berühmter Meister in der edlen Malerkunst, und ich komme zu Euch und flehe Euch an, helft mir, daß ich den heißesten Wunsch meiner Seele erfüllen, daß ich gleich Euch Pinsel und Palette führen lerne, ein Maler werde." Mit Wohlgefallen hatte Meister Adam den be geisterten Worten des Jünglings zugehört, dann aber legte er das Gesicht doch wieder in bedächtige Falten und sagte: „Was du da wünschest und von mir erhoffest, ist nicht leicht, mein Sohn,' mühsam und dornenvoll ist der Weg zur Kunst
! Viele sind ihn schon gewandelt, aber wenige haben das Ziel erreicht, nur einzelne die Sonnen höhe des Ruhmes erstiegen. Wirst du • Ausdauer, Mut, Selbstverleugnung und Fleiß genug dazu besitzen? Ist es dein ernster Wille, das seidene Gewand des Pagen zu vertauschen mit dem Kittel des Farbenreibers? Denn als solcher mußt du beginnen." „Versucht es mit mir, edler Meister, prüfet mich, ob ich würdig sei, Euer Schüler zu heißen, unter Eurer Begleitung mich dem hohen Berufe des Malers zu widmen
von der Gräfin Lalaing zu bewirken. Mit Feuereifer ging der Jüngling an sein Studium, aber Meister van Öorts Lehrgang war ein sehr langsamer, bedächtiger. Monat auf Monat sah sich der junge Rubens zu den niedrigsten Handlangerdiensten verurteilt, Schritt für Schritt, kaum merklich, gestattete ihm sein Lehrer vorwärts zu gehen, und während seine kühne Phantasie bereits die größten Gemälde entwarf, durfte seine Hand kaum Striche und Linien zeichnen. Lange bemühte sich Peter Paul, getreu seinem gegebenen Worte
ihm nur der hereinbrechende Tng das nötige Licht dazu ver schaffte, emsig tätig mit Stift und Pinsel, sich übend in Zeichnung und Farbenmischung. Er darbte sich jeden Groschen vom Munde ab, um Leinwand und Farben zu kaufen, denn er wollte seinen Meister, dessen Gebot zu übertreten er sich ohnehin schon bewußt war, nicht auch noch um das Material für seine heimlichen Studien bestehlen. Kam dann die Stunde herbei, um welche der Meister und die anderen Schüler das Atelier zu betreten pflegten, so verbarg Rubens sorgfältig
jede Spur seiner geheimen Tätigkeit und verrichtete fleißig, diensteifrig iind bescheiden, was Adam van Oort ihn tun hieß. Seine schönsten Stunden waren aber, wenn der Meister an Sonn- oder Festtagen über Land fuhr oder zu einem Schmause ausgebeten war, die übrigen Genossen sich einen freien Tag machten und er sicher sein durfte, einen ganzen Tag oder wenigstens einen vollen Nachmittag ungestört sich seinen Arbeiten hingeben zu dürfen. Ein solcher Tag war endlich wieder einmal ange brochen, von Peter