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Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
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Page 5 of 8
Date: 19.03.1930
Physical description: 8
. Der Zufall hat den Mann, nachdetn er seine Beute in Sicherheit gebracht hat, einem Gendarmen! in die Arme geführt. Nun steht er als Angeklagter vor Ge richt. Der Richter : Der Angeklagte leugnet freilich jede Schuld, man hat auch den Raub bisher nicht finden können, aber es existiert das trefflichste Beweisstück. Der Angeklagte hat nämlich bei seinem Einbrüche auch eine Zigarrenkiste erwischt, uird sich nach vollbrachter Tat eine Importe angesteckt. Diese Zigarre ist keine gewöhnliche

, welche der Angeklagte im Munde hatte, mit der ent wendeten idetisch?. Ter Richter: Jawohl. Der Verteidiger: Und wenn die Zigarre nicht mehr existieren würde? Ter Richter: Dann hätte der Angeklagte kollosales Glück, ihm wäre dann tatsächlich nichts zu beweisen. Aber glück licherweise existiert die Zigarre (zum Staatsanwalt). Wür den Sie mir die Zigarre geben, Herr Staatsanwalt? , Der Staatsanwalt: Wie soll ich zu der Zigarre kommen? Ich habe sie nicht. Der Richter lzum Gerichtsschreiber): Wo ist die Zigarre

? Der Schreiber fragt den Gerichtssaal-Wachtmeister: Wo ist die Zigarre? Der Wachtmeister: Ich weiß es nicht. Der Richter: Rufen Sie die Zeugen herein! Es kommen herein: ein Kriminalkommissar, ein Gen- darmerieoffizier und der Gendarm, der den Fassadenkletterer erwischt, hat, dank der Zigarre, die ihn verriet Der Richter: Herr Kommissar, haben Sie die Zigarre bei sich? Der Kommissar: Nein. Der Richter: Herr Leutnant, wo ist die Zigarre? Der Gendarmerieoffizier: Ich habe sie nicht. Der Richter: Sie, Gendarm

, Sie trafen doch den Ange klagten im Walde? Gendarm: Jawohl! Der Richter: Eine große dicke schwärzliche Zigarre mit einer roten Bauchbinde? Der Gendarm: Das weiß ich nicht mehr, wie die Zigarre aussah. Der Richter: Wie war das mit der Zigarre? Erzählen Sie! Ter Gendarm: Er rauchte die Zigarre, und als ich kam, warf er sie weg, obschon er sie gerade erst angebrannt hatte, sie war noch nicht ein Viertels aufgeraucht. Der Richter: Äha. Er warf die Zigarre weg. Und was geschah dann? — Der Gerrdarm: Ich hob

sie auf. — Der Richter: Ausgezeichnet. Und was taten Sie dann? Ter Gendarm: Ich habe daran gerochen. Der Richter: Gut. Und was haben Sie noch getan? Der Gendarm : Dann Hab ich mir gedacht: so enne seine Zigarre, die hafte noch nie in deinen Fingern gehabt, t— Der Richter: Ganz natürlich. Und was taten Sie mit der Zigarre? Bedenken Sie, es ist das einzige Beweisstück in dieser komplizierten Verhandlung. Ter Gendarm: Ich habe sie geroocht! Ter Richter füllt in Ohnmacht, der Gendarm kriegt wütende Blicke und bleibt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 26.10.1922
Physical description: 8
an der Ett- und Maximilianstraße den krummen Weg wieder einmal für richtiger halten. Womit nur neuerdings bewiesen wäre, daß in Bayern nicht die dem Parlament verant wortliche Regierung, sondern andere, vermeint- lich untergeordnete Stellen endgültig bestimmen. Ueber den Zweck des Stelldicheins dieser hohen Herrschaften teilt das Blatt nichts mit, doch zu Die rechtschaffenen Richter. Von Anatole France. Ich habe einmal ein paar rechtschaffene Richter gesehen, sagte Johann Marteau, das war auf einem Bild

von Mabuse zwei rechtschaffene Richter. Sie gehören zu einer verloren gegangenen Art. Ich will damit sagen, es waren fahrende Richter, die ■ im Zuckeltrab aus ihren Pferden von Ort zu Ort ritten. Gendarmen, mit Lanzen und Partisanen bewaffnet, geben ihnen zu Fuß das Geleite. Die beiden bärtigen Richter tragen auf ihrem langen Haupthaar wie die Könige in den alten flämischen Bibeln eine merkwürdige, kostbare Kopfbedeckung, : die zugleich einer Nachtmütze und einem Diadem ähnlich sieht. Ihre Bro?atg

«w ander sind reich mit eingewirkten Blumen verziert. Der alte Meister hat es verstanden,ffhnen ein würdiges, ruhiges und sanftes' Aussehen zu verleihen, und ihre Pferde sind still und sanft wie sie. Und doch haben die beiden Richter weder denselben Charakter noch die ' gleiche Auffassung ihres Amtes. Das sieht man sofort. Der eine hält in der Hand ein Papier und zeigt mit dem Finger auf den Text. Der andere stützt die linke Hand auf den Sattelknops, während er die rechte mehr wohlwollend als gebieterisch

emporhebt. Es scheint, als hätte er Zwischen Dau men und Zeigefinger ein unmerklich seines Pul ver. Diese Gebärde seiner sorgsamen Hand deutet aus vorsichtig erwägendes, scharfsinniges Denken. Beides sind rechtschaffene Richter, aber der eine haftet am Buchstaben, während der andere mit dem Geiste richtet. Aus die Barriere gestützt, die sie vom Publikum trennt, hörte ich ihnen zu. Der erste Richter sagt: »Ich halte mich an das, was geschrieben steht. Das erste Gesetz wurde aus Stein geschrieben

, zum Zeichen, daß es bis an das Ende der Welt dauern würde." Der andere Richter antwortet daraus: »Jedes geschriebene Gesetz wurde schon ungültig, denn die Hand des Schreibers ist langsam, aber der Geist der Menschen ist flink und ihr Schicksal ist bewegt." Und die beiden guten Alten fahren in ihrer Un terhaltung fort: Erster Richter: Das Gesetz ist unveränderlich. Zweiter Richter: Zu keiner Zeit noch stand das Gesetz fest. Erstes Richter: Da es von Gott herrührt, ist es unwandelbar. Zweiter Richter

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Tiroler Wastl
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Page 6 of 8
Date: 08.04.1931
Physical description: 8
die einzigen, welche es in Hollywood zum Filmstar bringen könnten." Gertrud Wiethake-Müller. Aus dem Gerichtssaale. Kuriose Jagd nach einem Taschendieb. Vor dem Hietzinger Strafrichter (Landesgerichtsrat Dr. Thies) steht der Tischlergehilfe Franz Hartmann, um sich wegen Taschendiebstahls zu verantworten. — An ge kl.: „Herr Richter, ich Hab nix gstohln. Ich war damals in einem Wirtshaus und ich bin nur zufällig an einen Herrn angestreift." — Der Zeuge Jakob Miksch berichtet nun, wie er den Beschuldigten

überführt hat. „Wir waren in einem Gasthaus, mein Kollege und ich, um ein Stehviertel zu trinken. Wie wir so stehen, kommt der Angeklagte vor bei, streift an meinen Kollegen an und geht dann weg. Gleich darauf hat der Kollege festgestellt, daß ihm seine Geldbörse fehlt." — Richter: „Aha, und da haben Sie sich jetzt auf die vermeintliche Spur des Diebes gesetzt." — Zeuge: „Ja, ich Hab gsagt, daß kann nur der Mann ge wesen sein, der da vorübergegangen ist. Am nächsten Tag suchte ich alle Wirtshäuser

in der Nähe ab, und richtig, in einem finde ich meinen Mann. Ich sagte sehr laut zum Wirt, so daß es der Angeklagte hören konnte: „Du, ich bin dir von gestern noch was schuldig" und sehr umständlich Hab ich mein Geldbörsel aus der Tasche gezogen und gab dem Wirt zwei Groschen. Dann steckte ich mein Geldbörsel in die äußere Rocktasche. Richtig hat der Mann angebissen. Er geht an mir vorüber, ich spüre eine Hand in meiner Tasche, pack zu und erwisch den heutigen Angeklagten." — Richter (zum Angeklagten

(schluchzend): „Uftd i bin bei ihr die Scheang- late", klagten drei Frauen dem Hietzinger Strafrichter Dr. Thies über die Hausbesitzerin Anna Ecker. — „Aber meine Damen, beruhigen Sie sich doch, sagte der Richter. — Chor der Frauen: „Und net amol bei der Häßlichkeitskonferenz werdn ma angnommen, hat sie gsagt, weil mir davur viel zu häßlich san und außer Konkurrenz starten müaßten!" — Maria H ä r t l: „Dös is no gar nix, von mir hat sie gsagt: „Hm," hat sie gsagt, Herr Richter . . . Richter

." — Richter: „Wieviel Prozesse führen Sie schon mit der Angeklagten, Frau Löb- ner?" — Therese: „Das ist der dritte." — Maria H ä r t l: „I führ a schon den dritten. — Frau Agnes: „Bei mir is' erst der zweite, aber a massa Kündigungs prozeß Hab i schon mit ihr und (weinend), ausgspott Hai s' mi, daft i mir allan die Wäsch waschen muaß." — Rich ter: „Nach dem, was sch« hier gehört habe, möchte ich nicht in Ihrem Haus wohnen. Dos Beweisverfahren ist geschlossen." — Die Angeklagte wurde zu 50 Schilling Geld

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 20.04.1924
Physical description: 16
Der Geizkragen. (Eine Erzählung von R e i m m i ch l.) Es sie! ihm auf. daß der Gerold, den er fest ins Auge fühle. Kreioeweiß geworden war. In den Ge sichtern der anderen malte sich grenzenlose Span nung. Mehrere Schriftstücke auseinanderfaltend, be gann der Richter wieder zu sprechen: „Dem übermittelten Dokument lag ein Zettel bei, des Inhaltes, wenn das Gericht sich nicht mit der Angelegenheit befasse, werde diese beim Ober-Lan desgericht anhängig gemacht werden. Aus den Schriftzügen konnte

Schnauzbart fraß er förmlich in den Mund hinein, und darunter heraus gurgelte es halblaut: „Herkules Söchter, Melter und Brandstrauben!" — Da gebot aber der Richter: »Ruhe! Ruhe! — Es wird sich nun darum handeln, ein Einvernehmen zwischen den Beteiligten herbei- zuführen. Da der Vater des hier anwesenden Max Dangl ab mtestato, das heißt, in Ermanglung eines Testamentes als gesetzlicher Universalerbe in den Besitz des Geroldanwesens getreten ist, muß natür lich sein Nachlaß erfaßt werden. Darum frage

ich Sie, Max Dangl, ob Sie das Testament Ihres Groß onkels anerkennen?" „Wenn es echt ist, werde ich es anerkennen müs sen," stieß der Gerold keuchend hervor, ohne den Kopf zu erheben. Den Richter wunderte es, daß er nicht verlangte, as Schriftstück sehen zu wollen. Deshalb forschte er: „Haben Sie von dem Vorhandensein des Tefta- nentes eine Kenntnis gehabt?" „Nein, ich habe keine Kenntnis gehabt vom Vor handensein des Testamentes," erwiderte der Gefragte, die letzten Worte stark betonend. „Weiß jemand

von den Anwesenden, wo das Testament durch die vielen Jahre her gelegen sein oder wer es dem Gerichte zugeschickt haben könnte?" fragte der Richter, im Kreise herumblickend: „wenn jemand eine Zielführende Angabe machen kann, ist ihm eine gute Belohnung sicher." Unter den Vorgeladenen entstand ein reges Flü stern, aber niemand wußte etwas Bestimmtes zu sagen. Auch durch besondere Einvernahme mehrerer Häusler, die zur fraglichen Zeit als Dienstboten am Geroldhofe gewesen waren, brachte der Richter nichts heraus

klar auf der Hand," sprach der Richter. ..daß das Testament nur von jemand auf die Seite gebracht worden ist. der aus dem Verschwinden der Urkunde sich einen Vorteil ersah. Und da kommt bloß der verstorbene Josef Dangl in Frage." „Mein Vater? Nein!" rief der Gerold Max heftig. „Der Jos gewiß nicht!" lärmte der Herkules- fchneiöer; „der Jos war m Ehrenmann." „Leider ist der Verdacht nicht abzuweisen, daß das Testament von ihm unterschlagen wurde, weil nie mand sonst ein Interesse daran

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Tiroler Wastl
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Page 10 of 16
Date: 10.02.1926
Physical description: 16
um eppes und stiehlt die Lenkstang'n. Der Hear siechts, lasst ihm nach, derwischt'n und laßt'n verhaft'«. Der Richter hat den ober anders o'erkanz'lt: „Du Aff," hat er g sagt, „du blöder," hat er g'sagt, „wia kunn man denn aso saudumm sein und die Lenkstangen alloan fteah n!" Patsch, hat er in Hans 3 Woch'n Oanzeln-Arrest und Instruktion all jed'n Jahrestog geb'n. Nacher kimmt oaner mit seiner Geliebt'n einer. „Wos gibt's?" fragt der Richter. „Mir hob'« einen anschiwel- lenden Fall!" — „Wos hoaßt

„anschwellenden FM?" ,Mir hob'n uns gegen die Unsittlichkeit vergangen und es sein ober mehrere dabei g'wes'n und i tat wett'n, daß es der Toni g'wes'n isch." — „Na, Herr Richter, i bin's nit g'wes'n!" — „Spüren Sie Folg'n," sragt der Richter sie. — „I hob ja g'sagt, mir haben einen an schwellenden Fall." — Der Richter: „Sie wissen aber nicht genau, wer der Vater isch?" — ^Na." — „Fix- bombenelement," schreit der Richter, „für diese Fahrlässig- müaß i Ihnen schun a Monat zuakemmen lass'n, damit Sie a andermal

besser au'pass'n." Kam sein dö zwoa dahin, heart man auß'n an heillos'n Spektak l. Es geaht die Tür au und oaner drängt! sich einer und schreit glei' von der Tür ummer: „Herr Richter, mi hat oaner a blöd's Aas g'hoaß'n. I bin ober nit a so dumm g'wes'n und hun mir's schriftlich geb'n lass'n. Da isch der Zett'l." — Der Richter brau’: „Wenn Sie's eh schriftlich hob'n, nacher weard's schun stimmen,- psüat Gott!" Jatz kimmt a Verhandlung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. I woaß lei, daß si' die Sach

, den nimmt g'wiß koa Mensch. Nach Längeren! Hin und Her hat müass'n der Richter an Freispruch fäll u, weil niamand 's Geg'ntoal beweis'n hat können. Als Fortsetzung isch a chronischer Innsbrucker Fall verhandelt word'n. A Weibez hat a ung'fang'n zu „El- friede-Knablen" und hat so und so viele einig'legt. De- war a G'jammer um's Geld. Der Richter hat aber koani Tanz kennt und hat g'sagt: „Es damisch'n Tuisl mit- anander, überanandcr, unteranandcr und beianandes, es Raubersg'sindl, es Zins'nschinder

und Wuachercr, es nim- mersahr'n Geld-söckl, recht g'schiecht enk, no amol recht. Schaugs, daß 's weiter kemints, sonst lass' i die ganze G'sellschaft einsperr'n!" Schleppenden Ganges, mit verbundenen Schädeln und krummen Haxen kemmen nach zwoa einer. Er und Sie. Der Richter fragt: „Von wo sind Sie her?" „Von Höl ting," antworten beide zugleich. ^,Nach geaht's hoam und legt's enk an Kuahdreck auf entere derschlagenen Schädel au', damit die Grinter bald wieder guat wer'n. Wenn es zwoa mitanander leb'n

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 16
Date: 10.05.1925
Physical description: 16
2 Der DeuMMmler. Eine Erzählung aus dem Tiroler Volksleben von Josef Praxmarer. „Konstitution, Metternich gestürzt?" rief der Richter, fast wie vom Blitze getroffen, aus. „Das kann nicht fein, das ist unmöglich! Dann ist's mit Oesterreich zu Ende!" Und er nahm eines der gedruckten Manifeste und da stand es schwarz auf weiß; er traute kaum sei nen Augen. „Das kann nicht wahr sein, es ist mir noch nichts Amtliches zugekommen und das ist doch der regel rechte Gang, der amtliche

; was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt, so lautet der Grundsatz der Juristen und Sie, Herr Doktor, sind doch auch Jurist." „Und doch ists so, Herr Richter," antwortete der Doktor, „daß ich der Emauser Schneckenpost vor angeeilt bin, dafür kann ich nicht." Und lange twch las der Richter den Zettel durch mit den großen Buchstaben. Wort für Wort sich die Namen Konstitution, Preßfreiheit und Na- tionalgarüe wiederholend; es begann ihm fast all mählich der Verstand stille zu stehen und vor den Augen dunkel

. Ich werde jetzt zu den noch auf dem Platze harrenden Neugierigen gehen, um ihnen zu ver künden, daß der Frühling der Freiheit in Oester reich angebrochen ist. Ich werde schwarzrotgoldene Kokarden austeilen, die ich von Innsbruck mitge bracht habe. Auch in Emaus soll heute die Sonne der Freiheit aufgehen und der Metternichische Zopf mit scharfer Schere abgeschnitten werden. Hoch Deutschland über alles!" Und der Doktor wollte das Amtszimmer ver lassen. Der Richter war nun in einer peinlichen Ver legenheit. War das vom Doktor Gesagte

hängen und chn erst noch bei der gegebenen Preßfreiheit öffentlich vor der Welt an den Pranger stellen. „Bleiben Sie doch noch eine Weile hier, Herr Doktor!" sagte der Landrichter; „amtlich habe ich üchts und so kann ich doch eine in das öffentliche Leben so einschneidende Sache nicht puplizieren lassen; ein Auflauf wäre unvermeidlich, Sie ken nen die Emauser: oder begeben Sie sich still und ohne Aufsehen in Ihre Wohnung; inzwischen kommt es amtlich, dann meinetwegen mögen Sie reden." „Herr Richter

meines Amtseides nicht anders handeln kann; geben Sie mir dafür das Handgelöbnis." „Nun, meinetwegen." sagte der Doktor, dem Richter die Hand hinstreckend. Und so ging er, die konfi^ierten Zettel auf dem Tische zurücklassend. Schlaumeier schaute ihm betrübt nach, eine, wie man es ihm ansah, halb gezwungene Verbeugung machend. „Folg ihm unbemerkt nach." befahl der Richter dem Schlaumeier; „wir dürfen ihn doch nicht aus den Augen lassen. Lieber Schlaumeier, ich fürchte, es kommen für uns schlimme Zeiten

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Industrie- und Handels-Zeitung
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Page 2 of 8
Date: 07.10.1928
Physical description: 8
fiihrens als volljährig, jedoch kann der. Richter, wenn er es' für angebracht hält, verfügen, daß der Minderjährige in Begleitung seines Vaters oder Vormundes erscheint. Die Klage ist in doppelter Ausführung auf -Stempel papier zu 2 Lire bei der Prätur bzw. zu 3 Lire beim Tribunal - einzubringen, d. h. in der Gancelleria des zuständigen Ge richtes zu deponieren. Der Richter stellt eine -Kopie doT Klage mit Angabe des Verhandlungstermines der beklagten Partei,zu. und zwar auf Kos'ten

des . Klägers, innerhalb der im Bürgerlichen Gesetzlrache vorgeschriebenen Termine. Am Verhandlungstage haben die Parteien vor dem Richter zu erscheinen und der Beklagte hat. zu erklären: a) Oh er die Forderung des Klägers aiminunt oder ablehnt; b) kann crEinwände erlichen hinsichtlich der Zuständigkeit des Gerichtes, .der aktiven Klagslcgil imation. der Zulässig keit des Verfahrens und andere präjudiziellen Einreden. Der Kläger seinerseits hal zu erklären: a) ob er auf seiner Forderung besteh

! oder zurücktritt, b) die eventuel len Eimvände betreffs der Legitimation des Beklagten und •sonstigen präjudiziellen Einreden vorzubringen. Dev Kläger kann in der Verhandlung die Klage erlüu- 1 ein und modifizieren. Wenn die beiden Parteien im Streite beharren, so hat der Richter vor allem eine gütliche Aus gleichung zu versuchen, worauf er auch im weiteren Ver laufe stets wieder hinzustreben hat. Der Richter kann, zur Verhandlung zwei Beisitzer zu ziehen. Dieselben werden aus den zuständigen Branchen

der Arbeitgeber und -nehmer : entnommen. Eine Liste, solcher als Beisitzer in Betracht kommenden Fachleute wird_fiir alle Berufe von den Syndikaten Organisationen dem Gerichte bekanntgegebon.. Diese Beisitzer kann der Richter bei ziehen; er muß sie beiziehen, wenn die Parteien bei der ersten Verhandlung dies ausdrücklich verlangen. Die Bei sitzer haben nur beratende Stimme. Im Falle der Mittellosigkeit kann der Richter auch eine Ex offo-Verteidignng gestatten. Das-weitere Verfahren ist dann ziemlich rasch

; wenn der Richter keine weiteren Beweismittel für notwendig er achtet, kann schon in der gleichen Sitzung das .Urteil er folgen, sonst ist binnen zehn Tagen die nächste Verhand lung anzusetzen, so inshesonders -wenn von den Parteien die Beisitzer verlangt werden: Wenn also ein Vergleich nicht znsiandekommt und eine zweite Tagsatzung anberaumt wird, haben die Parteien ihre Ausführungen binnen drei-Tagen schriftlich zu hinterlegen; diese werden den Gegenparteien mitgeteilt. Tn diesen Aus führungen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 3 of 8
Date: 26.10.1922
Physical description: 8
bei der Hauptkasse. Lokalbahnlegitimationen. Dom 2. November an werden von der Lokalbahn Innsbruck—Hall i. T. die Legitimationen für das Jahr 1923 aus gegeben. Diese Legitimationen können auch schon für .den Rest des Jahres 1922 verwendet werden. Zweiter Richter: Sehen Sie denn nicht, daß jeden Tag neue Gesetze entworfen werden und daß die Verfassungen und Gesetzgebungen in den ver- schiedenen Zeiten und Ländern Veränderungen er fahren haben? Erster Richter: Die neuen Gesetze entstehen aus den alten

. Es sind junge Zweige am alten Stamm, die der gleiche Saft nährt. Zweiter Richter: Aus dem alten Baum des Ge setzes quillt ein bitterer Säst. Unaufhörlich legt man die Axt daran. Erster Richter: Wir sind Richter, daher keine Gesetzgeber oder Philosophen. Zweiter Richter: Wir sind Menschen. Erster Richter: Ein Mensch könnte die Menschen nicht richten. Wenn ein Richter sein Amt ausübt, so gibt er seine Menschlichkeit auf. Er wird gött lich und fühlt weder Freude noch Schmerz. Zweiter Richter

: Eine Gerechtigkeit, die nicht von Mitgefühl geleitet wird, ist grausam. Erster Richter: Ein Richter soll nicht untersuchen, ob die Gesetze gerecht sind, denn sie sind es. Er muß sie nur richtig anwenden. Zweiter Richter: Wir müssen erforschen, ob das Gesetz, welches wir anwenden, gerecht oder unge recht ist, denn wenn wir es als unmöglich erkannt haben, ist es uns unmöglich, irgendwelche Milde- rmmsmittel anzuwenden, wenn wir es gebrauchen wollen. Erster Richter: Die Kritik der Gesetze ist unver einbar

mit der Achtung, die wir ihnen schulden. Zweiter Richter: Wenn wir ihre Strenge nicht ernennen,.,wie könnten wir sie da,mildern? Erster Richter: Die Gerechtigkeit ist vollkommen, wenn sie nach dem Buchstaben handelt. Zweiter Richter: Sie ist abgeschmackt, wenn sie nicht vom Geist beseelt wrrd. Erster Richter: Das Prinzip des Gesetzes ist ein göttliches, und die Folgen, die es nach sich zieht, feien sie noch so gering, sind göttlich. Aber wenn das Gesetz nicht ganz von Gott, sondern ganz von den Menschen

stammt, so muß es 'buchstäblich an gewendet werden. Denn der Buchstabe bleibt, der Geist aber ist flatterhaft. Zweiter Richter: Das Gesetz stammt lediglich von den Menschen: es entstanden seiner Dummheit und Grausamkeit zu Beginn der menschlichen Ver nunft. Aber wäre es auch göttlichen Ursprungs, so müßte man doch dem Geist und nicht dem Buch staben folgen, denn der Buchstabe ist tot, der Geist aber lebt. (Aus der Novellensammlung „Der fliegende Händler", Verlag Kurt Wolfs-München.) Hrrmor. Das Buch

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 14.06.1929
Physical description: 8
hat. das er zu sich nahm. Franziska wandte ich nun an das Vornrundschaftsgericht um die Helratsbervil- „Neueste Zeitung" Nr. 185. Seite 7. Der Giftmoröprozeb gegen einen jungen Arzt. Bonn. 13. Juni. Hier begann gestern der Sensationsprozetz gegen den 80jährigen Arzt Dr. Peter Richter ans Bingen. Der wegen Meineides und Bergifiung der Krankenschwester Käthe Mertens aus Bonn angeklagt ist. Da er trotz seiner Jugend schon den Rns eines hervorragenden Spe zialisten der Ohren- und Nasenheilkunde hatte und sehr beliebt

war, stößt die Beschuldigung, dieser Mann, habe eine ihm unbequeme Geliebte ans tückische A r t a u s dem Leben geräumt, vielfach auf Unglauben, zu mal bei aller schweren Belastung, die die Untersuchung gegen ihn zutage gefördert hat, doch auch viel Rätselhaftes den ganzen Fall verdunkelt. Die liebesbttrstige BrillantenhändlersgaLLm. Die Vorgeschichte des Falles geht bis auf das Jahr 1923 zurück, in dem Dr. Richter als Assistenzarzt an der Ohrcn- klinik in Bonn tätig war. Dort lebte auch Frau Käthe

Mertens, deren Mann, ein Brillantenhändler. in Haft war und daher der Wohnung zwei Jahre lang ferne blieb. Sic war eine leidenschaftlich sinnliche Frau, auffallend schön und verführerisch. Eines Tages wurde Dr. Richter mit Frau Mertens anläßlich der Impfung ihres Kindes bekannt und trat bald zu ihr in intime Be ziehungen. Das scheint auch den Anlaß zur Ehescheidung der Mertens geboten zu Haben, die im Jahre 1926 voll zogen wurde. Dr. Richter erklärte damals unter Eid, seine freundschaftlichen

Beziehungen zu Frau Käthe hätten keinerlei sexuelle Motive gehabt. Dies stand aber in krassem Widerspruch zu den Tatsachen. Nachbarn wußten, daß der junge Doktor häufig abends zur schönen Käthe kam und erst morgens die Wohnung verließ. Beide waren so unvorsichtig, daß Fremde ihre Zärtlichkeiten beobachten konnten. „Nur eine Idee reines Gift." Einige Jahre lang dauerten die Beziehungen, Frau Mertens war anspruchsvoll, Dr. Richter wußte große Geldaufwenöungen für sie machen, und es scheint

auch, daß er eine F r u ch t a b t r e i b u n g an ihr vorge- nommen hat, die später ein Nnterle i bs le i d en zur Folge hatte. Im Oktober 1928 übersiedelte Dr. Richter nach Bingen und wollte mit Käthe gänzlich brechen. Aber Käthe verlangte, er solle sie heiraten und erklärte, sie werde ihn dazu zwingen, denn sie -habe ihn vollkommen in der Hand. Damit spielte sie auf den Meineid im Ehescheidungsprozetz an. Der junge Arzt geriet dadurch in eine schwere Klemme, denn Frau Mertens war für ihn die Drohung, mit dem Kriminalgericht in Konflikt zu kommen

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 13.07.1924
Physical description: 8
Touristenschuh den Kaps seiner Gattin so kräftig bearbeiwt, daß sie bewußtlos zusammenstürzte und längere Zeit zur Heilung der Wunden brauchte. Angeklagter: Kann ich mit Frau Brumla nit länger leben, iss Kreuz, mit solche Frau z'samm' leben müssen. — Richter: Aber Sie sind doch angeklagt. — Angeklagter: Richtig, aber schuld is nur Frau Brumla. Es sich also Frau Brumla damals in Wohnung von liebe Frau Horalik mir nachgange, hat durt riesige Bahöll macht, hat mir gewatschnetl Zuletzt hat Frau Brumla noch Hand

tasche mir rn Gesicht würfen. Richter: Mit „Frau Brumla" meinen Sie wohl Ihre Frau? Angeklagter: Das schon. Aber Frau Brumla is sich meine Frau nur mehr aus dem Papier. Sunst kann i solche Frau nit brauche. Richter: Das gibt Ihnen noch kein Recht, die Frau so zu miß handeln. — Angeklagter: Ale, war ich ja in Notwehr. Ich bin sunsten gute Kerl. Ein Herr Als che r beschwerte sich dann als Zeuge. Er war der Besitzer des Touristenschuhes, der die Schlacht zwischen Herrn und Frau Brumla. Is sich also Frau

Brumla damals in Wohnung Schuh als oorpus delicti, und so konnte Herr Alscher seitdem die Touristik nicht ausüben. * Frau Brumla: Ich will aussagen. Mann muß Straf kriegen, einmal mach me Schluß. 37 Jahr sein me verheiratet, oh so glück lich, aber seit fünf Jahr nit mehr zum aushalten mit ihm — Richter: Warum denn nicht? — Zeugin: Hat alter Esel aus einmal angefangt, ander« Frauenzimmer nachzulaufen. Hat manchmal fünf Geliebte gehabt, zuletzt Hab ich ihn aber bei der Horalik erwischt. Richter

: Was hat er in der Wohnung der Horalik gesucht? — Zeugin: Ale, bitt ich Ihnen, was macht so alte Kerl bei fremde Frau? Hat sich halt geliebt mit der Horalik. No und da Hab ich chm halt Watschen gegeben, weil er mich wieder betrügt. Da hat er wie Wilder mit Nagelschuh auf meine arme Kupp geschlagen. Franziska Horalik, eine stattliche Frau von 48 Jahren, meint als Zeugin seelenruhia, daß Herr Brumla ziemlich oft in ihrer Wohnung äst, weil er für sie arbeitet, ihr neue Schuh« macht oder di« alten repariert. — Richter

: Sie müssen aber sehr viel Schuh werk haben, da Herr Brumla sie sehr häufig besucht. Der Richter verurteilte schließlich den Angeklagten zu 50.000 K Geldstrafe oder zu 24 Stunden Arrest, wobei als mildernd die un leidlichen, anscheinend durch beide Ehegatten verschuldeten Verhält- nisse in dieser Ehe angenommen wurden. * § Tausend Gukden jährliche Renke. Wien, 11. Juli. In einem auf Valorisierung einer Friedensrente eingebrachten Klage ist nunmehr im schrifüichen Wege das Urteil erfolgt. Der im Jahre 1903

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Haller Lokalanzeiger
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Page 5 of 6
Date: 04.04.1931
Physical description: 6
kann drauf. § „Wenn is a Chrenbeleiöigung, nimm t ml Zruck." Karl Gasteiger in Zenbach reichte gegen feine Hausge nossin Sabina Zambello eine Ehren beleidigungsklage ein, weil sie „indirekt" me Ruhe gibt und gelegentlich auch „'s Spangerl" zeigt. Sabina, eine alte Frau, steht zitternd im Gerichtssaal und wartet der Dinge, die da kommen sollen. Der Richter fragt, was sie gemacht habe, worauf sie sagt: „Hobe nix moggen — wissen Se, sie tun mi immer verfolgen — i habe nix tun, Wissens." — Gasteiger: „Wos

, nix tan Habens? Do schaust di o! Ist dös a Gspaß, wenns olles z'trutz tuan?" — Sabina: „Ich Hobe nix moggen — Ihr tuts mi olleweil verfolgen..." — Gasteiger: „Wos? Mia verfolgen Jahna? Do schaust di o! Wissens wos sie tuat, Herr Richter: die Spong zags ma eina, wenns vorbei geht vor meiner Wohnung." — Richter: „Das dürfen Sie nicht tun, Frau." — Sabina: „Wissen Se, Herr, gornix, ober gornix, es isch a Kreiz, sie tun mi olleweil ver folgen." — Gasteiger: „Dös muaß amol onders werden, hearns. Dö hod

olleweil eppes. Sie gibt nie ka Ruah. Wenn neamd ummat is, nachdem mochts die Spongen, oder sie speibt her! Is dös a Manier, frog i?" — Richter: „Hören Sie, was er sagt?" — Sabina: „Woll, woll höre i — ober isch ned wohr." — Richter: „Das dürfen Sie nicht machen! Wollen Sie es nicht zurücknehmen? ' — Sabina: „Wenn is a Ehrenbeleidigung, nimm i mi zruck." — „Ra also, dann sind Sie ja zufrieden, nicht wahr?" — Gasteiger: „Ro jo, aber mei Ruah will ich nochert hoben." — Run handelt es sich ums Zahlen

, bekanntlich der Haken bei dem ganzen Unternehmen. Die Sabina will nichts zahlen. Sie sagt, sie habe nichts, worauf Gasteiger sagt: „Dö Hots scho. Sie wüll nur nit außer damit." — — Sabina: Zahlen gönn i nix." — Gasteiger: „Freilich muaß sie zahlen, sonst loß is weiter gehen." Also gehts weiter. Sabina präsentiert die Gegenrechnung: „Sogen Sie a, i bin a Luder und a Focken." — Richter: „Ja, hätten Sie sie geklagt!" Es kommt dann zur Sprache, daß die Sabina das Holz vor der Haus tür zum Trotz

der anderen Hausbewoh ner liegen ließ. Man schlichtete es ihr dann schön auf, worauf die Bediente „die Zunge plärrte". Der Richter meinte, daß es keine Beleidigung ist, wenn man das Holz vor der Haustür liegen läßt, worauf Gasteiger sagt, daß man dann auch eine Latrine vor das Haus hinbauen könne, was Heiterkeit auslöst. Rach einem Briefe, den eine Frau Winkler dem Gerichte schrieb, war die Sabina schon ein unaus stehliches Weib, die in unbewachten Augen blicken allerhand Boshaftigkeiten lieferte. Ein direkter

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Haller Lokalanzeiger
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Page 3 of 4
Date: 11.09.1926
Physical description: 4
des Heilmittelgesetzes stehen. Deshalb hatte sich nun der Wiener „Höllerhansl" wegen Kur pfuscherei zu verantworten. — Angeklagter: Oh, ich bin ka Kurpfuscher, meine Mutter hat mich gut gelernt. Ham S' a Ahnung, Herr Richter, wie ich seit Jahren als Wohltäter der Menschheit gefeiert werde, ich will Ihnen nur a paar Beispiele sagen. Da is im Polizeispital der Oberst Hochleitner gelegen, den ham s' dort drei Monat behandelt und dann Ham s' ihn ham'gschickt und g'sagt, daß für ihn ka Rettung mehr is. Aber ich, Herr

Richter, ich Hab' ihn g'heilt. Und da schau'n S', Herr Richter, dem wern S' doch Glauben schenken. (Er zieht aus seiner Hosentasche einen sorgsam eingewickelten Brief hervor, den er dem Richter übergibt.) Richter, Staatsanwalt und Schriftführer machen sich nun gemeinsam an das Studium des vorgelegten Schriftstückes. In der Ecke oben prangt das Bild des Troppauer Kardinals Skrbensky, der sich für die „gelungene Heilung" bei Ehl bedankt. — Ehl: „Na, was sag'n S' jetzt, Herr Richter? Aber das is noch gar

nix. 15 Zeugen Hab' ich Ihnen heut' hergebracht, noch 240 könnt' ich Ihnen bringen, und alle möchten Ihnen bestätigen, daß ich die reinste Zauberei an ihnen vollbracht habe." — Richter: „Nein, um Gottes Willen, verschonen Sie mich! Aber sagen Sie mir lieber, was das für Kräuter sind, die Sie den Leuten verkaufen." — Staatsanwalt Luebl: „Ja, sagen Sie, wie kommen Sie dazu, was ver stehen Sie denn davon?" — Ehl: „Herr Doktor, das geht Sie gar nix an! (Heiterkeit.) Sie werd'n sich gehörig täuschen

.) — Richter: „Ich stelle fest, daß Sie sogenannten „Hauchhechel" unter Ihren Kräutern verkaufen. Wußten Sie nicht, daß dieses Kraut ein Medikament ist und nur von Apothekern verkauft werden darf?" — Ehl: „Aber, was fallt Jhna ein, Herr Richter, an Hauchhechel gibt ’S net. Manen S' vielleicht Eisblumen oder Lavendel, oder vielleicht das Mittel, was i gegen die Wassersucht Hab, das Schimmelkraut? Aber i muß das besser wissen, an Hauchhechel gib 's net." — Richter: „Na ja, Sie können ja vielleicht recht

die Zeugen an. Wer'n Sie seh'n, Herr Richter, welche Wunder ich gewirkt Hab'." Lachend willfuhr der Richter dem Ersuchen des Wunderdoktors. Die Zeuginnen schildern in über schwenglichen Worten, welches Wunder Ehl an ihnen voll bracht habe. Der Staatsanwalt ist aber noch durchaus nicht von der Zauberkraft des Wunderdoktors überzeugt, und stellt an ihn die Frage, ob seine Kuren nicht vielleicht doch so mehr Spielereien ohne jede Grundlage gewesen seien. — Ehl: „Aber was bilden's Ihnen denn ein? Brechens

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 11.08.1928
Physical description: 6
ge- -' « Mv'kt zu haben, wegen Z e u g n i s o e r w e i g e ru n g zu 25 8 iMUsat s ^Mtrafe verurteilt. Sie verweigerte nämlich auf die Fraoe des Itt CtltP Achters, ob sie den Namen dieses Herrn wisse, jede Auskunft, feöaües «r Richter drohte ihr damals an, sie unnachsichtlich für sechs jUftM " “ ür öere« m Dos gar veo ira -ürftip nach lar, ei«t licht Bs wieöek mw folgt.) -,v„ in den Arrest zu schicken, wenn sie bei der nächsten Ver- Mvlung den Namen des Herrn nicht nennen werde. Bei der i%en Verhandlung

verzichtete die Angeklagte, um ihrer Freun- sm den Arrest zu ersparen, auf die Einvernahme dieser Ent- Mtungszeugin. Dagegen wurde die angeblich bestohlene Amelie Trauer als äeugin einvernommen. Richter: Wie sind Sie denn auf den diebsiahl gekommen? — Zeugin: Ich Hab' den Reifen in der Kanteitasche der Angeklagten gefunden. Mir ist etwas vom Inster heruntergefallen. ich bin hinuntergelaüfen und Hab' mir JH borzimmer den ersten besten Mantel umgehängt, es war der Mntel der Angeklagten. In der Tasche

, wenn auch das Muster im großen und ganzen dasselbe bleibe. Die Schwester der Angeklagten behauptete als Zeugin mit aller Bestimmtheit, daß der Reifen Eigentum ihrer Schwester fei. Auf Grund der widersprechenden Zeugenaussagen fällte der Richter mangels an Beweisen einen Freispruch § Im Rausch von der Elektrischen gestürzt. W i e n„ 10. Aug. Vor dem Strafbezirksgericht hatte sich gestern der Stvaßenbahn- schaffner Franz K o u h u t wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit zu verantworten. Es wurde ihm zur Last

in der Hand hielt und leicht angeheitert war, am Wagen hängen bleiben würde, habe er (Angeklagter) nicht voraussehen können. Nun wird der Maurergehilfe Mader als Zeuge einvernommen. — Richter: Wieso sind Sie hängen geblieben? Zeigen Sie mir das hier. — Zeuge: Dös kann i grab net, aber sagen kann i's Jhna, Herr Richter. — Richter: Sie haben sich eine Wurft ge kauft. Waren Sie da zuerst nicht in einem Wirtshaus oder beim Äranutweiner? — Zeuge: I war do arbeitslos, mit was wär' i denn gangen? — Richter

: Vielleicht hat Ihnen wer was zahlt? No, wie mar also die Sache? — Zeuge: I Hab' ko Signal net g'hört, dafür hat's mi auf amal beim Aermel gnumma un-d i bin scho mit a. — Richter: Wie weit sind Sie da mitgegangen? — Zeug e? Gangen? Dazua Hab' i ka Zeit g'habt zum Mitgeh'n. — Richter: Es hat Sie also mitgeschleift? Mehr am Rücken oder am Index? — Zeuge: No, mein Ruck'n hat's scho urndli g'straft. I bin do drei, vier Täg' g'Iegen. — Richter: Hat's weh getan? — Zeuge (eifrig): Freist hat's weh tan. — Rich

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 17.08.1928
Physical description: 6
, daß die Angeklagte mit ytn Schimpfworten sich selbst gemeiirt Hab«, rveil das durchaus Nicht ihrer Gewohnheit entspreche. Der Richter verurteilte die An geklagte zu 30 8 G e l d st r a f e. 8 Wenn der Herr Hausmeister beim „Schnapsen" gestört wird. Wien, 16. Aug. Richter: Nun. Karl Kolar. was haben Sie Mit dem Hausbesorger Karl Lischka eigentlich getrieben? S'.e sollen ihn mit einem Messer am Augenlid verletzt haben. — An geklagter: Das war ganz anders. Wir haben in der Wohnung des Herrn Tragseil Namenstag

. Sie sind beide gefallen und er hat sich dabei am Stiegengeländer verletzt. Ein Messer Hab ich gar nicht bei mir gehabt. Er war ja stockbetrnnken. da hat ihm das leicht passieren können. — Marie Lischka: 33iit schön, Herr Richter, ise mein Monn gar nit gsolln. Gstochen is er wordn. Heflich hote um Ruhe gebeten, ober sans olle über ihn hergfollu. Hot er nix trunken. — Richter: Na. zum Nachtmahl werden Sie doch was getrunken haben. — Zeugin: Habn me Krügel Vier trunken. — Richter: Und Wein soll auch geholt

hat überhaupt nichts getrunken. — Richter: Seine Frau sagt doch selbst, daß er Bier getrunken hat. — Zeuge: Dös ane Krügel! Richter: Und wo ist der Liter Wein hingekommrn? Sie sagen doch, daß Sie auch nichts getrunken haben. — Zeuge: Dös waß i net. Der Herr Lischka hat angeklopft und gesagt: „Bitt schön, zehne is. möchten die Herren net vielleicht aufhören?" Der Kolar ist ihm ins Gesicht gefahren und ich Hab gesehen, wie er gleich geblutet hat. — Richter: Das ist doch merkwürdig. Den Liter Wein

. Der 24jäbrige Neger Inn Lukas hatte eine junge Wienerin kennen gelernt, sie zu fick genommen und wollte sie heiraten. Mohammed Hassan, auch ein Artist, wollte dem Lukas die Braut abspenstig machen. Lukas war darüber empört, es kam zu einer Prügelei, an der sich auch die beiden Negerartisten Georg Mensa und Josef B e h 0 l l e beteiligt haben sollen. Außerdem hatten Lukas und T h 0 m p s 0 ir mit dem Kantineur Weiß wegen eines anderen Mädchens eine Balgerei. Richter: Also die Verantwortung von Thompson

und Lukas kennen wir schon. Jetzt werden wir einmal den Herrn Mensa fragen, was er zu dieser Prügelei sagt. Haben Sie den Hassan geschlagen? Angeklagter: Nein, Herr Richter, wir werden doch nicht drei über einen herfallen. Die Geschichte war so. Angeklagter Boholle (den Mensa zur Seite schiebend, inr rein sten Berlinerisch): Momang, laß mir mal reden Herr Nicht«, ick weeß von bet Ianze jar nischt. Ick bin schon in der Klappe gelegen und Hab jepennt. Us enma! hör ick 'n Krach, da bin ick rauß

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Page 6 of 8
Date: 22.07.1928
Physical description: 8
, die Strafverfügung wurde auch aufgehoben, dagegen wurde aber gegen Pauker hinterher die Anzeige wegen Amts- ehrenbeleidigung erstattet, da er in bezug aus die Amts handlung den Ausdruck „Frechheit" gebraucht haben soll. Richter: Haben Sie den Ausdruck „Frechheit" gebraucht? Angeklagter: Es ist möglich, daß ich so etwas gesagt habe, ich habe aber nicht damit das Vorgehen 'des Wachmannes gemeint, sondern habe zu einem Herrn, der mich fragte, was denn' los sei. gesagt: „Es ist doch eine Frechheit. 5 Schilling

.für die Vorstellung zu .verlangen und dann sie zu stören." Ich hübe damit die gemeint, die sich da in eine Sache einmischen, die sie nichts angeht, denn ich habe der Aufforderung des Wachmannes sofort Folge geleistet. Richter: Ich will hier seststellen. daß der Wachebeamte tatsäch lich -keine Anzeige wegen Amtsehrenbeleidigung erstattet hat. Es wird sodann der Wachebeamte Josef Fleischer als Zeuge ein-vernommen. R-ichter: Also schildern Sie mir den Vorfall und weshalb Sie keine Anzeige erstattet haben. Zeuge

: Ich -habe den Angeklagten aufge-fordert, von der Akten tasche heruntevZust eige n. Richter: Warum denn? Zeuge: Na, es könnte eine Panik ausbrechen. Richter: Das haben Sie ihm während der Vorstellung gesagt? Zeuge: Nein, sie war grab unterbrochen, es war eine Kl-atsch- pause. Mchter: Haben Sie das Wort „Frechheit" gehört? Zeuge: Jawohl, ich bin ja hinter ihm gestanden. Angeklagter: Ich hatte den Eindruck, daß der WaÜMann sich an mich heranschlich und zuhorchte. Mchter szum Zeugen): Warum haben Sie keine Anzeige

er stattet? Zeuge: Weil meiner Ansicht nach eine Amtse-hrenbeleidigung nicht vorlag. Richter: Sehr richtig! Warum liegt denn keine vor? Zeuge: Ich bin fa hinter ihm gestanden, er hat mir ja nichts ins Gesicht gesagt, und -die Amtsehrenbeleidigung muß von Ange sicht zn Angesicht erfolgen; so steht es im Gesetz. Richter: Sehr richtig! DeshaM spreche ich den Angeklagten frei. 8 Schwindel auf Konto der Nationalsozialisten. Aus Wien wird berichtet: Nach kleinen Anfängen in seiner Heimatstadt Mödling

, weil sie als zwölfjähriges Mädchen von der Mutter zur Lasterhaftigkeit gezwungen wurde und weil die Mutter sie zwang, mit 15 Jahren «den o-Osährigen Haj-du zu heiraten. Der «wilde Baron". Wien, 21. Juli. Der gewesene Artist und nunmehrige Ausrufer einer Praterbude Friedrich Stern stand gestern vor Gericht unter der Anklage des Diebstahls. — Richter: Da zeigt der Johann Paw 1 e r an. daß -ihm am 16. Juli, während er bei der Reichs-brücke badete, seine Kleider gestohlen wurden. Außerdem kam ihm bei dieser Gelegenheit

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 18.09.1930
Physical description: 6
zu verantworten. — Richter: Wie kommen Sie dazu, ein fremdes Kind zu schlagen? — Angeklagte: Ich Hab es gar nicht geschlagen. Das war so: Die Riki ist meiner elfjähri gen... . — Richter: Wer ist die Riki? — Angeklagte: Riki ist der Kosename sür Seria. — Richter: Und würden Sie mir sagen, wer die Seria ist? — Angeklagte: Das ist doch das Mäderl »am Herrn Hulussi. — Richter: Na also, jetzt kenne ich mich Eich aus. — Angeklagte: Also die Riki ist meiner elfjährigen Tochter aus der Gasse nachgelaufen

und hat sie geschlagen. Wie sch sie zur Rede gestellt Hab, hat sie mir das „Götz"-Zitat zuge- rusen. — Richter: Das kennen die Aegypter auch? (Heiterkeit.) ~ Angeklagte: Ich war darüber empört und Hab ihr einen klaps gegeben. — Richter: Sie hatte aber Verletzungen, aller- mgs nur geringfügige. — Angeklagte: Die hat sie sich selbst irgendwie beigebracht, sie raust wie ein Bub. — Richter: Aha, die Frauenemanzipation im Orient! (Heiterkeit.) Der Herr Abdullah Musst soll hereinkommen! Den Saal betritt ein ziemlich

brünet ter Herr, der sich tief verneigt und dabei die Hand aus den Ge- rchstisch legt. — Richter: Sie sind der Vater der Riki? — Zeuge (verneigt sich wie vorhin): Ja. — Richter: Wo ist Ihre Tochter? — Zeuge: Ist nicht kommen, weil nicht not. — Richter: vle hat ja eine Vorladung bekommen. — Zeuge (Verbeugung wie vorhin): Das Vorladung ist mitnommen und gib den Eigentum von das Gericht wieder zurück. — Angeklagte: Herr Richter, darf ich die Sache ausklären? Er. will sich mit mir ausgleichen. — Richter

: Das geht nicht so einfach, denn die Staatsanwalt schaft hat da auch was mitzureden. Sind Sie mit der Frau Z. verwandt? — Zeuge: Nein. Aber ich habe bei die Dame gewohnt und hat die Dame in voriges Jahr meine Kinder vier Monat gepslegt. — Richter: Ach so! Dann hatte sie eine gewisse mütter liche Gewalt über die Kinder? — Zeuge (erschrocken): Hat keine Gewalt gemacht. (Heiterkeit.) — Richter: Die hatte das Züchti gungsrecht? — Zeuge (eifrig): Nein, nein, hat sie Kinder nicht gezüchtet! — Richter

: Verstehen Sie mich recht: Sie hatte das Recht, die Kinder zu strafen, wenn sie es verdienten? — Zeuge: Ah ja, dann schon, aber die hat sie gepflanzt. — Richter: Sie wollen sagen: gepflegt? — Zeuge: Ja, ja, gepslegt und war gut. — Der Richter sprach die Angeklagte frei. * § Einer, der sich selbst für tot erklärt. Aus Leipzig wird berichtet: Der Bücherrevisor und Rechtsvertreter Bruno Helm- b o l ö aus Falkenstein mußte im Sommer dieses Jahres be fürchten, daß er zum Strafantritt herangezogen

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Tiroler Wastl
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Page 3 of 8
Date: 18.03.1931
Physical description: 8
zu: „Ich Hab immer glaubt, daß Sö a Ehrensrau san, aber jetztn siech i daß Sö kaue Ehre nit haben." Die Fortsetzung spielte sich beim Be zirksgericht Hietzing ab. LGR. Dr. Thies: Geben Sie eine Ehrenerklärung ab, Frau Hartmann, falls Sie es gesagt haben, und die Geschichte hat sich gehoben. — Angekl.: Erschtens und zweitens, hoher Herr Richter, haH ii dös net gsagt, sondern ganz was anders. Aber Frau Skopek, Hab i gsagt, Sö Ham wieder amal Ihr Ehrenwort, was Sö mir gebn Ham. schlecht ghalten. Dann müssen

Sö wissen, hoher Herr Gerichtshof, daß d' Frau Skopek mir und meinem Mann amal gsagt hat: I gib Ihnen mei Ehrenwort. Wann i sag „schlecht ghalten", da is do nix dabei. Und drittens Herr Richter, wo wrer ij denn dö Frau Skopek, wo i so a Achtung und Ehrfurcht vor ihr Hab, schimpfen. Sö wissen ja gar net, wiia i dö Frau ehren tu. Aber was recht is, is recht. In der Waschkuchl hats a Attentat auf mi verübt. - Richter: Was den? Ein Bombenattentat? — Angekl.: Na, Wäschattentat. (Lebhafte Heiterkeit

.) — Nun wurde die Zeugin Anna Schlosser einvernommen. — Richter: Was für eine Religion haben Sie? — Zeugin: Evangelisch. — Richter: A. B-? — Zeugin: Jawohl Hebamme. (Heiterkeit) — Richter: Ich habe gefragt, ob Augsburger Bekenntnis? — Zeugin (naiv): Ah so! I Hab mir eh' denkt, a so a Richter is doch allwissend. I Hab halt falsch verstanden. Die Zeugin bestätigte die Angaben der Klage. - Angekl.: Also, bitt schön', i gib a Ehrenerklärung ab. — Klägerin: Jetzt nsiMM i kaue an. — Richter: Sie bekommen schwarz

auf weiß, daß Sie eine anständige Ehrenfrau sind. — Angekl.: Bitt schön, Frau Skopek und aufs Haustor könnens es hängen, damit jeder siecht, roste i Ihnen ehren tu. (Heiterkeit). — Richter: Nun, was wollen Sie mehr, Frau Skopek. Wie lange hängen wir die Ehrenerklärung ans Haustor? Drei Tage werden wohl genügen? — Angekl.: Aber wo den- kens hin, hoher Herr Richter? Drei Tüg san viel zu wenig. A Wochen solls draufhängen. — Klägerin: Na, wanns a Wochen hängen darf, gleich i mi aus. Der Kamps

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 8
Date: 10.12.1930
Physical description: 8
Seite 4. „V '> n l« Ängekl.: Herr Richter, Sie werden mir recht geben. Mit solche Sachen schadet er sich und schadet dem Madel und außerdem greift ja so was die Nerven an. Schließlich sah Karl ein, daß es die alte Frau Elisabeth eigentlich! recht gut mit ihm meint und er glich sich mit ihr aus. Sie unterscheidet die Ohrfeigen nach der Klangfarbe. Frau Karoline Schuster hatte Fräulein Anna Pu letz beim Bezirksgericht Fünfhaus wegen EhrenbeleLigung ge- Kagt. — Landesgerichtsrat Tr. Domenskp

: Was ist mit einem Vergleich? — Klägerin: Ausgeschlossen, sie muß eingspirrt werden. — Richter Langsam, langsam, wo wollen Sie sie sehen? In Wiener-Neudorf oder begnügen Sie sich mit dem Landesgericht? (Heiterkeit.) — Klägerin: Dös is mir wurscht. — Nun wurde eine Zeugin einvernommen. — Richter: Die Angeklagte und ihre Mutter sollen die Klägerin geohrfeigt haben. — Zeugin: Tö Ohrfeigen Hab i leider nit g'sehn. — Richter: Das muß Ihnen durchaus nicht leid tun. — Zeugin: Aber ghort Hab i die Watschn. — Richter: Gehört

? Wieso? — Zeugin: Kleschen Hab is ghört. — Richter: Woran haben Sie denn erkannt, daß die Klägerin eine Ohrfeige bekommen hat? — Zeugin: Am kleschen. — Richter: Können Sie denn Ohrfeigen nach der Klangfarbe unterscheiden? — Zeugin: Ja, weil d'Fräuln Anna und ihre Mutte mager sau, aber d' Frau Schuster a volles Glicht hat. — Richter: Und Sie meinen, daß volle Gesichter gute Watschenobjekte sind? — Zeugin: Ne.? (Lebhafte Heiterkeit). — Richter: Ich weiß es nicht. Zeu gin: Baner scheppern

, aber sö kleschen net. — Eine andüre Zeugin: I hör an damischen Lärm, es warn a Menge Frauen beisammen und d'Fräuln Anna und ihre Mütter haben der Frau Schuster a par gschmiert. — Klägerin: Am nächsten Tag hat meine Nasen wie a Salzgurken ausgschaut. —' R i ch ter : Bon der Polizei aber liegt kein Parere vor. — Klägerin: Der Herr Doktor auf der Polizei hat's aber noch extra in ein Bücht einigschrieben und gsagt, wan's Gericht will, wird es kriegen. — Richter: Stellen Die ein«n Antrag? — Kläger

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Neueste Zeitung
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Page 3 of 4
Date: 04.04.1922
Physical description: 4
AL 75. »Neueste ZettuttS^ Sette 3. abzuttchmen. Er ist ein wenig erschreckt vor dem mir -sm Talare bekleideten Richter und der Stock entfallt fct- iten Händen. *•*-» Kichern frei Zuhörer macht ihn noch Verwirrter. Er macht eine linkische Vevbengulrg und sucht sich wieder in Ordnung zu bringen. Das Suchen her Borladung beginnt von neuem und hört erst auf, «US der Richter zu wiederholtenmalen erklärt, daß er auz die Borladung verzichte. Nun beginnt das hochnotpeinlich« Bekhör: Richter

: „Wie heißen Sie?" Dem Angeklagten ist er unverständlich, daß man seinen Namen, der doch kurz Zuvor gerufen wurde, nicht kennen soll. Er fragt da. der verwundert: „Wer?" Richter: „Natürlich Sie, wer krm sonst?" Angeklagter: „I' bin der Josef Wastl." Richter: „Samt sind Sie geboren?" Angeklagter: „47 Jahr Lin i." Richter: „Sie müssen Ihr Geburtsjahr und den Geburtstag angeben." Angeklagter: „Ich bin geboren im Mhre siebzehnhuudert — na, achtzehnhundert." (Die Zu hörer lachen.) Richter: „1875

werden Sie geboren sein." Verwundert über die Allwissenheit des Richters, gibt der Mstl zu: „Ja, dös wird schon stimmen." Richter: „Aber Tag und Monat will ich auch wissen." Angeklagter: „Jur Jänner." Richter: „Am wievielten?" — „So zwischen dem ersten und letzten." — „Also am 16." Angeklagter: „Ja, jetzt kann i mi erinnern" Richter: „Wo sind Sie gebo ren?" — „Daheim." — „Wo find Sie denn daheim?" -- „An Ochsenhausen." — „Wo ist denn das?" Angeklagter: JS. Stund von La z'Fuß, aber i Hab zwei bmucht

, weil i einkehrt a bin." Der Richter will nun wissen, in welchem Bezirk nno in welchem Land Ochsenhausen liegt. Verwundert meint Ser Wastl: „Im Bezirk Lans." Richter: „Und zmtändig?^ — „A dorchin." Richter: „Gott sei Dank!" Nun entwickelt sich folgendes Frage- und Antwort- spiel: „Religwn?" - „A Religion Hab i schon!" — „Ich Mine, ob Katholik oder Protestant oder Jude?" — An geklagter: „$a freilich, a Katholik." Richter: „Ledig?" - „Na." — „Verheiratet?" — „Na." — „Verwitwet?" „Na." — „Gerichtlich geschieden

?" — „Na." Richter: „Faktisch getrennt?" Angeklagter: „Na, ja! I woatz net, wie Sie das nennen, Euer Gnaden, i leb halt uit mit mein Weib." Richter: „Ehelich oder unehelich geboren?" An geklagter: „Ja —!" Richter: „Was heißt das?" Ange klagter: „Zwei ledige Kinder mutz t -erhalten l" — „Nein- Sie?" — „I bin gar nit der Vater, Wissens . .." Rich ter: „Also ehelich. Was haben Sie denn für einen Beruf?- ~~ Schweigen. — „Was haben Sie denn für ein Geschäft?" — „Holzknecht bin i." — „Können Sie lesen

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 12
Date: 05.07.1925
Physical description: 12
als der Kaiser, vor züglich jetzt, da man unfern guten Ferdinand von allen Seiten die Hände binden, ihn berauben will." So politisierte der Bäckermeister Leo dem Richter entgegen. Eigentlich konnte der Richter nichts da gegen sagen. „Mag schon so gewesen sein," versetzte er. „aber dieses Mal werden den Tirolern die Versprechen ge halten und für die Emauser stehe ich ein." Als der Richter dieses sagte, brach Meister Leo in helles Lachen aus. „Was, Sie?" fragte er endlich; „wissen Sie den zweiten Punkt

der Herzensangele genheiten der Emauser nicht mehr, welche König Melcher dem Wiener Regierungs-Kommissär vor legte und dessen Erfüllung dieser zusagte; demge mäß hätten Sie in Emaus gar nicht so viel mehr zu sagen. Nichts für ungut, Herr Richter! Bevor wir nicht wissen, wie wir Tiroler mit dein Kaiser daran sind, rührt der Leo keinen Fuß und meine Schützen denken ebenso wie ich." „Eben der Kaiser ruft," erwiderte der Richter; „das werdet ihr mir doch glauben? Habt ihr ja alles aus des Prinzen Johann Munde

selbst gehört." „Der Prinz Johann ist schon recht," meinte Leo; „aber er ist nicht der Kaiser und er scherwenzelt halt auch ein bißchen hin und her; unser alter Ak tuar nannte ihn gar — doch 's Maul halten Lea, bald hätte ich zuviel gesagt." „Wie hat der Aktuar den Prinzen Johann ge nannt?" fragte der Richter. „Gedanken sind zollftei," antwortete Leo; „ich sage es nicht. Behüt euch Gott, Herr Richter!" Fort war Leo und somit die Schützenwerbung in Emaus abgebrochen. — Noch schlechter erging es dem Richter

zu erküren und mundgerecht zu machen. Es waren sohin die Türkheimer schon ganz aus-, ein- und durchgemelchert, als der Richter zu dem Tadding kam. Zur Vermehrung seines Ansehens, vielleicht aber auch zu seiner persönlichen Sicherheit hatte dieser einen Rechtspraktikanten, natürlich auch den un vermeidlichen Schlauchele mitgenommen. Die Türkheimer waren schon vollständig versam melt, doch dieses Mal nicht mit den Hüten in den Händen, sondern bedeckten Hauptes blieben sie mit ihren dampfenden Pfeifen

in dem Munde; das Hut- abnehmen hatte Melcher gesagt, sei ein alter Zopf und im Wirtshause seien alle gleich, ob einer Branntwein oder Champagner trinke, Lauskraut oder Zigarren rauche; so sagte auch der Rößlwirt. Freilich hatte der Rößlwirt keinen Champagner, sondern ein Faß für alle, für alle das Seite! zu 6 Kreuzer, selbst für den Landrichter. Der Richter hüstelte ein wenig, als er in das mit Tabakqualm gefüllte Gastzimmer trat. „Oeffnet doch ein Fenster," sagte der Richter, „ich ersticke!" Niemand

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Page 5 of 6
Date: 15.06.1929
Physical description: 6
. Statt sich aber zurückzuziehen, begann sie die Mau Sch. zu beschimpfen. Dem Eugen Sch. ries sie vor allen Echten zu: „Sitzst Du schon wieder mit einem schwangeren Weib i rm Wirtshaus?" und die Frau selbst apostrophierte sie mit dem freundlichen Wunsch: „Fünf Kinder sollst Du kriegen und zer reißen soll es Dich!" Vor Gericht spielte Philomena die platonische Freundin und erklärte schlankweg, alle Zeugen, die die unter Anklage gestell ten Aeußerungen bestätigten, sagen nicht die Wahrheit. Der Richter

besuche. Zu Silvester sei er sogar mit oer Frau nach Mitternacht eingehängt gesehen morden und einmal habe er ihr in der Nacht mit einem zweiten Mann ein Ständchen gebracht. P. stellte alle diese Begebenheiten als harmlos hin und exklärte, er könne dis gelegentlichen zufälligen Zusammenkünfte mit der Frau St. nicht vermeiden, weil er bei deren Mutter angestellt sei und keine Ursache habe, die Frau seines früheren Freundes vor den Kopf zu stoßen, wenn sie seine Gesellschaft suche. Der Richter ging

Mer tens ausgenommen. Als er, Richter, sich nach Hause bege ben wollte, Hütten ihn die Transportbegleiter darauf auf merksam gemacht, daß Frau Mertens im Sterben liege. Als er in den Saal kam, sei sie bereits tot ge wesen. Er sei dann zur Polizeiwache gegangen und auf seinen Wunsch sei der Polizeikommissär noch in der Nacht herbeigeholt worden. Der Vorsitzende machte den Angeklagten darauf auf merksam, daß er im Lause seiner Aussagen sehr ver schiedene Angaben gemacht habe. Das Gift habe er dabei

nicht genannt. Auf der Wache habe er etwas m den Ofen gewor- feu, das, nach der Ansicht eines Polizeibeamten, einem Röhrchen ähnlich gesehen habe. Dr. Richter antwortete, seine verschiedenen Aussagen seien darauf zurückzuführen, daß er keine Zeit zur Ueber- legung gehabt hätte. Das Gift sei von ihm absichtlich verschwiegen worden. Frau Mertens müsse sich das Gift mittels Stuhlzäpfchen selbst in den Darm emgeführt haben. Dr. Richter wurde dann noch darauf aufmerksam gemacht, daß das Gift durch die Magensäure

unwirksmn gemacht werde. Er erklärte darauf, das ser ihm nicht bekannt gewesen. Die Zeugenaussage«. Die Schwester der Frau Mertens erklärte, sie habe Käthe des öfteren gesagt, sie solle von Richter ablassen, der doch nichts von ihr wissen wolle. Ueber die Vorfälle in S i m m e r a t h sagte sie aus, sie habe mit ihrer Schwe ster zusammen in einem Hotelzimmer geschlafen, habe aber aus verschiedenen Anzeichen den Eindruck gewon nen, daß zwischen Käthe und Richter ein intimer Ver kehr stattgefunöen

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