, würde ich —" Wilhelm legte seine Hand auf der Mutter Mund und um faßte sie plötzlich stürmisch mit beiden Armen. Sein Haupt senkte sich auf ihre Schulter, und mit inniger Zärtlichkeit streichelte die alte Frau ihm Haar und Wangen. Als er sein Angesicht wieder erhob, war es bleich und ruhig; aber zwei große Tropfen glänzten im Lampenlicht. Die Mutter sah sie nicht. IV. „Und ich sage Euch, Frau Müller, dast es so ist und nicht anders," sagte eine der Nachbarinnen von Revers, während beide auf dem Höfchen
mit der Wäsche beschäftigt waren. „Redet nicht weiter davon, es wird einem schlecht dabei," ent- gegnete die andere, mit der Hand das Seifenwasser ihrer Bütte zu Schaum schlagend. „Gewiß, Frau Müller! Der Junge härmt sich zu Tode, das kann man ihm wohl ansehen." „Nun Ihr es sagt, Frau Carels, must ich sagen, daß ich es auch gemerkt habe; er sieht elend aus, und wißt Ihr nicht, wes halb?" — „Wahrhaftig wohl!" Frau Carels läßt ihre Wäsche eben ruhen, kreuzt die Arme unter der Brust, nachdem sie den dampfenden
Seifenschaum an ihrer Schürze abgeputzt hat, und fährt fort: „Seht Ihr, Frau Müller, so ungefähr vor anderthalb Jahren habe ich es gemerkt, als Korbmachers Klärchen zurückkam." „Ei! Ei!" „Wilhelm Revers war früher so ein stiller Kamerad, nicht wahr?" „Nun ja." „Aber als Klärchen kam, war es gerade, als wenn er auf lebte, und ich Hab' oft gesehen, daß sie einander hier unten ab warteten. Jeder Mensch ist einmal jung gewesen, nicht wahr, Frau Müller! Also darüber nichts — ich sah ganz gut, wie sie einander
jedesmal so freundlich taten. Und Klärchen ist ein braves Mädchen — das ist sie, und es ist auch nicht das — (mit den Fingern schnalzend) darauf anzumerken." „Nein, da habt Ihr recht, es ist ein nettes, anständiges Mädchen." i . ' * | | i j : i [*( M „Nun also, das ist so, wie es ist; ich dachte bei mir selbst: die beiden werden ein Paar, und die Frau vom Korbmacher dachte es auch; sie sagte noch zu mir: Frau Müller — sagte sie — ich würde gar nichts dagegen haben, denn Wilhelm Revers
Ihr nicht etwas oben, Frau Carels?" „Ja, ich hörte auch etwas, gerade als wenn jemand da oben über uns rief; es wird einer der Nachbarn sein, Frau Müller." „Nun, wie ich sagte, sie hält sich vielleicht still." „Das kann ich mir von einer Mutter nicht denken, wenigstens nicht, wenn sie sieht, daß ihr Kind elend davon wird. Ich würde so mit meinem dummen Verstand sagen, daß sie dann mehr von sich selbst hält als von ihrem Kinde — das sage ich." „Na, Frau Carels, das will ich Euch sagen: die alte Frau ist in letzter