1242 Protcftontcnfrage seitdem durchlief, bildeten die Meraner den geraden Gegensatz zum Lande um sie her. Wenn dieses in Freude aufflammte, blieb das Städtlein dunkel; wenn jenes im Kummer um seine kostbarste Perle trauerte, freute sich die ses, als wären ihm die heißesten Wünsche erfüllt; und wenn Tausende wallfahrend und betend durch seine Mauern zogen, schauten sie mitleidig oder ärgerlich zu, und standen auf der Lauer, ob eS nicht irgend eine Blöße zu denunzieren und zu verhöhnen gäbe
. Ja während das Volk, so zu sagen, Himmel und Erde in Bewegung setz:e, um vor aller Welt zu zeigen, daß es nichts anderes wolle und fordere, als was sein gesetz liches Organ, der Landtag beschlossen hatte, in dieser Zeit bauten die Meraner einen neuen protestantischen Friedhof, und beeilten sie sich zur Herstellung eines protestantischen Bet- und PastorenhauseS, ein Testament zu vollstrecken, testen Rati- fizirung, wie von kompetenter Seite behauptet wurde, noch nicht erfolgt war. Man wollte eben zeigen
, daß man, obgleich mitten in Tirol, für das heiligste Interesse Tirols und seines Landtags keine Rücksicht kenne. Die getreuen und gehorsamen Unter thanen von Meran stehen ja, waS man allzeit sehr hoch an schlug, auf Seite der Regierung, und um das Fremdenthum bei guter Laune zu erhalten, lohnt eS sich der Mühe, kaiser licher als der Kaiser zu sein. AlS endlich Dr. Streiter sich erfrechte, zur Feier des un glückseligen Patentes vom 8. April die Schützen des Landes nach Bozen zu laden, da leisteten die Meraner
das Aeußerste, was sie in ihrer Opposition gegen das Land zu leisten im Stande waren. Während es im ganzen Lande gleichsam Proteste regnete, und der Schrei deS Unwillens und der Entrüstung von Berg zu Berg hallte, zogen die Meraner, ihr Bürgermeister an der Spitze, mit fliegender Fahne und klingendem Spiele in Bozen e n, und schlossen mit dem dortigen Bürgermeister einen Bund, in welchem sie die ganze Geschichte von Tirol verur- theilten, und eine Fahne erhoben, unter deren längst verbrauch ten
Freimaurerdevise die Tiroler weder sterben noch leben mögen. DaS Schießen in Meran war eigentlich nichts anderes alö eine Uebertragung des Bozner Tendenzschießens auf Meraner Boden, und eine Bekräftigung deS Bundes, zu dem die beiden Bürgermeister sich schon in Bozen die Hände gereicht hatten. Hier wie dort beiheiligten sich dieselben Leute, bildete dasselbe Rüstzeug von F.ihnen und Liedern die Glorie deS FcstzugeS, erklang im Wortschwall der Redner derselbe Bombast, das selbe Phrasengeklingel