Mittwoch m 26 Octobsr *8tö WMMrr M«chrichmZl" 3 Mt. 244 dessen beweist der Tod des Dieners Barisch und die Jnficierung seiner Wärterin, wie des Dr. Müller, dass auch mit Reinculturen von Pest¬ bacillen nicht zu spasseil ist. Auch die Angabe, dass die Pest nur durch Berührung eines pest¬ kranken Individuums, nicht aber durch die Luft, weiter verbreitet werden könne, scheint den That- sachen zu widersprechen; denn dass
die Krankheit weiter um sich gegriffen habe. So ist denn zu hoffen, dass die Gefahr, vor welcher ganz Wien zittert, vorübergehen werde. An diese Hoffnung knüpfen wir Wiener aber auch die andere, dass der bei dieser Gelegenheit wieder beobachtete Zopf einer moderneren Auffassnng der von den Regierenden den Regierten gegenüber in sanitären Dingen zu beobachtenden Pflichten weiche. Dr. Müller. Ein Opfer der Wissenschaft Die Hoffnungen
, welchen man sich in Folge einiger günstiger lautenden Bulletins bezüglich des Krankheitsverlaufes der Dr Hermann Müller hingegeben hat, haben sich als trügerisch erw.esen. Der junge Arzt, der sich selbst den baldigen Tod prophezeit hatte, ist der Krankheit erlegen, deren wissenschaftlicher Erforschung und Bekämpfung sein Leben gewidmet war. Ohne jedes Pathos, ohne alle Heldeupoje, wie ohne die Delirien der Todesangst sah er sein nahes Ende herankommen. Er starb
zum Pavillon hineilte, um den Zettel abzujchreiben. Man kann sich denken, von welchem Entsetzen der betreffende Arzt erfüllt war, als er so plötzlich die von Dr. Müller über sich selbst gestellte Diagnose, daS über sich selbst gefällte Todesurtheil las . . . Die Diagnose wurde von Dr. Poech bestätigt und nun wussten es alle Aerzte im Hause, dass er rettunglos verloren war. Ein Specificum zur Behandlung der Pestpneumonie gibt es leider
ihn, als ihm Dr. Poech versicherte, dass bie Jußcuon nicht weiter um sich gegriffen habe; diese Versicherung versetzte ihn sogar in recht aufgeräumte Stimmung, in welcher er fast den ganzen Samstag Nachmittag verblieb. Abends wurde eS aber schlimm und schlimmer. Um halb 9 Uhr meldete Dr. Poech: Sensorium getrübt, Temperatur in erschreckender Weise bis auf 37 2 gesunken, größte Gefahr. Gegen 10 Uhr verfiel Dr. Müller in vollständige Bewusst osigkeit