Leite 4. Nr. 27. schnell überlaufen", so lief auch „Meister Knopf, das kleine Männlein, vor Zorn schnell über und rüttelte die Ohren der Lehrjungen in unbarm herzigster Weise, nicht gerührt von dem Wehge schrei, das die Opfer seines Grimms erschallen ließen. Wenn dann bisweilen Franziska, des Meisters dreizehnjähriges Töchterlein, dem es durch das Herz ging, wenn die armen Jungen so kläglich schrien, fürbittend zu sprechen wagte: „Vater, nicht gar so fest und nicht gar immer, der Bub' wird ganz
verzagt", dann fauchte der Meister wie ein Wildkatze: „Was? was? Du kämst auch noch daher, mich zu ärgern? Fliehe, du Geis, du schnappige, oder ich weiß nicht, was ich tue!" Die Franziska konnte auch wirklich nichts Besseres tun, als abziehen; denn wenn, wie ein ordinäres Wort lautet, „mit einem Narren kein Kind zu taufen ist", so war mit Meister Knopf, wenn ihm einmal das Häfelein überge laufen, auch einige Zeit lang kein vernünftig Wort mehr zu sprechen. Von dieser Beschaffen heit war das Männlein
, in dessen Hände der Toni nun kam. Als der Graf, dem das Herz, fast nicht minder bänglich klopfte als dem Toni, seinen Spruch vor gebracht: „Meister Knopf, da bring ich dir einen, den solltest halt in die Lehre nehmen; daheim will er nimmer recht gut tun", da wandte der Meister mit ungemein vornehmtuender, nach lässiger Langsamkeit den Kopf nach der Seite, blickte den Knaben überaus ernst und wichtig tuerisch an und sprach endlich in einem komischen Hochdeutsch, unter das -er aber hin und wieder einen Brocken
ordinärer Sprachweise mengte, wie es ja solchen Leuten gerne passiert: „Hm, ha, also, wieder ein Lumpus, wieder ein Taugenichts!" Und warum muß denn gerade ich alle diese Taugenichtse haben?" Der Graf, der wußte, daß der Meister nicht nur sehr grob, sondern auch sehr ehrgeizig war, packte ihn schlau am Ehrgeizzipfel und sagte: „Weil du die Taugenichtse alle wieder zurechtbringst." Der Meister, dem diese Antwort wirklich schmeichelte, sprach: „Bis auf diejenigen, so Taugenichtse und Tunichtgute bleiben
. Hm, nun ja; wir wollen anmit einen Versuch machen, wir wollen sehen. Ich will den Luftikus einfüh ren in die Schneiderkunst. Aber jedoch das sage ich dir —" hiebei schaute er den Toni an, als wollte er ihn mit seinen zwei grauen Augen an die Wand spießen — „parieren muß man auf das Wort uud aufpassen, wie ein Haftelmacher; denn ich, der Meister Knopf, verstehe keinen G'spaß nicht. Stillesitzen, dreinstechen und das Maul hal ten, das sind bei mir die drei Elemente, ein vier- ! tes gibt es nicht." Nun unterhandelte