Karl Plattner: „Hommage“ Karl Plattner (Mals, 1919 - Mailand, 1986) malte friedvolle Landschaften, die Angst, das Entsetzen, die Entfremdung. Freude kommt selten auf. E s sind schon 20 Jahre ver gangen, als der große Karl Plattner den Entschluss fasste, am 8. Dezember 1986 in Mai land, der Stadt, in die er als junger, aufstrebender Künstler gezogen war, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Er war kurze Zeit vorher nach Bozen zurüekgekehrt, wo er aber nicht die erwünschte Ruhe, die Muse
- 'er, sehr im österreichischen und deutschen Kulturraum verwurzelt, ■-r war aber auch ein Italiener, einer, der sich in Mailand wohlfühlte und in der dortigen Kunstszene seine eiste Anerkennung fand, genauso wie er sich in Sao Paolo zu Hause fühlte und in Paris. Er war ein Eu ropäer. Ein moderner, zeitgenössi scher Mensch. Ein Kosmopolit, der diesem Land immer tief verbunden blieb, vielen Menschen im Lande große Werke Unterlassen hat und den Vinschgau im Herzen trug. Karl Plattner ist Südtirols bedeu tendster Maler
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Mittel punkt seines malerischen Werkes steht immer der Mensch in all sei nen Existenznöten. Er malte kom plexe Bilder, stilistisch voller Span nungen, archaisch und gleichzeitig sehr modern, voller Tragödie und Ironie, voller schneidender Schärfe, wo Eros und Thanatos miteinander streiten. Die Unbeweglichkeit sei ner Figuren rührt daher, dass er sie immer in einer Situation der Bestür zung wahrnimmt. Plattner malt die Angst, das Entsetzen, Augenblicke
, Entfremdung, selten kommt in sei nen Bildern Freude auf. Plattners Kontext ist die klassische Moderne ebenso wie der zeitgenössi sche Realismus, der mit Zitaten und wechselseitigen Wirklichkeitsebe nen operiert. Vor allem aber ist Platt ner ein genuines, ja, geniales Mal temperament, das die Wirklichkeit neu imd autark aus der Pinselschrift imd der gekonnten Verwendung der Farbe hervorgehen lässt. Plattners Bilder sind in erster Linie Gebilde aus Farbe und Formen. 1954 schrieb Karl Plattner
ein plasti sches Problem.“ Dieser Poetik bleibt Plattner im Wesentlichen immer treu. Figuration äußert sich bei Platt ner also nicht nur in der Darstellung der menschlichen Figur, sondern meist in gestalthafter Form im Ge gensatz zur Gestaltlosigkeit des „In- formel“, mit dessen Siegeszug sich der Maler in den 50er- imd 60er-Jah ren konfrontiert sah. Figuration be deutete einerseits Hinwendung zur menschlichen Figur, andererseits ein Prinzip sinnlicher Vergegenwärti gung ursprünglicher Formen. Stets