Der schmeckt gewiß ebenso gut," und er bückte sich, um der Alten den Korb zu reichen. Erschrocken fuhr diese in die Höhe und blickte den Schaffner bestürzt an. „Was rausschmeißen, das schöne Kaschen," rief sie. „Nein, Herrchen, dann will ich man selber lieber aussteigen und zu Fuß nach Königsberg gehen, und wenn ich die ganze Nacht laufen muß." Und sie raffte ihr Gepäck zusammen und ging schwankend.zur Tür, deren Drücker sie faßte, um zu öffnen. „Sie, was machen Sie denn da?" schrie
der Schaffner bestürzt und riß die Frau zurück. „Sie können doch mitten im Fahren nicht aussteigen, und zu Fuß kämen Sie vor übermorgen ja nicht nach Königsberg." „Nicht? Äch, mein Gott!" Die alte Frau ließ trostlos den Kopf hängen, und so lächerlich es auch war, daß Eine mitten auf der Strecke aus einem dahinbrausenden Zuge steigen wollte, niemand lachte mehr. Die rührende Einfalt der alten Bauernfrau hatte sie entwaffnet, hatte Zorn und Spott unb Hohn znm Schweigen gebracht. Der Dicke fuhr mit der Hand
in den Augen hatte, zog die alte Frau wieder neben sich auf ihren Platz, während andere sich abmühten, ihre Körbe und Beutel unter die Bank zu zwängen, da mit nichts entzweigetreten würde. „Na, dann ist ja alles komplett," sagte der Schaffner lachend und nickte der Alten zu, als er hinausging. Der Dicke blieb breitspurig vor der Frau mit dem Limburger Käse stehen. „Sie sind wohl noch nicht viel aus der Eisenbahn gefahren, Altchen, was?" „Noch keinmal, Herrchen." „So, so. Nach Königsberg
wollen Sie?" „Ja, meine Trude besuchen will ich da." „Ist wohl Ihre Tochter?" .„Ja, Herrchen, mein einziges Kind." „Dort verheiratet?" „I wo, sie ist ja erst zwanzig. Nein, eine feine Stelle hat sie da in Königsberg beim Herrn Professor Charisius, als Kinder fräulein. Ja, ja, ich habe sie was lernen lassen. .Ich wohne ja auf dem Lande, vier Meilen von Rastenburg weg. Aber meine Schwester hat da gewohnt und da ist meine Trude gewesen und hat da die hohe Schule besucht. Und ich habe alles allein be stritten, denn der Trude
wieder gelacht über die einfältige Bauern frau, aber niemand ließ es sich merken und in Königsberg ange kommen, sagten ihr alle freundlich adieu. Aber helfen und raten tat ihr niemand. Jeder hatte genug mit sich selbst zu tuu und so stand sie auf dem Bahnhof mitten in einer sich drängenden Menschenmenge, hin- und hergestoßen, verwirrt und benommen von dem Gewühl, dem ungewohnten Lärm um sie her. Da trat ein Mann in blauer Bluse und roter Mütze, auf deren vorderen Rand eine Nummer stand, auf sie zu. „Wohin