¬Der¬ alte Fließer Pfarrer : Blätter der Erinnerung an den heiligmäßigen Exorcisten Simon Alois Maaß, Pfarrer von Fließ in Tirol (1805 - 1846)
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Author:
Bader, Meinrad / Meinrad Bader
Place:
Innsbruck
Publisher:
Verl. der Kinderfreund-Anst.
Physical description:
308 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Subject heading:
p.Maass, Alois Simon
Location mark:
II 102.503
Intern ID:
346173
290 legenheit hatten. Es lässt sich denken, welche Erziehung unser Nikolaus Tol. von solchen Eltern genoss. — Nachdem er ein Jahr lang von seinem geistlichen Vetter, Hrn. Leopold Winkler, zu jener Zeit Cooperator in Landeck, vorunterrichtet worden war, trat er im 13. Lebensjahre in das damalige Erziehungs- institnt der Patres Jesuiten in Innsbruck, das Nikolai-Haus, ein und studierte dortselbst das Gymnasium und die Philo sophie. Er zeichnete sich vor seinen Mitschülern aus durch Fleiß
und Fortgang, noch mehr aber durch einen keuschen Wandel und eine seltene Bedach tsamkeit. — Sein älterer und einziger Bruder Leopold, der Erbe des väterlichen Anwesens, starb un erwartet und viel betrauert in der Blüte seiner Jahre. In folgedessen kam eine Deputation der angesehensten Männer von Fließ zu Nikolaus nach Innsbruck und bestürmte ihn mit Bitten, seine Studien und den Entschluss, Priester zu werden, auszugeben und den Namen seines Geschlechtes, das wie ein schützender Genius durch eine lange
Reihe von Jahren freund lich milde über dem heimatlichen Ort gewaltet, fortzupflanzen. Nikolaus jedoch blieb fest und unabänderlich und setzte seiner Weigerung scherzweise hinzu: „Wenn ich aber einmal Priester bin, dann nehmt euch inacht, dass ich nicht euer Pfarrer werde; denn sonst kehre ich euch die Kirche um." Einen schweren Kampf hatte seine kindliche Liebe gegenüber den Thränen seines gebeugten Vaters zu bestehen. Bei der Gnadenmutter in Kalten brunn erbat er sich und fand er Erleuchtung
und Entschieden heit. Seine theologischen Studien in Brixen vollendete er mit solcher Auszeichnung, dass er für das Deutsche Collegium in Rom bestimmt wurde, auf welche Ehre er aber seines Vaters wegen Verzicht leistete. Am 23. Jänner 1780 empfieng er die Priesterweihe und am 2. Februar darauf feierte er in Zams seine Primiz. Beide Eltern erlebten diesen großen Freudentag, starben aber noch im gleichen Jahre, und so wurde Nikolaus der Erbe eines sehr beträchtlichen Vermögens