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Alpenrosen
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Page 3 of 4
Date: 13.03.1915
Physical description: 4
, wie es zuging, er verlor das Gleichgewicht und stürzte herab, , Seine Verletzungen waren zwar nicht gefährlich, aber er mußte doch einige Wochen das Bett hüten. Der sorgsamen Pflege der .Meiste rin und deren Tochter, der .Zenz, war es wohl zum größten Teile zu danken, daß es so rasch ging mit dem Gesunden. Nun schaffte er schon wieder in der Werk statt und nahm es auch wieder mit jeder Arbeit auf. Auch heute hämmerten und klopften beide, der .Meister und der Geselle, frisch darauf los, und Stück um Stück

wurde fertig bei seite gelegt. In der Schmiede begann es schon zu dun keln. In den Ecken und Winkeln lagerten sich finstere Schatten, und das Herdfeuer warf gespenstigen Schein in die Werkstatt. Meister Thomas legte den Hammer bei seite und ließ den Blasebalg nieder. „Es ist Feierabend heute," sagte .er. „Es ist überdies Sonnabend, und da tverkt man nicht fort, bis es schier Sonntag ist. Es wird kein Streich mehr getan." Damit ging er. Wolf dämpfte und verlöschte das Herd- seuer und begann

die Werkstatt auszuräu-- men. Das war noch seine Arbeit nach Feier abend. Als er damit fertig war, kam der Meister wieder. Er kam alle .Samstage, nachdem die Werkstatt in ,Ordnung war, den Wochenlohn auszuzahl.en. In der Schmiede wurde gearbeitet und in der einen Zwanziger als Zubesserung darauf. Hast dir ihn verdient." Wolf hielt die Hand hin, das Geld in Empfang zu nehmen. Das lag aber schon lange darin, und er hielt die Hand noch sichtlich unschlüssig vor sich hin. „Ich danke Euch, Meister," sagte

er. „Und den Zwanziger hättet Ihr Euch schon behal ten können. Ich habe lange nichts arbeiten können; aber verpflegt habt Ihr Mich doch und habt kein Entgelt dafür genommen." „Ist nicht der Rede wert," widersprach der Meister. „Noch eins hätte ich Euch zu sagen . . ." Das Blut schoß ihm zu Kopfe, in den Schlä fen hämmerte und pochte es, und auf die Brust legte sich ein Druck, wie ein Alp. „Was denn?" Meister da. Eine Weile war es stille in der Schmiede. Die Bälge knarrten noch ab und zu, derweil sie mählich zusammen

sanken, und das schwere Atmen Wolfs konnte man deutlich vernehmen. , „Wolf, bist du hei dem Falle auf den Kopf gefallen?" beendete der Meister die beängstigende Stille. Der gab keine .Antwort. „Oder ist dir der Lohn zu wenig? Oder die Kost zu schlecht? Oder hast du sonst was, was dir hei uns nicht recht ist? Du darfst es ja .nur sagen. Du bist doch schon hinlänglich eingewöhnt bei uns und weißt, wie es da der Brauch ist: offen und frisch von der Leber weg." „Ich kann mich über keines von alldem

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Alpenländer-Bote
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Page 4 of 16
Date: 08.07.1917
Physical description: 16
Leite 4. Nr. 27. schnell überlaufen", so lief auch „Meister Knopf, das kleine Männlein, vor Zorn schnell über und rüttelte die Ohren der Lehrjungen in unbarm herzigster Weise, nicht gerührt von dem Wehge schrei, das die Opfer seines Grimms erschallen ließen. Wenn dann bisweilen Franziska, des Meisters dreizehnjähriges Töchterlein, dem es durch das Herz ging, wenn die armen Jungen so kläglich schrien, fürbittend zu sprechen wagte: „Vater, nicht gar so fest und nicht gar immer, der Bub' wird ganz

verzagt", dann fauchte der Meister wie ein Wildkatze: „Was? was? Du kämst auch noch daher, mich zu ärgern? Fliehe, du Geis, du schnappige, oder ich weiß nicht, was ich tue!" Die Franziska konnte auch wirklich nichts Besseres tun, als abziehen; denn wenn, wie ein ordinäres Wort lautet, „mit einem Narren kein Kind zu taufen ist", so war mit Meister Knopf, wenn ihm einmal das Häfelein überge laufen, auch einige Zeit lang kein vernünftig Wort mehr zu sprechen. Von dieser Beschaffen heit war das Männlein

, in dessen Hände der Toni nun kam. Als der Graf, dem das Herz, fast nicht minder bänglich klopfte als dem Toni, seinen Spruch vor gebracht: „Meister Knopf, da bring ich dir einen, den solltest halt in die Lehre nehmen; daheim will er nimmer recht gut tun", da wandte der Meister mit ungemein vornehmtuender, nach lässiger Langsamkeit den Kopf nach der Seite, blickte den Knaben überaus ernst und wichtig tuerisch an und sprach endlich in einem komischen Hochdeutsch, unter das -er aber hin und wieder einen Brocken

ordinärer Sprachweise mengte, wie es ja solchen Leuten gerne passiert: „Hm, ha, also, wieder ein Lumpus, wieder ein Taugenichts!" Und warum muß denn gerade ich alle diese Taugenichtse haben?" Der Graf, der wußte, daß der Meister nicht nur sehr grob, sondern auch sehr ehrgeizig war, packte ihn schlau am Ehrgeizzipfel und sagte: „Weil du die Taugenichtse alle wieder zurechtbringst." Der Meister, dem diese Antwort wirklich schmeichelte, sprach: „Bis auf diejenigen, so Taugenichtse und Tunichtgute bleiben

. Hm, nun ja; wir wollen anmit einen Versuch machen, wir wollen sehen. Ich will den Luftikus einfüh ren in die Schneiderkunst. Aber jedoch das sage ich dir —" hiebei schaute er den Toni an, als wollte er ihn mit seinen zwei grauen Augen an die Wand spießen — „parieren muß man auf das Wort uud aufpassen, wie ein Haftelmacher; denn ich, der Meister Knopf, verstehe keinen G'spaß nicht. Stillesitzen, dreinstechen und das Maul hal ten, das sind bei mir die drei Elemente, ein vier- ! tes gibt es nicht." Nun unterhandelte

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Tiroler Gemeinde-Blatt
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Page 4 of 12
Date: 23.12.1911
Physical description: 12
des Abgeordnetenhauses auch dieses Gesetz für geraume Zeit in den Brunnen gefallen ist, läßt sich diese Frage objektiver und ruhiger besprechen. Die Hauptklage, und wie gleich gesagt sein soll, die berechtigte Klage ist immer, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Kontraktbrüchigkeit faktisch nicht gleich gestellt sind Denn der Arbeitgeber, also der Meister, der gegen seinen Gehilfen kontraktbrüchig wird, muß ihm den vollen Schaden ersetzen, der Arbeitnehmer, ob zwar er auch verurteilt wird, aber nicht, weil er eben

nichts hat. Nun ist dies aber keine Spezialität des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sondern gilt überall, wo ein Bemittelter einem Unbe mittelten gegenübersteht, etwa ein Geschäftsmann mit aufrechtem Geschäft einer verschuldeten, leichtsinnigen Kunde, die ebenfalls nicht zahlt, weil man ihr eben nichts nehmen kann; denn wo nichts ist, hat bekanntlich „der Kaiser das Recht verloren". Dieses Mißverhält nis soll für das Verhältnis zwischen Meister und Ge hilfen im Gewerbestande eben der § 85 der Gewerbe ordnung ausgleichen

, indem er für kontraktbrüchige Gehilfen eine Strafe und die zwangsweise Zmückführung in die Arbeit festsetzt. Beim Meister ist eine solche Strafe nicht nötig, weil er ohnedies für jeden Schaden, den sein Kontrakt- bruch erzeugt, haftet und in der Regel auch zur Zahlung gezwungen werden kann. Wie sieht es aber in der Praxis mit der Durch führung dieser Bestimmung aus? Die österreichische Verwaltung ist seit jeher als gut anerkannt, und daß etwa die Beamten aus bloßer Nachläßigkeit oder Kon nivenz gegenüber den Arbeitern

, die sich aus der Natur des Verfahrens er geben, sind unvermeidlich; man kann füglich nicht ver langen, daß wegen jedes ohne Kündigung ausgetretenen Gehilfen der ganze Polizeiapparat wie bei einem großen Verbrechen aufgeboten wird; das zehnfache Personal würde nicht ausreichen, und der Aufwand stünde mit der Geringfügigkeit der Sache doch in keinem Verhältnis. Ueberdies hat die zwangsweise Zurückführung in die Arbeit für den Meister, der sich längst anderweitig versorgt hat, meist keinen Sinn; er wäre wohl in Ver

legenheit, wenn ihm etwa nach ein bis zwei Monaten, nachdem die Sache für ihn längst abgetan ist, die Poli zei den früheren Gehilfen zwangsweise auf 14 Tage in die Arbeit stellen würde. Zudem weiß jeder, daß ein solcher gezwungener Gehilfe seinem Meister in der Regel mehr Schaden als Nutzen zufügt, ohne daß sich Ar Meister für den Schaden bei ihm erholen kann. Die Folge ist daher in der Praxis, daß der Meister in der großen Regel gar nicht erst die Verfolgung eines ohne Kündigung ausgetretenen Gehilfen

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Außferner Zeitung
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Page 22 of 28
Date: 31.05.1913
Physical description: 28
zu sein. Nina weinte, und das Heulen des Sturmes klang wie das Klagen einer ver lorenen Seele. Als ich aufblickte, war Paolo weggegangen, und der 'Meister malte. Nach einer kleinen Weile riefen die Glocken zur Vesperandacht; die Sonne war unter gegangen, die Tore von Florenz hatten sich hinter Paolo Ginldino geschlossen. 2 . Die Jahre vergingen, es waren keine fröhlichen für den Meister iind mich. Nina hatte geheiratet und wir wohnten allein inmitten der Spinnweben und Farben; nur dann und wann kam

Heiterkeit in untere Stuben, wenn Nina uns besuchte, um uns ihre Kinder zil zeigen. Wir alterten, mein Herr und ich, aber er malte schöner als je — denn er hatte ein Geheimnis von Castagno gelernt. Messere Andrea di Castagno war ein großer Mann zu jener Zeit. Wenn der Meister Anerkennung, aber keine Be rühmtheit erlangt hatte, so hatte Castagno schon lange bei des errungen — ober seine Gemälde gefielen mir so wenig wie er selbst. Allerdings war er sehr geschickt, aber es war etwas Düsteres und Grausames

- geheininis ab und dann tötete er ihn. Der Meister und ich wußten es nicht. Bis Andrea das Verbrechen, zehn Jahre später, auf seinem Sterbebette gestand, wußte es niemand. Maler lieben hübsche Frauen, und eine hübsche Frau hat zuweilen einen Bewerber, deshalb sind Dolchstiche im Dunkeln nicht ungewöhnlich. Wer hätte Castagno bearg wöhnen können? Aber ein mit spitzeni Dolche gewonnenes Geheimnis verwandelte sich in Werviut. Laß dir sagen, daß Castagno niemals in Oel uralte von der Stunde

an, da er ein Meuchelmörder geworden. Nein, nein das schöne Scharlachrot roch nach Blut, das prächtige Blau sprach von Gottes Himmel, das Weiß von einem Leichengesichte, welches den Hiinmel zunr Zeugen rief. Castagno gebrauchte nur einen glänzenden Leim als Zlrsatz seiner Farben, aber er lehrte den Meister die Oelmalerei. Tie neue Oelmalerei brach sich in unserem Lande lang- sain Bahn; aber der Meister und ich, in unserer Zurück- gezogenhe.it, kannten sie nur vom Hörensagen. Erst als Messere Andrea uns farbenprächtige

Beweisstücke vorlegte, wurde uns klar, was für herrliche Werke durch das neue Verfahren zu erreichen sein würden. Mir ist es, als sähe ich diesen Castagno jetzt, ein gezwungenes Lächeln erhellte seine düsteren Zuge, während er die Wirkung des Zaubers ans den Meister beobachtete. „Die Zeit der Tempera-Malerei ist vorüber; diese neue Beimischung ist wunderbar, ist schön!" rief der Meister voll Begeisterung, als Andrea ihm einen kleinen San Michele, das Werk eines Schülers, vorlegte. „Sieh, sieh, Marco

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Unterinntaler Bote
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Page 11 of 20
Date: 21.06.1913
Physical description: 20
er wieder lächelnd, „und mancher alte Farbenreiber ist ein Tor! Keine Worte mehr, Freund. Ihr liebt Euren Meister, ich liebe einen Vater; damit ist alles gesagt." Alles war gesagt. Wir gingen schnell durch das Haus, in das Malzimmer, und bald darauf trat der Meister ein. Inzwischen war alles zu seiner Malerei fertig. Die Holz platte war in das beste Licht gestellt worden; auf dem Fuß boden lag das Kreuz für sein Opfer bereit, und Niente blickte beim Eintritte des Meisters stumm auf das große Altarbild

. Der Meister sah leichenblaß aus. • Seine Augen glühten fieberhaft, aber er warf jedem von uns einen Blick stummen Flehens zu, so daß mein letzter Zweifel vernichtet wurde; Niente hegte keinen Zweifel, aber er sah nur auf die beiden Marien. Ich war jetzt entschlossen, daß der Mann nötigen falls den ganzen Tag am Kreuze hängen sollte. Er war Niente — nichts, die Kunst und der Meister war alles in allem. Niente sprach zuerst. „Ich bin bereit", sagte er, indem er sein zerlumptes Ge wand ablegte. Der Meister

trat zu ihm und berührte seine Brust mit seinem mageren Finger: „Ihr seid ein guter Sohn," sagte er mit etwas zitternder Stimme, „Euer Vater ist zu beneiden." „Er hat Kummer, Meister, und ich liebe ihn", war die leise Antwort. Dann winkte er niir und ging schnell zum Kreuz. Er bat um keine Erleichterung seiner Schmerzen, er sprach nur einen Wunsch ans: „Laßt mich nicht von dem alten Mann ängerührt werden," flüsterte , er mir zu, „Ihr seid stark, Ihr allein genügt." Er streckte seine Arme am Kreuze

nicht; der Meister malte rasch, sein weißer Kopf war zuriickgeworfen, ach, wie früh war sein Kopf weiß geworden! seine Augen voll Eifer und Hoffnung. Ja, Hoffnung, -denn da seine Sehnsucht nach Wahrheit einmal Befriedigung gefunden, schuf er ein un vergleichliches, lebenstreues Bild. Aber er sprach nicht; Totenstille herrschte im Zimmer, nur dann und wann durch Nientes tiefe Atemzüge unterbrochen. Der Meister hatte beim ersten Tageslicht zu malen begonnen; diese Stunden sind auch im Sommer kalt. Ich fröstelte

, aber ihm stieg das Blut in den Kopf und ließ ihn wieder jung aussehen; in zwischen wurde der Gekreuzigte dem Marmor gleich. Die Helle Nachmittagssonne berührte die Wände unseres Zim mers und warf einen Lichtstreifen auf das Altarbild. Die gemalten Gesichter wurden von ihr belebt, und unter ihnen schien Madonna Nera trällernd auf uns zu blicken. Der Meister hörte auf zu lnalen, seine Finger berührten ihr lockiges Haar. „Seit einundzwanzig Jahren tot," murmelte er, „und ich glaube, sie jetzt zu sehen

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Lienzer Nachrichten
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Page 14 of 20
Date: 06.06.1913
Physical description: 20
, und das Heulen ^es Sturmes klang wie das Klagen einer ver lorenen Seele. Als ich aufblickte, war Paolo weggegangen, und der Meister malte. Nach einer kleinen Weile riefen die Glocken zur Vesperandacht; die Sonne war unter gegangen, die Tore von Florenz hatten sich hinter Paolo Gialdino geschlossen. 2 . Die Jahre vergingen, es waren keine fröhlichen für den Meister und mich. Nina hatte geheiratet und wir wohnten allein inmitten der Spinnweben und Farben; nur dann und wann kam Heiterkeit in untere Stuben

, wenn Nina uns besuchte, um uns ihre Kinder zu zeigen. Wir alterten, mein Herr und ich, aber er malte schöner als je — denn er hatte ein Geheimnis von Castagno gelernt. Messere Andrea di Castagno war ein großer Mann zu jener Zeit. Wenn der Meister Anerkennung, aber keine Be rühmtheit erlangt hatte, so hatte Castagno schon lange bei des errungen — aber seine Gemälde gefielen mir so wenig wie er selbst. Allerdings war er sehr geschickt, aber es war etwas Düsteres und Grausames in allen Werken dieses Mannes

er ihn. Der Meister und ich wußten es nicht. Bis Andrea das Verbrechen, zehn Jahre später, ans seinem Sterbebette gestand, wußte es niemand. Maler lieben hübsche Frauen, und eine hübsche Frau hat zuweilen einen Bewerber, deshalb sind Dolchstiche im Dunkeln nicht ungewöhnlich. Wer hätte Castagno bearg- wöhnen können? Aber ein mit spitzem Dolche gewonnenes Geheimnis verwandelte sich in Wermut. Laß dir sagen, daß Castagno niemals in Del malte von der Stunde an, da er ein Meuchelmörder geworden. Nein, nein

-- das schöne Scharlachrot roch nach Blut, das prächtige Blau sprach von Gottes Himmel, das Weiß von einem Leichengesichte, welches den Himmel zum Zeugen rief. Castagno gebrauchte nur einen glanzenden Leim als Zusatz seiner Farben, aber er lehrte den Meister die Oelmalerei. Tie neue Oelmalerei brach sich in unserem Lande lang sam Bahn; aber der Meister und ich, in unserer Zurück gezogenheit, kannten sie nur vom Hörensagen. Erst als Messere Andrea uns farbenprächtige Beweisstücke vorlegte, wurde uns klar

, was für herrliche Werke durch das neue Verfahren zu erreichen sein würden. Mir ist es, als sähe ich diesen Castagno jetzt, ein gezwungenes Lächeln erhellte seine dusteren Züge, während er die Wirkung des Zailbers ans den Meister beobachtete. „Die Zeit der Tempera-Malerei ist vorüber; diese neue Beimischung ist wunderbar, ist schön!" rief der Meister voll Begeisterung, als Andrea ihm einen kleinen San Michele, das Werk eines Schülers, vorlegte. „Sieh, sieh, Marco, das Rot dieses Mantels! Es gleicht dem roten

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 12
Date: 12.04.1914
Physical description: 12
und Genüssen Hut selbst für alle sogenannten Christen einen zu starken Reiz, um dieselbe für eine zukünf tige jenseitige aufzuopfern; dafür fährt man ein weilen fort, sich selbst zu erhöhen und zwar soviel als möglich. In Verbindung steht hiermit, was Christus im selben Kapitel 23, 8—10 denen, die seinen Namen tragen, vorschreibt: „Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder; und sollt niemand Vater heißen auf Erden

, denn Einer ist euer Vater, der im Himmel ist; und ihr sollt euch nicht la^en Meister nennen, denn Einer ist euer Meister, Christus." Trotz dieses Verbotes Christi inbezug auf Titel, dreht sich die ganze christliche Welt um Rabbi und Meister und Meister und Rabbi, um Erzrabbi und Erzmeister, um Fürsterzrabbi und Fürsterzmei- ster, um .... doch wer kann der hierarchischen Stufenleiter im christlichen Titulaturwesen folgend Stiege Christus heut vom Himmel herab, er würde wenige unter denen, die seinen Namen führen, finden

, die nicht Rabbi oder Meister wären, oder es doch von ganzem Herzen werden möchten. Wehe dem, der auch nur ein Pünktchen vom Rabbi oder Meister vergißt; er wird den Peinigern überliefert und in den Kerker geworfen, bis daß er „alles be zahlt." Wie sich aber die Großen dieser Erde zu dieser Vorschrift Christi verhalten, das mögen sie vor ihrem eigenen Gewissen verantworten; jeden Tag, den Gott der Herr werden läßt, geruhen sie soundsoviele Rabbi und Meister zu ernennen, sodaß es beinahe zur Ehre gereicht

solcher Dienstleistungen, wie sie Chri stus gleichsam zur Illustration von Erhöhung und Erniedrigung mit der Fußwaschung seiner Jünger bekundet, sprechen. Nachdem er die Fußwaschung ausgeführt, sagt er in Joh. 13, 14: „So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollte ihr auch euch untereinander die Füße waschen." Christus, um nicht dergleichen Dienst leistungen speziell an die Fußwaschung gebunden zu sehen, sagt sogleich im folgenden Verse: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut

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Tiroler Post
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Page 14 of 20
Date: 06.06.1913
Physical description: 20
unterbrochen wurde; wir waren an beide Laute gewöhnt, aber die Melodie schien jetzt aus beiden verschwunden zu sein. Nina weinte, und das Heulen des Sturmes klang wie das Klagen einer ver lorenen Seele. Als ich aufblickte, war Paolo weggegangen, und der Meister malte. Nach einer kleinen Weile riefen die Glocken zur Vesperandacht; die Sonne war unter- gegangen, die Tore von Florenz hatten sich hinter Paolo Gialdino geschlossen. 2 . Die Jahre vergingen, es waren keine fröhlichen für den Meister

und mich. Nina hatte geheiratet und wir wohnten allein inmitten der Spinnweben und Farben; nur dann und wann kam Heiterkeit in untere Stuben, wenn Nina uns besuchte, um uns ihre Kinder zu zeigen. Wir alterten, mein Herr und ich, aber er malte schöner als je — denn er hatte ein Geheimnis von Castagno gelernt. Messere Andrea di Castagno war ein großer Mann zu jener Zeit. Wenn der Meister Anerkennung, aber keine Be rühmtheit erlangt hatte, so hatte Castagno schon lange bei des errungen — aber seine Gemälde

konnte das nicht ertragen. Er begegnete dem Domenico mit vieler Aufmerksamkeit, schmeichelte ihm das Kunst geheimnis ab und dann tötete er ihn. Der Meister und ich wußten es nicht. Bis Andrea das Verbrechen, zehn Jahre später, aus seinem Sterbebette gestand, wußte es niemand. Maler lieben hübsche Frauen, und eine hiibsche Frau hat zuweilen einen Bewerber, deshalb sind Dolchstiche im Dunkeln nicht ungewöhnlich. Wer hätte Castagno bearg wöhnen können? Aber ein mit spitzem Dolche gewonnenes Geheimnis

verwandelte sich in Wermut. Laß dir sagen, daß Castagno niemals in Del malte von der Stunde an, da er ein Meuchelmörder geworden. Nein, nein — das schöne Scharlachrot roch nach Blut, das prächtige Blau sprach von Gottes Himmel, das Weiß von einem Leichengesichte, welches den Himmel zum Zeugen rief. Castagno gebrauchte nur einen glänzenden Leim als Zusatz seiner Farben, aber er lehrte den Meister die Oelmalerei. Die neue Oelmalerei brach sich in unserem Lande lang sam Bahn; aber der Meister

und ich, in unserer Zurück gezogenheit, kannten sie nur vom Hörensagen. Erst als Messere Andrea uns farbenprächtige Beweisstücke vorlegte, wurde uns klar, was für herrliche Werke durch das neue Verfahren zu erreichen sein würden. Mir ist es, als sähe ich diesen Castagno jetzt, ein gezwungenes Lächeln erhellte seine diisteren Züge, während er die Wirkung des Zaubers ans den Meister beobachtete. „Die Zeit der Tempera-Malerei ist vorüber; diese neue Beimischung ist wunderbar, ist schön!" ries der Meister voll

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Lienzer Nachrichten
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Page 15 of 20
Date: 20.06.1913
Physical description: 20
er wieder lächelnd, „und mancher alte Farbenreiber ist ein Tor! Keine Worte mehr, Freund. Ihr liebt Euren Meister, ich liebe einen Vater; damit ist alles gesagt." Alles war gesagt. Wir gingen schnell durch das Haus, in das Malzimmer, und bald darauf trat der Meister ein. Inzwischen war alles zu seiner Malerei fertig. Die Holz platte war in das beste Licht gestellt worden; auf dem Fuß boden lag das Kreuz für sein Opfer bereit, und Niente blickte beim Eintritte des Meisters stumm auf das große Altarbild

. Der Meister sah leichenblaß aus. Seine Augen glühten fieberhaft, aber er warf jedem von uns einen Blick'stummen Flehens zu, so daß mein letzter Zweifel vernichtet wurde; Niente hegte keinen Zweifel, aber er sah nur auf die beiden Marien. Ich war jetzt entschlossen, daß der Mann nötigen falls den ganzen Tag am Kreuze Gängen sollte. Er war Niente — nichts, die Kunst und der Meister war alles in allem. Niente sprach zuerst. „Ich bin bereit", sagte er, indem er sein zerlumptes Ge wand ablegte. Der Meister

trat zu ihm und berührte seine Brust mit seinem mageren Finger: „Ihr seid ein guter Sohn," sagte er mit etwas zitternder Stimme, „Euer Vater ist zu beneiden." „Er hat Kummer, Meister, und ich liebe ihn", war die leise Antwort. Dann winkte er mir und ging schnell zum Kreuz. Er bat imt keine Erleichterung seiner Schmerzen, er sprach nur einen Wunsch ans: „Laßt mich nicht von dem alten Mann angeriihrt werden," flüsterte er mir zu, „Ihr seid stark, Ihr allein genügt." Er streckte seine Arme am Kreuze

nicht; der Meister malte rasch, sein weißer Kopf war zurückgeworfen, ach, wie friih war sein Kopf weiß geworden! seine Augen voll Eifer und Hoffnung. Ja, Hoffnung, denn da seine Sehnsucht nach Wahrheit einmal Befriedigung gefunden, schuf er ein un vergleichliches, lebenstreues Bild. Aber er sprach nicht; Totenstille herrschte im Zimmer, nur dann und wann durch Nientes tiefe Atemzüge unterbrochen. Der Meister hatte beim ersten Tageslicht zu malen begonnen; diese Stunden sind auch im Sommer kalt. Ich fröstelte

, aber ihm stieg das Blut in den Kopf und ließ ihn wieder jung aussehen; in zwischen wurde der Gekreuzigte dem Marmor gleich. Die Helle Nachnnttagssonne beriihrte die Wände unseres Zim mers und warf einen Lichtstreifen auf das Altarbild. Die gemalten Gesichter wurden von ihr belebt, und unter ihnen schien Madonna Nera trauernd auf uns zu blicken. Der Meister hörte auf zu malen, seine Finger beri'ihrten ihr lockiges Haar. „Seit einundzwanzig Jahren tot," murmelte er, „und ich glaube, sie jetzt zu sehen

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Alpenländer-Bote
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Page 6 of 16
Date: 02.11.1913
Physical description: 16
verschiedener Fahrt richtung befinden, sind viele Familien vollständig von einander getrennt. „Das Mädchen ist nicht tot. sondern es schläft." Eine Geschichte y. o n R e i m m i ch l. (Fortsetzung statt Schluß.) Jetzt machte die Frauengestalt eine Bewe gung mit der Hand, als ob sie den Chorregent mit fortziehen wolle, dann bestieg sie schnell den Wagen und fuhr davon. „Seid Ihr wirklich so grausam, Meister," fragte nun abermals der erstere von den nächt lichen Besuchern, „daß Ihr dem unglücklichen holden

Geschöpf die Bitte ab schlagen könnt?" „Nein, ich komme; wartet einen Augenblick," sagte Meister Gebhard innen. Er warf sich dann, so schnell es gehen konnte, in sein Festtagskleid, verlöschte das Licht und trat heraus zu den Fremden, nachdem er vorher die Türe sorgfältig abgeschlossen hatte. Seltsam wonnig und doch ein bißchen unheimlich war ihm zu Mute. Die Mei schwarzen Gestalten nahmen ihn in ihre Mitte, rasch ging es die Dorfstraße hinunter und der Pfarrwiese entlang hinüber zur Kirche

, die etwas abseits von den Häusern stand. Alles lag in tiefer Finsternis/ auch im Widum und Mesnerhause brannte kein Licht, nirgends war ein Mensch zu erblicken. Als sie durch den Friedhof schritten, schlug die Turmuhr in dumpfenKIängen die zwölfte Stunde. Nun gru selte den Meister wirklich, aber es gab kein Zu rück mehr, die geheimnisvollen Männer dräng ten ihn vorwärts. An der Kirchtür hielten sie einen Augenblick, dann stießen sie gegen dieselbe. Beim ersten Druck ging die Tür auf, ein merk würdiges Zwielicht

flackerte in den dunklen Hal len. Erst nachdem er genauer zu sah, bemerkte Meister Gebhard, daß in der Seitenkapelle um das Bild der „Unbefleckten" ein Dutzend hoher Kerzen brannten. Doch er konnte nicht lange schauen, die Männer zogen ihn über die ächzende Treppe auf den Chor. Droben an der Orgel wa ren vier Lichter angezündet und ein aufgeschlage- nes Musikhest lag ans dem Notenhalter. Die zwei Geheimnisvollen blickten suchend herum, da trat aus einem Winkel ein dritter Mann, welcher die beiden

anderen lächelnd begrüßte. Sie flüsterten etwas in einer fremden Sprache, unterdessen hatte Meister Gebhard Gelegenheit, ihr Aeußeres im Lichtschein näher zu betrachten. Es waren drei kräftige Männer in modischer Stadtkleidung, mit langen, schwarzen Mänteln, deren Krügen hoch emporstanden. Alle drei trugen dichte, schwarze Vollbärte, die ihren scharfen Gesichtszügen etwas Finsteres, Unheimliches verliehen. Derjenige, welcher zuerst auf dein Chor gewesen, ging jetzt hinter die Orgel und fing an, den Blasbalg

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Tiroler Post
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Page 15 of 20
Date: 20.06.1913
Physical description: 20
er wieder lächelnd, „und mancher alte Farbenreiber ist ein Tor! Keine Worte mehr, Freund. Ihr liebt Euren Meister, ich liebe einen Vater; damit ist alles gesagt." Alles war gesagt. Wir gingen schnell durch das Haus, in das Malzimmer, und bald darauf trat der Meister ein. Inzwischen war alles zu seiner Malerei fertig. Die Holz platte war in das beste Licht gestellt worden; auf dem Fuß boden lag das Kreuz für sein Opfer bereit, und Niente blickte beim Eintritte des Meisters stumm auf das große Altarbild

. Der Meister sah leichenblaß aus. Seine Augen glühten fieberhaft, aber er warf jedem von uns einen Blick stummen Flehens zu, so daß mein letzter Zweifel vernichtet wurde; Niente hegte keinen Zweifel, aber er sah nur auf die beiden Marien. Ich war jetzt entschlossen, daß der Mann nötigen falls den ganzen Tag am Kreuze hängen sollte. Er war Niente — nichts, die Kunst und der Meister war alles in allem. Niente sprach zuerst. „Ich bin bereit", sagte er, indem er sein zerlumptes Ge- wandmblegte. Der Meister

trat zu ihm und berührte seine Brust mit seinem mageren Finger: „Ihr seid ein guter Sohn," sagte er mit etwas zitternder Stimme, „Euer Vater ist zu beneiden." „Er hat Kummer, Meister, und ich liebe ihn", war die leise Antwort. Dann winkte er mir und ging schnell zum Kreuz. Er bat um keine Erleichterung seiner Schmerzen, er sprach nur einen Wunsch aus: „Laßt mich nicht von dem alten Mann angerührt werden," slüsterte er mir zu, „Ihr seid stark, Ihr allein genügt." Er streckte seine Arme am Kreuze

nicht; der Meister malte rasch, sein weißer Kopf war zurückgeworfen, ach, wie früh war sein Kopf weiß geworden! seine Augen voll Eifer und Hoffnung. Ja, Hoffnung, denn da seine Sehnsucht nach Wahrheit einmal Befriedigung gefunden, schuf er ein un- vergleichliches, lebenstreues Bild. Aber er sprach nicht; Totenstille herrschte im Zimmer, nur dann und wann durch Nientes tiefe Atemzüge unterbrochen. Der Meister hatte beim ersten Tageslicht zu malen begonnen; diese Stunden sind auch im Sommer kalt. Ich fröstelte

, aber ihm stieg das Blut in den Kopf und ließ ihn wieder jung aussehen; in zwischen wurde der Gekreuzigte dem Marmor gleich. Die Helle. Nachmittagssonne berührte die Wände unseres Zim mers und warf einen Lichtstreifen auf das Altarbild.. Die gemalten Gesichter wurden von ihr belebt, und unter ihnen schien Madonna Nera trauernd auf uns zu blicken. Der Meister hörte auf zu malen, seine Finger beriihrten ihr lockiges Haar. „Seit einundzwanzig Jahren tot," murmelte er, „und ich glaube, sie jetzt zu sehen

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Der Arbeiter
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Page 11 of 12
Date: 08.09.1912
Physical description: 12
Sie Nrbeitkrfsmüik. »Mhähä !" lachte der Geselle überlaut. „Verzeih mir's l > Meister — ich muß lachen — mähähähä ! daß I h r einen ^ Bergleich braucht. Nun, Euer Wille soll geschehen." — e ler Geselle ging in seine Kammer, rasierte sich und zog sich n Ltb sah mit dem Barte, den er sich hatte stehen lassen, wie J Lebendiges Spottbild auf die ganze löbliche Schneiderzunft * \ hatte einen kohlschwarzen Frack von glänzendem Sommer- iLmt, dessen Schöße bis aus die Erde hingen, und in der Tasche

Drachenkopf bildete, welcher , pn Spiel der Natur so gewachsen war. ch ,Ei Er hat sich ja recht stattlich herausgeputzt, Schwarz- ■ rief der Meister den Gesellen an, der, wie das Wander- m ^ auswies, aus dem Schwarzburgschen stammte. „Nur Sein Dgefällt mir nicht und Sein Käpplein auch nicht, es hat vorn Warne Ecken, just als ob ein paar Bockshörnlein darunter Jen!" jjji, daß Euch der Bock stieße, Meister !" rief der Geselle. „Erst - ‘iiifi armer Schwartenhans einen Bocksbart, dann gar Bocks- Min

haben ! Wisset, wenn Ihr so seid, so kann ich auch bocken, -i auck Feierabend machen." Wede am lieben Sonn- und Feiertage!" gebot der Meister. ter Mt wollen einander nicht gegenseitig ins Bockshorn jagen. Geselle, hat Er ein Gesangbuch — wir gehen in die Kirche." Ägebens hielt der Meister dem Gesellen das Buch hin — ^ N berührte es nicht — und lachte verlegen: h/ Mähähähä, Meister! Legt's hin — legt's hin — ich muß m i zu meiner Schande muß ich's Euch gestehen — ich kann a I- ich kann nicht lesen

." — : en M! hm!" brummte das Schneiderlein verwundert und sprach: M !ij nimmt mich wunder, daß ein deutscher Schneider nicht «> könnte; — indessen nehme Er nur das Buch, lege Er es in , n j) Mche vor sich hin und tue Er, als sähe er hinein — das machen l m ü Tausende so, die recht gut lesen können. Es sieht doch ebenso uf. wie eine Andacht." sie W kann wahrhaftig nicht, verschone mich der Meister damit!" her ite der Geselle beharrlich ab. „Ich kann nicht in die Kirche ;en W — die kühle Luft beklemmt mir meine schwache

Brust itte [iftotll ein wenig spazieren gehen, die N a t u r ist mein Tempel ;en !«d hier ist eine schöne Gegend, nicht wahr, Meister?" ber HL ja," mischte sich die Meisterin in das Gespräch. „Wenn Er K untern Tore hinaus ist, führt gleich links der Weg in ein mg Wal; man heißt diesen Weg nur den Drachengraben, und las sSeihinten steht ein schöner Steinfels, den heißt man die Teufels- :rk- Ä." IIH! Das ist schön ! Da will ich hingehen! Küsse die Hand, ter. ja Meisterin ! Wünsche allerseits gute

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Schwazer Bezirksanzeiger
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Page 7 of 8
Date: 12.07.1919
Physical description: 8
auf Sparbücher und in lausender Rechnung zu günstiger, täglicher Ver zinsung! Auswärtige Einleger erhalten zur Überweisung von Geldern über Wunsch kostenlos Posterlagscheine. Kündigungsfreie Rückzahlung! Uebernahme sämtl. bankgeschäftlicher Transaktionen. Kassastunden von 8—12 Uhr vorm, und von 2—4 Uhr nachm. 468-kr . > Fortsetzung.) Meister Kahlberg und sein Weib Berd Neumann war der einzige Sohn eines flei ßigen und wohlhabende» Bauern, aber ein Lotter- bub. Er kannte alle Wirtshäuser weit und breit

, sehlte auf keiner Kirchweih, und wenn es irgendwo Händel unter den Burschen gab, war er sicher da bei. Wie viel er von dem schönen Erbe noch sein Eigentum nennen konnte, darüber munkelte man allerlei, aber es gab wenige, die mit ihm hätten lauschen mögen. W er Meister Kahlberg beim Bier sitzen sah, ging ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht. Mit dein wollte er einmal seinen Spaß haben, sagte er tz. »Wie, Ihr auch hier, Meister?" rief er. „Das ist ja ein leibhaftiges Wunder I* »Ein Wunder

?" antwortete Kahlberg etwas ärgerlich. „Warum sollte ich nicht ein Glas Bier ÄÄen können, wie Ihr und andere?" »Ganz meine Meinung, Meister. Wenn man so dH ganze Woche schuftet wie Ihr, dünn verdient >uan wahrhaftig einen guten Schluck. He, Winter, gleich zwei, ich bin so ausgetrocknet wie ein Brach- ield im. Juli." Der Wirt brachte eilfertig das Bier. -Das eine Glas leerte Neumann auf einen ein- Äm Schluck, das andere zur Hälfte. »Das schmeckt!" rief er und strich sich den Bart, wahrhaftig, dem Mann

, der das Bier erfunden A. sollte man ein Denkmal setzen." Kahlberg betrachtete den Burschen, der solche Uge tun konnte, mit unverhohlenem Staunen. »Wißt Ihr, Meister, was mich wundert?" fuhr ^fer fort. »Daß Eure Frau Euch die Erlaubnis gegeben hat, ins Wirtshaus zu gehen! Oder seid Ihr ausgeknifsen?" Dabei lauerte er Kahlberg höhnisch an unter seinen dichten Brauen. „Ausgekniffen? Das Hab ich nicht nötig," er eiferte der Meister sich. „Mir hat niemand zu be fehlen." „Bravo, das ist ein Wort! Ein rechter

Mann läßt sich nicht von einer Schürze regieren. Mich kriegt so bald keine ans Schnürchen." „Nun, Neumann, es wäre doch wohl so langsam Zeit, daß etwas Vernunft in Eure Wirtschaft käme!" meinte ein alter Bauer. „Ach was, Vernunft habe ich einstweilen noch selbst genug. Prost Meister!" Damit leerte er sein zweites Glas und schlug es auf den Tisch. „Wir ttinken doch noch eins, nicht wahr?" Kahlberg ärgerte sich, aber er wollte sich von die sem übermütigen Burschen nicht trumpfen lassen, trank

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 7 of 8
Date: 07.07.1918
Physical description: 8
beklagt, sind weder die Meister noch die Ge hilfen schuld. Diese Preise sind durch die hohen Preise der Rohstoffe bedingt. Die Meister haben davon keinen unge rechtfertigten Gewinn. Uebrigens sind die Preise unserer Erzeugnisse in Innsbruck noch weit hinter jenen in anderen Landeshauptstädten zurück und ist. die Preissteigerung in anderen Artikeln noch unvergleichlich größer. Bisher bestand auf dein ganzen Festlande iin Herren- sck'nerdergewerbe der Brauch, daß das Nähzugehör, das ist Nähseide

, Nähzwirn und Heftfaden von dem Gehilfen selbst besorgt nrld beigestellt wurde. Infolge der eingetretenen .Knappheit an Nähzubehör war vielfach den Gehilfen die Veistellung des Nähzubehörs erschwert. Seitdem sind die Meister dem Gehilfen an die Hand gegangen bei der Be- schaffung des Nähzubehörs. In Innsbruck haben die Mei ster durch die Genossenschaft Nähzubehör nach Möglichkeit bezogen und den Gehilfen zum Selbstkostenpreis abgegeben, der viel geringer war als der übliche Tagespreis

Verlangen der Gehilfen ging nun dahin, daß die Meister dem Gehilfen das nötige Nähzubehör in Natura beistellen, wobei dann die Vergütung zu entfallen hat. Da nun auf jene Meister, deren Gehilfen das Verlan gen auf Beistellung in Natura nicht stellen, da sie beim bis herigen Zustande das Auslangen finden, von der Genossen schaft kein Zwang ausgeübt werden kann, so hat die letzte Meisterversammlung beschlossen, der freien Vereinbarung zwischen dem Meister und seinem Gehilfen zu überlassen, ob. wie bisher

, das Nähzubehör von dem Gehilfen beschafft und hiefür die Vergütung bezahlt wird, oder ob das Näb- zugehör von den Meistern in Natura beigestellt wird und die Vergütung git entfallen hat. So war der kundgemachte Nusschußbeschluß. Die entstellte Ausschußerklärung, wie sie Ihr Gewährsmann in Nr. 142 Ihres Blattes wiedergibt, ist buchstäblich erdichtet. Jeder Meister hat selbst das größte Interesse daran, daß die Gehilfen die Kleider liefern können. Wenn sie das Näh zugehör nicht mehr auftreiben

können oder mit der bezahl ten Vergütung nicht mehr auskommen, die Beistellung des Nähzugehörs in Natura verlangen, oder eine Erhöhung der Vergütung wünschen, so wird kein Meister dieses Verlangen grundlos abschlagen. Jnsbesonders werden die Meister im eigenen Interesse dem Gehilfen das Nähzugehör in Natura beistellen, wenn der Gehilfe eine Gewähr dafür bietet, daß das ihm gegebene Nähzugehör auch wirklich für die Zwecke des Meisters und nicht für unbefugt übernommene Privataufträge des Ge hilfen verwendet

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Außferner Zeitung
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Page 23 of 28
Date: 14.06.1913
Physical description: 28
er wieder lächelnd, „und mancher alte parbenreiber ist ein Tor! Keine Worte mehr, Freund. Ihr liebt Euren Meister, ich liebe einen Vater; damit ist alles m ^sagt. Wir gingen schnell durch das Haus, und bald darauf trat der Meister ein. ur.u I ^ en .war alles zu seiner Malerei fertig. Die Holz- bnlwn ^as beste Licht gestellt worden; auf dem Fuß- £ A .*2 ^ reitä l"r sein Opfer bereit, und Niente blickte Meisters stumm auf das große Altarbild, flpfiprwl C l leichenblaß aus. Seine Augen glühten Ha ober er warf

jedem von uns einen Blick stummen Hv u / w mein letzter Zweifel vernichtet wurde; Zweifel, aber er sah nur auf die beiden f Q rra s,' ^ war wtzt entschlossen, daß der Mann nötigen- Ni?ntP^ ganzen Tag am Kreuze hängen sollte. Er war allem dw Kunst und der Meister war alles in auem Niente sprach zuerst. toonb 5 ob legt ^ er e ^' sagte er, indem er sein zerlumptes Ge- feinn^m e * ter i r . a * ihm und berührte seine Brust mit Sew ® e u n Puger: „Ihr seid ein guter Sohn," sagte er p süilernder stimme, „Euer Vater

ist zu beneiden." " r hat Kummer, Meister, und ich liebe ihn", war die leise Antwort. Dann winkte er mir und ging schnell zum Kreuz. Er bat um feine Erleichterung seiner Schmerzen, er sprach nur einen Wunsch aus: „Laßt mich nicht voii dem alten Mann angerührt werden," flüsterte er mir zu, „Ihr seid stark, Ihr allein genügt." Er streckte seine Arme am Kreuze aus mid lächelte. Habe ich lange geschwiegen, Tonio? Ich wußte es nicht. Ich dachte über die folgenden Stunden nach und wie der Mann dort hing

, ohne uns durch ein Wort oder einen Laut zu sagen, daß er litt. Nur die mühsamen Atemzüge, die Schweißtropfen auf seiner bleichen Stirn und der geduldige Mund bewiesen, daß Giovanni Niente kein Steinbild sei. Es war mir unmöglich, ihn oft anzublicken, aber sein anderes Selbst, welches unter dem Pinsel des Meisters wuchs, sah ich an. Jetzt zitterte seine Hand nicht; der Meister malte rasch,_ sein weißer Kopf war zurückgeworfen, ach, wie früh war sein Kopf weiß geworden! seine Augen voll Eifer und Hoffnung. Ja, Hoffnung

, denn da seine Sehnsucht nach Wahrheit einmal Befriedigung gefunden, schuf er ein un vergleichliches, lebenstreues Bild. Aber er sprach nicht; Totenstille herrschte in: Zimmer, nur dann und wann durch Nientes tiefe Atemzüge unterbrochen. Der Meister hatte beim ersten Tageslicht zu malen begonnen; diese Stunden sind auch im Sommer kalt. Ich fröstelte, aber ihm stieg das Blut in den Kopf und ließ ihn wieder jung aussehen; in zwischen wurde der Gekreuzigte dem Marmor gleich. Die Helle Nachmittagssonne berührte die Wände

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 17.04.1910
Physical description: 16
ein Tropfen Blut geflossen wäre Wer hat es gewagt, in mein Atelier zu bringen ?" wetterte der Meister. Keiner getraute sich zu antworten. „Ihr könnt euren Fehler nicht verbergen und macht mir mit urem Schweigen die Galle kochen! Also nochmals, wer hat es ge nagt, mein Gemälde zu beschädigen und dann zu verbessern? Wer var im Atelier?" „Wir alle," antworteten zwanzig Stimmen. „Aber ihr habt nicht alle jenen Schaden verbessert." „Ich war es, M ister!" Der neue Schüler trat bescheiden aber fest

vor; es war ein junger, hübscher Mensch von etwa zweiundzwanzia Jahren. Einen Augenblick nur ruhte las Auge des Meisters scharf prüfend auf ihm, dann bot er ihm lächelnd die Hand, welche der Jüngling mit Küssen und Tränen bedeckte. „Du bist es, Antonio van Dyck? Und weshalb sandte dich van Paalen, dein ehemaliger Meister, zu mir? Was sollst du hier?" „Ich soll malen lernen," erwiderte Antonio bescheiden. „Malen? Aber das kannst du ja schon, mein lieber Freund? Du kannst jederzeit von mir gehen

, denn ich kann dir nichts mehr lernen, nichts mehr. Du mußt nach Italien gehen, mußt dort die großen Meister stutieren, in Rom, in Florenz, in Venedig, denn nur mehr dies fehlt deiner vollendeten Künstlerschaft. Nur mehr einen Rat habe ich dir zu geben, und das wird der letzte.sein ... Es gibt Leute, die sich einbilden, das Porträt entehre den Pinsel des Künstlers. Das ist unwahr, ein gelungenes Porträt hat sein Verdienst und dieses Verdienst wird das deinige sein. Ich erkläre dich schon jetzt als den Meister des Porträts

und damit als meinen Meister. Das sage ich, der ich Peter Rubens heiße." Sechs Monate später begegnen wir unserm van Dyck, wie er aus einem Pferde, welches ihm Rubens zur Verfügung stellte, langsam imch Brüßel zu reitet. In der Nähe des reichen, großen Dorfes Davelthem überholten ihn zwei Bauern, die denselben Weg nahmen und ihm ihre Bewunderung über sein herrliches Tier ausdrückten. „Das hat mir mein Meister geschenkt," nickte Antonio erfreut und streiche! e den glatten Hals des Pferdes. „Wer ist denn Euer Meister

gegenüber. „Heute habe ich wahrhaftig ein doppeltes Glück," begann dieser plötzlich, nachdem er sie lange betrachtet hatte; „zuerst gleich beim Be ginn meiner Reise dieser ehrenvolle Auftrag und nun das Ebenbild unserer Himmelskönigin als Modell." „Höre ich recht, Meister?" rief ganz erstaunt der Bürgermeister, „Ihr haltet meine Thekla solcher Ehre für würdig?" „Die Ehre ist auf meiner Seite, wenn das Mädchen einem Kunst jünger wie ich sitzen will." „O, Kind!" rief der brave Mann ganz begeistert

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Unterinntaler Bote
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Page 12 of 18
Date: 27.05.1911
Physical description: 18
sie sich nicht. Wie zur Flucht bereit neben der Türöffnung stehend, fand sie Fräulein Almari, als sie am Arm ihres berühmten Freundes das Künstlerzimmer betrat. Ella schlug das Herz bis an den Hals. So gern sie das getan hätte, es ward ihr zur Unmöglichkeit, den Blick zu dem großen Meister zu erheben. Die freundlichen Lobpreisungen ihrer herrlichen Stimme, mit denen sie dem Abbä Liszt von Fräulein Almari vor gestellt wurde, und ebenso die verbindlich-liebenswürdige Entgeg nung des Meisters rauschten wie Worte ohne Sinn

kn dem tobenden Applaus in Ellas Gemüt für einen Augenblick eine humoristische Stimmung durch. „Das Schlimmste is, das es nich geht, und das is kein Unglück!" flüsterte sie schelmisch — denn so hatte ihr Papa Krumholz noch heute mit gar komischen Trost versuchen gesagt und mit seinem schlichten Sinn den Nagel auf den Kopf getroffen! In Gottes Namen! mochts geh'n, wie es wollte! Dann aber erlosch jeder Gedanke an das, was ihr bevorstand i— die ganze Welt um sie her war plötzlich für Ella verschwunden — Meister

Liszt hatte zu spielen begonnen. Fest drückte sie sich in die Vorhänge, die sie vor dem Publikum verbargen, ihr aber den Ausblick auf das Podium gestalteten. Die dort Befindlichen konnten sie freilich sehen, aber das machte ja nichts. Lag es denn wirklich in menschlicher Macht, daß jemand so spielen konnte? Nein — der Meister spielte nicht — der war Musik! Das waren keine ge machten Töne, das war ein Teil seines Selbst, was ihn mit so be zaubernden Klang umwogte. Papa Kaiserling war gewiß

auch ein großer Künstler, aber das Bewußtsein, daß man einer bewunderns würdigen Kunstleistung lauschte, das verlor man nicht, während man ihm zuhörte. Hier aber — hier perlten einem die Töne entgegen, als ob sie gar nicht aus dem Klavier kämen, sondern vom Meister selbst ausgingen, so stark und lebendig, so verkörperlicht und beseelt waren sie auf einmal da; wie etwas Unmögliches berührte der Gedanke, daß dieser bezaubernde Tourest ^urch das leichte spielende Hingleiten seiner feinen beweglichen Finger

aus den Tasten hervorgerufen werde. Nein, der Meister spielte nicht — er machte durch einen Zauber die Kompositionen lebendig, daß sie wie beseelte Wesen lachten und weinten, schluchzten und jubelten. Und was die Melodien sangen, das lebte auch die ganze Erscheinung des Spielenden mit, seine .Haltung, sein Gesicht, seine Hände — wie toll-übermütig agierten die nicht insgesamt das Scherzo, das soeben mit ansteckender Lustigkett durch den Saal kicherte und alle froh stimmte, die es hörten! Ella wußte

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Lienzer Nachrichten
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Page 15 of 20
Date: 13.06.1913
Physical description: 20
. Du wirst diese Holzplatte heute abend auf deine Staffelei stellen und in deinen Träumen über das Gemälde Nachdenken, und morgen beginne zu arbeiten. Gleiche dem Marsyas der alten Mythe: fürchte dich nicht, zu flöten, obgleich du die Musik der Götter hörst: denn Musik bleibt Musik, obschon du sie zum Donner machen wolltest." „Das Christusbild — das Christusbild!" murmelte der Meister, als ob er nichts gehört habe, und seine Augen hafteten auf dem Mittelkreuze, welchem noch die Figur fehlte. „Nachts ist es mir erschienen

, in der Morgen dämmerung durchschauerte mich die Ehrfurcht vor seinem Eindrücke, aber als ich früh aufstand, um es bei Tageslicht zu malen, entfloh es — die Glorie und die Seele des Bildes entfloh, nur die Form blieb. Kannst du das verstehen?" „Sonderbar!" sagte. Andrea nachsinnend, „ich hätte ge dacht, bei deiner Schöpfnngskraft würden Träume hin reichen und ein Modell nicht immer erforderlich sein." „Ich male alles nach dem Leben, alles", antwortete der Meister schnell. „Tie Natur ist die Herrin, die All

bezwingerin der Kunst. Sieh' das Büschel Tausendschönchen in dieser Ecke, „du findest sie unter einer Zypresse auf L>an Miniato stehen. Die Mutter Gottes ist meine eigene Schöpfung, aber nur, weil fein Frauengesicht mir genügte. Die beiden Marien sind meine verstorbene Frau und Marcos Tochter. Einer der Schächer ist Ragno, und du wirst noch andere Florentiner Gesichter in diesem Volks haufen erkennen. Das soweit fertige Bild ist gut, aber das ! Christusbild — ach!" sagte der Meister, „wie male

, ebenso wie in jedem Marmorblocke eine Statue auf die Meisterhand wartend ruht. An Träume glaube ich nicht. Sie kommen aus dem leeren Magen und von trägem Blute. Iß mehr Polenta, trinke etwas mehr Wein, und solche Trugbilder werden fliehen. Aber du wirst ein Modell zu dem Christusbilde brauchen, und ich iibernehme es, dir den Mann zu schicken. Da alle Modellsteher zu mir kommen, weiß ich, daß du Schwierigkeiten haben würdest, solche Signori hier zu fesseln." ' , „Das ist wahr," seufzte der Meister

. „Wenn ich dieses Bild beende, werde ich dir viel verdanken, Freund. Ragno und ich —" „Ich weiß es, er prahlt schon, daß dein stolzes Haupt auf dem Gefängnisstroh schlafen soll. Aber die Frati haben Geld und versprechen eine große Summe für das Altarbild — achthundert Goldgulden." „Meister, das hat Euer Schutzengel erwirkt!" rief ich hoch erfreut, und ich fühlte fast freundschaftliche Zuneigung zu Andrea, wie nie vorher." „Es ift spät!" sagte er aufstehend, „ich muß heimgehen. Schlafe wohl und setze dich morgen

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Alpenrosen
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Page 3 of 4
Date: 06.03.1915
Physical description: 4
39 er den Burschen genau, kamt schob er das Werkzeug, das auf einer Bank lag, aus ein Ende zusammen und setzte sich. „Setze dich her zu mir!" lud er ein. Als der Bursche neben ihm Platz genommen, die Zenz zum Ulrich. „Ich habe es ja gewußt, daß der Vater einen Gesellen braucht. Nun hat er einen." Und sie ging und brachte das Kämmerlein unter dem Dache in Ordnung. Werkstätten gearbeitet. Er verstand seine Sache und wußte Hammer und Feile -wohl zu handhaben. Der Meister sah dem gewandten Gesel

," erklärte der Bursche und schlug ein. „Ta ist alles in der Richtigkeit," stimmte der Schmied bei. Daraus ging er hinaus und ries die Zenz. - Ulrich blieb noch eine Zeitlang sitzen auf der Gredbank und sah den Spatzen zu. Dann erhob er nch und schlenderte hinauf in den Wald. „Könntest etwa gleich- heute anfangen zu arbeiten?" frug Meister Thomas seinen neuen Gesellen. „Ich habe gerade eine drin gende Arbeit da, und wenn die heute fertig würde, gäbe es nwrgen kein Geschere damit. Im übrigen könntest

Meister gelernt und auf der Wanderschaft auch oft in großen Sanitäter beim Kartoffelschälen. allemal glitt ein zufriedenes Lächeln über sein rußiges Gesicht. Als der ein fertig gestelltes Stück auf die Bank warf, wollten dem Meister ge rade einige Worte des Lobes über die Lip pen kommen. Aber er sprach sie nicht aus. „Wie heißest du denn?" frug er statt dessen. „Seinen Gesellen muß man doch beim Namen rufen können." * Der Gefragte wischte sich die Hände am Schurze ab und fuhr mit dem Hemdärmel

trocknend über Gesicht und Stirne. Nach her holte er aus seiner Joppentasche das Wanderbuch hervor und reichte es dem Meister. „Wolfgang Ebenmüller," las er. „Wirst halt Wolf genannt werden?" Derweil er die Bälge trat, las er beim Scheine des Essenfeuers die Eintragungen im Wander- . buche seines Gesellen. Schlag--sechs Uhr legte er den Hammer beiseite, löschte die Glut in der Esse und sagte: „Es ist Feier abend !" Als die Werkstatt aufgeräumt war, schlug er dem Gesellen auf die Schulter und sah

tun? Die Meisterin und Zenz waren im Haushalt be schäftigt und der Meister las die Zeitung. Es ging schon stark gegen Abend. Die vom Abendröte angehauchten Wolken ver blaßten allmählich, und auf der Erde lagerte sich Schatten an Schatten. Wolf betrachtete

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Alpenländische Bienenzeitung
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Page 5 of 20
Date: 01.10.1912
Physical description: 20
„Ziegenreut", der um eine ganze Gaissprungslänge seinen dörfischen Mitbrüdern voran war. Er war der Rat, er war der Advokat, er war der Richter und Schlichter aller Dinge in „Ziegenreut". Seines Hand werkes ehrlicher Meister der Kleidermacherzunft, trug er selbst die zer- rissendste Hose, seine Rockärmel zeigten die mutwilligsten Fransen und und klafften in der Ellbogengegend wie eine dreihundertjährige vom Alter zerrissene Klotzbeute. Trotz alldem aber stellte der Herr Schneidermeister von „Ziegen reut

" seinen Mann. Und passierte es einmal, daß der weise Ratskarren ganz verfahren war und im Sumpfe nicht mehr vor- und rückwärts konnte, dann hieß es immer: „Meister Flick, hilf uns, wir können nimmer!" — Und dann kam der Wert seiner Persönlichkeit erst voll und ganz zur Geltung. Er nahm bedächtig eine Prise, schob grimmig die Hornbrille auf die Stirne und richtete und urteilte, und heraus aus dem Kot flog der Karren. In Ziegenreut herrschte Jubel und Freude: Meister Flick schaffte Ordnung trotz Fransen

und Ellbogenlöcher. Sehen sie nun, meine sehr geehrten Herren! auch unsere Imkerei ist, allem Schöngetue und aller Großmäuligkeit zum Trotz, ein tief in den Morast geratener Karren, den die weisesten Männer vergeblich herauszerren wollen. Die Meister der Wissenschaft zerren voran, die Größen der Phantasie zu beiden Seiten, die Künstler und Erfinder schieben hinten, aber der Karren bleibt flecken und rührt sich nicht. Ja warum? Ja nun, weil die Herren sich zu sehr drücken und stoßen, pusten und schimpfen

, weil sie sich auf die Zehen trampeln und weil einer „Hotto!" und der andere „Ziehie!" schreit — weil's nett einig sann und weil's nett sich vertragen können und an der rechten Wage zur selben Zeit zerren. Da möcht's eben der Jung-Klaus mal machen, wie Meister Flick: er schiebt die Hornbrille auf die Stirn, nimmt eine Prise und ruft froh lachend: „Halloh!" Und raus müßte der Karren, — wenn nur alle täten, wie er es möchte. Meine sehr geehrten Herren! Ich will nicht ungerecht sein und herzlich gern die modernen

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