Seite 8 Volksbote“ Donnerstag, den 19. April 1973 Das Walten der göttlichen Vorsehung Ein Kaufmann in Petersburg, von Geburt ein Franzose, wiegte eben sein wunderschönes Büblein auf dem Knie und machte ein Gesicht dazu, daß er ein wohlhabener und glücklicher Mann sei, und sein Glück für einen Segen Gottes halte. Indem trat ein fremder Mann, ein Pole, mit vier kran ken, halberfrorenen Kindern in die Stu be. „Da bring ich euch die Kinder." Der Kaufmann sah den Polen kurios
gelebt. Als aber vor 5 Jahren die Franzosen in Moskau waren, benahm sie sich landsniann- schaftlicher gegen sie, als den Ein wohnern wohlgefiel. Denn das Blut verleugnete sich nicht, und nachdem 6ie in dem großen Brand ebenfalls ihr Häuslein und ihren Wohlstand verloren und nur ihre fünf Kinder gerettet hatte, mußte sie, weil sie verdächtig sei, nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Land reisen. Sonst hätte sie sich nach Petersburg gewendet, wo sie einen reichen Vetter zu finden hoffte
auf die Franzosen warten; um sie aber in einer schrecklichen Kälte und Flucht und unter unsäglichen Lei den schon bis nach Wilna gekommen war, krank und aller Bedürfnisse und Bequemlichkeiten für eine so lange Reise entblößt, traf sie in Wilna einen edlen russischen Fürsten an und klagte ihm ihre Not. Der edle Fürst schenkte ihr dreihundert Rubel, und als er erfuhr, daß sic in Petersburg einen Vetter habe, stellte er ihr frei, ob sie ihre Reise nach Frankreich fortsetzen oder ob sie mit einem Paß
nach Petersburg um kehren wolle. Da schaute sic zweifel haft ihr ältestes Büblein an, weil es das verdächtigst und kränkste war. „Wo willst du -hin, mein Sohn?“ — „Wo du hingehst, Mutter“, sagte der Knabe und hatte recht. Denn er ging noch vor der Abreise ins Grab. Also versah sic sich mit dem Not wendigen- und akkovdierte mit einem Polen, daß er sic für fünfhundert Rubel nach Petersburg brächte zum Vetter; denn sie dachte, er wird das Fehlende schon darauflegen. Aber alle Tage krän ker auf der langen
um den Leichnam herum und betete mit ihnen ein pol nisches Vaterunser. „Gib uns unser täg liches Brot,., und führe uns nicht in Versuchung." Hernach ließ jedes ein Händlern voll Schnee zum Abschied und eine Träne auf die kalte Brust der Mutter fallen, nämlich, daß sie ihr gerne die letzte Pflicht der Beerdigung anlun wollten, wenn sie könnten, und daß sie jetzt verlassene unglückliche Kinder seien. Hernach fuhr er getrost mit ihnen weiter auf der Straße nach Petersburg, denn cs wollte ihm nicht cingchen