und wie gebannt sie anstarret, schlug sie ihr blau, süß Engelsaugen nieder und wendet das Köpflein schnell zur Seiten, mir dadurch ein Zeichen gebend, wohl acht zu haben, meiner nicht zu vergessen. Derowegen nahm auch ich ein unbefangen Miene an und schritt hinaus in den hohen Portikus % allwo viel Ritter um ein groß, runde Tafel standen. Solche war fpannenhoch mir ein hellgrün, feuchtem Moos bedeckt, und stacken darin wohl mehrer hundert duftig, frischer Blumen, als da zu nennen: Rosen, Gilgen, Nelken
, Tulpen, Hyazinthen und viel andere, so ich nicht kannte. Diese Blumen hatte Isaak Angelus von der Insel Rho dos her eigens zum Verlobungssest kommen lassen; maßen aber das Schiff sich verspätet, trafen sie erst im währenden Feste ein. Und nun gingen die Herren und Ritter heraus, für ihr Damen ein Blumenfpende zu holen. Ta ich an dem wunderschön, farbig Blüh mein Augen weidet, gab mir etwer ein leisen Schupf und stand, wie aus dem Boden gewachsen, die Fürstin Tenia an mein Seiten. Ihr brennend Blick
, darin Zorn und Leidenschaft glühet, auf mich richtend, girret sie wie ein Taube: „Ihr habt ein gar seine Art, lieb Ritter, und seid ausgangen, mir ein Ueberrafchung mit denen Blu men zu machen. Leider kennt Ihr mein Geschmack 1 Säulenhalle nicht und so will ich selbsten wählen. . . Nehmet diese feurig Rose hier, auch jene nachtschwarze dort, etliche von den prangend Tulpen — nein, Lilien keine, das sind einfältig, simpel Blumen — aber hier die Königin von Saba und mehrer von den Aegyptisch Isis
. . . danke schön — allnun langet es." Maßen etlich deutsche Ritter neben uns standen, so die Schönheit der Griechin bewunderten, ingleichen ihr gut deutsche Sprache und das huldvoll zierlich Wesen, könnt ich nicht anders, denn ihr zu Diensten sein. Hätt ich solches verweigert, wär ich als ein ungezogen, töl- pischer Gauch erschienen, so nichts weih von ritterlich Art und geziemend Frauendienst. Da ich nun der Für stin das Büschlein reichet, sprach sie: „Nicht also, lieb Ritter! Ihr sollet den Strauß
angekommen, bot ich der Fürstin das Sträußlein, ohne ein Wort zu verlauten. Sie schmeichelt aber in gar süßem Ton: „Seid von Herzen bedanket, lieb Ritter, für Euer duftig Geschenk, und sollen die Blumen mir all das sagen, was Euer Mund verschweiget. Die Blumen ha ben ihr eigen Sprache, so Ihr wohl kennt." Da ich solches verneinet, begann sie wieder lateinisch zu reden, fragend- „Wo habt Ihr das Blumensträußlein hingebracht, so ich in Regensburg Euch überreichet?" „Es ist alsbald verwelket", sagt