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Volksbote
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Page 10 of 20
Date: 10.12.1987
Physical description: 20
Seite 20 Donnerstag, den 10. Dezember 1987 Das Weltgeschehen im yolksboten „An den Nikolaus in 6624 St. NikolausNikolaus und Christkindl beantworten wieder Post „Lieber Nikolaus, bekommt der Bundeskanzler auch etwas von Dir?“, fragt der neunjährige René aus Ham burg, der ein Jahr jüngere Peter aus Augsburg wünscht sich anhand eines beigelegten Spielzeugprospekts lie ber selbst „viele schöne Sachen“, und der kleine Arne aus Langenhagen möchte wissen, „welche Spitzenge schwindigkeit

der Schlitten“ von Knecht Ruprecht hat. Schon Wochen vor Weihnachten treffen im Ortsteil St. Nikolaus der saarländischen Ge meinde Grossrossein wieder säcke weise Kinderbriefe für den Patron der Nächstenliebe ein. Aber auch an der Himmelsthür, einem Stadtteil von Hildesheim, in Himmelpforten an der Unterelbe und in der Gemeinde Christkindl nahe der oberösterreichi schen Industriestadt Steyr haben Weihnachtsmann und Christkind ihre Büros wieder geöffnet. * ern von der Mosel, der den Nikolaus vor Jahren

um Unterstützung bei der Suche nach einer Ehefrau bat, muß ten die Verantwortlichen in St. Niko laus allerdings passen. Dagegen weiß Zieder von einem Bekannten, daß sich auch der Schriftsteller Siegfried Lenz („Deutschstunde“) alljährlich den Spaß macht, unter einem Kinder- Pseudonym an den Nikolaus zu schrei ben. Zieder gesteht: „Ich habe bisher nicht herausbekommen, welche Brie.- fe das sind.“ Die Bundespost richtete am 5. und 6. Dezember in St. Nikolaus wieder ein Sonderpöstamt ein. Dort wurden

Sonderstempel (bisher schon über zwei Millionen) verwendet, die dies mal die Bischofsmütze des Nikolaus und das legendenhafte Kornschiff des Helfers in der Not zeigen. Sonder stempel von einer himmlichen Au ßenstelle der Post gibt es auch in 4594 Zweiter von links: Der hl. Nikolaus von Myra Seit die Bundespost und der örtli che Verkehrsverein vor nunmehr 21 . Jahren zum ersten Male dazu auffor derten, „An den Nikolaus in 6624 St. Nikolaus“ zu schreiben, ist das Echo immer lebhafter geworden. „Allein

im letzten Jahr mußten wir mehr als 4000 Kinderbriefe aus aller Welt be antworten“, erklären der 67jährige Amtsrat a.D. Alfons Zieder und der 54jährige Bauingenieur Manfred Kö nig, die mit Unterstützung anderer Einwohner von St. Nikolaus als ehren amtliche Schreibkräfte des Nikolaus tätig sind. Selbst Briefe, die nur die Aufschrift tragen „An den Nikolaus, Wolke Nr. 10 im Himmel“ werden von der Bundespost meist direkt nach St. Nikolaus im Saarland, einem 1100- Einwohner-Ort, weitergeleitet. Die Antworten

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Page 11 of 16
Date: 22.03.1903
Physical description: 16
sagen zu können. Nikolaus ist der Erbe, sobald er eine Bedingung erfüllen kann." „Eine Bedingung?" „Ich kann es mir nicht anders denken, als daß Sophia dem uralten Manne ihre Liebe zu Nikolaus gestanden hat. Ich werde sie auch darüber nie befragen, aber die That- sache steht fest, daß der Russe unser Kind wie eine eigene Tochter lieb gewann und daß er in seinem Testament die Verbindung der jungen Leute fordert." Das war mehr, als Herr Severin aus einmal fassen und begreifen konnte. Er ließ

den Namen des Herrn v. Potoky nennen. Da schoß ihm wieder der Gedanke durch den Kops, etwas zu thun, um den peinlichen Eindruck wenigstens etwas zu mildern, den sein Verhalten gegen Nikolaus gezeitigt, Nichts war geeigneter hierzu, als die Verdienste des jungen Herr n ins richtige Licht zu rücken, dem Grafen seinen Lebensretter zu nennen. Er trat ins Krankenzimmer, machte ein feierliches Gesicht zu der zärtlichen Familienscene, die sich ihm da bot, und sagte, freilich etwas wie vom Zaune gebrochen

, wobei er fühlte, daß er aus dem Rahmen herausgetreten, den der Arzt inne zu halten hat: „Sie nannten den Namen des Herrn Grafen Nikolaus v. Potoky, Herr Graf, ich hörte es, als ich draußen vorüberging, und bin von meinem ärztlichen Standpunkte aus erstaunt, daß Sie in Ihrem Zustande den Mann erkannt haben, der Ihr Lebensretter im vollsten Sinne des Wortes geworden ist. Der junge Graf ist im Hause und will nicht eher Weggehen, bis sich Ihr Zustand befriedigend gestaltet hat." Das waren feurige Kohlen

diesen Punkt nun kein Wort mehr zu verlieren. Er ging den Korridor hinab und rief dort einen Wärter zu sich. „Sagen Sie dem Herrn Nikolaus v. Potoky, daß für den Kranken keine Gefahr mehr bestände. Er wird alsdann daraufhin die Anstalt verlassen wollen, in der er mein verehrter Gast gewesen." Der Mann fühlte sofort heraus, daß ein anderer Wind wehte und suchte Nikolaus in der Klause auf, die man in der Nacht ihm angewiesen und die er seitdem nicht verlassen. Nikolaus stand am Fenster des kleinen

, halbdunklen Gemaches und starrte nach dem Wasser der Spree hinunter. Seit heute Nacht hatte sich nichts in seiner Lage geändert, im Gegeniyeü, ettie tiefe Verbitterung gegen Welt und Menschen war noch hinzugekommen. Sein Anzug war noch gerade so zerrissen und seine Tasche ebenso leer. „Der Herr Professor lassen dem Herrn Grafen sagen," berichtete der Mann, „daß für den Kranken keine Gefahr mehr besteht und —" „Und ich nun freigegeben bin," versetzte Nikolaus voll herber Ironie, „sagen sie nun ihrem Herrn

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Page 10 of 16
Date: 01.02.1903
Physical description: 16
Und einmal auf diesen Standpunkt gerathen, fand er die Mittel, milder über die Potoka und deren Sohn Nikolaus zu urteilen. Herr v. Glombecki verließ eben falls seinen Platz und trat zu dem Hausherrn, der garnichts zu erwidern wußte, ans Fenster. " Er blickte diesem ernst ins Gesicht und wollte ihn fragen, ob er seine guten Absichten noch immer nicht begreife, ob ihm das Glück seines Kindes nichts werth sei — Dieser schlug den Blick zu Boden, er hatte den Greis verstanden. Aber sein Stolz

, mein theurer Freund. Man muß nicht alle Fragen auf einmal erledigen." „Je ruhiger und vorsichtiger nur Vorgehen, um so besser. Aber ich darf auf Ihren Beistand rechnen, Herr Severin?" „Ich habe mich nie geweigert, etwas zu thun, was gut mid edel ist." Beide Männer reichten sich die Hände. Lebhafter denn je dachte Herr Severin an das Fest auf Potoky zurück. Er sah wieder seine Sophia in den Armen des Nikolaus im rhythmischen Takt der Mazurka durch den Saal schweben. Sie glühte vor Jubel und Glück. Es trat

eine gewaltige Wandlung in seiner Gesinnung gegen Nikolaus ein, und daran war nur der reiche Vetter aus Rußland schuld. So ist die Welt, so sind die Menschen, und Severin v. Zaliska gehörte zu ihnen und war nicht anders wie diese. Polternd und mit vor Freude glänzendem Gesicht kam letzt Jaszek ins Gemach hereingestürmt. „Gnädiger Herr," stieß er triumphirend hervor, „Potoky ist polnisch geblieben, der Fiskus hat das Nachsehen —" „Es ist gut," versetzte dieser, unzugänglich für den Enthusiasmus des Knechtes

, dem sich selbst der ernst veranlagte Nikolaus nicht entziehen kannte. Dabei machte er sich keine Skrupel, woher das Geld gekommen, die Hauptsache blieb für ihn, daß es da war. Die beiden Freunde waren in dem besten Hotel Brombergs abgestiegen, hatten dort zwei gute Zimmer be legt, und Brezza schickt? sofort den Hausknecht zur Bank, um dort eine der Tausend-Rubelnoten wechseln zu lassen. Als die Goldstücke, die der Angestellte des Hotels oon der Bank gebracht, auf dem Tisch tanzten, tanzte auch Brezza um den Tisch herum

; er dachte an seine großen Erfolge auf den Bällen der Neichshauptstadt und malte dem still dasitzeuden Nikolaus die blendendsten Bilder seiner Zukunft aus. „Ich habe also Ihr Wort, mein einziger Nikolaus," redete Brezza diesen an, als sie wieder allein im Zimmer sich befanden, „Sie bleiben so lange bei mir, bis mein Glück begründet ist." Er legte diesem vertraulich die Hand auf die Schulter und blickte fast mädchenhaft bittend ihm in die Augen Thatsächlich hatte sich der junge Graf das Versprechen

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Page 10 of 16
Date: 08.02.1903
Physical description: 16
und konnte ihrem Liebling nicht böse sein, „Du hast mich und Deinen Vater um zweitausend Mark gebracht mit Deinen Blei soldaten." Sie nahm den Knaben auf den Schooß, küßte ihn und ließ sich von ihm erzählen, wie der gute Onkel sich aus dem Staube gemacht. Zuletzt lachte sie selber und gestand sich, daß der schone Baron doch ein recht kluger Mann sei, nur möchte sie seine Frau nicht sein. Achtes Kapitel. Die wirkliche Zuneigung, welche Nikolaus v. Potoky mit dem lebenslustigen Brezza verband

, so unerhört, daß er dem Freunde sanfte Vorstellungen machte. Aber dem gewandten, lustigen Brezza war da gar nicht beizukommen. Er entwickelte wieder seine frohsinnige Philosophie und bewies dem Freunde zum Schlüsse, daß es eine Thorheit wäre, mit dem Gelde des Russen zu geizen, schon darum, weil sie ja alle Beide auf dem Punkte ständen, ihr Glück zu machen. „Wenn Sie in diesem Punkte unverbesserlich sind," erklärte Nikolaus, „dann werden Sie mir gestatten müssen, daß ich an dieser Verschwendung

keinen Äntheil nehme und neben Ihnen dahinlebe, wie meine kleinen Mittel es mir erlauben." Die zweite Kleinigkeit, die dem Nikolaus nicht behagen wollte, war die Thatsache, daß Brezza den ganzen Tag und auch weit in die Nacht hinein in Vromberg herum- slanirte, so daß er ihn sehr wenig zu Gesicht bekam und er sich fragen mußte, ob es unter diesen Umständen nicht gerathen sei, ohne Abschied nach Paris znrückzngehen. Dieser Entschluß stand seiner Ausführung näher als Brezza sich träumen ließ. Dazu kam

noch, daß gestern, als sich Nikolaus für kurze Zeit im Gastzimmer aufhielt, Salm Korstel eintrat und sich bei dem Oberkellner nach Alexander v. Brezza erkundigte. Der Anblick dieses Mannes versetzte den jungen yeimathlosen Mann in die größte Erregung, denn das ganze unsagbare Elend vergangener Tage, die wohl nie aus seinem Gedächtniß schwinden werden, tauchte in ihm auf und ward wieder lebendig. Salm that, als sehe oder erkenne er den jungen Herrn nicht, und verschwand ebenso rasch wie er gekommen

. Aber in der nächsten Minute sah Nikolaus den Ge- schäftsmann mit dem eleganten Brezza in lebhafter Unter haltung begriffen am Gasthof vorüber in der Richtung nach dem Markte zu gehen. Ein gewaltiges Mißtrauen bäumte sich in ihm aus. Der Gedanke, der ja so nahe lag, daß Salm Korstel den leichtsinnigen Brezza in die trostlose Vergangenheit seiner verstorbenen Mutter einweihen könnte und somit an die große Glocke gehängt würde, was er der ganzen Welt, besonders aber einem Brezza verheimlichen wollte, erfüllte

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Page 11 of 16
Date: 08.03.1903
Physical description: 16
Delikatessen waren noch unberührt. Warum, das wußte offenbar keiner von den Beiden; die Stimmung, in der sie sich nun einmal befanden, war daran schuld. „Meine Zeit ist um/ sagte jetzt Nikolaus entschlossen und erhob sich, „ich darf den Zug nicht versäumen. Hätte gerne die Tante Ihrer Braut, mein theurer Brezza, nochmals begrüßt, aber das ist mir nun unmöglich geworden. Haben Sie die Güte, der liebenswürdigen Dame zu sagen, daß ich ihr ein freundliches Andenken bewahren werde." Brezza wagte

in seinem Schuldbewußtsein den Blick nicht zu Nikolaus zu erheben, raffte sich aber auf, gewann einen Anflug von Humor und ergriff die Champagnerflasche und füllte zwei Gläser mit dem schäumenden Naß. „Es ist mir peinlich," antwortete er, „daß Sie genöthigt sind, ohne Abschied zu gehen, aber muß denn geschieden sein, dann lassen Sie uns wenigstens ein Glas Wein zusammen trinken." Gerne willfahrte Nikolaus diesem Wunsch, nahm das Glas und stieß mit Brezza an. Der Champagner war gut, die sprühenden Teufel des Frohsinns

und des Leichtsinns, jene Elemente, bei denen sich Brezza allein nur wohl fühlte, steckten in ihm und kamen dem verzagten Glücklichmacher Brezza zu Hilfe. Nachdem jo das Eis gebrochen, erquickte sich Nikolaus an den De likatessen und dazu leerte man die Flasche. Graf Potoky zögerte noch mit dem Aufbruch, weil er hoffte, daß die Dame des Hauses noch im letzten Augen blicke erscheinen würde, und diese Gelegenheit benützte der Freund, die zweite Reserveflasche anzugreifen. Und dieser begann nun zu erzählen

, zu schwärmen von Glück und Reichthum, und Nikolaus hörte ihm lächelnd zu und dachte an Sophia. „Wir haben gar kein Recht," donnerte Brezza auf einmal los, „allen Freuden und allem Glück in diesem lieben zu entsagen, wir versündigen uns gegen den Himniel, wenn wir nicht keck zugreifen und es da nehmen, wo es sich uns bietet. Man ist jung, und, wenn Sie wollen, mein einziger Freund Nikolaus, man ist auch schön, und da hat man die Aufgabe, nicht nur selber glücklich zu sein, sondern auch Andere glücklich

, „mein Freund kommt nicht über Sophia v. Zaliska hinaus. Hätte ich doch die Kraft, die zwecklose Erinnerung an sie in Ihnen auszutilgen, dann wäre uns Beiden geholfen!" Unruhig richtete sich Nikolaus auf, und das alte Mißtrauen regte sich wieder in ihm, forschend ruhte sein Auge aus Brezza und schien ihm von der Stirne lesen zu wollen, daß er die peinlichen Geheimnisse seiner Mutter kennt. „Sie scheinen nicht zu wissen, Herr Alexander v. Brezza, wie weh Sie mir thun, wenn Sie auch nur den Namen

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Page 10 of 16
Date: 11.01.1903
Physical description: 16
, trug eine Blouse mit einem gelben, ledernen Gürtel und achtete scharf auf den alten Reiter, dem er folgte. Nikolaus öffnete jetzt das Fenster und blickte hinunter in den Hof, denn dieser alte Mann da interessirte ihn. Gewiß ist das ein Edelherr aus der Nachbarschaft, der sich verspätet zur Versteigerung einfindet. Der Notar mit seinem Gefolge wollte das Herrenhaus verlassen, nachdem er seines Amtes gewaltet, bemerkte den alten Mann auf dem unruhigen Pferde und blieb stehen. „Habe schon gehört

aus dem Sattel gesprungen und hob den alten Mann wie eine Puppe vom Pferd herunter. Ohne sich weiter um die beiden Pferde zu bekümmern, die sofort über den Hof liefen, trug er seinen Herrn — denn Nikolaus errieth, daß es sein Herr sein müsse — ins Herrenhaus hinein. Nikolaus v. Potoky zog sich wieder vom Fenster zurück. Das Interesse für den uralten Mann war in dem Augenblicke für ihn abgestumpft, als er ihn sprechen hörte. „Wie die Raben streiten sie sich um den Besitz meines Vaterhauses," flüsterte

vertheidigen. Es ist ein ganz anderer Kampfplatz wie vor Jahrhunderten, auf dem man für seinen Besitz kämpft, ihn gewinnt oder verliert. Nikolaus v. Potoky betrat nun den Ballsaal. Hier jah es aus, als ob Vandalen darin gehaust hätten. Die drei mächtigen Kronleuchter waren von der Decke verschwunden, verschwunden war die Spiegelwand, die kunstvollen Draperien, die wie eine Allegorie das Wappen der Potokys schmückte. Auf dem Boden, über den er Arm in Arm mit Sophia dahingeglitten, lag Staub und Mörtel

von ihm und seiner Mutter denken könnte. Nikolaus fand sich versucht, ins Herrenhaus der Grafen Zaliska zu eilen, um, ehe er für immer aus dem schönen Polen scheide, ihnen aufzuklären, was sein Brief unklar gelassen hatte. Dann wollte er gehen, der letzte der Potokys, und verschollen sein für alle Welt in Polen. „Servus," rief ihm auf einmal eine hellklingende Mannesstimme entgegen, und aufblickend entdeckte Nikolaus einen jungen Herrn, mit schäbiger Eleganz gekleidet, unter dem Haupteingang des Ballsaales stehen

. Nikolaus hatte zu lange in Paris gelebt, als daß ihm die liebe Nachbarschaft nicht hätte fremd werden müssen; er erkannte auch diesen Herrn nicht. Dieser wirbelte sich vergnügt den blonden Schnurrbart auf und schien sich köstlich über das Erstaunen des jungen Grafen zu amüsiren. Nun trat er mit ausgestreckter Hand, den Offizier in seiner Haltung markirend, auf Nikolaus zu. „Der gute Stephan v. Glombecki hat es mir verathen, mein theurer Graf, daß ich Sie hier finde. Hatte mein Reitpferd nicht zur Hand

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Page 11 of 16
Date: 15.03.1903
Physical description: 16
dann weiter. Er hat ja keine Heimath mehr, was geht ihn Polen an? Jenseits der Linden, auf dem Wege zum Bahnhof Friedrichstraße er/Mit ein Menschenanslauf. Hunderte umringen ein weltstädtisches Cafä. Schutzleute suchen die Ordnung aufrechtzuerhalten. Nikolaus will das Trottoir verlassen, um aus der andern Leite der Straße seinen Weg sortzuietzen. Da fällt sein Blick auf einen großen, gewaltigen Pelz, den man mitten unter dem Menschenhausen mit hochgehobenen Händen weiter tragen will. Betroffen bleibt Nikolaus stehen. Diesen Pelz

und Frauen stöhnen, von irgend einer Riesengewalt erschüttert, nach vornen gedrängt. Nikolaus verliert den Boden unter den Füßen, ein Fluchen und Schreien entsteht und jetzt zerbricht die Menschenmauer, lost sich dicht vor dem Eingang des Cast-s aus und nun fluthet es in wirrem Knäuel über das Stück Trottoir, die Schutz leute mit sich fortreißend. Der Graf fühlt sich in den Eingang des Cafos binein- geschleudert und sieht jetzt, wie sich drohend eine Pickelhaube vor ihm erhebt, wie die Kellner, wild

geworden durch die ausregende Situation, die Fäuste gegen ihn und den Menschen knäuel, der ihn vorwärteschiebt, ansstrecken. Die Masse ist zum brausenden Element geworden, dem der Einzelne, der doch ein Glied dieses Elementes bildet, verfallen ist. Dieser furchtbare Wirbel geht vorüber, die Menschen- ftNly wird vom Eingang znrückgedrängt und jetzt gewinnt auch Nikolaus wieder Boden und will sich ins Cafe hinein retten. Aber das ist unmöglich, denn vor ihm aus der Erde liegt still und schweigsam

ein großer, starker Mann, der den Händen der Kellner, die den Unglücklichen aus dem Lokal hinaustragen wollten, entsunken war. -Nikolaus v. Powky zuckt zusammen, als es ihm möglich geworden, dem Manne ins Gesicht zu sehen. Der gewaltige Schnurrbart, die aufgeworfenen Lstpen, die jetzt eine graublaue Farbe tragen, diese buschigen Angenbrauen, bei Gott im Himmel, vor ihm liegt Herr Severin v. Zaliska! — Ein älterer Herr mit goldenem Kneifer und ergrautem, modern zngespitztem Vollbart beugt

sich zu dem anscheinend Leblosen nieder. Vielleicht ist es ein Arzt. Er hebt ihm die Augenlider auf und ruft daun erregt den Kellnern zu: »Bringen Sie den Mann von hier weg, tragen Sie ihn durch die Hinterthüre aus dem Lokal, man bringe einen Krankenwagen!"' „Das wäre doch die Sache der Polizei," gab man ihm zurück, „man bringe ihn auf die nächste Unfallstation." »Halt," rief jetzt Nikolaus mit anschwellender Stimme aus, als ein paar Hände den offenbar schwer erkrankten Mann vom Eingang wegzerren wollten, „ich komme

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Page 10 of 16
Date: 29.03.1903
Physical description: 16
kehrt man einfach um und sucht den Jrrthum auszugleichen. Ich reiche Ihnen die Hand auf gute Nachbarschaft, Herr Graf, falls Sie es nicht vorziehen sollten, auf Ihren russischen Gütern zu wohnen." Erst als sich Herr Severin von ihm abwandte, dem Wortlosen, um das Zimmer wieder zu verlassen, erhob sich Nikolaus aus dem Taumel, der ihn ergriffen, und vertrat diesem den Weg. „Herr Graf v. Zaliska, entschuldigen Sie mich/ brachte er mühsam hervor, „ich kann mich kaum selber finden. Jetzt, wo mir klar

er sich, nachdem er die Thüre geöffnet, nochmals nach Nikolaus um. „Ich glaube, es ist wichtig, daß Sie sich noch vor der Abreise mit dem Bankier des Verstorbenen hier in Berlin in Verbindung setzen. Wie ich von Stephan v. Glombecki erfahren, ist es Bleichröder & Co." Die Thüre klappte hinter dem Grafen ins Schloß und Nikolaus war allein. Warum man ihm die Anwesenheit Sophias und ihrer Mutter verschwiegen, lag ja sehr nahe. „Mutter, Mutter," rief Nikolaus in sich hinein, und starrte nach der Thüre

, hinter der Herr Severin verschwunden war, „warum war es Dir nicht vergönnt, diesen Tag zu erleben!" Auf dem Stuhl, auf dem Graf v. Zaliska gesessen, lag eine Banknote von fünfhundert Mark. Offenbar wollte Herr Severin dem jungen Erben mit diesem Gelde eine Gefälligkeit erweisen, wagte es aber nicht, damit herauszu rücken und ließ sie liegen. Nikolaus nahm die Note auf, errieth den Zusammenhang und schrieb mit Stift auf ein Blatt Papier: „Herr Graf v. Zaliska! Sie haben eine Banknote bei mir zurückgelassen

von dem blendend weißen Tischtuch abhoben, deutete auf eine frohe Familienfestlichkeit bin. Mit großer Lebhaftigkeit sprach Herr Severin über die Beisetzung der alten Excellenz, die einen großartigen, ja ergreifenden Verlauf genommen. „Ich begreife indessen Graf Nikolaus nicht," führte der Hausherr weiter aus, „daß er großmüthig eine so ungeheure Summe an Salm Korstelowski abgeführt. Ä-an hätte die Forderung des Bankiers schärfer kontrolliren müssen. Es ist überhaupt unverständlich, wie Nikolaus v. Potoky

jetzt ja so, daß er nie eine Kenntniß davon erhalten kann, wenn man es ihm nicht selber sagt. Aus den Papieren ist nichts zu ersehen, der General starb zu rasch." Sophia hörte, daß von ihr gesprochen wurde und eine liebliche Röthe bedeckte ihr Gesicht und sie senkte das Haupt tiefer in den Schoß. In diesem Augenblick kam Jaszek ins Gemach herein gestolpert und hielt die Mütze unterm Arm. „Der Wagen des Herrn Grafen Nikolaus v. Potoky kommt," rief er in den Salon hinein, überzeugt, daß er wohl das Wichtigste zu sagen

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Page 3 of 12
Date: 02.12.1954
Physical description: 12
Sum Uikolaustagc In einem kleinen Bergdorf ober dem Isel- tal lag um Nikolaus schon tiefer Schnee, während auf den grauen, glitschigen Tal boden noch immer Regen herniederklatschte. Die munteren Buben vom Berg hatten diese Zeit auch entsprechend ausgenützt, Lawinen gerollt, Schneemänner gebaut, Schneeball schlachten geschlagen und vom Kalvarienberg bis ins Tal herunter eine Rodelbahn angelegt, die immer stark bevölkert war. Um die Mittagsstunden des Nikolaustages zeigten sich die Buben voll

auf dem naheliegenden Hügel zum Schmelzen hätte bringen können. «Kinderl Ich verstehe euere Ausgelassen heit», begann der Pfarrer. «Heute ist Niko laus! Wohl einer der größten Freudentage für euch. Seit Jahren bringt er goldene Aep- fel, Nüsse und 9Üßes Backwerk. Er zeigt aber auch die Rute, denn kaum eine Freude ist un geteilt und kaum einer wird unter euch sein, der sie nicht auch schon öfters redlich verdient hat. Wer aber der heilige Nikolaus wirklich war, darüber werdet ihr sicher wenig oder gar- nichts wissen

. Muß es nicht ein ganz besonderer Mann gewesen sein, dessen geistige Kraft und außerordentliche Wohltat ein Jahrtausend weit überstrahlt hat und heute noch unsere Herzen so dankbar erglühen läßt, immer wie der, wenn sich sein Namenstag in der ersten Dezemberwoohe nähert? Ich sehe von eueren erhitzten Gesichtern, daß ihr nun des Spiels genug habt und wohl jeder von euch gerne etwas über das Leben des heiligen Nikolaus wissen will. So kommt mit mir ins Schulhaus, dort könnt ihr auch gleich

nur durch schnelle Stiefel hatte entziehen können. «Nun, meine lieben Buben», begann der Herr Pfarrer, «damit ihr nicht so ganz unvor bereitet in den heutigen Abend hineinschlen dert, sollt ihr etwas über das Leben und Wir ken des heiligen Nikolaus hören: In Patara, einer Stadt in Lyzlen, kam er zur Welt.» «Der wirkliche Nikolaus?» wagte Michl kleinlaut dazwischen zu fragen! «Ja, der wirkliche Nikolaus!» «Seine Eltern, denen lange Zeit kein Kind beschert war, haben ihn unter Fasten, Beten und Almosen erfleht

und er war in seinen jüngsten Tagen schon ein musterhaftes Kind. An Mittwochen und Freitagen — bekanntlich damals Fasttage — enthielt er sich schon als Kind jeefer Speise. Diese Gewohnheit behielt er dann auch bis zu seinem Tode bei. Als er zur Schule kam, floh er jede ausgelassene Ge meinschaft. Bald hatte er seine Alters- und Studiengenossen an Wissen und Gottesehr- furöht weit übertroffen. Sein Onkel, der Bi schof von Myra, nahm ihn später unter seine Geistlichkeit auf und sagte schon damals, daß mit Nikolaus ein neues

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Page 3 of 14
Date: 04.12.1969
Physical description: 14
Sankt lUkolaus imVaikslkauch Lawinenopfern seit 1900 sind besonders die drei Toten des 2. April 1917 in wehmütiger Erinnerung. Vom Spruch im Volk, daß Niklas mit seinem Buckel gegen die Lawine hebe, daß sie nicht losbricht (siehe Fink, Kirchenpatrozi nien, S. 150), weiß nur die alte Zimmer hoferin etwas. Sonst hört man von den Leuten nichts. Verschiedene Nikolaus-Bräuche Nikolaus zählte bis vor nicht langer Zeit neben Laurenzi, Michaeli, Martini und Katharina zu den sogenannten Bauernfeiertagen

(siehe Martini). Eine andere Zeit hat damit aufgeräumt. Nikolaus galt im Mittelalter als das Fest des Advents. Am Vorabend des 6. Dezember ist es Brauch geworden, daß der Bischof Nikolaus kommt und kleine Geschenke den Kindern austeilt. Man hat es das „kleine Weihnachten“ genannt als eine Vorbereitung auf die „großen Weihnachten“. Hierin lebt das mittelalterliche Bischofsspiel der lugend mit ihrem Kinderbischof fort, das seit dem 13. Jahrhundert vom Tage der Unschuldigen Kinder mehr und mehr

auf den Nikolaustag übertragen worden ist. Wegen Ausschreitungen hat man den sogenannten „Schülerbischof“ kirch- licherseits allmählich abgeschafft, wie aus den Bestimmungen der Kirchenpro vinz Salzburg von 1274 und des Brix- ner Bischofs Georg von Stubai vom 15. Jahrhundert zu entnehmen ist. Im Vinschgau ist das „Aufwecken des hl. Nikolaus“ mit Kuhglocken, Schellen und allerlei Lärminstrumenten auch heute noch im Brauch, damit der heilige Nikolaus bei seinem Rundgang wach bleibe und mit seinen Geschenken

bei den Kindern einkehre. So ziehen am Vorabend von „Santa Klaus“ die Bu ben durch Stilfs. — ln Wirklichkeit kommt in den Lärmumzüge'n mit Kuh schellen, Trommeln und Bockshörnern, der Geisterglaube und die Geisterabwehr als wilde Gestalten der ältesten Zeit zum Nikolaus-Reime Heiliger Nikolaus, Bring mir Sachen in das Haus, Leg mir etwas Schönes ein, Will recht fromm und fleißig sein. Jetzt kommt der heilige Nikolaus Und fragt die kleinen Kinder aus. Ob sie glauben an einen Gott Und ob sie halten die Gebot

, in den drei letzten Donnerstagnächten von Weihnachten, wie sie z. B. im Sarntal noch Brauch sind, bedeuten den Kampf gegen den Winter, der in seiner Vermummung von den Burschen umdrängt wird, die mit Bockhörnern und anderen Lärminstru menten auf den Feldern umspringen und die Fruchtbarkeit wecken. In Colle S. Lucia heißt man diese Gestalt, die eine Art Nikolaus ist, „Donnaza“, und die Kinder schreien „Pan e vin“; sie springen im Schnee auf den Feldern herum, daß der Herbstweizen gut ge deihe. Die heutige

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 3 of 10
Date: 01.12.1949
Physical description: 10
ST. NIKOLAUS Von Hofrat Dr. Karl Böhm St. Nikolaus, der große Nothelfer und Wunder täter, ist ein allgemein beliebter Volksheiliger. Er war Bischof in Myra in Kleinasien und zeich nete sich durch besonderes Wohltun aus. Allen Armen war er Vater, allen Bedrängten Tröster. Die Gestalt des Heiligen wird in der griechischen Überlieferung im 6. Jahrhundert sichtbar. Da mals ließ Kaiser Justinian dem Heiligen in Byzanz eine prächtige Kirche erbauen. Für die Verbrei tung des Nikolauskultus

in Deutschland, Italien und Burgund war die Heirat Kaiser Ottos II. mit der Griechin Theophano von großem Einfluß. Durch die Übertragung der Gebeine des Heiligen im Jahre 1087 durch Kaufleute von Myra nach der Benediktinerabtei in Bari nahm die Nikolaus verehrung in immer steigendem Maße auch im Abendlande zu. Die überaus reiche und allen Be dürfnissen der Menschen entsprechende Legende des Heiligen ist wohl der Hauptgrund des raschen Aufblühens seiner Verehrung und Ver breitung seines Kultus, der nie

erloschen ist. Die große Verehrung, die sich der Heilige auch in Tirol erfreut, beweisen die zahlreichen Kirchen und Kapellen, die ihm in unserem Lande ge weiht sind. Sehr häufig wurden die Wunder des hl. Nikolaus dargestellt in Glasgemälden, Tafel bildern und Wandfresken. Eines der ältesten Freskogemälde dieser Art in Tirol weist die Nikolauskirche zu Klerant bei Brixen auf. Nach der Broschüre des Prof. Semper „Wandgemälde und Maler des Brixner Kreuzganges“ zeigen die Gemälde am Gewölbe

und an den Wänden des Chores unter anderem den hl. Nikolaus als Kin derpatron, Arme-Leutpatron, Patron der Schiffer und Seefahrer, der Kaufleute, der Pilger und Hospize, der Reisenden, der Fuhrleute, der Ver folgten, Bedrückten, unschuldig Gefangenen, so wie als Patron gegen Wasser- und Lawinen gefahr. Von den vielen Legenden ist wohl die bekann teste jene, nach welcher der hl. Nikolaus den drei Töchtern eines verarmten Edelmannes in drei nacheinanderfolgenden Nächten Gold in die Kammer geworfen

hat, zur ersehnten Ausstat tung. In der volkstümlich gehaltenen deutschen Kunst wird der Heilige meist dargestellt als Bischof mit drei Kugeln oder Äpfeln auf einem Buche, als Zeichen des dreimal gespendeten Almosens. Am gefeiertsten ist St. Nikolaus als Kinder freund, der am Vorabend seines Festes, am 6. Dezember, Einzug bei Kindern hält und die selben beschenkt. Es ist dies neben den seit Jahrhunderten in einigen Gemeinden Tirols üblichen Nikolausspielen gleichfalls altes Brauch tum, worüber verschiedene

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 02.12.1934
Physical description: 16
Seit« 4. St. 48. Zum Fest -es hl. Nikolaus St. Nikolaus beschäftigt schon seit Tagen die frohe Kinderschar. Seine baldige Ankunft bildet ihren Ge sprächsstoff daheim und auf der Gasse. „Heiliger Nikolaus, komm in mein Haus!" so beten die Kleinen, die im altehrwürdigen Manne mit weißem Bart und weißem Haar, angetan mit bischöflichem Ornat, noch den von Gott gesandten Heiligen erblicken, der Jahr für Jahr vom Himmel niedersteigt, um die braven Kinder zu beglücken. Wenn dann die hehre Gestalt

. Mahnt sodann St. Nikolaus, kein Trotzköpflein zu sein, den Eltern zu gehorchen, nicht Naschkätzchen zu machen u. dgl. mehr, beschleicht die Kindlein Staunen, daß St. Ni kolaus all ihre Schwächen weiß. Und wenn sie beten sollen, wie andächtig falten da die Kleinen die Hände, den Blick unverwandt auf die himmlische Gestalt ge richtet. Mag auch das „Vaterunser" noch so holprig kommen, es spricht daraus doch jene Innigkeit« die dem reinen Kinderherzen eigen ist. Und nun kommt die Freudenszene

. St. Nikolaus teilt von seinen Gaben aus. Mögen diese noch so bescheiden sein, sie werden hoch gewertet, weil sie vom Himmel kommen. Hat der Gabenspender die Kinderstube verlassen, dann bricht erst der Jubel aus und es beginnt ein Fragen und Erzählen, bis die Aeuglein der Kinderchen zufallen. Und noch im Schlafe setzen sich Staunen und Freude fort. Und die Eltern nehmen regen Anteil an der Glückseligkeit ihrer Kin der. lesen von ihren strahlenden Augen die Wonne ab, von der sie durchdrungen

sind, und werden so selbst zum Kinde. Das alles wird und kann aber nur dann der Fall fein, wenn das Erscheinen des Nikolaus sich würde voll, frei von jeder Taktlosigkeit gestaltet. Bisweilen kommt der Nikolaus mit einem Begleiter, dem Knecht Ruprecht, der seinem Herrn die Gaben trägt und schlimmen Kindern auch mit der 9lute droht. Erscheint er als freundlicher, nicht Furcht erregender Mann, wird er des Nikolaus Ehrwürdigkeit nicht beeinträchtigen. Daß ein Himmelssürst sich einen Diener hält, leuchtet auch Kindern ein. Stellt

sich der Begleiter des heiligen Nikolaus jedoch ein als Schreckgespenst. Krampus, Klaubauf. Wauwau mit rasselnden Ketten, mit einem Korb am Rücken, um darin Kinder zu vertragen, so müssen vernünf tige Eltern ihm Die Türe schließen. Ein schlechtes Zeugnis eigener Erziehungskunst würden sich Eltern ausstellen, die einen Besserungserfolg ihrer Kinder von solchen Schreckgestalten erwarten wollten! Wer weiß nicht die schlimmen Folgen, die der Schrecken vor einem solchen Unhold bei Kinderchen verursachen kann? Wie oft

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 11 of 16
Date: 08.02.1903
Physical description: 16
auf der Stelle zu rächen. Das heiße Polenblut stieg ihm zu Kopfe, und drohender wurde auch seine Haltung. " „Herr Graf Nikolaus v. Potoky," begann der Alte und jedes Haar in seinem gewaltigen Schnurrbart zuckte, „ich kam als Vater meines einzigen Kindes, und habe eine Gewissensfrage an Sie zu richten." Nikolaus starrte den Sprecher an und vergaß die Antwort. Warum ist der Mann erschüttert bis in die Grundfesten seines Wesens, hinein, was hat sich ereignet, daß sich ein solcher Aufruhr

in ihm entzünden konnte? „Herr Graf," fuhr Severin mühsam fort, und keuchte, „Sie sind ein Potoky, und folglich ein Ehrenmann." „Was wollen Sie mit der Versicherung sagen. ent gegnete Nikolaus stolz, „ich bin noch keinem Manne begegnet, der das Gegentheil zu behaupten wagte, geschieht dies aber zu einer Stunde, dann werde ich mich wie ein Potoky zu benehmen wissen." In den Augen des Angeredeten flackerte es wirr auf, er trat einen Schritt zurück und stand da wie eine Bildsäule, die kein Sturm erschüttern

kann. „Ich erwartete diese stolze Antwort von Ihnen, und sie könnte mich beruhigen," — er schwieg hier einen Moment, wie wenn er nach dem sicher treffenden Wort suche, und fuhr dann fort: „Meine Tochter Sophia ist plötzlich ver schwunden — Herr Graf, stehen Sie mit dem Verschwinden meines Kindes in Beziehungen?" Nikolaus fuhr auf, eine gewaltige Unruhe stürmte auf ihn ein. Sein Herz zitterte für Sophia nicht minder, wie das des Herrn Severin, ja, das Weh und die Angst, die dieses Herz ergriffen, war vielleicht

noch tiefer wie die des verzweifelnden Vaters. „Und Sie können glauben," ermannte sich Nikolaus, zu sagen, „daß ich der Mann bin, hinter Ihrem Rücken Ihre Tochter zu bethören? Ich bin ein Potoky, mein Herr, und zu stolz, um Strohhalme zusammenzusuchen, mit denen ich vielleicht die tolle Absicht verbinden könnte, den sozialen Abgrund zu überbrücken, der uns trennt. Ich erinnere Sie an meinen Brief, den ich aus Paris an Sie geschrieben!" „Sie sind meiner Tochter nicht begegnet?" „Gottlob, diese harte Stunde

des Landgerichtsraths v. Zachow zu übergeben. — Ich bin überzeugt," fügte er mit einem lauernden Augenaufschlag hinzu, „daß es nnr ein Spiel des Zufalls ist, daß auch Sie sich hier befinden?" „Ich sehe keine Gründe," antwortete Nikolaus, „warum Sie mich für diesen Zufall verantwortlich machen möchten." „Sie werden mich begreifen, Herr Nikolaus v. Potoky, wenn ich Ihnen sage, daß meine Tochter seit heute nacht spurlos aus dem Hause des Landgerichtsraths verschwunden ist. Sie hat ihre Eltern verlassen, denen

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Volksbote
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Page 7 of 16
Date: 07.12.1983
Physical description: 16
Sankt Nikolaus in Pfitsch Kirchweihe vor 150 Jahren / Jubiläum / „Kirchenkrieg“ von Kematen Am frühen Morgen des 1. September 1833 begab sich der Brixner Fürstbischof Bernhard Galura avf eine Reise durch das südliche Wipptal, um drei vomAvßerpfit- scher Kuraten Jakob Isidor Prantl erbaute Kirchen und Prantls eigene Kuratiekirche zu weihen. Am 1. September weihte er, die Martinskirche in Mittewald, am 2. September die Oswaldkirche in Mauls, am 4. September die Nikolauskirche in Außerpfitsch

und am 5. September die St.-Jakobs-Kirche in Innerpfitsch. Alle diese Kirchen konnten demnach heuer das Fest der 150. Wiederkehr ihres Weihetages begehen, ln Außerpfitsch wird dieses Jubiläum zusammen mit dem Fest des Kirchen patrons, des heiligen Nikolaus, am 4. Dezember gefeiert. Das Hochaltarbild von Anton Siess in der Pfarrkirche von Außerpfitsch zeigt den hl. Nikolaus als Fürbitter in der Himmelsglorie. Reproduktion: „D“ Es ist überliefert, daß die Außerpfit- scher, die am 4. September 1833 überaus zahlreich

in Kematen zur Kirchweihe zusammengeströmt waren, von dem großen Ereignis und von der Predigt des Fürstbischofs zutiefst beeindruckt und zu Tränen gerührt gewesen sind. Wäh-. rend der Zeit des Kirchenbaus in Außer pfitsch hatten sie sich allerdings von einer ganz anderen Seite gezeigt. ln Außerpfitsch stand sicher schon 1345 eine kleine Kirche zu Ehren des heiligen Nikolaus. 1468 erbaute man ei ne neue gotische Nikolauskirche mit ei nem mächtigen Turm. Obwohl diese Kirche später wenigstens einmal erwei

zu nehmen, beschloß man, die alte Kir che mit vereinten Kräften zu restaurie ren. Alle halfen eifrig mit, stellten Ge rüstholz und steuerten Geld bei. Die alte Kirche wurde im Jahre 1800 restauriert und neu dekoriert. An die Decke der Kirche ließ man den Maler Johann Schmaiter das Fresko malen, auf dem Pfitscher und Pfitscherinnen in der Tracht der damaligen Zeit dargestellt sind, wie sie zum heiligen Nikolaus um die Erhaltung ihrer Kirche beten. Bei der Verwirklichung des Kirchen neubaus ließ

restauriert. Die Nikolauskirche in Außerpfitsch ist ein ehrwürdiges und freundliches und zur Andacht stimmendes Dorfgot teshaus. Den aufmerksamen Betrachter führt die Kirche mit ihren Bildern in das von zahlreichen Legenden umrankte Le ben des heiligen Nikolaus ein. Das Hochaltarbild zeigt den heiligen Nikolaus in der Glorie des Himmels. Den Hirtenstab hat er aus der Hand ge legt, um sich ganz der Erhörung des Rufes „Bitte für uns, heiliger Nikolaus“, der in der Kartusche über dem Hochal tarbild

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Tiroler Wastl
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Page 13 of 16
Date: 14.12.1927
Physical description: 16
Nr. 1082 „Tiroler Wastl" Seite 18 vergoldeten Heugabeln in den Händen Platz zu machen. Sie stellten sich rechts und links von der Tür auf und sangen ein Chorlie^ worin sie den hohen Besuch des heiligen Nikolaus anmeldeten. Dann trat der riesenhafte Heilige mit ellen langem, schlohweißem Barte, der Bischofsmütze und dem Hirtenstabe feierlich herein hinter ihm der höllische Kram pus genau so aussehend, wie ihn die Kinder durch die Nische vor kurzem erblickt hatten. Der Zottelhaarige schloß

die Tür und blieb bei ihr stehen, während sich der heilige Nikolaus den Kindern näherte, die sich vor dem Klavier in der Ecke zusammengedrängt hatten und ängstlich der Dinge harrten, die nun kommen sollten. Nur. Boby empfand keine Spur von Furcht und verwand keinen Blick von dem bösen Teufelsmann, der seine rote Zunge herausreckte und mit den Ketten rasselte. ^>t. "Nikolaus sprach jedes Kind an und erkundigte sich eingehend bei seinen Eltern nach seiner Aufführung. Die meisten bekamen eine gute

Sitteirnote, nur zwei Knaben mußten sich zur Seite stellen. Jetzt trat der Heilige vor Baby, der «ihm kerzengerade in die Augen blickte. „Nun. Knabe." fragte der Bischof, „Hand aufs Herz, bist du brav und fleißig gewesen?" „Pes, Sir Nicholas, i think so . . ., doch am Ende' verstehst du gar nicht Engljish?"' „Oh, ein kleiner Engländer oder Amerikaner," lächelte St. Nikolaus. „Ja weißt du. ich verstehe von jeder Sprache etwas, ich bin viel herumgekommen. Aber da du auch Deutsch kannst, so sprich

in dieser Sprache mit mir." „Gewiß, spreche ich es, meine Mutter hat es mir gelehrt." „Ist gewiß eine gute, brave Frau und du hast sie recht lieb?" „Furchtbar lieb Hab ich sie. Aber, lieber Sir Nicho las, ich möchte dir gerne etwas Dringendes unter vier Augen sagen. Kannst du das nicht machen?" Der Heilige lachte kräftig. „Warum denn nicht hier, ist denn das Geheimnis gar zu groß?" „Sicher, ich kanns nur dir allein sagen." St. Nikolaus sah auf Herrn Sorwinner, der lächelnd Gewährung nickte, dann schritt

, ich wollte Mama nicht ängsti gen und habe ihr nichts gesagt. Aber eS darf ihr nichts geschehen und nichts genommen werden und dein böser Krampus muß ordentlich gestraft werden." St. Nikolaus streichelte die Lockenmähne des weinen den Jungen. „Du hast dich mir anvertraut und ich will dir gerne helfen. Wem. das, was du sagst, richtig ist, so be kommt der Krampus seine Strafe und du eine Extrabeloh- nung. Sage vorderhand niemandem etwas von der Sache, es ist unnötig, die armen Leute zu ängstigen." Glückstrahlend

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Dolomiten
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Page 4 of 20
Date: 05.12.1969
Physical description: 20
Nikolaus von Myra in Siidtiro! Siebzehn Pfarrkirchen in Südtirol sind dem volkstümlichen Heiligen geweiht Wir haben St. Martin als einen äußerst volkstümlichen Heiligen kennen gelernt. An Volkstümlichkeit wird er aber von St. Nikolaus weit über troffen. Sein Fest, 5. Dezember, fällt in den Advent. St. Nikolaus ist weitaus der volkstümlichste aller Heiligen des Advents. Auf unzähligen Altären steht sein Bild, 17 Pfarrkirchen sind ihm in Südtirol geweiht, dazu wenigstens sieben Kuratialkirchen

oder Exposituren. Weit über fünfzig Nikolauskirchen zählen wir im Lande, wovon manche schon der Geschichte angehören. Nicht verschwiegen sollen die Nikolausspiele werden, die da und dort wieder auf leben. Kurz, St. Nikolaus ist der große Volkspatron. Das Nikoiauspatrozinium, die Maricn- patronatc ausgenommen, ist das häufigste von allen Patrozinien Südtirols. Der Umstand, daß die Zahl der Filialkirchen im Vergleich zu den Pfarrkirchen über wiegt, laßt darauf schließen, daß das Ni kolauspatrozinium

nicht zu der ältesten Schicht gehört. Marien- und Apostel- patrozinien sowie solche mancher römi scher Märtyrer sind älter. Nikolaus war Bischof von Myra in Klcinasicn, wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Die Figur des Heiligen ist ganz von Legenden um woben. Seine Verehrung breitete sich seit dem 6. Jahrhundert über die griechi sche, später russische Kirche und nach der Übertragung der Gebeine von Myra nach Bari (Unteritalien) im Jahre 1087 über das ganze Abendland aus. Die Hochblüte erreichte

die Nikolausvcrch- rung im Spütmittelalter. Unzählige Kir chen erwählten ihn zu ihrem Patron, ebenso Städte und Länder (z. B. Ruß land) , ferner die Schiffer und Seefahrer, Gefangene und Verunglückte. Beson ders bekannt ist er als'Schutzpatron ge gen Wasser- und Lawinengefahren, wie aus der Lage bestimmter Nikolauskir- eben ersichtlich ist, z. B. die Nikolaus kathedrale von Freiburg/Schweiz liegt unten am Ufer der Saane. Wer kennt den heiligen Nikolaus nicht als Kinder beglücker? Kurz, er wird Volksheiligcr

im weitesten Sinn. In allen möglichen Anliegen wird er angerufen. Die große Zahl der Nikolauskirchen im Lande im Gebirge ist zum Großteil in der Ver ehrung des Heiligen als Volkspatron zu suchen. Vor allem gilt dies von Kirchen armer, einfacher Bergdörfer. Im folgenden seien einige Sondcr- patronatc des heiligen Nikolaus genannt. Es kann sich dabei nur um knappe An gaben handeln, da der Platz nicht reicht. St. Nikolaus als Wasserpatron Meran und Umgebung Meran. Stndtpfurrkirchc zum bl. Niko laus. Ehern

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Volksbote
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Page 4 of 12
Date: 06.12.1962
Physical description: 12
vom nachbarlichen Zillertale — findet sich das Spiel um den heiligen Nikolaus schon früh. Es rankte sich da um die Gestalt des Heiligen, der von Haus zu Haus zog, eine Schar von Begleitern: ein Herold, der Klaubauf, der wilde Jager und andere mehr. Der Dichter versetzt uns in diesem Spiel in eine Tiroler Bauernstube, um deren Tisch sich die ungeduldig harrenden und wartenden Kin der versammelt haben. Die neugierige Moidl lauscht an der Ttire, ob sie nicht schon des Heiligen Schritte vernähme. Der wilde Jager

und der Herold vermelden die Ankunft des Heiligen. Und dann tritt er selbst durch die Tür: „Ich bin der Heilige Nikolaus, Ich komm herab vom Himmelshaus. Der Weg ist weit, der Wind ist kalt und ein Jahrtausend bin ich alt. Im Himmel hab ich Reich und Thron, ein Zepter und eine goldne Krön. Doch jedes Jahr um diese Zeit vor Weihnachten, wenns stürmt und schneit, da mach ich durch die Welt die Rund und tu mich braven Kindern kund. Gott grüße euch und seid nit bang, leicht ist die Prüfung und nit lang

Nikolaus: Vermag doch seine Höllennacht nichts gegen meine Himmelsmacht. Der Wilde Jager: Ich danke sehr fürs Kompliment. Wir könnens einmal ausprobiem, wenn ringsherum der Klaubauf brennt, kannst du die Kinder, heilsam fühm. Auch schadets nicht, wenn man sie fragt, was sie gelernt in Schul und Haus, wenn einer ist, der an sie klagt, sonst wird kein rechtes Urteil draus, (Stößt ins Horn) Herein, du schwarze Majestät! Schlag auf dein Buch, darinnen steht mit roter Tinte Zeil auf Zell, was diesen Bengeln

wird zuteil, denn jeder hat sein Kerbholz voll. Drum jeder auch bestraft sein soll. Der Herold: Herr Bischof, schaut, tut euch nit leid der Kinder Furcht und Bangigkeit? Der Wilde Jager: Dein Jammerheulen hilft dir nicht, mein Herr erscheint zu dem Gericht Der heilige Nikolaus: Ja, zum Gericht soll er herein! Du, Nachgesell, lach nit zu früh! Ich will ein strenger Richter sein dem Herrn und seinem Knecht wie nie. Du, Herold, laß die Türe frei! Der Klaubauf traut sich nit vorbei Der Klauauf (kommt

Das wird eine reiche Ernte heut Der heilige Nikolaus: Wenn auf die Fragen, die ich stell, die Kinder mir nichts sagen können, hast du gewonnen. Auf der Stell kannst du sie dann dein eigen nennen. Doch wissen sie, was ich sie frag, bist du verspielt. Zum Glockenschlag mußt du sofort die Stube räumen • und keinen Atemzug versäumen. Der klaubauf: Die Sache gilt. Doch Euer Gnaden, möcht ich zu schweren Fragen laden. Der Wilde Jager: Mein Herr, fall nit wie i herein! Darf auch der Klaubauf Prüfer sein? Der heilige

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 15.02.1903
Physical description: 16
vor Stolz und Unternehmungslust, sein Gesicht glänzte. Er feierte in diesem Augenblick einen Triumph, und wahrlich, Salm wird mit ihm zufrieden fein Als er sah, daß ihm Niko laus wirklich nachkam, sprang er mit feiner Reisetasche und seinem Plaid auf den Perron hinaus. Nikolaus folgte ihm, und wahrlich, es war hohe Zeit, Venn der Zug setzte sich bereits wieder in Bewegung. Hätte er rückwärts geblickt, dann würde er einen Herrn, der eine Art von Musterkoffer in der Hand hielt und darum

und selbst mit Brillanten behängt. Sie machte darum einen guten Ein druck auf den jungen Grafen, weil sie offenbar bestrebt war, sich dem Brezza gegenüber nicht für jugendlicher auszugeben, als sie war, trotzdem ihr auch das nicht übel gestanden hätte. „Frau Doktor Bogartz/ stellte jetzt Brezza dem Freund die Dame vor, nahm diesen am Arm und zog ihn heran. „Graf Nikolaus v. Potoky/ Ein paar höfliche Redensarten wurden nach dieser Vorstellung ge wechselt, und dann ging man den Perron entlang, nach der Abgangs treppe

zu. Die Frau Doktor war entzückt von der Erscheinung des Grafen und bewunderte immer dessen schlanke Gestalt und dessen männlich schönes Angesicht mit den dunkeln, sprechenden Augen, die der Sophia v. Zaliska so verhängnißvoll gewor den sind. Das war dem Nikolaus zuletzt peinlich, aber er konnte nichts dagegen thun. Brezza hatte seinen Arm nicht losgelassen, drückte ihn zuweilen dank bar und warf ihm öfter einen Blick zu, mit dem er diesen fragen wollte: nun, wie gefällt Ihnen diese Tante? Sie gefiel

nur diese beiden Pferde/ fuhr sie mit einem herzlichen Lächeln zu Nikolaus gewendet fort, „man muß sich in Berlin einschränken." Da Brezza in diesem Augen blick dem bocksteif dasitzenden Kutscher seine Reisetasche und den Plaid auf den Bock warf, so war ein Moment gekommen, in welchem Nikolaus mit der Tante allein vor dem Lan dauer stand. „Herr Graf," flüsterte sie diesem vertraulich zu, „es macht mich glücklich, daß Sie mich be ehren, mich, eine schlichte, bürger liche Frau. Sie können indessen überzeugt

sein, daß ich Ihnen das Leben in Berlin so an genehm wie möglich machet, werde." Nikolaus wollte gerade er klären, daß sein Verweilen in Berlin nur auf einige Stunden, höchstens auf einen Tag be rechnet sein könne, aber da hatte Brezza schon den Wagenschlag geöffnet und rief mit seiner frohsinnigen Laune, aus der eine gewisse Ungeduld sprach, „Berlin wird Ihnen gefallen, mein theurer Nikolaus, Paris bietet kaum mehr als unsere Kaiserstadt." „Der Herr Graf werden schon finden, daß es sich in Berlin leben läßt," antwortete

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 10 of 16
Date: 04.01.1903
Physical description: 16
ist nicht der Ort, an dem eine polnische Gräfin sparen und vernünftig wirthschasten kann," unterbrach Severin v.- Zaliska den Sprecher; „wer hätte eine Ahnung gehabt, daß alles so sehr verschuldet war. Die Wucherer schleichen im Dunkeln und plaudern nicht; indessen, mein bester Herr Stephan v. Glombecki, die Potoka ist todt, und von den Todten redet man nur Gutes." Der Graf ertheilte hier dem Jaszek einen Wink, davon zufahren, und dieser hob die Peitsche. „Am schwersten trifft das ihren einzigen Sohn Nikolaus

," versetzte Stephan v. Glombecki, und berührte damit den Punkt, der ihn überhaupt veranlaßt hatte, dem Grafen hierher zu folgen, „mich tröstet es, daß Graf Nikolaus v. Potoky in guten Händen ist." Unangenehm berührt fuhr Severin v. Zaliska auf. Eine Weile heftete er den scharfen, durchdringenden Blick auf den Greis, und sagte dann mit schneidender Härte: „Ich weiß, daß man davon spricht, daß Nikolaus v. Potoky in Beziehungen zu meiner Tochter Sophia stehen soll. Glauben Sie mir, Herr Stephan v. Glombecki

, daß ich davon nichts weiß und nie etwas davon wissen werde. Wahrhaftig, welch ein Thor müßte ich sein, wollte ich mein Kind und mein Vermögen dem letzten Sprossen einer Verschwender- faniilie anvertrauen. Hat Nikolaus v. Potoky erst die nöthigen Geldmittel in der Hand, dann folgt er den Spuren seiner Mutter, dem Zuge seiner Familie, der sicher in ihm schlummert. Noch einmal gesagt, es ist mir lästig, wenn meine Tochter auch nur entfernt in Beziehungen zu dem Sohne der Potoka gebracht

wird." Wie ein beleidigter Mann hatte Severin v. Zaliska gesprochen, und wandte sich nun mit dunkelrothem Gesicht von dem alten Herrn ab. Jaszek berührte mit der Peitsche die Ohren seines Pferdes, und fort jagte die Kalesche über den vernachlässigten Hof, der nicht minder die Spuren des Verfalls trug, als alle Wirthschaftsgebäude rings umher. Lange blickte der alte Edelberr dem Wagen nach, bis dieser längst seinen Blicken entschwunden, dann silüsterte er vor sich hin: „Armer Nikolaus, wer wird nun Dein Freund

Nikolaus auf ein paar Tage auf Potoky Einkehr gehalten. Die Herren ergingen sich in Betrachtungen über den enorm hohen Betrag, den der sonst so vorsichtige Fiskus für den Herrensitz bezahlen werde. Keiner von ihnen hätte sich träumen lassen, daß eines Tages Grund und Boden in Polen so hoch im Werthe stehen könnte. Da alle diese Herren Grundbesitzer waren, so sprach ein gewisser Stolz aus innen, und die Hypotheken, die auf ihren Liegenschaften lasteten, drückten sie weniger als zuvor. Mit keinem Worte

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 11 of 16
Date: 25.01.1903
Physical description: 16
, aber was thnt mau nicht wegen dem Geschäft. Auch werde ich mich hüten, ihn in seiner Knallhütte aufzusuchen, denn dort sitzt ja Nikolaus v. Potoky. Heimlich muß ich den Baron abfassen, wenn's sein muß, im Wald." Weil nun der Gymnasiallehrer nicht wiederkam, wie sie erwartete, wurde Rosalie ärgerlich, unb das hatte nun Salm zu büßen. Plötzlich zanksüchtig gewoiden, erhob sie sich und herrschte Salm an: „Sieh lieber zu, wie Du Dein Geld endlich aus dem schäbigen Bacon herausbringst, halte ihm die Wechsel

er in einer Kutsche und fährt hinaus ins polnische Land. Fünftes Kapitel. In der bekannten Hütte des Koswig, dem nunmehrigen Herrenhaus der Brezzas, saß Nikolaus feinem neuen und wohl einzigen Freunde in der Welt gegenüber an einem kläglichen Tische und lauschte mit sichtbarem Interesse den vorgetrogenen Lehren des schäbigen Elegants. „Alle Menschen sind nichts als Schachfiguren in den Händen des Geschickes," philosophirte Brezza, „man zieht, oder man wird gezogen, wird matt gemacht, oder geht aus Ziel als Sieger

nach unferm Witten zu tanzen." Ueber dos edle Gesicht des Nikolaus huschte es wie ein humoristischer Hauch Dann schweifte sein Blick durch den Raum nach dem Feuer hinüber, das auf deru echt polnischen Herde brannte. Ueber den glimmenden Holz stücken hing ein alter russischer Kessel an einer eisernen Kette. „Das sind ganz hübsche Redensarten, mein theurer Alexander v. Brezza," enkgegnete 'Nikolaus, „aber tut wirklichen Leben läßt sich damit gar nichts anfangen. Ich sehe nichts ein, als die Thalsache

, daß wir Beide uns in einer unhaltbaren Situation befinden, aus der wir uns herausarbeiten müssen." „Aber das meinte ich ja nur," bestätigte Brezza. „Und doch finde ich," fuhr Nikolaus fort und reichte dem Brezza die Hand über den Tisch hinüber, „meine Lage lange nicht mehr so trostlos, als damals in jener unvergeß lichen Stunde, in der meine Mutter starb. Dos macht, weil ich Sie gefunden habe, und es ist mir ein Trost und gewährt mir Genuß, daß uns die gleiche soziale Lage mit einander verbindet. Ich stehe

nicht mehr so allein dem Nichts gegenüber, sondern habe einen Kameraden gesunden." „Der mit Ihnen durch Dick und Dünn geht, Graf," versetzte Brezza und gerieth in Begeisterung, „später, wenn wir im Glücke sitzen, dann werden wir so manches Mal an diese Stunde zurückdenken, und das wird uns dann ein köstlicher Genuß senk." „Im Glück," echote Nikolaus und blickte schwermüthig vor sich hin, „glauben Sie wirklich, daß es etwas dergleichen giebt? Ich will Jl neu nicht den Glauben daran nehmen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 11 of 16
Date: 11.01.1903
Physical description: 16
. Alles andere wird sich finden." Brezza nahm Nikolaus am Arme und wollte ihn durch den Ballsaal führen. „Kommen Sie mit, Graf," fuhr er fort, als Nikolaus zögerte, „Sie sind in einer Verfassung, in der ich Sie nicht allein lassen darf. Vielleicht lassen Sie sich meine Zu neigung, meine Freundschaft, meine Brüderlichkeit gefallen? — Alexander v. Brezza ist wirklich kein so übler Kerl, Sie müssen sich nur die Muhe nehmen, ihn näher kennenzu lernen. Es ist ein wahrer Jammer, daß Sie mit kaum neun Jahren nach Paris verpflanzt

wurden, wir hätten alsdann eine gemeinsam verbrachte, fröhliche polnische Jugend hinter uns, wären die innigsten Freunde geworden und könnten jetzt in öden, dürren Stunden, die nun das Leben einmal zeitigt, in Erinnerungen schwelgen. Nur in Polen giebt es eine Jugend, sonst nirgends in der Welt, darauf gebe ich Ihnen mein Wort!" Der Humor Brezzas, zu dem dessen abgetragener Rock allerdings eine ironische Illustration lieferte, begann schon wohlthuend auf Nikolaus einzuwirken. In Paris

, die Gräfin, hatte ihm bis jetzt alles sein müssen, seine Führeritt und — seine Sorge, und nun öffnete sich ihm da eine neue Welt in Gestalt eines Freundes, der da weiß, was es heißt, zu den Enterbten dieser Welt zu gehören und dabei von guter Familie zu sein. Nikolaus legte seine Scheu gegen Brezza ab und reichte ihm die Hand. „Vielleicht täuschen Sie sich in mir, mein theurer Brezza," redete er diesen an, „ich bin zwar ein Potoky von Geburt — der letzte seines Stammes, aber mir sind total die Mittel

versagt, diesen Graf Potoky der Welt gegenüber würdig zu repräsentiren." „Aber mein Theurer, das ist es ja, was mich zu Ihnen hinzieht," versetzte Brezza und schien die dargereichte Hand des Nikolaus nicht mehr loslassen zu wollen; wir begegnen uns auf einem öden Boden, auf dem kein Grün gedeihen will, folgen Sie nur mir, ich weiß schon, wo unsere Feigen und Datteln wachsen." Er zog den Grafen mit sich fort, wobei die helle Freude ihm aus den Augen lachte, weil er glaubte, sich endlich den Freund

erobert zu haben. Nikolaus folgte ihm, Hand in Hand, bis an den Haupt- eingang des Saales. „Herr v. Brezza," ,agte er. Halt machend, „Sie sagen, daß Sie sich in derselben Verfassung befinden wie ich, das ist mir indessen etwas unklar; Sie existiren doch, müssen also einen Beruf in der Heimath ergriffen haben?" „Sind das Ihre Pariser Ansichten von den Notwendig keiten des Daseins? — Werden Sie mich verstehen, Graf, wenn ich Ihnen sage, daß ich baronisire? — Schade, daß Sie nicht in Berlin gelebt

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