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Alpenländer-Bote
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Page 10 of 20
Date: 21.10.1934
Physical description: 20
©eite 10. Nr. 42. (24. Fortsetzung). Gejohle und lautes Aufdröhnen erfüllten den Raum. „Daß ich dächte", lachte der Angerufene. „Jawohl, bestimmt, in zwei Wochen. Sie bringt sieben Mägde mit, damit die schmutzigen Kittel endlich gereinigt werden." Man lachte von neuem und johlte noch zustimmen der, als Beltig aufstand und Philipp einen Kelch, ge füllt mit Wein, vor die Nase hielt. „Bist doch die Amme vom Gabriel Keller. Trink, trink, mein alter Knabe, damit du dich stärkst und damit du neues

— bravo —", riefen die Leute und mun terten den Wirt auf: „Los, Michel. Rin in die Kan dare. Einen Schoppen aus dem besten Faß — der Beltig hat das große Los gezogen — Donnerwetter — dessen Tochter einen Assessor — da wird Gabriel Augen machen. Er wird sich einen Strauß aus wel kem Laube brechen, sich hinter eine Hecke verziehen und Tränen verlorener Liebe in die verdorrten Blät ter weinen." „Das wird er, bravo — das wird er." Philipp hatte sich gesetzt, denn er merkte, daß jede Verteidigung

nicht so laut sprechen", flüsterte ihm Sindig, der Dorfschneider, zu. „Dein Mädel hört es und ihr künftiger Bräutigam ebenso. Es könnte chnen peinlich sein." „Woher denn. Wieso denn. — Und die, mich ver nehmen? Ausgeschlossen, die sind mit sich selber be schäftigt. Aber — was wollte ich noch, weswegen habe ich mich erhoben?" Philipp richtete sich unvermittelt auf, das Gesicht weiß wie die Wand, die Augen groß und gläsern. „Wegen Philipps, du wolltest dem Altknecht eine Standpauke halten." „Ja. Gewiß

. — Zufällig, du triffst den Nagel auf den Kopf. Also — mein lieber Philipp — so heißt du ja, und du gehörtest ja auch zu den drei Anfragern, die damals für Gabriel Keller zu mir auf den Hof ritten. Soeben fällt mir das ein. Also, Philipp, ich an deiner Stelle, das habe ich dir schon soeben vorgehalten, ich an deiner Stelle würde vor den Haiderhofbauer hin treten und sagen: „Mein lieber Keller, ich habe deiner Familie zwar länger als ein Menschenalter gedient. Jetzt aber Schluß

. Es ist aus. Ich kann nicht mehr. Ein bißchen Wert muß ich auf den inneren Menschen legen. Ich meine auf den eigenen. Auf meinen. Jawohl, Philipp, so mußt du sagen, und so mutzt du zu ihm gehen. Sonst bist du kein Mann mehr. Sonst nicht. Ich aber verkünde euch, Leute", wandte er sich an seine Zuhörerschaft, „hier der Altknecht, das ist ein anstän diger Charakter. Der tut, was ich sage, und der schmeißt den Krempel hin." „Bravo — bravo", erscholl es ringsumher. „Er bleibt nicht bei Gabriel. Er sagt ihm den Dienst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 13 of 14
Date: 09.06.1934
Physical description: 14
Der Mensch ist gut Von Flodoard Krach Der Vorhang fiel, im Zuschauerraum wurde es hell. „An wem hingen deine Augen während des ganzen Aktes so zärtlich?" fragte Ferdinand, blickte neugierig zur Parterreloge empor — und warf sich entsetzt herum. „Un glückseliger, was tust du? Die Dame deines Herzens ist mindestens 55 Jahre alt!" „Sie ist auch sehr häßlich", sagte Philipp und lächelte sanft. „Die Liebe macht sie noch häßlicher. Ich 'bin be friedigt." „Du bist verrückt! Welche Marotte

!" „Ich will dir etwas anvertrauen," sagte Philipp, „sie hat heute durch mich einen schönen Abend. Vielleicht den schönsten ihres Lebens. Sieh mich an! Hätte dieses Un geheuer es sich gestern träumen lassen, daß sie heute die Huldigung eines hübschen, eleganten und jungen Mannes empfangen würde? Der Mensch ist gut. Ich schenke ihr eine schöne Erinnerung. Sie wird heute nachts von mir träu men. Sie wird morgen und die folgenden Tage an mich denken. Voll dankbarer Gefühle. Unfrisiert und in einem entsetzlich geschmacklosen

diese Frauen dazu, ihre Sitze ebenso teuer bezahlen zu müssen, wie andere, deren Hände und Füße im Dunkeln eine angemessene Betätigung finden, da ihnen doch ein integrierender Bestandteil des Vergnügens verloren geht? Es wurde finster, der Vorhang hob sich und über die Logenbrüstung erschien vorsichtig der Kops der Unbekannten in hingebender Neigung. „. . . vielleicht ist sie doch noch ein bißchen zu jung," murmelte Philipp vor sich hin. Donnerstag hatte er sich bei „Madame Butterfly" ein gesunden

frei . . . Wirklich nahm sie dort Platz. „Häßlich, alt und ver drossen," stellte Philipp mit Befriedigung fest und ließ sanft und eindringlich seinen Blick auf ihren Zügen ruhen. Aengstlich musterte sie ihr Kleid. Dann zog sie die Oberlippe verschämt über ihre Schaufelzahne, als wollte sie einen Toilettefehler verdecken, und verlegte den Schwerpunkt ihrer Gestalt durch ein kaum merkliches Rücken auf ihrem Sitz. Während des ersten Aktes blickte Philipp im Dunkel einige Male über die 'Schulter

mit leisem Rascheln ein Bonbon zum Munde — „Theaterbonbons" nannte man das zu deiner Zeit, dachte Philipp und nannte sie behutsam „Du" — mit spitzen Fingern; biß von diesem elenden, win zigen Stückchen Süßigkeit, das sie sonst mit einem brutalen Hieb in den Rachen zu fegen gewöhnt sein mochte, die Hälfte ab. — Für mich, dachte Philipp, einzig und allein für mich. Me, wenn sie mir jetzt die zweite Hälfte anböte? Nicht nötig, meine Teure, nicht nötig. Ich bin unbestechlich. Ich tue, was mir mein Herz

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Alpenländer-Bote
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Page 8 of 16
Date: 28.10.1934
Physical description: 16
Seite 8. Nr. 43. (25. Fortsetzung). „Ich — nicht mehr. Bestimmt, Gabriel, ich nicht mehr. Morgen ist alles vorbei. Ehe die Sonne auf geht, bin ich aus deinem Hause gewandert." „Philipp", rief der Halderhofbauer und stürzte der Treppe zu. Aber der Altknecht kehrte sich nicht an den Ausbruch der Enttäuschung und stieg die letzten Stufen hinan. Als wenn ihn ein Schlag wider die Stirne getroffen hätte, so betrat Gabriel die Stube und so bedrückt und betrübt setzte er sich nieder

sich. Philipp stand auf dem Fensterbrett und hielt die Enden eines Strickes in der Hand. Wie die Erscheinung eines Geistes stand seine Sil houette vor dem graugrünen Hintergrund des dunklen Zimmers. „Du", keilte sich des Kellers vor Erregung zitternde Stimme in die Unheimlichkeit. „Was hast du vor?" »Ich — was soll ich Vorhaben." ,T)u steigst sofort herunter", brüllte Gabriel in je nem befehlenden Ton, der keinen Widerstand kennt. „Ich?" stöhnte der Altknecht. „Du — und das sage

du nicht? Willst du mir nicht den Strick geben?" „Doch — hier. Kann es auch auf eine andere Weise besorgen. Ich habe gesagt, daß ich von dir gehe und — ich muß. Nur — davonlaufen — das vermag ich nicht. Der Weg, den ich schreiten wollte, ist der richtige für mich." „Komm her, Philipp", nahm Gabriel den Knecht beim Arm und zog ihn zu Boden. „Her mit dir, alter Junge. Sei vernünftig. Setze dich. Ich will dir die Stiefel ausziehen und dich zu Bett bringen. Damit du ausschlafen kannst. Du hast

" In diesem Augenblick knallten Peitschenschläge durch die Luft. Pferdegetrappel und Wagengerassel waren zu hören. Ein Fuhrwerk fuhr vor. „Ist denn die Welt verdreht? Wer besucht uns mit ten in der Nacht?" erstaunte sich der Halder und schritt zum Fenster. ,Hallo — wer ist da?" rief Gabriel hinunter. „Das rätst du nicht." „Wie?" „Wir kommen zu dritt." „Du bist es?" »Ich." „Und wen bringst du mit?" „Das wirst du sehen." Der Halder wandte sich vom Fenster und dem Alt knecht zu. „Philipp, was denkst du, wer

da ist. Gertrud. Ein Wunder. Eine Unbegreiflichkeit. Schnett, laufe hinab und öffne die Türe. Ich sage dir — rasch. Was stehst du noch da und halst Maulafsen feil? Noch immer nicht die Torheit aus dem Schädel gerissen? Noch immer nicht?" Der Bauer packte seinen Knecht bei den Schultern und schüttelte ihn. „Du, Philipp, ich bin so unanständig und lasse die Angekommenen warten. Ich lasse sie warten, um dir eine Standpauke zu halten. Wenn du von mir gehen willst, dann tue

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Alpenländer-Bote
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Page 8 of 16
Date: 14.10.1934
Physical description: 16
und Wein wurden in beträchtlicher Menge im „Ochsen" ausge- schüttet; Musikanten dudelten lustige Weisen herunter, und Junge wie Alte bemühten sich. Tanzweisen Folge zu leisten. Aus der weiten Umgegend waren Aste eingetrofsen. Zu ihnen gehörte Beltig mit Frau und Tochter, Gabriels gewesener Braut, und unter ihnen befand sich auch Philipp, der Altknecht vom Halder- hose. Er hatte es in der Einsamkei tnicht mehr ausge halten. Einmal wieder mußte er unter Menschen sein. Zeit seines Lebens

, das ewige Einerlei. Gabriel war schweigsam geworden. Das vermeintliche Unrecht, das man seinem Bruder angetan hatte, zehrte an ihm und es verletzte ihn stark, daß die Bauern verächtlich aus dem Wege gin gen. Er machte, als ob es gleichgültig für ihn sei, aber Philipp wußte, daß es ihm am Herzen und an der Ehre fraß. Vor wenigen Tagen hatte er mit dem Halderhof- bauer Stoppelfelder umgepflügt. Dicht neben ihnen eggte ein Bauer sein schon umgeworfenes Feld. Kein Gruß wurde gewechselt, kein Wort ging

herüber und hinüber. Pein war jede Minute, die verfloß. Und ge stern — sann Philipp nach, als er beim zweiten Elas Bier angelangt war — wie war das gestern gewesen? Eine Fleischersfrau aus derselben Gemeinde, zu der der eben erwähnte Landmann gehörte, stürzte in der Nähe des Halderhofes vom Wagen und verwundete sich am linken Arm. Gabriel war mit Philipp hinzu geeilt, um Hilfe zu leisten und die Verletzte zur bes seren Behandlung in das Haus zu tragen. Man wies ihn aber ab und zog es vor, die Frau

bis zur Ankunft des Arztes auf offenem Acker liegen zu lassen. Eo tief waren die Kellers in der Achtung aller Leute ge sunken, so sehr scheute man es, mit ihnen in Berüh rung zu kommen. Die Beleidigungen, die seinem Herrn widerfuhren, hatten Philipp mit Bitterkeit getroffen und sein Ver langen bestärkt, sich an einer Unterhaltung beteiligen zu dürfen. Einmal wieder unter Menschen zu sein. Deswegen war er heimlich davongeschlichen und hatte sich mitten unter die jubelnde und lachende Schar ge setzt. Man sprach

ihn aber nicht an. Die Verachtung, d>e seinem Gebieter galt, ließ man auch dem Knecht zuteil werden. Erst als man merkte, wi unglücklich der Greis über die Behandlung war, und versuchte, fernen Groll in Alkohol zu betäuben, redete man ihn an. „Philipp", meinte ein junger Bursche, „bei eu<Y müssen köstliche Eigentümlichkeiten herrschen. Du M der Halder — das ist großartig. Wer bewältigt i»e Mägdearbeit? Das Waschen» Spülen und nicht zu letzt das Kochen?" „Wir teilen uns darein", erwiderte Philipp, f t0 J daß ihm Gelegenheit

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Innsbrucker Zeitung
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Page 9 of 12
Date: 06.01.1934
Physical description: 12
, wodurch mikrosko pisch kleine Längenänderungen der Nadel und da durch entsprechende Vibrationen des Resonanzbodens, auf dem die Nadel befestigt ist. hervorgerufen wer den. Die Schwingungen des Resonanzbodens können vom Ohr wahrgenommen werden und damit ist der für die lektrifche Uebertragung von Tönen nötige Kreislauf: Luftschwingungen — Stromimpulse — Aenderungen eines Magnetfeldes — Lustschwingungen geschlossen. Philipp Reis veröffentlichte feine Erfindung zum ersten Male in den Annalen

Mechaniker in den Sechzigerjahren als technisches Spielzeug vertrie ben. mehr wußte die damalige Zeit mit der genialen Entdeckung des Fciedrichdorfer Lchrers nicht anzu fangen. Am 14. Jänner 1874, wenige Tage nach Vollendung seines 40. Lebensjahres, starb Philipp Reis, ohne daß es chm vergönnt gewesen wäre, den ungeheuren Auf schwung des internationalen Nachrichtenaustausches, den feine Erfindung zur Folge hatte, zu erleben. Er selbst hatte die Bedeutung, die der ihm geglückten Entdeckung einmal zukommen

Stromschwankungen gestattete, als dies mit dem von Reis benützten Geber möglich war, stand der praktischen Auswertung der von Philipp Reis der Menschheit geschenkten Erfindung nichts mehr im Wege. 1880 wurde die erste Stadtfernsprechanlage in Mülhausen im Elsaß eröffnet und ein Jahr später folgte Berlin, wo der Betrieb mit 87 Teilnehmerstellen eröffnet wurde. Das Telephon trat nun feinen Siegeszug über den ganzen Erdball an. Viel später erst erinnerte man sich des Erfinders, aber fein Name wurde bisher

nicht so bekannt, wie es der Tragweite seiner Erfindung ent sprechen würde. Das Jahr 1934. in das die Feier sei nes 100. Geburtstages, das 60jährige Jubiläum der ersten öffentlichen Vorführung feiner Erfindung und die 60. Wiederkehr seines Todestages fallen, bietet Anlaß genug, des tragischen Schicksals dieses großen Erfinders zu gedenken- Philipp Reis Zum 100. des Erfinders der Teiepn©nl©> Von Dipl .«Ing. Rudolf Ff hm. v. Call, Innsbruck Es ist eine wenig bekannte Tatsache, daß das Prin zip der Telephonie

von einem Deutschen entdeckt wurde und daß diese in den Sechzigerjahren des ver gangenen Jahrhunderts gemachte Erfindung für mehr als ein Jahrzehnt in vollständige Vergessenheit geriet, bis sie von einem Amerikaner wieder entdeckt und dem Nachrichtendienst nutzbar gemacht wurde. Das Jahr 1934 bietet in dreifacher Beziehung An laß, der Persönlichkeit des Erfinders der Telephonie, Philipp Reis, und seines Lebenswerkes zu ge denken. Am 7. Jänner sind es 109 Jahre, daß Philipp Reis zu Gellnhaufen im Regierungsbezirk

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 16 of 38
Date: 04.03.1939
Physical description: 38
7osef Mener: wer ist l)ilcle tzilcl? Noman eines seltsamen Zrauenschickfals Eovvrigd« bv PromelbeuS' Verlag, Dr Etcvacker, Grö bcnzell bet München (9. Fortsetzung — Nachdruck verboten) . Nach Mitternacht des zweiten Reisetages kam Philipp mit geräderten Knochen in Mttrowiza an, fiel im erstbesten Hotel todmüde ins Bett und schlief volle elf Stunden. Gegen Mittag erst-weckte ihn der Hotelwirt mit der Meldung, daß er ein Mietpferd aufgetrieben habe. Philipp packte das notwendigste an Wäsche

und Toklettesachen in ein Bündel, dessen Hülle sein Pyjama darstellte, und übergab seinen Koffer dem Wirt zur Verwahrung. Dann aß er ein halbes Huhn in einer teuflischen Paprikatunke, trank zwei Gläschen Rakija und ließ sich vom Wirt den Weg beschreiben, der wenigstens bis Tabalija, wo ermächtigen muhte, nicht zu verfehlen war, weil er stets ent lang des Ibar verlief. A Dann trat Philipp vor das Tor und betrachtete mißtrauisch das'struppige Pferdchen, das ein Junge am Zügel hielt. Es schien lammfromm, war bloß

mit einer vielgeflickten Trense gezäumt und trug einen landesüblichen Sattel: große mit Heu gefüllte Segeltuchpolster unter vier starken Holzleisten, welche den Sitz darstellten. Ein Stück Kotzen war darübergeschnallt, nur für die Fremden natürlich, denn die Einheimischen saßen auf, den nackten Hölzern. 'Der,Wirt hatte schon Philipps Gepäck an den Sattel ge bunden. Philipp nahm also die Gerte und schwang sich beherzt auf Len Folterbock. Und schon trabte der wackere Iurek in einem, schauderhaften Trott

, § r den Gaul zu sorgen und für morgen einen Führer nach jeljani zu verschaffen. Ein kurzes Nachtmahl: Eier mit jun gen Zwiebeln, fades Maisbrot, Rakija — dann ein Bett, in dem die Müdigkeit sogar die zahllosen Wanzen vergessen ließ. Mit vielen Flüchen begann der nächste Tag. Mit steifen Beinen, wund gerittenen «Schenkeln und zerbissener Haut, kroch Philipp matt wie eine Winterfliege ins Freie. Der gelbe „wilde" Rakija muhte ihn erst wieder ein wenig beleben. --"Der"Iurek stand vergnügt-und'vollgesreffen

mmder Tür, da neben ein zerlumpter Junge. - „Das ist der Junge, der dich zu den , Türken führen wird, Gosvodin", sagte der Gastwirt feierlich. „Zu den Türken": das war Bjeljani, denn dort wohnten nur Moslim. Der Wirt hatte Philipp gestern einiges über Bjeljani erzählt. Es gab dort einen Gasthof, den der alte Ferhad führte, eine kleine Moschee, zwei Dutzend Häuser und sogar die Ruinen einer christlichen Kirche. Das alles war aber weniger wichtig als die acht Stunden auf dem Folterbock. Aber Philipp

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Lienzer Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 14.05.1937
Physical description: 12
in Michaelsburg!, verm. 1. m. Helena! v. Liechtenstein, 2 . m. Magda^ lena v. Spaur (gest. 1562), Ambros, gest. 1575, Verm. mit Magdalena v. Welsperg, gest. 1597 in St. Lorenzen, Volkart, Vier- techauptmann, gest. 1613, verm. 1596 mst Beatrix von Fieger, Georg-Philipp, geb. 1609 , Oberst und- Kommandant zu Ko fel (Grenzfestung Eovelo an der italienischen Grenze), gest. nalch. 1665 , verm. mit pas- gualia v. Nooker (geb. Blvrgo im Valfugana- Tala), Johann, Kommandant von Kofel, gest. 1709, vlerm. Nosina-Maria

, wo er (an Entkräftigung) am 14. 4. 1817 starb. Sein Leichnam wurde in der Gruft feiner Mutter, v. Egerer, in St. Lorenzen be stattet. Philipp vlon Müllstätter, Sohn des IV- Honn-Konrad, geb. um 1775, war Gutsblefitzer in St. Lorenzen und als solcher im Jahre 1819 Substitut des Tiroler Lanöesausfchusses. Er wlar seit 1802 mit Anna Fridrizzi vermählt und hatte mit ihr 12 Kinder. Die Familie ge riet in bittere Not, da wandte sich Philipp all d-en Kaiser um eine Anterstützung. Da er aber irgelnlöwlelchle Verdienste

im Frieden oder Krieg oder leine Verwundung nicht aufweifen konnte. Wurde er -am 29 . 11 . 1823 abgewiesen (Wien, Gtaatsarchjiv), jeö'och versprach! ihm öier Kai ser, daß er seinen Söhnen Freiplätzle in öer Kaiserjäger-ErZliehungSanstalt in Hall und den Töchtern präbenöen des Haller Damenstiftes verleihen werde, w,as zum Teile auch geschah. Philipp starb im Ilahre 1856 in St. Lorenzen. Von Philips Kindern war Volkart, geb. 1814, gest. 11 . 1 . 1892 in Klagenfurt, Land- stand in Kärnten, Finanzlanöles

und Theresia wa ren StiftSöamen in Hall, Maria und M a ria Kreszenz starben jung. Von diesen 12 Kindern des Philipp hiatte nur Johann Nachkommen, nämlich Anto nia, geb. 1866, Philipp, geb. 1868, Vil lach, Edu ar ö, geb. 1874, Matrei i. Osttirol, Anna, geb. 1875 . Vonl diesen dürfen noch einige leben, sod-aiß die Familie im Mannes^ stamme fortblüht. Von den Schwestern des Philipp heiratete Karoline (gest. 1872) den Alois Freiherrn von Eeschi, Aloifila den I!ofef vlon Payr.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 8
Date: 04.09.1935
Physical description: 8
, wur den in Heidelberg gedreht. Ein Mensch wird verurteilt — mit wenigen Worten ab getan. Punktum! Ob zu Recht oder Unrecht, dafür hat die Geschichte ein besonders krasses Beispiel, auf das hier ein gegangen werden soll. Wie tief ein Mensch sinken kann, ohne dafür direkt ver antwortlich gemacht werden zu können, beweist das grau same Schicksal des Herzogs Philipp von Orleans, besten mo ralischer Untergang wohl in erster Linie in einer Häufung verdammenswerter Machenschaften seiner Umgebung

zu su chen ist. Schon als Kind wurde er von seinen Erziehern — auf höheren Wunsch selbstverständlich — bewußt falsch geleitet, und Liselotte. Prinzessin von Kurpfalz und Herzogin von Orleans, die tapfere Gattin des „Monsieur", wie Philipp allgemein genannt wurde, erinnert ihren Schwager, Lud wig XIV. von Frankreich, voller Empörung daran, daß der Kardinal Mazarin den fünfzehnjährigen Monsieur bereits auf die Weiber losgelasten hat, bloß weil er ihm zu begabt und zu klug war. Philipp durfte um Gottes

, die kürzlich einige Beamtenstellungen zu besetzen hatte, wandte diese bewährten Methoden an. Unter den vielen Fragen, die die Kandidaten schriftlich zu beantworten hat ten, befanden sich auch zwei, die sinnlos waren und die als solche bezeichnet werden mußten. Sie lauteten: Wie lang ist ein Bindfaden?, und: Wie weit kann ein Hund in einen Wald hineinlaufen? Zur größten Ueberraschung der Prüfungskommission wurden beide sinnlosen Fragen von Gründen der hohen Politik hat man Philipp gewaltsam in die Höhle

der weiteren Entwicklung des Feldzuges untätig folgen durfte. Man war nicht nur nei disch auf seinen Sieg, vergaß nur zu gern, daß Monsieur ihn für sein Vaterland errungen hatte, sondern fürchtete vor allen Dingen, daß das Ansehen des Aelteren darunter leiden könnte. Doch auch damit noch nicht genug der bewußten Unter jochung eines Außergewöhnlichen. Der Staat überrascht Philipp mit einer neuen „ehrenvollen" Ausgabe. Herzog von Orleans hat sich zu verheiraten! Die Ehe darf in diesen Kreisen

keine Privatangelegenheit sein — Gefühle sind Luxus — der Staat bestimmt die Wahl der zukünftigen Ge mahlin. Der Staat aber ist der König, der in einer Heirat mit der Pfalz politische Vorzüge für Frankreich sieht. Die zukünftige Gemahlin heißt also: Liselotte, Prin zessin von Kurpfalz! Philipp von Orleans hält dieser fortgesetzten Knebe lung des eigenen Willens nicht stand, ebensowenig wie er die heimtückischen Angriffe einer rücksichtslosen Umgebung übersieht. Er verliert den inneren Halt, verliert die Kon trolle

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 14 of 32
Date: 25.02.1939
Physical description: 32
für den Tod Marias haben." „Herr, Sie wissen wohl nicht, was Sie damit sagen", fuhr Neudörfer auf. „Ich habe als einziges lebendes Familienmll- glied Marias Erbe angetreten. Und Ihre Frage ist so gestellt, als ob Sie Zweifel an ihrem Tode und damit an meiner Erb- bereckstigung hätten." „Solche Zweifel liegen mir fern", erklärte Philipp ruhig. „Aber Sie werden mir zugestehen ..." „Zuerst ersuche ich Sie, mir zu sagen, mit welchem Recht Sie diese Frage stellen?" »Ich erzählte Ihnen ja schon

gesund und geistig normal ist." „Seltsam, sehr seltsam. Es scheint, daß Sie diese Schwester erst vor kurzem gesehen haben?" „Ja. gestern. Sie lebt in der Heilanstalt Amerlügen bei Feldkirch." War nicht jetzt das gesunde, rote Gesicht um einen Schein blässer geworden? Die Sonne schien durch die halb zurück gezogenen, weiß und lichtocker gemusterten Vorhänge ins Zimmer, konnte diese Beleuchtung die plötzliche Blässe hervor gerufen haben, oder täuschte Philipp seine durch die unfreund liche Art

Neudörsers immer mehr gesteigerte Antipathie? „Haben Sie diese Pflegerin vielleicht ärztlich behandelt?" fragte Neudörfer. „Nein", antwortete Philipp, und bedauerte gleichzeitig, daß er sich nicht als Hildes Arzt ausgegeben hatte, der ja zur Ein bringung von Auskünften berechtigt gewesen wäre. „Ich habe zwar den Fall mit dem Chefarzt der Anstalt eingehend be sprochen und bin über die medizinische Seite der Angelegenheit mformiert. Mer die Behandlung selbst liegt in den Händen des Chefarztes

, mir kommt das alles reichlich phantastisch vor. Sie werden begreifen, daß ich an dieser Hintertreppenangelegenheit kein nennenswertes Interesse habe. Damit Sie aber nicht umsonst gekommen sind, will ich Ihnen die Dokumente über Marias Tod vorlegen." Er öffnete eine Schreibtischlade und entnahm ihr eine dicke Mappe. Dann blätterte er in den Papieren. „Hier der Totenschein", sagte er, das Blatt hinüberreichend, „und hier der Gerichtsbeschluß über die Hinterlaffenschast. Das genügt, denke ich." Philipp

, sie Ihnen zu zeigen." „Dann will ich nicht länger stören", sagte Philipp, seinen Aerger mühsam bezähmend. „Guten Tag!" Er drehte sich um und verließ das Zimmer, während ihm der andere einigermaßen verdutzt nachsah. Auf dem Wege zum Bahnhof, den Philipp zu Fuß zurück legte, wurde der Zorn über das unhöfliche und kratzbürstige Benehmen des Generaldirektors aber allmählich von der Ueber- zeugung verdrängt, daß dieser für sein Benehmen doch einen Grund haben mußte. Gut, es war vielleicht von Philipp ungeschickt

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 18 of 74
Date: 21.01.1939
Physical description: 74
nach der unbezweifelbaren Totmeldung der Maria von Voltelini von vornherein an, daß es sich bei dieser Unbekann te um eine zweite Person handeln müsse. Im Eintragsjournal der psychiatrischen Klinik eingetragen unter 340 am 8. Novem ber 1918. Das Journal trägt den Vermerk: „Uebernommen vom Bahnhofskommando Wien, Nordbahn hof, Leutnant Philipp Spielvogel, Schützenregiment, laut Verpflegszettel." . „Na also", rief Philipp, „das ist sie! Wie ist sie im Journal verzeichnet?" „Als unbekannte Pflegerin, etwa 21jährig

am 23. Dezember 1918 übergeben." Phüipp hatte mit steigender Erregung gelauscht. Als er aber nun die Auskunft hörte, sprang er auf und packte Herrn Zeiser bei beiden Armen. „Sie lebt also!" rief er freudig. „HUde Hild! Sie sind ein Teufelskerl, Herr Zeiser, daß Sie das so schnell herausgebracht haben. Aber wo ist sie jetzt?" Herr Zeiser tat ärgerlich: „Auch das werden wir heraus finden! Uebrigens, mir scheint, Sie sind ein wenig verliebt in diese angebliche Maria." „Das scheint mir auch", sagte Philipp

gewöhnliche Auskünfte. Zusammen neunzig Schilling. Ich habe Ihr Konto bereits belastet. Und nun muß ich aber gehen." Er stand auf und übergab Philipp die drei Blätter. Philipp geleitete ihn zur Tür und kehrte dann in das Wartezimmer zurück, um immer und immer wieder die dritte Auskunft Lurchzulesen. Im Dezember 1918 entlasten. Da muß sie ja sicherlich längst wieder die Erinnerung gefunden haben, voll kommen gesund sein. Er würde sie vielleicht bald sehen, mit ihr sprechen können. Jetzt erst

. Ja. Aber er ist schon seit Jahren tot." „Aber seine Schwester wohnt doch hier?" „Der HUd hat keine Schwester mehr gehabt." „Aber Sie irren sich", rief Philipp erschrocken. „Sein« Schwester Hilde, die im Krieg Krankenpflegerin gewesen war." „Da muß eine Verwechslung vorliegen, lieber Herr", er klärte die Frau bedächtig. „Der Hild war der Schwager mei nes Mannes aus erster Ehe. Er hatte nur eine Schwester, die Marie, die schon vor zwanzig Jahren gestorben ist. „Ich versteh' das nicht", sagte Philipp verwirrt

, daß ihm die Papiere gestohlen worden seien, wie er hamstern war?" Die Tür wurde ein wenig aufgestohen und ein etwa sech zehnjähriges Mädchen guckte Philipp an, das offenbar dem Gespräch gelauscht hatte. „Richtig", sagte die Alte, „dos habe ich ganz vergessen. Er war im Marchfeld Hamstern, der Hild, als Bahirbeamter hatte er ja billige Fahrt gehabt, wissen Sic, und ist einmal in der Bahn eingeschlafen. Da haben sie ihm die Papiere gestohlen, und er hat sie nimmer zurückkriegen können." „Dann ist es möglich

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 18 of 42
Date: 18.03.1939
Physical description: 42
." „Haben Sie es noch hier? Ich komme aus Bjeljani." „Es ist noch da. Einen Augenblick." Dann schob der Beamte das Formular durch den Schalter, und Philipp las: „Philipp Spielvogel, Bjeljani, Mitroviza. Identität Marias festgestellt rückkehret sofort Zeiser." Als das Auto vor Philipps Wohnhaus hielt, kam Trumpf schon aus dem Haus gesprungen. «Wir haben sie", brüllte er, mit beiden Händen in der Lust herumfuchtelnd. „Herr Doktor, wir haben sie! Sie ist's, sie ist's!" „Schrei nicht so närrisch", sagte Philipp, nachdem

er den Chauffeur abgelohnt halte. „Und was meinst du eigentlich?" „Die Maria, die Maria, das Fräulein MariaI" „Ja, zum Teufel, was weißt du denn davon?" „Ich —" Trumps verstummte jäh erschrocken — „ich — nix, der Herr Zeiser wird's Ihnen schon sagen, der Herr Zeiser — er wird's Ihnen schon sagen." Philipp sah ihn prüfend an. Der gute Trumpf schien jetzt auf einmal in den Boden versinken zu wollen, wich seinen Blicken aus, seine Hände fingerten an der grünen Leinenschürze herum, auf die er sonst so stolz

war. Er hatte irgendeinen Mist gemacht, das war sicher, wie aber konnte das mit Herrn Zeiser Zusammenhängen? Na, man würde ^a bald genug hören. Im Wohnzimmer lief schon Herr Zeiser aufgeregt auf und ab. Er war diesmal ohne seinen stadtbekannten Ueberrock er schienen, dafür quollen jetzt alle Rocktaschen von Papierbündeln üper. Als Philipp eintrat, warf er sich stolz in die Brust. „Also, Herr Doktor! Was sagen Sie zu meiner Arbeit! Da waren Sie platt, was, als Sie mein Telegramm erhielten?" „Nicht ganz so platt

, werden Sie hören! Zeiser Auskunftei erfährt alles! Da Hab' ich mir wieder ein Glanzstück geleistet. Ihre Reise war leider zwecklos. Schade um die Kosten." . „Es tut mir nicht leid, daß ich in Bjeljani war. Ein inter essantes Nest, ganz türkisch, man glaubt irgendwo im Orient Zu sein." , . : Trumpf erschien jetzt mit Wassergläsern und der Kognak- flasche und stellte das Tablett auf den Tisch. „Schenk ein und verschwind!" sagte Philipp. „Er wird nicht verschwinden", meinte Zeiser gravitätisch

eine tüchtige Kopfnuß gewärtigen müsse. Philipp blickte erstaunt von einem zum andern. „Er sieht aus wie das verkörperte schlechte Gewissen", sagte Philipp endlich. „Da stimmt also etwas nickt. Es wird gut fein, wenn Sie einmal zu erzählen beginnen." „Das will ich schon die ganze Zeit. — Erinnern Sie sich noch unserer Situation an dem Tage, an dem wir Ihre Reise be schlossen. Ziemlich schäbig, nicht wahr? Da war es unser rbäckerer Trumpf, der eine glorreiche Idee hatte." „Er konnte doch gar nicht wissen

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Page 5 of 6
Date: 25.08.1932
Physical description: 6
. Auf Flügeln der Liebe. Innsbruck, 24. August. Das Ganze ist eigentlich eine Guckkastengeschichte mit einem recht traurigen Ende. Philipp lebte im Tal und hatte ein Liebchen oben im Bergwirtshaus. Zwischen Tal und Höhe war aber das Drahtseil einer Materialbahn gespannt. Der natürliche Wunsch der beiden Brautleute war, möglichst viel beisammen zu sein. So auch an einem schönen Sonnentag im Juni. Der Philipp hielt es im Tal nicht mehr aus, er mußte einfach hinauf zu seinem Mädchen und das so schnell

als möglich. Also telephonische Anfrage bei der Braut: „Kannst du mich nicht mit der Materialbahn yinaufziehen? Nur wenn ich aus diese Weise schnell hinauf kann, ist es möglich, daß ich komme.'' Menschen aus Materialbahnen zu befördern ist verboten. Das weiß das Mädchen ganz genau. Aber auf ihren Philipp kann sie doch nicht verzichten. Da zieht sie ihn lieber verbotenerweise am Drahtseil hinauf. Philipp rennt mit zwei Freunden zur Talstation und gibt das vereinbarte Zeichen. 700 Meter droben setzt

das Mädchen den Förder korb in Bewegung. Philipp verabschiedet sich und steigt ein. Die Fahrt in den Himmel beginnt. Aber die Berastation und sein Mäd chen erreicht er nicht. Mitten aus der Bahn bleibt der Korb stecken. Das Zugseil, das am Boden schleift, hat sich an einem Stein verhakt. Das Mädchen oben gerät in Aufregung, die Gäste des Wirtshauses strömen zusammen und einer rennt herunter, um das Seil los zumachen. Aber durch die plötzliche Lockerung kommt der Korb be denklich ins Schwanken. Philipp

steht auf und will sich halten, reißt dadurch das Rad aus seiner Bahn und Korb und Bräutigam sausen in die Tiefe. Philipp ist bald darauf, ohne das Bewußtsein noch ein mal erlangt zu haben, gestorben. Das Mädchen aber, das auf so tragische Weise durch eigene Schuld den Bräutigam verloren hatte, mußte sich heute vor einem Schöffensenat (Vorsitzender OLGR. Wolf, Staatsanwalt Doktor Grünnewald) wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens verantworten. Sie hatte ihren Richtern natürlich

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Alpenländer-Bote
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Page 19 of 20
Date: 21.06.1936
Physical description: 20
er Ge ährten um sich, mit denen er Kranke pflegte. Wie viele schmutzige Krankenstuben hat unser Philipp mit seinen Mährten gereinigt und wohnlich gemacht! Wie vielen Kranken hat er die Wunden ausgewaschen und ver bunden! Wie viele Arzneien hat er für arme Kranke Msammengebettelt! Wie vielen Kranken hat er Trost und Hilfe gegeben! Wie vielen Sterbenden hat er in der letzten Lebensstunde beigestanden. Er war ein Priester des Herrn, ein Freund und Helfer aller Armen und Kranken. Meint ihr nun, die ernste

Tätigkeit hätte ihn düster und finster gemacht? Gewiß, wer soviel Elend und Not, Trauer und Schwachheit sieht, muß ernst werden. Aber das Lachen ist Philipp dem Guten doch geblieben. Schaut, auch in Rom wartet, genau wie in Florenz, eine Schar Kinder auf ihn. In Sant' Onosrio hat er ihnen einen Spielplatz eingerichtet. Aber wenn er, Phi lipp der Gute, nicht dabei ist, dann macht es den Kin dern keinen rechten Spaß. So warten sie denn auf ihn, so wie damals die Buben bei San Marco in Florenz

. Als er um die Ecke biegt, da springen sie ihm mit Jubel entgegen. Jetzt hebt ein frohes Spielen an. Philipp der Gute ist mitten drin in der Schar. Bald zeigt er ihnen, wie man den Ball schlägt; bald erzählt er eine schöne Geschichte; bald führt er sie in eine nahe Kirche, betet mit ihnen und erklärt ihnen ein Altarbild. Immer wis sen die Kinder: Er versteht uns und meint es gut mit uns. Darum schenken sie ihm auch ein so großes Ver trauen. Darum bemühen sie sich auch, seine einzige Bitte sorgfältig zu erfüllen

. Diese Bitte lautet: Meidet die Sünde! Alles erlaubt er ihnen gerne, wenn sie sich nur vor dem Bösen Zurückhalten. Einmal sagte er von den Kindern: „Mögen sie auf meinem Rücken Holz spalten, wenn sie nur nichts Böses tun!" Das ist Philipp der Gute. Das ist der große heilige Philipp Neri. 1595 ist er in Rom gestorben. Aber noch heute sorgt er für die Kinder. Noch heute bittet er sie: Meidet die Sünde! Noch heute gilt seine Sorge den Kindern — auch uns! Einen Ring aus dem Wasser fielen, ebne sich naß

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 42 of 70
Date: 11.03.1939
Physical description: 70
, bis auf vier, die den Transport nicht über lebt hätten. Und wir schwuren dem Kommandanten beim Pro pheten, daß wir sie vor den Feinden verbergen und als Unsrige verkleidet in ihre Heimat senden würden, wenn sie genesen sollten. Cr lieg auch österreichisches Geld in meiner Hand für diese Kranken, es ist aber nur einer gesund geworden, den wir auch glücklich nach Visegrad und durch Freunde weiter nach Sarajewo brachten. Die drei anderen sind hier gestorben." Zutiefst erschüttert hatte Philipp

dieser Erzählung gelauscht. Die langsame, nach Worten suchende Rede des Wen ließ die düstere Episode, eine der zahllosen kleinen Tragödien des gro ßen Rückzuges, in beklemmender Anschaulichkeit Wiedererstehen. Jetzt holte der Alte tief Atem, schlürfte bedächtig ein Täßchen Kaffee und begann, sich eine neue Zigarette zu drehen. „Und sie?" ftagte Philipp ungeduldig. „Was weißt du von ihr?" „Sie wohnte in meinem Hause, sie war müde und verzagt, wie ja die anderen alle. Sie war von früh bis abends

mit einer Inschrift in eurer Sprache. Du wirst das Grab leicht finden, Herr." „Und sie hat nichts zurückgelaffen, Kleider, Papiere —?" „Nichts, Herr, denn ihren Koffer haben die Soldaten mit genommen. Sie war schon tot, als sie abzogen." Philipp versank in Gedanken. Diese Mitteilungen überrasch ten ihn nicht, da sie die Richtigkeit des Totenscheines erhärteten. Der Spitalskommandant hatte pflichtgemäß den Totenschein ausgestellt und an das Kriegsmatrikelamt weitergeleitet. Das Gepäck, das man offenbar mitgenommen

hatte, um es den Angehörigen der Toten auszufolgen, mochte richtig in den Besitz Neudörfers gelangt oder auch in Verlust geraten sein, für die Sache selbst war das unerheblich. Nun lag also der Fall Voltelini klar vor ihm. die Reise war doch umsonst gewesen, wieder war Philipp um eine Hoffnung ärmer. Mit Bitterkeit mußte er fesfftellen, daß jeder Weg zur Aufhellung der Vergangenheit der Frau, die in Amerlügen lebte, immer wieder in eine Sackgasse führte, jede Spur, so aussichtsreich wie sie auch zuerst aussehen mochte

seither über sechs Jahre ver gangen waren? Es war fast Wahnsinn, daran zu denken. Aber Philipp sah ein, daß er sich auch diese Gewißheit ver schaffen mußte, wenn er nicht später während der weiteren Nachforschungen immer wieder von dem Gedanken gepeinigt werden wollte, daß er eine Möglichkeit außer acht gelassen und nicht nachgeprüft hatte. Er war schon so in diese abenteuerliche Affäre versttickt, daß es schließlich aus eine heimliche Grab öffnung nicht mehr ankam, und auch Polizei oder Gericht

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Innsbrucker Nachrichten
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Page 14 of 36
Date: 28.01.1939
Physical description: 36
auf diese Wimmer- leute", sagte Philipp. „Aber ich glaube, daß die nichts zu verbergen haben, sonst hätten sie mir nicht so willig Auskunft gegeben." - „Ich bin von Berufs wegen inihtrauifch. Und die Will fährigkeit kann wohl überlegt und vorbereitet sein. Es ist alles möglich. Uebrigens — wissen Sie einen andern, besseren Weg?" ' „Man könnte", sagte Philipp zögernd, „auch die Spur verfolge», die uns der Brief zeigt. Der Brief aus Feldkirch." - „Na, wissen Sie, Herr Doktor, daß dabei etwas herauskommt, halte

mit dem Vermerk „Adressat gestorben", in Feldkirch rnuß man also glauben, daß Herr Hild, der die Kranke übergeben hat, gestorben ist und sie nun allein in der Welt steht. Damit sind alle Nachforschungen beendet. Kein Mensch wird daran den ken, in Klosterneuburg anzufragen, wann der Hild gestorben ist. Wenn tatsächlich ein Verbrechen geschehen ist, gab es keine bessere Art, alle Spuren zu verwischen." „Und ich fahre nach Feldkirch", rief Philipp aufspringend. „Das läßt mir keine Ruhe. Ich werde das Spital

." „Wenn Sie auf Urlaub fahren wollen, ist das was anderes. Fahren Sie ruhig los. In drei, vier Tagen Habs ich alles beisammen. Sind Sie dann schon zurück?" „Wahrscheinlich. Aber für alle Fälle werde ich dem Trumpf meine Anschrift telegraphieren, der sie Ihnen ins Cafe „Reb huhn" weitergibt. Verständigen Sie mich, föbäld Sie etwas erfahren haben." „Wird gemacht, Herr Doktor", sagte Herr Zeiser und stand auf. Philipp begleitete ihn wieder zur Tür. „Und jagen Sie den Wimmerleuten mit Ihren Nachforschun gen nicht allzu

viel Schreck ein", sagte Philipp beim Abschied. „Die brave Frau wird mich verfluchen, wenn sie merkt, daß • ich ihr eine Bande Rechercheure auf den Hals gehetzt habe." „Das mache ich selber: daher wird sie nichts von Recher cheuren merken. Aber Sie, Herr Doktor, grüßen Sie den alten Eisenbahner von mir." „Welchen Eisenbahner?" „Na, den runzligen alten Eisenbahner, den Sie statt Ihrer schönen Unbekannten in Feldkirch finden werden. Gute Nacht." Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft in Feldkirch

, nach- dem er im „Löwen" ein Zimmer genommen und sich umge- zogen batte, machte Philipp einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen, um sich ein wenig umzusehen. Es war sechs Uhr abends, heute konnte er ohnehin nicht mehr mit feinen Nachforschungen beginnen, bloß den Hotelier gedachte er dann ein wenig auszufragen. Ein wunderhübsches Städtchen, eingezwängt zwischen der raschen, grasgrünen III und zwei steilen Felskanzeln, mit be häbigen, alten Häusern, einem Marktplatz mit Laubengängen uiib netten kleinen Hotels

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Alpenländer-Bote
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Page 7 of 16
Date: 13.05.1934
Physical description: 16
entfernt restlos und schmerzlos Hühneraugen Am Tische saß Gabriel an der Spitze, und zwar nach Landessitte auf erhöhter Stufe und in einem bequemen Sessel. Ein Brauch, der sich aus dem Herrentum des J Mittelalters in die Neuzeit herübergerettet hat. Links neben ihm war der Platz seiner Mutter, rechts der von Karl, weil er noch Mitbesitzer des Gutes war. Neben der Greisin löffelte Philipp, der Altknecht, der schon vierzig Jahre aus dem Hofe schaffte, seine Suppe aus. An dessen linker Seite gab

, die mit uns unter einem Dache wohnen, Ereignisse zu ver künden, die sich vorbereiten. Ich will die Pflicht des Ansagens erfüllen und verraten, daß Gabriel Keller, euer Herr, heiraten wird. Morgen will er seine Bitter ausschicken. Er bestimmt mich als Sprecher und dich, Altknecht Philipp, und dich, Großknecht, zu Beglei tern. Wollt ihr dem Herrn zu Gefallen sein?" „Ja", erklang die Erwiderung. „Hat jemand etwas zu der Angelegenheit vorzubrin gen?" Da frug die erste Magd: „Wer wird unsere Gebiete- rin sein?" «Margot Beltig

nicht getrübt werden. Eine leise Beklemmung wich erst, als die Altsaffin ihren Sohn hereinbat und ihm Glück wünschte. Da taten die anderen es auch und gerieten in kirchenähn liche Stimmung, als Gabriel statt des gewohnten Ge betes einen Psalm vortrug. „Der läßt sich nicht beugen", überlegte Philipp. „Der ist wie ein Felsen!" blickte die Großmagd be wundernd zu ihm aus. Karl war der Gratulation ausgewichen und in die Ställe gegangen. Zuerst zu den Pferden, dann zu den Kühen und danach zu allem Getier

, das über die Brüder mit dämonischer Gewalt herein zubrechen begann. Am nächsten Morgen bestiegen drei Reiter, deren Röcke und Hüte man mit Blumen geziert hatte, vor der Halderwohnung Pferde, die nicht weniger festlich aufgeputzt waren. Ueberall am Geschirr saßen Roset ten aus buntem Tuche, die Schweife der Tiere waren mit rotem Bast durchflochten, von Sattelzeug und Trensen wehten Bänder in vielerlei Farben. „Nun halte dich gut, Philipp", sagte der Bauer zu seinem Altknecht. „Wenn du nicht mehr im Sattel sitzen

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