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Tiroler Wastl
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Page 8 of 12
Date: 11.05.1913
Physical description: 12
, die Sache nicht weiter veröffentlichen zu lassen, denn hätten die Herren nichts vom Artikel Lourdes und die Monisten gesagt, dann hätte es diese ganze Sache auf jeden Fall nicht gegeben. Der Vorsitzende fragt den Zeugen Müller ein- driuglichst, ob das wahr sei, was er vorher über seine Erlebnisse in Lourdes erzählte. Der Zeuge bejaht diese Frage und erzählt aus weitere Fragen des Vorsitzenden und R.-A. Rosenthals, er habe selbst auch schon zweimal als Führer von Lourdes teilgenommen. lieber

den materiellen Erfolg dieser Tätigkeit äußert sich der Zeuge sehr zurückhaltend. Dr. Aigner: Haben Sie in Ihrem Vortrag nicht auch erwähnt, ein deutscher freidenkerischer Arzt sei in Lourdes geheilt worden? — Zeuge Müller: Ja. — Vors.: Woher wissen Sie, daß er geheilt wurde? — Zeuge: Ich weiß es nicht. Wie ich iit Lourdes untersucht war, hat ein deutscher Arzt zu mir gesagt, ich soll die Muttergottes nicht ver gessen. — Vors.: War das ein Freidenker? — Zeuge: Das weiß ich nicht. — Vors.: Warum behaupten

Sie es dann? - Zeuge schweigt. Vors.: Da weiß man wirklich nicht mehr, ob über haupt etwas Wahres au Ihren Angaben ist?! Damit wird die Verhandlung bis nachmittag 4 Uhr unterbrochen. Während der Mittagspause neh men die beiden ärztlichen Sachverständigen eine Un tersuchung des Zeugen Müller vor. Müller ent bindet Generaloberarzt Dr. Enderle ausdrücklich von der Schweigepflicht. In der Na ch m i t t a g s i tz u u g erstattete zuerst unter Ausschluß der Oeffentlichkeit Generaloberarzt Dr. Enderle sein Gutachten

. Er hat den Zeugen Müller und seine Familie seit langen Jahren behan delt. Müller stammt aus einer neurasthenischen Fa milie, litt selbst seit 1900 an Kopf- und Rücken schmerzen und an Schwindel. 1907 erkrankte er an Lues. Von diesem Leiden blieben nervöse Erschei nungen zurück. 1909 erkrankte sein Kind an Rachi tis und luetischen Exanthemen. Müller selbst er krankte 1910 air schweren Krampfanfällen, Stimm bandlähmungen, die jeweils nach wenigen Tagen sich bessertcir uitb .änderen

Lähmungserscheinungen hysterischer Art. Nach zweimonatlichem Aufenthalt wurde Müller am 27. Dezember 1910 aus den: Krankenhaus entlassen. Er mußte damals beim Ge hen sich auf zwei Stöcke stützen. Am 16. März kam er noch einmal in die Sprechstunde des sachverstän digen, ohire etwas davou zu sagen, daß er nach Lourdes wolle. Am 31. Mai stellte er sich dem Sach- verständigen wieder vor. Es war zweifellos festzu stellen, daß Müller ohne Stöcke und ziemlich rasch gehen, auch wieder klar sprechen konnte, aber die objektiven Symptome

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Sterne und Blumen
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Page 2 of 8
Date: 11.02.1917
Physical description: 8
«saoognmiir» 4 > 42 ♦ das weiche Fensterkissen gestützt, starrte sie fortwährend nach emer Richtung des Garrens, regungslos, wie'zu ^tem oer- wandell. plötzlich aber kam Leben in che. Sie Iran einen Schrill zurück, hob die Hände empor un!P schlang lie Mil einem Ausdruck 'so namenloser Verzweiflung ineinander, als könne sie das Leben nichl mehr erlragen. voller Befremden und voll innigem Mitleids war Müller Zeuge dieser Szene, und immer wieder legle er sich die Frage

vor, was die sonst so gleichmäßig ruhige Frau, die stets eine außerordentliche Seelenstärke bewiesen halte, veranlaßt habeii mochte, sich einer so wilden Verzweiflung hinzugeben. Und schließlich fand er die Antwort auf die Frage, oder doch wenigstens den !vea, den er zu gehen halte, um Aufschluß zu erhalten. Frau Bergs Augen batten ihm die Richtung ge-, geben, als sie mit dem Ausdruck des Entietzens an einem bestimmten Punkte des Gartens hingen. Diesen Punkt züchte Müller aut. Sein Weg führte ihn zu einer kleinen, etwas höher

gelegenen Wiese, an deren Rand jenes Goldfischbassin sich befand, dem Frau Berg aus- gewichen war. als Müller lie von der allen Marmorsäule nach dem Hause batte gehen sehen. Der Platz der dem oberen Lude des Marlens ziemlich nahe war. war beute recht belebt. Line Anzahl Arbeiter war danut. beschäftigt, .den hoben hölzernen Zaun, niederzulegen, der den Garien von. dem angrenzenden Felde abschloß, und zwei Erdarbeiter machten sich an dem Bassin zu schaffen. Dek eine fing mit einem weißen Gazenetze

die Goldfische ein. der andere aber stand fast bis zum Gürtel im Wasser und schraubte die Rohre des Springbrunnens ab. . .... Müller nahm auf einer in nächster Bähe des Bassins stehenden Bank Platz. Die an sich harmlose Beschäftigung der Leute mußte es sein, die Frau Berg zu jenem wilden Gefüblsausbruch veranlaßt batte, dessen Zeuge er zufällig geworden' denn auf der ganzen Sehlinie ihrer Augen gab es keinen anderen Vorgang, der ihre Aufmerksamkeit ge fesselt haben konnte. Müller folgte daher, sorgfältig

den weiteren Arbeiten, als plötzlich, nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Frau Berg auftauchte. Sie war noch immer leichenblaß und ihr Gang war müde und schleppend, ihre Valtung unsicher. Erst als ihr Auge auf Müller fiel, zwang sie sich mit äußerster Willenskraft zu einer ruhigen Haltung und ging mit einem freundlichen Reigen des Hauptes an ihm vorüber, ohne das Bassin auch nur mit einem Blicke zu streifen. Müllers Augen folgten ihr nicht ohne eine- gewisse Be wunderung. „Die Frau besitzt

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Sterne und Blumen
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Page 2 of 8
Date: 28.01.1917
Physical description: 8
* 26 + rechtigkeit zu übergeben, und war nicht in der Lage, den Lauf des Schicksals aufzuhalten. — Ein schöner, milder Abend lag über dem Garten. Müller hatte jedach nicht das Bedürfnis, ihn im Freien zu verleben. Er saß vor seinem Arbeitstisch und blätterte in einem päck- chen Zeitungen, das er furj vorher durch die Post erhalten hatte. Er versuchte auch wiederholt in deH Inhalt der «Zei tungen einzudringen, trotzdem ihm nur wenige Wörter ver ständlich waren. Es waren schwedische «Zeitungen

, und zwar vier Nummern des in Stockholm erscheinenden „Swenska Dagbladet". Alle diese Nummern trugen das Darum vom 25. August und waren vier Jahrgängen des täglich erschei nenden Blanes entnommen. Müller hatte, kurz nachdem er im Notizbuche des Er schossenen den Vermerk über die Zeitung und das Datum ge funden. an die Redaktion des Blattes das Ersuchen gerich tet. ihm, sofern das noch möglich wäre, die betreffenden Nummer,r aus den letzten Jahrgängen wenigstens leihweise zur Einsicht zuzuschichen

. Das war geschehen, und Müller befand sich nun in erklärlicher Aufregung, ob seine Ver murung. daß in einem der Blätter ein Fingerzeig für den weiteren Fortgang seiner Nachforschungen sich fiitden werde, sich zuireffeiid erweisen würde oder nicht. Seine Erwartung sollte nicht allzulange auf die probe gestellt werden. Das Mädchen meldete ihm einen Ferrit Eederholnr, und gleich daraus trat dieser selbst in das Zimmer. Der neue Ankömmling war ein Schwede, der vor einem Jahrzehnt an der wiener Universität studiert

aus einer der skandinavischen Sprachen ins Deutsche zu tun war. Das war der Fall, als es sich darum handelte, den Inhalt des Notizbuches, das man bei dem Er schossenen gefunden hatte, festzustellen, und Eederholm wußte sofort, weswegen ihn Müller zu sich gerufen hatte, als er das kleine Büchlein auf dem Arbeitstisch bemerkte. Müller bat ihn. sich zu setzen und ihm gegenüber platz nehmend, reichte er ihm die vier Nummern des „Swenska Daabladet" mil dem Ersuchen, den Inhalt der Blätter zu verdeutschen. „Aus welcher Rybrik

w urschen Sie, daß ich Ihnen vor lese?" fragte Eederholm während er flüchtig in den Zei tungen blätterte. „Ich denke, wir beginnen mit den Tagesneuigkeiten", er widerte Müller. Eederholm nickte zustimmend und begann, die Einzel heiten dieser Rubrik aus der jüngsten, aus dem Iabre l886 stammenden Zeitung deutsch vorzulesen. Müller folgte mi> gespannter Aufmerksamkeit seinen Worten; als aber'Eeder holm innebielt und ibn einen Augenblick erwartungsvoll an sah, schüttelte er nur leicht mit dem Kopfe

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 5 of 12
Date: 01.03.1913
Physical description: 12
beitreten wollte. Und als er setzt beitreten wollte, habe man ihn nicht ausge nommen und er mußte aus der Fabrik und ist nun samt der Familie dem Hungertode ausgesetzt. Wie war nun die Geschichte? Vor etwa fünfzehn Jahren war Müller ein e-ifri- ger Christlichsozialer und auch Mitglied der christ lichsozialen Arbeiterorganisation. Dagegen haben die übrigen Arbeiter, die damals auch nur zu einem geringen Teile organisiert waren, nichts eingewen det, aber sie lagen trotzdem schon in schwerem Kon flikt

mit Müller. Dieser Mensch verfügt nämlich nicht über das Solidaritätsgefühl des Allerindiffe rentesten. Jeder Arbeiter weiß, daß der Akkord lohn sinkt, wenn ein Arbeiter sinnlos „hinhaut". Müller hat nun so schnell und natürlich auch schleu derhaft gearbeitet, daß für einen bestimmten Arti kel der Akkordlohn von 48 auf 16 Heller herabge drückt wurde. Müller blieb unangefochten in der Fabrik. Er ließ aber die anderen Arbeiter nicht in Ruhe. Im Jahre 1900 war eine schwere Krise und es wurde

nur Dreivierteltage gearbeitet. Da sagte der harmlose Mensch: „Die roten Hunde sollte man h i n a u s s ch m e i ß e n, damit wir den ganzen Tag arbeiten könnten!" Seine Art, den Akkordlohn zu drücken, bedielt er weiter bei. Man hat ihn wiederholt aufmerksam gemacht, wie schädlich sein Verhalten sei: er änderte sich aber nicht und im Jahre 1905 wurden deshalb die Akkordlöhne erheblich reduziert. Vor Weihnachten 1911 wurde in einer Werkstät tenbesprechung beschlossen, daß die Regulierer, deren einer auch Müller

war, ihre Verdienstmöglichkeit von 38 auf 43 Kronen wöchentlich erhöhen sollen. Die übrigen Regulierer kamen trotzdem nicht aus 43 Kronen, wohl aber hat Müller schon in der er sten Woche diesen Lohn erreicht. Er arbeitete näm lich s ch l e u d e r h a f t und schlecht, dafür brachte er aber viel fertig. Die anderen Regulierer saaten ihm, daß es nicht arm ^ auf diese Weise den Verdienst zu erhöhen. Die Regulierer hielten eine Besprechung ab und hier wurde dein Müller das in entschiedener Weise klargemacht. Er besserte

sich aber nicht. Die Regulierer mußten sich nun bei der Betriebsleitung beschweren, denn Müller schä digte sie sehr. Schlechte Arbeit des Regulierers ist vor allem ein großer Nachteil für den Arbeitet, der nach dem Regulierer an dem Stücke zu arbeiten bat, uitd sie ist ein Schaden für die engeren Kollegen, denn wenn die schlechte Arbeit fertig ist, weiß man doch nicht, wer sie gemacht hat, und alle Arbeiter werden dafür verantwortlich gemacht. Die Betriebs leitung forderte nun Müller auf, anständige Arbeit zu leisten

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Sterne und Blumen
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Page 4 of 8
Date: 11.02.1917
Physical description: 8
Die neue tDeidtfelbrfi&e bei PÜIÄroy: ein Werk österr.-unzar. Kulturarbeit in Polen. schweigender Bewunderung das imposante Bild in sich auf- nahmen. iagte Frau Berg mit klarer stimme: „Zeus Dablgren Nt durch meine Hand gefallen." „Tlije!" icbrie Berg aut. während Doktor Zell und Müller auts tietste er'chutteri am die von ibnen so bocbverebrte Frau blickten, die sich da soeben selbst des Mordes berichtigte. Mit kaum borbaren Hcbritten ging sie zu ibrem Balten und tank vor ibm nieder. „Du töuter

! Du Armer!" schluchzte sie. nacb semen Hän den fallend. „Daß ich dir das antun mußte!" Berg zog sie zu sich empor. Tr bielt sie in seinen Armen und küßte immer wieder das bleiche Besicht, über, das die bellen Tränen rannen Dann tagte er ihr tief in die Augen schauend, mit lauter, oollklinaener stimme: „Mein teures Meib — was auch immer kommen mag, wir beide geboren zuammen." Müller fubr sich >ibe> die Augen Tr verstand es beinabe nicht, was da um ibn vorging Und io überflüssig kam

er sich in diesem Augenblicke bier vor daß er sich am liebsten davonges'chbchen bätte wenn ibn nicht, die Pflicht aezwungen hätte, zu bleiben. schweigend Üanden die vier Menschen beieinander: Bera und seine Gattin eng anemandergeschmiegt Doktor Zell und Müller trübe vor sich binüarrend Tndlich wandte sich Doktor Zell an den Kriminalbeamten „Hie haben ja wobl einen Haftbefehl bei sich", sagte er und seine Htimme klang scharf iind schneidend Müller erwiderte nicbts Bur ein trauriger Blick streifte den Advokaten Bera ober

der ebenso wie seine cBattin voller Befremden über die Morte des Doktors waren, fragte: „Mas soll das beißen. Mchard?" „Das soll beißen " enig.gneie dieier. „daß Herr Müller nicht Ingenieur, sondern Geheimpolizist ist und in eurem Haute Tingang suchte, um den Fall „Mord aut dem Hot- tinger Felde" aufzuklären." „Uebei Frau Bergs «Besicht flog ein aualvolles lächeln „Ho wollen Hie mich also verbaften^" sagte sie leise, auf Müller zutretend: und dieser erwiderte ebenso leise: „Za. gnädige Frau, ich muß Hie

verbatten " teile nickend bot Frau Berg ibm die Hand, und mit solchem Meb erfüllte den Kriminalisten diese einfache Be wegung. daß er nur mit Mübe die Tränen zurückzubalten vermochte Berg aber brach in ein krampfartiges Hchluchzen aus und auch in Doktor Zells Augen stieg ein verräterischer (Blanz auf. Mie eine Trlösuna raßte Müller es auf als in diesem Augenbhcke Milli und «Berta ibre Köpfe durch die dichten Meinrankeii, schoben die das Fenster bedeckten und an die Mutter die Bitte richteten, zu ibnen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 6 of 12
Date: 18.04.1919
Physical description: 12
gesprochen zu werden. Der Anbekannte. Erzählung von Franz Felsheim. (Nachdruck verboten.) (1. Fortsetzung.) In lauten Stößen fuhr der Wind durch das Tal. Am Himmel zogen schwarz die Wolken hin, wie Sturmhausen, die in die Schlacht eilen, das Licht des Mondes verlöschend. „Der Knecht, scheint's, kommt nicht so bald. Ich bin freilich auch schnell gegangen rmd muß jetzt heim. Gute Nächst Müller!" — Er ging. , Der Müller war allein. Das bange abergläubisch Gefühl des Tages sank wieder schwer auf seine Seele

. Daß der Franz'nicht kommt! Und der Unbekannte . . . Bielleicht' weiß der Knecht etwas. Er muß da vorbei. Der Müller knöpfte seinen Rock vollständig zu u-nd horchte den Weg hinunter. Hui, wie der Wind bläst! Immer kälter. Dunkle Wolken jagten vor dem Monde. Das Dorf lag finster. Dem Müller schlugen die Zahne aneinander. Etwas schnürte ihn am Hälse zu. Er halte doch schlafen gehen sollen und der Ruph- recht ausbleiben. Oder ist er krank? Selbst die -Mühle ffent ihn. heilt nicht. Es muL ettvas fehlen. Der Bacher

ist sie vor Gram und Scham. Und ihm läßt das Gewissen nicht Ruhe. Und heute gar nicht. Sterben? Hu, der Totenwurm im Holze und... Das Tal lag finster. Der Herbstwind pfiff kälter. Unheimlich dunkel war die Nacht. Der Müller ging in die Mühle und stellte das Wasser ab. Klatschend sprang der dicke Wasserstrahl in das Beet, dann standen die Räder. Da kamen leichte Schritte außen die Treppe herab. Und plötzlich stand der Knabe in der Mühle. „Warum bist du nicht im Bette geblieben?" fuhr der Müller den Knaben

wird schon kommen.. Geh' nur wieder schlafen. Es war nur ein Traum, Edgar. Hier hast du zu kalt nur im Höschen, wie du bist." Der Ton klang weich und mild, daß er dem Knaben, der wenig Liebe gewohnt war, wie ein Sonnenstrahl in die Seele siel. Der Knabe schmiegte sich eng an den Müllen. „Darf ich da bleiben?" bat er, „ich habe nicht zu kalt." Der Müller schlang seinen bestaubten Arm um den Nacken des Knaben und zog chn an sich. „Ja, ja, Edgar, bleibe nur da. Aber hier in der Mühle hast du zu kalt. Geh

. Das arme Kind! Ist es nicht doch sein Nachkomme? Und trägt das Kind die Schuld, daß es durch die Sünde in die Welt kam und darum mit Unrecht aus der Erde ist, überzählig ist? Das siel dem Müller ein, dann ging er wieder vor die Mühle und sah die Straße hinunter. Vom Turm hallte die elfte Stunde. Den letzten Ton nahm der Nachtwind und trug ihn das Tal hin unter und an den Bergen hinauf, bis er im Sausen des Windes ersttckte. Der Müller horchte in die Nacht hinaus. Niemand kam. Die Straße lag dunkel

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Unterinntaler Bote
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Page 16 of 18
Date: 17.06.1911
Physical description: 18
190 Kurden die -Schwester auch vermissen. — „Papperlap rpp, du wirst auch ohne die Lisbeth fertig und wenn nicht, nimmst du dir noch eine Magd," knurrte der Müller. Die neu eintretende Veränderung paßte ihm auch selbst nicht, aber was half das alles? Es mußte sein; später würde das Mädchen es ihm danken, daß er es vor einer Dummheit bewahrt. Die Müllerin schüttelte mit dem Kopf; sie war mit dem Resultat der Besprechung nicht zufrieden. „Was willst du noch?" fragte der Mann ungeduldig

Jahre älter ist, kommt sie von selbst zur Einsicht, daß sie den Knecht ihres Vaters nicht zum Mann nimmt." Und es blieb so, wie der Müller es wollte. Mit ruhiger Gelassenheit nahm Lisbeth die Nachricht auf, daß sie zu ihrem Onkel in die Stadt sollte; als sie jedoch das kleine Wägelchen bestieg und die Mutter ihr die Sachen reichte, verlor sie die Fassung. „Ihr hättet mich nicht wegschicken sollen, Mutter, auch die Stadt und der Onkel vermögen meinen Sinn nicht zu ändern." Schluchzend verbarg

du, soll sie nicht wenigstens bei der Ernte helfen?" „Das fehlte mir noch!" brummte der Müller. „Ich Hab' dem Ferdinand ausdrücklich Bescheid gesagt, er soll mir sagen, wie es mit der Lisbeth steht, und so lang das Mädchen nicht anderen Sinnes geworden ist, kommt's mir . nicht auf den Hof." Er stürmte hinaus. Mit langen Schritten eilte er über den Hof und begab sich in den Garten. Welch ein stilles, friedliches Plätzchen war das! Tief unten im Tal, in saftig grünen Wiesen gebettet, lag der Mühlengrundhof. Rauschend floß

das Wasser über das große Mühl rad; wie eine stille, besänftigende Melodie klang es dem Müller. Hin und wieder sang eine Nachtigall oder stieg mit freudigem Trillern eine Lerche zum blauen Himmel empor. Der Garten enthielt außer gut gepflegten Gemüserabatten, auf denen die verschiedenartigsten Pflanzen korrekt wie in Reih und- Glied aufmarschierte Soldaten standen, auch einige Blumenbeete — auch ein Werk Lisbeths - wie sich der Müller erinnerte, als er hie und da an den Rosen stöcken leuchtende Blüten

sah. Langsam ging er weiter; der Mühlengrundhof war ein schöner Besitz; ein armer Schlucker sollte nie sein Herr werden. Geld zn Geld, das war nun einmal so Brauch, gings dem Müller burch den Sinn. An den Garten schlossen sich die Wiesen und Felder des .Mühlengrundhofs, zwischen hindurch rauschte der Mühlbach. In dem Strauch- und Laubwerk des Ufers waren die dort nistenden Bogelfamilien noch sehr geschäftig. Husch, husch, gings durch die den Bach überschattenden Zweige und manchmal schien

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 8
Date: 28.01.1917
Physical description: 8
gefängnis 2Tfa Imöirus zu 27(aimö abge« büßt. Nach sei ner Freilassung, die tm herbste »des Wahres j338 erfolgte, war Zens Dahigren außer Landes ge gangen und hatte seither seiner peimats- bel-örde nichts mehr zu tun gegeben. Ropfschüt- telnd verließ Müller das Polizeigebäude. Die Frage, in welcher Be ziehung der reiche. hochan- gesebene Ban kier Berg zu dem Zucht häusler Dabl- gren gestanden, hatte durch die Auskunft der Stockholmer Polizeidirektion keine Lösung er fahren, und er sah

, und freundlich lud sie ihn ein, in den Vor garten zu treten und auf der neben der fjaustür befindlichen Bank Platz zu nehmen. Der liebenswürdigen Aufforderung wurde gern ent sprochen, und alsbald war zwischen Frau Rrönig und perrn Müller — denn kein anderer war der Fremde — eine leb hafte Unterhaltung im (Zange. Mhne viel beschick zu be nötigen. brachte Müller die von Natur etwas redselige §rau dabin, von dem grausigen Fund auf dem Pöttinger Wege zu erzählen. Die Sache hatte sicherlich

für sie ein außerordentliches Znteresie, und in ihrer lebhaften Art verbreitete ne stch auch über die kleinsten Einzelheiten, die sie teils selbst wahrge- nommen, teils von ihrem Gatten hatte erzählen hören. hie führte gerade aus. daß es in der Nacht, in der der Mord geschehen, taghell gewesen wäre, als Serr Rrönig hin zutrat. Müller machte ibn mit der Veranlassung seines Pier- seins bekannt und fuhr dann zu Frau Rrönig gewendet fort: „So — taghell ist es gewesen? leb glaubte, gehört zu haben, daß die Nackst sehr dunkel

gewesen wäre." „Da, sind Sie entschieden falsch berichtet worden", erwi derte Frau Rrönig. „Zch würde es nicht behaupten, wenn ich nicht selbst —" „Ich bitte dich. Marie," unterbrach sie ein wenig hastig ihr Gatte, „rede nicht so vieU Dem Serrn ist es sicherlich sehr gleichgültig, was du ihm da erzählst " „So lasten Sie doch Zhre Frau gewähren", warf Müller ein. „Wenn mich auch die Sache an sich nickst sonderlich interessiert, so weiß Ihre Frau doch so gut zu, schildern, daß .es ein Ver gnügen

hatte, dem sie ihr Geheimnis mittsilen konnte, und fuhr fort: „Ach was — sie sollen mich doch fragen! Mehr, als was ich gesagt habe, weiß ich ja nicht, pöchstens könnte ich noch angeben, daß der perr einen Hellen Anzug und einen schwarzen put getragen hat. Daß ich ihn gesehen habe, kann mich «doch unmöglich in Uirgelegenheiten bringen." perr Kröntg schwieg. Weniger, weil er die Ansicht seiner Frau teilte, als weil Müller ihrer Erzählung in der Tat wenig oder gar fein Gewicht beizulegen schien. Er hatte, noch während Frau

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Außferner Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 09.06.1917
Physical description: 8
Die letzten Nmmnern rmferer ZeitmOsbei- läge sind wegen einer Unterbrechung in der Postzustellmrg mrsgeLlieben. Wir naschen unsere Leser mrsmerkstmr. Latz wir die fehlenden Num mern raschest n-achliesern werden. Postmeister Joses Müller f. Am Freitag, den 1. Juni, ist Handelskammer- rat Postmeister Josef Müller im 61. Lebensjahre aus dem Leben geschieden. Damit haben Landeck und das Oberland einen großen Verlust zu bekla gen. Herr Müller war fchc seit längerer Zeit kränklich. Im Herbste

19 ' : zeigten sich die ersten bedenklichen Anzeichen eines Herz- und Nervenleidens, zu dessen Behebung Müller Verschiedene Heilanstalten crufsuchte. Es trö sten Zeitweilig Besterringen ein, die bei der früher so kräftigen Natur eine Helling er hoffen ließen. Allein die Kräfte mchmen an dauernd ab und nun ist er cm einer Herzläh- jnumg unerwartet rasch verschieden. Nach Jäh eren voll ratloser, aber in jeder Hinsicht erfolg reichen Arbeit, welche ihm ein rrrhigeres Alter gewährleistet hätte» mußte

er, einundfünfzig- fährig, auf der Sonnenhöhe des Lebens von uns scheid». Am Sonntage, den 3. Juni, nachmittags, wurde Postmeister Müller zu Grabe ge tragen und die Marktgemernde Lcmdeck hat -ihrem größten Sohne eine würdige Bestattung bereitet. Schon zu der stimmungsvollen Auf bahrung im Hotelsaale kamen die Landecker fn Scharen und die Beteiligung am Leichenbe gängnisse war auch aus der Umgebung eine zahlreiche und allpMmine. Der Gememdeaus- fchuß von Landeck gab seinem frühern ver dienstvollen Mtgliede

werden, j Zur Würdigung der Tätigkeit und des Lebens laufes des nun in der kühlen Erde ruhenden verdienstvollen Mannes wiederholen wir hiemit die Ausführungen, welche die „Oberländer Wo chenpost" anläßlich seines 50. Geburtstages im März 1916 veröffentlichte: Josef Müller übernahm als achtzehnjähriger Mann die Leitung des Postgasthofes in Lcm- deck, dessen bescheidener Umfang ihm aber bald nicht nrehr genügte. Schon 1884 erfolgte die erste Vergrößerung und im Jahre 1896 wurde der Gaschos zum erstklassigen Hotel

umgebaut. Als dieses 1909 durch Feuer größtenteils zer stört wurde, erbaute Müller den heutigen Groß- Msthof, der hinsichtlich Bauweise, Ausstattung und Führung zu den vornehmsten Gaststätten der Alpenländer gehört. — Der Tourist wie der verwöhnte Automobilist ftnden da entsprechende Unterkunft, hohe Herrschaften aus aller Welt hielten Einkehr und besonders gerne weilte Se. kaiserliche Hoheit Erzherzog Eugen in Landeck. Die Vergrößerungen des Hauses verlangten einen vermehrten Fremdenverkehr

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Sterne und Blumen
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Page 1 of 8
Date: 11.02.1917
Physical description: 8
Acts c ^auö int X>ci)ctUcrt. KriminaURoman von Ruguste ibroner. (Fortsetzung- . (JiattBiotf oerbolen) es m muffen 6. Kapitel. ' Der Schatten imkfause. n dem Candhause hatten die Verhältnisse während Müllers . Abwesenheit keine Veränderung er- zapren. Frau Berg begrüszie ihn mit gewobnier rbebenswürdigkeit und fragte ihn teilnahm-.voll nach dem Befinden seiner Aiutter. Müller war hohem Maße peinlich, die Frage beantworten zu Aber da er unmöglich den wahren Zweck seiner eing.-stehen konnte

so bli.eb ibm nichts weiter übrig, als eine Ausrede zu gebrauchen. Er behalf sich mit einer belanglosen ?lntwo lind wandte ''ich dann rasch an die Kinder, die in freudiger Erregung aus ihn zugeeilt waren. Auch Doktor Zell näherte sich der kleinen Gruppe und Müller willkommen. Diesem entging es nicht, daß der Advokat während der wenigen Tage die seine Keise erfor dert batte, sichtlich gealtert war. Sein sonst so lebhaftes Gesicht hatte einen traurigen, abgespannten Ausdruck, und über feinem ganzen Wesen

lag jene Müdigkeit, die von sorgen vollen Stunden, von durchwachten Nächten spricht. Es war ersichtlich daß. als er Alüller die Gand reichte, er es nur widerstrebend tat und daß seine Gedanken mit einem ganz anderen Gegenstände beschäftigt waren, als mit der Be grüßung des heimgekebrten Gausgeno'äen. für Müller stand es außer Zweifel, daß der Advokat sich ledialich durch die Sorge, ''eine Tat könnte entdeckt werdm. beunruhigt 'üblte. Ebenso kest war er aber davon über^enat, da« Frau Berg

schiedene. Zene heftete die Augen fast befremdet auf Müller und sagte' gedehnt: „So — Zhre Kusine hieß ssrank und heißt jetzt Berg? Das ist in der Tal em merkwürdiges Zusammentreffen, deiin auch meine Eltern führten den Namen j?rank." Doktor Zell aber warf aus Müller einen lauernden Blick, und seine Wangen deckten sich mit nefem Not Gleichzeitig brach die Gabel die er in der feinen, aber sehnigen (mkeit hielt, in zwei Stücke. „Sie babeN sich doch nickt verletzt, bester Doktor?" rief Frau Berg

, indem sie sich erschrocken zu dem Advokaten beugte. „Wie hat denn das nur geickeben können?" „Ein Muskelkrampf". war die von einem gezwungenen köcheln begleitete An'wort Dann erbob sich Doktor Zell, und verließ, ohne ein Wort hinzuzufügen, das Zimmer. Frau Berg sah .hm besorgt nach. „Der Doktor ist seit kurzem so eiaentümlick." sagte sie zu Müller „daß er kaum wiederruerkennen ist. Früher stets von heiterstem Gleichmut und von einer außerordentlichen" Ge lassenheit in all' seinen Gandlungen, ist er jetzt zer'tr

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 4 of 8
Date: 09.06.1917
Physical description: 8
Die letzten Drmmern unserer Zeitungsbei-- läge sind wegen einer Unterbrechung in der Psstzustelkmg mrsgeblieben. Wir wachen unsere Leser nufmerksUm, daß wir die fehlenden Num- rnern raschest nachllesern werden. Postmeister Josef Müller f. Am Freitag, bjstt 1. Juni, ist HandelskatnMer- rat Postmeister Josef Müller im 51. Lebensjahre aus dem Leben geschieden. Damit habeü Landeck und das Oberland einen großen Verlust zu bekla gen. Herr Müller war schc seit längerer Zeit kränklich. Im Herbste

19? : zeigten' sich die 'ersten bedenklichen Anzeichen eines Herz- und Nervenleidens, zu dessen Behebung Müller verschiedene Heilanstalten cmfsuchte. Es trap sten zeitweilig Besserungen ein, die bei der früher so kräftigen Natur eine Heilung er hoffen ließen. Allem die Kräfte nahmen an dauernd ab und nun ist er cm einer Herzläb- mung unerwartet rasch verschieden. Nach Jah ren voll rastloser, aber in jeder Hinsicht erfolg reichen Arbeit, welche ihm ein ruhigeres Alter gewährleistet hätte, mußte

er, ein-undfünfzig- jährig, auf der Sonnenhöhe des Lebens von uns scheiden ■ Am Sonntage, den 3. Juni, nachmittags, wurde Postmeister Müller zu Grabe ge tragen und die Marktgemeinde Land eck hat ihrem größten Sohne eine würdige Bestattung bereitet. Schon zu der stimmungsvollen Auf bahrung im Hotelsaale kamen die Landecker in Scharen und die Beteiligung am Leichenbe gängnisse war auch aus der Umgebung eine zahlreiche und allgemeine. Der . Gemeindeaus schuß von Lcmdeck gab seinem frühem ver dienstvollen Mitglieds

werden. ; Zur Würdigung der Tätigkeit und des Lebens- llaufes des nun in der kühlen Erde ruhenden verdienstvollen Mannes wiederholen wir hiemit die Ausführrmgen, welche die „Oberländer Wo chenpost" anläßlich seines 80. Geburtstages im März 1916 veröffentlichte: Josef Müller übernahm als achtzehnjähriger Mann die Leitung des Postgasthofes in Lan deck, dessen bescheidener Umfang ihm aber bald nicht mehr genügte. Schon 1884 erfolgte die erste Vergrößerung und im Jahre 1896 wurde der Gasthos zum erstklassigen Hotel

umgebaut. Als dieses 1909 durch Feuer größtenteils zer stört wurde, erbaute Müller den heutigen Groß- gasthof, der hinsichtlich Bauweise, Ausstattung und Führung zu den vornehmsten Gaststätten der Mpenländrr gehört. — Der Tourist wie der verwöhnte Automobilist finden da entsprechende Unterkunft, hohe Herrschaften aus aller Welt hielten Einkehr und besonders gerne weilte Se, kaiserliche Hoheit Erzherzog Eugen in Landeck. Die Vergrößerungen des Hauses verlangten einen vermehrten Fremdenverkehr

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 9 of 16
Date: 25.04.1919
Physical description: 16
.) „Rupprecht, leg' den Franz auf die Bahre, dann tragen wir ihn hinab in die Mühle," sagte der Müller. Der nahm die Laterne, schritt an der Seite des Toten, daß immer der Schein in sein Gesicht siel. So stiegen sie schweifend zu Tal. Nur Bartl betete leise: „Herr gib ihm die ewige Ruhe!" Und einmal war es dem Müller, als ob der Tote die Augen aufschlage und ihn mit einem tieftraurigen Blick ansehe. Als sie ins Dorf kamen, brach der eiche Schimmer des Morgens über die Berge. Aber im Tale lag noch die Nacht

, neben ihm der Müller, das Haupt in die knochige Kruft gestützt. Plötzlich hob er es und sah mit einem Ruck nach dem Leichnam im. offenen Sarge und nach der kleinen Wunde an den Schläfen. Ein Schauer schüttelte ihn. Auf einmal sagte der Knabe: „Du, Vater, könnt's nicht der Hiasl gewesen sein, der den Onkel tot gemacht hat? Der Rupprecht hat gesagt, der Hiasl hätt' schon einmal einen Menschen tot gemacht." „Was weißt du vom Hiasl," sagte der Müller rauh. „Der sitzt fest im Kerker und kommt nimmer

, so weit ist er fort von da." Aber das Kind glaubte doch, es müsse der Hiasl ge- wesen sein. Wieder frug der Knabe: „Hat der Onkel gar nichts mehr geredet, bevor er gestorben ist? Er muß noch etwas gesagt haben. Oder meinst du, Vater, der Onkel kann es leiden, daß der Wilderer nicht aufkommt?" Der Müller' antwortete nichts. Stumpf und stumm saß er da wie von einer schweren Schicksalshand nie- dergedrückt. Me Kerzen knisterten am Sarge, das rote Lämpchen flackerte. Draußen auf den blätterlosen Zweigen

eines Kirschbaumes gellte schreiend eine Amsel. Sie fürchtete sich vor der Katze, die sich zwi- schen den Gartenbeeten duckte. Ueber die Fluren spannte sich düstergrau der Himmel. In den dunklen Schleiern war die Herbstsonne erloschen. Bald wird es Winter sein. ! — Der Müller ging im Garten auf und nieder. Droben in der Stube tvar die Gerichtskommission.. Wenn sie ihn brauchen, hatte er gesagt, sollen sie chn holen. Dürres Laub raschelte unter seinen Fußen. Frostig und kalt siel der Wind von den Bergen nieder

. Sonst war es still, unheimlich still. Selten ging jemand die Straße hinab. Dann sah es wohl scheu zur Mühle hinüber und verschwand rasch im Dorf. Auf den Schwellen saß kein Mensch. Die Tore waren ge- schlossen. Endlich rasselte ein Leiterwagen d'e Straße herab. „Guten Abend, Müller!" grüßte der Fuhrmann in den Garten herüber. „Nehmt's euch nicht zu tief zu Herzen; es ist halt ein Unglück, Müller." „Haben die Schendarm' nichts gefunden, Tanner?" frug der Müller hastig. „Bis jetzt gar nichts," entgegnete

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Tiroler Post
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Page 4 of 8
Date: 08.06.1917
Physical description: 8
Sitte £ Die letzten Nmrnnrrn unserer Zeikmgsbei- lage fmd wegen einer Unterbrechung in der Postzustellung ausgeblleben. Wir rrmchsn unsere Leser aufmerksam, daß wir die fehlenden Num mern raschest nmUrefern werden. Postmeister Josef Müller f. Am Freitag, den 1. Juni, ist Handelskammer- rat Postmeister Josef Müller im 51. Lebensjahre aus dem Leben geschieden. Damit haben Landeck und das Oberland einen großen Verlust zu bekla gen. Herr Müller war sch-' seit längerer Zeit -kränklich. Im Herbste

19 zeigten sich die ersten bedenklichen Anzeichen eines Herz- und Nervenleidens, zu besten Behebung Müller verschiedene Heilanstalten aufsuchte. Es tra ten zeitweilig Vestenmgen ein, die bei der früher fo kräftigen Natur eine HeiAmg er hoffen ließen. Allein die Kräfte nahmen an dauernd ab und nun ist er an einer Herzläh- smung unerwartet rasch verschieden. Nach Jah ren voll rastloser, aber in jeder Hinsicht erfolg- eichen Arbeit, welche chm ein ruhigeres Alter gewährleistet hätte, mußte er, eimmdfünszig

- jährig, auf der Sonnenhöhe des Lebens von uns scheider. ' Am Sonntage, den 3. Juni, rrachmiitags, wurde Postmeister Müller zu Grabe ge tragen und die Marktgememde Lanideck hat ihrem größten Sohne eine würdige Bestattung bereitet. Schon zu der stimmungsvollen Auf bahrung im Hotelsaale kamen die Landecker .in Scharen und die Beteiligung am Leichenbe gängnisse war auch aus der 'Uumebung eine zahlreiche und allgemeine. Der Gemeindeaus schuß von Landeck gab seinem srühern ver dienstvollen Mitgliede

werden. , Zur Würdigung der Tätigkeit und des Lebens laufes des nun in der kühlen Erde ruhenden verdienstvollen Mannes wiederholen wir hiemit die Ausführungen, welche die „Oberländer Wo chenpost" anläßlich seines 60. Geburtstages im März 1916 veröffentlichte: Josef Müller übernahm als achtzehnjähriger Mann die Leitung des Poftgasthofes in Lan- > deck, dessen bescheidener Umfang ihm aber bald nicht mehr genügte. Schon 1884 erfolgte die erste Vergrößerung und im Jahre 1896 wurde der Gasthof zum erstklassigen Hotel

in das Ober- inntal, der durch die großzügige Werbearbeit Müllers auch erreicht wurde, welche nicht nur seinem Hause, sondern Landeck und der ganzen Umgebung neue Gäste geworben hat. Als Post- fuhrhalter machte Müller Landeck zum Aus- gangsort der großen Wagenfahrten ins Vinfch- gau und Engadin, über den Arlberg und über den Fern ins bayerische Hochland. Ms Post kutsche und Touristenwagen vom Automobil ab- elöst wurden, wurde Lcmdeck durch die Bemü- ungen seines Postmeisters wieder zur Haupt station

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 6 of 12
Date: 02.05.1919
Physical description: 12
Di« Doppelmaß war schon leer. Der Müller ließ noch eine bringen und füllte sich zuerst selbst tüchtig ins Glas. Dann besprach er das Nähere und als es schon dämmerig war, ging er heim. Vor der Mühle wartete der Knabe auf ihn. Er machte Schneeballen und warf die Eiszapfen vom „Hast du nicht zu kalt, Edgar?" sagte der Müller. „Es ist gar nicht kalt heut'. Wenns kalt ist, schneits nicht, hat die Paula g'sagt. Aber etwas fragen bab' ich dich wollen. Der Bacher Hansl hat g sagt, der Unbekannte

droben im Wald sei ein Gespenst und ich Hab' g'sagt, ein Gespenst tut dem Menschen nichts, ein Gespenst tut nur den Kindern etwas. Es muß . ein böser, böser Mensch sein. Böse Menschen tun den grv ßen Leuten weh und den Kindern mchts. Gelt, Vater roA* rtofvrthf?" yao g >agl, eiu u«. ww .. Gespenst tut nur den Kindern etwas. Es t böser, böser Mensch sein. Böse Menschen tun ßen Leuten weh und dm Kindern nichts. Ge! ich Hab' recht gehabt?" „Ja, ja, Edgar, du hast schon recht gehabt," ging der Müller

?" „Ja, aber gewiß. Morgen mußt du's mir gewiß sagen. Und wenn du ihn selber fragen müßtest. Das versprichst du mir." „Ja, ja, Edgar," lachte der Müller und er hob so- gar den Knaben auf und gab chm einen Kuß. Das war noch nie geschehen. Jubelnd hüpfte der Knabe ins Haus. Der Müller ging hinauf in die Kammer, lud den Revolver und die Büchse an der Wand. „So," brummte er dann be- friedigt. „Das wäre geschehen. Nun wird bald Friede sein." , Dunkel scch die Nacht zum Fenster herein wie ein Mörderauge. Die Flocken

wirbelten vorüber. Manch mal klebte sich eine ans Glas, groß und breit. Dann war es wieder eine bleiche, weiße Leichenhand, die am Fenster hing. Kalt und feucht war der folgende Tag. Die Nebel wallten über das Dorf hin. Vom Bache stieg es wie Much. Es hatte gestern abends eine Spanne beschneit. „Um so besser," sagte der Müller. „Nun spurt man jeden Tritt." Er steckte den Revolver ein und hing die Doppelflinte um. So verließ er die Mühle. Nun ganz wenige warteten droben beim „Hirschen" auf ihn. „Macht

nichts," rief ihnen der Müller zu. „Wir machen es allein. Je weniger Hasen, um so we niger Jäger. „Ha, ha, ha," lachte er laut, wie einer lacht, der'sich die Angst von der Seele lachen möchte. Die gekommen waren, hatten ernste, verschlossene Gesichter. Auch ihnen schien nicht recht wohl zu sein. Aber sie hatten sich nicht bloßstellen wollen imb so tapfer wie der swlze Müller wollten sie auch sein. „In Gottes Namen, gehen wir," sagte der Müller. „In Gottes Namen," tönte, es dumpf zurück und sie verließen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 11.04.1919
Physical description: 12
ihn in den Bach. Und als der Wir- bel ihn faßte und ihn hineinriß unter die Räder, die ihn herumschleuderten, bis er zerfetzt sortgespüst wurde, da lachte der Knabe laut auf und band wieder einen Strauß und warf ihn unter die Räder. Bald aber verdroß chn das Spiel, M sprang auf und trat in die Mühle. # „Was tust du da, Edgar?" sprach -der Müller mit grober, knarrender Stimme. „Vater, ich möchte nur horchen, wie's klappert und lärmt." „Das kannst du draußen auch. Geh wieder, bevor du vom Mehl bestäubt

. Nur den Lärchen, die sich einzeln aus dem dunklen Grün hoben, hatte er das grüne Kleid herabgerisstn. Als der Abendwind kühler über die Ebene herauf- strich, ging der Knabe ins Haus. Im Dorf verklang der letzte Ton der Dreschflegel. Auf den Wegen und vor den Häusern wurde es still. Die Nacht sank herab. Nur an der Mühle rauschte das Wasser immer fort, die Räder drehten sich ohne Ruhe, die Steine kreisten und die Beutel schüttelten das Mehl durch die Seiden maschen. Droben in der Stube *saß der Müller

mit seinem Gesinde beim Abendessen. Der Müller aß wenig und redete nichts. Ab und zu sah er beim Fenster m die Nacht hinaus Etwas Banges lag auf feiner Seele. Den ganzen Tag. Schon seit gestern. Nein, nein, es wird nichts zu bedeuten haben? Aber er hat den Totenwurm klopfen gehört. Ganz deutlich war es ge wesen. In der Holzwand, die seine Kammer von der Kammer seines Bruders trennt. Und die Mühle hat den ganzen Tag über so merkwürdig geklappert wie noch nie und einmal ist das Mehl ganz rot hervor- gestäubt

. Hu, es wird kein Unglück . . . Gott bewahre uns vor einem jähen Tode! Aber daß der Franz heute, sein Bruder, so lange ausbleibt. Und der Knabe, der Edgar, hat heute gar so oft nach dem Onkel gefragt. Der Müller sah zum Knaben hinüber. Der aß auch nicht. Ruhig saß er da. „Edgar, iß doch!" rief der Müller, nur daß etwas gesprochen war. Der Knabe sah ihn an. Der Müller wandte sich weg, so drang der tiefe traurige Blick des Knaben in seiwe Seele. Zum erstenmal fiel ihm heute dieser traurige Blick auf und er nahm

sich vor, künf tighin sich mehr um das Kind zu kümmern. Ist es nicht das Kind seiner Tochter, seiner einzigen Tochter, der Maria? Ja, aber auch das Kind eines anderen . . Das Kind der Sünde. Und will sich die Sünde jetzt rächen? An ihm? An seinem Hause? Konnte er hel- fen? Tat er die Sünde? Den Müller schauderte. Hat das der Totenwurm . . .? „Spürst du keine . . . fürchtest du dich nicht?" frug er einmal den Knecht. Der sah ihn mit weiten Augen an.. „Fürchten? Bor wem?" „Ich meine nur. Draußen ist's

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 8
Date: 04.03.1917
Physical description: 8
Slcherbeitsmipektor ihn in einer Verse begrüßte, wie man nur einen dienst lichen Vorgesetzten zu be grüßen pflegt. Der Herr Ingenieur trat dann aus den Beamten zu und rich tete einige /fragen an ihn. die jener, immer die band an der Mütze. beantwor tete. Ich war natürlich im höchsten Grade über- ra,chi und konnte mir, nachdem Herr Müller den Beamten mit einer Hand- vewegung entlassen hatte, nicht versagen, den Herrn Ingenieur zu stellen. „Li, Herr Müller " fragte ich ihn. „was haben denn ine~ mit_ der polizei

zu tun?" Lr schien zuerst ein wenig verlegen zu sein, faßte sich aber bald und sagte: „Ja, sehen Sie, Ludwig, ich interessiere Mich seit kurzem für ein kleines, zierliches Mädchen mit rot blonden Zöpfen, das —In diesem Augenblick trat, wieder militärisch grüßend, als ob er eine Meldung zu erüatten hätte, ein Sicherheitswachmann an ihn heran. Herr Müller aber wandte sich an ihn und sagte: „Ich weiß schon, Werner, Sie können gehrn." Dann nickte er mir zu, ries einen Fiaker heran und schwang sich hinein

. Ich aber war nun doch neu gierig geworden, was das alles zu bedeuten hätte und fraate den Wachmann, wer denn der Herr wäre. Und was meinen Sie. was mir der Mann antwortete? „Für die £eute aus dem Hause im Schatten," sagte er mit einem strengen 231,cf „ist er der Herr Ingenieur Müller.". Damit drehte er sich um und ließ mich stehen. Lr hat also gewußt, daß ich in dieses Haus hier gehöre, und nur für uns ist Herr Müller ein Ingenieur." Line kleine paufe trat ein. während welcher die beiden Mädchen ernst, fast ängstlich

in berech tigter Notwehr begangen hatte. Ls handelte sich ledig lich noch darum, jenes kleine, zierliche Mädchen mit den rotblonden Zöp fen aufzufinden, von dem Müller wiederholt ge sprochen hatte. Denn es war fast als sicher anzn» nehmen, daß das Zeug nis dieses Mädchens f ür die Beurteilung der Tat von ausschlaggebender Bedeutung sein würde. Müller hatte, als Frau Berg den frechen Angriff Dabl- grens auf ihre weibliche Würde schilderte, sofort an das Liebespaar gedacht, dessen Gespräch er belauscht

baue, als er am Hottinger Weg sich gelagert. Lr hatte deshalb sofort die Nachforschungen nach dem Mädchen ausgenommen und auch bereits in Erfahrung gebracht, daß das Liserl Kinder- Mädchen war und derzeit in Diensten eines Mbersten stand dessen Familie vorübergebend eine der Villen des neuen Stadtteils bewobnte, während er selbst in der Wohnung in der inneren Stadt geblieben war. Der Bursche des (Obersten bieß Joses Kern und war eben jener Soldat, mit dem Müller das Liserl Arm in Arm nach der Stadt

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 14 of 16
Date: 08.09.1911
Physical description: 16
Bas drinnen in der Stube dem Franz gegenüber über deren Vor züge. Wie brav und tüchtig ihre Nichte sei und wie gerne sie auf den: Lande leben würde und noch vieles Schöne und Gute wußte sie von ihr zu erzählen. Wieder kam Rosa wie vor wenig Jahren über den Steg am Müllerwehr und Lene bemerkte, wie Franzens Blicke ihr folgten, merkte auch seine spätere Befangenheit dem jungen Mädchen gegenüber. Der Müller hatte sich gut gehalten, war or dentlich jünger geworden, so daß die Beiden ein ganz

stattliches Paar werden würden. Lene war glücklich, sie glaubte sich dem Ziele nahe. Diesmal ließ es sich der Müllerfranz nicht nehmen, er brachte seine alte und seine junge Liebe auf dem Bernerwägelchen in die Stadt zurück. Auf Lenes Weigerung, dies anzunehmen, erwiderte er einfach: „Ich will doch Rosas Vater und ihre Heimat kennen lernen," - da wußte Lene genug und ließ es geschehen. Und als der Müller abends mit seinem braven Rößle heimwärts trabte, da wußte auch er genug, um sich sagen

zu können: „Die Rosa oder keine." „Meint man denn, daß ein Alter noch so „närrisch" werden könnt, ich bin ja wie toll mit dem Mädchen —( sie ist meine zweite Lene, genau wie sie — entschuldigt er sich vor sich selbst — und ein weher Seufzer entrang sich seiner Brust iin Gedanken an deren hartes Geschick. „Arme, brave Lene bist 'ne halbe Heilige," schloß er seine Reflektionen. Bei der Rosa begann es auch allmählich zu dämmern, aber die Liebe kam nicht mit dem ersten Schritt, den der Müller zum Ent gegenkommen getan

der Müller wußte, daß die Rosa nichts mitbrachte- es genügte ihm zu wissen, daß Rosa ihn aus freier Wahl nahm und ihm gut war, und der Maschinenmeister wußte auch, daß er sein Kind nirgends besser versorgen könne und so fuhr der Müller- Franz abends als glücklicher Bräutigam heim. Bei der armen Lene war die Freude mit Wehmut gemischt und das trübte auch bei Franz ein wenig das Glück. Er wollte dies nicht oft mehr durchmachen und drang auf baldige Hochzeit. „Ich habe keine Zeit zu verlieren," meinte

er, „ein Bräutigam mit grauen Haaren - und das Anwesen braucht eine Frau." So führte denn der Müller, ehe es Winter wurde, seine junge Frau ins eigene Heim, das neu gerichtet und festlich geschmückt war. Lene hatte die zarte Rosa, ihren Liebling, sorglich in wollene Decken eingehüllt, munter griffen die Pferde aus, und der Schlitten, vom Müller selbst gelenkt, raste über die spiegelblanke Fläche, daß es eine Lust war. Dies alles war der Rosa neu und machte ihr viel Vergnügen. „Warte nur, du armes Stadtmäuschen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 4 of 16
Date: 06.08.1910
Physical description: 16
nach Kaufbeuren. Hiebei wurden von den letzteren die Forderungen der Markrgemeinde Reutte bekanntgegeben. Der Bertreter der Fabrik behielt sich die Genehmigung des Aufsichtsrates offen und sagte sein Erscheinen zu einer Gemeindeausschnßsttzung zu. Am 23. April 1910 haben sich sodann die beiden Ge- meindeausschußmitglieder Müller und Klotz nach Kaufbeuren ohne Wissen und Willen des Gemeindeausschuffes begeben. Direktor Feßmann hat sodann mit Schreiben vom 17. Mai 1910 wegen Erkrankung zweier Mitglieder

, d. i. für immer, befabren zu dürfen. 12. Als Kaufpreis sind 500.000 Kr. von der Markt gemeinde Reutte zu bezahlen. Der Ankauf wurde sodann mit Rücksicht auf diese unncn- nehmbaren Bedingungen abgelehnt. Richtig ist, daß Gemeindeausschußmitglied Engelbert Müller nicht für seine Beinühungen, sondern, wie ausdrücklich Bürger meister Bauer hervorhob, wegen einer' die übrigen Ausschuß mitglieder entehrenden Aeußerung zur Ordnung gerufen und in der Folge auch wegen dieser Aeußerung zur gerichtlichen Verantwortung

gezogen und verurteilt wurde. Marktmagistrat Reutte, am 27. Juli 1910. Alois Bauer, Bürgermeister. Wie aus dieser Berichtigung hervorgeht, wurde der Gemeindevertretung vom Gemeindeausschuß Engelbert Müller, Sebastian Engl und Andrä Feineler, dem bekannten Triumphirat, vorgeworfen, daß der Plan- und Heiterwangersee nicht an- gekaufl wurde und der Anschluß der Fabrik in Kaufbeuren an unser Elektrizitätswerk durch das unkorrekte Vorgehen des Bürgermeisters Bauer verschleppt und nicht zum Abschlüsse

der für die Gemeinde wichtigsten Bestimmungen, außer Kraft gesetzt wurde. Durch die unberufenen Zwischenhändler Müller und Klotz hat das Geschäft keine Förderung erfahren, weil die Verhandlungen seit dem ins Stocken geraten sind. Die Fabrik in Kauf beuren dürfte von diesen zweiHerren den Eindruck er halten haben, daß der Gemeinde Reutte an dem Zustandekommen des Geschäftes sehr vwl daran liegt und sie hofft nun, durch Zuwarten die Ge meindevertretung von Reutte „mürbe und gefü giger

Gemeindeausschußsitzung am 9. April ö. ! I., trat Müller als entschiedener Gegner des ! Ankaufes des Plansees auf. Bei der entscheiden- s den Sitzung am 30. April d. I., die auf Ver- s langen Müllers einberufen wurde, erklärte Müller: . Wer heute nicht für den Ankauf des Plansees . stimmt, ist gewissenlos, und ein Schädiger der i Gemeinde. Diese Aeußerung trug ihm den Ord- ; nungsruf des Bürgermeisters ein und hatte über ! Beschluß des Gemeindeausschusses eine gerichtliche I Ehrenbeleidigungsklage zur Folge; Müller wurde

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Sterne und Blumen
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Page 5 of 8
Date: 28.01.1917
Physical description: 8
v*nncv> ksjlj uy : Der große Krieg in SüMtzsteinmcnken. II Von links nach rechts: Matrose, Ulan, Sanitäter. jgeben würde, hatte ihn nicht getäuscht. Der Advokat war sichtlich betroffen, und ein scharfer, forschender Blick aus seinen sonst so freundlichen Augen traf Müller. Wenn er aber geglaubt hatte, aus dessen Mienen etwas Näheres ablesen zu können, so halte er sich geirrt. Müllers Antlitz trug den gewöhnlichen Ausdruck ruhiger Harmlosigkeit und es änderte sich auch nicht, als Müller

er die Fremde in seiner lebhaften Art begrüßt hatte, ihr sofort von der photographischen Aufnahme erzählte, die Müller von ihm und Gerta gemacht hatte. Er schickte sich auch an, das Bildchen zu holen, als Müller erklärte, er habe zufällig noch eine Kopie bei sich, um die Photographie mit einem ganzen Päckchen anderer seiner Brieftasche enmahm. „Bühren die übrigen Photographien auch von Ihnen her?" fragte Frau Berg, indem sie die Hand darnach aus streckte. Müller bejahte die Frage und trat neben das Sofa

, auf dem die beiden Damen faßen, um ihnen die nötigen Er klärungen zu geben. Es waren überwiegend Landschaften und bemerkens werte Bauten. Doch befanden sich auch einige Porträts dabei, unter anderen auch das einer älteren Frau, die Müller als die Mutter eines seiner Freuiide bezeichnete, sowie, das emer jiingen Dame mit schönen, die Südländerin verratenden Zügen, die er als eilte Jugendfreundin vorstellte. Schließlich befand sich unter den Photographien noch die eines etwa dreißigjährigen, bartlosen Mannes

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Tiroler Wastl
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Page 7 of 12
Date: 11.05.1913
Physical description: 12
verstanden, jedenfalls aber den ganzen Artikel per sönlich zugespitzt. Dr. Aigner stellte fest, daß er Pfarrer Jutf sofort nach Erscheinen des "Artikels schriftlich um Auf klärung ersuchte, daß aber der Pfarrer ihm darauf keine Antwort gab. Als erster Zeuge wird der 28jährige, verheiratete Schlosser und Handlanger Lorenz Müller vernom men. Der Vorsitzende erhebt eingehend das Vorle ben des Zeugen, der sich an Krankheiten in jungen Jahren nicht erinnert, in den letzten Jahren

schicken. Woher hatten Sie damals das Geld? Zeuge: Von meinen Kameraden. Der Vorsitzende weist den Zeugen ans das Rn- wahrscheinliche seiner Erzählung über diese Reise nach München hin. Erst auf eindringliches Zureden versteht sich der Zeuge zu der Erklärung: Ich kann nicht beschwören, daß ich in München gewesen bin. (Bewegung im Auditorium.) Der Vorsitzende unterbricht vorerst die Verneh mung des Zeugen, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zu sammeln. Kaplan Herz er aus Rimpach bekundet: Müller

hat mir nach einem Vortrag im Januar erzählt, er sei nach München zu Dr. Aigner gefahren, um sich untersuchen zu lassen, Dr. Aigner habe ihn aber fortgeschickt mit den Worten: „Gehen Sie, gehen Sie! Ich bin falsch unterrichtet worden." Aigner habe ihm auch noch zehn Mark geschenkt. Dekan Johann Georg Marquard von Isny hat der Versammlung vom 16. Februar in Isny bei gewohnt. Er erinnert sich nicht mehr an die Worte des Pfarrers Fink. Auch in Gegenwart dieses Zeugen hat Müller von seinem vergeblichen Besuch bei Dr. Aigner

erzählt. Neuerdings vorgerufen und vom Vorsitzenden ein dringlich ermahnt, doch der Wahrheit die Ehre 311 geben, erklärt der Zeuge Müller: Ich glaube nicht, daß ich in München gewesen bin! (Große Bewegung unter den Zuhörern.) Der Vorsitzende dringt weiter in den Zeugen der schließlich z n g i b t, tatsäch lich nicht in München gewesen 3 u sein. Der Vorsitzende hat vorher schm folgendes Leu mundszeugnis des Stadtschultheißenamtes Wein garten bekannt gegeben: „Müller war früher in sittlicher Beziehung

nicht gut beleumundet: seit längerer Zeit ist aber nichts Nachteiliges mehr bekannt geworden und seit einigen Jahren ist Müller wie nmgewandelt, arbeitsam, flei- ! ßig, sparsam und solid, religiös, fromm, was er alles früher nicht war. Müller ist mir seit Jahren wohl bekannt und ich habe derzeit keinen Anlaß, seine Glaubwürdigkeit in Zweifel zu ziehen." Aus einem Brief Müllers vom 22. Februar an Pfarrer Fink stellt der Vorsitzende fest, daß Müller dem Pfarrer schrieb, er der Pfarrer

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Sterne und Blumen
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Page 3 of 8
Date: 11.02.1917
Physical description: 8
* 43 fr Deshalb kann es sich für Sie nicht darum handeln, einem Familungeheimnis auf öle Spur zu kommen." Müllers Blick haftete fortgezetzl auf der Maffe; es schien, als ob sie seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nähme Inzwischen fuhr Doktor «Zell fort: £ „Sie weilen also in die sem lhause m Shrer Ligen schaft als Kriminalbeamter — wollen Sie mir nicht sagen, welch' eine Veran lassung Sie hierher geführt hat?" Lrst jetzt erhob Müller den Blick von der Masse, und den Advokaten ernst ansehend

, sagle er: „Mas mich von Amts wegen in dieses Hans ge führt lxu, Herr Doktor — muß ich es Shnen wirklich erst lagen?" „Sch bitte darum, umso mehr. als es mir scheint, daß Sie ganz besonders mich mit Shrer Aufmerksamkeit beebren." „Sie haben sich, soweit die jüngste Zeit in, Betracht kommt, nicht getäuscht", er widerte Müller. seine Auf merksamkeit wieder dem Re volver zuwendend. „Aber ich bitte Sie. was haben Sie denn fortwäh rend mit dem alten Schieß prügel zu tun?" fubr Dok tor Zell, durch Müllers

ein silbige Antworten gereizt, auf. Müller legte die Masse auf den Tisch, aber so. daß er sie jeden Augenblick wie der ergreifen konnte. Dann faßte er den Doktor scharf ins Auge und sagte: „Dieser Schießprügel macht Sie wohl besonders nervös?" Zell heftete erstaunt den Blick auf ihn. „Marum ''oll es mich besonders nervös machen, wenn Sie Shren Revolver besichtigen?" „Ls ist nicht mein Revolver." „Sondern?" „Ls ist der Revolver, der seit einiger Zeit aus dem Nachttische Sbres freundes Brg verschwunden

ist." Zell richtete sich jäb empor. „Seit einiger Zeit — Sie wollen damit etwas ganz. Be stimmtes andeuken. es soll eine Verdächtigung darin liegen." „Gegen Derrn Berg? — lO nein, nicht mehr gegen ihn." „Gegen wen also?" „Gegen jemand der sich der Maffe bedient bat. um Sens Dablgren zu erschießen." Z ll lachte ironisch. „Sie willen also ganz genau." tagte er. „daß mein freund Berg nicht der Täter ist. Sch we'ß es erst Ht Zwei Tagen " „Lrst seit zwei Tagen?" entgeanete Müller und bei stch dachte

Zell und starrte ihn verwart an. Müller schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: „Marum lxrben Sie Frau Berg m diese Sache hinein- gezogen? Mit derartigen Angelegenheiten lsollte man das zarte Gewissen einer Frau mcht beschweren." „Es scheint fast eine fixe Sder von Shnen zu sein." entgrgnete Doktor Zell kühl, „daß Sie Dablgrens Mör der durchaus hier finden müsten. und daß ich der Tar mehr fern stehe. Das bleidr Shnen natürlich unbenom men Dagegen muß ich Sie ernstlich bitten, Frau Berg

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