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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 11 of 16
Date: 18.09.1904
Physical description: 16
„Warum?" rief er da ärgerlich, „als ob ich sie erst entschlossen gemacht hätte." „Elisabeth sagt, Ihr Fräulein Schwester habe vor den Dienstboten und einigen Gästen in einer Weise zu ihr gesprochen, die sie sich nicht gefallen lassen dürfe - auch schienen Sie selbst unzufrieden mit ihr zu sein. Franz habe sie auch erst in dem Augenblick angefaßt, als Fräulein Müller das Zimmer betreten habe." „Mit Ihrer gütigen Erlaubnis, Herr, werde ich gleich alles in Ordnung bringen," damit verließ

mich mein Wirt. Das schien aber leichter gesagt, denn getan zu sein. Als ich darauf Elisabeth wieder zu Gesicht bekam, waren ihre Augen vom vielen Weinen förmlich ange schwollen, sonst aber trug ihr Gesicht den Ausdruck fester Entschlossenheit. Mir gegenüber war sie wortkarg, ja beinahe herausfordernd. Von Herrn Müller erfuhr ich nachher, daß er in unbedachter Weise einen Teil unserer vorhergegangenen Unterhaltung Elisabeth gegenüber berührt hatte, daher ihre Erbitterung gegen mich. Ich tat

, als ob ich ihr sonderbares Wesen gar nicht bemerkte und wartete ruhig ab, bis sie ihr Unrecht selbst einsehen würde. Doch es vergingen Tage, bis sich unser Verkehr halbwegs wieder herstellte. In seiner impulsiven Art, und so recht wie ein kopslos Verliebter, war Herr Müller von mir aus direkt zu Elisabeth gegangen und hatte ihr seine Ansichten und persönlichen Wünsche in Gegenwart seiner Schwester mitgeteilt, ohne zu bedenken, öaß Fräulein Müller noch keinerlei Erklärung über die Ereignisse am Abend zuvor erhalten

hatte. Er hatte es gut gemeint, indem er Elisabeth in Gegenwart seiner Schwester den höchsten Beweis seiner Achtung und Liebe für sie kundgab. Das Fräulein war gerade mit dem Einkochen von Früchten in der Küche beschäftigt gewesen, und stand erhitzt und müde an der heißen Maschine, von hier aus scharfe, kurze Befehle an Elisabeth ergehen lassend, als Herr Müller eintrat und sich zu deren größtem Erstaunen, und des Fräuleins maß loser Entrüstung — Elisabeths Hand bemächtigte und ihr sein Herz, sein Gut und Leben

anbot, und sie bat, ihn zu heiraten. Aus Herrn Müllers Bericht konnte ich entnehmen, wie erschrocken und aufgeregt Elisabeth im ersten Augen blick darüber gewesen war- wie sie ihm ihre Hand ent zogen und ihr Gesicht abgewendet habe, bis das Fräulein in ihrer Aufregung „verdammte" Worte gesprochen habe. Da habe Elisabeth sich aufgerichtet, das Fräulein aber ohne Unterbrechung mit Herrn Müller ausreden lassen, um dann ruhig und gefaßt an sie heranzutreten, und mit harter Entschlossenheit

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 18
Date: 30.11.1902
Physical description: 18
„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen auS, Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus; Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt, So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt!" hatten wir just unter allgemeiner Betheiligung gesungen, und ich stimmte eben die zweite Strophe an, als unsere Nachbarin, Frau Müller, die beste Sängerin unserer Gesellschaft, plötzlich verstummte. „Na, was fehlt Ihnen, Frau Nachbarin?" fragte meine Mutter, welche die Aenderung um ehesten bemerkte

. „Ich weiß es nicht. Der Ton ist mir förmlich in der Kehle stecken geblieben, ich kann nicht mehr singen." „Ach was, kann nicht," rief eine der Schulfreundinnen lustig. „Der Mensch kann alles, wenn er nur ernstlich will. Singe tapfer mit, dann geht die Unbehaglichkeit am schnellsten vorüber." „Es geht nicht, liebes Kind, ich kenne mich ganz genau." Wir andern saugen weiter, aber Frau Müller brachte keinen Ton mehr über die Lippen, und auch als wir uns bei heiterem Spiel amüsirten, saß sie apathisch

zur Seite und sprach kein Wort. Meiner Mutter ließ diese merkwürdige plötzliche Veränderung an der lebensfrohen Frau keine Ruhe. „Sagen Sie, Frau Müller," Hub sie von neuem an und ließ sich an der Seite unserer Nachbarin nieder, „was verstimmt Sie so? Ist Ihnen nicht wohl, oder hat Ihnen etwas mißfallen?" „Aber beste Frau Rhein," erwiderte die Gefragte überrascht, „was sollte mir wohl mißfallen! Sie wissen doch, ich bin keine Spielverderberin und nehme alles, wie es kommt. Was mir fehlt

Freundinnen war diese Wendung nichts weniger als angenehm, allein wir fügten uns in das Geschick und machten uns bald auf die Wanderung. Unsere Stimmung war natürlich verdorben, und auf dein ganzen Heimweg wurde kein Ton gesungen und auch nur wenig gespro chen. Es war fünf Uhr, als wir die Stadt erreichten. Frau Müller, die es sonst nie eilig hatte, die dumpfen Stu ben wieder zu erreichen, bil dete mit mei ner Mutter den Vortrab, wir junges Volk bummel ten gekränkt hinterher. Da Denkmal des prinzvegeirten

Cuitpoiö von Bayern in Lüsten. »W W: flTr. stürmt mit einem Mal an der Straßenecke das Dienstmädchen unserer Nachbarin mit dem Ruse heran: „Frau Müller, bee len Sie sich, Ihr Mann ist schwer krank." Meine Mutter stand eine Weite wie verstei nert, und wir alle waren so verblüfft, das; wir kein Wort hervorzubringen vermochten. „Sehen Sie." hörte ich unsere Nachbarin noch rufen, dann war sie auch schon um die Ecke verschwunden. Herr Müller war von: Schlage gerührt worden und lag sprach los in feinem

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 20.02.1909
Physical description: 16
Seite 12. Die Einlag dieselben Bi ist die einzi sich aber wegen seiner Subalternstellung nicht zu erklären getraute. Und so war es bei Spiel und Kurzweil unter den beiden und Freundschaft für Gerhard und dessen Familie verblieben, und es schien auch ferner dabei verbleiben zu sollen, wie die folgenden gelegentlichen Aeußerungen von ihm bewiesen. Im Anfang des Jahres feierte Müller im Hause der Frau Gerhard seinen dreiunddreißigsten Geburtstag. Es waren zu dieser Feier außer Müller, der Frau

Gerhard und Rudo, noch zwei mit der Familie befreundete Personen, ein Postkassierer Lenz, mit seiner jungen Frau anwesend. Man kam auf das Kapitel „Ver lobungen und Heiraten" zu sprechen. Da wandte sich die junge Frau Postkässierer plötzlich mit der Frage an das Geburtstagskind: „Nun, Herr Müller, haben Sie denn das Junggesellenleben noch immer nicht satt? Ich denke. Sie wären mit Ihren drei unddreißig Jahren längst fällig für den Ehestand." Die junge niedliche Frau hatte das in übermütiger Weinlaune

neckend hingeworfen, allein Müller hatte diese unvermittelte, an sich gerichtete Frage sehr ernst aufgefaßt. Ich verzichte lieber auf den Ehestand, wenn ich mich in demselben tagtäglich mit weiter nichts als Diensttun und häuslichen (Sorgen plagen soll. Ich will mit dem Wesen, das ich an mein Dasein kette, auch einen bescheidenen Anteil an den Freuden des Leben; haben, und das gestattet mir mein Einkommen jetzt noch nicht/' Die beiden Damen widersprachen: „Man könne auch in kleinen Verhältnissen

glücklich sein, wenn man sich nur „nach der Tech strecken" lerne." „Das heißt bei uns: aus alles das verzichten, was andere fleißige Menschen in viel niedrigerer Lebensstellung genießen dürfen. Ich danke für solch ein Eheleben!" bemerkte Müller. Lenzen pflichtete Müller bei. „Ich kenne eine ganze Anzahl Kollegen, die häuslich und solide leben, aber diese oft zitierte „Decke" reicht trotzdem bei ihnen nicht. Wir kommen eben viel zu spät erst in den Genuß der besseren Besoldung." Seit dieser Unterhaltung

waren mehrere Monate verstrichen. Müller hatte inzwischen eine für seine Verhältnisse recht ansehnliche Erbschaft gemacht, infolge deren er heute schon anders über das Der chinesische Stadtteil in Shanghai. „Sie haben Recht, Frau Postkassierer, mit dreiunddreißig Jahren sollte der Mann sich bald verheiraten, denn wird er älter, kommt er gar unbeweibt an die Vierzig heran, dann ist es leicht möglich, daß er sich gar nicht mehr zum Heiraten entschließt. Ich, meine Gnädigste, würde mich gern verheiraten

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Tiroler Wastl
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Page 3 of 12
Date: 08.05.1904
Physical description: 12
Raben'r icbon g'beatt Rerr Nachbar meine tzuasi 6»IIegin, die früeursgattln fiedwig Müller am Marktgraben hat sich, vermuatlich aus Reklamezwecken, a ganz a nette Blamasch ge leistet und zwar dadurch, daß sie durch dö wegen ihrer kuriosen Objektivi tät nach gerade schon berüchtigten. ,Jnnsb. Nachr." am letzten Samstag hat bekannt geben lassen, daß sie net dö in der ,,G e- r i ch ts z ei t u n g" der ,,Jnnsb. Nachr." erwähnt gewesene Friseursgattin Intie Müller ist, sondern die Hedwig vonl

, was sie zweifellos sein. Das und net mehr hat die Frisenrsgattin Intie Müller in Milten bekanntlich getan, und darum will die Hedwig Müller am Marktgraben mit der Julie net verwechselt werden, a Blamasch, um dö i die guate Hedwig net amal mit Rücksicht auf die billige Gc- schüftsreklame beneid. No viel wianiger beneid i aber die ,,Jnnsb. Nachr." um dö dadurch begangene Perfidität gegen die Frau Julie Müller. Anstatt ! dö ihnen durch die Hedwig vom Marktgraben ge botene Gelegenheit beim Schopf zu nehmen

und das Reklame-Bedürfniß der Hedwig mit der Bemerkung auskliugen zu lassen, daß die Frau Julie Müller in sehr lobenswerter Meise gleich vier anderen Personen mit ihrer Beschwerde nur ihre Mutterpflicht erfüllt und derentwegen gleich ihren vier Mitangeklagten von jeder Schuld und Strafe freig'fprochen und nur darum zu 20 Kronen verurteilt worden ist, weil sie in der Kritik der bekannten auferbaulichen Sachen nach der Ansicht des Richters Baron Riecabona zu weit gegangen sein soll, was aber no gar net ausge

macht sit und erst vom Berufungsgericht entschieden werden wird, haben die objektiven ,,Jnnsb. Nachr." der braven Hedwig infoferne recht geben, als sie in ihrer Redaktionssauee gesagt haben, daß die guate Hedwig vom Marktgraben durch den Unter schied der Vornamen ja eh schon quasi aus dem Wasser ist. Wer net ganz vernagelt ist, ersieht daraus sehr deutlich, wo die Moral und das Pflichtbewusstsein dahoam ist und wer sich zu schämen hat: Die Friseursgattin Julie Müller in Milten oder die ! Hedwig

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 02.07.1909
Physical description: 16
Sekte 12. 106 unb n nach £ia|f bon te bef ÄeamtetT "Tlwäüwn ist, nur wenig nachsteht. — An einem ber beiben Postanweisungsschalter ar beitet Müller heute im Schweiße seines Angesichts. Hinter ihm steht ber Chef uub sieht schmnnzelnb bie blinkenben Kronen nnb Doppelkronen bnrch bas Schalterfenster hereinfluten nnb bie blauen nnb brau nen Kassenscheine in ber Gelbmappe des Wertge lasses verschwinben- Müller ist ein Künstler am Schal ter — bem geht kein Griff nnb Feberstrich fehl. Mit einem Blick

zählt er bie Reihen ber Münzen ans den Zahlbrettern, bann reicht er bie Quittung hinaus, um ben nächsten Einzahler abzufertigen. „Guten Tag, Herr Müller," sagt eine junge Dame, ben bichten blauen Schleier in bie Höhe schlagend'. „Ach — Fräulein Ger- . Harb! Habe Sie gar nicht Mititärmusik. Dudelsackpfeifer erkannt." Müllers Gesicht überzieht eine tiefe Röte, , ^ * währenb er bie Postanweisung, bie Trnbe mit ein paar Mart auf ben Tisch legte, bucht nnb seine sonst so sichere Hanb zittert, als er bie

Quittung schreibt nnb ihr hinansreicht. Die klugen, scharfen Angen Trubes haben bie Erregung an ihm wohl bemerkt, um ihren hübschen Mund zeigt sich ein feines babei ben Brief bes Freundes in seiner Brusttasche verschwinden — Gleich baraus tritt Kosowsky, ber eben zu bem zweiten Schalte gegangen war, wieder zu Müller. „War bie junge Dame, bie sich eben entfernte, nicht die Schwester Gerhards?" f t ägt er neugierig. Müller sieht einen Mo ment von seiner Arbeit aus „Jawohl, Herr Direktor

." - „Das ist ja eine wirk liche Schönheit geworden," entfährt es bewundernd dem vertrockneten Bureaukcaten. „Die Gerhards sind alle Prachtmenschen, Herr Direktor." „Da hast du Eins!" denkt Kosowsky, inner^f- wütend über _ diese kecke Behauptung, die sich gegen sein Verhalten Gerhard ge genüber richtet. Da er aber weiß, daß Müller ein selb ständiger Charakter ist und sich in seinem Urteil von keinem Menschen beein flussen läßt, so schweigt er über die Gerhards, aus die er sonst einen geheimen Pique wegen der Nichtbe

ihm ist, und entfernt sich geräuschlos, denn der Herr Ches rechnet wieder einen Brief durchs Fenster, verbeugt sich und geht. Müller sieht emsig an einer langen Statistik. Ganz gegen seine Gewohuheil der holden Erscheinung nach bis sie verschwunden ist und läßt unterbricht Kosowsky die Arbeit und greift nach dem schreiben. i] : Schulbücher, Gebetbücher : Ll Ansichts- u. Künstlerkarten in reichster Auswahl. Annahme von Druck- Aufträgen aller Art. Verwaltung: Innsbruck Andreas Hoferstratze 4. (Postfach

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 14.05.1909
Physical description: 16
Seite 12 Die Die Einlage dieselben Bes Lt die einzig „Wie schade!" rief Nelly, und Trude, die sehr wohl wußte, weshalb Müller plötzliche Dienst vorschützte, sagte vorwurfsvoll: „Aber Herr Müller, das sagen Sie erst jetzt?" Gerhard aber faßte den Freund an der Schulter. „Müller, machen Sie keinen schlechten Witz. Was soll das bedeuten? Sie haben ja Vertretung im Dienst — ich weiß das. Und da wollen Sie ausreißen?" Müller blieb aber fest. „Ich bin nicht sicher, ob mein Kollege, der mich vertreten

wollte, zum Dienst erscheint. Aus alle Fälle muß ich mich erst persönlich davon überzeugen, ob er Wort gehalten hat." Er wollte sich verbeugen und verschwinden, als Lenzen und dessen Frau in der offenen Tür erschienen. Ersterer hatte wohl die kurze Unter redung mit angehört, denn er wandte sich, die Anwesenden flüchtig begrüßend, an den „Aus reißer". „Herr Müller, Sie können ruhig hier bleiben, ich komme geradenwegs vom Postamte und kann Sie versichern, daß Ihr Kollege be reits erschienen ist." „Vorzüglich

!" rief Trude, in die Hände klatschend. Aber ein kurzer Blitz aus Müllers Augen traf sie und machte sie verstummen. Sie hatte wohl bemerkt, wie schmerzlich es bei den Worten des Kassierers in seinem Antlitz zuckte. Die Hausherrin erschien und die kleine Ge sellschaft setzte sich zu Tische. Müller hatte wieder Pech: er kam zwischen Trude und Frau Marken zu sitzen. Erstere gab sich Mühe, den armen „Ab geblitzten" aufzuheitern, aber das gelang ihr nicht. Müller, den sonst alle gern erzählen hörten, wohl

hauptsächlich deshalb, weil er über einen gesunden Humor verfügte und die kleinen gesellschaftlichen Torheiten mit liebenswürdigem Spott zu geißeln verstand, beteiligte sich heute an der Unterhaltung nur insoweit, um nicht aufzufallen; meist unterhielt er sich mit Frau Marken, die bald herausgefühlt hatte, daß vor ihrem Eintritt hier zwischen ihm und Trude etwas vorgefallen sein müßte. Ein solches Gesicht, wre es Müller machte und solche zerstreute Antworten, wie er sie gab, beobachtet man wohl bei Männern

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 13 of 18
Date: 27.12.1909
Physical description: 18
Der Verkäufer stand mit gekrümmter Hand ungedul dig da, mit mißtrauischen Blicken die unruhige Hast der armen Frau beobachtend. „Mein Gott — meine Geldbörse ist fort!" rief Frau Müller endlich. „Und doch, noch vor einem Augenblick fühlte ich sie in der Tasche. Sie muß mir gestohlen wor den sein!" Unwillkürlich wandte sie ihre Blicke zur Seite, aber der neben ihr stehende ele gante Herr im weiten feinen Havelock mit dem Zylinder auf dem Kopfe — — das konnte doch kein Taschen dieb sein. „Ach

was, gestohlen! Wer weiß, wo Sie die Geld- börsp verloren haben, wenn Sie überhaupt eine gehabt haben!" meinte der Händler, indem er den Weihnachtsbaum wieder an sich nahm. Die Umstehenden waren aufmerksam geworden, Stimmen ließen sich vernehmen, bald in diesem, bald in jenem Sinne. „Wer weiß, wer gestohlen hat," sprach jetzt der Herr im Havelock, „wo haben Sie denn die Pakete her, wenn Sie kein Geld haben?" Und damit deutete er auf die Ein käufe, welche Witwe Müller auf die Kiste niedergelegt

. „Was ist das?" rief da plötzlich ein anderer Herr in der Nähe, der den Ein druck eines den besten Gesellschaftskreisen angehörigen Mannes machte. „Hier ist in der Tat ein Taschendieb an der Arbeit gewesen, denn eben bemerke auch ich, daß mir meine Geldbörse abhanden ge kommen ist!" „Polizei! Wo ist Polizei?" rief der Herr im Havelock und drängte sich eilig durch die Menge hindurch. Ein allgemeiner Auflauf entstand, in dem er verschwand, während die beiden Be stohlenen sich gegenüber stehen blieben. Frau Müller

fühlte, daß der Herr sie für eine Diebin hielt, und eine namenlose Angst raubte ihr fast die Besinnung. In diesem Augenblick erschien ein Schutzmann und ließ sich den Sachverhalt erzählen und die angeblich gestohlenen Geldbörsen genau beschreiben. Die Geld börse des Herrn war von Seehundsleder gewesen. Auch der Schutzmann schien die Witwe Müller für die Diebin zu halten, doch notierte er vorerst die Namen und Adressen der Zunächstgestandenen, des Verkäufers und des eleganten Herrn

, der sich als der bekannte Inhaber eines großen Geschäftes in der Neuhauserstraße auswies. Auch Frau Müller mußte ihren Namen nennen, sollte aber trotzdem mit auf die Polizeiwache gehen, wo man telephonisch in Giesing (Vorstadt von München) anfragen wollte, ob ihre Angaben stimmten. Da trat plötzlich ein Herr in bürgerlicher Kleidung, der ihr bekannt vorkam, ohne daß sie wußte, wo sie ihn schon gesehen, auf die Gruppe zu. Er mochte die ganze Zeit schon im Schatten dabei gestanden haben, denn er schien genau unterrichtet

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 14.05.1909
Physical description: 16
Der Erzähler nder" kann ellt wrrden, )t links.) »Sfchluß: ' te werden ckgesandt. den billigst rechnet und ! alle soliden reaus ent- ngen (Be. d Zeitungs- i, sowie alle ften sind zu ,Der Ober- bruchPost- c Andreas e Nr. 4. ng. Druck der Verlagsanstalt Minerva und Familienheiin, Zürich und Würzburg. Nr. 20 Oralisbeilage zum „Der Oberländer". 1909 tzie Diamanten der russischen Gräfin. Koman aus dem modernen Postderkehr von Th. Schmidt. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Müller hatte Trude

gibt, das ich liebe und verehre, und daß dieses Wesen Trude Gerhard heißt?" ■ ®l c , ^ ß n groß und staunend an und in ihr Antlitz stieg Aber er mußte doch wohl ein recht einfältiges bei seinem Geständnis machen und seine Haltung den un- oeyolsenen, ängstlichen Liebhaber verraten, denn im nächsten Augen blick platzte sie schalkhaft lachend heraus: „Onkel Müller, Sie wollen wohl bei mir probieren, wie man an einer anderen Stelle eme Liebeserklärung von Ihnen auffassen würde?" „Trude — Fräulein

Gerhard — bei Gott, nein, es ist mir heiliger Ernst!" Sie entschlüpfte behende seiner Hand, die ^ haschen suchte und eilte zur Tür, an der umwandte. , ^ber ich bin ja bereits versorgt, Onkel Müller!" rief sie M ihm hinüber. ftn J^ en Mötzlich sehr nüchtern geworden der Stelle stehen und sah ernst zu ihr hin. 1 ~ versorgt, Fräulein Trude?" „Nun freilich — doch als Lehrerin." erregt die ihrige sie sich nach ihm zu sein, er blieb Tritte auf dem Flur laut, rief Trude und entschlüpfte In diesem Augenblicke

wurden „Ta kommen unsere Gäste!" behende durch die Tür. XIII. Ein schwer geprüftes Mutterherz. Müller war allein, er holte tief Atem. „Abgeblitzt!" stieß er erregt hervor. „Alter Junge, du bist eigentlich nicht zu bedauern, das hätte dir dein Verstand auch wohl sagen sollen, daß du als simpler Subalterner der gefeierten Ober-Jntendanturrats-Tochter Trude Gerhard nicht imponieren würdest. Sie gehört nicht zu denjenigen armen Mädchen, die unter allen Umständen unter die Haube zu kommen suchen

; sie hat ihren Stolz, und da sie nicht unter ihren Stand heiraten will, verzichtet sie lieber auf einen Mann und schlägt sich allein durchs Leben. Ich kann ihr des wegen nicht einmal böse sein, zeigt ihre Handlungsweise doch, daß sie vielen Mut und einen festen Charakter besitzt." Er wurde weich und traurig gestimmt. „Trude — Mädchen, so bin ich dir denn nichts weiter gewesen, als der „gute Onkel Müller", und ick möchte dir doch so gern mehr sein." Müller war indes kein Weichling und sentimentaler Schwär mer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Page 6 of 12
Date: 06.11.1908
Physical description: 12
aller Genossenschaften hiezu ersucht wer den. Bitte uns mitzuteilen, ob Sie unser Er suchen schnellstens durchzuführen gedenken. Ant wort postwendend. Mit Gruß Franz Müller, Bauunternehmer. Anmerkung. Fürchten Sie sich ja nicht etwa, diesen Herrn zu kündigen, wenn Kündigung vereinbart ist. Nur Schneid' zu diesem Sozi- gesindel! — Aus jeder Zeile des ganzen Brieses spricht ein infernalischer Haß. Ein Arbeiter, der durch volle zehn Monate geholfen hat, Müllers Profit zu mehren, soll ums Brot gebracht werden, bloß

weil dieser es wagt, eine Müller nicht an genehme Ueberzeugung zu haben. Das merk würdigste an der Sache aber ist, daß in Müllers Brust der Haß erst lebendig wird, als der be treffende Arbeiter aus seinen Diensten getreten. Denn, daß Müller ihn enllassen, ist — gelinde gesagt — eine Unwahrheit. Im Gegenteil! Zwei mal mußte der Arbeiter seinen Posten kündigen, bis Müller sich bequemte, ihrn das Arbeitsbuch auszufolgen. Auch soll gesagt werden, warum der Arbeiter zunächst kündigte. Müller hatte nämlich

die Gepflogenheit, Briefe, die au den A . c . "irrt waren, zu öffnen, diese selbst und dritten Personen vorzulesen. Also sollte Müller froh sein, daß der Arbeiter ihn nicht gerichtlich belangte hat, sonst hätte er schon noch erfahren, daß das Briefgeheimnis auch Herr Müller, selbst wenn er der Bruder des Religions professors Müller (Bruder Willram) ist, nicht kurzerhand wegeskamotieren kann. — Um nun auf vorstehenden Steckbrief zurückzukommen, müssen wir sagen, daß derselbe nicht der erste, aber sicher

auch nicht der letzte ist. Vor einiger Zeit schon hat der Patentchrist an verschiedene Meister Briefe geschrieben, worin Arbeiter namentlich angeführt waren, welche die Meister nicht in Arbeit nehmen sollten. Zu diesen nun der formelle Steckbrief, der, wenn der betroffene Arbeiter klagt, Herrn Müller noch einiges Nach denken bereiten dürfte. Aber nicht allein diese, auch die andere Seite der HairÄlungsweise Müllers ist charakteristisch. Müller ist ein strenger Christ und geht auch täglich zu den Kapuzinern

in die Messe. Aber seine Frömmigkeit hindert ihn nicht, ehrliche Arbeiter Gesindel zu schelten und diese ums Brot zu bringen suchen. Das ist seine christliche Nächstenliebe! Den Meistern, die an der Aktion zur Vernichtung der organisierten Arbeiter teilnehmen, sei an dieser Stelle gesagt: Allzuscharf macht schartig! Leicht könnte, wenn sie sich lange von Müller an der Nase herum führen lassen, einmal der Spieß umgedreht wer den. Wenn aber einmal wir die scharfinächerischen Meister boykottieren

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Tiroler Wastl
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Page 4 of 12
Date: 29.01.1905
Physical description: 12
des Stiftes. Wenn die Leichenwürterinnen für die Paar | Groschen, dö sie für das traurige Amt kriagen, ans die Leichen no fo gnat acht geben, können sie das Anfressen der Leichen durch die Kirchemnäus schon darum net verhindern, weit die Leichen bei der Nacht net bewacht werden, die Mäus dort somit alle Nacht quasi Kirchtag haben. Somit trifft die Hauptschuld am grünlichen Vorfall net die Leichenbestattungs- Anstalt Müller noch die Leichenmürtcrin, sondern viel mehr das reiche Stift Wilten

, das dafür zu sorgen hat, daß sich dort koane Möns anshalten. Sehr bezeichnend ist, daß.koan oanzige Zeitung von Sprngg von dear Sache Notiz genommen hat, woraus man deutlich er kennen kann, wie ernst es den Blattern, do sich sonst so gern an radikalen Anstrich geben, mit ihrem Kampf gegen kirchlichen Mißwirtschaften ist. Nachtvag. Was wahr ist, ist wahr. I bin an Esel, und zwar a großer. Wia man sowohl ans dem ersten wia a' aus dem heutigen Artikel sehen kann, hau i den Müller nach Möglichkeit g'schont

und dafür den Hauptschuldigen an dear Ungeheuerlichkeit, das reiche Stift Wilten kräftig beim fetten Kragen gepackt. Zum Dank dafür hat mi der Müller von den frommen „Tiroler Stimmen" anUegeln lassen und mir unter Beruafung ans dem $ >9 des Preßgesetzes an unver schämte Berichtigung g'schickt, in dear er alle Schuld von sich und dein Stift abwälzt und sie dafür nach dem Beispiel der frommen „Stimmen" dem Winkler in die Schnah schiebt. Damit hat der Müller sehe Schonung verwirkt und drum soll ihm iaht

werden, ivas ihm g'heart. Die Hauptschuld an dear Ungeheuer lichkeit trifft zweifellos das fromme Stift, weil's bei allen Begräbnissen den größten Nebach macht und somit die Pflicht hat, dafür zu sorgen, daß die Leichen dort net von Mäusen ang'sressen, sondern als a Ganzer begraben werden. Die nächste Schuld trifft aber diejenige Leichenbestattungsanstalt, dö das Begräbnis der Leiche übernommen, in dem Fall also der Müller. Das ist so sonnenklar, daß man darüber weiter koa Wort zu verlieren braucht

. Es ist daher sowohl von den „Tiroler Stimmen" wia vom Müller a boden lose Unverschämtheit, ihre Schuld abzuleugnen und sie dem Winkler in die Schnah zu schieben. Dear hat bei der ganzen G schickst nix anderes zu tuan g'habt, als die Leiche mit dem Stistsdiener ansbahren zu Helsen und nachher a Leichenwärterin beizustellen. Das hat er getan, aber er Halls net dabei bewenden lassen, sondern obendrein a no amal nachg'schaut, ob die Wärterin wohl' ill richtig am Platz und alles in Ordnung ist. Wia er nachher

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Gardasee-Post
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Page 2 of 12
Date: 19.06.1909
Physical description: 12
von hüben und drüben. Das Problem des Fremden verkehrs. Von Quidam Önipontanus. Innsbruck, Anfangs Juni 1909. Mari möchte gar nicht glauben, was für gescheidte Menschen es* auf der Welt gibt, wenn man nicht hie und da durch Zufall von dem Dasein eines solchen Kenntnis er hielte. Da bekam ich vor einigen Tagen eine pompöse Ankündigung zugesandt. Ein ge wisser Herr Plaschka,Verleger u. Antiquitäten händler in Wien, kündigte ein epochales Werk an, dass ein Herr Müller, seines Zeichens Rechnungsrevident

in irgend einem obscuren Aemtche.n in Wien, herausgegeben hatte. Das Buch führte den Titel: „Das Problem des Fremdenverkehrs in Oesterreich. Psycho logisch propagandistische Betrachtungen.“ A s ich den Titel dieses Buches las, da wurde m r ganz erbärmlich zu Mute. „Siehst du, altes Kamel,“ — sagte ich zu mir, — „nun hast du Philosophie und Naturwissen schaften, Nationalökonomie . und Landwirt schaft studiert, arbeitest seit 32 Jahren an dem Pioblem des Fremdenverkehrs, und nun kommt ein Herr Müller

. Als ich diesen ge lesen hatte, da dämmerte in mir das Be wusstsein auf, dass ich wahrscheinlich um 3 K zu viel gehabt hatte. Dieser Dämmerzustand machte aber, als ich das Buch endlich er halten und gelesen hatte, einer ungeheuren Heiterkeit Platz. Denn so etwas Dummes habe ich noch nie in Händen gehabt. Da schwefelt dieser Herr Artur Müller in einem Tone, der an irgend eine Kapuzinade erinnert, über das Problem des Fremdenver kehrs. Was in dem Buche wahres ist, das ist heute jedem Neuling des Fremdenver kehrs bekannt

, wie das kleine Einmaleins. Was aber den tiefsinnigen Forschungen des Herrn Müller entsprungen ist, das ist Quatsch, potenzierter Quatsch. Schon die von Herrn Müller vorge nommene Einteilung der Reisenden auf p. 7 ist heiter. Er teilt sie ein in: 1. For schungsreisende; 2. Zweckreisende; 3. Ver gnügungsreisende. Von den Forschungsreisenden sagt er denn auf p. 9 wörtlich: Sie zählen für den Fremdenverkehr nur unbedeutend mit. Die Möglichkeit einer Verlegung ihres Studien ortes nach Oesterreich, (verstanden

ist unter Oesterreich bei Herrn Müller immer nur Wien) — ist fast ausgeschlossen.“ Oho! Herr Müller. Das ist kühn be hauptet. Wenn Sie unterForschungsreisenden nur einen Stanley, Eivingstone etc. verstehen, dann allerdings würde es schwer halten, solche Reisenden nach Wien zu bringen. Ich getraue mich aber alle Ihre Hotels,. Gasthäuser, und die Asyle für Obdach lose mit Eorschungsreisenden auf Jahre hindurch bummvoli zu füllen. Ich brauche dazu gar nichts anderes, als die tätige Mit hilfe so vieler Jungfrauen

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 15 of 18
Date: 01.12.1900
Physical description: 18
Fragekasten. A. H. in S. Müller, Schwarzbrvdbacken. Frage: Ist es einem Müller erlaubt, als Nebenerwerb Schwarz- brod (sog. Bauernbrod) zu backen, ohne den Befähigungs nachweis zu erbringen bezw. das Gewerbe hiefür anzumelden. Antwort: Hinsichtlich der durch Müller betriebenen Schwarzbrodbäckerei entschied das k. k. Handelsministerium mit Erlaß vom 15. Dezember 1884 Z. 29990 im Ein vernehmen mit den Ministerien des Innern und der Finanzen wie folgt: „Was jene Müller betrifft, welche ihr Gewerbe

persönlichen Gewerbe- berechtigungen aufrecht verbleiben. Hieran hat auch das Gesetz vom 15. März 1888, R.-G.-Bl. Nr. 39, nichts geändert, weil Artikel VI durch dieses Gesetz nicht modifizirt wurde. Was jene Müller anbelangt, die unter der Herrschaft der Gewerbeordnung vom 20. Dezember 1859, also seit 1. Mai 1860, das Müllergewerbe angetreten haben und zugleich aus ihren eigenen Mahlprodukten, sowie mit dem eigenen Personale oder den Mitgliedern ihres Haus standes Schwarzbrod erzeugen

Kategorie der Müller, nehmlich jene anbelangt, die seit den: Jnslebentreten des Gesetzes vom 15. März 1883, R.-G.-Bl. Nr. 39, also seit dem 29. Sep tember 1883, ihr Gewerbe angetreten haben, oder noch antreten werden, und die Schwarzbrodbäckerei zu betreiben beabsichtigen, so ist für den Antritt beziehungsweise für den Betrieb dieses Gewerbes nebst dem zitirten Gesetze die in Rede stehende Ministerialverordnung vom 14. Ok tober 1884, R.-G.-Bl. Nr. 166, maßgebend. Auf Grund der letzerwähnten Bestimmungen

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 16.07.1909
Physical description: 16
, die infolge des warmen Frühlingswetters heute Abend voii Menschen stark belebt war, in die Neben- straße einbiegen wollte, in der jene lag, wurde er Plötzlich gleichzeitig von zwei Personen angerufen. Er wandte fich zur Seite und sah sich Müller und Trude gegenüber. „Nun, Herr Kollega, haben es ja riesig eilig/ redete ihn Müller, der Uniform trug, an, während seine Schwester aufmerksani den Ausdruck seines Gesichts studierte, um zu er forschen, ob ihm etwas Angenehmes oder etwa das Gegenteil davon

im Hotel de St. Petersburg begegnet war. Skine hei tere Miene beruhigte sie. . Gerhard reichte dem Freunde, verwundert ob diefem fried lichen Zusammengehen der Beiden erfreut die Hand. „Na, endlich scheint Ihr Euch wieder nusgesöhnt zu haben," sagte er zufrieden lächelnd. „Entschuldigen Die, Müller, daß ich Sie nicht bemerkte. Hatte den Kopf so voll von seltsamen Dingen, die ich heute erlebte, daß ich nichts sah und hörte." „Waren wir uns denn böse, Onkel Müller?" wandte Trude sich an ihren Begleiter

. „Daß ich nicht wüßte. Ich traf soebcil Ihre Fräulein Schwester in einem Laden. Sie gestattete mir, sie zii Hause begleiten zu dürfen," erklärte Müller, um einer ^et waigen falschen Schlußforderung des Freundes aus diefem Zusammentreffen mit seiner Schwester vorzubeugen. „Sie kommen doch mit zu uns, habe Ihnen eine wichtige Neuigkeit mitzuteilen," bemerkte Gerhard. ~ „Bedaure — habe Perrondienst; inuß eilen, daf; ich zur Bahn komme." „Nun, fvenn Sie nicht mit uns kommen können, dann will ich Ihnen kurz erzählen

, daß sich ein Zeuge gefunden hat, der morgen beweisen wird, daß das von mir verschenkte Armband schon vor neun Jahren im Besitze meiner Mutter gewesen sei. Aus eine nähere Erklärung mag ich mich hier nicht einlassen; ich besuche Sie morgen, falls Sie nicht vorziehen, zu uns zu kommen." „Das ist ja eine sehr erfreuliche Mitteilung, mein lieber Ger hard," sagte Müller hocherfreut. „Da gratuliere ich Ihnen herz- Das Geburtshaus des berühmten Komponisten Joseph Haydn in Rohrau. lichst!" Er schüttelte dem Freunde

kräftig die Hand. „Sehen Sie, Fräulein Trude, es bewährt sich mein Ausspruch an dem ver hängnisvollen Abend: Die Wahrheit ringt sich doch zuletzt durch. Kommen Sie bestimmt morgen früh zu mir, ich bin sehr ge spannt aus Ihre weitere Mitteilung." Er legte vor Trude mili Ter erste weibliche Tierschutzinspektor in Berlin: Die Tierinspektorin verbindet einem Pferde das Hnsgelcnk. „Du darfst dich nicht darüber beklagen, daß Müller, solange du zu Hause weilst, sich nicht bei uns blicken läßt

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 07.05.1909
Physical description: 16
, lange spitze Nase, kalte graue Augen, blaue Brille und dünne scharfe Lippen, begrenzt von zwei senkrechten Falten in den Wangen, schmalen Schultern, langen Armen mit tintenbeklecksten Fingern, flacher Brust und graden Rücken, wie wenn man eine Elle verschluckt habe. Dazu ein Kleid von Großmutters schwarzem. Kirchenanzuge zu sammengestückt und bis an das Kinn geschlossen, so unge fähr mußte ich ja wohl aussehen, wenn ich nach drei Jahren mein Amt antrat, nicht wahr?" Müller blickte heimlich lachend

Sie mich meinetwegen für einen faden SchnmG und Schwärmer und exaltierten Frauenvergötterer, mein Berich in Ihrer lieben Familie sollte Ihnen eigentlich beweisen, daßii das nicht bin und — und — daß ich soeben nur die reine, ü# Wahrheit sagte. Sie nennen mich aus Ihrer Kindheit |s; noch „Onkel Müller". Ich muß gestehen, ich hörte früher, als Sie noch ein Kind waren, gern, denn Sie HM zu mir das Vertrauen wie zu einem Verwandten, dem ä so recht aus dem Grunde ihres kleinen, reinen Herzens

« waren. Wenn Sie mich heute aber noch so nennen, dm — ich gestehe es aufrichtig — scheint mir der „Onkel Müller' 8 etwas deplaziert und klingt kalt und fremd in den Ohm denn der Titel beweist doch nur, daß ich in Ihren Augen m- alter Hagestolz geworden bin, für den bloß noch die As Zeichnung „Onkel" anwendbar erscheint." „O weh — da habe ich wohl einen groben VerjU gegen die Titulatur eines Herr Beamten begangen," IM sie. — „Richtig, Sie sind ja inzwischen zum „Ober" befördert Da bitte ich tausendmal um Entschuldigung

, daß ich ds« nicht beachtete. Also, sagen wir von jetzt ab „Herr OK: Postassistent." Jetzt hielt sich Müller die Ohren zu. „Um Gotteswillen, nur das nicht, lieber lasse ich dkis „Onkel Müller" über mich ergehen." Trude lachte und zeigte dabei ihre schneeweißen kleim Zähne. „Onkel Müller, Sie sind heute wirklich komW f Was soll ich denn jetzt für eine Anrede gebrauchen?" k Müller stand eine Weile mit abgewandtem Gesicht ihr und kämpfte mit einem kühnen Entschluß. Drei JH ß lang hatte er sich schon mit dem Gedanken getragen

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 16.04.1909
Physical description: 16
. Ihnen schließt sich der Oberassistent Müller an, der heute früh „Perrondienst" verrichtete. „Also, Sie sind so gut, Mauser, und schicken mir heute Nach mittag Ihren Wirt, den Tienstmann Kopscheck, zur Bahn heraus, damit derselbe das Gepäck meiner Schwester in die Wohnung meiner Mutter befördert," wendet sich Gerhard an Mauser. „Wird bestens besorgt, Herr Sekretär," antwortet der Alte, der bereits mit den anderen Unterbeamten am Eingänge der Bahn hofshalle angelangt ist und gerade im Begriff steht, den Riemen

seiner braungestrichenen „Futterkiste" über die Schulter zu hängen. „Was — Ihre Schwester kommt heute?" frägt Müller erfreut. „Ja, sie bleibt bis zum Osterfeste zu Hause und tritt darnach eine Lehrerinstelle in B. an." „Also drei volle Wochen bleibt sie zu Hause!" sagte Müller mehr für sich. „Hören Sie, Gerhard, dies Ereignis — ich meine die Rückkehr Ihrer Schwester — müssen wir heute abend feiern, Hab' das liebe frische Kind fast in zwei Jahren nicht mehr ge sehen und es scheint den „Onkel Müller

", über den ich mich immer ärgerte, weil er mich daran erinnerte, daß ich ein alter Knabe geworden war, ganz vergessen zu haben." Gerhard lächelte. „Nein, Sie hat den „Onkel Müller" nrcht vergessen, sondern in jedem Briefe einen Gruß an ihn mitge sandt. Uebrigens wollte ich Sie gerade zu heute abend zu einer kleinen Geburtstagsnachfeier einer Freundin meiner Schwester — in Gerhards Wangen stieg bei diesen Worten ein verräterisches Rot — einladen, die in unserer Wohnung stattsinden soll. Lenzen und Frau kommen

auch." „Tanke, danke, nehme mit tausend Freuden an. Eine Freundin Ihrer Schwester! Hm, Sie Geheimniskrämer, denken wohl, daß ich noch keine Ahnung davon habe, wer sich hinter dieser „Freundin meiner Schwester" verbirgt," warf Müller lachend ein und seine hübschen, braunen Augen betrachteten den verlegen werdenden Gerhard von der Seite. „Na, Sie brauchen nicht so ernst dreinzuschauen, Sie Glückspilz, alle unverheirateten Kollegen beneiden Sie um Fräulein Nelly." Gerhard blickte verwundert und mißgestimmt

auf seinen kleinen Begleiter nieder. Bis heute hatte er mit peinlicher Sorgfalt schon aus dem Grunde darüber gewacht, daß niemand von seinem Ver hältnis etwas erfuhr, weil er des Besitzes Nelly ja noch gar nicht sicher war und weil er, wenn es nicht zur Verlobung kam, das junge Mädchen nicht dem Gerede der Leute ausgesetzt sehen mochte. Jetzt schienen die sämtlichen Kollegen schon hinter sein Geheimnis gekommen zu sein, und das war ihm gar nicht recht. „Sie sehen mich überrascht, Müller. Woraus schließt

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 6 of 16
Date: 01.02.1908
Physical description: 16
ihren Mann wieder auf den Schild zu heben und den Liechtensteiner Advokaten, Dr. Ritter, den Liechtensteinern zu überlassen. So dumm sind die Reuttener nicht, daß sie sich vom Herrn Müller Men unbekannten Advokaten aus Liechtenstein als Abgeordneten aufoktroieren lassen und einen ein flußreichen, bewahrten und erfahrenen Mann, wie Herrn Landeshauptmann, beiseite zu stellen. Reutte. Am Sonnrag, den 26. Jänner, fand hier beim „Bad Krekelmoos" ein Preisrodeln für Herren und Damen statt

-Kandidat, Photograph Müller in Reutte, dem die Lechtaler auf die Hühneraugen getreten sind, hat sich eine § 19 Berichtigung von seinem Leibadvokaten zusammenstellen lassen und hat sie in Nr. 4 der „Landzeitung" veröffentlicht. Eigent lich ist es eine für das große Publikum berechnete Beschönigung und Verschleierung seines Vorgehens bei der Generalversammlung der Aktionäre der Lokalbahn Reutte - Schönbichl, wo er, gelinde ge sagt, die Talbewohner unter dem Vorwände der Kostspieligkeit sachte beiseite

schieben wollte. Der Mann scheint seine Handlungen nicht gut zu kon trollieren, oder er setzt bei seinen Zuhörern ein kurzes Gedächtnis voraus. Wir werden also sein Gedächtnis etwas auffrischen. Vor der Wahl der Revisoren wurde die Wahl von zwei Verwaltungs- väten vorgenommen und für das Lechtal V uni er in Bach in Vorschlag gebracht. Es sind Zeugen dafür vorhanden, daß Müller für den „Sprenger Märtl von Reutte" über den Tisch hin agitierte, den er anstatt Vonier gewählt wissen

wollte. Bei der nachfolgenden Wahl der Revisoren machte Müller dem Vorsitzenden gegenüber die ironische Bemerkung: „Es müssen Auswärtige gewählt werden, die Bahn hät ja Geld genug." Müller beanstandete auch die Nichtabhaltung der General versammlung für das Jahr 1905, wo die Bahn 16 Tage im Betrieb war. Dü wären ihm die Kosten, die etwa 300 Kronen ausgemacht hätten, nicht zu viel gewesen, trotzdem eine General versammlung, die nur über 16 Tage Bahnbetrieb Rechenschaft zu stellen hat, keinen Wert hat. Müller

hat unzweifelhaft das Recht, für die Wahl des „Sprenger Märtl" von Reutte in den Ver waltungsrat zu agitieren, er hat auch das Recht, gegen die Wahl auswärtiger Rechnungsrevisoren zu protestieren, er kann dann aber nicht mehr berich tigend schreiben: „Es ist unwahr, daß ich mich im Prinzips gegen die Wahl von auswärtigen Ver waltungsräten gewendet hätte." Diese Tatsachen zeigen deutlich genug, daß Müller tatsächlich gegen die Wahl „Auswärtiger" aufgetreten ist, ob er dieses aus prinzipiellen

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 12 of 16
Date: 24.06.1906
Physical description: 16
Der Sägmüller schüttelte den Kopf. „In einem so großen Hauswesen läßt sich nicht alles mit Geduld und Freundlichkeit machen. Das andere aber ist Klatsch. Herr Lammers ist, wie ihr selbst seht, der höflichste und liebenswürdigste Mann." „Ja, äußerlich vielleicht — bis er seinen Zweck erreicht hat, aber länger nicht," beharrte Burga bei ihrer Meinung. Der Müller wollte eine heftige Antwort geben, aber ein leichter Aufschrei Wallys ließ ihn auf seine jüngere Tochter blicken, die ans Fenster

' ich selbst, daß er das Wiederkommen vergißt." von üer vrittcn vemfchcn riunstgewcrbc^u5lteUung in vresücn: vcr vorWatz. der junge Valentin Regauer von Arnoldsberg," unter brach er sich, den draußen Vorübergehenden bemerkend. „Ja — er kommt wirklich — um — um," stotterte Wally verlegen — — „ach — Vater — ich muß dir ein Geständnis machen — wenn du doch so gern willst — daß wir heiraten — ich er " „Er! — Soll das der junge Regauer sein?" forschte der Müller. „Die Mutter weiß schon alles," platzte Wally heraus. Die Stirn

des grauhaarigen Mannes legte sich in Falten. „Wie — und sie sagte mir kein Wort!" „Seit heute erst," fiel Wally rasch ein, „heute früh Hab' ich ihr's gesagt — weiter kommen wollte — und um mich — das ist — da sind sie schon " Die Tür öffnete sich und die behäbige Sägmüllerin trat mit dem jungen Oekonomen über die Schwelle. Der Müller hatte inzwischen die von seiner Frau unterstützte offene und schlichte Werbung des jungen Oekonomen an gehört, und Wally, die ihr glutübergossenes Gesicht hinter der Mutter

verbarg, wartete klopfenden Herzens auf seine Antwort. Der Vater zog wie immer, wenn es eine wichtige Entscheidung galt, zunächst seine Schnupftabaksdose, räusperte sich und sagte dann langsam: „Ihr Antrag err Regauer, ist für uns alle ehrenvoll, und wenn Walch ie wirklich schon lange liebt, so soll von seiten ihrer Eltern kein Hindernis " „Sie geben Ihre Einwilligung — ich darf mich mit Wally verloben?" rief Valentin entzückt. „Halt, halt," unterbrach ihn der Müller ,/so schnell geht

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 07.05.1909
Physical description: 16
ein Liedchen summend, die fast menschenleere Straße hinab. In diesem Augenblicke trat ein Herr in das Haus und stieg ausfallend schnell die vier Treppen zur Vohnung der Frau Gerhard hinauf. „Trude, sie kommen schon!" erscholl es hinter dem jungen Mädchen, das den ins Haus tretenden jungen Herrn wohl bemerkt hatte und nun lachend das Fenster schloß. „Nein, Machen, „sie" kommen noch nicht, das ist bloß Onkel Müller, der da so hastig die Treppen herausstürmt." „Zo, bloß Onkel Müller? Woher weißt

das bescheidene, aber ungemein trauliche Zimmer hell erleuchtete, während es ein lieblicher Duft von Veil chen von einem prachtvllen Bluomenstrauße in der Mitte des Tisches durchzog. «Einen Mann wie Onkel Müller sieht man immer gern, Nachen. Ich freue mich schon darauf, mal wieder mit ihm ge hörig zanken zu können." Lachend stieß Trude Gerhard die Worte hnaus, dabei schaute sie mit einem übermütigen Blick in den alten Rococospiegel über dem Sopha, der ihre schlanke graziöse Gestalt, und das schalkhafte

machen." In diesem Augenblicke erschien Trude in der Tür und rief aus: „Grüß Gott, Onkel Müller!" Der Angeredete drehte sich hastig um und schnitt dabei ein saures Gesicht. Der „Onkel Müller" aus dem Munde Trudes Paßte ihm wohl nicht recht zu seinen vierunddreißig Jahren. Aber im nächsten Augenblicke hatte er Trudes beide Hände erfaßt, die holde Erscheinung wie ein Wirbelwind mit sich in das helle Zimmer gezogen und betrachtete sie staunenden Blickes von unten bis oben. „Und das soll eine Schulmeisterin sein? Unsinn!" rief

er sichtlich angenehm überrascht, „Hören Sie, Fräulein Gertrud, das machen Sie einem Anderen weiß. Glauben Sie, daß Sie mit diesen lachen den Augen, diesem durchaus chik frisierten hübschen Köpfchen den Kindern imponieren?" „O, ich kann auch eine echte Erzieherin-Miene vorstecken, Onkel Müller. Ich werde Ihnen das sofort zeigen, wenn Sie meine Hände loslassen." Er erfüllte lachend ihre Bitte und gab ihre Hände frei; worauf sie, die Schleppe ihres hellblauen Kleides aufraffend, einige Schritte zurücktrat

Ihr Euch schon," rief Frau Gerhard in der Tür er scheinend. „Es ist gut, daß Sie kommen, Frau Gerhard, sonst hätte ich möglicherweise auch noch einige Dutzend Fragen aus dem Tier- und Mineralienreich beantworten müssen," sagte Müller sich erhebend. „Nun aber Scherz beiseite." Er musterte noch einmal Trudes anmutige. Gestalt. „Haben Sie wohl je geglaubt, Ihre Tochter vom Seminar in B. als ein solches vollentwickeltes Weltkind wieder zuerhalten, Frau Gerhard?" „Meine Tochter hat sich sehr gut entwickelt

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Tiroler Post
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Page 14 of 16
Date: 06.08.1909
Physical description: 16
du denn nicht, was ich leide? Erspare mir die Demütigung, dir zu erklären, daß ich tief unglücklich bin und das selbst verschuldete." „Sie schweigen — das genügt," sagte er ernst. Sie wandte sich plötzlich ab, sank auf den Stuhl, schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte laut auf. In diesem Augen blick wurden unten im Hause Stimmen laut. Erschreckt sprang sie wieder auf. „O Gott, da kommen sie schon!" Mit zitternden Händen zog sie die Tür an und Müller sah noch eben, wie sich der schwache Schein einer Lampe

oder Laterne an der Wand ober halb der Treppe hinaufbewegte. „Verbergen Sie sich," rief sie leise, „es ist mein -Vorgesetzter — hier, bitte, in der Kammer sieht Sie niemand. O mein Gott! Schnell — bitte, bitte, Herr Müller!" Sie erfaßte ihn am Arm und wollte ihn zur Seite zerren, aber er blieb ruhig stehen. „Lassen Sie mich allein handeln — fürchten Sie nichts!" Ruhig schritt er zur Tür und öffnete dieselbe weit. Vor ihm stand ein rotbärtiger, kleiner, dicker Herr mit Brille, in der einen Hand hielt

persönlich hierher gekommen I um meine Rechte als Verlobter geltend zu machen. Darf ich meim I Bitte wegen der Zeit, wann Sie morgen zu sprechen sind, wieder- I holen?" drängte Müller den zähen Schulmann, der sich allerdings plötzlich seiner besten Lehrkraft beraubt sah. „Nun, wenn Sie denn Ihre Braut nicht länger hier am tieren sehen mögen, dann muß ich mich ins Unvermeidliche schi^ und sie am ersten Oktober gehen lassen. Heirat bricht ja leider Dienftvertrag. Es tut mir sehr leid. Fräulein Gerhard

war meim f liebste Lehrerin . . ." „Das freut mich! — Also abgemacht, Herr Rektor!" „Ja, ja! — Empfehle mich!" Müller verbeugte sich spöttisch. Der Herr Rektor wackelte mit seiner Laterne wieder die k Treppe hinunter. „Ei, ei, was macht die Gerhard mir da jh [ einen dummen Streich," seufzte er laut vor sich hin. Müller aber schloß die Tür, und wenn er nicht gewußt M, daß Trude zweifellos mit bitterbösem Antlitz hinter der Tür ihrei Kammer verborgen seinen schrecklichen Lügereien gelauscht

haben würde, dann hätte er laut ausgelacht vor Freude über den kecken Soldatenstreich. Er blickte horchend auf die Tür zum Schlas- zimmer. Dieselbe war verschlossen, doch stak der Schlüssel an der „Entschuldigen Sie, ich wollte meine Lehrerin, Fräulein Ger hard zu einer Festlichkeit abholen. Ist dieselbe nicht zu Hause?" fragte der Mann. — „Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?" — Premierleutnant der Reserve Müller!" stellte dieser sich vor. „Rektor Blume!" „Ich bedaure sehr, meine Braut ist verhindert

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Tiroler Land-Zeitung
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Page 21 of 22
Date: 10.01.1903
Physical description: 22
, würde ich —" Wilhelm legte seine Hand auf der Mutter Mund und um faßte sie plötzlich stürmisch mit beiden Armen. Sein Haupt senkte sich auf ihre Schulter, und mit inniger Zärtlichkeit streichelte die alte Frau ihm Haar und Wangen. Als er sein Angesicht wieder erhob, war es bleich und ruhig; aber zwei große Tropfen glänzten im Lampenlicht. Die Mutter sah sie nicht. IV. „Und ich sage Euch, Frau Müller, dast es so ist und nicht anders," sagte eine der Nachbarinnen von Revers, während beide auf dem Höfchen

mit der Wäsche beschäftigt waren. „Redet nicht weiter davon, es wird einem schlecht dabei," ent- gegnete die andere, mit der Hand das Seifenwasser ihrer Bütte zu Schaum schlagend. „Gewiß, Frau Müller! Der Junge härmt sich zu Tode, das kann man ihm wohl ansehen." „Nun Ihr es sagt, Frau Carels, must ich sagen, daß ich es auch gemerkt habe; er sieht elend aus, und wißt Ihr nicht, wes halb?" — „Wahrhaftig wohl!" Frau Carels läßt ihre Wäsche eben ruhen, kreuzt die Arme unter der Brust, nachdem sie den dampfenden

Seifenschaum an ihrer Schürze abgeputzt hat, und fährt fort: „Seht Ihr, Frau Müller, so ungefähr vor anderthalb Jahren habe ich es gemerkt, als Korbmachers Klärchen zurückkam." „Ei! Ei!" „Wilhelm Revers war früher so ein stiller Kamerad, nicht wahr?" „Nun ja." „Aber als Klärchen kam, war es gerade, als wenn er auf lebte, und ich Hab' oft gesehen, daß sie einander hier unten ab warteten. Jeder Mensch ist einmal jung gewesen, nicht wahr, Frau Müller! Also darüber nichts — ich sah ganz gut, wie sie einander

jedesmal so freundlich taten. Und Klärchen ist ein braves Mädchen — das ist sie, und es ist auch nicht das — (mit den Fingern schnalzend) darauf anzumerken." „Nein, da habt Ihr recht, es ist ein nettes, anständiges Mädchen." i . ' * | | i j : i [*( M „Nun also, das ist so, wie es ist; ich dachte bei mir selbst: die beiden werden ein Paar, und die Frau vom Korbmacher dachte es auch; sie sagte noch zu mir: Frau Müller — sagte sie — ich würde gar nichts dagegen haben, denn Wilhelm Revers

Ihr nicht etwas oben, Frau Carels?" „Ja, ich hörte auch etwas, gerade als wenn jemand da oben über uns rief; es wird einer der Nachbarn sein, Frau Müller." „Nun, wie ich sagte, sie hält sich vielleicht still." „Das kann ich mir von einer Mutter nicht denken, wenigstens nicht, wenn sie sieht, daß ihr Kind elend davon wird. Ich würde so mit meinem dummen Verstand sagen, daß sie dann mehr von sich selbst hält als von ihrem Kinde — das sage ich." „Na, Frau Carels, das will ich Euch sagen: die alte Frau ist in letzter

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Tiroler Post
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Page 13 of 16
Date: 25.06.1909
Physical description: 16
mit einem Ruck stehen, sieht sich um und ruft in den Weg hinein: „Müller!" — „Bei Gott, den hätte ich beinahe vergessen, mitzunehmen. Müller! Hier sind wir, kommen Sie!" Aber der Gerufene gibt keine Antwort. Rudo läßt den Arm der Mutter los und eilt bis an den schmalen Seitenweg, vor dem sie eben noch standen, zurück und späht, den Namen des Freundes rufend, in denselben hinein. „Müller ist verschwunden, Mama," ruft er zurückkommend, „er will sich zweifellos Eueren Dankesbezeigungen entziehen. Denn wisset

weiter. „Ich ahnte es bereits, Rudo, als ich ihn eben an deiner Seite erblickte. Herr Müller ist ein edler Mensch. Es tut mir leid, daß er sich aus purer Bescheidenheit zurückgezogen hat, ich hätte ihm so gern meinen innigsten Dank ausgesprochen für feine/ schöne Freundestat; hat er sich doch damit wieder mit mir aus gesöhnt, denn — ich kann es dir ja nun dreist sagen — ich zweifelte bereits an seiner Gesinnung, weil er in der ganzen Woche, seit deiner Verhaftung, keinen Fuß in unsere Wohnung gesetzt

hatte, während Herr Lenzen uns fast jeden Tag besuchte." Rudo hatte den Blick bei dieser Erklärung keinen Augenblick von Trudes Antlitz gewendet, und als er jetzt seine Hand schwer auf ihre Schulter legte und sagte: „Wenn Müller sich. über den Grund seines Fernbleibens nicht ausgesprochen hat, so wird Trude uns das wohl am besten erklären können," stieg eine jähe Röte in ihre Wangen. Rudo fuhr fort: „Auch mir gegenüber betonte er vorhin, als ich ihn bat, mir heute zu Hause Gesellschaft zu leisten, es wäre

ihm das unmöglich, und als ich wiederholt in ihn drang, mir zu sagen, warum, da er doch dienstfrei sei, ge stand er mir zuletzt nicht ohne Bitterkeit, daß mein Schwesterchen ihn nicht leiden könne, sie mache sich über ihn lustig, wahrschein lich, weil er nur ein simpler Subalternbeamter sei, den man bis lang nur widerwillig bei uns duldete. Schwester Trude, die Reihe zu spechen ist an dir. Gestehe — was ist zwischen dir und Herrn Müller am letzten Sonntag vorgefallen?" Trude heuchelte Erstaunen; um keinen Preis

hätte sie der Mutter und Rudo im Augenblick den wahren Grund für Müllers Sichfernhalten erklären können. „Herr Müller ist mitunter launisch," sagte sie. „Er behaus delte mich bei dem Wiedersehen am letzten Sonntag noch so, als wäre ich ein Kind; er mochte wohl glauben, daß ich seinen Neckereien jetzt noch ebensoviel Geschmack abgewinnen würde, als früher." „Aber — Kind, du sagtest mir doch, daß du Herrn Müller gern bei uns sähest und fügtest scherzend hinzu: Du freust dich, mit ihm mal

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