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Tiroler Wastl
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Page 6 of 8
Date: 04.09.1929
Physical description: 8
nebenbei sagen: „Ich kann leider nicht länger bleiben, meine Maschine steht unten", und das würde — es war bestimmt zu erwarten — Großmann ärgern. Also aufs Rad und los. Es geht wieder ausgezeichnet. Vollgas! Oskar saust die Straßen entlang. Die Obstfrau an der Ecke schüttelt bedenklich den Kopf: „Jetzt ist der Herr Oskar zehn Jahre zu Fuß zum Frühschoppen gegangen, und nun muß er ausgerechnet mit einem Motorrad! hin fahren!" Oskar sah und hörte nichts. Er raste. Sprengte einen Zug Reichswehr

auseinander. Ein Verkehrsschutz mann rettete sein junges Beamtenleben aus die Bord schwelle. Hinten kippte irgendwo ein Obstkarren um. Herrlich, dachte Oskar, dem Hugo wird heute jedes Kunstgespräch im Vollbarte stecken bleiben. So, jetzt sind wir am Karolinenplatz mit dem Obelisk in der Mitte. Rechts herumfahren, links drehen. Haben wir schon! So, jetzt raus aus dem Kreis. Verflucht dieser Lastwagen! Ra, also nochmal rum um den Obelisk, aber jetzt ist die elektrische Bahn da. Saudumm, jetzt muß man halt

nochmals um den Platz fahren. Aber jetzt ver sperrt ein Auto die Einfahrt in die Straße, und Oskar ist gezwungen, die Rundfahrt noch einmal zu machen. Also in dem Tempo gehts nicht, denkt Oskar. Man muß langsamer fahren, Gas wegnehmen. Er nimmt also Gas weg. Aber weiß der Teufel, das Motorrad wollte sich in diesem Moment nichts weg nehmen lassen und am wenigsten sein Gas. Lächerlich, dieses Ding! Oskar zieht an etlichen Bremsen, zieht an allen Hebeln, erst an den richtigen, dann an den falschen

Renndn abhält, wäre früher auch nicht möglich gewesen, hier müßte einmal durchgegriffen werden." — „Der Manp fährt gut," sagte das eine Mit glied. Die Buben riefen „Heil," und die anderen sagten gar nichts, sondern sahen nur zu. Oskar reißt an alsep Hebeln. Das Ding muß doch zum Stehen zu bringen sein. Aber das Ding steht nicht. Wahllos dreht und zieht er jetzt an allen beweglichen Teilen seines Rades. Es ist eine gute Maschine, sie ver trägt viel und fährt immer schneller. ^ i >h Die Zuschauermenge

wächst. Oskar kann seine runde Bahn nicht mehr verlassen. Ein Schutzmann ruft: „Absteigen!" „Du lieber Gott, absteigen bei dem Tempo!" Der Mann hat gut reden. Oskar rast herum wie der Zeigeri einer Uhr, wenn sich die Feder gelöst hat. Er hat es ausgegeben, etwas an seinem Schicksal zu ändern. Was nützt alles Hebelziehen und Bremsen. Und seine Phantasie rast auch. Er wird hier auf die sem Rade sterben, er wird auf dem Rade verhungern. Die Technik macht täglich«, ja stündlich Fortschritte, warum

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Alpenrosen
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Page 1 of 4
Date: 07.08.1915
Physical description: 4
wurde von der Eifer sucht geplagt, und sie plagte ihn dafür wieder. An die kleinsten Dinge klammerte sich diese Leidenschaft, werden ihr ja, wie schon Shake speare singt, „Tinge leicht wie Luft Be weis so stark wie Bibelsprüche." Oskar Bunge neigte nun in Wahrheit gar nicht zu Extravaganzen, aber es steckte in ihm eine Dosis Schalkhaftigkeit, und da machte es ihm denn bisweilen Spaß, zu beobachten, wie seine Frau ihn zu kontrol lieren suchte. Oftmals aber wurde die Sache doch lästig, und Oskar sann

daher auf Ab hilfe. Sein Beruf als Prokurist erleichterte dem eifersüchtigen Frauchen zwar ihre Aufgabe, denn sie kannte ja seine Geschäftsstunden, in seiner freien Zeit aber durfte er nicht einen Schritt aus dem Hause gehen, ohne daß sie ihn mit zahlreichen Fragen über das Wohin? Bis wann? und mit wem? bestürmt hätte. Hier und da hatte Oskar doch das Be dürfnis, sich mit anderen Männern zu unter halten, und da machte ihm das Jnquisitions- tribunal, das seine Gattin einsetzte, immer

und ihr Herz verdüsterte sich. ,O diese Männer! War ihr Oskar treu? Einigen Trost fand sie nun in dem festen Vorsatz, seine Schritte noch eifriger als bisher zu beobachten, da mit er nicht wie ein unbehütetes Schäflein in dieser Welt herumirrte. Am Abend hatte das Ehepaar das Abend essen eingenommen, als Oskar plötzlich sagte: „Du entschuldigst, liebe Elfriede, aber ich muß dich heute allein lassen!" „Wo gehst du hin, lieber Oskar?" „Sei nicht so neugierig. Kleine!" sagte Oskar lächelnd. „Eine notwendige

es doch das Geschäfts interesse, zunächst auch dir nichts zu sagen!" Elfriede gab ihren Widerstand auf, aber sie nahm sich fest vor, hinter „seine Schliche" zu kommen. Sie legte im Nebenzimmer einen unauffälligen Hut und Umhang zu recht und beschloß, ihm — nachzugehen. Oskar merkte hiervon vorläufig nichts — wenigstens tat er nicht dergleichen — und nach einiger Zeit nahm er Hut und Schirm und verabschiedete sich von seinem Frau chen, das auch weiter keine Einwendungen machte. Langsam ging er die Treppe hinab

er nur hingehen? Nun ging es schon aus.der Stadt heraus, und beide gelangten in weniger belebte Straßen. Hier mußte sie nun schon vor sichtiger sein. Allmählich ging Oskar schneller, so daß sich Elsriede anstrengen mußte- um ihm zu folgen. Was hatte er nur da draußen zu suchen? Mit Mühe folgte die junge Frau; aber nur um keinen Preis Nachlassen. Oskar ging jetzt eilig dahin durch lange Straßen und kam in eine Vorstadt. Auch diese durchschritt er und gelangte in einem gewaltigen Bogen in einen anderen Vor ort

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 09.10.1929
Physical description: 10
.Der Bergfried' ,rr. 41 Seite 160. „Ich glaube es kaum." „Nun, wenn ich morgen nicht halb tot bin, Fräulein Müller, dann werde ich erscheinen." „Es wird mir angenehm sein, Herr van Deurne." Gerade trat die Frau des Hauses mit ihren Töchtern ein. „Ist der Kaffee noch nicht fertig, Fräulein? Sie haben sich ja verspätet!" rief sie und sah die beiden an, als wenn sie sagen wollte: „Das kommt davon, wenn man feine Zeit verplaudert." Am folgenden Morgen ging Oskar zum Konzert: es fiel

ihm auf, daß die armen Mädchen, die daran teil- nahmen, viel sittsamer aussahen, als die reichen in der Villa. Oie Eltern und Familienmitglieder bildeten das Publikum, die Chöre waren gut einstudiert und wenn es den Stimmen auch an der gehörigen Schulung fehlte, machten sie doch einen guten Eindruck, da sie jung und frisch waren. Cäeilie saß am Harmonium und begleitete sie. Oskar lauschte andächtig: er stand hinten im Saale mit einigen Meistern der Fabrik, die mit der Anwesen heit des jungen Herrn sehr zufrieden

und dadurch ge ehrt waren. „Das Fräulein gibt sich sehr viel Mühe," sagte einer. „Ja, das scheint mir auch," war die kurze Antwort. „Wenn man sich der Arbeiter immer so annehme, würde es besser gehen." Oskar schaute verwundert aus: er meinte, daß alles in den Fabriken in bestem Zustande sei. „Geht es denn nicht gut?" fragte er. Es war ein alter treuherziger Aufseher von sehr an ständigem Aeutzerm der sich sehr gut mit ihm unter hielt. „Wie ist der Geist der Zeit? Ausgehen und Trinken und Tanzen

und viel Geld ausgeben und nachher Man gel leiden und betteln! Und deshalb ist es gut von dem Fräulein, daß sie den Kindern ein Vergnügen macht, ohne daß es Geld kostet. Das Mädchen ist gerade wie sein Vater, der war ein braver, tüchtiger, fleißiger Mann; nach seinem Tode hat sich hier viel geändert." „Ja, sehr vieles." stimmte ein-zweiter bei. „Aber behandelt mein Vater euch denn nicht gut?" fragte Oskar erstaunt. „O gewiß!" riefen beide zugleich, und der ältere fuhr fort: . Wir haben durchaus

sind, so viel Vergnügen haben, dann wollen wir es auch, denn sie sind nicht besser als wir und deshalb wird hier so viel Geld aus dem Fenster geworfen." „Und tun diese Mädchen das nicht?" „Nein, diese folgen Fräulein Cäeilie. Sie ist eine feine Dame und arbeitet doch für ihr tägliches Brot und findet auch noch Zeit für den lieben Gott und für unsere Kinder; darum wollen diese so gern ihrem Bei spiel folgen." „Das Beispiel hat also eine so mächtige Wirkung," sagte Oskar, und da der Gesang gerade wieder be gann, wurde

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 02.10.1929
Physical description: 10
Seite 156. Nr. 40. .Der Bergfried" orat kommen, der Oskar den Puls fühlte und ihm eine Medizin verschrieb, die dieser nicht einnehmen wollte,' übrigens war alles, Herz, Lungen, Leber usw. rn bester Ordnung. Der Vater schalt den Arzt heimlich einen Esel, der nichts davon verstand, und schlug vor, einen Professor kommen zu lassen. „Gib dir keine Mühe, Papa!" sagte Oskar, „ich werde ihn nicht empfangen." „Aber was fehlt dir denn nur?" fragte der alte Herr verdrießlich. „Nichts, gar nichts! Latz

er; „Fräulein Müller!" redete er diese plötzlich an, „wie wäre es, wenn Sie Herrn Oskar eine Flasche Champagner brächten?" „Ich, Herr van Deurne?" „Ja, Sie! Nötigen Sie ihn, ein Glas zu trinken, vielleicht folgt er Ihnen!" Das Mädchen gehorchte schweigend und brachte das Gewünschte in den Salon, wo der junge Mann seiner Gewohnheit nach im Diwan schlummerte. „Herr von Deurne", sagte sie, „sie würden Ihrem Herrn Vater ein Vergnügen bereiten, wenn Sie dieses Glas leeren wollten!" Und sie kredenzte

jeden Morgen hin." „Wozu denn?" Sie blickte ihn ernst an mit ihren großen Augen und sagte dann: „Um dort Kraft und Geduld zur Erfüllung meiner Pflichten zu erbitten." Damit verließ sie das Zimmer; Oskar ließ sich nicht wieder in seinen Sessel fallen, sondern ging zum Fen ster und wunderte sich, daß ihm das Gehen so schwer wurde. „Das Mädchen beschämt mich," murmelte er vor sich hin, „und ich glaube, daß sie mich verachtet — doch was liegt mir daran?" Er legte sich wieder hin, aber er fand keine Ruhe mehr

. Immer gingen ihm ihre Worte im Kopfe herum: „Die Leute, die einen halben Gulden verdienen, sind besser daran als du!" „Ich wollte, daß mir nichts daran läge," sagte er un willig, „ich soll mich zwingen, soll Pflichten auf mich nehmen! Wenn ich nur wollen könnte! Sie scheint eine Willensstärke Person zu sein, aber sie geht zur Kirche, um sich dort die nötige Kraft zu holen? Zur Kirche? Wie lange bin ich nicht in einer Kirche gewesen, we nigstens nicht, um zu beten?" Von jenem Tage an zog Oskar

157. „Aus längere Zeit?" fragte Oskar. „Bis Montag!" Oskar ging langsamen Schrittes im Garten, als er sie sonntäglich gekleidet, mit freudestrahlenden Augen und mit frischen, blühenden Wangen herankommen sah; sie hatte eine kleine Reisetasche in der Hand und man sah ihr an, daß sie sich von dem kleinen Ausflug viel Vergnügen versprach. Sie wollte gerade gehen, als eine der Mägde sie zurückrief: „Fräulein, Sie sollen schnell zur Madame kommen!" Cäcilie legte ihr Täschchen und ihren Sonnenschirm

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Lienzer Nachrichten
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Page 14 of 16
Date: 23.04.1912
Physical description: 16
seiner Nachbarin über das Kleid gießt. Die Toiletten der Damen sind in steter Gefahr in seiner Nähe." „Schade für ihn, abgesehen von seiner Unbe- holfenheit ist er ein Mensch, der es wohl verdient, daß man ihm Ehre erzeigt", erwiderte Margarete mit gutmütigem Lächeln. „Nun, er wird jedenfalls sehr zufrieden mit seinem Platze sein." „Ich denke wohl", bemerkte Oskar zerstreut, „doch sage mir, hatte die Falte, die ich vorhin auf deiner Stirne bemerkte, wirklich eine tiefere Bedeutung

, als die Sorge um die Plätzeverteilung?" „Ja und nein", gab Margarete zögernd zur Antwort. „Wenn ich ganz offen gegen dich sein soll, Oskar, dann muß ich allerdings bekennen, daß meine Sorge nicht oberflächlicher Natur ist. Darf ich dir verraten, was mich quält?" „Gewiß, warum nicht! Ich vermute, daß es sich wieder um irgendeine törichte Einbildung von dir handelt." „Oskar", sagte Margarete, näher zu ihm heran- tretend, „du hast meine Bitte nicht erfüllt. Ich hatte dich gebeten, Frau v. Tietmar

zu beurteilen", sagte Oskar mit auffallender Kälte. „Lege doch bei Frau von Tietmar einen anderen Maßstab an als den an dein eigenes Gefühl. Nicht jeder hat vom Himmel eine ernste, schwerfällige Natur erhalten, die zäh im Lieben, wie im Festhalten der ge wonnenen Eindrücke ist; es muß auch heitere, sonnigere Charaktere geben mit leicht beweglicher Phantasie und rasch wechselnden Empfindungen. Die Baronin ist eben ein genial angelegter Charakter, sie empfindet das Bedürfnis nach Lebensfreude und sucht

, in welchen wir uns ja niemals einigen werden. Nur eins sage ich dir noch — gerade aus dem Unbestande des Herzens erwächst den Menschen das größte Unglück. Hoffentlich wirst du mir eine Bitte, eine einzige dringende Bitte, die ich sowohl in deinem, wie in meinem eigenen Interesse an dich zu richten wage, nicht abschlagen: Weise jener Frau, die du deine Freundin zu nennen beliebst, an der Tafel nicht den Platz neben dir an. Oskar, ich beschwöre dich, habe Barmherzigkeit mit dir selbst und mit mir, gib der Welt nicht neue

!" antwortete Oskar geärgert. „Das bos hafte Flüstern besieht nur in deiner Einbildungs kraft, kein vernünftiger Mensch kann und wird etwas darin finden, wenn Frau v. Dietmar den Platz an meiner Seite einnimmt. Warum soll ich mir nicht eine Tischnachbarin wählen, die mich angenehm unterhält? Ich stelle dir ja auch frei, einen be liebigen Kavalier auszusuchen; mehr kannst du von mir wahrhaftig nicht verlangen. — Da, nun fängst du gar zum Üeberfluß zu weinen an; das fehlte gerade

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Lienzer Nachrichten
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Page 12 of 12
Date: 05.04.1912
Physical description: 12
und dicht zu ihm herantrat. «Fehlt dir etwas, lieber Oskar? Bist du krank?" fragte sie liebevoll, während sie leise die Hand auf seine Schulter legte. Aus seinen Träumereien aufgestört, fuhr Oskar erschreckt in die Höhe und schaute in das Antlitz seiner Frau, das sich besorgt zu ihm niederbeugte. Welch nüchternes Erwachen! Eben noch hatte Margarete ihm in dem Reiz der ersten Jugend schönheit vorgeschwebt und nun stand sie vor ihm, bleich und verblüht mit dem Ausdruck unbeschreib licher Müdigkeit

Wange. Sanftmut war nicht eine ihrer hervor ragenden Tugenden und sie hatte im Laufe der Zeit auch noch nicht die nötige Selbstbeherrschung errungen, um ihre jäh aufsteigende Heftigkeit zu unterdrücken. «Ich sollte zwar längst an dein herbes, ab weisendes Benehmen gegen mich gewöhnt sein", sagte sie mit bebender Stimme, «aber es verletzt mich immer wieder aufs neue, wenn ich sehe, wie du meine liebende Fürsorge mit Härte und Bitter keit lohnst." Oskar fühlte, daß er im Unrecht sei. Einer gutmütigen

seiner Beschäftigung auf seine Gedanken zu schließen. Plötzlich jedoch überzog jähe Bläffe ihr Gesicht — sie hatte die Photographie der Baronin Tietmar erspäht. Oskar war der Richtung ihres Auges gefolgt, verlegen schob er das Bild unter ein Zeitungsblatt. «Ich habe mich jener glücklichen Zeit erinnert", begann er, «als wir uns zuerst kennen lernten. Voll Entzücken dachte ich soeben an die reizende Schlitten- parlie, die wir einst zusammen nach dem Forst haus machten. Weißt du noch, Margarete

? Es war ja derselbe Nachmittag, an dem ich dir meine Liebe gestand?" «Ob ich es noch weiß", gab Margarete leise ■ zur Antwort. Ein eigentümlich ernster, fremder' Ausdruck trat in ihre Züge, während es in ihrem Auge leidenschaftlich aufglühte. «Jedes Wort, das wir auf jener Spazierfahrt miteinander wechselten, lebt noch so frisch und lebendig in meiner Seele, daß ich es dir heute wiederholen könnte. Erinnerst auch du dich noch unserer Unterredung auf der Hinfahrt?" «So ganz deutlich allerdings nicht", antwortete Oskar

. Ich war anderer Meinung und suchte sie durch ein Beispiel zu be gründen. Erinnerst du dich dessen?" Oskar schlug scheu die Augen nieder, während seine Finger nervös an seinem Trauringe drehten. „Wie soll ich alle Emzelheiten behalten können, die du oder ich jemals im Leben geäußert haben", ent- gegnete er hastig. «Lege doch nicht so viel Gewicht auf eine flüchtige Bemerkung." «Doch, Oskar", sagte Margarete voll tiefen Ernstes, «es gibt Aussprüche, die man nie im Leben vergißt, die immer wieder wie ein Schreckgespenst

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 26.04.1919
Physical description: 8
und senkte sich auch die Brust des armen Arthur, eine Träne glühte in seinen Angen — er hatte das Bewußtsein, unter hundert und hundert Glück lichen der einzige Unglückliche zu sein. Der Gottesdienst war zu-Ende. Das Gottes haus le'.wte sich. Sofort drang Oskar in Arthur, ihm die holde Sängerin ausfindig machen zu helfen. „Tort geht der alte Lehrer", sagte Ar thur ganz gleichgültig, „frage ihn, wenn du er fahren willst, wer sie sei." Oskar tat, wie ihm geraten wurde. Er kehrte aber schnell wieder zu rück

und bemerkte mit ziemlich langen Gesicht: „Nun weiß ich wohl, wie sie heißt und wer sie ist - aber der alte Zelot dort hat mir verboten, ihr in den Weg zu treten — denn, meinte er, die unschuldige Seele würde mir kein einziges Lied mehr singen, wenn sie wüßte, daß sie sonst auch n"ch wem gefiele, außer dem lieben Gott." „Siehst du also, Oskar," belehrte Arthur, „daß es auch noch edlere Naturen gibt, als unsere plasierten Stadtlinger. die kein höheres Ver gnügen mehr kennen, als sich öffentlich begaffen

und ins Angesicht bewundern zy lassen?" „Aber gerade dieser Gedanke steigert meine Un geduld, sie zu sehen", gab jener ärgerlich zurück. „Nur nicht so hitzig, Oskar," tröstete Arthur, „du wirst sie schon zu Gesichte bekommen. Viel leicht auch die Erfahrung machen, daß die reine Seele in einem ebenso schönen Körper wohnt. Aber das muß sich alles von selber geben. Unter Landleuten muß man nichts erzwingen wollen, sonst geht es einem wie beim Schmetterling fangen, die reizende Schönheit ist dahin. Aber wie heißt

denn das Mädel?" „Bertha!"- war die Antwort. „Und wie der Lehrer sagte, soll sie eine Tochter des hiesigen Schultheißen sein." „Bertha?" rief Arthur gedehnt und tief er rötend, als reute es ihn, mit seinem Lobe so frei gebig gewesen zu sein. „Wie, du kennst sie?" zankte Oskar, „und lassest mich noch lange fragen?" „Ja, ich kannte einmal ein kleines Mädchen dieses Namens." entschuldigte sich Arthur. „Aber lassen wir das für den Augenblick, du sollst nicht heute alles erfahren. Jetzt wollen wir aber ein wenig

spazieren gehen, um uns Appetit auf Mit tag zu holen und das Leben und Treiben der guten Leutchen zu beobachten. Auch dem Arzte, meinem einstigen Gastfreund, wollen wir einen kleinen Besuch abstatten — aber es bleibt dabei, Oskar, niemand soll erfahren, wer ich sei und daß ich schon einmal hier gewesen." „Daß sich große Herren gern in ein geheimnis volles Dunkel Hullen, spottete Oskar, „Pas wußte ich schon lange, daß aber die besten Freunde von der Welt ihre Geheimnisse haben, wußte ich bisher

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Tiroler Post
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Page 8 of 8
Date: 25.04.1919
Physical description: 8
, als alles in feierlicher Stille auf den Knien lag. als das Glöcklein ertönte und die Menge voller Ehrfurcht an die Brust klopfte — da hob und senkte sich auch die Brust des armen Arthur, eine Träne glühte in seinen Augen — er hatte das Bewußtsein, unter hundert und hundert Glück lichen der einzige Unglückliche zu sein. Der Gottesdienst war zu Ende. Das Gottes haus le'.wte sich. Sofort drang Oskar in Arthur, ihm die holde Sängerin ausfindig machen zu helfen. „Tort geht der alte Lehrer", sagte Ar thur ganz gleichgültig

, „frage ihn, wenn du er fahren willst, wer sie sei." Oskar tat, wie ihm geraten wurde. Er kehrte aber schnell wieder zu rück und bemerkte mit ziemlich langen Gesicht: „Nun weiß ich wohl, wie sie heißt und wer sie ist - aber der alte Zelot dort hat mir verboten, ihr in den Weg zu treten — denn, meinte er, die unschuldige Seele würde mir kein einziges Lied mehr singen, wenn sie wüßte, daß sie sonst auch n"ck wem gefiele, außer dem lieben Gott." „Siehst du also, Oskar," belehrte Arthur

, „daß es auch noch edlere Naturen gibt, als unsere plusterten Stadtlinger, die kein höheres Ver gnügen mehr kennen, als sich öffentlich begaffen und ins Angesicht bewundern zu lassen?" „Aber gerade dieser Gedanke steigert meine Un geduld, sie zu sehen", gab jener ärgerlich zurück. „Nur nicht so hitzig, Oskar," tröstete Arthur, „du wirst sie schon zu Gesichte bekommen. Viel leicht auch die Erfahrung machen, daß die reine Seele in einem ebenso schönen Körper wohnt. Aber das muß sich alles von selber geben

. Unter Landleuten muß man nichts erzwingen wollen, sonst geht es einem wie beim Schmetterling fangen, die reizende Schönheit ist dahin. Aber wie heißt denn das Madel?" „Bertha!" war die Antwort. „Und wie der Lehrer sagte, soll sie eine Tochter des hiesigen Schultheißen sein." „Bertha?" rief Arthur gedehnt und tief er rötend, als reute es ihn, mit seinem Lobe so frei gebig gewesen zu sein. „Wie, du kennst sie?" zankte Oskar, „und lassest mich noch lange fragen?" „Ja, ich kannte einmal ein kleines Mädchen

dieses Namens." entschuldigte sich Arthur. „Aber lassen wir das für den Augenblick, du sollst nicht heute alles erWren. Jetzt wollen wir aber ein wenig spazieren gehen, um uns Appetit auf Mit tag zu holen un-d das Leben und Treiben der guten Leutchen zu beobachten. Auch dem Arzte, meinem einstigen Gastfreund, wollen wir einen kleinen Besuch abstatten — aber es bleibt dabei, Oskar, niemand soll erfahren, wer ich sei und daß ich schon einmal hier gewesen." „Daß sich große Herren gern in ein geheimnis volles

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Außferner Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 26.04.1919
Physical description: 8
vollbrachte, als alles in feierlicher Stille auf den Knien lag. als das EPcklein ertönte und die Menge voller Ehrfurcht an die Brust klopfte — da hob und senkte sich auch die Brust des armen Arthur, einö Lcä'-re glühte in seinen Augen — er hatte das Bewußtsein, unter hundert und hundert Glück lichen der einzige Unglückliche zu sein. Der Gottesdienst war zu Ende. Das Gottes haus le'wte sich. Sofort drang Oskar in Arthur, ihm die holde Sängerin ausfindig machen zu helfen. „Tort geht der alte Lehrer", sagte

Ar thur ganz gleichgültig, „frage ihn, wenn du er fahren willst, wer sie fei." Oskar tat, wie ihm geraten wurde. Er kehrte aber schnell wieder zu rück und bemerkte mit ziemlich langen Gesicht: „Nun weiß ich wohl, wie sie heißt und wer sie ist — aber der alte Zelot dort hat mir verböte^ ihr in den Weg zu treten — denn, meinte er, die unschuldige Seele würde mir kein einziges Lied mehr singen, wenn sie wüßte, daß sie sonst auch noch wem gefiele, außer dem lieben Gott." „Siehst du also, Oskar," belehrte

Arthur, „daß es auch noch edlere Naturen gibt, als unsere plasierten Stadtlinger, bte kein höheres Ver gnügen mehr kennen, als sich öffentlich begaffen und ins Angesicht bewundern zu lassen?" „Aber gerade dieser Gedanke steigert meine Un geduld, sie zu sehen", gab jener ärgerlich zurück. „Nur nicht so hitzig, Oskar," tröstete Arthur, „du wirst sie schon zu Gesichte bekommen. Viel leicht auch die Erfahrung machen, daß die reine Seele in einem ebenso schönen Körper wohnt. Aber das niuß

sich alles von selber geben. Unter Landleuten muß man nichts erzwingen wollen, sonst geht es einem wie beim Schmetterling fangen, die reizende Schönheit ist dahin'. Aber wie heißt denn das Madel?" „Bertha!" war die Antwort. „Und wie der Lehrer sagte, soll sie eine Tochter des hiesigen Schultheißen sein." „Bertha?" rief Arthur gedehnt und dies er rötend. als reute es ihn, mit seinem Lobe so frei gebig gewesen zu sein. „Wie, du kennst sie?" zankte Oskar, „und lassest mich noch lange fragen?" „Ja. ich kannte

einmal ein kleines Mädchen dieses Namens." entschuldigte sich Arthur. „Aber lassen wir das für den Augenblick, du sollst nicht heute alles erfahren. Jetzt wollen wir aber ein wenig spazieren gehen, um uns Appetit auf Mit tag zu holen und das Leben und Treiben der guten Leutchen zu beobachten. Auch dem Arzte, meinem einstigen Gastfreund, wollen wir einen kleinen Besuch abstatteu — aber es bleibt dabei. Oskar, niemand soll erfahren, wer ich sei und daß ich schon einmal hier gewesen." , „Daß sich große Herren gern

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Tiroler Post
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Page 8 of 8
Date: 10.05.1919
Physical description: 8
X—.25 was ich durch diesen Schritt vertiere. Llber, Os kar, was helfe mir auch die ganze gewonnene Welt, wenn mich in ihrem Besitze tätlich' das Bewußtsein quälte — an meiner Seele Schaden zu leiden? Oder glaubst du wohl im Ernste, daß man zwei Herren — Gott und der Welt, zugleich dienen könne? Nein, Oskar, ich würde schänd lichen Verrat an meinem Gewissen üben, wider strebte ich noch länger der erkannten christlichen Wahrheit. Aber mein Vater? Ja, mein lieber, guter — unglücklicher Vater! Der Allwissende weiß

Fügen ist Dir Mittel zur Erreichung ge meiner, selbstsüchtiger Zwecke. Entschuldige — aber mir fehlen die Worte, eine solche Handlungs weise entsprechend zu charakterisieren. Aber, Oskar, hast du deswegen als Person, als Freund je von mir etwas zu leiden gehabt? Liebe ich Dich nicht in diesem Augenblicke noch, was die Tränen in meinen Äugen bezeugen, weil ich Dich nicht mitnehmen kann in das wiedergesundsne Paradies? „So ahme also wenigstens das Beispiel Dei nes Freundes nach, magst

nicht die einzelnen Personen verfolgt, sondern Gott selbst, der sie mit seiner MachtvolÜommenheit ausgerüstet hat. Noch schauderst Du bei diesem Gedanken zusam men, unglücklicher Oskar, denn Tu bist noch nicht verhärtet genug. Aber täusche Dich nicht. Tie herzlosen Furien, denen Tu dienstbar geworden, werden früher oder später die unentschiedene Weichheit Deines Gemütes bemerken und T ich mit blutigen Geißeln hohnlachend bis Mi je n u scharfbegrenzten Äbgrund peitschen, von wo es keine Rückkehr mehr gibt

. Auch an Dich wird das unabweisbare Entweder — Oder herantreten. Enkveder brechen wir mit dem Glauben, dem Ge wisien, mit den Grundsätzen der christlichen Welt anschauung, ja mit Gott selber — und als mo derner Philister ein prunkvolles Dasein fristen; — oder mit gewissenhafter Treue und männ lichem Heldenmute festhalten an Gott und Kirche und christlicher Freiheit — und hernieüersteigen von dem Gipfel irdischer Größe, mit Spott und Hohn beladen den Irrweg wieder zurückwandern, den Du bisher blindlings gegangen. — Oskar, lieber

Oskar, wirst Du diese letzte Gnadenprobe glücklich überstehen? Ach, wenn nicht — dann wirst Du mit Dir selbst zerfallen, alles lassen, was Dich an diesen Zerfall erinnert. Daher vor allem mich, Deinen treuen Jugendfreund. Dann, ja dann könnte sich wohl der Fall ereignen, daß Du in der Meinung, ein großes Heldenstück zu vollführen, mit Gendarmeriebegleitung in mein Zimmer brächest, um mir friedliebenden Mann als Polizeivorstand der „Roten" die Handschellen anzulegen. Ich möchte weinen vor Schmerz

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 10.05.1919
Physical description: 8
- Wien, Graz und Salzburg. 18674-d Mel fUlkttl »MM Herzog Friebrichstraße Re. 3 BeMbem und 225-kr Daunen Spulen Zwirne Scheuertücher, Zellstofftücher das Stück X—.25 Was ich durch diesen Schritt verliere. Aber, Os kar, was helfe mir auch die ganze gewonnene Welt, wenn mich in ihrem Besitze täglich das Bewußtsein quälte — an meiner Seele Schaden zu leiden? Oder glaubst du wohl im Ernste, daß mau zwei Herren — Gott und der Welt, zugleich dienen könne? Nein, Oskar, ich würde schänd lichen Verrat

. Du verabscheuest in Deiner ehrlichen Brust die verderblichen Bestrebungen dieser antichrist- eichen Verbrüderung. Und dennoch fügst Du Dich österlich ihren Bestimmungen, denn dieses ußere Fügen ist Dir Mittel zur Erreichung ge reifter. selbstsüchtiger Zwecke. Entschuldige — aber mir fehlen die Worte, eine solche Handlungs weise entsprechend zu charakterisieren. Aber, Oskar, hast du deswegen als Person, als Freund je von mir etwas zu leiden gehabt? Liebe tch Dich nicht in diesem Augenblicke noch, was die Tränen

vor seinen geheimen Obern konchromittiert füh len, dann müßte ich annehmen, daß der Orden, dem er angehört, der Hölle entstammt, und in dem katholischen Priestertum nicht die einzelnen Personen verfolgt, sondern Gott selbst, der sie mit seiner Machtvollkommenheit ausgerüstet hat. Noch schauderst Tu bei diesem Gedanken zusam men, unglücklicher Oskar, denn Du bist noch nicht verhärtet genug. Aber täusche Dich nicht. Tie herzlosen Furien, denen Tu dienstbar geworden, .werden früher oder später die unentschiedene

und christlicher Freiheit — und herniedersteigen von dem Gipfel irdischer Größe, mit Spott und Hohn beladen den Irrweg wieder zurückwandern, den Tu bisher blindlings gegangen. —Oskar, lieber Oskar, wirst Tu diese letzte Gnadenprobe glücklich überstehen? Ach, wenn nicht — dann wirst Du mit Dir selbst zerfallen, alles lasten, was Dich an diesen Zerfall erinnert. Daher vor allem mich, Deinen treuen Jugendfreund. Dann, ja dann könnte sich wohl der Fall ereignen, daß Du in der Meinung, ein großes Heldenstück

zu vollsühren, mit Gendarmeriebegleitung in mein Zimmer brächest, um mir friedliebenden Mann als Polizeivorstand der „Roten" die Handschellen anzulegen. Ich möchte weinen vor Schmerz, aber nicht um mich, sondern um Dich. Ja, um Dich, Oskar daß Tu Dich als sreigeborener Schweizer soweit erniedrigtest, im Solde einer gottlosen Partei gegen Deine eigenen Landsleute. Mitbür ger und Jugendfreunde gemeine Büttelsdienste zu leisten. Ich hingegen würde in Ketten und Banden eine Freiheit genießen, die Du nie emp

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 8
Date: 04.09.1929
Physical description: 8
Nr 1172. „Tiroler Wastl" Seite - schlecht. Eine Sardine traf Oskar ins Auge. Eine andere rutschte ihm hinten in den Kragen hinein und wanderhe langsam abwärts, bis sie zwischen Sattel und Oskar Ruhe fand, wodurch sie als Nahrungsmittel unbrauchbar wurde. Also es war nichts mit der Henkersmahlzeit. Er fühlte seine Kräfte erlahmen. Wie lapge mochte er schon gefahren sein, waren es drei Stunden oder drei Tage? Inzwischen beschäftigten fich verschiedene Behörden mit dem Motorradfahrer. Es wurden

waren nicht vorhanden. Ein anderes Projekt wollte Rad und Fahrer in einem riesigem Netze auffapgen. Aber aus Mangel an Netzen mußte auch dieser Plap fallen gelassen werden. Am meisten Aussicht auf Erfolg hatte noch der Vorschlag eines Ober försters, in den Benzinkasten zu schießen und auf diese Weise das Benzin zum Auslaufen zu bringen. Ein sehr gefährlicher Vorschlag- Als man Oskar ihn durch ein Megaphon zurief, wäre er vor Schreck fast in die Menschen massen gefahren. Er war schon im Kriege Gegner des Schie ßens

gewesen. Man sandte nach einem augenblicklich in einein Varie tee auftretenden Kunstschützen. Der Mann war noch nicht erschienen, da — da knüllte das Motorrad ein paarmal laut, stöhnte auf und stand — stand plötzlich und unvermittelt. Oskar stieg schlafwandlerisch von dem Rade und wollte sich, wie es seiner bescheidenen Art entsprach, still und möglichst unbemerkt entfernen. Aber schon hatte ein Schutz mann die Gefahr erkannt, er stürzte auf ihn zu und fragte ihn nach Geburtsort und Todesart seines Vaters

, schrieb sich die Wohnorte der Vorfahren bis ins dritte Glied auf und machte überhaupt alle Aufzeichnungen, die zur Vorbe reitung eines Strafmandates über zu schnelles Fahren not wendig sind. Oskar beantwortete alle Fragen, nur der Todestag seiner Großtante wollte ihm nicht gleich einfallen. Jetzt wollte er sich entfernen. Da sprang ein Mann mit strah lendem Gesichte hinzu und rief: „Ich gratuliere, ich gra tuliere, Sie haben mit unserer Maschine den Rekord ge brochen, was Ausdauer und Zuverlässigkeit

des Motors betrifft. Sie sind ein fabelhafter Kerl. Diese Sicherheit und Exaktheit der Bedienung! Ich darf Sie wohl als Renn fahrer für unsere Firma engagieren. Wie war doch wohl gleich Ihr Name?" Oskar konnte nicht anworten, denn er sah, wie aus seinem sinken Hosenbein langsam eine Oelsardine auf den Asphalt der Straße glitt. Ein Kulturbild aus Neu-Bozen. Das „W. C." im Speiseraum. Den „Schongauer Nachrichten" wird aus Bozen fol gendes Geschick)tchen erzählt: Auf dem sogenannten Dureg- gergrund

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 23.02.1902
Physical description: 16
! Aber in einer Spanne Zeit. überströmte Gesicht. Bubi umklammerte sie und wcintc in Herz, brechenden Tönen init. Das hatte' sie nicht erwartet, jo sehr sie's auch gefürchtet! Das nicht! Noch immer hatte die Hoffnung in ihr geathinec, die Hoffnung daß alles wieder gut werden könne. Aber jetzt war's vorbei! Th- grause Wirklichkeit stand vor ihr: das heiß geliebte Kind war halberblindet, und das durch die Schuld des eigenen Vaters! Oskar wandte sich mit zusammengebisseuen Zahnen ab von dem schmerzlichen Bilde

.. Eine Weile überließ er Laura ihren Thräneu. Dam, kürzer als ein Athemzug, wardaS Unheil geschehen! Einerlei, wie nian's auch nehmen moch- te, in den Mutter augen trug er die Schuld. Ob er sie je sühnen konnte?— Laura erwartete sie schon auf der Treppe. Sie riß Oskar Bubi vom Arm und trug mit Eilschritten den jubelnden Jungen bis in die Mitte des Zimmers Oskar folgte mit stockendem Athem. Voll stürmischer Leidenschaft liebkoste die Mutter das Kind. Dann stellte sie es nieder und zerrte mit zitternden

Fingern die verhüllende Binde los. Heheimrath prm. Dr. v. fttetnönt t tgrnfii wichert t aber neigte er sich über sie, sprach ihr tröstend zu und wollte sie aufheben. Da schnellte sie blitzgleich empor. Rühr'Dumich MU sMtatun.SoM, + . nicht an, Du v ' nicht!" Ihm flammende Blicke znwerfend, nahm sie den Knaben, ging mS Nebenzimmer mit ihm und schloß sich ein. Mit wehem Lächeln um den blvndbebartcten Mund verließ Oskar sein Heim, aus dem das Glück gezogen war. Für immer'? Bubi war bald wieder heiter

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 8 of 12
Date: 11.10.1952
Physical description: 12
, der, um seinen Sprachfehler zu bekämpfen, sich an das Meeresufer begab, einen Stein in den Mund nahm und dort seine Reden einübte. Einerseits wollte er angeblich seine Stimme stärken, in dem er sich bemühte, das Meeres rauschen zu übertönen, andererseits sollte der Kieselstein dazu dienen, ihm das Stottern „abzugewöhnen“. Nachgewiesenermaßen jedoch war Demosthenes schon von Jugend auf Stephan Sturm Warten Sie! Lassen Sie mich bitte nachdenken, wie viele Bräute mein Freund Oskar schon

hatte. Also, da war vor allem einmal Tilly, die kleine, süße, blonde . . . Ja, und dann Rita, die Walküre . . . Und Vera, das liebe Hausmütterchen .. . Macht drei . . . Aber halt! Seine allerletzte Braut, die feine, stille, vornehme Maria, hätte ich beinahe vergessen. Das wären also schon insgesamt vier Bräute. Dabei ist Oskar weder ein Blau bart noch ein Oasanova. Er ist nur — ein Graphologe Warum er als Gra phologe so häufig die Bräute wech selt? Das wollte ich eben erzählen: Seine erste Braut Tilly lernte Oskar auf einer Reise

kennen. Sie verliebten sich Hals über Kopf inein ander, und als Oskar Abschied nahm, versprachen sie einander zu schrei ben. Aber als er dann den ersten Brief Tillys hatte, stürzte er schrek- kensbleich zu mir und keuchte: „Denk dir, Tilly, diese äußerlich so süße Tilly ist in Wirklichkeit leicht sinnig, flatterhaft und könnte in der Ehe unmöglich treu sein.“ „Hast du sie bei einer Untreue er tappt?“ fragte ich. „Das war nicht nötig! Sie schrieb mir den ersten Brief, und jetzt weiß ich alles über eie

. Sieh dir einmal diese Endstriche der H an! Beachte die abschweifende Linie der N! Nein!“ fuhr Oskar düster fort, „ein Mädchen mit solchen H und N hei rate ich nicht. Ich breche mit Tilly, solange es noch Zeit ist.“ Die Nächste — wie gesagt — war Rita, die Mächtige. Diese Verlobung dauerte längere Zeit, weil beide in der gleichen Stadt wohnten und sich infolgedessen nicht schreiben muß ten. Aber unseligerweise führte Rita ein Tagebuch, in das sie alle ihre hei ßen Gefühle für den Geliebten ein trug

. Und dieses Tagebuch schenkte sie Oskar zu dessen Geburtstag. Er warf nur einen kurzen Blick hinein, erbleichte und ließ sich bei Rita nicht mehr sehen. Mir aber teilte er den Grund für sein plötzliches Ab rücken von Rita mit: „Sie ist ver schwenderisch, hartherzig und skru pellos im Durchsetzen ihrer Wünsche. Hättest du nur die verkrümmte Bau chung der kleinen „i“ und die grau same Härte ihrer Beistriche gesehen! Solche Beistriche können einen Mann töten.“ Nach Tilly und Rita kam dann Vera. Oskar wußte

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Lienzer Nachrichten
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Page 8 of 8
Date: 25.04.1919
Physical description: 8
. als das Glöcklein ertönte und die Menge voller Ehrfurcht an die Brust klopfte — da hob und senkte sich auch die Brust des armen Arthur, eine Träne glühte in seinen Augen — er hatte das Bewußtsein, unter hundert und hundert Glück lichen der einzige Unglückliche zu sein. Der Gottesdienst war zu Ende. Das Gottes haus le'wte sich. Sofort drang Oskar in Arthur, ihm die holde Sängerin ausfindig machen zu helfen. „Tort geht der alte Lehrer", sagte Ar thur, ganz gleichgültig, „frage ihn, wenn du er fahren willst, wer

sie sei." Oskar tat, wie ihm geraten wurde. Er kehrte aber schnell wieder zu rück und bemerkte mit ziemlich langen Gesicht: „Nun weiß ich wohl, wie sie heißt und wer sie ist — aber der alte Zelot dort hat mir verboten, ihr in den Weg zu treten — denn, meinte er, die unschuldige Seele würde mir kein einziges Lied mehr singen, wenn sie wüßte, daß sie fönst auch noch wem gefiele, außer dem lieben Gott." „Siehst du also, Oskar." belehrte Arthur, „daß es auch noch edlere , Naturen gibt, als unsere

plasierten Stadtlinger. die kein höheres Ver gnügen mehr kennen, als sich öffentlich begaffen und ins Angesicht bewundern zu lassen?" „Aber gerade dieser Gedanke steigert meine Un geduld, sie zu sehen", gab jener ärgerlich zurück. „Nur nicht so hitzig, Oskar," tröstete Arthur, „du wirst sie schon zu Gesichte bekommen. Viel leicht auch die Erfahrung machen, daß die reine Seele in einem ebenso schönen Körper wohnt. Aber das muß sich alles von selber geben. Unter Landleuten muß man nichts erzwingen

wollen, sonst geht es einem wie beim Schmetterling fangen, die reizende Schönheit ist dahin. Aber wie heißt denn das Mädel?" „Bertha!" war die Antwort. „Und wie der Lehrer sagte, soll sie eine Tochter des hiesigen Schultheißen sein." „Bertha?" ries Arthur gedehnt und tief er rötend. als reute es ihn, mit seinem Lobe so frei gebig gewesen zu sein. „Wie, du kennst sie?" zankte Oskar, „und lassest mich noch lange fragen?" „Ja, ich kannte eimna! ein kleines Mädchen dieses Namens." entschuldigte sich Arthur

. „Aber lassen wir das für den Augenblick, du sollst nicht heute alles erfahren. Jetzt wollen wir aber ein wenig spazieren gehen, um uns Appetit aus Mit tag zu Halen und das Leben und Treiben der guten Leutchen zu beobachten.. Auch dem Arzte, meinem einstigen Gastfreund, wollen wir einen kleinen Besuch abstatten — aber es bleibt dabei. Oskar, niemand soll erfahren, wer ich sei Ä daß ich schon einmal hier gewesen." „Daß sich große Herren gern in ein geheimnm volles Tunket hüllen, spottete Oskar, „das wchi

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 23.02.1902
Physical description: 16
Ter Junge wurde selbstredend unter.diesen Umständen alles andere eher, als ein Musterknabe. Verzärtelt, eigensinnig, reckst haberisch, empfindlich und anspruchsvoll, weckte er in der Brust de^. Vaters manche Sorge für die Zukunft, und Oskar faßte mehr als einmal den Vorsatz, die Zügel der Erziehung mit aller Strenge in die Hand zu nehmen. Doch das Mstleid mit dem Kinde, das auch ihn oft genug überfiel, und das Benehmen seiner. Frau waren schuld, daß er den Beginn einer straffen Zucht immer

wieder hinaus schob. Es kam der Winter. Ein strenger Winter mit Mangel an Schnee, aber abnormer Kälte und schneidenden Winden. In den Städten grassirten mancherlei Uebel. Auch Oskar war unpäßlich gewesen. Nun fühlte er sich jedoch bereits so wohl, daß er dachte, morgen oder übermorgen wieder seinem Berufe folgen zu können, umsomehr, da ihm der Aufenthalt zu Hause unerträglich wurde. Lauras Dienste anzunehmen während seiner Krankheit, war ihm schwer genug gefall, n. Sie that ja alles, aber sie that

. Schreiend und weinend klammerte er sich an ihn, und all' sein Zureden, sowie das Winken, Rufen, Schmeicheln und Drohen der Mutter halfen nichts. Laura wurde blaß und roth vor Ungeduld und Erregung. „Bubi will dableiben! Bubi nicht fortgehenl Nicht, nicht!" Oskar kämpfte eine Weile mit sich. Dann sagte er aber doch: „Laß ihn da bei mir, wenn er durchaus nicht will! Es ist auch ungesundes Wetter draußen! Der schneidende, staubdurchsetzte Wind möchte ihm schaden! Laß ihn da!" Laura schaute ihren Mann

mit unsäglich verächtlichem Lächeln an. „Bei Dir!?" sprach sie, nun schon durch das Benehmen des Kindes gereizt. „Er soll wohl ganz blind werden!" Oskar unterdrückte eine heftige Antwort und schob den Knaben energisch von sich. Nach einem weiteren Schreikvnzert, das Laura mit allen Zärtlichkeiten der Mutterliebe zu beschwichtigen suchte, ließ sich Bubi herbei, sich ankleiden zu lassen, und die beiden ver ließen das Haus. In der Nacht darauf schlief der Kleine ziemlich unruhig. Laura mußte mehrmals

, ohne ihren Liebling mitzunehmen? Der Arzt gab verschiedene Anordnungen, die bereits ob des kindlichen Alters des Erkrankten schwierig auszuführen waren; bei dem ausgeprägten Eigensinn des Knaben ließen sie sich mehr als schwer, und theilweiie gar nicht vornehmen. Ter Zustand ver schlimmerte sich darum von Stunde zu Stunde, die Gefahr wurde allmählich riesengroß. Oskar sah mit Schrecken die Gestaltung der Dinge. Zwischen ihm und seiner Frau fiel kein Wort. Schweigend und mit angst erweiterten Augen Psiegte

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Alpenländer-Bote
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Page 7 of 16
Date: 01.12.1929
Physical description: 16
Stille war eingetreten, welche nur durch das Schluchzen der jungen Frau unterbrochen wurde. „Nicht — sein Weib?" wiederholten nochmals ihre bebenden Lippen. „Es ist wahr", sprach Lord Oskar sie düster an. „Du bist nicht mein Weib, Emmy, du warst es nie. Ich bin gekommen, um Abschied von dir zu nehmen. Ich habe decken Trauschein aus dem Toilettekasten genommen und vernichtet. Laß die Dinge sein, wie sie waren, ehe wir uns kannten. Ich werde anständig für dich sor gen —" „Bin ich denn von Sinnen

ging durch ihre Gestalt. „Oskar wünscht, daß Sie wieder heiraten", sprach Clifford sanft, „denn er wird selbst eine neue Verbin dung schließen." Emmy erhob rasch ihr Haupt. ,Zch bin sein Weib", rief sie in verzweiflungsvollem Tone. „Er kann, er darf keine andere heiraten! O, Oskar, rede du, sage mir, daß alles nur ein grausamer Scherz ist! Du willst nur me.ne Liebe erproben, - ist es nicht so? Oskar, mein Gatte, um unseres Kindes willen, welches ich deinem Vater als unseren Frie densstifter

zu bringen hoffe, nimm deine Worte zu rück! Ich flehe dich auf meinen Knien an!" Sie sank mit gefalteten Händen vor ihm nieder, ihn mit ihren schönen, tränenersüllten Augen anblickend. „Nimm deine Worte zurück, Oskar, und sage mir. daß es nur ein entsetzlicher Traum war, der mich quälte." Oskar wurde totenbleich und wich von ihr zurück. „Ich wünschte, ich wäre tot!" rief er aus. „Ich habe dir die Wahrheit gesagt, Emmy. Diese Heirat ist un gültig, — du bist nicht mein Weib! Mein Vater be steht

—" Die junge Frau sprang auf. Zorn funkelte in ihren Augen, und die Angst verzerrte ihr schönes Gesicht. „Sprich nicht von ihnen!" rief sie. „O, großer Gott, es ist mehr, als ich ertragen kann!" „Emmy!" „Zurück! Wage es nicht, mich zu berühren! Du bist nicht mein Gatte und dein Name nicht Oskar Nocester, sagst du mir. O, möge der Himmel dich bestrafen, wie du es verdienst. Möge der Fluch des Mädchens, wel ches du unglücklich gemacht hast, dich verfolgen —. Doch nein, nein! Du bist mein Gatte. Oskar

und Flehen vergeblich sei. Und diese Erkenntnis vernich tete sie. Sie glaubte seinen Worten, und mit einem herzzerreißenden Schrei sank sie bewußtlos zu Boden. Clifford klingelte und befahl dem herbeieilenoen Mädchen. Mrs. Roeester beizustehen; dann verließ er mit Lord Oskar das Haus. „Du bist frei!" sprach Clifford kühl, als sie zurück fuhren. „Sie hat ein stolzes Herz und wird dich me- rnals belästigen."

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Außferner Zeitung
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Page 8 of 8
Date: 10.05.1919
Physical description: 8
-Lwime Scheuertücher, Zellstofftücher das Stück K—.25 was ich durch diesen Schritt verliere. Aber, Os kar, was helfe mir auch die ganze gewonnene Welt, wenn mich in ihrem Besitze täglich das Bewußtsein quälte — an meiner Seele Schaden zu leiden? Oder glaubst du wohl im Ernste, daß man zwei Herren — Gott und der Welt, zugleich dienen könne? Nein, Oskar, ich würde schänd lichen Verrat an meinem Gewisien üben, wider strebte ich noch länger der erkannten christlichen Wahrheit. Aber mein Vater

. Und dennoch fügst Tu Dich ^ußerlich ihren Bestimmungen, denn dieses ußere Fügen ist Dir Mittel zur Erreichung ge- reiner, selbstsüchtiger Zwecke. Entschuldige — aber mir fehlen die Worte, eine solche Handlungs weise entsprechend zu charakterisieren. Aber, Oskar, hast du deswegen als Person, als Freund je von mir etwas zu leiden gehabt? Liebe ich Dich nicht in diesem Augenblicke noch, was die Tränen in meinen Augen bezeugen, weil ich Tich nicht mitnehmcn kann ln das wiedergesundene Paradies? „So ahme

, der Hölle entstammt, und in dem katholischen Priestertum nicht die einzelnen Personen verfolgt, sondern Gott selbst, d^r sie mit seiner Machtvollkommenheit ausgerüstet hat. Noch schauderst Tu bei diesem Gedanken zusam men, unglücklicher Oskar, denn Tu bist noch nicht verhärtet genug. Aber täusche Dich nicht. Tie herzlqsen Furien, denen Tu dienstbar geworden, werden früher oder später die uncntfJ ; 'hr.v Weichheit Deines Gemütes bemerken und ch mit blutigen Geißeln hohnlachend bis an i. run

beladen den Irrweg wieder zurückvanmn, den Tu bisher blindlings gegangen. — lieber Oskar, wirst Tu diese letzte Gnadenprobc glücklich überstehen? Ach, wenn nicht — ^ wirst Du mit Dir selbst zerfallen, alles laM was Tich an diesen Zerfall erinnert. Taycr vo- allem mich, Deinen treuen Jugendfreund. ~ ^ »ja dann könnte stch wohl der Fall ereignen, W Du in der Meinung, ein großes Heldenlma z vollführen, mit Gendarmeriebegleitung m me Zimmer brächest, um mtr friedliebenden MN als Polizeworstand der „Roten

" die Handsch^ anzulegen. Ich möchte weinen vor Schmerz, ape nicht um mich, sondern um Tich. Ja, urnfc J Oskar daß Du Dich als freigeborener SchwM soweit erniedrigtest, im Solde einer flfjjfj l ‘ Partei gegen Deine eigenen Landsleute, iju ger und Jugendfreunde gemeine ButteM !» zu leisten. Ich hingegen würde m Kette Banden eine Freiheit genießen, dre Tu nie . funden. Mir würde in der Nacht des St ein Licht scheinen, dessen Helle Du, nie' 0f % ! Reich in der Armut, glücklich im Unglück. Friede im heißen

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 7 of 8
Date: 12.04.1919
Physical description: 8
auf keiner Ate fehlen," bemerkte Oskar etwas verblüfft. «Wenigstens mein Vater sagte mir, Papa Lebrecht wünsche die Verbindung." »Es mag sein, daß er nichts dagegen hätte". M Arthur wärmer werdend fort, „es mag auch - PN. daß mir Jda nicht abgeneigt wäre — aber Me mir, mein Freund, sieht denn Arthur Welt ton wirklich darnach aus. als könnte er es über. Ich bringen, sein Leben lang nichts anderes mehr tun. als Kurszettel zu studieren und Zahlen M versetzen? Würde mir aber Vater Lebrecht Me Tochter

unter einer anderen Bedingung ge- Nein, Oskar, du hast mich nie gekannt. Sjw du glaubst, ich könnte mich je glücklich Wen m den prunkvollen Gemächern eines mo dernen Millivnenpalastes — der aber von den blutbefleckten Wucherzinsen eines schlecht regier ten Volkes erbaut ist. Und was Iba betrifft, j° lasse ich ihr zwar alle Ehre, sie ist nicht schlech ter, aber auch nicht besser als unsere künstlich berpfuschten Aüragsdamen überhaupt. Bei die len verflachten Gemütern ist alles Kunst, sogar die Natürlichkeit

, würde es mir nicht impo nieren." „Recht hättest du Wohl, Arthur," pflichtete Oskar bei. „aber wo gibt es solche Engel, wie du sie träumst?" „Es gibt deren schon", sagte Arthur bewegt, „nur muß man das Glück haben, sie zu finden, und sich vor allem Hrrch kein Vorurteil täuschen lasten." „Nach deiner heutigen Laune zu schließen," neckte jetzt Oskar, „hast du dich gestern unter den Damen schlecht unterhalten?" „Sage lieber unter den Männern." „Wie so?" „Kennst du die Geschichte von Leu schont" „Ja." „Was hältst du davon

?" , „Daß es ein gemeiner Meuchelmord ist, dessen sich jeder echt liberale Schweizer zu schämen hat." „Habe Tank, Oskar, für dieses Wort; dieses erste und einzige gerechte Urteil aus deinem Munde ist mir doppelt wert. Aber sage mir, mein Freund, wie kann ein vernünftiger Mensch dazukommen. eine solche Tat zu entschuldigen — ich sage nicht, sie zu rechtfertigen, wie es jetzt in der gesamten öffentlichen Meinung liberaler Färbung geschieht!" — TT1 Wer Handelsware " abzugeben hat oder zu kaufen sucht, der lese

, weil sie die einzig wahreist?" „Das mag auch sein, Arthur. Aber du weißt, ich gib mich mit solchen Forschungen nicht ab." „Ja, gewiß, Oskar, gelänge es, die katholische Kirche zu vernichten, dann flüchteten alle anderen von selber."

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Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 16.02.1902
Physical description: 16
Frau trat in Hut und Mantel in den Thür rahmen. ^ , r „Also ich kann ohne Sorge gehen?!" sprach sie, die Handschuhe überziehend. „Du wirst Bubi gut beaufsichtigen? Gelt, Oskar. Ihr Gatte legte den Stift weg, erhob sich und ging lächelnd zu ihr hin. ^ t „Aber natürlich, Schatz! Bubi ist doch auch mein Kmd, mcht bloß das Deine! Willst Du mir vielleicht noch eine viertelstündige Vorlesung halten über meine Pflichten als Kinderfrau? Geh' nur endlich, kaufe einen guten Abendschmaus und komme gesund

größer wurden ihre Schritte, schließlich rannte sie schier. Erhitzt und athemlos kam sie nach Hause und drückte auf die Schelle. Ihr Mann öffnete. Ein Mädchen hatten sie nicht. Nur eine Aufwärterin für die derbsten Arbeiten. „War ich nicht brav?" rief sie ihm fröhlich zu. „Zwei Stunden bin ich gelaufen, und sieh', Schatz, was ich Dir mitgebracht! — Aber wo ist Bubi?" Oskar kam ihr so still vor. Sie konnte in dem dämmerigen Flur sein Gesicht nicht sehen uud wollte ihn ins Zimmer drängen. Der junge

ins Zimmer, in dem schon die Lampe brannte. Aus dem Sopha lag der Knabe, weinend, klagend, das Köpfchen ver bunden. Der Raum war in großer Unordnung: Tücher, gebrauchte Kompressen lagen umher, eine Schüssel mit Wasser stand auf dem Tische. Laura stürzte auf das Kind zu. „Bubi weh, Bubi weh!" stöhnte dieses und deutete nach der Stirn. „Aber was ist es? Was ist geschehen?" fragte sie angstvoll und fing an, die Fassung zu verlieren. Sehr bleich und mit zusammengekniffenen Lippen stand Oskar

hinter ihr. „Nichts, nichts von Bedeutung! Du brauchst kein Bangen zu haben! Bubi erwischte heimlich meinen Zirkel, fiel damit und ver wundete sich beim Auge!" „Beim Auge?" fragte Laura, das erste Wort scharf betonend. „Ja, beim Auge!" Sie wollte das Tuch abnehmen, um das Unheil selbst zu sehen. Oskar wehrte ihr's heftig. „Die Wunde hat Herr Gerold verbunden, und er meinte, es wäre besser, bis morgen den Verband zu lassen! Er will morgen wieder Nachsehen!" „Der Doktor! Ist es denn so schlimm?" stieß Laura, tödlich er schrocken, heraus

. Oskar konnte den Blick dieser großen, angstvollen Frauenangen nicht aushalten. „Ach nein, nein! Er — er kam zufällig — er wollte nach Dir sehen, und da stand er mir bei! Aber es ist nicht bedenklich! Beruhige Dich nur!" „Du sagst mir die Wahrheit, Oskar?" „Ja, ja! Gewiß!" Die Aufregung der jungen Frau legte sich zwar allmählich, als sie sah, daß Bubi nach einer Weile zu jammern aushörte und wieder munterer wurde, aber ihre frohe Stimmung kehrte doch nicht wieder. Kauin ein Lächeln noch erregte

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Alpenländer-Bote
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Page 7 of 18
Date: 05.01.1930
Physical description: 18
sein Seligspre- chungsprozetz eingeleitet. Die Königin Bianca von Frankreich sprach oft zu ihrem Sohne Ludwig, als er noch ein Knabe, war: „Ludwig, du weißt, wie innig dich Mas die Liebe vermag. Roman von Eduard Wagner. Habüel Regensburg Der Doktor und die Wärterin gingen hinaus. Der Graf ließ sich zitternd vor dem Lager Oskars nieder. Er war zurückhaltend und kalt gewesen seit dem Tode seiner Gattin und er fühlte erst jetzt, wie sehr er seinen Sohn lieb hatte. „Vater", begann Oskar schwach

, „ich habe dir etwas mitzuteilen. — ein Geheimnis. Ich kann nicht sterben mit dieser Last auf meinem Herzen." „Ein Geheimnis, mein Sohn?" .Hch konnte es dir nicht früher sagen. Du bist die Rechtschaffenheit selbst. Vater; aber ich bin all die Jahre hindurch ein elender Betrüger gewesen —" „Mein Sohn!" siel ihm der Graf bestürzt ins Wort. „O. Vater, ich spreche die Wahrheit", fuhr Oskar flüsternd fort, „ich mutz mein Herz entlasten. Gib mir zu trinken!" fügte er matt hinzu. Der Graf reichte ihm ein Glas mit Wasser. Oskar sah

der Graf mitleidsvoll. „Fürchte keinen Vorwurf von mir. Was du auch getan haben magst, ich vergebe dir. Laß dein Geheimnis mit dir sterben." „Nein, nein, es würde mir keine Ruhe im Grabe lassen. Du mußt es wissen, daß Lady Georgine nicht mein Weib ist!" „Oskar!" „Du denkst, ich rede irre? Nein, ich sprach nie so wahr wie in diesem Augenblick. Ich war vermählt, als ich mit Lady Georgine getraut wurde. Ich glaubte, daß mein armes Weib tot sei, als ich die zweite Heirat einging. Aber sie lebte. Ich sah

sie, als der Hochzeits- zug von der Kirche nach Glanmore zurückkehrte." „Du bist rechtmäßig verheiratet gewesen?" fragte der Graf hastig. „Ja, mein Vater", hauchte Oskar, in seine Kissen zurücksinkend. „Wo ist deine erste Gattin Oskar?" .Ich weiß es nicht. Ich las, daß sie in die Themse ge sprungen sei. Aber als ich sie nach der Trauung wieder- sah, da wurde ich mir bewußt, daß eine Verwechselung stattgesunüen haben mutzte. Ich heiratete sie unter dem Namen Oskar Rocester. Vater, erinnerst du dich des Morgens

, an welchem du mich zur Heirat mit Lady Georgine drängtest? Ich ging zu meinem armen Weibe und sagte ihr, — Gott verzeihe mir die Lüge, — daß unsere Heirat nicht rechtsgültig sei. O, es war ein furchtbares Unrecht, welches ich an einer reinen, edlen Seele beging." „Ein furchtbares Unrecht!" wiederholte der Vater dumpf. „Du mutzt sie aufsuchen, Vater", fuhr Oskar erregt fort. „Der Trauschein liegt in meinem Schreibpult ver borgen. Du kannst die Heirat leicht beweisen. Und wenn du Emmy auffindest, dann sage

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