein Traum! Wie kam er hierher, zu Leonore? Er fand keine Antwort auf seine Fragen ... Leonore begann sich zu regen, und mit einem leisen Schrei fuhr sie in die Höhe. „Robert", rief sie. „Du lebst! Du bist gerettet... Laß mich dir gleich sagen, Hans

hat sein Vergehen gestanden, deine Ehre ist ohne einen Makel." Als sie zu Ende war, wollte der Mann reden, fragen, doch er kann es nicht. Liebevoll hält ihm Leonore die Hand auf den Mund und ermattet schloß er die Augen. Bald darauf war er wieder fest eingeschlafen. Wochen waren vergangen. Robert Rutland ist genesen, doch weilt er noch immer in dem kleinen Heidedorf. Leonore hatte er seit seinem Genesungsschlaf nicht wieder gesehen. Heute ließ ihn Doktor Gordon zu sich in sein Sprech zimmer bitten. Der gute

, alte Herr wollte versuchen, die beiden Liebenden wieder einander näher zu bringen. Er sah, daß Leonore das Zimmer, in dem sich Robert befand, geflissentlich mied. Robert Rutland trat in das Sprechzimmer des Arztes. „Sie haben mich rufen lassen, Herr Doktor, Sie sehen, ich bin pünktlich zur Stelle." „Ich möchte Ihren Rat haben, lieber Robert, in einer Sache." Es war fast ein leichter Hauch von Schalkhaftigkeit in dem Ton des alten Herrn. „Hier, wollen Sie sich nicht setzen?" Arglos nahm Rutland

erregt ging sein Atem und sein Auge haftete dabei an der Tür des Nebenzimmers. Plötzlich entfuhr es ihm: „Da drinnen ist jemand?" „Nun, so sehen Sie doch einmal nach." Mit wenigen Schritten war Robert an der Tür, stieß sie auf und blieb wie angewurzelt stehen — „Leonore!" In seiner tiefen Ergriffenheit hörte er gar nicht, wie hinter ihm die Tür zugezogen wurde. Sein Auge hing wie gebannt an der schlanken Gestalt vor ihm. Da trat ihm Leonore auch schon entgegen. „Robert", leise und zagend begann

mit deiner Hilfe." Sie antwortete nicht. Aber sie schmiegte sich fester an ihn, als wollte sie noch nachträglich Schutz suchen vor der Reue und Qual, die sie durchzukümpfen hatte. Dann hob sie aber plötzlich das Haupt zu ihm auf und sah ihn strah lend an. „Du hast Recht, mein Robert, wir wollen neu beginnen. Habe ich doch gelernt, daß der Liebe Höchstes Vertrauen ist, und auf diesem wollen wir unser Leben aufbauen." Zur fchmerzhaffen Mutter öottes. Züntersbach. (Nachdruck verboten.) ich möchte Tränen weinen

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 23.05.1940
Physical description: 4
, daß ich mich freue, mir dir zusammen zu sein", fragt Käthe, nachdem sie eine ganze Weile stumm nebeneinander hergewandert sind. Ganz besonders freue ich mich darüber, weil ich heute morgen mit Robert gesprochen habe." Michael bleibt stehen. „Ich habe es mir gedacht, daß du bei ihm warst." „Und du fragst nicht, was wir miteinander besprochen haben?" „Ich kann es mir denken, daß du ihm deine Meinung gesagt hast und daß er dir versprochen hat, wieder ein anständiger Kerl zu werden. Sicher hat er das versprochen

, sonst könntest du ja nicht so glücklich sein." Käthe muß lächeln: „Du hast recht, glücklich bin ich, aber nicht, weil mir Robert versprochen hat, ein anständiger Kerl zu wer den, sondern weil ich nun endlich über diesen Wahnsinn hinweg bin. weil ich mit Robert endgültig gebrochen habe... weil ich weiß, daß du mich liebst." „Käthe!" „Sei still, ich weiß es! Was ich heute morgen noch nicht ganz klar sah, ist jetzt nach der Aussprache mit Robert gewiß. Du hast dich selbst verraten, und darüber, Michael

, bin ich glücklich. Das alles kommt für dich sicher jetzt sehr plötzlich, und vielleicht denkst du, wie kann eine Frau so schnell ihre Gefühle wechseln. Aber darauf, Michael, kann ich dir nur sagen, daß ich Robert schon lange nicht mehr liebe. Ich quälte mich seit Monaten mit Gedanken um Robert, um seine ganze Art — und ich weiß jetzt, daß mein Gefühl für ihn nicht Liebe war. Ich habe immer im stillen gedacht, ihm weiter helfen zu können, trotzdem es gar nichts mehr zu helfen gab; aber Frauen reden sich das gern

einmal ein." „Käthe, du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich du mich mit deinen Worten machst", unterbricht Michael sie und schließt sie fest in seine Arme. „Aber unsere Liebe kann nichts an mei ner Treue zu Robert ändern. Ich will dir aus meinem Leben erzählen und von Roberts Hilfe, und ich bin gewiß, daß du mich verstehst. Du sollst mir selbst sagen, ob ich anders handeln könnte, als immer zu ihm zu stehen. Wir waren damals — lange Zeit ist das nun schon her — in Berlin, Robert

und ich. Wir waren arbeitslos wie Millionen andere, wir hatten Hunger und wußten nicht, wovon wir leben sollten, wie Millionen andere. Kennengelernt haben wir uns eines Nachts auf einer Bank im Tiergarten, als es so kalt war, daß wir uns gcgeneinanderdrücken mußten, um nicht zu erfrie ren. Wir blieben zusammen, und Robert war stets derjenige, der mir immer wieder neuen Mut einflößte, wenn ich glaubte, nicht mehr weiter zu können. Robert wußte immer einen Rat, wenn wir nichts zu essen hatten; Robert brachte immer

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Page 3 of 6
Date: 13.07.1934
Physical description: 6
über ihr Gesicht. Kurz vor Kriegsausbruch war es gewesen, da hatte sie mit ihren Eltern eine Nordseereise gemacht; auf der Rückfahrt hatte man Hamburg ausgesucht und ein paar heitere Tage hier verlebt. Fröhlich waren die Ellern mit ihr und Robert durch die schöne große Stadt geibummelt, es war heißer Sommer gewesen . . . ganz genau erinnerte sie sich: die Mutter hatte einen großen weißen Panamahut getragen und ein elegantes Kleid mit bunter Stickerei, der Vater war so heiter wie nie, fröhlich

hatte er alles erklärt und erzählt; ju belnd waren sie in ein kleines Dampfboot gestiegen, hatten den großen Hafen befahren, beim Aussteigen wäre beinahe Robert ins Wasser gefallen, sie. sah Ihn noch ganz genau vor sich, in dem weißen Matrosen anzug und mit den lustigen, neugierigen Augen . . . schöne, herrliche, sorglose Tage waren es gewesen . . . Eltern, Sorglosigkeit, Freude — alles dahin! Robert, Robert! In wildem Wirbel umkreisten ihre Gedanken den Bruder . . . deutlich fühlte sie eine schwere, dunkle Stunde

bejahte mit blaffen Lippen. „Wir haben die Bande", fagte er dann ruhig. „Berg mann versuchte zu fliehen ... es war aber alles ver gebens, das Haus war umstellt ... er hat sich schließ lich fluchend ergebest ... fünf große Dosen mit Gift sind beschlagnahmt . . ." „Und Robert . . . , Robert. . . ?" „Robert hat . . . feien Sie doch ruhig, Erika, . . . eine Verwundung. . . , er liegt im Krankenhaus, ich bringe Sie gleich hin . . ." „Verwundet ... ja wieso denn?" „Nehmen Sie Ihren Mantel, Erika, kommen

, er traf Robert selbst . . . Wir brachten ihn sofort ins Krankenhaus." „Seien Sie tapfer, Erika . . . kommen Sie jetzt." Mechanisch stand Erika auf und betrat mit Genner das große Krankenhaus. Lange, hallende Gänge, weiße, friedliche Zimmer. Das stille, ernste Gesicht einer Schwester, die kühle Hand eines Arztes. „Hier, bitte . . Kinder in die Lage versetzt, noch 100 bisher in die Ak tion nicht einbezogenen bedürftigen Kindern einen Ferienaufenthalt im 1. Turnus zu ermöglichen. Dieser Nachtransport

Lehrer Anton Walter, Schnann 10 8, Seine Gnaden Abt Johannes von Fiecht 10 8, Deka nat Schwaz 20.50 8, Pfarrer Bauer, Brixlegg 10 8, Pfarrer Max Ben ko, Oetz 10 8, Sammlung der Pfarre Hopfgarten Sie traten in ein großes Zimmer. In den weißen Kisten lag Pobert Hellmann. Das Gesicht war lang und schmäl und seltsam verändert. Graue Schatten lagen um Mund und Augen, er atmete leise und mühsam. „Robert . . . , o.Robert . . . !" Der Kranke hob müde die glanzlosen Augen. Erst langsam lram Begreifen

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Innsbrucker Zeitung
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Page 7 of 12
Date: 01.07.1934
Physical description: 12
Ohnmacht. . . Der Alte humpelte aufgeregt zum Tele phon. Ein zweites, das hatte Erika gesehen, stand auf dem Schreibtisch Bergmanns. Mit fliegenden Schritten lief sie durch werte Diele dem Arbeitszimmer zu, stieß die Türe auf, rannte an den Schreibtisch und griff mit fiebernden Händen nach dem schwarzen Griff. Kriminalrat Genner! Gottlob, er war da. Seine tiefe, beruhigende, etwas erstaunte Stimme machte auch sie ruhiger. Hastig und knapp erzählte sie . . . Robert sehr krank . . . ob es ein Sanatorium

gäbe, das so et was heile, sie wolle ihn schnell hinbringen . . . Genner antwortete schnell und sachlich. Rannte ihr Straße und Namen eines bekannten Sanatoriums im Westen, das Rauschgiftsüchtige heile. Er selbst wolle gleich telephonieren und sie und Robert ankündigen, damit alles schnell und glatt ginge. Erleichtert atmete sie aus und zwang sich zum Mut. Es wurde doch alles gut werden . . . Unterdessen hielt das große, weiße Auto schon vor dem Tor. Erika erzählte den Wärtern kurz. Robert lag

noch immer schlaftrunken auf der Couch. Als die Sanitäter ihn vorsichtig hochhoben und hinuntertrogen wollten, wurde er wach und sah entsetzt um sich. Erika stand neben ihm. „Nichts Schlimmes", sagte sie und versuchte ein kleines, mattes Lächeln. „Du warst ohnmächtig, Robert. Wir wollen dich eben unter suchen lassen." Sie hatte erwartet, daß Robert heftig aussahren und sich wehren würde. Er hob auch abwehrend und mit finsterem Blick die Hand, war aber so müde und schlapp, daß er bald die Augen

, was? Und mich und Bergmann ver- pfeifen, was? Was willst du denn eigentlich von mir? Laß mich doch in Ruhe . . ." Seine heisere Stimme brach. Dann schüttelte er.Erika heftig an den Schultern hin und her. „Laß mich in Ruhe, sage ich dir!" schrie er noch einmal dröhnend. Erikas Knie zitterten. Dicht hinter sich fühlte sie die Türklinke. O, nur hinaus, hinaus. Mit abgewandtem Gesicht und heftig zitternden Händen versuchte sie, die schwere Klinke mederzudrücken. Robert Hellmann sah es. Mit einem Satz war er bei ihr. „O, Eri

. . . Komm, setz dich, Hab ich dir web getan? J Erika sah den Bruder, der matt auf das Ruhebett hmgesunken war, traurig an. „Robert, Robert, was soll daraus werden?" Sie wehrte ,seine streichelnden Hände nicht mehr ab. Em tiefes Mitleid ergriff sie. Sein Jähzorn, seine Schwache, alles war ja nur die Folge des Giftes! Sie ver,uchte den Groll, den feine brutale Behandlung bei chr hmteclaffen hatte, abzuschütteln. „Komm, Robby", sagte sie ruhig, „erzähl mir, sei nicht verzweifelt, es wird alles noch gut

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 09.11.1928
Physical description: 8
Ministerpräsidenten zu werden. Tituleseu soll die rumänische Regierung bilden. Bukarest, 9. Nov. (OR.) Minister Titulescu, der heute früh hier eingetrossen ist, wurde um halb 12 Uhr vom Regentschastsrat empfangen, der ihm die Mission der Bildung eines Ministeriums der nationalen Einheit über trug. Titulescu erbat sich eine kurze Bedenkzeit. Demission der portugiesischen Regierung. Lissabon, 8. Nov. (Havas.) Das Kabinett hat de missioniert. Feuilleton. Robert Blum zum Gedöchtuis. Erschossen am 9. November 1848

in Wien. Robert Blum war ein aufrechter Demokrat, ein über zeugter Republikaner und als solcher starb er wie ein Held, wiehern Mann, der zu sterben weiß für eine Idee, eine Be wegung, ein Ziel! » " So stand Robert Blum,.der'wenige Tage zuvor aus den Wiener Barrikaden kämpfte, die Massen vorwärts peitschte, sie gegen die kaiserlichen Truppen führte, aus der Brigittenau und erwartete sehenden Auges den Tod. Er starb kühn, aufrecht, stolz! Diesem Robert Blum gehört unsere Dankbarkeit, unser Gedenken

. Was wußte ein Robert Blum von einer revolutionä ren proletarischen Bewegung, was wußte er von einem Proletariat, einer Klasse, die einst die Macht erobern sollte? Nichts, denn Robert Blum war ein Demokrat, aber nicht mehr; war ein Kleinbürger und konnte über das Denken dieser Menschen nicht hinausgehen. Das soll für ihn kein Dorwurf sein. Niemand kann über sich hinausgehen und das werden, was seiner inneren Natur entgegengesetzt ist. Was kümmert uns hier die kleinbürgerlich-demokra tische Politik Blums

Urtheils vom 8. Novem ber ist Robert Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrührerischer Re den und bewaffneten Widerstandes gegen die kaiserlichen Truppen in Folge der von Sr. Durchlaucht dem k. k. Herrn F.-M. Fürsten zu Windischgrätz unterm 20. und 23. Oktober erlassenen Proklamationen zum Tode verurtheilt, und das Urtheil am 9. November 1848, Morgens um *48 Uhr ui der Brigittenau mit Pulver und Blei vollzogen worden." Hatte die Nachricht von dem gewaltsamen

und der Gesandt schaft. Das Volk verlangte, man solle dem Gesandten die Pässe zusenden und ihn aus dem Lande jagen. Nur mit Mühe gelang es, die Bewegung zu unterdrücken. Aber lange blieb in Deutschland Oesterreichs Name verhaßt wegen des verbrecherischen Vorgehens gegen einen durch seine Mission- als Volksvertreter nach allem völkerrechtlichen Gebrauch unverletzlichen Mann, das sich der über alles Recht hinweg- setzende Windischgrätz erlaubt hatte. Robert Blum wurde am 10. November 1807 in Köln geboren

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 12
Date: 07.11.1953
Physical description: 12
auf. In Vidral saß ein kleiner Stachel; Paul hatte Versetzung eingereicht — und hatte ihm nichts gesagt! Es war ja nichts dabei, vielleicht hatte er es vergessen . . Aber was war mit Paul los? Er kannte Paul so nicht, er hatte sich verändert . . . war dieses geheimnisvolle Mädchen daran schuld? Konnte sie Percy seinen Freund und Paul die Zukunft nehmen? » Robert Agott, Pauls Bruder, schien sich schnell erholt zu haben. Paul traf ihn beim Holzspalten vor der Haustür, er sah wie im mer mißmutig und blaß

. Das Mädchen wurde dunkelrot bis in die Stirn hinauf, ein mal versuchte sie ein ungeschicktes Lachen. „Margot hilft uns“, erklärte der Vater, „sie bleibt jetzt hier.“ Paul begriff sofort: Ach so, darum sollte ich kommen! Sein Gesicht verschloß sich. Nach ein paar nutzlosen Bewegungen am Tisch ging er wieder hinaus und stellte sich zu Robert. Er fragte ihn: „Wie geht‘s?“ Ro bert murmelte etwas Unverständliches. Der Abend warf schon tiefe Schatten aus, die Höhen dämmerten in unklaren Linien, man wußte

nicht, ob es Berge oder Wolken waren. Ein paar Minuten lang sah Paul abwesend zu, wie Robert das Holz schichtete. Dann wollte er ihm helfen und griff einen Arm voll Scheite. „Ich mache das, ruhe dich aus!“ sagte er. Robert blieb halb gebückt stehen, die Höl zer noch in den Händen. „Mach, daß du fort kommst!“ schrie er. Sein Gesicht erblaßte förmlich vor Haß. „Laß meine Arbeit, du hast hier nichts zu suchen!“ Paul machte den Mund auf, aber es fiel ihm kein Wort ein. Er stand erschrocken, dann stapelte er stumm

weiter. Zwischen seinen Brauen drängte sich eine steile Falte. Der Bruder tat ihm leid. Beim Abendessen mußte Paul neben seiner Base Margot sitzen. Das Mädchen war stumm vor Verlegenheit. Wenn sie aß oder ihm Brot reichte, hatte sie unbeholfene, fast kindliche Bewegungen. Einmal lächelte er halb. Er dachte: Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Dann fing er den Blick von Robert auf und erschrak zum zweitenmal. Nun war Roberts Gesicht voll Gram. „Bleib noch ein wenig da“, forderte der Vater später. Paul stellte

die Kerze langsam aus der Hand aufs Ofensims zurück. Ueber der Decke hörte man die Schritte von Margot und Robert, die in ihre Kammern gingen. Der Vater sagte, die Arme über den Tisch verschränkt: „Wir dachten, Robert könne sie nehmen. Es ist Zeit, daß wir Enkel in das Haus kriegen und daß sie groß werden, ver stehst du das?“ „Ja“, sagte Paul und stand noch immer an der Wand, die an die Ställe grenzte. Man hörte durch die dünne Mauer das kurz® Schnauben einer Stute. „Aber der Arzt sagt: Robert darf

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 21.04.1929
Physical description: 8
und Lüge, eigentümlich verflachten find, kam heute vor dem Inns brucker Schöffengericht («Vorsitz OL'GR. Wolf. Staatsanwalt Dr. H o h e n l e i t n e r) zur Sprache. Die beiden Söhne des 70jährigen Senners T. führen in W a t- t e n s eine kleine, aber gut gehende Sennerei und beherbergen in ihrem Häuschen auch die Familie U., deren Sohn, der 27ijährige Robert U.. Fabviksschlosser in Wattens, der beste Kamerad der Hausbesitzerssöhne war. Er schlief sogar eine Zeit-lang in dem gleichen Gemach, in idem

ber -Vater nnd seine beiden Söhne wchn- ten. blieb aber mit b-er Familie, auch als er weg-en Raummangel aus dem Hausgang schlafen mußte, in bestem Einvernehmen. Nun -bemerkte der Sohn Franz T. -schon -seit dem Jahre 1987, daß ihm von den Geldern, d-ie aus dem Sennereibetrieb ein* gingen, -wiederholt kleinere und größere Beträge fehlten. Trotz dieser Wahrnehmung fiel keinerlei Verdacht auf den Freund Robert, bis schließlich im Dezember 1638 auch der Schwester Anna T. aus -der Kaffe ein Betrag

von 7 8 abhanden kam. -wobei sich der Verdacht auf Robert U. richtete. Es morde die Anzeige bei der Gendarmerie erstattet, uw Robert U. -den Diebstahl e in gestand. Am nächsten Tag kam es zwischen jben beiden Freun den zu einer Aussprache, wobei Franz T. bemerkte, daß nicht nur die 7 8. sondern bedeutend mehr fehle. Robert U. war ganz bestürzt, fragte feinen Freund, wi-e hoch er den Abgang aus feiner Kasse -schätze, er fei gern bereit, das fehlende Geld zu ersetzen, nur bitte er den Robert

, ihn nicht aus der.Fabrik und aus dem Haus zu treiben. Robert U. be-zeichnete nun die Fehl beträge mit zirka 700 8, einen Betrag -von 155 8. dessen Abgang Franz T. aus feiner Brieftasche unmittelbar feftstellte, erklärte sich Robert U. -bereit, sofort z u r ü ck z u b e z a h l e n. Auch vor dem Bezirksrichter in Hall legte Robert U. das Geständ- n i s der Diebstähle ab. Bei der Hausdurchjsuchu-ng wurde auch ein Dietrich bei ihm gefunden, den er vermutlich zur Aussperrung des Kleiderkastens, in dem das Geld

des T. verwahrt war, be nützt hat. Bei der Hauptverhandlung nahm nun Robert U. das abge legte Geständnis vollständig zurück und erklärte in sehr be stimmter Weise, daß er n u r aus Angst vor der Verhaftung und deren Folgen und in der Hoffnung, daß er durch ein Eingeständ nis keine weiteren Unannehmlichkeiten haben werde, das Ge ständnis abgelegt 'habe. Trotz wiederholter eindringlicher Dor- halten des Borsitzenden blieb Robert U. dabei, datz er seinen Kameraden nichts gestohlen habe. Den verdächtigen Umstand

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Alpenländer-Bote
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Page 5 of 20
Date: 22.12.1929
Physical description: 20
hat er sich aber anscheinend in Berlin nicht gezeigt. Eine bemerkenswerte Priesterweihe. Sir John Robert O'Connell, früher ein berühmter Advokat in Dublin (Irland), ist dieser Tage durch hen Kardinal Bourme zum Priester geweiht worden in der WLstminstLr-Kathedrale in London. Er ist im Jahre 1868, als einziger Sohn von Thomas Francis O'Conell geboren. Sir John wurde im Ie- fuitenkloster zu Dublin großgezogen und studierte die Rechte im berühmten Trinity-College. Er spielte eine wichtige Rotte in verschiedenen Vereinigungen

Emmys getroffen, zu mildern. Mrs. Reynold saß mit einer Handarbeit beschäftigt am Fenster, als ihre Schwiegertochter eintrat. Diese sah beunruhigt aus, und es schien, als ob sie eine un angenehme Botschaft zu überbringen habe. Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatte, faßte sie sich endlich und sagte plötzlich: „Robert hat vor einigen Tagen einen Brief von Mrs. Peason erhalten; aber er wagt nicht, mit dir über die Sache zu sprechen, Mutter. Doch ich meine, du mußt es wissen. Valerie

. Sie hat aber für Valerie noch keine Stelle als Gouvernante gefunden und weiß nicht, was sie beginnen soll." „Aber was geht das alles mich an?" sprach Mrs. Reynold kalt. „Mutter, ich mußte mich mit jemanden darüber aus- sprechen", versetzte Anna. „Unld da fällt mir soeben ein, Robert hat ihr keinen anderen Namen gegeben, und sie ist stets Valerie Reynold genannt worden." Die alte Dame machte keine Bemerkung, aber diese Mitteilung traf ihren harten Sinn mit aller Gewalt. „Aber da kommt Robert", fuhr Anna jetzt rasch

fort. „Er soll sofort an Mrs. Peason schreiben, daß sie das Mädchen irgendwo unterbringen müsse. Er fährt heute zur Stadt und kann den Brief sogleich mitnehmen." Als Robert eintrat, entfernte sich Mrs. Reynold. „Hast du mit der Mutter von dem Briefe gesprochen, Anna?" fragte er. „Ja, aber sie ist nicht zu erweichen. Sie wird den Schlag, den sie durch Emmys Verlust erlitten, nie ver schmerzen. Wer hätte gedacht, daß sie, die unser aller Liebling war, ihrer Familie solche Schande bereiten

würde?" „Anna", rief Robert aus, „ich kann solche Worte nicht von dir hören. Laß die Toten ruhen!" „Ja, wenn sie aber nicht tot ist? Wenn sie noch lebt. . ." .Halt ein!" sprach Robert in einem Tone, der seine Frau zum Schweigen brachte. „Ich will an Mrs. Pea son schreiben. Ich fahre heute noch nach Maidstone und will ihn mitnehmen." Er setzte sich an seinen altmodischen Schreibtisch und schrieb, daß er Valerie in seinem Hause keine Auf nahme gewähren könne. Er bat Mrs. Peason. das Mädchen vorläufig irgendwo

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Alpenländer-Bote
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Page 6 of 20
Date: 22.12.1929
Physical description: 20
die Wagentür, und das Mädchen sprang auf die Stratze. Der Kutscher wurde entlassen. Valerie zog ihren Schleier dichter über das Gesicht und nahm vertrauensvoll den Arm ihres Verwandten. „O, Sir", sagte sie freundlich, „so lange ich denken kann, habe ich nie einen meiner Verwandten gesehen. Wie bin ich mit Ihnen eigentlich verwandt, Mr. Rey nold?" „Das kann ich Ihnen jetzt nicht erklären", erwiderte dieser verlegen. „Sie können mich Onkel Robert nen- nen." Im nächsten Augenblicke bereute er dieses Zuge

herannaht." 7. Kapitel. Valerie. Robert Reynold lenkte seinen Wagen langsam auf den Hof, überzeugt, datz seine Mutter und seine Frau ihn zurückkommen und seine Begleitung sehen wür den. Wie er beiden entgegentreten und Valerie ihnen vorstellen sollte, darüber war er mit sich nicht einig geworden, obwohl er während der ganzen Fahrt dar über nachgedacht hatte. Er half dem Mädchen vom Wagen und sprach einige Worte mit seinem Sohne. Dann führte er Valerie, der es nicht entging, datz feine Stimmung gedrückt

war, in das Haus. „Warten Sie hier einen Augenblick", sagte der Far mer rasch, als sie in die große Küche traten. .Hch mutz zuvor mit meiner Mutter sprechen." Er ging in die anstoßende Wohnstube, in der sich seine Mutter und seine Frau befanden. „Wer ist das Mädchen, Robert?" fragte Anna. Der Farmer beachtete ihre Worte nicht. Er ging an ihr vorüber und näherte sich seiner Mutter. „Ich habe mit der Absendung des Briefes an Mrs. Peason zu lange gezögert, Mutter", sagte er mit z:t- ternder Stimme. Mrs. Reynold

sah jetzt zu ihm aus. „Nun?" fragte sie, als ihr Sohn schwieg. „Mrs. Peason ist abgereist", entgegnete Robert, „und hat das Mädchen veranlaßt, zu uns zu reisen." „Zu uns?" fragte Anna bestürzt. „Großer Gott. Robert, du willst doch nicht sagen, daß das Mädchen, welches mit euch kam, Emmys Kind — datz es Valerie ist?" ! seiner Frau und einem in der Verbannung geborenen ! Kind auf seinen Besitz nach Salurn zurückkehren konnte, wo ihn eine greise Mutter und drei Kinder er warteten. Seelisch

bei der Augartenbrücke von einem Windstoß erfaßt und in den Donaukanal geschleudert. Die Fluten tru gen sie bis zur Aspernbrücke. Dort gelang es dein Wachebeamten Johann Straka, der ihr mit einer Zille nachgefahren war. sie zu bergen. Auch sonst kamen Passanten vielfach zu Falle, da sie der Sturm zu Boden warf. Enormen Schaden rich tete der Sturm auf dem sogenannten Christkindlmarkt auf dem Neubaugürtel an, wo bis auf wenige feste Robert nickte bejahend. Die alte Dame schien teilnahmslos. „Wie konntest du sie hierhr

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 22.05.1940
Physical description: 4
und der Zug hält auf dem Viersener Bahnhof. Es ist noch früh, fast noch zu früh, um Robert in seiner Woh nung aufzusuchen. Außerdem spürt sie jetzt doch die Anstrengun gen dieser Reise. Die Müdigkeit sitzt ihr bleischwer in den Gliedern. Nach einer Stunde macht sie sich auf die Suche nach Roberts Wohnung. Sie geht zu Fuß, trotzdem der Weg von dem etwas außerhalb liegenden Bahnhof bis zur Stadt ziemlich weit ist. Auch hier findet sie sich ohne Hilfe zurecht. Nur einmal fragt sie einen Verkehrspolizisten

nach der Piekenbrookstraße, der Straße, wo Robert bei einer Frau Fingerhut als Untermieter wohnt. „Du, Käthe?" fragt Robert überrascht. „Wo kommst du her?" Käthe sieht ihn ernst an. „Direkt von Berlin... um dich zu sprechen. Anders können wir uns ja doch wohl nicht mehr tref fen, und das Schreiben scheinst du auch verlernt zu haben." „Komm herein, wenn du mir etwas zu sagen hast." Robert geht zum Tisch und schiebt den Kram, der kunterbund darauf liegt, etwas zusammen. Dann bietet er Käthe einen Stuhl an. „Setz

dich, wenn du Lust dazu hast." Käthe bleibt stehen. Langsam wandern ihre Blicke durch das Zimmer und bleiben schließlich aus einer Flasche Schnaps haf ten, die halbgefüllt auf dem kleinen Nachttisch neben Roberts Bett steht. „Das ist jetzt wohl dein ganzer Lebensinhalt geworden?" Robert steht vor dem Spiegel und fährt sich mit einem Kamm durch das wirre Haar. „Bist du gekommen, um mir das zu sagen? Dann hättest du auch gleich in Berlin bleiben können." Käthe sieht ihn ruhig an. „Du hast recht

. Um dir das zu sagen, braucht man nicht extra von Berlin hierher zu kommen." „Was willst du denn?" fragt Robert grob. „Ich denke, es ist noch allerlei zwischen uns zu besprechen. Nachdem du es nicht für nötig gehalten hast, mir wenigstens zu schreiben, ist es wohl das beste, wir reden uns einmal aus." Robert nimmt die Flasche vom Nachttisch und gießt sich ein Glas von dem Schnaps ein. „Also immer die alte Walze... eifersüchtig." Käthe ist ganz ruhig. Die Gemeinheit, mit der sie Robert be handelt, berührt sie kaum

. „Du irrst dich... ich bin nicht eifer süchtig ... nicht mehr. Ich glaube, daß ich auch keinen Grund habe, eifersüchtig zu sein." Robert sieht sie verwundert an. Die Ruhe, mit der sie spricht, kommt ihm etwas unheimlich vor. „Hab keine Angst und fürchte keine Eifersuchtsszene von mir. Es lohnt sich nicht mehr bei dir. Ich bin nur gekommen, um endlich einmal reinen Tisch zu machen" fährt Käthe fort. „Nach deiner Ansicht ist wohl auch das nicht nötig; nach meiner An sicht besteht

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 6
Date: 17.04.1936
Physical description: 6
nachmittags: Barometerstand 577.2 Millimeter, stark fallend, Temperatur — 0.6 Grad, Feuchtigkeit 78 Prozent, ganz ! bewölkt, leichter Südwestwind, Fernsicht gut. Die genaueren und laufenden Berichte sind aus der Anschlagtafel am Mllgistratsgebäude in der Maria-Theresien-Straße ersichtlich. „Was? Tatsächlich? Is ja fabelhaft, und nun bleibst du auch in Berlin." Hella hängte sich in seinen Arm. „Du, Robert, das müssen wir feiern." „Schön!" Obwohl Robert sich vorgenommen hatte, zu sparen, war er gerne bereit

, etwas springen zu lassen. Er verdankte ja im Grunde Hella, daß er wieder auf die Beine kam. Rum melboxen war zwar keine große Sache, ordentliche Arbeit wäre ihm lieber gewesen, aber es war wenigstens ein Anfang. Ver gnügt rasselte er mit den vielen Groschen in der Tasche, als sie in das nächste Lokal eintraten. 6 . Robert Prells Leben hatte sich verändert. Abend für Abend stand er in einem geborgten grellblauen Bademantel auf dem erleuchteten Podium, neben seinen neuen Kollegen. Heiser und wuchtig wurden

sie durch ihn die doppelten Einnahmen hatten wie früher. Robert selbst war mit seinem Los nicht zufrieden. Abgesehen davon, daß er nicht annähernd so viel verdiente, wie er er wartet hatte, fühlte er sich durch den marktschreierischen Ton abgestoßen, in dem man von ihm redete. Vor allem bedrückte ihn der Betrug, denn Betrug war es, das ließ er sich nicht aus- reden, den er Tag für Tag dem zahlenden Publikum vorführen mußte. Gleich am ersten Tag wurde er von Schulzke instruiert, der bisher für die Truppe geboxt

hatte. „Schlag' nich' auf edle Teile, Robby. Damit du den Jung's nich' so weh tust wie mir, verstehste! Hau' auf de Brust, auch mal an'n Kopp, aber nie ans Kinn oder auf'n Magen." Robert lernte, wie man boxen konnte, ohne seinem Gegner weh zu tun, wie man Schläge einfing, die furchtbar aussahen und die man dabei gar nicht fühlte. Er mußte sich, kaum an getippt, auf den Boden werfen, stöhnen und so tun, als ob er sich vor Schmerzen krümmte. Zuerst wollte er sich weigern, aber da sah

aus Sport begeisterung Hingaben. Robert mußte eine philosophische Belehrung hinnehmen. „Sieh mal, wenn der Mann det Geld als Prämie aussetzt, wird er's auf alle Fälle los. Ob der Kampf reell geht oder nich'. Stimmt's?" „Ja", mußte Robert zugeben. Aber —" „Gar keen aber. Laß mir ausreden. Wenn der Kampf reell acht, kann niemand wissen, auch wir nich', ob nich' der schein bare Sieger auch der richt'je in Wirklichkeit wäre. Also? — Unb das Geld wird unter Kollegen geteilt, ob der Kampf gerade- : aus geht

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