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Schlern
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Page 29 of 76
Date: 01.04.2005
Physical description: 76
Geschichte Wissenschaft Jetzt hatten die Hofräte endlich ei nen Zeugen, der namentlich Zengerl als Verschwörer nannte, und sie handelten prompt. Am 9. April ließen sie den Pfle ger (Sigmund von Schrofenstein) und Richter (Thoman Schweitz) von Lan deck wissen, „urgichten und kuntschaffien“ (Geständnisse und Aussagen) einiger ge fangener Personen - in Wirklichkeit war es nur eine: Hans Gaismair - machten es nötig, dass Oswald Zengerl, der ge fangen bei ihnen in Landeck liege, un verzüglich

nach Innsbruck geschafft werde, um sich vor Statthalter und Rä ten wegen seiner Vergehen zu verant worten. Damit aber der Gefange nentransport ungehindert von seiner Verwandtschaft und anderen leichtferti gen Personen oder seinen Anhängern durch die einzelnen Gerichte erfolgen könne, habe man die Richter von Hör- tenberg, St. Petersberg und Imst ange wiesen, sich heimlich mit je drei Kriegs knechten zu ihnen nach Landeck zu verfugen und gemeinsam mit den Einspännigen, die von Innsbruck hin aufgesandt

würden, und mit ihm, dem Richter zu Landeck, der sechs Knechte zu sich nehmen solle, den Inhaftierten sicher nach Innsbruck zu geleiten. Soll ten sie unterwegs von Leuten angespro chen werden, weswegen Zengerl aus dem Gericht gebracht werde, sei ihnen zu erklären, hätte er sich nicht so sehr gegen Land und Leute vergangen, wür de man ihn nicht „wider ire freihait oder Statut“ aus dem Gericht fuhren, sondern „oben“ (in Landeck) einem Verfahren unterwerfen. 1 ’ 7 Am 12. April war Zen gerl in Innsbruck

, um ihn auch, wie man am selben Tag Ferdinand mitteilte, mit Hans Gaismairs Aussage zu kon frontieren. 158 M an muss sich ernstlich fragen, ob ein so großes Aufgebot - nach der Abrechnung sind es 21 Leute gewor den 159 - nötig war, um einen Gefange nen nach Innsbruck zu überstellen. Wenn zum 1. April von Zengerl ein Aufstand geplant worden wäre, hätte er am 20. März, dem Tag seiner Gefangen nahme, gewiss schon seine Anhänger um sich geschart gehabt und es wäre dem Landecker Richter nicht möglich gewesen, ihn festzunehmen

. Doch Os wald ließ sich anscheinend anstandslos vom Richter, der übrigens mit ihm ver wandt war, verhaften. Es kam auch zu keinen Versuchen, ihn aus dem Kerker auf Schloss Landeck zu befreien. Das große Geleit von 21 Bewaffneten ent sprang nur einer Gaismairhysterie eini ger überängstlicher Hofräte, sollte wohl auch gleichzeitig eine Art Demonstrati on landesfürstlicher Macht sein. 160 Außer Hans Gaismairs Aussage hat te die Regierung nichts Konkretes gegen Oswald Zengerl in der Hand, lediglich Gerüchte

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Schlern
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Page 7 of 76
Date: 01.04.2005
Physical description: 76
Geschichte Wissenschaft tan Rauch dem Richter Zesarius Rott ge lobten, bevor er Oswald die Landshul digung“ gab (12, 12’, 14’). Ungefahr drei Wochen später war alles wieder ganz an ders. Im Auftrag Kaiser Karls erteilte das Regiment Zesarius Rott den Befehl, dem Zengerl Landshuldigung und Ge leit aufzukündigen und ihn „vennckh- lich“ anzunehmen. Zesarius schickte sei nen Sohn Wenzel in das Stanzer Tal zum Zengerl und ließ ihm durch einen Brief die Landshuldigung widerrufen. Oswald, der schon

die Romfahrt und andere Kirchfahrten absolviert hatte, fiel aus allen Wolken. Noch nie war ei nem Totschläger, dem die Gerichtsherr schaft Landeck die Landshuldigung er teilt hatte, diese vom Innsbrucker Hof wieder aberkannt worden. Er bat Wen zel Rott, sich für ihn bei seinem Vater zu verwenden, dass er die „Abkundung“ noch einige Tage aufschiebe, um einige Sachen regeln zu können. Das verwei gerte der Richter, Oswald dagegen woll te den Widerruf nicht zur Kenntnis nehmen (11,14’—15, 17-17’). Wann

gen überging, wurde klargestellt, dass es nach den Instruktionen des Kaisers und nach seinen Vollmachten für Kommis sär und Ankläger nur ein Malefiz- und nicht ein Inzichtverfahren 12 sein könne. Damit war Oswald, der ein Inzichtver fahren gefordert hatte (5’-6’), der Unsi cherheit eines Schöffenspruchs und dem unerbittlichen Ankläger ausgelie fert, der von Anfang an deutlich mach te, worauf er zielte: auf den Tod des An geklagten. Er bestritt dem Landecker Richter das Recht, Landshuldigung

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Schlern
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Page 36 of 76
Date: 01.04.2005
Physical description: 76
denzbrief ausdrücklich vermerkt wurde, dass alle Dienst- und Amtleute, die er um Auskunft ersuche, in dieser Angele genheit von der Schweigepflicht ent bunden seien. 194 Allerdings gestattete man auch Wolfgang Zengerl als Proku rator seines Bruders Oswald, Zeugen aussagen zu Oswalds „vermainten ennt- schuldigung“ beizubringen. 195 A m 10. Mai 1527 holten die Hofräte zum großen Schlag aus. Sie be schlossen, „Oswalden Zenngerl umb sein Verhandlung für Malefitz recht zu stellen Richter sollte Hans Mag

, Landrichter zu Sonnenburg, werden, die zwölf Ge schworenen sollten aus den Städten Innsbruck, Hall und Sterzing sowie aus den Gerichten Freundsberg und Son nenburg kommen. Als öffentlicher Ankläger war Simon Lindner, Richter zu Axams, vorgesehen. Den Bürger meistern und Ratsherren von Innsbruck und Hall wurde befohlen, je 25 Mann, mit Harnisch und Wehr, zum Schutz des Gerichts zu stellen. 196 Auf Verlangen Oswalds wurden eine Woche später sein Bruder Wolfgang und Hans Kreyder als seine Beistände

und Schreien Zengerls im Bauernkrieg als Bruch der 1521 geschworenen Urfehde deklarieren und damit ihren Antrag auf Todesstrafe begründen wollten. Wer noch zweifeln sollte, dass die Feindschaft der hohen Herren gegen Zengerl die größte Rolle bei dem Vorge hen gegen ihn spielte, sollte sich daran erinnern, dass gerade jene zwei Rechts kundigen, Hans Mag und Simon Lind ner, zum Richter und Ankläger auf dem Malefizrechtstag von 1527 ernannt wur den, die vor ungefähr sechs Jahren, 1521, als öffentliche

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Page 6 of 76
Date: 01.04.2005
Physical description: 76
Wissenschaft Geschichte Oswald Zengerl aus Nasserein und Michael Gaismairs Plan zur Erstürmung von Glurns (1526) von Robert Büchner 1. Oswald Zengerls Strafprozess von 1521 A m 8. August 1521 1 beauftragte Karl V. Hans Erlpeck, den Richter von St. Petersberg, er solle als kaiserli cher „Comissari“ einen Malefizrechtstag gegen Oswald Zengerl 2 , der seit einiger Zeit wegen Totschlags und anderer Ver gehen im Gefängnis zu Landeck sitze, an die gewöhnliche Dingstätte zu Ange- dair (Landeck

) anberaumen und dazu Geschworene aus dem Gericht Landeck auswählen, die nicht mit dem Angeklag ten verwandt seien. Die Prozessführung habe man ihm übertragen, weil der jet zige Richter zu Landeck 3 mit Oswald „etlicher massen verwanndt“ sei (2). Erl peck versuchte sich anfänglich dieser Aufgabe zu entziehen, doch der Kaiser beharrte in einem weiteren Mandat 4 auf der Bestellung des St. Petersberger Richters, und dieser gab nach. Er setzte den Rechtstag auf den 3. September 1521 an, stellte Oswald

am 2. Juli 1520 vom Richter Zesarius 6 Rott als Ver treter der Landecker Herrschaft und in Anwesenheit vieler angesehener Leute weltlichen und geistlichen Standes fol gender Vertragsbrief errichtet: Für das Seelenheil des Getöteten hat Oswald Zengerl viele feierliche Gottesdienste und Ämter halten zu lassen, ferner muss er Sühnewallfahrten 7 nach Rom, Seefeld und zu anderen Gotteshäusern auf sich nehmen, außerdem der Witwe Schörls und ihren Kindern 100 rheini sche Gulden zahlen

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