Schauspielerin, doch leider er folglos. Da er aber jung, reich, wohlgebildet und gewandt war, so erreichte er es doch, daß er eines Abends die von ihm begehrte Schauspielerin nach der Vorstellung erwarten und sie zum Souper führen durfte. Fräulein Lu verhielt sich aber sehr kühl und formell, denn sie hegte besondere Gefühle für einen jungen Maler, der zwar sehr arm, aber äußerst talentiert und ihr gegenüber sehr zurückhaltend war. Und dies eben reizte Lu, denn alle Männer vergötterten und verwöhnten
sie und Widerstand konnte sie nicht ertragen. Eigentlich langweilte sie sich in Henris Gesellschaft, immer mußte sie an den jungen Maler denken und an seine Kälte und Gleichgültigkeit ihr gegenüber. Henri wollte Lu seine be sondere Zuneigung zeigen und fragte sie ganz ungefähr: „Se hen Sie an meiner Hand diesen Ring, wie gefällt er Ihnen?" „Oh, er ist sehr schön und scheint auch ebenso kostbar Zu sein," entgegnete Lu. ,Za, er ist es, ich bekam! ihn auch aus schönen Händen, aber da ich Ihnen beweisen
will, daß Sie mir alles sind, mein ganzes Sehnen und Träumen, so er laube ich mir. Ihnen dieses schöne Kleinod zu verehren, meine angebetete Lu," und Henri streifte ihr den Ring an den Finger. Fräulein Lu behielt wohl den Ring, aber ihr Herz gab sie doch nicht zum Pfand. Wütend, rasend, zornig war Lu; mit hastigen Schritten durchkreuzte sie ihr so reizendes Boudoir. Tränen standen in ihren Augen, alles warf sie in ihrer Wohnung durcheinander. Und warum? Weil ihr spröder, kleiner Maler ihr noch nicht den Hof machte, ihren Feuerblicken
noch nicht erlegen, ja sie gar nicht beachtete und immer gleichgültig und kühl blieb. „Aber warte nur, ich Werde doch noch in Deinen Armen liegen und sei es durch List und Raffinement," so dachte Lu, Sie machte sich zum Ausgang fertig und als sie so durch die Straßen bummelte, bemerkte sie plötzlich von weitem ihr Schmerzenskind, den Maler. „Jetzt oder nie," erwog sie schnell und, als beide nur wenige Schritte von einander entfernt waren, fiel Lu ganz plötzlich in Ohnmacht. Der Maler konnte sie gerade
werden, bitte nehmen Sie diesen Ring zum Zeichen des Dankes." Ter Maler konnte nicht nein sagen, denn die bezaubernde Liebens würdigkeit Lus überwältigte ihn und er fühlte in diesem Augenblick, daß Geben seliger als Nehmen ist. Der junge Maler besaß ein reizendes Modell, dies war sozusagen sein guter Engel, da sie Freud und Leid, Er folg und Mißgunst, Armut und Wohlergehen und Überhaupt alles mit ihm teilte. Es ist ganz selbstverständlich, daß dies kostbare Rundreise-Ringlein auch die Hände dieser Frau