207 wahrgemacht. Hätte sie doch auf ihn gehört und sogar an ferne Werbung muß sie jetzt oft denken. Ach, sie vermißt ihn ja so lehr. Jst's denn doch Liebe, diese Sehnsucht, dieses Bedürfnis, ihm ce- mütig zu sagen, daß er Recht gehabt? Nun wird's ihr wohl gehen, wie so vielen Anderen, die in der Jugend, in blindem Elfer, een Kopf voll unausführbarer Pläne das wahre Glück verscherzt ha ben und dann zu spät zur rechten Erkenntnis kamen. — , Hör mal, Mutter, die Briefe unserer Kleinen gefallen
doch stets höllisch ernst mit ihren Pflichten genommen und nur pure Menschenliebe hat ihr eigentlich diese Anschauungen zudiktiert; nur falsch ange- sangen hat sie's." „Weißt du was, Alterchen," meint Frau Mertens, „du fährst einfach mal hin, aber nicht zu ihr, sondern besprichst dich mit dem Schulrat. Ta wirst du dann hören, ob deine Ver mutungen zutreffen." „Ein gu ter Gedanke," lobt Papa Mer tens, „den werden wir mal so schnell als möglich aus- führen." Und der Alte hält Wort Vier Tage später sitzt
das Gemach. „Tagen Sie mal, lieber Herr Mertens," sagt er plötzlich, vor dessen Stuhl stehen bleibend, „würden Sie mir eine etwas indiskrete Frage erlauben? Ist Fräulein Käte Ihre leibliche Tochter?" Mertens erklärt den Sachverhalt und bemerkt mit Erstaunen, wie fern Gegenüber mit völlig blassem Gesicht in seinen L>tuhl zurückfinkt, die' Augen mit der leise zitternden Hand beschattend. Ta glei tet em Strahl der Freude, des Erkennens plötzlich über das alte, liebe,' eben noch so traurige Gesicht
sie eine Vision? — Zu Hause angelangt, wartet ihrer eine neue Ueberraschung. Ta sitzt auf ihrem Sopha mit dem glücklichsten Lächeln Papa Mertens und neben ihm — Herbert Köhler. Kaum hat er sie erblickt, springt er auf, ihr entgegen. „Käte, arme Gemälde von H. Sperling.) kleine Maus! Was hast du ge litten! Aber gut ist es vielleicht dock so. Bist du nun überzeugt, du kleiner Reformator? Käte, liebe Käte, wenn ick dich nun heute noch mal frage? Sieh', ich habe nie aufgehört, dich zu lieben und dein Vater, Käte
, unser Vater und auck die Mutter, wären so glücklich; von mir gar nicht zu reden!" Käte kann nicht antworten, es ist zu viel des Glückes nach all' der Sorae. Sie läßt es ruhig geschehen, daß Herbert sie an seine Brust zieht und einen Kuß auf ihre Lippen drückt. „Nun, denke ich, dürftest du auch mir mal „Guten Tag" sagen," läßt sich da Papa Mertens aus der Sophaecke vernehmen und mit einem Jubelruf, der alles Glück, alle Freude in sich, schließt, wirft sich Käte in die Arme ihres Vaters. „So, Kleine