Staatsanwalt Dr. Jung, als Ver teidiger Dr. Frank. Brandlegung. Samstag vormittags 9 Uhr begann die Hauptverhand lung gegen Josef St a u d a ch e r, am 24. April 1872 in Landeck geboren, dorthin zuständig, katholisch, verehe licht, Bauer, zuletzt in Schweighof, Gemeinde Fließ, und vorbestraft. Den Vorsitz führt Oberlandesgerichtsrat Stefani, die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Ram- pold, die Verteidigung Dr. Ritter. Die Anklage. Josef Staudacher habe am 2. April 1910 auf dem ihm, Oskar Stecher und Josef
Kathrein gehörigen Schweighof in Eichholz, Gemeinde Fließ, Bezirk Landeck, 1. in der sogenannten „Tauschkammer" des Oskar Stecher, 2. einige Zeit darauf im Stadel des Hauses Hand lungen unternommen, aus welchen nach seinem An schläge an fremdem Eigentums eine Feuersbrunst ent stehen sollte, wobei das Feuer beidemale wirklich aus gebrochen und im Falle 2 ein für die Verunglückten Oskar Stecher und Josef Kathrein erheblicher Schaden entstanden ist — und hiedurch das Verbrechen der Brandlegung begangen
. Zur Schwurgerichtshauptverhandlung sind folgende Zeugen vorgeladen: 1. Oskar Stecher, Bauer in Eichholz, Gemeinde Fließ; 2. Agnes Stecher, 3. Anna Stecher, 4. Josef Stecher, Kinder des unter 1 Genannten; 5. Josef Kathrein, Bauer in Fließ (Rafein); 6. Emanuel Juen, Bauer in Oberstrengen, Fließ; 7. Matthias Jene wein, Bauer in Oberstrengen, Fließ; Andreas Baumgartner, Gend.-Wachtmeister, Landeck; 9. Anna N e tz er, Kaufmannsgattin, Landeck (auf der Oed); 10. Andrä Schimpfößl, Bauer in Fließ, Eich holz; 11. Josef Pertoll, Taglöhner in Fließ
; 12. Franz 'Josef Zangerl, Knecht, Eichholz, Gemeinde Fließ. Als Sachverständige: 1. Viktor Baron Graff, Branddirektor-Innsbruck; 2. Ludwig Schü ler, Kaufmann in Landeck. Der Tatbestand. Am 2. April 1910, 10 Uhr vormittags, waren die Töchter des Oskar Stecher, Agnes und Anna, in der Küche mit Brotbacken beschäftigt, als der zwölfjährige Josef Stecher, der mit den zwei jüngsten Geschwistern eben von der Schule zurückgekehrt war und sodann die Ziegen aus dem Stalle geführt hatte, ungefähr 11 Uhr, plötzlich
bei den Kindern Verdacht und Agnes Ste cher nahm die Flasche, um sie dem Vater zu zeigen. Bevor jedoch der ungefähr eineinhalb Stunden von Hause entfernt auf Arbeit abwesende Oskar Stecher zurückgekehrt war, wurde das ganze Gehöfte von ent gegengesetzter Seite her, nämlich vom Stadelteile aus in Brand gesteckt. Anna Stecher hatte sich, nachdem das Feuer in der Tauschkammer gelöscht worden war, in den Stadel ihres Vaters begeben, um Futter zu holen und hiebei wahr genommen, daß Josef Staudacher