, der kein Kind beleidigt hat! Is 's denn möglich? Ja, von wem is er denn 'derschoss'n word'n und wo?" Der Richter betrachtete den Burschen mit durchbohrenden Blicken. „Kennen Sie dieses Kleidungsstück?" fragte er dann, dem Gefangenen eine alte, halb zerfetzte Joppe, die auf dem Tische lag, entgegenhaltend. „Die Jopp'n?" rief Quirin verwundert. „Du mei', da schaut bald eine aus wie die andere! Aber den alten Fetz'n Hab' ich noch nie g'seh'n." „Und kennen Sie auch dieses Notizbuch, das hier in der Seitentasche
der Joppe steckt, nicht?" fuhr der Richter, das Buch der Maler Adami, der in der verflossenen Nacht mit einem Ge nossen beim Wildern ertappt und, da er sich zur Wehre setzte, von den Jägern niedergeschossen wurde. Diese Joppe kann er nur von seinem Gefährten erhalten haben und dieser Gefährte wäre also der Tiroler Andreas Hachtinger gewesen —" „Herr Amtsrichter," fiel hier Randorfer ein, „ich kann's be- schwör'n, daß 's der Hachtinger net g'wesen is. Ich kenn' ihn wohl, denn er hat uns schon oft g'nug
. „Höllteufel," murmelte er unhörbar in sich hinein, „das Büchl Hab' ich ver gessen g'habt — jetzt bin i' verlor'n!" „Gestehen Sie," drängte der Richter. „Das Buch gehört Ihnen! Ihr Erschrecken beim Erblicken desselben hat Sie ver raten —" „Was braucht's da zu gesteh'n?" rief der Bursche, der sich rasch wieder gefaßt hatte, keck. „Es is wahr, das Büchl da g'hört mein und die Jopp'ck auch, ich Hab' sie voneh nur net so genau ang'schaut. Heißt das, damit ich's recht sag', sie hat amal mir g'hört
, aber ich Hab' sie schon vor a paar Monat' ein'm Kame raden g'schenkt —" „So? Und wie heißt dieser Kamerad?" unterbrach ihn der Richter, der einen raschen Blick mit Randorfer gewechselt hatte, mit ungläubiger Miene. „Andreas Hachtinger. Er is a Holzarbeiter und von Tirol daheim —" „Gut ausgedacht," nickte der Richter. „Nur schade, daß Ihnen niemand Glauben schenken wird. Diese Joppe hier trug Aber wenn ich wieder 'rauskomm', nachher rechnen wir ab mit einander, nachher is dir a Kügerl g'wiß —" „Schweigen
Sie," donnerte der Richter. „Wie können Sie sich erfrechen, in meiner Gegenwart solche Drohungen auszustoßen. Führt den Gefangenen ab! Meine Tätigkeit ist zu Ende, das weitere ist Sache des Untersuchungsrichters. Durch hartnäckiges Leugnen wird übrigens der Bursche seine Sache nur noch mehr verschlimmern, denn die Beweise gegen ihn sind erdrückend und seine Verurteilung ist gewiß." — Diese Vorhersagung ging auch in Erfüllung. Quirin, der sich in der Voruntersuchung, von allen Seiten in die Enge ge trieben