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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 2 of 8
Date: 26.10.1922
Physical description: 8
an der Ett- und Maximilianstraße den krummen Weg wieder einmal für richtiger halten. Womit nur neuerdings bewiesen wäre, daß in Bayern nicht die dem Parlament verant wortliche Regierung, sondern andere, vermeint- lich untergeordnete Stellen endgültig bestimmen. Ueber den Zweck des Stelldicheins dieser hohen Herrschaften teilt das Blatt nichts mit, doch zu Die rechtschaffenen Richter. Von Anatole France. Ich habe einmal ein paar rechtschaffene Richter gesehen, sagte Johann Marteau, das war auf einem Bild

von Mabuse zwei rechtschaffene Richter. Sie gehören zu einer verloren gegangenen Art. Ich will damit sagen, es waren fahrende Richter, die ■ im Zuckeltrab aus ihren Pferden von Ort zu Ort ritten. Gendarmen, mit Lanzen und Partisanen bewaffnet, geben ihnen zu Fuß das Geleite. Die beiden bärtigen Richter tragen auf ihrem langen Haupthaar wie die Könige in den alten flämischen Bibeln eine merkwürdige, kostbare Kopfbedeckung, : die zugleich einer Nachtmütze und einem Diadem ähnlich sieht. Ihre Bro?atg

«w ander sind reich mit eingewirkten Blumen verziert. Der alte Meister hat es verstanden,ffhnen ein würdiges, ruhiges und sanftes' Aussehen zu verleihen, und ihre Pferde sind still und sanft wie sie. Und doch haben die beiden Richter weder denselben Charakter noch die ' gleiche Auffassung ihres Amtes. Das sieht man sofort. Der eine hält in der Hand ein Papier und zeigt mit dem Finger auf den Text. Der andere stützt die linke Hand auf den Sattelknops, während er die rechte mehr wohlwollend als gebieterisch

emporhebt. Es scheint, als hätte er Zwischen Dau men und Zeigefinger ein unmerklich seines Pul ver. Diese Gebärde seiner sorgsamen Hand deutet aus vorsichtig erwägendes, scharfsinniges Denken. Beides sind rechtschaffene Richter, aber der eine haftet am Buchstaben, während der andere mit dem Geiste richtet. Aus die Barriere gestützt, die sie vom Publikum trennt, hörte ich ihnen zu. Der erste Richter sagt: »Ich halte mich an das, was geschrieben steht. Das erste Gesetz wurde aus Stein geschrieben

, zum Zeichen, daß es bis an das Ende der Welt dauern würde." Der andere Richter antwortet daraus: »Jedes geschriebene Gesetz wurde schon ungültig, denn die Hand des Schreibers ist langsam, aber der Geist der Menschen ist flink und ihr Schicksal ist bewegt." Und die beiden guten Alten fahren in ihrer Un terhaltung fort: Erster Richter: Das Gesetz ist unveränderlich. Zweiter Richter: Zu keiner Zeit noch stand das Gesetz fest. Erstes Richter: Da es von Gott herrührt, ist es unwandelbar. Zweiter Richter

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Innsbrucker Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 27.02.1936
Physical description: 6
während des ersten Rennlaufes stürzten infolge der warmen Witterung Teile „Zuchthaus, Narrenhaus oder Arbeitshaus?" Innsbruck, 26. Februar. In welches dieser drei Häuser die beiden Angeklagten eigentlich gehören, darüber sollte gestern ein Einzelrichter des Landesgerichtes entscheiden. Der 34jährige, verheiratete Hilfsarbeiter Josef Grün- auer aus Landeck wurde aus der Haft vorgeführt und stand, an Händen und Füßen zitternd, vor dem Richter, um sich wegen eines Diebstahles von 50 Paar Würsten, 4 Kilogramm

, wo er dann noch eine Zeitlang weitertobte. Richter: „Also, Grünauer, was sagen Sie zu dem, was Sie da wieder angestellt haben?" Ang.: „Herr Richter, ich weiß von allem nichts, ich war total betrunken." Richter: „Ein Betrunkener geht nicht so genau zu Werke wie Sie. Wo haben Sie übrigens das Geld zum Trinken her?" Ang.: „Ich erhielt an diesem Tage die Arbeits- lofenu n ter stützun g." Richter: „Die gehört aber nicht zum Vertrinken." Ang.: „Ich bin mit meinen Kindern spazieren gegangen und dann eingekehrt." Richter

: und dann haben Sie die Kinder heimge führt und sind wieder ins Wirtshaus; dann zum Metzger um die Würste." Ang.: „Ich weiß von all dem nichts." Richter: „Auf der Jnnbrücke in Landeck haben Sie sich niedergelegt und mußten mit einem Wagen in den Arrest gebracht werden, wo Sie die Wachorgane auf das Gröb lichste beschimpften." Ang.: „Herr Richter» wenn ich nur das Geringste getrun ken habe, dann weiß ich nicht mehr, was ich tue." Richter: „Dann lasten Sie das Trinken ganz einfach." Ang.: „Herr Richter, ich verspreche

Aktentasche, zwei Medail len auf der Brust, sedoch ohne Mütze. Diesem Kumpan wurde zur Last gelegt, daß er am 8. Jänner in Kus stein in einem Hotel am Bahnhofplatze die Gäste be lästigte und den ihn abholenden Gendarmen tätlich an- griff, wobei er ihm den Säbel aus der Scheide zog; auch dieser sckon überaus gerichtsbekannte Mann konnte mit Hilfe anderer Wachorgane überwältigt und in den Arrest gesteckt werden. Richter: „Warum haben Sie das getan?" — Ang.: „Ich war halt betrunken." — Richter: „Saufen

Sie nicht imu.er, wenn Sie schon wissen, daß Sie nichts vertragen." -- Ang.: „Herr Richter, ich wollte den Gendarmen ja gar nicht beleidigen. Im Gegenteil, ich habe sogar ein schönes Erdicht aus die Gendarmerie gemacht." — Richter: „Wir sind auf Ihre Gedichte gar nicht neugierig." ‘ Der Angeklagte, der bislang schneidig vor dem Richter stand, läßt plötzlich den Kopf sinken, setzt sich auf die An klagebank und beginnt bitterlich zu weinen. Richter: „Schaffer, warum weinen Sie denn jetzt auf ein mal?" Äng

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Tiroler Gemeinde-Blatt
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Page 5 of 8
Date: 28.01.1911
Physical description: 8
allen tirolischen Herrenhausmitgliedern einzeln mit dem Ersuchen milzuteilen, den Antrag von Schrammel und Genoffen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen. Verantwortlichkeit der Richter für die den Parteien erteilten Ratschläge. In einer neulich erflossenen Entscheidung hat der Oberste Gerichtshof in Wien den Grundsatz festgelegt, daß die Richter keine Verantwortung für die Ratschläge tragen, die sie nach bestem Wissen und Ge- wiffen einer Partei erteilen. Der diesfällige Sachverhalt

war folgender: In einem bei einem Gerichtshöfe anhängigen Rechtsstreite hat ein Richter drei Parteien den Rat erteilt, von der Ergreifung eines Rechtsmittels gegen eine Entscheidung des ersten Richters abzustehen, weil bei bereits erfolgter Appellation seitens vier weiterer Streitinteressenten, dieser von den letzteren ergriffene Rekurs seiner Meinung nach hinreiche, um auch für sie im Falle eines günstigen Ausganges wirksam zu sein. Die Sache ging aber anders aus, als sich der Richter gedacht

hatte, und als die Parteien infolgedessen sich durch die höhere Entscheidung geschädigt fühlten, erhoben sie gegen den Richter die Klage, die vom Oberlandesgerichte, als den für solche Rechtssachen zuständigen Richter erster Instanz abge wiesen wurde, mit folgender Begründung: Um zu einer richtigen Beurteilung der Sache zu kommen, muß vor allem festgestellt werden, ob der be klagte Richter den bezüglichen Ratschlag während der Ausübung seiner amtlichen Tätigkeit den Parteien erteilt hat und ob er hiedurch eineUeber

- tretung seiner Amtspflichten sich schuldig gemacht habe. Die obige erste Frage muß unbedingt bejaht werden, wobei zur Rechtfertigung dieser Be hauptung sich nur auf den § 432 der Gerichtsordnung bezogen zu werden braucht, wonach der Richter ver pflichtet ist, seinen Parteien, die nicht rechtskundig oder nicht von einem Advokaten vertreten sind, die nötigen Unterweisungen zu erteilen, um ihre Rechte im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen zu wahren, und sie über die mit ihren Handlungen

oder Unterlaffungen ver bundenen Folgen zu belehren. Dagegen muß die zweite Frage unbedingt verneint werden. Nicht jede irrtümliche Anschauung über eine gesetzliche Ver fügung oder Bestimmung begründet nämlich tatsächlich eine Uebertretung der Amtspflichten. Denn sonst müßte jede Entscheidung, die im Instanzenwege abgeändert wird, für den Richter, der sie verkündet hat, eine Ver letzung seiner Dienstespflichten begründen. Auch würde dies nicht nur jedem Rechtsgrundsatze widersprechen

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Tiroler Post
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Page 6 of 16
Date: 17.04.1908
Physical description: 16
Königstocher als Braut gabe genügt hätte, lagen ein Halsband aus 400 Perlen von erlesener Farbe und Form, eine Kette und Ohrringe aus Brillanten und Türki sen, ein Diamautarmband und eine Uhr, die allein schon Millionen gekostet hat. Ein Zeugenverhör. Richter: „Gendarm führen Sie den nächsten Zeugen vor!" (Gendarm geht ab und gleich darauf deutet er unter der Türe nach dem Richter, worauf ein Mann auf ihn zutritt.) Richter: „Wie heißen Sie?" — Jakob: „Jakob Lorch." — Richter: „Wie alt

sind Sie^ Ia k o b : „Ich meine, das gehört nicht hieher." — Richter: „Wollen Sie augenblick lich sagen, wie alt Sie sind." — Jakob: „Dreiunddreißig Jahre." — Richter: „Sind Sie lutherisch oder katholisch?" — Jakob: „Aber Herr Richter!" —Richter: „Wenn Sie sich noch einmal unterstehen, mir zu widersprechen, so laß' ich Sie einstecken bei Wasser und Brot." — I a^o b: „Ich bin lutherisch." — Richter: „Sind Sie mit dem Angeklagten verwandt, ver schwägert oder in Diensten?" — Jakob: „Ich? Mit denen? Füllt mir gar nicht ein, wo denken

Sie hin, Herr Richter!" (Steigendes Gelächter im Publikum.) — Richter: „Enthalten Sie sich der unpassenden Bemerkungen! Erheben Sie die Hand und schwören Sie." — Jakob: „Ich meine aber wirklich, Herr Richter, das wäre un nötig." (Gelächter im Publikum.) — Richter (erhebt sich wütend und schreit): „Ich lasse Sie arretieren, wenn Sie sich noch einmal erdreisten, eine Gegenrede zu machen. Heben Sie die Hand in die Höhe, schwören Sie!" (Jakob erhebt die Hand. Der Richter liest ihm den Eid vor und Jakob spricht

nach.) Richter: „Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe!" — Jakob: „Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe!" — Richte r: „Alles zu berichten, was ich weiß." — Jakob: „Alles zu berichten, was ich weiß." — Rich ter: „Nichts zu verschweigen, was zur Aufhellung des Tatbestandes dienen kann." — Jakob: „Nichts zu verschweigen, was zur Aufhellung des Tatbestandes dienen kann." — Richter: „Und nichts als die reine Wahrheit zu sagen!" — Jakob: „Und nichts als die reine Wahrheit zu sagen!" — Richter: „Amen!" — Jakob. „Amen

!" — Richter: „Nun, was haben Sie zu sagen?" — Jakob: „Eine schöne Empseh- lung vom Herrn Oberst, und er ließe Sie auf heute abend acht Uhr zum Souper einladen. Das Reh, das er gestern geschossen, sei angekommen." (Schallendes Gelächter im Publikum.- — Rich ter: „W — a — a — a — s? Sind Sie denn kein Zeuge?" — Jakob: „Nein, Herr Richter, ich bin der Bediente des Herrn Oberst und sollte Sie einladen, und da ich Sie nicht zu Hause fand, bin ich hieher gekommen. Als ich nach Ihnen fragte, hat mich ein Gendarm

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 12
Date: 13.10.1906
Physical description: 12
, die ganze Besatzung mit Aus nahme weniger Soldaten, die sich an die Ge schütze geklammert hatten, sind umgekommen. — Auch in New-Orleans selbst hat der Wir belsturm in dem aus Wohngebäuden bestehen den Teile der Stadt Verheerungen angerich tet: mehrere Häuser stürzten ein. Die Zer störungen sind am größten in dem fünfzig Meilen entfernten Pontchatoula; dort sind vier Personen ums Leben gekommen. (Der § 23.) (Bezirksgerichts Richter: An geklagter, Sie haben Flugschriften verteilt und sich dadurch

au dem Paragraph 23 vergangen. Was haben Sie dagegen einzuwenden? — An geklagter: Ich habe dem Paragraph 23 nichts getan, kenne ihn ja gar nicht. — Richter: Gnt! (Ruft zum Saaldiener:) Der Herr Paragraph 23 soll hereinkommen. — Ein kümmerlich und komisch aussehendes Männchen humpeltausdünnen Füßchen herein und grinst blödsinnig vertrant den Richter an. — Richter: Herr Zeuge, Sie heißen? — Zeuge: Paragraph 23. — Richter: Katholisch? — Zeuge: Ja. — Richter: Ver heiratet? — Zeuge: Nein. — Verteidiger: Er lebt

mit Fräulein Justitia im Konkubinat und ... Richter (mit abwehrender Bewegung: Schon gut, schon gut! Herr Zeuge, was sind Sie?—Zeuge: Statist beim Preßgesetz. — Richter: Wo wohnen Sie? — Zeuge: Ich bin beim Herrn Staats anwalt aus Kost. — Richter: Wie heißt Ihr Vater? — Zeuge: Unsinn. - Richter: Und ihre Mutter? — Zeuge: Beschränktheit. — Richter: was ist Ihr Vater? — Zeuge: Hofrat. — Richter: Haben Sie für jemanden zu sorgen? — Zeuge: Ja für die Lächerlichkeit. — Richter: Gnt, Herr Zeuge. Sie behaupten

also, von dem Ange klagten beleidigt worden zu sein. Wie war das? Zeuge: Der Angeklagte hat Flugschriften verteilt und mich dadurch in meiner Ruhe empfindlich gestört, ich bin nämlich ein Kranker. — Richter: Die Flugschriften waren eigentlich von der Zensur erlaubt. — Staatsanwalt: Ganz egal, sie sollten aber trotzdem nicht gelesen werden. — Richter: Stimmt. — Verkündet das Urteil. Der Ange klagte wird schuldig erkannt, erlaubte Druck schriften verteilt zu haben und daher zu einer Arreststrafe von drei Tagen

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 16
Date: 10.05.1925
Physical description: 16
2 Der DeuMMmler. Eine Erzählung aus dem Tiroler Volksleben von Josef Praxmarer. „Konstitution, Metternich gestürzt?" rief der Richter, fast wie vom Blitze getroffen, aus. „Das kann nicht fein, das ist unmöglich! Dann ist's mit Oesterreich zu Ende!" Und er nahm eines der gedruckten Manifeste und da stand es schwarz auf weiß; er traute kaum sei nen Augen. „Das kann nicht wahr sein, es ist mir noch nichts Amtliches zugekommen und das ist doch der regel rechte Gang, der amtliche

; was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt, so lautet der Grundsatz der Juristen und Sie, Herr Doktor, sind doch auch Jurist." „Und doch ists so, Herr Richter," antwortete der Doktor, „daß ich der Emauser Schneckenpost vor angeeilt bin, dafür kann ich nicht." Und lange twch las der Richter den Zettel durch mit den großen Buchstaben. Wort für Wort sich die Namen Konstitution, Preßfreiheit und Na- tionalgarüe wiederholend; es begann ihm fast all mählich der Verstand stille zu stehen und vor den Augen dunkel

. Ich werde jetzt zu den noch auf dem Platze harrenden Neugierigen gehen, um ihnen zu ver künden, daß der Frühling der Freiheit in Oester reich angebrochen ist. Ich werde schwarzrotgoldene Kokarden austeilen, die ich von Innsbruck mitge bracht habe. Auch in Emaus soll heute die Sonne der Freiheit aufgehen und der Metternichische Zopf mit scharfer Schere abgeschnitten werden. Hoch Deutschland über alles!" Und der Doktor wollte das Amtszimmer ver lassen. Der Richter war nun in einer peinlichen Ver legenheit. War das vom Doktor Gesagte

hängen und chn erst noch bei der gegebenen Preßfreiheit öffentlich vor der Welt an den Pranger stellen. „Bleiben Sie doch noch eine Weile hier, Herr Doktor!" sagte der Landrichter; „amtlich habe ich üchts und so kann ich doch eine in das öffentliche Leben so einschneidende Sache nicht puplizieren lassen; ein Auflauf wäre unvermeidlich, Sie ken nen die Emauser: oder begeben Sie sich still und ohne Aufsehen in Ihre Wohnung; inzwischen kommt es amtlich, dann meinetwegen mögen Sie reden." „Herr Richter

meines Amtseides nicht anders handeln kann; geben Sie mir dafür das Handgelöbnis." „Nun, meinetwegen." sagte der Doktor, dem Richter die Hand hinstreckend. Und so ging er, die konfi^ierten Zettel auf dem Tische zurücklassend. Schlaumeier schaute ihm betrübt nach, eine, wie man es ihm ansah, halb gezwungene Verbeugung machend. „Folg ihm unbemerkt nach." befahl der Richter dem Schlaumeier; „wir dürfen ihn doch nicht aus den Augen lassen. Lieber Schlaumeier, ich fürchte, es kommen für uns schlimme Zeiten

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Neueste Zeitung
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Page 7 of 8
Date: 14.06.1929
Physical description: 8
hat. das er zu sich nahm. Franziska wandte ich nun an das Vornrundschaftsgericht um die Helratsbervil- „Neueste Zeitung" Nr. 185. Seite 7. Der Giftmoröprozeb gegen einen jungen Arzt. Bonn. 13. Juni. Hier begann gestern der Sensationsprozetz gegen den 80jährigen Arzt Dr. Peter Richter ans Bingen. Der wegen Meineides und Bergifiung der Krankenschwester Käthe Mertens aus Bonn angeklagt ist. Da er trotz seiner Jugend schon den Rns eines hervorragenden Spe zialisten der Ohren- und Nasenheilkunde hatte und sehr beliebt

war, stößt die Beschuldigung, dieser Mann, habe eine ihm unbequeme Geliebte ans tückische A r t a u s dem Leben geräumt, vielfach auf Unglauben, zu mal bei aller schweren Belastung, die die Untersuchung gegen ihn zutage gefördert hat, doch auch viel Rätselhaftes den ganzen Fall verdunkelt. Die liebesbttrstige BrillantenhändlersgaLLm. Die Vorgeschichte des Falles geht bis auf das Jahr 1923 zurück, in dem Dr. Richter als Assistenzarzt an der Ohrcn- klinik in Bonn tätig war. Dort lebte auch Frau Käthe

Mertens, deren Mann, ein Brillantenhändler. in Haft war und daher der Wohnung zwei Jahre lang ferne blieb. Sic war eine leidenschaftlich sinnliche Frau, auffallend schön und verführerisch. Eines Tages wurde Dr. Richter mit Frau Mertens anläßlich der Impfung ihres Kindes bekannt und trat bald zu ihr in intime Be ziehungen. Das scheint auch den Anlaß zur Ehescheidung der Mertens geboten zu Haben, die im Jahre 1926 voll zogen wurde. Dr. Richter erklärte damals unter Eid, seine freundschaftlichen

Beziehungen zu Frau Käthe hätten keinerlei sexuelle Motive gehabt. Dies stand aber in krassem Widerspruch zu den Tatsachen. Nachbarn wußten, daß der junge Doktor häufig abends zur schönen Käthe kam und erst morgens die Wohnung verließ. Beide waren so unvorsichtig, daß Fremde ihre Zärtlichkeiten beobachten konnten. „Nur eine Idee reines Gift." Einige Jahre lang dauerten die Beziehungen, Frau Mertens war anspruchsvoll, Dr. Richter wußte große Geldaufwenöungen für sie machen, und es scheint

auch, daß er eine F r u ch t a b t r e i b u n g an ihr vorge- nommen hat, die später ein Nnterle i bs le i d en zur Folge hatte. Im Oktober 1928 übersiedelte Dr. Richter nach Bingen und wollte mit Käthe gänzlich brechen. Aber Käthe verlangte, er solle sie heiraten und erklärte, sie werde ihn dazu zwingen, denn sie -habe ihn vollkommen in der Hand. Damit spielte sie auf den Meineid im Ehescheidungsprozetz an. Der junge Arzt geriet dadurch in eine schwere Klemme, denn Frau Mertens war für ihn die Drohung, mit dem Kriminalgericht in Konflikt zu kommen

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Unterinntaler Bote
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Page 2 of 8
Date: 13.08.1897
Physical description: 8
; Einzelpreis 20 kr.). Wie man „Vagabund" wird. Daß man nicht in jedem „Vagabunden", der uns auf Weg und Steg nnterkommt, einen Lumpen von Haus aus zu sehen hat, sondern daß oft arge Schicksalsschläge und mehr oder weniger verschuldetes Unglück den Menschen zu dem gemacht haben, was er ist, das erzählt uns der nach stehende Bericht aus dem Gerichtssaal. Vor dem Richter des Bezirksgerichts Favoriten in Wien stand kürzlich ein Häftling, der trotz seiner fadenscheinigen Kleidung sofort auffiel. Rock, Hose

und Gilet des Mannes waren vom Zahne der Zeit stark mitgenommen, aber Hemd brust, Kragen und Manschetten strahlten in blendendem Weiß. Dazu trug er vornehme Manieren zur Schau und sprach ein korrektes Hochdeutsch. Die Anklage gegen ihn lautete auf Uebertretung des § 1 des Vagabundengesetzes, weil er nicht in der Lage war, sich vor der Polizei mit einem ständigen rechtschaffenen Verdienste auszuweisen. Der Mann heißt Carl Riva, ist 55 Jahre alt und bisher unbescholten. Richter: Was ist Ihr Beruf

? — Angekl.: Schreiber. — Richter: Was schreiben Sie? — Angekl.: Ich übernehme Gesuchs- Politische Rundschau. MeftewercH-Wngcrvn. Se. Majestät der Kaiser hat zur Linderung der Roth in den vom Hochwasser geschädigten Kronländern ganz bedeutende Summen aus der Allerhöchsten Privatkasse gespendet und hat in eigener Person die Unglücksstellen in der Umgebung von Wien besichtigt. — Der Kaiser ernannte den Erzherzog Franz Ferdinand zum Protektor für die BetheUigung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche

österreichischen Arbeiterverbandes Hagedorn aus Wels zum ersten und Gesellenvereinsmitglied Preiß aus Salzburg zum zweiten Vizepräsidenten gewählt. Landeshauptmann Kanonikus Winkler begrüßte die Versammlung im Namen des Landes. Professor Gratl aus Bilin hielt sodann die Festrede und be- und Offertausfertigungen, wodurch ich mir ab und zu etwas verdiene. — Richter: Haben Sie Studien gemacht? — Angekl.: Ich absolvirte die Realschule. — Richter: Welchem Berufe widmeten Sie sich dann? — Angekl.: Dann kam

ich zum Militär, wo ich sechs Jahre diente. Als Feldwebel trat ich im Jahre 1866 aus dem Dienste. — Richter: Und nachher? — Angekl.: Dann gelang es mir, zur Kaschau- Oderberger Bahn als Controlbeamter zu kommen. — Richter: Welche Bezüge hatten Sie als solcher? — Angekl.: 1000 fl. Gehalt und 450 fl. Quartiergeld. — Richter: Weshalb blieben Sie nicht dort? Wurden Sie entlassen? — Angekl.: Nein, ich schied freiwillig aus dem Dienste. — Richter: Aus welchem Grunde? — Angekl.: Ich war unglücklich ver- heirathet

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 8
Date: 13.07.1924
Physical description: 8
Touristenschuh den Kaps seiner Gattin so kräftig bearbeiwt, daß sie bewußtlos zusammenstürzte und längere Zeit zur Heilung der Wunden brauchte. Angeklagter: Kann ich mit Frau Brumla nit länger leben, iss Kreuz, mit solche Frau z'samm' leben müssen. — Richter: Aber Sie sind doch angeklagt. — Angeklagter: Richtig, aber schuld is nur Frau Brumla. Es sich also Frau Brumla damals in Wohnung von liebe Frau Horalik mir nachgange, hat durt riesige Bahöll macht, hat mir gewatschnetl Zuletzt hat Frau Brumla noch Hand

tasche mir rn Gesicht würfen. Richter: Mit „Frau Brumla" meinen Sie wohl Ihre Frau? Angeklagter: Das schon. Aber Frau Brumla is sich meine Frau nur mehr aus dem Papier. Sunst kann i solche Frau nit brauche. Richter: Das gibt Ihnen noch kein Recht, die Frau so zu miß handeln. — Angeklagter: Ale, war ich ja in Notwehr. Ich bin sunsten gute Kerl. Ein Herr Als che r beschwerte sich dann als Zeuge. Er war der Besitzer des Touristenschuhes, der die Schlacht zwischen Herrn und Frau Brumla. Is sich also Frau

Brumla damals in Wohnung Schuh als oorpus delicti, und so konnte Herr Alscher seitdem die Touristik nicht ausüben. * Frau Brumla: Ich will aussagen. Mann muß Straf kriegen, einmal mach me Schluß. 37 Jahr sein me verheiratet, oh so glück lich, aber seit fünf Jahr nit mehr zum aushalten mit ihm — Richter: Warum denn nicht? — Zeugin: Hat alter Esel aus einmal angefangt, ander« Frauenzimmer nachzulaufen. Hat manchmal fünf Geliebte gehabt, zuletzt Hab ich ihn aber bei der Horalik erwischt. Richter

: Was hat er in der Wohnung der Horalik gesucht? — Zeugin: Ale, bitt ich Ihnen, was macht so alte Kerl bei fremde Frau? Hat sich halt geliebt mit der Horalik. No und da Hab ich chm halt Watschen gegeben, weil er mich wieder betrügt. Da hat er wie Wilder mit Nagelschuh auf meine arme Kupp geschlagen. Franziska Horalik, eine stattliche Frau von 48 Jahren, meint als Zeugin seelenruhia, daß Herr Brumla ziemlich oft in ihrer Wohnung äst, weil er für sie arbeitet, ihr neue Schuh« macht oder di« alten repariert. — Richter

: Sie müssen aber sehr viel Schuh werk haben, da Herr Brumla sie sehr häufig besucht. Der Richter verurteilte schließlich den Angeklagten zu 50.000 K Geldstrafe oder zu 24 Stunden Arrest, wobei als mildernd die un leidlichen, anscheinend durch beide Ehegatten verschuldeten Verhält- nisse in dieser Ehe angenommen wurden. * § Tausend Gukden jährliche Renke. Wien, 11. Juli. In einem auf Valorisierung einer Friedensrente eingebrachten Klage ist nunmehr im schrifüichen Wege das Urteil erfolgt. Der im Jahre 1903

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Haller Lokalanzeiger
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Page 3 of 4
Date: 11.09.1926
Physical description: 4
des Heilmittelgesetzes stehen. Deshalb hatte sich nun der Wiener „Höllerhansl" wegen Kur pfuscherei zu verantworten. — Angeklagter: Oh, ich bin ka Kurpfuscher, meine Mutter hat mich gut gelernt. Ham S' a Ahnung, Herr Richter, wie ich seit Jahren als Wohltäter der Menschheit gefeiert werde, ich will Ihnen nur a paar Beispiele sagen. Da is im Polizeispital der Oberst Hochleitner gelegen, den ham s' dort drei Monat behandelt und dann Ham s' ihn ham'gschickt und g'sagt, daß für ihn ka Rettung mehr is. Aber ich, Herr

Richter, ich Hab' ihn g'heilt. Und da schau'n S', Herr Richter, dem wern S' doch Glauben schenken. (Er zieht aus seiner Hosentasche einen sorgsam eingewickelten Brief hervor, den er dem Richter übergibt.) Richter, Staatsanwalt und Schriftführer machen sich nun gemeinsam an das Studium des vorgelegten Schriftstückes. In der Ecke oben prangt das Bild des Troppauer Kardinals Skrbensky, der sich für die „gelungene Heilung" bei Ehl bedankt. — Ehl: „Na, was sag'n S' jetzt, Herr Richter? Aber das is noch gar

nix. 15 Zeugen Hab' ich Ihnen heut' hergebracht, noch 240 könnt' ich Ihnen bringen, und alle möchten Ihnen bestätigen, daß ich die reinste Zauberei an ihnen vollbracht habe." — Richter: „Nein, um Gottes Willen, verschonen Sie mich! Aber sagen Sie mir lieber, was das für Kräuter sind, die Sie den Leuten verkaufen." — Staatsanwalt Luebl: „Ja, sagen Sie, wie kommen Sie dazu, was ver stehen Sie denn davon?" — Ehl: „Herr Doktor, das geht Sie gar nix an! (Heiterkeit.) Sie werd'n sich gehörig täuschen

.) — Richter: „Ich stelle fest, daß Sie sogenannten „Hauchhechel" unter Ihren Kräutern verkaufen. Wußten Sie nicht, daß dieses Kraut ein Medikament ist und nur von Apothekern verkauft werden darf?" — Ehl: „Aber, was fallt Jhna ein, Herr Richter, an Hauchhechel gibt ’S net. Manen S' vielleicht Eisblumen oder Lavendel, oder vielleicht das Mittel, was i gegen die Wassersucht Hab, das Schimmelkraut? Aber i muß das besser wissen, an Hauchhechel gib 's net." — Richter: „Na ja, Sie können ja vielleicht recht

die Zeugen an. Wer'n Sie seh'n, Herr Richter, welche Wunder ich gewirkt Hab'." Lachend willfuhr der Richter dem Ersuchen des Wunderdoktors. Die Zeuginnen schildern in über schwenglichen Worten, welches Wunder Ehl an ihnen voll bracht habe. Der Staatsanwalt ist aber noch durchaus nicht von der Zauberkraft des Wunderdoktors überzeugt, und stellt an ihn die Frage, ob seine Kuren nicht vielleicht doch so mehr Spielereien ohne jede Grundlage gewesen seien. — Ehl: „Aber was bilden's Ihnen denn ein? Brechens

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 11.08.1928
Physical description: 6
ge- -' « Mv'kt zu haben, wegen Z e u g n i s o e r w e i g e ru n g zu 25 8 iMUsat s ^Mtrafe verurteilt. Sie verweigerte nämlich auf die Fraoe des Itt CtltP Achters, ob sie den Namen dieses Herrn wisse, jede Auskunft, feöaües «r Richter drohte ihr damals an, sie unnachsichtlich für sechs jUftM " “ ür öere« m Dos gar veo ira -ürftip nach lar, ei«t licht Bs wieöek mw folgt.) -,v„ in den Arrest zu schicken, wenn sie bei der nächsten Ver- Mvlung den Namen des Herrn nicht nennen werde. Bei der i%en Verhandlung

verzichtete die Angeklagte, um ihrer Freun- sm den Arrest zu ersparen, auf die Einvernahme dieser Ent- Mtungszeugin. Dagegen wurde die angeblich bestohlene Amelie Trauer als äeugin einvernommen. Richter: Wie sind Sie denn auf den diebsiahl gekommen? — Zeugin: Ich Hab' den Reifen in der Kanteitasche der Angeklagten gefunden. Mir ist etwas vom Inster heruntergefallen. ich bin hinuntergelaüfen und Hab' mir JH borzimmer den ersten besten Mantel umgehängt, es war der Mntel der Angeklagten. In der Tasche

, wenn auch das Muster im großen und ganzen dasselbe bleibe. Die Schwester der Angeklagten behauptete als Zeugin mit aller Bestimmtheit, daß der Reifen Eigentum ihrer Schwester fei. Auf Grund der widersprechenden Zeugenaussagen fällte der Richter mangels an Beweisen einen Freispruch § Im Rausch von der Elektrischen gestürzt. W i e n„ 10. Aug. Vor dem Strafbezirksgericht hatte sich gestern der Stvaßenbahn- schaffner Franz K o u h u t wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit zu verantworten. Es wurde ihm zur Last

in der Hand hielt und leicht angeheitert war, am Wagen hängen bleiben würde, habe er (Angeklagter) nicht voraussehen können. Nun wird der Maurergehilfe Mader als Zeuge einvernommen. — Richter: Wieso sind Sie hängen geblieben? Zeigen Sie mir das hier. — Zeuge: Dös kann i grab net, aber sagen kann i's Jhna, Herr Richter. — Richter: Sie haben sich eine Wurft ge kauft. Waren Sie da zuerst nicht in einem Wirtshaus oder beim Äranutweiner? — Zeuge: I war do arbeitslos, mit was wär' i denn gangen? — Richter

: Vielleicht hat Ihnen wer was zahlt? No, wie mar also die Sache? — Zeuge: I Hab' ko Signal net g'hört, dafür hat's mi auf amal beim Aermel gnumma un-d i bin scho mit a. — Richter: Wie weit sind Sie da mitgegangen? — Zeug e? Gangen? Dazua Hab' i ka Zeit g'habt zum Mitgeh'n. — Richter: Es hat Sie also mitgeschleift? Mehr am Rücken oder am Index? — Zeuge: No, mein Ruck'n hat's scho urndli g'straft. I bin do drei, vier Täg' g'Iegen. — Richter: Hat's weh getan? — Zeuge (eifrig): Freist hat's weh tan. — Rich

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 17.08.1928
Physical description: 6
, daß die Angeklagte mit ytn Schimpfworten sich selbst gemeiirt Hab«, rveil das durchaus Nicht ihrer Gewohnheit entspreche. Der Richter verurteilte die An geklagte zu 30 8 G e l d st r a f e. 8 Wenn der Herr Hausmeister beim „Schnapsen" gestört wird. Wien, 16. Aug. Richter: Nun. Karl Kolar. was haben Sie Mit dem Hausbesorger Karl Lischka eigentlich getrieben? S'.e sollen ihn mit einem Messer am Augenlid verletzt haben. — An geklagter: Das war ganz anders. Wir haben in der Wohnung des Herrn Tragseil Namenstag

. Sie sind beide gefallen und er hat sich dabei am Stiegengeländer verletzt. Ein Messer Hab ich gar nicht bei mir gehabt. Er war ja stockbetrnnken. da hat ihm das leicht passieren können. — Marie Lischka: 33iit schön, Herr Richter, ise mein Monn gar nit gsolln. Gstochen is er wordn. Heflich hote um Ruhe gebeten, ober sans olle über ihn hergfollu. Hot er nix trunken. — Richter: Na. zum Nachtmahl werden Sie doch was getrunken haben. — Zeugin: Habn me Krügel Vier trunken. — Richter: Und Wein soll auch geholt

hat überhaupt nichts getrunken. — Richter: Seine Frau sagt doch selbst, daß er Bier getrunken hat. — Zeuge: Dös ane Krügel! Richter: Und wo ist der Liter Wein hingekommrn? Sie sagen doch, daß Sie auch nichts getrunken haben. — Zeuge: Dös waß i net. Der Herr Lischka hat angeklopft und gesagt: „Bitt schön, zehne is. möchten die Herren net vielleicht aufhören?" Der Kolar ist ihm ins Gesicht gefahren und ich Hab gesehen, wie er gleich geblutet hat. — Richter: Das ist doch merkwürdig. Den Liter Wein

. Der 24jäbrige Neger Inn Lukas hatte eine junge Wienerin kennen gelernt, sie zu fick genommen und wollte sie heiraten. Mohammed Hassan, auch ein Artist, wollte dem Lukas die Braut abspenstig machen. Lukas war darüber empört, es kam zu einer Prügelei, an der sich auch die beiden Negerartisten Georg Mensa und Josef B e h 0 l l e beteiligt haben sollen. Außerdem hatten Lukas und T h 0 m p s 0 ir mit dem Kantineur Weiß wegen eines anderen Mädchens eine Balgerei. Richter: Also die Verantwortung von Thompson

und Lukas kennen wir schon. Jetzt werden wir einmal den Herrn Mensa fragen, was er zu dieser Prügelei sagt. Haben Sie den Hassan geschlagen? Angeklagter: Nein, Herr Richter, wir werden doch nicht drei über einen herfallen. Die Geschichte war so. Angeklagter Boholle (den Mensa zur Seite schiebend, inr rein sten Berlinerisch): Momang, laß mir mal reden Herr Nicht«, ick weeß von bet Ianze jar nischt. Ick bin schon in der Klappe gelegen und Hab jepennt. Us enma! hör ick 'n Krach, da bin ick rauß

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Neueste Zeitung
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Page 6 of 8
Date: 22.07.1928
Physical description: 8
, die Strafverfügung wurde auch aufgehoben, dagegen wurde aber gegen Pauker hinterher die Anzeige wegen Amts- ehrenbeleidigung erstattet, da er in bezug aus die Amts handlung den Ausdruck „Frechheit" gebraucht haben soll. Richter: Haben Sie den Ausdruck „Frechheit" gebraucht? Angeklagter: Es ist möglich, daß ich so etwas gesagt habe, ich habe aber nicht damit das Vorgehen 'des Wachmannes gemeint, sondern habe zu einem Herrn, der mich fragte, was denn' los sei. gesagt: „Es ist doch eine Frechheit. 5 Schilling

.für die Vorstellung zu .verlangen und dann sie zu stören." Ich hübe damit die gemeint, die sich da in eine Sache einmischen, die sie nichts angeht, denn ich habe der Aufforderung des Wachmannes sofort Folge geleistet. Richter: Ich will hier seststellen. daß der Wachebeamte tatsäch lich -keine Anzeige wegen Amtsehrenbeleidigung erstattet hat. Es wird sodann der Wachebeamte Josef Fleischer als Zeuge ein-vernommen. R-ichter: Also schildern Sie mir den Vorfall und weshalb Sie keine Anzeige erstattet haben. Zeuge

: Ich -habe den Angeklagten aufge-fordert, von der Akten tasche heruntevZust eige n. Richter: Warum denn? Zeuge: Na, es könnte eine Panik ausbrechen. Richter: Das haben Sie ihm während der Vorstellung gesagt? Zeuge: Nein, sie war grab unterbrochen, es war eine Kl-atsch- pause. Mchter: Haben Sie das Wort „Frechheit" gehört? Zeuge: Jawohl, ich bin ja hinter ihm gestanden. Angeklagter: Ich hatte den Eindruck, daß der WaÜMann sich an mich heranschlich und zuhorchte. Mchter szum Zeugen): Warum haben Sie keine Anzeige

er stattet? Zeuge: Weil meiner Ansicht nach eine Amtse-hrenbeleidigung nicht vorlag. Richter: Sehr richtig! Warum liegt denn keine vor? Zeuge: Ich bin fa hinter ihm gestanden, er hat mir ja nichts ins Gesicht gesagt, und -die Amtsehrenbeleidigung muß von Ange sicht zn Angesicht erfolgen; so steht es im Gesetz. Richter: Sehr richtig! DeshaM spreche ich den Angeklagten frei. 8 Schwindel auf Konto der Nationalsozialisten. Aus Wien wird berichtet: Nach kleinen Anfängen in seiner Heimatstadt Mödling

, weil sie als zwölfjähriges Mädchen von der Mutter zur Lasterhaftigkeit gezwungen wurde und weil die Mutter sie zwang, mit 15 Jahren «den o-Osährigen Haj-du zu heiraten. Der «wilde Baron". Wien, 21. Juli. Der gewesene Artist und nunmehrige Ausrufer einer Praterbude Friedrich Stern stand gestern vor Gericht unter der Anklage des Diebstahls. — Richter: Da zeigt der Johann Paw 1 e r an. daß -ihm am 16. Juli, während er bei der Reichs-brücke badete, seine Kleider gestohlen wurden. Außerdem kam ihm bei dieser Gelegenheit

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Tiroler Post
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Page 13 of 20
Date: 14.08.1908
Physical description: 20
P r a v d a gehörige Hosen aus einem versperrten Koffer entwendet zu haben. Eine frühere Verhandlung mußte vertagt wer den, weil der Privatbeteiligte Pravda bei der Polizei angegeben hatte, die Hosen seien im Kel ler gewesen, während er dem Richter versicherte, sie seien ihm aus einem Stall gestohlen worden. Auch diesmal waren die drei Hosen Gegenstand eingehender Erörterung. Der angeklagte Knabe leugnete. — Richter (zum Privatbeteiligten Pravda, der als Zeuge vernommen wird): Also sagen

Sie, können Sie sich mit Bestimmtheit er innern, daß die Hosen im Keller aufbewahrt wa ren? — Zeuge: Freili warens Hosen im Keller! — Richter: Das ist aber ebensowenig ein Auf bewahrungsort für Hosen, wie ein Stall. — Zeuge: Ich kann ich mi doch nit Schweinerei in Wohnung machen? — Richter: Sie meinen, in der Wohnung hätten Sie nicht Platz für alte Hosen? — Zeuge: No, no, Herr kaiserliche Rat, warens nit so alt, meine Hosen! (Heiterkeit.) Nun wurde der Schulknabe Franz Z e m s e s e als Zeuge vernommen. — Richter: Paulik

soll die gestohlenen Sachen verkauft haben. Wo hat er sie denn verkauft? — Zeuge: Das Werkzeug hat er an Kohlenhändler verkauft. — Richter: Und die Hosen? — Zeuge: Beim Vogelhändler in der Fasangassen. — Richter: Es ist sonder bar, daß der Vogelhändler von einem Schulkna ben Hosen gekauft haben soll! — Zeuge: Na, zum Weiterverkäufen! — Richter: Aber ein Vogel händler wird doch nicht mit alten Hosen handeln! — Pravda (beleidigt): Ale, Herr Richter, meine Hosen san niemals nit alt gwesen! (Heiterkeit

.) Und dann — warum full denn Vogelhändler kane Hosen nit haben? Krieg'n S' bei jede Vo gelhändler Hosen zum Spielen und zum Züchten! — Richter (nachdem er eine Zeitlang starr vor sich hingeblickt hat): Also sagen Sie mir jetzt — handelt es sich um Hosen oder Hasen? — Pravda: No, natürli um Hosen. — Richter: Hosen zum Anziehen? — Pravda: Ale na — andere. Klane Hosen waren f. — Richter: Ka ninchen? — Pravda: Küniglhosen! (Schallende Heiterkeit.) Richter: Jetzt verstehe ich, wieso die Hosen zugleich in einem Stall

und in einem Keller sein konnten. — Nun mußte die Verhand lung zur Ladung weiterer Zeugen neuerdings vertagt werden. „Sie will ihre Prügel!" Der Monteur Ignaz M. war von seiner Frau wegen Gatten mißhandlung angezeigt worden und stand kürz lich vor dem Richter des 7. Bezirkes in Wien als Angeklagter. — Richter: Sie sollen am 11. Juli ihre Frau derb geprügelt haben? — Angekl.: Sie will ihre Prügel! — Das möchte ich schier bezweifeln! — Angekl.: Das ist so: Jeden Tag sekkiert sie mich um etwas anderes! Bald braucht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 1 of 8
Date: 05.04.1932
Physical description: 8
und Verlagsanstalt. — Für die Redaktion verantwortlich: Alfons Kauer. -Sämtliche in Innsbruck. Mentlgasse 12 Nr. 78 8»«brmk, ReurLag den 8. April 1932. 49. ZchrgaW. Ae Unabhängigkeit der Richter von der Heimatwehr nass schwerste gefährdet. Unerhörtes Vorgehen gegen eines Richter. Innsbruck. 5. April 1932. Der Artikel 87 des Bundesverfassungsgesetzes bestimmt folgendes: „Die Richter sind in Ausübung ihres richterlichen ArMes unabhängig." Dieser fundamentale Grundsatz einer unabhängigen und unparteiischen

Rechtsprechung gilt in allen Kultu«r- und Rechtsstaaten der Welt. Nur in jenen Ländern, wo der Faschismus an der Macht ist, ist auch die Unabhängig keit der Richter und der Rechtsprechung ausgehoben, wenn auch nicht formell, so doch praktisch, und ist die Justiz zur willfährigen Dirne der jeweiligen Diktatoren herabgedrückt worden. So soll es nun anscheinend auch in Oesterreich werden. Auch die Austrofaschisten haben schon die Frech heit aufgebracht, die Unabhängigkeit der richterlichen Rechtsprechung

in der Dauer von einer bis vier Wochen, wobei in der Urteilsbegründung als mildernd „achtbare Beweggründe" angenommen wurden, ferner die Tatsache, „daß rein politische Motive die Trieb feder der strafbaren Handlung gewesen seien und daß es sich den Angeklagten um eine Art Revanche für die am 4. November 1930 durchgeführte behördliche Beschlag nahme von Waffen -des Republikanischen Schutzbundes, die wirklich einseitig erfolgt ist, gehandelt habe". Rache am sbjettieru Richter. Schon wenige Tage

nach dem Bekanntwerden dieses Urterles haben wir durch vertrauliche Mitteilungen aus dem Heimwehrlager erfahren, daß man dort über den Richter Dr. Wolf wegen seines Urteiles und der Begrün dung empört sei, und daß man alle Mittel anwenden werde, um sich an ihm zu rächen. Einige Wochen später gingen uns wieder Nachrichten zu, daß die Absicht einiger Heim- wehrführer dahin gehe, den Richter Dr. Wolf zu „lupfen", d. h. durchzusetzen, daß er sozusagen strafweise pensioniert werde. Die Hahnenschwänzler beschweren

sich beim Stumpf über den Richter Dr. Wolf. Wir haben diesen Drohungen keine allzu große Be deutung beigemessen, weil man ja von den Heimwehr führern die großen Sprüche, hinter denen bekanntlich nichts steht, gewohnt ist. Vor einigen Tagen nun haben wir aber Gewißheit erhalten, daß die Hsimwehrführer ihre Drohung wahr gemacht haben. Saßen da einige dieser zukünftigen Herrscher des Hahnenschwanzreiches im Gasthause und tranken Wein. Der Wein löst bekanntlich die Zunge. Und so kam es auch in diesem Falle

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 18
Date: 20.08.1898
Physical description: 18
, in welchen es sich um die Schlichtung wirklicher Rechts streite handelt. Da ist es nun vor allem der Grundsatz der Unmittelbarkeit und Mündlichkeit der Verhandlung, welcher im neuen Prozesse verwirklicht worden ist. Vor dem erkennenden Richter soll sich die ganze Streitsache, die Streitverhandlung und auch die Beweisaufnahme abspielm, und der Richter soll nach Schluß der Beweis aufnahme, wenn irgend möglich, sofort mündlich das Urtheil verkünden. Nur in Ausnahmsfällen, für schwierigere Rechtssachen ist vorgesehen, daß das Urtheil

schriftlich, immer aber innerhalb einer kurzen, achttägigen Frist den Parteien zugestellt werde. Diese Grundsätze stehen im entschiedenen Gegensätze zum Grundsätze des bisherigen schriftlichen Verfahrens, nach welchem der Richter während des Ganges des Prozesses in der Regel auf denselben keinen Einfluß nahm, insbesondere dann nicht, wenn die Parteien durch Advokaten ver treten waren; solchen Rechtssachen trat der Richter in der .Regel erst dann näher, wenn dieselben nach allen Seiten spruchreif geworden

von dem Eide der Partei abhängig gemacht werden muß. Während bisher der Richter im Urtheile den Wortlaut des Eides zu bezeichnen und die Partei zu bestimmen hatte, welche denselben ablegen mußte, wobei es vorkam und Vorkommen mußte, daß er mit der Möglichkeit der Ablegung und Nichtablegung seitens der einen und andern Partei zu rechnen hatte, wird in Zukunft der Parteieneid in die Zeit vor das Urtheil eingeschoben; er ist ferner nicht mehr ein Eid über eine bestimmt vom Richter vorgeschriebene Formel

, sondern nur mehr der allgemeine Wahrheitseid, unter dem die betreffende Partei, wie jeder andere Zeuge, ihre Aus sage zu machen hat. Besondere Erwähnung verdient dann der in der neuen Prozeßordnung angenommene Grundsatz der freien Beweiswürdigung, welcher schon im Bagatellverfahren des Jahres 1873, dann im Anfechtungsprozesse, im Eisenbahn-Haftpflichtgesetze und in mehreren andern neueren Gesetzen angenommen worden ist. Der Richter ist nicht mehr an die vom Gesetzgeber bis ins Detail ausgearbeiteten

Vorschriften über die Würdigung der Beweise gebunden, er entscheidet nach freier Über zeugung, wie der Geschworene oder der Richter in Strafsachen. Ich glaube, über die Grundsätze, welche in der Zivilprozeßordnung verwirklicht sind, nichts weiter mehr beifügen zu sollen, einerseits weil ich die Hauptgesichts punkte der Reform Ihnen schon vorgeführt habe, andererseits weil mich ein tieferes Eingehen in die Einzelbestimmungen des Gesetzes zu lange aufhalten würde. Ich möchte nur noch zum Schluffe

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Innsbrucker Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 12.08.1936
Physical description: 8
, und Friedrich Putz, 1909 in Wien geboren, nach Ebensee zuständig. Hilfsarbeiter. Dem Auer wurde aber außerdem noch angelastet, daß er einer Frau eine Ziehharmonika, einen Mantel und nach und nach 410 8 herausgelockt habe. Heute mußten sich beide vor einem Einzelrichter verantworten. Putz war zur Verhand lung nicht erschienen. Richter (zu Auer): „Also, wie seid Ihr zu dem Einbruch beim Musikpavillon gekommen?" — Angekl.: „Siagst schun, wannst koa Arbat hast, nacha kimmst auf allahand Gedan ken!" Richter

: „Das waren aber schlechte Gedanken!" — Angekl.: „Siagst schun. I triff den Putz, der hat a koan Schmatt und sagt zu mir: Du, i woaß a Gschäft. Mir stehln am Schloßberg obn dös Gschirr im Pavillon und gengan macha damit hau sieren. Dös is ma recht g'wes'n und i bin halt mitgangen." Richter: „Was habt Ihr mit dem Geschirr gemacht?" — Angekl.: „Hast nix machn kinna damit. Kam ham mir dö Sach g'habt, kimmt schun dö Gendarmerie daher und nimmt ma alles wieda weg. Da kannst a Gschäft mach'n!" Richter: „Mit gestohlenen Sachen

macht man auch kein Ge schäft. Und wie ist es mit dem Mantel, der Ziehharmonika und den 410 8?" — Angekl.: „Dö Ziachorgel is da und dö 410 Schilling hat mir die Frau g'liechen und hat g'fagt, i kanns ihr nach und nach z'ruckzahln." Richter: „Die Frau sagt aber. Sie haben ihr das Geld unter allen möglichen Vorspiegelungen herausgelockt." — Angekl.: „Dös ist nit wahr; freiwillig hat's mas göbn." Staatsanwalt Dr. Reiter: „Wo haben Sie die Zieh harmonika?" — Angekl.: „Bei einer Frau in Telfs

?" — Staatsanwalt: „Wie heißt die Frau?" — Angekl.: „Dös kann i nöt sagn." — Staatsanwalt: „Ich glaube es Ihnen nicht; Sie haben die Harmonika wahrscheinlich versetzt." — Ange klagter: „Na, na!" Richter: „Wollen Sie nicht lieber eingestehen, wo Sie die Harmonika haben?" — Angekl. (ganz kleinlaut): „I hab's versetzt." Richter: „Na also. Nun sagen Sie mir, wie Sie sich Ihre weitere Zukunft vorstellen, wenn Sie so weiterstehlen. Jetzt sind Sie erst 19 Jahre alt und stehlen wie ein Rabe. Wohin soll das führen

?" — Angekl.: „I stiehl nix mehr. Herr Rich ter." — Richter: „Da bin ich neugierig." Auer wurde zu 4 Monatenschweren Kerker, Putz zu 1 Monat Kerker verurteilt. Unter allen möglichen Vorwänden wollte Auer unbedingt einen Strafaufschub. Richter: „Nichts zu machen. Das ist alles nicht wahr. Zu Dein Madl willst, zu dem kommst noch bald genug." Wie gut der Richter daran tat, den Strafaufschub nicht zu bewilligen, stellte sich eine Stunde nach der Verhandlung heraus. Es traf inzwischen närstlich

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Innsbrucker Zeitung
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Page 10 of 12
Date: 22.06.1935
Physical description: 12
gestern im Strafbezirksgericht I vor Landesgerichtsrat Dr. V a n e - c e k statt. Schon bei Verlesung der Anzeige schüttelte sich das Auditorium vor Lachen, denn es wurde dem Altersrentner Theodor Sch. zur Last gelegt, er habe seinen Hund a b ge eicht e t, seine Frau stets in die Waden zubeißen, wenn er mit ihr in Streit gerate. Richter: Also wie ist das mit Ihnen, Ihrer Frau und dem Hund? — Angekl. (stottert): Ja, i i i . . .? I mach gar nix. — Richter: Aber der Hund! Er zwickt Ihre Frau

in die Wädeln, wenn Sie mit ihr streiten. — Angekl.: Dös is net so. Sie hat den Hund amal ghaut, dös hat er sich g'merkt, no und "... — Richter: Jetzt nimmt er für Sie Partei. Staatsanwaltschastlicher Funktionär Dr. Lieberich: Was ist das überhaupt für ein Hund? — Angekl.: A Hurrd halt. — Staatsanwaltschaftlicher Funktionär: Beschreiben Sie ihn, ist er groß, ist er klein, wie sieht er aus? — Angekl.: Na so halt. Oben silbergrau, mit Ohrwaschln. — Richter: Jetzt kön nen wir uns ihn genau varstellen (Lachen

). — Angekl.: Frü her war er Kettenhund (Heiterkeit). Die Gattin des Angeklagten wird als Zeugin in den Saal gerufen. Sie ist eine wohlbeleibte Frau, die mit einer Markt tasche und einer gefüllten Flasche darin vor den Richter tritt. — Richter: Sie heißen Eva Sch.? — Zeugin: Das wird stim men. — Richter: Wann sind Sie geboren? — Zeugin: Ja, die anen sagen, i bin sechzig, und dö andern i bin siebzig Jahr. I glaub, i bin siebzig. — Richter: Eine Frau, die sich frei willig um 10 Jahre älter macht

! Das ist eine Seltenheit! Wo sind Sie geboren? — Zeugin: Schaun S', Herr Richter, i kann net lesen, i kann net schreiben, i waß des net. — Richter: In Ungarn? — Zeugin: Na. Richter: In Italien? — Zeugin: Aber na. — Richter: Amerika? — Zeugin: Wie Kumm i dort hin? — Richter: Böhmen!? — Zeugin (freudestrahlend): Io, ja, von dort bin i her (Heiterkeit). Richter: Also wie war das mit dem Hund? — Zeugin: Mei Mann hat Kuttelfleck hambracht in an nassen Sackl. Der Hund hat immer geschnuppert und dran g'rochen, i geh vorbei

und er zwickt mi in die Wadeln. — Staatsanwalt schaftlicher Funktionär: War der Hund bösartig? — Zeugin: Na ja. in an Monat hat er mi nur des ane Mal zwickt. Richter: Sie können gehen. — Zeugin: Bitt schön, Herr Gerichtshof, kann i net a paar Schülling ham, zum Ham- fahrn. weil i kann net hatschen. — Richter: Paar Schilling gleich? Für die Fahrt nach Erdberg? Sie kriegen nur Fahr scheine, die können Sie nicht in Rum umsetzen. — Zeugin: Trunken Hab i, wia i jung war. Der Angeklagte wurde freigesprochen

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Alpenländer-Bote
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Page 3 of 12
Date: 05.07.1925
Physical description: 12
als der Kaiser, vor züglich jetzt, da man unfern guten Ferdinand von allen Seiten die Hände binden, ihn berauben will." So politisierte der Bäckermeister Leo dem Richter entgegen. Eigentlich konnte der Richter nichts da gegen sagen. „Mag schon so gewesen sein," versetzte er. „aber dieses Mal werden den Tirolern die Versprechen ge halten und für die Emauser stehe ich ein." Als der Richter dieses sagte, brach Meister Leo in helles Lachen aus. „Was, Sie?" fragte er endlich; „wissen Sie den zweiten Punkt

der Herzensangele genheiten der Emauser nicht mehr, welche König Melcher dem Wiener Regierungs-Kommissär vor legte und dessen Erfüllung dieser zusagte; demge mäß hätten Sie in Emaus gar nicht so viel mehr zu sagen. Nichts für ungut, Herr Richter! Bevor wir nicht wissen, wie wir Tiroler mit dein Kaiser daran sind, rührt der Leo keinen Fuß und meine Schützen denken ebenso wie ich." „Eben der Kaiser ruft," erwiderte der Richter; „das werdet ihr mir doch glauben? Habt ihr ja alles aus des Prinzen Johann Munde

selbst gehört." „Der Prinz Johann ist schon recht," meinte Leo; „aber er ist nicht der Kaiser und er scherwenzelt halt auch ein bißchen hin und her; unser alter Ak tuar nannte ihn gar — doch 's Maul halten Lea, bald hätte ich zuviel gesagt." „Wie hat der Aktuar den Prinzen Johann ge nannt?" fragte der Richter. „Gedanken sind zollftei," antwortete Leo; „ich sage es nicht. Behüt euch Gott, Herr Richter!" Fort war Leo und somit die Schützenwerbung in Emaus abgebrochen. — Noch schlechter erging es dem Richter

zu erküren und mundgerecht zu machen. Es waren sohin die Türkheimer schon ganz aus-, ein- und durchgemelchert, als der Richter zu dem Tadding kam. Zur Vermehrung seines Ansehens, vielleicht aber auch zu seiner persönlichen Sicherheit hatte dieser einen Rechtspraktikanten, natürlich auch den un vermeidlichen Schlauchele mitgenommen. Die Türkheimer waren schon vollständig versam melt, doch dieses Mal nicht mit den Hüten in den Händen, sondern bedeckten Hauptes blieben sie mit ihren dampfenden Pfeifen

in dem Munde; das Hut- abnehmen hatte Melcher gesagt, sei ein alter Zopf und im Wirtshause seien alle gleich, ob einer Branntwein oder Champagner trinke, Lauskraut oder Zigarren rauche; so sagte auch der Rößlwirt. Freilich hatte der Rößlwirt keinen Champagner, sondern ein Faß für alle, für alle das Seite! zu 6 Kreuzer, selbst für den Landrichter. Der Richter hüstelte ein wenig, als er in das mit Tabakqualm gefüllte Gastzimmer trat. „Oeffnet doch ein Fenster," sagte der Richter, „ich ersticke!" Niemand

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Neueste Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 15.06.1929
Physical description: 6
. Statt sich aber zurückzuziehen, begann sie die Mau Sch. zu beschimpfen. Dem Eugen Sch. ries sie vor allen Echten zu: „Sitzst Du schon wieder mit einem schwangeren Weib i rm Wirtshaus?" und die Frau selbst apostrophierte sie mit dem freundlichen Wunsch: „Fünf Kinder sollst Du kriegen und zer reißen soll es Dich!" Vor Gericht spielte Philomena die platonische Freundin und erklärte schlankweg, alle Zeugen, die die unter Anklage gestell ten Aeußerungen bestätigten, sagen nicht die Wahrheit. Der Richter

besuche. Zu Silvester sei er sogar mit oer Frau nach Mitternacht eingehängt gesehen morden und einmal habe er ihr in der Nacht mit einem zweiten Mann ein Ständchen gebracht. P. stellte alle diese Begebenheiten als harmlos hin und exklärte, er könne dis gelegentlichen zufälligen Zusammenkünfte mit der Frau St. nicht vermeiden, weil er bei deren Mutter angestellt sei und keine Ursache habe, die Frau seines früheren Freundes vor den Kopf zu stoßen, wenn sie seine Gesellschaft suche. Der Richter ging

Mer tens ausgenommen. Als er, Richter, sich nach Hause bege ben wollte, Hütten ihn die Transportbegleiter darauf auf merksam gemacht, daß Frau Mertens im Sterben liege. Als er in den Saal kam, sei sie bereits tot ge wesen. Er sei dann zur Polizeiwache gegangen und auf seinen Wunsch sei der Polizeikommissär noch in der Nacht herbeigeholt worden. Der Vorsitzende machte den Angeklagten darauf auf merksam, daß er im Lause seiner Aussagen sehr ver schiedene Angaben gemacht habe. Das Gift habe er dabei

nicht genannt. Auf der Wache habe er etwas m den Ofen gewor- feu, das, nach der Ansicht eines Polizeibeamten, einem Röhrchen ähnlich gesehen habe. Dr. Richter antwortete, seine verschiedenen Aussagen seien darauf zurückzuführen, daß er keine Zeit zur Ueber- legung gehabt hätte. Das Gift sei von ihm absichtlich verschwiegen worden. Frau Mertens müsse sich das Gift mittels Stuhlzäpfchen selbst in den Darm emgeführt haben. Dr. Richter wurde dann noch darauf aufmerksam gemacht, daß das Gift durch die Magensäure

unwirksmn gemacht werde. Er erklärte darauf, das ser ihm nicht bekannt gewesen. Die Zeugenaussage«. Die Schwester der Frau Mertens erklärte, sie habe Käthe des öfteren gesagt, sie solle von Richter ablassen, der doch nichts von ihr wissen wolle. Ueber die Vorfälle in S i m m e r a t h sagte sie aus, sie habe mit ihrer Schwe ster zusammen in einem Hotelzimmer geschlafen, habe aber aus verschiedenen Anzeichen den Eindruck gewon nen, daß zwischen Käthe und Richter ein intimer Ver kehr stattgefunöen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 8
Date: 04.11.1915
Physical description: 8
in Zelten und Baracken. Fm Winter sind viele erfroren. Für Erkrankte seien kaum Aerzte vorhanden. :' — 38 — Der Richter stellte ihm vor, daß er durch sein Schweigen seine Lage noch schlimmer mache, als sie schon sei. Wieder warf ihm Sterzinger einen lauernden Blick zu, blieb aber auch darauf die Antwort schuldig, wo er gewesen, bevor er aus die Kögelalp gekommen sei. „Und wo waren Sie gestern Nachmittag zwischen vier Uhr und dem Ausbruch des Gewitters?" „Ich weiß nicht," murmelte Sterzinger. „Sie wissen

nicht?" fragte der Richter, ihn scharf fixierend. „Besinnen Sie sich! Es hängt Ihr Leben von der aufrichtigen Be antwortung dieser Frage ab." Sterzinger schwankte zurück und starrte den Richter mit weit- geöfsneten Augen an. Gleich darauf nahm aber sein Gesicht wieder den vorigen, tückisch-trotzigen Ausdruck an. Er blieb stumm. „Ich will Ihrem Gedächtnis zu Hilfe kommen," nahm der Richter nach einer kurzen Pause wieder das Wort. „Sie befanden sich um die angegebene Zeit in der Nähe des Bildstockes an der See

- straße nach Achenkirchen." „Das ist nicht wahr," rief diesmal der Angeklagte. „Wo waren Sie denn?" „Wie soll ich's denn wissen?" grollte Sterzinger." „Ich Hab' mich um die Zeit nicht gekümmert und eine Uhr Hab' ich auch nicht." „Ein Mann, der sich wie Sie fortwährend in den Gebirgen um hertreibt, bedarf keiner Uhr, um die Zeit zu wissen," wandte dev Richter ein. „Der Stand der Sonne ist seine Uhr. Wo also waren Sie um die von mir angegebene Zeit?" Es erfolgte keine Antwort und der Richter fuhr fort

." „Und was taten Sie in jener Einöde des Hochgebirges?" I — 39 — „Was fragen Sie noch?" rief er ärgerlich. „Sie wissen's ja. Muß ich denn an die Kost, so machen Sie es wengstens schnell ab." „Wollen Sie etwa dadurch andeuten," fragte der Richter, „daß Sie droben gewildert haben?" „Zum Donnerwetter, ja, was sonst?" rief Sterzinger brutal. „Aber geschossen Hab' ich nichts. Der Stutzen ist noch geladen." ^ Er wies auf sein Gewehr, das vor dem Richter auf dem Tische lag. „Sie sind also um die angegebene Zeit

auf dem Wege von der Dalfazalp nach dem Rofan gewesen," fragte Herr Huber, „und kön nen hoffentlich Ihre Behauptung durch Zeugen beweisen ?" ^ „Ja, wer soll mich denn dort oben zwischen den Riffen und Schroffen gesehen haben?" fragte Sterzinger fast spöttisch. „Das ist schlimm," sagte der Richter gedehnt. „Ich fürchte auch, daß Sie niemand dort gesehen hat, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil Sie nicht dort waren." Sterzinger wollte auffahren. Der Richter gebot ihm mit stren ger Stimme Schweigen

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