-80, Einzelnummern in Innsbruck u. auswärts 10 b. — Deutschland Monat K 2.—, halbst K12.-. — Schweiz u. übr. Ausland: m. K 2.50, vj. K 7.50, Hst K15.-. ganzj. K 21-0 viertelj. K 6. Nr. 136 Innsbruck, Donnerstag, 10. August 1911 19. Jahrg. Zer deutsche Reichstag über die mtionalverbandlerifchen Wahlen. Innsbruck, 10. August. Im Wahlkampfe haben die Nationalverbändler sich immer als die einzigen guten Deutschen hinge stellt und von „deutschem Wesen und deutscher Art" triefen förmlich ihre Wahlaufrufe und Wahlreden
. Aber gerade die Art und Weise, wie sie in diesen Wahlen vorgingen, wie sie Wahlbeeinflussung durch Unternehmer und Gemeindeämter betrieben, be weist, daß ihnen deutsches Wesen und deutsche Art innerlich ganz fremd sind. Der Kantpf mit unehr lichen Waffen, die Ausnützung wirtschaftlicher Herr schaft, der Mißbrauch eines Amtes widerspricht dem deutschen Charakter durchaus. Das hat der Deutsche Reichstag in zahlreichen Entscheidungen über Wahlproteste bewiesen. In hunderten von Fäl len
hat die Reichstagsmehrheit, die wahrlich den Sozialdemokraten, nichts weniger als freundlich gegenübersteht, Wahlen von bürgerlichen, ja von hochkonservativen Abgeordneten, für ungiltig er klärt, weil irgend eine Behörde sich in den Wahl kampf cingemischt, weil irgend eine amtliche Be einflussung der Wahlen zu Üngunsten der oppositio nellen Parteien stattgefunden hat. Dabei hat der Deutsche Reichstag nicht den geringsten Unterschied gemacht, ob der Gegner, zu dessen Ungunsten die Behörde eingriff, ein bürgerlicher
konnte, ohne auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Jedem Bergarbei ter, der in das Wahllokal treten wollte, wurde ein Stimmzettel, auf den Namen Möller lautend, in die Hand gedrückt. Der Reichstag beschloß, Zeugen unter Eid einvernehmen zu lassen. Diese bestätig ten, daß die Werksbeamten genau kontrollieren konnten, ob der Wähler den ihm in die Hand ge drückten Stimmzettel abgegeben. Die Wahlprüfungskommission beschloß mit 9 ge gen 2 Stimmen die Ungiltigkeit der Wahl. Der Reichstag wäre
diesem Antrag sicher beigetreten, doch beschloß Herr Möller, der Kassierung seiner Wahl durch die Niederlegung des Mandates vorzu beugen. Die Vorgänge bei der Wahl Möllers sind natür lich nur ein Kinderspiel im Vergleich zu den Vor gängen bei der Wahl des Licht in Mährisch-Ostrau. Wie wäre es dem Rothschild-Kandidaten Licht wohl im Deutschen Reichstag ergangen? In Düsseldorf war der Konservative Göscher ge wählt worden. Dabei hatte der Landrat Dr. Hantel zu Moers an die Bürgermeister seines Kreises