Seite 34. Nr. 286. Jnnobrucker Nachrichten Samstag den 13. Dezember 1MZ. erstere litt M einem Krebsgeschwür am Halse, welches in sechs Monaten derart zugenornmen hatte, daß er beinahe erstickte. Beim Füttern sei¬ ner Pferde mit Melasse nahm er etwas von der letzteren in den Mund und verspürte einen bren¬ nenden Schmerz im Halse, welcher nach etwa zehn Minuten aushörte. Das veranlaßte ihn, mehr von der Melasse zu nehmen
hindurch still mit sich herumgetragen hatte. Manchmal packte ihn auch die Ungeduld; jetzt frug er wiederholt, ob sie keine weiteren Nachrichten von Wer¬ ner habe; zuweilen ließ er sogar Durchblicken, daß es nicht viel Überredung brauchen würde, ihn zu einer Reise nach Amerika zu bewegen, um selbst an Ort und Stelle Nachforschungen zu halten. Sie hatte Werners letzten Brief noch nicht beantwortet, da er ihr mitgeteilt hatte, daß er etwa
einen Monat abwesend sein werde. Nun kam eines Tages wieder ein Schreiben von ihm, das den Umweg über Seeberg gemacht hatte. Sie saß eben mit Walbeck beim Frühstück und öffnete hastig den Brief in der Hoffnung, daß er wieder einiges über Roderich enthielt, was den Onkel beruhigen würde. „O weh!" rief sie plötzlich. „Was ist denn? Du hast doch nicht schlimme Nachrichten?" „Nicht gerade schlimme, — aber ich werde jetzt überhaupt län¬ gere Zeit
keine Nachrichten erhalten. Werner schreibt mir nur ein paar Zeilen, um mir mitzuteilen, daß er eben auf der Abreise nach Amerika begriffen sei. Er hat in Ungarn genügende Erfah¬ rung gesammelt, um sicher zu sein, daß dort die Gründung einer Filiale ein ausgezeichnetes Unternehmen wäre, und da will er keine Zeit versäumen, um mit seinem Chef persönlich Rücksprache zu nehmen. Er meint, jetzt sei für ihn der Augenblick gekommen, sich selbständig
. Auch wird sich Herr Werner nun, da es sich um seine Zukunft handelt, wenig um die Angelegenheiten anderer bekümmern. Du wirst sehen, Dory, es werden nun Monate und Monate ohne Nachrichten ver¬ gehen." „Nein, nein, das glaub' ich nicht. Er weiß sehr gut, daß mir viel daran gelegen ist,- — und er ist nicht der Mann, der um des eigenen Vorteils willen seine Freunde vergißt ... Du kannst auf ihn bauen, Onkel." „Teufel," konnte sich Walbeck