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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 07.02.1900
Physical description: 6
, wenn sie nicht einen reichen Mann hei- rathete. Und die arme Lucie sagte mir, daß sie damals das Gefühl gehabt hätte, nun sie Dich verloren, wäre ihr alles gleichgiltig und ohne Bedeutung und deshalb ließ sie sich auch dazu überreden, um ihre Eltern vor dem Ruin zu retten, den Heirathsantrag des Herrn von Harling anzunehmen. Aber wenn sie ge hört hätte, das Du noch am Leben wärest, würde sie lieber gestorben sein als ihn zum Manne genommen haben.' „Sagte sie Dir wirklich dies alles, Bertha?' fragte Richard von Münster

mit leiser, ge preßter Stimme. .Ja, das that sie. Richard, und sie sagte mir auch, ich sollte es Dir alles genau be stellen! Es war ganz schamlos, sie so zu betrügen und ich glaube.es geschah bloß des halb, weil der gräßliche alte Mann so enorm reich ist. Ich wünschte wirklich, daß er recht bald stürbe!' Richard antwortete nicht, sondern wandte sich von Bertha ab und blickte stumm auf das Meer hinaus. „Und nun stelle Dir vor, unter welchen Umständen sie zuerst davon hörte,' fuhr das junge Mädchen

in ihrer Aufregung fort. „Ich meine, zuerst davon hörte, daß Du nicht ertrunken warst. O, Richard, sie hörte es an ihrem Hochzeitstage — hörte es von Herrn von Harling selber, als sie bereits aus der Hochzeitsreise waren, im Eisenbahnkoupe. Meine arme Lucie fiel sofort in Ohnmacht und ich glaube, sie wäre beinahe gestorben!' Richard sagte noch immer nichts; seine seine grauen Augen ruhten noch immer auf den blaugrünen Wogen der Nordsee, in denen er seinem Untergänge so nahe gewesen war. Er war Weltmann genug

, um recht gut zu wissen, wie thöricht und unrecht es von Bertha war, ihm dies alles zu sagen und doch waren die Worte seinem gequälten unruhigen Herzen ein willkommenes Labsal. „Arme Lucie!' dachte er mit zärtlichem Sehnen — aber doch, was konnte er für sie thun, was konnte er auch nur sagen? „Du wirst doch vermuthlich an sie schreiben?' sagte er endlich, sich zu Bertha umwendend. „Natürlich schreibe ich an sie; aber —' „Du mußt dann sehr vorsichtig sein, was Du ihr schreibst,' sagte Richard

ihn das junge Mädchen eifrig. „O, Richard! Wie ich wünschte, wie ich wünschte „Was denn,'Bertha?' j' „Daß sie hier wäre, daß sie uns nie ver lassen hätte, daß sie unverheirathet und wir alle ebenso wären wie früher' Richard von Münster seufzte tief und sagte dann: „Das ist jetzt nicht mehr möglich. Bertha und wir dürfen nur noch darauf bedacht sein, daß wir Luciens Geschick nicht noch schlimmer gestalten.' „Ja, gewiß — aber jetzt muß ich schnell nach Hause. Richard. Mama will durchaus heute Nachmittag

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 05.02.1900
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 28 der „Bozuer Zeitung' vom 5. Februar 1900. (Nachdruck verboten.) Wach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (3V. Fortsetzung.) »Von welchem Stück?' fragte der Schläch ter. Der entsetzliche Gedanke, das ihm viel leicht ein gewaltiges Roastbeef aufgehalst wer den könnte, fuhr Fritz erschreckend durch den Sinn und er antwortete daher etwas verwirrt und verlegen : .Nur ein kleines Stück, bitte.' »Filet,' flüsterte Richard ihm leise zu, um seinem Freunde aus der Verlegenheit zu helfen

,' sagte Fritz ganz verzweifelt. „Legen sie es bei Seite und ich werde es nachher abholen lassen.' Und nachdem er bezahlt hatte, verließ er den Laden, ohne die reizende Fächermalerin auch nur einen kurzen Moment flüchtig erblickt zu haben. „Sie muß hier wohnen,' flüsterte Richard etwas boshaft, als sie den Laden zusammen verließen. „Sie ist gewiß die Tochter des Schlächters. Ich sah eine entschiedene Aehnlich- keit Mischen den Beiden.' Diese Idee erschien Fritz von Harling ab solut unerträglich

.' meinte er schließlich hoffnungsvoll und ließ dann Richards weitere Scherze über diesen Gegenstand geduldig über sich ergehen. Und Richard schonte ihn nicht; ja. es wurde eine dauernde Quelle der Neckerei zwischen ihnen beiden, ihr Einkauf des Filets und die Verfolgung der reizenden Tochter des Schlächters, wie Richard sie nannte, bis nach der Rosenthalerstraße. Aber als Richard von Münster einige Tage später nach Schleswig abgereist war, kühlte sich bei Fritz von Har ling keineswegs

, dachte der junge Mann in seiner leidenschaftlichen Gluth. Jedenfalls brachten diese täglichen Gänge ein weiteres Moment des Interesses und der Aufregung in sein sonst auch schon ziemlich lebhaft bewegtes Leben und voll eifrigen Ver langens sah er dem Tage entgegen, an welchem er dem jungen Mädchen im Rica'schen Laden wieder begegnen würde. Fünfzehntes Kapitel. Inzwischen war Richard von Münster nach seinem alten, verwitterten Stammsitze an der Nordseeküste zurückgekehrt; aber das ihm sonst so werthe

Beige schmack. Diese unglückselige, dem Anblick des Dahingeschiedenen bestimmte Erinnerungstafel war am Tage nach dem Eintreffen des Briefes, durch den Richard ankündigte, daß er noch unter den Lebenden weilte, in Lehndorf ange kommen, und da der Steinmetz sich ganz ent schieden weigerte, diese auf Bestellung gefer tigte Arbeit zurückzunehmen, mußte der arme Joseph den Grabstein nur behalten, sondern sogar noch aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Zuerst gedachte er, ihn in einem Boote auf's offene

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Neueste Zeitung
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Page 4 of 4
Date: 17.06.1940
Physical description: 4
als „Hyrtl - Preis des Reichsstatthalters von Wien" und die Ehrenmedaille für hervor ragende, langjährige und verdienstvolle Betätigung aus k ü n st l e r i - schem oder wissenschaftlichem Gebiete unter der Be zeichnung „Grillparzer-Medaille des Reichsstatthalters von Wien" verliehen. Die Verleihung erfolgt alljährlich am 13. März, dem Jahrestag der Entstehung Großdeutschlands. L-nbiWr für Bell und Welt Die Ehrung Richard Strauß' durch die japanische Regierung Genau an seinem 76. Geburtstag konnte

Richard Strauß, heute als größter Komponist der Gegenwart allgemein anerkannt, dem Kai serlich Japanischen Botschafter in Berlin sein neuestes Werk, eine symphonische Dichtung, überreichen, die der deutsche Komponist dem Kaiser von Japan gewidmet hat. Es handelt sich um einen ehrenvollen Auftrag, zur Feier des 2600jährigen Bestehens des Kaiserreichs Japan eine Festmusik zu schreiben, den Richard Strauß von der Kaiserlich Japanischen Regierung erhalten hatte. Damit hat die kulturelle Ver bundenheit

Japans mit dem Deutschen Reich wiederum einen weithin sichtbaren Ausdruck gesunden. Diese neue Ehrung, die Richard Strauß zuteil geworden ist, wird im deutschen Volk freudigen Widerhall erwecken. Soeben hat der Meister in der Berliyer Staatsoper mit größtem Erfolg seine „Ara bella" dirigiert, bei welcher Gelegenheit ihm stürmische Ovationen entgegengeoracht wurden. Dank einer so ausgeschlossenen Organisation wie „Kraft durch Freude" ist die Straußsche Musik immer mehr ins Volk gedrungen. Erinnert sei

nur daran, daß die Berliner Volksoper das volkstümlichste Opernwerk des Meisters, den „Rosenkavalier", in 1Z4 Jahren aus 55 Aufführungen gebracht hat mit einem Durchschnitts besuch von 97 v. H. Das ist ein noch für keinen Komponisten da gewesener Erfolg. Wie die Opern, so erfreuen sich auch die sympho- Nischen Dichtungen und Lieder des Meisters im deutschen Volke all gemeiner Beliebtheit. Möchte es Richard Strauß beschieden sein, in unverminderter Kraft noch zahlreiche Werke zu schaffen

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 05.03.1900
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 52 der „Bozner Zeitung' vom 5. März 1W0. (Nachdruck verboten.) Wach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (54. Fortsetzung.) Sechs Wochen, nachdem Joseph diesen Brief geschrieben, wurde Herrn von König zu dessen größter Ueberraschung und Entrüstung ge meldet, daß Herr Richard von Münster ihn zu sprechen wünschte. Der Besuch folgte dem Diener auf dem Fuße. „Ich hatte nicht erwartet. Sie je wieder in meinem Hause zu sehen l' rief Herr von König in höchster Aufregung

. „Ich bin unverzüglich zu Ihnen zurückge eilt. Herr von König.- antwortete Richard, „rseil Joseph an mich nach Amerika geschrieben hatte, um mir mitzutheilen, daß ein völlig unbegründetes, schändliches Gerücht über mich hier in der Gegend verbreitet wäre.' .Sie meinen — über Lucie?' .Ja — ist es wahr — daß — sie ihr Heim verlassen hat?' „Unglücklicherweise nur zu wahr!' rief Herr von König. „Wollen Sie wirklich be haupten, Richard,' und dabei umklammerte er krampfhaft den Arm des jungen Mannes

,' ant wortete Richard und wandte sich dabei von dem andern ab, um seine tiefe Bewegung zu verbergen. Jetzt verstand er Luciens Abschieds kuß — es war ihr letztes Lebewohl gewesen, vielleicht ihr Abschied für's Leben. „Könnte sie,' stammelte Herr von König, »könnte sie etwa einen Selbstmord begangen haben?' .Nein,' antwortete Richard entschieden. „Dazu ist Lucie zu tapfer l Sie hat ihr Heim verlassen, weil sie unglücklich war, weil Herr von Harling so gar nicht zu ihr paßte. Sie hat sich irgendwo

verborgen; aber wir müssen sie finden.' „Aber wo, Richard? Ihre Tante, Frau von Cranach, weiß nichts von ihr und — und glaubte dasselbe wie wir. Die Sache ist höchst wunderbar; aber ich glaube, Sie sprechen die Wahrheit.' „Mein Ehrenwort darauf! Ich sprach Lucie einige Minuten lang an dem Abend vor dem Begräbniß ihrer Mutter und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen oder irgend welche Nachricht von ihr erhalten. Aber wo ist Bertha? Was hatte sie denn an Bertha geschrieben?' „Ich werde Bertha holen

,' antwortete Herr von König und einige Minuten später eilte Bertha in's Zimmer und rief: „O Richard, ist es wirklich wahr, was Papa sagt?' „Es ist vollkommen wahr, daß ich nicht weiß, wo Lucie ist.' antwortete Richard, ihr herzlich die Hand drückend. „Du mußt mir helfen, sie zu finden.' „Aber wo?' fragte das Mädchen mit strömenden Thränen. „O, Richard, vielleicht leidet sie Noth oder liegt irgendwo trank ohne Hilfe und unter Fremden.' „Sie würde zu uns zurückkehren oder uns kommen lassen, wenn sie krank

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 06.02.1900
Physical description: 6
Milage zu Nr. 29 der„Bozner Zeitung' vom 6. Februar 1900 (Nachdruck verboten.) Wach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (31. Fortsetzung.) Sein nächster Nachbar, ihr Vater, den er, Richard, stets so gern gehabt, hatte sich zu einem so schmählichen Betrüge bereit finden lassen und bei diesem Gedanken empfand Richard ingrimmige Erbitterung und Em pörung. Lucie hatte ihm gesagt, daß sie von seiner Rettung erst auf ihrer Hochzeitsreise gehört. Sie hatte also in dem Glauben ge- heirathet, daß er todt

wäre und voll brennen den Verlangens, von seiner treuen Freundin, Bertha von König, die das Verhältniß zwischen ihm und ihrer Schwester stets auf jede ihr nur mögliche Weise begünstigt hatte, alle weiteren Einzelheiten in Erfahrung zu bringen, kehrte Richard jetzt nach Hause zurück. Und Bertha empfand ein mindestens ebenso großes Verlangen, Richard wiederzusehen. Sie war voll zorniger Erbitterung gegen Herrn von Harling auf Langfeld angelangt und fest entschlossen. Luciens Bestellung an Richard

als ein verzogenes, großes Kind und die Möglichkeit, daß Lucie mit ihr über Richard von Münster gesprochen haben könnte, kam ihr auch nicht im Entferntesten in den Sinn. Bertha hingegen, die jetzt die Ueberzeugung hegte, Lucie wäre dadurch, daß man ihr die Rettung ihres früheren Geliebten so lange verschwieg, bis es zu spät war, auf das schmählichste hintergangen worden, hatte den festen Entschluß gefaßt, daß Richard wenig stens die ganze Wahrheit erfahren sollte. Sie war deshalb voller Verlangen, ihn zu sehen

und hatte in ihrer kindlichen Un schuld auch nicht die geringste Ahnung davon, welches Unheil sie vermuthlich anrichten würde. Richard sollte nur erfahren, daß es Lucie niemals in den Sinn gekommen wäre, ihm untreu zu werden — das hatte Bertha sich vorgenommen. Wäre Herr von Harling freund lich zu ihr gewesen, so hätte sie vielleicht keinen so brennenden Eifer empfunden. Richard dies alles mitzutheilen; und obgleich sie sich selber dessen nicht bewußt war, hatte ihre ge kränkte und beleidigte Eigenliebe

doch auch etwas mit ihrem Wunsche zu thun, Lucie in Richard's Augen von dem Verdachte selbst süchtiger Weltlichkeit und wankelmüthiger Treulosigkeit zu reinigen. Sobald sie daher gehört hatte, daß Richard nach Lehndorf zurückgekehrt war, verlor sie keine Zeit, eine Begegnung mit ihm zu suchen. Schon bei ihrem ersten Nachmittagsspazier gange traf sie ihn denn auch, wie er am Strande auf einem großen Steinblocke stand und mit verschränkten Armen trübe und düster auf die Wellen des Meeres hinaus blickte. Bertha erkannte ihn schon

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Innsbrucker Zeitung
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Page 10 of 12
Date: 04.02.1934
Physical description: 12
Das Programm der diesjährigen Salzburger Festspiele ist nunmehr endgültig fixiert. Die Festspiele beginnen am Samstag, den 28. Juli, mit Beethovens „Fidelio" unter der musikalischen Leitung von Dr. Richard Strauß und werden am 2. September mit Hofmannschals „Jeder mann" geschlossen. W. A. Mozart kommt mit „Figaros Hoch z e i t" und „Cofi f a n t u t t e", beide unter Cle mens Krauß, und einer Neuinszenierung von „Don Giovanni" unter Bruno Walter zu Gehör. Walter lei- . tet außerdem Ausführungen von Richard

Wagners „Tri- st an und Isolde" und Webers „Oberon". Aus An laß des 70. Geburtsfestes von Richard Strauß ist diesmal ein Strauß-Zzklus in den Spielplan einbezcgen, der unter der musikalischen Leitung von Clemens Kroutz „Elektra", „Frau ohne Schatten", „Aegypti sche Helena" und „Rosen Kavalier" umfaßt. MH Reinhardt wiederholt seine Freilicht-Jnszenierungen: Gothes „Faust" im Felsenarkadenhof des Festspielhauses und Hofmannsthals „Jedermann" am Domplatz. Für die Orchesterkonzerte sind Sir Thomas

B e e ch a m, Wil helm Furtwänaler, Vittorio Gui. Clemens Krauh. Willem Menge! berg. Richard Strauß. Arturo Tos- canini und Bruno Walter als Dirigenten ausersehen. Das Programm umfaßt in ! D o m k o n ze r te n. die vcn Joseph Meßner dirigiert werden. kirchenmusikaMe Werke und unter Leitung Bernhard Paumgartners Mo- zart-Serenaden im Hofe der alten fürsterzbischöflichen Resi denz. Dre Dirigenten- und Musikkurse der internationalen Stiftung Mozarteum beginnen am 4. Juli und dauern brs &. September.

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 28.12.1899
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 2! ^Nachdruck verboten.) Wach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (I. Fortsetzung.) Es war nur natürlich, daß Richard darauf die rosigen Lippen des jungen Mädchens küßte, um so seinen Dank für das schmeichel hafte Bekenntniß abzustatten. .Ich werde Dich gar nicht mehr zu dem widerwärtigen alten Weibe in der Stadt lassen.- sagte er, dabei lächelnd und sich zärt lich über sie beugend. .Sie soll mir nicht Dein hübsches Köpfchen mit ihren schändlichen Anschauungen verdrehen

. Das einfache Leben auf dem Lande ist und bleibt das beste und reinste.' .Zusammen mit Richard!' antwortete das Mädchen mit einem leisen Lachen. „Ja, mit Richard. Was brauchen wir noch. Lucie, wenn wir einander haben? Ich bin nicht reich, aber ich habe genug für unser tägliches Brot.' .Ich wollte, Mama wäre uns nicht so entgegen,' meinte sie nachdenklich. .Ich auch — aber wir können das nun einmal nicht ändern und wenn wir nur fest sind, werden wir ihren Widerstand schon überwinden.' Richard von Münster

sich nun einmal nicht davon abbringen, daß mangelnder Reichthum durch keinerlei Vorzüge des Körpers oder des Geistes ausgeglichen werden könnte. Trotzdem gelang es den jungen Leuten viel häufiger zusammen zu sein als dse vorsichtige Mutter Luciens ahnte und 'in Folge dieser Zusammenkünste kam Lucie allmählich zu der Ueberzeugung, daß sie ohne Richard nicht glücklich werden könnte und daß, wenn ihre Eltern durchaus darauf beharrten, ihre Zustimmung zu ver sagen, ihnen Beiden nichts weiter übrig bliebe, als später

einmal ohne diese elterliche Ein willigung zu heirathen. Diese Ueberzeugung hatte sich bereits im Frühherbst endgiltig bei ihr herausgebildet. Bald darauf gegen Ende des Monats Sep tember, benutzte Richard das herrliche Herbst wetter dazu, in seiner kleinen Dacht, der Lucie, mit einem Freunde eine kurze Vergnügungs fahrt nach. Norwegen zu machen und beim Abschied beschlossen die Liebenden, sie wollten sofort nach seiner Rückkehr noch einen letzten Versuch machen, Herrn und Frau von König dazu zu überreden

, daß sie ihrem Glücke nicht länger widerstrebten. Und Lucie dachte an all' diese Dinge, während sie an diesem schönen Oktober-Nach mittage über den glatten Sand des Strandes dahingieng und die Strahlen der untergehenden Sonne ihr schönes Gesicht rosig erglühen ließen. sehnsüchtig blickte sie hinaus auf die Wogen der Nordsee, über die jetzt ihr Richard zu ihr zurücksegelte l Wie glatt und still das Meer jetzt war, wie schön und heiter das Wetter, wo mochte ihr Geliebter sich wohl in diesem Augenblick befinden

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 20.03.1900
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 64 der „Bozner Zeitung' vom 20. März 1900. (Nachdruck verboten.) WM dem Sturme. Roman von D. Ruffel. (66. Fortsetzung.) Er ergriff den Zügel seines Pferdes und sie giengen zusammen weiter und plauderten miteinander und Richard erzählte Lucie, wie ihr Vater und Bertha nach Berlin gekommen wären, um sie zu suchen und daß Bertha sich jetzt bei Frau von-Cranach aufhielte. „Bertha und ich suchten Dich an allen möglichen und unmöglichen Orten/ fuhr Richard dann lächelnd fort

. „O. Richard, wie gut von Dir l' »Ich sehe nicht ein, inwiefern das beson ders gut von mir war, Lucie. Ich empfand große Sorge Deinetwegen — und — die Leute hätten dazu noch unwahre Gerüchte über Dich in Umlauf gebracht.' .Was für Gerüchte?' fragte Lucie hastig. „Alberne Thorheiten/ antwortete Richard, dunkel erröthend.denn er konnte ihr unmöglich sagen, was wirklich über sie gesprochen worden war; er konnte ihr nicht sagen: „die Leute glaubten, daß ich Dich entführt hätte; Dein Gemahl, ja sogar Dein Vater

, glaubten das l' „Das konnte ich mir denken, daß die Welt etwas Schlimmes vermuthen würde.' sägte sie den Augenblick daraus mit einem tiefem Erröthen. „Aber ich hatte keinen Grund dazu gegeben. Ich wohne bei einer alten Wittwe, Richard und außer mit ihr verkehre ich nur noch mit einem alten Ehepaar, namens Bönnhoff, die sehr freundlich zu mir gewesen sind und dann kenne ich noch eine Familie — das ist alles.' „Aber Du bist nicht sehr glücklich gewesen. Lucie?' „C. )l Ich bin elend gew-isen

— unaussprechlich elend in der Sehnsucht nach Euch allen; aber ich bin wenigstens einem noch schlimmeren Elend entronnen. Und dabei wandte Lucie ihren Blick von ihm fort. „Du willst nicht zu Herrn von Harling zurückkehren?' fragte Richard leise. „Nie! Bitte, sprich mir nicht davon, Richard — das ist vorbei und erledigt — nichts kann mich dazu bewegen, daß ich je zu ihm zurückkehre.' „Du denkst doch nicht etwa, ich wünschte, daß Du zu ihm zurückkehrst? Aber Lucie

, Du wirst Dich doch nicht wieder vor uns verbergen, nicht wahr? Ich darf wissen, wo Du bist, nicht wahr? Ich darf Dich doch zu weilen sehen? Und die Uebrigen? Bertha und Dein Vater?' „O, können wir es ihnen nicht vorläufig noch verschweigen? Bertha ist bei Tante Luise; ich weiß, was das zu bedeuter hat — lange Vorlesungen über mein schlechtes Verhalten, weltklugen Rath, den ich weder anhören noch befolgen will — laß uns wenigstens warten, bis Bertha von Tante Luise fort ist, ehe wir sie ins Vertrauen ziehen.' „Und Dein Vater?' fragte Richard

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 23.04.1900
Physical description: 6
scharf und forschend anblickend, „während Herr Richard von Münster am Leben ist, nicht wahr?' .Ja, ja,' rief Lucie jetzt in unverkennbarer Erregung. .Gott sei Dank dafür, Richard ist jetzt außer Gefahr!' .Nun, unter den obwaltenden Umständen ist es eigentlich sehr erfreulich, daß Du an diesem Herrn Richard von Münster einen Rückhalt hast, um aus Deiner schiefen Lage herauszu kommen.' meinte Frau von Cranach trocken. „Und wann werde ich das Vergnügen haben, Herrn Richard von Münster

Thränen und rief laut schluchzend: .Eine Zeit lang glaubte ich, daß Richard sterben würde; aber jetzt ist er außer Gefahr, wenngleich noch sehr schwach und leidend.' Auf Bertha's theilnehmende Fragen erzählte sie ihr dann die ganze Geschichte der letzten Monate und schloß mit der Bemerkung, daß sie wenigstens während der nächsten Wochen keinesfalls bei ihrer Tante bleiben. könnte, denn sie müßte wieder zu Richard zurück, um ihn zu pflegen. Am folgenden Vormittag fuhren denn auch die beiden Schwestern

von ein einem Hause zum andern wanderte und für kärglichen Lohn Klavierstunden gab. Ich muß gestehen, ich hätte nicht so gehandelt. Ich hätte diesen Herrn von Harling einfach die Folgen seiner Ruchlosigkeit tragen lassen. Und dennoch behaupteten die verleumderischen Menschen, daß dieses hochsinnige Mädchen von ihrem früheren Verlobten dem Herrn Richard von Münster, sich hätte entführen lassen, während diesem in seiner Angst und Sorge darüber, was eigentlich aus Lucie ge worden wäre, beinahe das Herz brach

, brachen Sie beide in einen lauten Ausruf freudigster Ueberraschung aus und in dem nächsten Augenblick lag Lucie in den Armen ihres Vaters. Richard hatte noch am Sonn abend ohne Luciens Wissen ein Telegramm an ihren Vater abgeschickt und dieser war unverzüglich gekommen. Nachdem die erste Freude des Wieder sehens vorüber war, besprachen sie eingehend die nächste Zukunft und gelangten zu dem Entschluß, daß sie alle. Herr von König mit seinen beiden Töchtern und Richard von Münster, der jetzt wohl genug

war, um reisen zu können, von Berlin nach Schleswig zurückkehren wollten. Nach zwei Monaten sollte dann Luciens Hochzeit mit Richard von Münster stattfinden. Richard drängte daraus, daß diese Frist aus einen Monat ver kürzt würde, aber Herr von König blieb bei seiner ersten Bestimmung und meinte: „Mein lieber Junge, Ihr werdet Euch ja täglich sehen und es ist immer am besten, wenn man der Welt so wenig wie möglich Grund zum Gerede giebt.' Sie blieben den ganzen Tag über bei Richard und als dann am Abend Herr

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 29.01.1900
Physical description: 6
lang gar nichts mehr von der Besatzung desselben hört, ist es eigentlich kaum noch zu erwarten, daß einer derselben wieder auftaucht.' Und dabei lachte Richard ziemlich hart und schneidend. „Es war so schrecklich — zu schrecklich, Richard!' „Man erzählte mir. Du hättest meine Flaschenbotschost am Strande gefunden — ist das wahr?' Luciens Lippen öffneten sich eben zur Antwort und ihre blauen Augen ruhten voll tiefster Belegung aus Richards Zügen, als sich die Thür des Salons nochmals öffnete

und Herr von Harling mit seinem gewohnten Selbstbewußtsein und gewichtigen Austreten hereinkam. Den jungen Mann, den er neben seiner Gemahlin stehen sah. betrachtete er zuerst etwas verwundert, besann sich dann aber und sagte: „Ah — vermuthlich Herr von MünsKr? Bitte, meine liebe Lucie, stelle mich dem Herrn vor.' „Mein Gemahl, Herr Baron von Harling,' stammelte Lucie. Richard von Münster konnte kaum glauben, daß dies wirklich Luciens Gatte wäre, als er aus diesen wohlbeleibten, ältlichen, häßlichen

Mann blickte. Es erschien ihm gar zu schreck lich, gar zu unnatürlich. Die Nachricht von ihrer Verheirathung war ihm ein schwerer und harter Schlag gewesen, denn er hatte sie so tief und innig geliebt und sich ihrer Liebe so völlig sicher gefühlt. Daß sie aber solch' einen Menschen wie diesen hier hatte heirathen können! Richard lächelte etwas ingrimmig, während er die Hand nahm, die ihm Herr von Harling bot und sich von demselben zu seiner wunderbaren Rettung beglückwün schen ließ. „Eine ganz

denn die Lucie?' Beide jungen Leute vor ihm errötheten bei dieser Frage heftig. »DaZ. war ihr Name,' antwortete Richard, und seine Stimme bebte dabei ein wenig. »Ah l Ich glaube, Ihr Gut grenzt unmit telbar an Langfeld, die Besitzung des Herrn von König, nicht wahr?' Ja. Wir sind unmittelbare Nachbarn.' »So hörte ich. Ah, hier kommt meine Tochter l Nun, meine liebe Henriette.' und « Herr von Harling beugte sein stattliche? Haupt, um den üblichen töchterlichen Kuß aus seine Nasenspitze entgegenzunehmen

, »Henriette, dies Ist. Herr von Münster, der Freund Deines Bruders, weißt Du.' > »Und der Frennd Deiner Gemahlin,' meinte die junge Gräfin lächelnd. »Ich habe so viel von Ihnen gehört. Herr von Münster, daß es .mir ein großes Vergnügen bereitet, Sie per sönlich kennen zu lernen.' < 411/ Richard verbeugte sich gemessen und » die Frau Gräfin von Luckner konnte sich -dabei der Wahrnehmung nicht verschließen. Maß -er'r«irlich i eme - ganz prächtige Er scheinung war. ' WA »Und so -verloren- Sie. Ihre.kseine

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 20.02.1900
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 41 der „Bozner Zeitung' vom 20. Februar 1900. (Nachdruck verboten.) Mach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (43. Fortsetzung.) Diese einfache Frage brach das Eis. Lucie konnte über ihre Mutter ganz natürlich und unbefangen mit Richard sprechen und bald schien es denn ihnen auch die natürlichste und selbstverständlichste Sache von der Welt, daß sie neben einander durch den erwachenden Frühling dahinwandelten, daß Richard Lucien all' die Widerwärtigkeiten erzählte

in wahrhafter Erleichterung auf. als sie daran dachte, wie weit sie jetzt von Berlin, von Gräfin Luckner und von ihrem eigenen Gemahl entfernt wäret Wenigstens würde sie noch einige Tage der Freiheit vor sich haben, einige Tage, die nicht ganz so düster und trübe wären wie ihr sonstiges Leben. Sie würde Richard zuweilen sehen — das könnte doch gewiß nichts schaden — er war ihr alter treuer Freund — und als sie dies dachte, erröthete sie vor Freude beinahe ebenso lieblich wie in den Tagen ihrer glück

lichsten Mädchenzeit. »Richard, ich werde Dich bald wiedersehen,' sagte sie leise, ehe sie sich trennten. »Morgen?' fragte er eifrig. »Ja, Morgen — nun ich endlich wieder einmal auf dem Lande bin, will ich auch etwas frische Luft genießen — ich bedarf derselben sehr — Berlin war mir schon ganz unerträglich!' »Es sreut mich, daß meine Seejungfer zu Schaden kam und in den Hafen zurück mußte,' sagte Richard kurz. Die »Seejungfer' war Richards neue Jacht und ihre Mängel waren ihm jetzt eine Quelle

der höchsten Freude. »Wenn ich sie, so lange Du noch hier bist, wieder in Ordnung bekomme, willst Du dann eines Tages mit Bertha eine kleine Fahrt auf ihr machen, Lucie — nur ein paar Stunden an der Küste entlang?' »O, Richard l DaS wäre zu entzückend !' Richard lächelte und Lucie lächelte und beide vergaßen für den Augenblick ganz Herrn von Harling und die schwere Kette, welche Lucie an denselben band. »Ja, ich brauche frische Luft und Er holung nach den vielen Gesellschaften in Berlin,' sagte

sie nochmals zu sich selber, als Richard sich von ihr getrennt hatte und sie durch den Langfeld'schen Garten beinahe laufend auf das Haus zueilte, in dessen Thür Bertha ihr entgegen kam und sie erstaunt mit der Frage begrüßte: »Aber wo bist Du denn so lange geblieben. Lucie? Ich fieng schon an, mich Deinetwegen ernststlich zu ängstigen.' »Komm hier herein,' antwortete Lucie hastig und zog ihre Schwester in ein leeres Zimmer des Erdgeschosses. »Bertha, rathe einmal, wenn ich gesehen habe? Richard

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Bozner Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 21.04.1900
Physical description: 12
ein Zimmer miethete. Ich werde es Ihnen ganz genau erzählen — es ist besser, daß Sie alles wissen. Mein früherer Ver lobter. Richard von Münster, war doch nicht ertrunken und ich sah ihn wieder. Er war mit Fritz von Harling befreundet und nach dem ich ihn wiedergesehen hatte, beschloß ich, Herrn von Harling zu verlassen, aber allein, nicht mil Richard. So hielt ich mich denn hier verborgen — und — und — versuchte, durch Musikunterricht meinen Lebensunterhalt zu erwerben.' „Und dieser Mann —' „Richard

? Ich begegnete ihm eines Tages ganz zufällig im Thiergarten. Begreifen Sie jetzt — der junge Mann, der damals schwer verwundet hierhergebracht wurde, war Richard von Münster — nicht mein Bruder — aber ich gab ihn als solchen aus. weil ich dachte, daß ich ihn dann pflegen könnte, ohne Auf sehen oder üble Nachrede befürchten zu brauchen.' Lukas antwortete nichts, sondern sah sie ganz stumm, wie verwirrt, an — es stürmte zu viel auf ihn ein — die Erinnerung an seinen Mordversuch, seine leidenschaftliche Liebe

das Zimmer. Etwa eine halbe Stunde später trat Lucie, ihre Augen von Thränen ganz geröthet und in ihrem ganzen Aussehen die tiefste Be trübniß, Niedergeschlagenheit und Scham ver rathend, in das Zimmer Richards im Hause der Frau Marks. Richard saß in seinem Lehnstuhl und be grüßte sie lächeld mit der Frage: „Weshalb kommst Du heute so spat, Lucie?' Aber im nächsten Augenblick rief er. durch ihr Aussehen aufs Höchste erschreckt: „Was fehlt Dir Lucie? Was ist geschehen?' „Richard,' antwortete Lucie, blaß

und zitternd und die Worte kaum über ihre Lippen bringend, „ich habe Dir etwas Entsetzliches mitzutheilen, eine so unsagbare Schmach und Schande —' Sie sank schluchzend auf den nächsten Stuhl urd nachdem es Richard gelungen, sie etwas zu beruhigen, brachte er sie allmählich dazu, ihm die Ursache ihrer Verzweiflung zu erzählen und vernahm alles, was ihr Lukas heute Morgen über Herrn von Harling und die Ungültigkeit ihrer Verheirathung mit getheilt hatte. Aber Richard schien die ganze Sache

weiter nicht besonders aufzuregen und schließlich sagte er ihr ganz gelassen: „Mein liebes Kind, die Schande lastet ausschließlich auf dem verstorbenen Herrn von Harling. aber durchaus nicht auf Dir. Du warst ja nur dem Namen nach seine Gattin und daß diese nie vollzogene Ehe sich als ungültig herausstellt, hat meines Tr achtens wenig zu bedeuten. Du darfst Dich nicht weiter mit thörichten Einbildungen darüber quälen.' „Aber es ist so schrecklich,' antwortete sie; „und — und — denke Dir nur, Richard — dieser Mann

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Page 2 of 10
Date: 06.03.1937
Physical description: 10
Nachrichten über die, wie berichtet, in der T s ch e ch o s l o- wakei verschleppten beiden Kommandanten der österreichi schen Frontmiliz. Bekanntlich wurden die beiden Frontmiliz- kommandanten von Rabensburg Richard Kobsik und Franz Rieder mit der Begründung verhaftet, daß sie im Spionageverdacht stehen. In ihrer Spionagefurcht üben nun die Tschechen gegen die deutsche Grenzbevölkerung einen derartigen Ter ror aus, daß zahllose Fälle aufgezählt werden könnten, in denen sich Deutsche tschechoslowakischer

Staatsangehörigkeit nicht einmal getrauen, mit in Oesterreich lebenden Verwand ten, wenn diese zu Besuch kommen, ein paar Worte zu sprechen, sondern sie lieber wieder wegschicken, nur um nicht nachher behördliche Anstände zu haben und unter Spionageverdacht zu kommen. Was nun den eigentlichen Grund der Verhaftung Richard Kobsiks anbelangt, so wurde der „Niederösterreichischen Donau post" auch in dieser Beziehung eine interessante Nachricht ver mittelt. Man vermutet nämlich, daß es sich mehr oder weniger

um den Racheakt eines tschechischen Grenzbe amten handelt, der sich damit befaßte, kommunistisches Werbematerial, wie die illegalen Zeitungen, Flugblätter usw., nach Oesterreich schmuggeln zu helfen. Diesem politischen Schmuggel soll Richard Kobsik auf die Spur gekommen sein. Uebrigens konnte festgestellt werden, daß sich Kobsik und Rieder immer noch in Brünn befinden, wo sie auch Besuche ihrer Anverwandten empfangen dürfen, daß aber ihr Schicksal weiterhin völligungewiß ist. Schwierigkeiten

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Page 1 of 8
Date: 27.01.1905
Physical description: 8
, unS an den bisherigen StaatÄbahneu ;n verbluten, irr Tante Betty, an kleine Verhältnisse gewöhnt, hatte vor diesem großen Anfange wohl ängstlich gewarnt und in der Sorge ihres liebevollen Her' zens tausend Befürchtungen, Zweifel und Ahnun gen ausgesprochen, aber Richard hatte sie lächelnd beruhigt: „Tas ist tein Anfang, Tantchen, das ist mir die europäische Fortsetzung meines ameri kanischen Beginnens. Was ich drüben erworben habe, stecke ich hier i„ die „Fortsetzung' hinein und Du sollst sehen, wie glänzend

der Schluß wird, meines Lebens nämlich, denn meiner Schöpfung selbst wünsche ich keinen Schluß.' Von seinem kleinen Kapital, das in der Fabrik steckte, hatte Richard gar nichts wissen wollen, aber die Besitzerin hatte darauf bestanden, daß Tr. Thie- lemann wenigstens die Zinsen regelmäßig gezahlt erhielt. Tarauf hatte Richard das Kapital auf Tante Betty Lang übertragen lassen und ersuchte Mila, nun auch die Zinsen an diese au'szuhäiiMgen. Das faiid Mila ganz in der Ordnung und sie sagte es Richard

mit ernster Genugtuung, daß er da mit nur einen kleinen Teil seiner Schuld yn Betty Lang abtrete. Das Verhältnis zwischen Mila und dem Toktor war ein eigenartiges geworden. Daß sie einander liebten, das wußten wohl beide imd doch kam es zu keiner Aussprache zwischen ihnen, denn wenn Richard zuweilen hingerissen von seiner tiefen Zu neigung Mila erkennen ließ, wie gern er ihr Ge schick mit dem semigen verbinden möchte, so wurde Mila sofort kühl nnd nnahbar, so daß nch Richard verkehr zurückzog

. Und doch hält,' niemand die iniige ^abriksbe'itzerin der Kokettere beschuldigen können, „Sie kam, mir noch nicht vertrauen,' sagte Richard sich oft voll Bitterkeit, und er hatte recht. So groß Milas Liebe für ihn war nnd sie fühlte, daß sie niemals einem anderen Manne würde an gehören können ^ so vermochte sie noch immer nicht sich zu entschließen, ^sin Weib ;n werden. Wie quälend snr sie >lbsr ihr Zweisel auch war, sie konnte dies Gesicht doch »och nicht bannen. Wenn der Gedanke an Rosa auftauchte

, die vor fast einem Jahre wegen hochgradigem Morphinis-- inns in die Anstalt hatte gebracht werden müssen, zog sich ihr das Herz zusammen. Rosa war kör perlich nnd geistig zerrüttet, Z>as war freilich wahr, aber trotzdem besaß sie noch einen großen, Nesseln den Reiz. Diese Frau, geübt in allen Künsten der raffiniertesten Gefallsucht, lebte nun in einem Hause mit Richard, der all seine nnd seiner Aerzw Kunst aufbot, um sie zu heilen. Mußte nicht, wenn ihm dies gelang, die alte Liebe wieder mächtig

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 13.03.1900
Physical description: 6
verfärbte sich Herr von Harling etwas und nach einer kurzen Pause sagte er: „Darüber habe ich noch gar keinen endgiltigen Beschluß gefaßt.' Und Herr von König mußte sich mit dieser Antwort zufrieden geben, aber er verließ Herrn von Harlings Haus mit dem Bewußt sein. daß er Recht daran gethan hatte, seinen Schwiegersohn aufzusuchen und einige Tage später wurde auch Fritz von Harling davon überzeugt, daß Richard von Münster ganz unschuldig an Luciens Verschwinden wäre. Einige Tage nach dieser Unterredung

be gegnete nämlich Richard von Münster seinem früheren Freunde, als derselbe eben aus einem Laden trat. Richard eilte auf jenen zu und sagte kurz und entschieden: „Ich muß Dich sprechen, Fritz. Ich habe Dir besondere Mittheilungen zu machen.' Fritz von Harling wurde dunkelroth und begann ziemlich empört: „Unter den obwaltenden Umständen —' „Unter den nicht obwaltenden Umständen,' unterbrach ihn Richard eifrig. „Von der ganzen Geschichte ist kein Wort wahr. Fritz, ich erkläre Dir feierlich, daß ich Frau

verborgen hält — und ich bin mit ihrem Vater und ihrer Schwester herge kommen, um sie zu suchen.' „Es ist eine ganz wunderbare Geschichte. Ich habe Dich lange gekannt, Richard, und Du wirst mich in einer solchen Sache doch nicht hintergehen.' „Ich habe Dir mein Ehrenwort gegeben, daß ich die Wahrheit spreche. Welche Ver anlassung hätte ich. Dich zu hintergehen? Hätte Lucie sich wirklich von mir entführen lassen, glaubst Du, ich würde sie irgendwo allein gelassen haben, um nach Berlin zurück zukehren

?' Aus den letzten Worten Richards von Münster sprach eine so heftige, wenn auch verhaltene Leidenschaft, daß Fritz von Harling nicht umhin konnte, seinem Freunde zu glauben und erwiderte: „Nein, das ist nicht anzunehmen. Ich hatte übrigens Lucie sehr gern und ich freue mich, Richard, daß wir Freunde bleiben können.' Dabei reichte Fritz ihm die Hand und Richard drückte dieselbe auf's Herzlichste. Hierauf plauderten die beiden so unbefan gen und freundschaftlich miteinander, wie nur je zuvor und bald erkundigte

sich Richard auch nach Eochen Dore. das heißt, er fragte lächelnd: „Und wie geht es der reizenden Schlächterstochter?' „Sie ist keine Schlächterstochter, mein lieber Junge — sie ist ein süßes kleines Mädchen,' antwortete Fritz von Harling. jedoch mit einer gewissen Zurückhaltung im Ton seiner Stimme, die Richard davon abhielt, den Gegenstand weiter zu verfolgen. Aber jedenfalls schieden sie als sehr gute Freunde und Fritz von Harling war wirklich erfreut, auch seiner Schwester, der Gräfin Luckner

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 6
Date: 30.03.1900
Physical description: 6
. Er konnte nicht hören, was sie sag ten; nur ihr Lachen drang zuweilen zu seinen Ohren. „Weißt Du. Lucie, die beiden letzten Tage sind mir entsetzlich lang vorgekommen.' „Ja, mir wurde die Zeit auch sehr lang, Richard, weil ich Dich nicht sah.' „Hoffentlich vergaßest Du mich nicht ganz über der Pflege des armen kranken Mädchens „Natürlich nicht. Richard erinnerst Du Dich noch, wie wir vor langer Zeit einmal — als wir so glücklich waren — ehe jener fürchterliche Sturm uns trennte — erinnerst

Du Dich noch, wie Du mir eines Tages auf einem Spaziergange durch die Felder sagtest, zwischen unseren Seelen bestände ein Band, durch Welches dieselben beinahe völlig eins wären? Daran dachte ich, als ich während der Nacht an Evchens Krankenlager saß. Ich fühlte, daß Du an mich dachtest; ja, ich war mir dessen sicher. Dachtest Du wirk lich an mich?' . Richard lächelte und in der nächsten Sekunde, ehe sie auch nur ein Wort des Widerspruchs erheben konnte, hielt er sie in seinen Armen und küßte sie leidenschaftlich auf ihre Lippen

. „O, Richard, das ist sehr unrecht,' sagte Lucie, sich semer Umarmung, entziehend. „Ja, das fürchte ich auch ' sagte Richard, sah dabei aber durchaus nicht dreuig aus. „Du mußt mir versprechen daß Du es nicht Wiü >er thun wirst.' „Muß ich das wirklich?' „O, Richard, sieh mich nicht so an und bringe mich nicht zum Lachen; ich spreche ganz ernst; also versprichst Du es mir?' „Wir wollen an einem anderen Tage weiter darüber reden. Jetzt möchte ich Dir mancherlei mittheilen, was ich von Bertha gehört

habe.' Wenn diese Beiden zusammen waren, hatten sie einander stets hunderterlei wichtige Dinge mitzutheilen. Und so wanderten sie denn auf einem einsamen Wege des Seeparkes umher, bis die Dämmerung kam und der Schatten des Abends sich auf sie herabsenkte. Dann erklärte Lucie, jetzt müßte sie nach Hause und Richard gab ihr das Geleit bis nach der Stromstraße. Und Lukas hatte sie während der ganzen Zeit im Auge behalten und folgte ihnen noch immer! Er hatte gesehen, wie sie sich innig küßten, wie sie sich die Hände

drückten, wie sie einander anlächelten! Sein Herz glich einem glühenden Vulkan; seine Vernunft war vollständig verdunkelt, seine wildesten Leidenschaften waren bis zum Wahnsinn ent fesselt. Und jetzt folgte er ihnen, folgte ihnen bis nach der Stromstraße, sah, wie sie vor der Hausthür der Frau Marks von einander Abschied nahmen und dann kehrte Richard von Münster um und gieng leichten schnellen Schrittes an Lukas vorüber. Und er gieng seltsamer Weise, trotz der weiten Entfernung, unverzüglich

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 16.04.1901
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 86 der „Bozner Zeitung' vom 16. April 1901. (Nachdruck verboten.) Dämon Gold. Novelle von R. Sturm. 16. Fortsetzung. „Alle Teufel, das ist unser Ruin', jam merte Ottomar und der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. „Der Baarmittel beraubt, läßt sich ja das Depot in der gewünschten Weise gar nicht ergänzen.' „Dies würde, wenn es noch möglich wäre, ja auch nur eine Gelegenheit sür uns sein'', entgegnete Richard. „Denn er will uns den größten Theil seines Depots ja für immer

entziehen. „Ich weiß keinen anderen Ausweg, der Schande, der Strafe und dem Elend zu entgehen, als daß wir uns das Leben nehmen.' „Richard, ist das Dein voller Ernst? Giebt es keinen anderen Ausweg, um dem Verhäng- niß zu entrinnen,' winselte Ottomar. „Denke an unsere Frauen und Kinder. Vielleicht glückt uns die Flucht ins Ausland. Nach dem Orient soll man am leichtesten entfliehen können. Wir reisen über Italien nach der Türkei. In 12 Stunden sind wir über die deutsche Grenze

und ist dann jede Nachforschung nach uns un- gemein erschwert.' „Ich habe dieses Leben der Angst und Sorge, der Heuchelei und Verstellung satt,' erklärte Richard mit eisiger Ruhe, „und werde mein Dasein auf dieser Welt endigen. Bankrott sind wir schon seit vier Jahren, unterschlagen und gefälscht haben wir aber bereits seit sieben Jahren. Unser Haus stürzt mit einem bösen Krach ein, und wir kommen ins Zuchthaus oder Gefängniß, wenn man uns erwischt. Willst Du einer solchen Gefahr so lange Du lebst ins Auge sehen? Ich vermag

es nicht.' „Aber bedenke doch Richard, daß Randow eigentlich unser Mitschuldiger ist. Hat er uns mit seinen vielen Gründungen nicht zu seinen Werkzeugen gemacht und mußten wir ihm nicht oft flotten Absatz der Aktien vorschwin deln, um das betreffende Aktienunternehmen nicht zu diskreditiren. Ich habe einen Gedanken, den mir die Verzweiflung eingab. Wie wäre es, wenn wir vor Randow hintreten und ihm unter vier Augen bis zu einem gewissen Grade die Wahrheit sagen würden, daß zum Beispiel nicht alle Atrien

, auf die kleine Anzahlungen geleistet wurden, von den Zeichnern abgenom men worden seien, ferner daß wir große Ver luste an amerikanischen und spanischen Papieren gehabt hätten und jetzt ein großes Hausse- Engagement eingegangen wären, wobei wir einen großen Theil unseres Verlustes wieder gewinnen könnten.' „Das nutzt ja Alles nichts, wenn man so gründlich bankrott ist wie wir', erwiderte Richard mit funkelnden Augen. „Unsere ge schäftlichen Verhältnisse sind ja zu tief hinein verdorben, ganz unrettbar

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Bozner Zeitung
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Page 6 of 16
Date: 26.09.1908
Physical description: 16
nicht nur den Pony, sondern noch eine Menge an derer Dinge verspreche», al's Richard Laqne, aus dem Hause kämmend, auf sie zutrat. „Er tvar also die ganze Zeit dal' dachte Lord Waldemere. „Sein Pferd ist dort rückwärts ange- bunden. Ich könnte ihn -erwürgen!' Ms Layne näher kam, machte sich Arthur aus Miß My'cherlys Armen los, sprang auf den>-An kömmling zu und rief: «Oh. Papa Richard!' RrchaÄ» Äayne nahnt den Knaben in sein« Ar- >.ne. büßte Hn auf beide Wangen und Hetzte ihn ^achend ans die Bank

, während sich Arthur anschickte. Richards Taschen zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen war die 'Entdeckung eines Pakets, das bunte Glaskugeln uud Z'wei neue Büches enthielt, welch letztere lautes Entzücken hervorriefen. „Oh, gerade üvas ich mir so wünschte!' rief Arthur voll Freude, die Bilder in 'den Büchern 'betrachtend. „Hier ist Robinson Crusoe selbst mit seinem alten zerdrückten Hm auf dem- Kopf! Ich muß -das den Andern zeigen! Ich danke dir, iPapa Richard; ich danke dir vielmals!' Er gab Layne

einen dankbaren Kuß nnd lies dann zu seinen Spielgenossen, zeigte ihnen seine neuen Bücher und teilte die hübschen Maskuge'n mit ihnen. „'Papa Richard!' wie diese Worte Lord Wal demere in den Ohren klangen! Miß -Wycherly und ihr Begleiter schauten dem -Knaben -stolz nach und die Elftere sagte dann, wäh rend ihre Augen sich mit Tränen fMten. „Der >Me, großmütige Knabe! Ich bin so stolz auf rhu, Richard! Was gäbe ich nicht darum, ihn vor der Welt als meinen Sohn anerkennen zn dürfen!' 'Schluchzen erstickte

«es, daß in der Gegend von Altenbnrg so viel gespielt wurde, daß die 'Strafgelder wegen verbotenen Spieles das nötige Kapital für die 'Erbauung der Kirche lieferten. Als zuverlässig können jedoch die Angaben des Bauherrn der außer Ihnen und mir 'Niemand von seiner Eri- steniz ivisscn darf! Bedenke» Sic. ww er Sie liebt — wie «er sie fast vergöttert! Bedenken Sie, wie gut, wie ivahrhast. wie offenherzig er ist! Er wird Ihnen Ehre machen.' „Und anch Ihnen, guter Richard. Tenuoch kann seine 'Existenz nicht immer

ein Geheimnis bleiben, ein Laufe der Jahre wird er heranwachse» und '>ivas kann ich ihm sagen, wenn er mich nach seiner Herkunft trägt? O. Richard, zuweilen sühle ick, mich berlsucht. ihu zu nehmen nnd ans meinem Vater^lande zu fliehen, um mich irgendwo in einem sernen Winkel zu verbergen.' „Das dürsen Sie um meinetwillen nicht tun, Alice!' „Nein, um Ihretwillen werde ich es nicht tnn. .'Richard. Ich darf nicht vergessen, wie er Sie liebt, wie Sie sich ihm gewidmet, ihn unterrich tet. nnd daß Sie anch

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Page 5 of 6
Date: 29.12.1899
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 296 der „Bozuer Zeitung' vom 29. Dezember MW. tz«,qdvuck o«Sot«r.) Wach dem Sturme. Roman von D. Rüssel. (2. Fortsetzung.) „Was ist geschehen, Lucie?' rief Frau von König aufspringend. „Mein liebes Kind, was fehlt Dir ?' fragte ihr Vater. Das blasse Mädchen blickte von der Einen zum Andern mit ihren vor Entsetzen starren blauen Augen und lief dann wie instinktiv aus ihrem Vater zu, umschlang ihn krampfhaft und keuchte: „Papa — Richard!' »Und was ist mit Richard?' fragte

der Gutsherr freundlich. Herr von König war der Werbung des armen Richard von Münster um seine Tochter nicht mit derselben Energie wie seine Gemahlin entgegengetreten, obgleich er soweit mit ihr übereinstimmte, daß er Richard nicht als eine ausreichend gute Partie für seine schöne Lucie betrachtete. Er war ein recht verständiger, angenehmer Mann mit einem klugen, wenn auch nicht gerade schönen, dunklen Gesicht und einem humoristischen Zwinkern in seinen braunen Augen, aber er stand

mit einem traurigen Kopsschütteln: „Armer Richard l' „Papa — es kann doch nicht wahr sein?' keuchte Lucie. „Ich fürchte doch, mein liebes Kind. Ich begegnete gestern Joseph von Münster und er schien über das Ausbleiben der kleinen Dacht in Sorge zu sein. Freilich — freilich'' — und der Gutsherr las nochmals die Zeilen des armen Richard — „der Sturm war allerdings am Dienstag gerade um sieben Uhr Morgens besonders schlimm. Erinnerst Du Dich noch, liebe Frau, wie Du von dem Prasseln des Regens gegen die Fenster

und händeringend im Zimmer auf und ab zu gehen. „Mein liebes Kind,' sagte ihr Vater, ihr folgend und sie mit seinen Arm umschlingend. „Du mußt Dich zu beruhigen suchen. Ich werde nach Tönning fahren und dort Erkun digungen einziehen: versuche nur so lange Deine Aufregung zu unterdrücken, bis ich zurückkomme. Aber erst will ich nach Lehn-- dors hinüber, um Joseph von Münster mit mir zu nehmen. Es wäre vielleicht besser, wenn Du mir das Blat mit der letzten Nachricht des armen Richard geben wolltest

.' Aber sie erklärte entschieden: „Nein, das Blatt ist mein; es ist für mich bestimmt — Richard hat es nur an mich gerichtet; niemand soll es mir nehmen!' Dann kam ihre Mutter zurück und bestand entschieden darauf, daß ihre Tochter das Riechsalz, welches sie ihr brachte, benutzte. Allerdings beruhigte dasselbe sie ein wenig und bald darauf ließ sie sich durch ihre Mutter überreden, eine Weile auf ihrem Zimmer zu ruhen. Aber Lucie war zu aufgeregt zu unglücklich, um im Bett liegen bleiben zu können. So bald

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Bozner Zeitung
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Page 5 of 6
Date: 13.02.1900
Physical description: 6
Beilage zu Nr. 35 dex „Bozner Zeitung' vom 13. Februar 1900. (Nachdruck verboten.) WM dem SturM. Roman von D. Russel. (37. Fortsetzung.) Frau von Harling ließ bei diesen Worten ihren schwarzen, spitzenbesetzten Sonnen schirm etwas tiefer Herabfinken, aber ihr Stief sohn bemerkte, daß ihre Hände dabei nervös zitterten. „Nun, und was sagte er von Bertha?' „Bertha war entzückt über ihren Fächer; aber vielleicht weißt Du nichts von dem Fächer?' .Von welchem Fächer?' »Richard kaufte einen reizenden

eines Abends zusammen waren, kaqien wir auf Liebe und Heirath und all' .dergleichen zu sprechen. Dabei ließ sich der brave Richard etwas übermäßig scharf und kräftig über solche Mädchen aus, die nur um des Geldes willen heirathen und erklärte, daß solche Ehen einfach ekelhast und empörend wären. Ich weiß es nicht, aber ich vermuthe, daß ihm irgend eine Dame schlecht mitgespielt hat. Weißt Du vielleicht, ob und in wen er sich verliebt hatte?' „Nein,' hauchte Lucie und sprach wäh rend der übrigen Fahrt kaum

. Er hatte sich bemüht, nach ihrem Zanke, wegen Bertha eine Aussöhnung herbeizuführen aber Lucie hatte seipe Annäherung so kali. aufgenommen, daß daß Selbstbewußtsein dieses eitlen Mannes dadurch aus das' Empfindlichste verwundet worden war. Und- ihr ganzes Wesen erhielt jenen Argwohn gegen Richard von Münster, der ihm beim Bestie dieses jungen Mannes zum ersten Male gekommen war, wach und lebendig. Aber darüber hatte er kein Wort weiter zu ihr geäußert. Miß trauen und Zweifel waren in seinem Herzen erwachsen

gewesen war und ihn während all'der Jahre ihrer süßen, glücklichen Jugendzeit innig wiedergeliebt hatte. Dies war Richard von Münster. Er hatte mit Fritz von Harling zusammen dinirt und Fritz hatte ihn dazu überredet, mit auf diesen Ball zu kommen und Richard hatte sich übereden lassen in der Erwartung, Lucie dort wiederzusehen, vielleicht auch in der Hoffnung, ihr ein Wort des Dankes für ihre Bestellung durch Bertha in's Ohr flüstern zu können, ehe er seine lange Reise nach fremden Welttheilen anträte. Und er sah

sie durch den Saal gehen, schöner als sie je zuvor gewesen. „Größer und dabei doch lieblicher' dachte er — und er fragte sich selber, ob sie wohl glücklicher wäre, ob dies Leben, glänzender als er es ihr je zu bieten vermocht hätte, die Bedürfnisse ihres Herzens ausreichend befriedigte. Plötzlich trafen sich ihre Augen und Richard sah. wie im gleichen Moment em tiefes Er- röthen sich über das schöne Gesicht und von dem schlanken Halse sogar bis über den schneeweißen Nacken breitete. Sie war sich der Vorgänge

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