4,743 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1934/20_12_1934/NEUEZ_1934_12_20_2_object_8171688.png
Page 2 of 8
Date: 20.12.1934
Physical description: 8
und Bergtouren Innsbruck, 19. Dezember. Der letzten Sonntag in Wien verstorbene berühmte Chirurg und Orthopäde Dr. Hans Lorenz hatte als eifriger Alpi nist und als Ballonfahrer enge Beziehungen zum Tiroler lande und manche Freundschaft band ihn an Tirols Menschen. Noch diesen Sommer verbrachte Professor Lorenz seinen Ur laub in Südtirol, wohin er sich seit dem Tode seines besten Innsbrucker Freundes Dr. Desaler lieber zurückzog als ins Jnntal. Als Liebhaber des Ballonsportes und Mitglied des Ver

eines für Luftschiffahrt in Tirol, verbrachte Lorenz viele schöne Stunden im Kreise der Tiroler Luftsportler. Kommerzialrat Fritz Miller, den wir über seine Erinnerungen an Pro fessor Lorenz befragten, erzählte: „Lorenz gehörte zu den Allereifrigsten im Tiroler Luftschiffahrtsverband. Bis spät in den Herbst hinein führte er Ballonfahrten durch. Und wenn im Spital für den Luftsport kein Sonderurlaub zu erhalten war, so mußte eben der Sonntag dazu verwendet werden. Es kam gar nicht selten vor, daß Lorenz am Nachmittag

, wie es der Wind und die vielen Luftlöcher, die es über den Bergtälern gibt, gerade wollten. Schließlich landete er in aller Bequemlichkeit auf einer Wiese am Achensee. 1913 unternahm Lorenz 12 Ballonfahrten, eine für die damalige Zeit bemerkenswert hohe Zahl von Aufstie gen. Später hörte sich das Ballonfahren auf. Lorenz kam mit seinem Auto, besuchte seine Freunde, holte Dr. Desaler ab und stieg mit ihm in die Berge. Ich selbst bin mit Lorenz sel ten in einer Gondel gesessen. Wir waren beide Ballonführer

und einander auf gemeinsamen Fahrten höchstens im Wege. Dafür haben wir uns umso besser bei den Aufstiegszeremo nien kennen gelernt. Da konnten und mußten wir uns gegen seitig Hilfe leisten und Glück wünschen für Aufstieg und Fahrt. Einer lustigen Fahrt nach München, zusammen mit Doktor Lorenz und Dr. Ianovsky erinnere ich mich aber noch immer sehr gerne." Ueber diese Fahrt erzählt Dr. Ianovsky: „Einmal bin ich auch mit Lorenz Ballongefahren. Es war am 6. Okto ber 1911. Der Wind trug uns schnell

hatten, fuhren wir geradewegs ins lustige München. Ich erinnere mich noch gut, daß Professor Lorenz von der drallen Kell nerin unseres Bierzeltes in Verkennung aller Tatsachen unent wegt mit „Herr Oberlehrer" angesprochen wurde, während ich mit dem ehrenvollen Titel „Herr Rittmeister" ausgezeich net wurde. Bester lernte ich Lorenz allerdings als Bergkameraden kennen. Als Freund Dr. Desalers machte ich oftmals Touren mit ihm und Dr. L a n t s ch n e r. Lorenz gehörte zu den schier unermüdlichen Kletterern

1
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1936/27_02_1936/TI_BA_ZE_1936_02_27_10_object_8381712.png
Page 10 of 16
Date: 27.02.1936
Physical description: 16
" Engelbert Dollfuß mit schönen Erklärungen in dankenswertester Weise bei zahl reichstem Besuche vorgeführt. Pfaffenhofen. (Ehrung für Schulrat Koch.) Eine selten schönere Feier veranstaltete die Gemeinde Pfaffenhofen, als die für ihren früheren Schulleiter und Organisten Schulrat Koch. Koch trat in Pfaffenhofen die „Halt! Diese Kugel behalte ich! Von mir wird sie der zuständigen Behörde übergeben!" Der Arzt hatte sich schon wieder entfernt, und der Förster wandte sich an Lorenz. „Du mußt

mir noch einmal alles erzählen, Lorenz! Und deine Eltern müssen wir verständigen." Lorenz richtete sich auf. ,/Ich will selbst zum Vater gehen. Aus meinem eigenen Mund soll er's erfahren!" Da mengte sich Deinler wieder ein. „Ich dulde das nicht! Herr Förster, warten Sie, bis der Gendarm kommt! Ich habe bereits nach ihm «geschickt." Ramm runzelte die 'Stirn. ,>So, «also der Gendarm ist bereits verständigt! Aber wenn der Lorenz in meiner Obhut ist, dann wird es Wohl genügen. Und ich weiß, der Lorenz denkt nicht an Flucht

. Das eine ist vor allem nötig: Wir müssm droben den Wald absuchm nach einer Spur des heimtückischen Schützen- denn der plante ja Mord!" Er wandte sich an Lorenz: „Wir gehen jetzt zum Waldhof, komm!" Dem Kommandanten warf er einen kühlen, schr kühlen Blick zu: „Sie warten hier wohl auf den Gendarm. Sagen Sie ihm, er soll hier bleiben-, bis wir wieder da sind!" Als Hubert Ramm und Lorenz zum Waldhof kamen, stießen sie zuerst auf Frau Veronika, die ganz entsetzt die Hände zusammenschlug, als sie den Schn gewahrte. „Lorenz

! Wie siehst du aus! Das Hemd zerfetzt! Und deine Augen! Was starrst du so! Mein «Gott, was ist denn nur geschehen!" Der Förster griff nach der Hand der -aufgeregten Frau. „Lassen Sie dm Lorenz hinauf zu seiner Kammer und sich waschen und umziehm!" „Lauf zu, und — halt dein Wort!" Lorenz sprang ins.Haus und die hölzerne Stiege zu feiner Kammer hinauf. Frau Veronika aber drängte aufgeregt. „Was ist denn nur geschehm? Sy verstört sieht der Lormz aus. So sah ich ihn noch nie. — Dort kommt mein Mann, er sucht

dm Lormz schon! Wir warm ja bereits in Angst um ihn! Und dort kommt auch Maria- sie lief hinab zu Monika, zu seiner Braut, fragen, ob sie was wüßte!" Ludwig Lang und die beiden Mädchen, die eilends den Weg heraufkamen, riefm unruhig forschend: ,-Was ist mit Lormz? Was ist?" Aus der Mädchm Augen sprach offen die Angst. Sie kannten ja des Lorenz heimliche Leidenschaft. Der Förster legte Ludwig die Hand auf die Schulter. Lehrerstelle im Jahre 1894 definitiv an und versah diesen Posten durch 27 Jahre

2
Newspapers & Magazines
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/19_12_1934/TIRVO_1934_12_19_6_object_7663228.png
Page 6 of 10
Date: 19.12.1934
Physical description: 10
Der Selbstmord des Chirurgen Hans Lorenz Wie wir bereits gestern berichteten, hat sich einer der prominentesten Vertreter der Wiener medizinischen Schule, der berühmte Chirurg Professor Dr. Hans Lorenz, das Leben genommen. Die Motive dieser erschütternden Tat. die weit über Oesterreich hinaus das größte Aufsehen und tiefstes Mitgefühl ausgelöst hat, deuten darauf hin. daß sie in einer schweren Nervenzerrüttung zu suchen sind. Die letzte Operation Professor Lorenz hatte Samstag abends

noch eine schwere Operation vorzunehmen. Er fand sich im Laufe des Abends im Operationssaal des Rudolfinerhauses ein und traf mit großer Umsicht in der gewohnten Weise seine Vor bereitungen. Nichts deutete darauf hin, daß er entschlossen war — und er war es in diesem Augenblick sicherlich schon — in wenigen Stunden seinem Leben ein Ende zu machen. Um 10 Uhr begann die Operation. Wieder war Professor Lorenz der kaltblütige Chirurg, der, völlig konzentriert aus feine Arbeit, kurz und präzis seine Anordnungen traf

. Um halb 11 Uhr war die Operation zu Ende. Daheim. . . In seinem Auto fuhr Professor Lorenz nach Hause und traf in feiner Wohnung in der Alserstraße 45 gegen 11 Uhr ein. Sehr herzlich begrüßte er seine Gattin, die ihn erwar tete und ihn, wie so häufig vorher, nach der Operation und deren Erfolg befragte. Er gab ihr sehr ausführlich Aus kunft. plauderte mit ihr noch einige Zeit und ließ wieder nichts von seinem entsetzlichen Entschluß merken. Ter Selbstmord Kurze Zeit darauf sagte Professor Lorenz

seiner Gattin, daß er noch zu arbeiten hätte, und begab sich in sein Ordi nationszimmer. Zwei Stunden lang hörte die Gattin nichts. Und als Professor Lorenz nach 1 Uhr noch immer nicht zu rückgekehrt war. suchte sie das Ordinationszimmer auf. um sich bei ihrem Gatten nach seinem Befinden zu erkundigen. Zu ihrem Entsetzen fand sie ihn als Leiche auf. Professor Lorenz hatte sich mit einer Hanfgurte ö n einem Fensterhaken erhängt. Frau Professor Lorenz eilte nun zu dem im selben Hause wohnhaften

Universitätsprofessor Dr. Karl Biehl. Dieser war einige Augenblicke später im Ordinationszim mer seines Kollegen und Freundes und schnitt ihn ab. doch konnte er nicht mehr Helsen, da der Tod bereits eingetreten war. Jetzt erst sah man, daß Professor^ Lorenz mit der gleichen Kaltblütigkeit und Umsicht, die bei seinen Opera tionen so oft bewundert wurden, auch seinen eigenen Tod vorbereitet hatte. Die Hände gefesselt Um das Herumschlagen mit den Händen zu verhindern und um sich die Möglichkeit, im letzten Augenblick

3
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/16_05_1934/ARBEI_1934_05_16_5_object_8190650.png
Page 5 of 10
Date: 16.05.1934
Physical description: 10
, dessen Liebe begehren 1 wir nicht. Und wird sie uns geschenkt, übersehen wir sie leicht. Mit weit ausgestrecktem Arm wies der Verteidiger auf die Anklagebank, wo bei den letzten Worten sich Lorenz erhoben hatte: „Der Hofbauer existiert und steht hier vor Ihnen. Das ist der echte, wirkliche Hof- bauer. .der verschollene, totgeglaubte und amtlich tot gesagte Hofbauer Lorenz Frey. Ich übergebe dem Ge richt mit diesem mir vor wenigen Augenblicken vom Herrn Pfarrer vom Hochberg übergebenen Schreiben die Beweise

sie vor der Richterbank auf den Boden nieder. Der Pfarrer, der als Leumunds zeuge. anwesende Spitalarzt und Lorenz, der mit einem Sprung über die Anklagebank weggeschnellt war, müh ten sich gleichzeitig um die arme Frau. Lorenz trug die Bewußtlose. dem Wink des Arztes folgend, als liebe Bürde ins Richterzimmer. Weinend folgten die beiden Kinder der Mutter. Die Verhandlung schwieg zu einer kurzen. Pause. Nach wenigen Minuten erschien der Arzt und teilte mit, daß die plötzlich schwer erkrankte Bäue rin sofort

zu den Erkenntnissen: Frömmigkeit wird für unmänn- Itch angesehen, weil die Vorstellung von der Fröm migkeit ebenso falsch ist wie die Vorstellung von der Männlichkeit. Frömmigkeit ist das Verhalten eines zurück. Das Gericht beschloß gleichermaßen. Lorenz war frei und die Verhandlung zu Ende. Eine Nacht des Schreckens und der Aengste begann im Spital. In entsetzlichen Fiebersturm rang die kranke Frau mit dem Würgengel des sie umschweben den Todes. Ein plötzliches heftiges Nervenfieber hatte als Folge all

der furchtbaren Erlebnisse der letzten Wo chen und Tage ihren hoffenden, geschwächten Leib er griffen. Das Schlimmste drohte. Wild waren die Fieber phantasien. gräßlich die Ausbrüche der empörten Ner ven. Todwunde Entsetzensschreie wechselten mit ban- en Hilferufen. Schmerzenslaute der Ermattung kün- eten dann wieder das Abebben des Fiebersturms als Atempause zu neuen Anfällen an. Aerzte und Schwe stern verließen keine Minute das Krankenbett. Lorenz saß am Fenster im selben Stuhl, in dem er vor Wo chen

so glückselig für sein Kind Schmerzen gelitten. Die beiden Kinder schliefen müde und matt auf dem Ruhebett. Der Pfarrer vom Hochberg stand tröstend an der Seite des unglücklichen Mannes, obgleich schon bald die Mitternachtsglocke vom Turm der Stadt- vfarrkirche schlug. Den Fiebersturm hatte eine längere Ruhe der Ermattung abgelöst, und der Pfarrer erzählte dem schwergeprüften Lorenz von den langen Wegen, die er durch seinen Freund Duval, den einstigen Kriegsgefangenen, in Paris gegangen wcw, bis endlich

4
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/21_03_1934/ARBEI_1934_03_21_6_object_8190571.png
Page 6 of 8
Date: 21.03.1934
Physical description: 8
die Zeitung nicht zu berichten. Mit angehaltenem Atem und klopfenden Herzens schlich Lorenz an der Küchentüre vorbei. Sie war ge schlossen, niemand sah ihn. Mitten in der Stube aber lag breit und mit lechzender Zunge vor dem Maul, Karo, der alte Hofhund. Als Lorenz die Tür hinter sich ins Schloß geworfen, knurrte das zottige Tier verwun dert auf, sah einen Augenblick den Fremden forschend an, erhob sich langsam und umschlich ihn schnuppernd. „Karo, alter Kerl!" schmeichelte Lorenz dem Hund und strich

das wie toll gewordene Tier bändigen und vom Leib des Fremden wegzerren konnte! Mit aller Kraft schob sie den widerstrebenden Hund zur Türe hinaus, damit ihn Lorenz, der Bub, an die Kette lege. Sie selber rief gleich wieoer das kochende Essen zum Herdfeuer zu rück. Für den Ankömmling hatte sie bei dem Toben des Hundes kaum einen Blick und Gruß finden kön nen. Auch Lorenz hatte nur eine Sekunde lang ihr Ge sicht erhaschen können, so schnell und überraschend ver ging dieser Empfang, vor dem ihm so bange

gewesen war. „Das hast du wohl gefügt", dankte Lorenz dem Hei land am alten Tischeckkreuz, das, seitdem der Hof stand, dort segnend und mahnend gehangen hatte. Auch alle die bunten Oeldruckbilder von Maria und Joseph, von der Mutter Anna und der edlen Braut Barbara, der Bauernheiligen Sebastian und Wendelin grüßten ihn wie liebe, alte Bekannte. Ja, auch sie würden ihn ge wiß wiedererkennen, denn vor ihnen hatte er einst das erste kindliche Gebet beten gelernt und fo oft der Mut ter Segen empfangen. Wahrhaftig

aus den Zügen des Bräutigams, ein un verkennbares neues Liebesglück aus den versonnenen Augen der Braut. Wie von Eifersucht getrieben, zog es Lorenz unwillkürlich wieder zu seinem eigenen Braut bild hin. Mit einem schnellen Ruck riß er den Trauer flor ab. Fast schien es ihm. als ob die zweite Braut dos Glück der ersten überstrahlte. „Ja, das war der frühere Bauer hier auf dem Hof", hörte Lorenz da plötzlich die Stimme des Bauern hin ter sich und fuhr wie ein überraschter Dieb zusammen. Der Bauer lachte

ob dem Schreck des Knechtes urrd meinte scherzend: „Neugierig bist du ja nicht, aber sehen mußt du alles. Da drüben über dem Sofa bin ich selber mit der Bäuerin", wies er selbstbewußt auf das zweite Hochzeitsbild hin. Lorenz aber streifte, dem Blick des andern folgend, zufällig den Spiegel, der fein Gegenbild in. seltsamer Verzerrung zurückwarf. Der Bienenstich aus dem Berg am Morgen hatte kräftige Wirkung getan, so daß ein Lächeln unwillkürlich sein inneres, wahres Fühlen verbarg. Die Geschwulst

5
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1936/27_02_1936/TI_BA_ZE_1936_02_27_9_object_8381711.png
Page 9 of 16
Date: 27.02.1936
Physical description: 16
sich Rupert Deinler ein: „Und jetzt müssen Sie mich hören, Herr Förster! Es stimmt nicht alles, was der Lorenz Lang ihnen erzählte. 'Ich bin der Ansicht, daß sich vieles anders zutrug. Der Lorenz Lang hatte also den Bock niedergestreckt. Er kroch hinzu und wollte sich seine Beute sichern. Da hörte er ein Geräusch. Der Jäger Facker tauchte unerwartet auf. Lorenz Lang befürchtete Entdeckung. Er sprang zurück. Er dachte, nur noch dies. Ich will nicht als Wilderer öffentlich ge- brandmarkt werden! Ja, Herr

Förster, und dann griff er zu seiner Büchse und schoß den Jäger nieder." Lorenz sprang mit einem heiseren Schrei auf den Ankläger zu. „Das ist nicht wahr! Das ist eine gewissenlose An schuldigung! Ich kauerte ja bei der Hecke, als der Schuß fiel! Und es ist mir bisher noch unklar, ob die Kugel wirklich dem Jäger galt, ob nicht ich selbst getroffen werden sollte!" Deinler sah den Erregten kühl an. Er dachte wieder, wie schon oft an diesem Morgen, daran, was man ihm auf dem Moorhof erzählt

hatte, wie scharf sich die Längs über sein Verhalten in der Schmuggelsache des Matthias Niedauer aussprachen. Gut, heute sollten sie es einmal selbst erleben, daß er nichts anderes bezweckte, als einen Schul digen seiner verdienten Strafe zuzuführen! Er erklärte: „Als ich auf die Lichtung trat und alles übersehen konnte, lag der Jäger am Boden, und Sie, Lorenz Lang, standen nicht weit von ihm, Sie hielten Ihre Büchse in der Hand, ganz entsetzt starrten Sie auf den Reglosen und — wie wenn Sie einen bösen Traum

wegwischen wollten — strichen sich über die Stirn. So hätten Sie doch niemals gestanden, wenn Sie nicht selbst den Jäger niedergeschossen hätten!" Lorenz schlug mit beiden Fäusten an.seine Brust. „Lüge ist das! Ganz gemeine Lüge! Schon oben sagte ich Ihnen, wie sich alles zutmg! Ich war zurückgelaufen zu dem Dickicht und wollte sehen, wo der war, der schoß. Und da fand ich meine Büchse. Ich erkannte gleich, daß einer die genommen haben mußte, und alsbald gewahrte ich, daß der Unbekannte

mit ihr geschossen hatte." Der Förster forschte aufgeregt: „Und du sahst niemand, Lorenz! Wer war das? Wer hat den Jäger Facker treffen wollen? Wer war sein Feind?" Lorenz seufzte. „Muß es denn ihm gegolten haben? Wenn nun die Kugel mir galt!" „Dir? Ja, und wer —7 Es wird doch nicht?" Er brach jäh ab und warf einen finsteren Blick auf Deinler. ^ „Warum glauben Sie denn nicht, was Lorenz Lang erzählt? Warum soll sich das alles anders zugetvagen haben?" Deinler entschied kurz, und seine Antwort klang schroff

6
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/18_04_1934/ARBEI_1934_04_18_6_object_8190611.png
Page 6 of 10
Date: 18.04.1934
Physical description: 10
und Weiber, Knechte und Mägde, Gäule und Güter vermittelte. Seinen Namen trug er von der großen blauen Unterlippe, die ihm in dunkler lacht einmal die derbe Faust eines Bauernburschen u.s der Form gebracht hatte, weil er lärmende Bur schen bei der Polizei und nachts schwärmende Mägde ;ei ihren Bäuerinnen verklagte. An der Türe zum Schweinestall traf Lorenz abends <-üe Bäuerin, als sie den Schweinen das Futter brachte. ..Der Lätschenhans bringt in vierzehn Tagen einen rei chen Juden zum Käufer des Hofes

und der Bauer fährt am Sonntag ins Allgäu zum Kaufen. Festblei ben, Bäuerin, nichts unterschreiben. Kein Ja sagen. Der Hof darf nicht verkauft werden, und wenn ich sel ber, um es zu verhindern, das ganze Haus in Brand stecken müßte." Das war alles, was Lorenz im Vorbei gehen der Bäuerin zuflüstern konnte. „Verlaßt Euch drauf, Lorenz. Mich bringt keiner hier aus diesem Haus heraus, außer wenn ich tot bin!" Früh am Sonntag mit dem ersten Zug fuhren der Hofbauer und feine Bäuerin dem Filstal und dem Oberland

zu. Lorenz machte große Augen, wie geputzt und modern seine schlichte bäuerliche Rost von ehedem in der Hand des zweiten Mannes geworden war. Der kurze modische Faltenrock und die farbige Jumper- dluse, helle, dünne Strümpfe und Halbschuhe, dazu ein kleiner, zierlicher Glockenhut verwandelten die Bäue rin zur blitzsauberen, blühenden Stadtdame.. Zum erstenmal ergriff ihn jetzt nagende Eifersucht, wie der andere mit rhr durch den taufrischen Morgen zum Bahnhof schritt. Wie könnte er so glücklich

sein, wenn der andere nicht deren Herz betört und sie zu seinem Weib gemacht hätte! Auch sie liebte ihn, den zweiten Mann, trotz allem. Das fühlte Lorenz in diesem Augen blick aufs neue. Wie lange sollte das hoffnungslose, zähe und schritt weise Ringen zwischen ihm und den anderen noch dau ern? Würde er in diesem Stellungskrieg je zum Ziele kommen? Wohl stand er schon tief in der Liebe der Kinder drin. Was es Schönes in Flur und Gärten gab, was das Herz und Auge der Kinder erfreuen konnte, Lorenz bot

es ihnen. Da war keine Frühbirne und keine Beere reif geworden, ohne daß er nicht dem Mariele die ersten davon gepflückt hätte. Da war kein Vogelnest versteckt aus einem Baum des Gartens oder am Heckenrand, das er nicht dem kleinen Lorenz ge zeigt, der es sorgsam behütete, bis die flüggen Jungen schreiend im ersten Flug sich ergötzten. Einen Kanin chenstall hatte er dem Buben in freien Abendstunden gewimmert, den Taubenschlag neu gerichtet und ge strichen. Wie freute sich der Junge, als das erste Ka- ninchenpar

7
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/04_04_1934/ARBEI_1934_04_04_5_object_8190590.png
Page 5 of 10
Date: 04.04.1934
Physical description: 10
. Bei jeder Eheschließung, und zwar schon vor der Verlobung, sei körperliche und geistige Der geheimnisvolle Fremdling Von Hans Siftle Da traf Lorenz ein Blick der Bäuerin, so feindselig, daß er ihm wie ein Reif aus seine Hoffnungen fiel. Der Bauer hatte ihn zum Kronzeugen für seine Ge danken genommen und damit eine Wand des Miß trauens zwischen ihn und die Bäuerin gestellt. Das sagte ihm deutlich ihr Blick. Den ganzen Tag sann und brütete Lorenz darüber, wie er diese Mauer umstoßen oder doch durchbohren konnte

Lorenz klar ins Bewußtsein, daß auch hier die Kinder mit ihrem Vertrauen ihm den Weg zum Herzen der Mutter ebnen mußten. Die harte Arbeit des Heuens kürzte die Nächte und sagte hastig die Tage einander nach. Die Woche sprang m den Sonntag hinüber, ehe es Lorenz recht zum Be wußtsein gekommen war, daß er als Knecht im eigenen Hause diene. Der Unterschied zwischen Knecht und Bauer ist ja in den Zeiten der Hochsommerarbeiten kaum zu spüren. Jeder gibt sein Letztes, und der Bauer selber

hat nur den Vorzug, daß er am Abend der letzte zum Bett, und am Morgen der erste beim Wecken sein darf, Wo's nicht so ist, steht kein rechter Bauer auf dem Hof, kann er kaum noch Haus und Feld den Kin dern vererben. In der hintersten Ecke der Dorfkirche stand Lorenz, folgte der Predigt des neuaufgezogenen Pfarrers, lauschte dem Gesang des Kirchenchors, folgte in seinem Gebet der heiligen Handlung des Priesters am Altar. Beim Heimweg blieb er absichtlich unter den letzten, denn es trieb ihn zu den Toten

auf den Got tesacker. Wie fremd und neugierig schlüpfte er zwischen den Gräbern durch, bis er scheinbar zufällig vor dem Grab des frühverstorbenen Vaters und der alten Mut ter stand. Die Bierlinaer Bäuerinnen fandens lobens wert, daß der neue Knecht des Hofbauern auch das Grab des alten Bauernpaares besuchte. Als Lorenz dann an der Außenwand der Kirche, in hartem Granit gemeißelt und mit goldenen Buchstaben, seinen Namen unter den Helden von Vierlingen las, huschte ein froh gemutes Lächeln

über sein Gesicht. Nein! die Toten tafel wollte er korrigieren. Er wollte noch leben. Den freien Sonntagnachmittag triebs Lorenz in Wald und Feld hinaus. Wie um sie neu zu erwerben, maß er mit kritischem Blick Wert oder Unwert seiner Wiesen und Aecker. Am längsten streifte er durch den schnelltreibenden Jungwald, den er selbst einst mit jun gen Pflänzchen ausaesorstet hatte. An einer versteckten sonnigen Lichtung sammelte er einen ganzen Hut voll duftender Erdberen für das Leckermaul der kleinen Marie

8
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1935/04_12_1935/ARBEI_1935_12_04_6_object_8197166.png
Page 6 of 10
Date: 04.12.1935
Physical description: 10
Seite 186. Feierabend Nr. 47. Der Riedhof. — Ja, wem sollte der nun gehören? Ihr alter Kopf schwirrte. Lorenz war verstummt. Schlief er? Da hörte sie eine Kinderstimme rufen: „Großmutter! Großmutter!" Ach ja, das Trudelchen von drüben. Daß es um Got tes willen der Sohn nicht hörte! Er konnte so häßlich höhnen über diese Bezeichnung. „Großmutter", äffte er dann nach, .chist du denn die Großmutter von den Fratzen da drüben? Du bist es -och gar nicht! Ganz fremd

sind sie dir! Da könnte dich jedes Kind von der Gasse ja »Großmutter' rufen." Nun — er hatte ja gewiß recht. Sie waren ihr bluts fremd, diese Menschen da drüben. Und doch — hatten sie sie nicht in ihr Familienleben ausgenommen, sie in Krankheitstagen aufopfernd gepflegt, sie wie eine Mut ter geachtet und geehrt und ihr die Liebe der Kinder gelassen und gegönnt? Die Kleine fehlte ihr schmerzlich. Sie schlich zur Tür. — Lorenz schien zu schlummern. Leise ging sie über den Hofplatz zur anderen Haustür. Da stand die Trudel im Hemdchen

war, um der Großmutter wie immer Gute Nacht zu sagen. Nebenan sprachen halblaut die Eheleute. Und da kam wieder das tiefe Erbarmen mit dem Sohn über sie. Er hatte recht: Um Gottfried häuften sich Schätze und Werte des Lebens. Er hatte Geld, Besitz. Weib und Kin der, war gesund und geehrt. Lorenz war mit ganz lee ren Händen zurückgekommen und fand sein Vaterhaus nicht mehr. Ein anderer hatte sich darin breitgemacht. Als die Kleine schlief, ging sie hinaus und setzte sich mit ihrem tiefen Quälen auf- die Hausbank

. In den Ställen brannte das elektrische Licht, die Kühe wurden gemolken und gefüttert, wohlgepflegte Tiere guter Rasse. Alles gedieh. Gottfried befaß die sogenannte gute Hand. Die hatte nicht jeder. Lorenz besaß sie nicht, des halb war es an ihr, zu ibm zu halten und ihm das Feh lende zu ersetzen. Die Summe, die sie von Lena für den Riedhof bekommen, lag auf der Bank und wuchs von Jahr zu Jahr, da sie nichts brauchte, im Gegenteil noch einlegte, denn sie bekam ja Geschenke von „drü ben", über die sie oft

abwchrenü den Kopf geschüttelt hatte. Immer war sie der Meinung gewesen, die beiden wollten es recht gut mit ihr, sie dachte, daß sie unver dient die viele Liebe und Güte einheimse. Aber Lorenz hatte sie eines anderen belehrt und hohnlachend gefragt: „Du glaubst an Menschengüte? Du lieber Gott, da sieht man, wie rückständig ihr hier seid! Sie taten dir Gutes aus Berechnung, damit sie deine Erben werden! Oder auch, um ein Unrecht teilweise gutzumachen, das sie dir antaten, indem sie dich beim Kauf

9
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/02_05_1934/ARBEI_1934_05_02_5_object_8190630.png
Page 5 of 10
Date: 02.05.1934
Physical description: 10
Weiblein kniete mit Lo renz in der einsamen Bergkirche beim heiligen Opfer, denn in diesen Tagen des erntenden Herbstes forderte die Arbeit in tausend verschiedenen Gestalten den letz ten Arm für Feld und Gärten. Wieder saß nach dem Gottesdienst Lorenz vor dem schweigsam hörenden Psarrherrn im Amtszimmer oben, wo er vor Monaten als Fremdling geweilt hatte. Alles, was geschehen, und was nicht geschehen, breitete er vor den Augen des Seelenhirten aus, so wahrheitsgetreu, als ob er im Beichtstuhl reuige

des angeblichen Sträflings hatte er kurz und geschäfts mäßig gefragt. Die Frage war längst beantwortet, ohne daß eine Rückantwort erfolgt wäre. Was sollte er setzt mit dem armen Teufel hier ansangen? ... Da fiel ihm ein, daß der Postbote vom Dorf gestern abends vom Birnbaum gefallen und heute früh mit gebroche nem Bein ins Spital gebracht worden war. Vielleicht kannte Lorenz dessen Dienste tun, bis die Entscheidung fiel, ob er genesen oder invalid bleiben würde. Sein Studienfreund, der Postdirektor der Stadt

, konnte ihm in dieser Angelegenheit gewiß helfen. „Ratsch, ratsch", kreischte das Telephon, der Pfarrer nannte Nummer und Namen. Lorenz hörte die Frage des Pfarrers, ob für den verunglückten Postboten schon ein Ersatz gefunden sei. So. Er wüßte einen zuverlässigen Mann zum Aus hilfsdienst der Post. Vielleicht kenne er auch ihn vom Gerede der Leute. Es sei der Knecht des Hosbauern, der ohne seine Schuld den Dienst ausgeben mußte und für kurze Zeit die Briefträgergänge für den andern übernehmen könne

. . Also gut, er würde sich heute vormittags vorstellen. So wurde Lorenz, ohne daß er um ein Ja oder Nein gefragt worden war, zum Hilfspostboten von Hochberg Viel Kraft gehört zur Treue. Die Treue ehrt immer den, der sie hält. Und hält er sie einem Unwürdigen, dann ehrt sie ihn um so mehr. Treu sein heißt: gegen allen anderen Andrang die Worte des Freundes festzuhalten, an seine Werte glauben. Alle Treue ist letzthin Treue zu Gott. In der Trübsal bewährt sich die Treue. Bleib dir selber getreu, so kannst

. Nur die Telegramme wurden vom Berg aus nach Vierlingen Zugestellt. Wie wünschte er an jedem neuen Morgen einen eiligen Menschen herbei, der nach Vier lingen telegraphieren müßte. Und wirklich! Am Sams tag Abend läutete eben vor Schluß des Postdienstes das Telephon im Landpostamt. Es kam ein Telegramm für den Hosbauern in Vierlingen. Die Leiterin der Postagentur nahm es am Telephon ab und Lorenz hörte nur noch den Namen des Absenders buchstabie ren: Schlesinger, Stuttgart. „Was will denn der noch?" srug Lorenz

10
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1935/11_12_1935/ARBEI_1935_12_11_6_object_8197398.png
Page 6 of 10
Date: 11.12.1935
Physical description: 10
übergeben wurde. Die junge Frau verübte aus Verzweiflung Selbstmord." — Lorenz schloß, die Zeitung zusammensaltend: „Es gibt docl) unverfrorene Menschen! Sag, Lena, könntest du mit einem Manne glücklich sein, der eine dunkle Vergangenheit hat?" Lena lächelte. „Was für eine Frage! Wenn ich das vorher wüßte, würde ich solchen Menschen überhaupt nicht heiraten. Und wenn ich es nicht wüßte und er war sonst ein guter Mensch, mein Gott, was sollte mir da seine Vergangenheit anhaben?" „Wenn du aber erführest

, daß dein Mann — bei spielsweise — ein verfolgter Einbrecher ist, was tätest du da?" Seine Ailgen glühten sie aus dem gelben Gesicht wie die eines Raubtieres an. Lena aber schüttelte den Kopf. „Ein verfolgter Einbrecher! Das kann ich mir über haupt nicht vorstellen. Es kommt ja aber auch auf die Zusammenhänge an, nicht wahr? Mancher Mensch bes sert sich, ändert sich ganz. Und ich glaube, ich würde einem Menschen sofort das böse Gewissen ansehen. Du weißt wohl noch aus unserer Kindheit, Lorenz, daß ich immer

gleich wußte, ob du gelogen hattest oder nicht." Lorenz lachte belustigt: „Wenn ein Mensch aber gar kern Gewissen hat, was dann? Manche haben auch eine abgrundtiefe Seele, dabei ein liebenswürdiges Gesicht und biederes Lächeln. O ja, solche gibt es genug." Er warf einen hohnvollen Blick zum Riedhofer hin über, dem Lena beunruhigt folgte. Und da sab sie ihren Mann mit zorrrrotem Gesicht und drohenden Augen da sitzen. Was hatte das alles zu bedeuten? So gereizt und verstimmt war Gottfried noch niemals

da, mit einen» gering schätzigen Lächeln um den hübschen Mund. „Ach Gott, Mutter, ein Pferd! Der Vater denkt, mir damit wer weiß was zu schenken. Drüben in Mexiko lausen die Pferde wild herum, und jeder kann sich san gen, soviel er will. Was ist das gegen ein einziges Pferd!" —- „Hat dir das Onkel Lorenz erzählt?" „Ja. Und noch mehr. Mir liegt gar nichts mehr an einem Pferd." „Dann wundert es mich nur, daß Lorenz nicht rei cher zurückgekommen ist, wenn es dort gar so leicht ist, Dinge zu bekommen, die sonst Geld

bringt!" Der Junge sah verlegen aus und gab keine Antwort. Er war froh, daß gerade die Magd kam und Mutter hineinrief. Später suchte Lena ihren Sohn voll Unruhe. Ob er wohl mit auf dem Felde war? Sie hatte es nicht gern, wenn Gottfried Ursache zum Zürnen hatte. Lena brauchte sie nicht zu suchen. Sie kam zufällig in die kleine Geratekainmer, die an den Holz »er schlag der Großmutter stieß, und von dort hörte sie bekannte Stimmen. Lorenz sagte gerade: „Die Reise? Dummer Junge, die würdest d-u ganz gut

11
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/28_03_1934/ARBEI_1934_03_28_5_object_8190578.png
Page 5 of 12
Date: 28.03.1934
Physical description: 12
", rief der Bauer seinem Knecht nach, und die anderen gafften vor Bewunderung über das Geschick des neuen Roßknechtes. In übermütigen Sprüngen hüpften der Bub und Mariele, ein großaufgefchostenes, bleiches Müdel, dem Wagen nach. Lorenz sah es ihren Blicken an, wie gern sie auf dem ho' n Wagen sich ins Heu gekuschelt hät ten. Vor dem neuen Knecht aber hielt sie noch die den Landkindern eigene Scheu zurück. „Kommt, Lorenz und Mariele, ihr dürft auf den Wa gen steigen", rief Lorenz gar lieb den Kindern

zu, und schon hatte er das Mädel gepackt und mit kräftigem Ruck auf den Wagen gestemmt. Den Buben schob er hintendrein. „Sitzt ruhig und fallt nicht herunter", warnte Lorenz. Kichernd lagen die Kinder lang gestreckt aus dem schwankenden Heuwagen, griffen nach vorbeistreifenden Aesten der Bäume und guckten verstohlen nach dem Knecht aus, der den alten Rappen am Zügel führte. Wenn er nach den Kindern um- fchaute, vergruben sie schelmisch die Gesichter im Heu. „Mutter, der Knecht hat uns auf dem Heuwagen fah

reichte. So freundliche Höflichkeit war man hierorts von Knechten nicht gewöhnt. Schnell kletter ten die Kinder auf den Wagen, zum Knecht wollte der Bub sitzen, das Mädel schmiegte sich an der Mutter Seite. Als Lorenz dem Buben nun noch die Peitsche und das Leitseil in die Hand gab und ihn unter seiner Obhut die Pferde lenken ließ, hatte er das Herz des Zungen im Sturm erobert. „'s ist halt ganz sein verstorbener Vater! Wenn er nur fahren u. reiten darf, das ist seine größte Freude", meinte die Mutter

dankbaren Blickes zu Lorenz. Mit stolzer Freude besah Lorenz den Buben, seinen Buben. Ja, so war er als Junge gewesen, kein Gaul zu wild, kern Wagen zu schnell, kein Baum zu hoch, daß XeiCige im ÄittaysMeid lSchlutz.1 1925. im selben Jahre also und Monat wie Frassati, starb im hohen Norden, in Dublin in Jrlano, Matt Talbot. Sein Leben war so ganz anders als das des vornehmen Frassati. Talbot war armer Leute Kind. Ein paar Jahre Unterricht in der Volksschule. Dann gleich Handlanger und Steinschleppe

und vierte folgten, ohne daß die Bierlinger zum Spotten oder Lachen gekommen wä ren. Es drohte kein Wetter und es fiel kein Wagen um. Das war ein Wunder und gegen alle Bauern regeln. Die Mägde aber wurden schier eifersüchtig, als sie sahen wie hinter jedem Wagen der Bub und das Mädel dem neuen Knecht nachliefen. Der verstand nicht bloß mit Gäulen, sondern auch mit Kindern umzu gehen. Eben fuhr Lorenz den letzten, weniger hoch getürm ten Wagen den Bergweg herunter, als der alte Mattes langsam den Berg

12
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1936/20_02_1936/TI_BA_ZE_1936_02_20_10_object_8381692.png
Page 10 of 20
Date: 20.02.1936
Physical description: 20
. Dort bei der Hecke liegt er. Ich schoß ihn. Da kam der Jäger. Ich verbarg mich im Gestrüpp. Und plötzlich fiel hinter mir ein Schuß. Jemand hat an mir vorbei auf den Jäger ge schossen." Deinler runzelte die Stim. „Ach so, der Lorenz Lang wildert also auch! Ist das also jetzt heraus! Und wer schoß auf den Jäger?" „Ich weiß es nicht. Ich sah niemand. Ich war viel zu betroffen, als daß ich den Wald dort oben sogleich ab gesucht hätte." „Der Jäger ist schwer verletzt. Es muß rasch Hilfe geschafft werden." Deinler

griff nach feiner Signalpfeife und ließ einen schrillen Triller durch die Stille rufen, wieder und wieder, bis Antwort kam, von links und rechts. Da nickte er zu frieden. „Gut, daß wir heute hier herüber eine Streife auf Schmuggler unternahmen! Wenn wir auch keinen von ihnen fanden — etwas entdeckte ich nun doch: — einen Wilderer und einen niedergeschossenen Jäger!" Lorenz zuckte zusammen, als er den Kommandanten so sprechen hörte. Ja, aufgedeckt war jetzt, daß er wilderte! Die Grenzer

-Zeltenschießen. Als Preisträger, teils als mehrfache, feien genannt: Josef Gruber, Ober lehrer Johann Mayr, Kooperator Josef Tabusch, Simon Autofahrschule ,Walü‘ Innsbruck, Wilhelm - Greil - Straße Nr. 18 (früherer Bozner-Platz Nr. 9) Telephon Nr. 1553 Kurse auf Personen« und Lastwagen, MotorrHder. — Prospekte kostenlos. Bauernbund'MItgllede r Ermäßigung. Und währenddem ruhten seine Augen unablässig aus Lorenz Lang. Als der eine Grenzer davoneilte, seine Aufträge aus zuführen, griff Deinler nach der Büchse

des Lorenz, die bisher unbeachtet im Gras lag. Er besah sie sich eingehend und nahm sie unter den Arm. Derweilen hatten die beiden andern aus Aesten und Zweigen notdürftig so etwas wie eine Tragbahre zu sammengefügt. Sie legten den Stöhnenden darauf. Lorenz Lang griff eifrig mit zu. Er wünschte vor allem, daß der verwundete Jäger Hilfe fand. Er selbst —. Das mußte nun ertragen werden. -Er war ja noch kein vorbestrafter Wilderer. So schlimm würde das ja wohl nicht ablaufen. Deinler befahl: „Wir brechen

auf. Die zwei Mann mit dem Der-, wundeten gehen vorweg, dann Sie, und ich schließe den Zug. Halten Sie sich aber immer vor mir!" Er sah zu dem Gebüsch hinüber. „Der Bock bleibt dort liegen. Den kann der Förster Ramm holen lassen. Wir haben Wichtigeres zu tun. Also vorwärts!" Die beiden Grenzer hoben ihre Last auf und stiegen abwärts. Gesenkten Hauptes folgte ihnen Lorenz. Er hatte begriffen, was Deinlers Anordnung bedeutete: Sprach der es auch nicht offen aus, er betrachtete den ertappten Wil

13
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/21_03_1934/ARBEI_1934_03_21_5_object_8190570.png
Page 5 of 8
Date: 21.03.1934
Physical description: 8
das gefährliche Spiel spielen? Machte Liebe bloß blind, nicht auch sehend? Sein alter Rappe, das edle Tier, hatte ihn freudig wiehernd wieder erkannt. Wie ihm dieses Wiedersehen und Wieder erkennen das Herz erbeben ließ, vor Freude und vor Glück! Am liebsten wäre er dem Tier um den Hals ge fallen. „Komm, halte die Gäule!" weckte ihn der Bauer aus seinen Gedanken. „Ich will den leeren Wagen vor der Futterkammer wegziehen." Lorenz ergriff die Zügel des Pferdes, das gar treu herzig sich an ihn schmiegte

und zutraulich schmeichelnd den Kopf an seiner Seite rieb. Unwillkürlich erhob Lorenz jetzt den Blick zu den Fenstern des Bauern hauses. Sie standen weit offen und die Sonne sah in die hinterste Stubenecke. Aber sie war leer und kein blonder, rotwangiger Frauenkopf schaute vom Fenster herab. Dagegen kam jetzt ein kräftiger, schwarzlockiger Bub über das holprige Hofpflaster gesprungen. „Ich will reiten, Vater, laß mich reiten!" „Mach, daß du fortkommst, dummer Bub. zum Reiten ist jetzt keine Zeit", wehrte

der Bauer dem Jungen. Doch schon hatte Lorenz ihn mit schnellem Griff auf feinen Arm genommen und auf den Rappen gefetzt, der geduldig die leichte Last trug. „Gib acht, der schlägt aus und wirft ihn ad", warnte der Bauer. „Der macht ihm nichts, wenn ich dabei bin", be ruhigte Lorenz und führte die Gäule und den kleinen Reitersmann dem Bauern entgegen zur Tür der Fut terkammer. Der muntere Knabe fab erst verwundert den fremden Knecht an, sprang aber dann gewandt wie eine Katze vom Gaule ab, als Lorenz

ihn herunternehmen wollte. Mit echt kindlicher Wichtigtuerei schrie er jetzt durch die Haustüre hinein: „Mutter, schau, der Vater hat wieder einen neuen Michel. Er hat mich schon reiten lassen!" „Schrei doch nicht so", wehrte ihm der Bauer. „Es ist gar kein Michel. Im übrigen: wie heißt du denn eigent lich?" „Lorenz ruft man mich." „Ei gar, Lorenz!" lachte der Bauer. „Grad wie der Bub da heißt und wie der erste Bauer hier auf dem Hof geheißen hat." Lorenz erschrak bei dieser Erinnerung an den Gleich klang

und Lorenz den alten Rappen in den Stall zog. Lorenz traf die Art, wie der Bauer von der Bäuerm zu ihm. dem Fremden, sprach, wie leichtes Burschengeschwätz. Die Gäule standen vor ihren mit Klee gefüllten Rau fen. Der Bauer wies Lorenz mit seinem Rucksack den Weg zur Knechtekammer. Es war noch der alte finstere Raum mit kleinem Fenster, bar jeden Schmuckes, jeder Bequemlichkeit, jeder freundlichen Eigenart. Ein alter Stuhl, ein wackliger Tisch am Fensterplatz, ein zer sprungener Spiegel an der Holzwand

14
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1934/11_04_1934/ARBEI_1934_04_11_5_object_8190600.png
Page 5 of 10
Date: 11.04.1934
Physical description: 10
, das herzerfrischende, frohe Lachen pflegen. Wir sollten ein Apostolat des zarten, liebevollen Lächelns üben. Dann ginge vieles besser und leichter im Le ben. Der geheimnisvolle Fremdling Don Hans Sifele Am Sonntag drauf kam die Bäuerin mit dem klei nen Lorenz ins Spital, um die beiden Kranken zu be suchen. Der Knecht saß bereits im Krankenstuhl am Fenster, indessen Mariele in ihrem Bettchen ob der brennenden Schmerzen gar häufig laut aufjammerte. Die Bäuerin brachte dem Kind die ersten Frühkirschen

ein vorbeifahren- des Auto mit vollem Interesse fesselte, starrte Lorenz zum Fenster hinaus und verbarg so das Rot der Ver legenheit. Es war ein Glück, daß der kleine Lorenz am Bett des Mariele das Wort der Mutter aufgeschnappt hatte und vorlaut, wie die Kinder in diesem Alter sind. Einspruch erhob: „Nein, Mutter, Vater ist größer und viel schöner gewesen, als Lorenz. Ich habe ihn auf dem Bild zu Hause gesehen. Mein Vater ist auch nicht so alt und hat Haare wie ich." Die Mutter wollte dem Kinde die Rede

verwehren, aber Lorenz versteckte die Verlegenheit hinter einem lauten Lacher: „Da seht Ihr, Bäuerin, Kinder sehen schärfer oft als wir Alten. Man sagt nicht ohne Grund: Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Der Bub wird schon recht haben." „Komm Lorenz, komm her, du weißt es bester!" und er schob dem Buben ein Stück Kuchen zwischen die Zähne, daß er kein Wort mehr fand. Die Bäuerin aber zog in diesem Augenblick, vom inneren Erleben getrieben, vor dem erstaunt lauschen den Knecht zum ersten Male

ein kleines Stück Vor hang von ihrem jetzigen Leben weg, ohne daß sie es vielleicht wollte und merkte. Von dem Knaben Lorenz sprach sie, der seinen Vater nur vom Erzählen und den Bildern kenne, aber wohl gerade deshalb so sehr an ihm hänge. Von klein auf, als er kaum den ersten Ver stand gespürt, bot ihm nichts eine stolzere Freude als eine Erzählung vom Vater, ein Bild von ihm. Wie oft habe sie vor chrer zweiten Ehe an stillen Sonntagen oder an den langen. Winterabenden dem Buben non dem gefallenen

, so wie sie's angetrofsen, dem Kinde erhalte. „Und", schloß sie ihre lange Erzählung, „ich möchte auch Euch bitten, meinen Bauern nicht auszuhetzen, daß er den Hof verkauft und wegzieht. Ich glaube, ich sterbe, wenn ich von der Heimat fort muß, wo ich als Kind gelebt und so glücklich gewesen bin." Fast schien es, als ob die Bäuerin sich ihrer eigenen Schwatzhaf tigkeit schäme, denn plötzlich riß sie die Erzählung ab und schwieg. Lorenz aber sprach ihr tröstend zu: „Wenns so steht, Bäuerin, rede ich nie mehr

15
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1936/05_03_1936/TI_BA_ZE_1936_03_05_9_object_8381727.png
Page 9 of 16
Date: 05.03.1936
Physical description: 16
wir sind! Mövderge- sindel wohnt nicht auf dem Waldhof!" Lorenz war zur Mutter getreten und dann zog er Monika an sich. „Du, vergib!" Sie klammerte sich an ihn. „Ich will dir helfen! Wenn ich nur wüßte, wie ich dir helfen kann!" Es pochte an die Tür und gleich hernach tat sie sich auf. Der Gendarm erschien und hinter ihm der Komman dant. Der Gendarm schien diesen Gang nicht gerade gern gemacht zu haben. Er entschuldigte sich. „Der Kommandant meinte —." Da brauste Ludwig auf. „Was geht das uns an!" Er trat

geschadet, und diesmal wirst du den Lorenz damit vernichtet haben." „Nicht so, Mutter! Ich sag dem Vater Dank für seine Worte." Er wandte sich an den Gendarm. „Man hat mich angezeigt des Wilderns, nicht wahr? Und wessen soll ich noch schuldig sein?" Tremmel, der Gendarm- gestand unsicher: „Ja, der Kommandant hat soviel gesprochen. Es ist ein Jäger nie dergeschossen wordm mit Ihrer Büchse, Lorenz Lang. Und — ja, kurz und gut, Sie haben das wohl getan." Der Förster entschied scharf: „Das hat der Lorenz

nicht getan!" „So, denken Sie, Herr Förster?" „Wir werden dann sogleich den ganzen Wald ab suchen, nach Spuren jenes feigen Kerls." „Der Kommandant hat vom Forsthaus aus telepho nisch mit der Staatsanwaltschaft gesprochen. Er sagte, ich müsse sogleich die Staatsanwaltschaft verständigen, und er wolle das für mich besorgen. Der Herr Staatsanwalt sprach dann auch durchs Telephon mit mir. Es geht nicht anders, Lorenz Lang. Ich muß Sie verhaften." Frau Veronika barg das Antlitz in 'bcn Händen. Sie schluchzte

herzzerbrechend. Ludwig stand schweigend. Er hielt den Kopf gesenkt. Dann sagte er langsam: „Recht muß Recht bleiben! Du hast gewildert, Lorenz, und wenn -du dafür ein paar Wochen eingelnerrt wirst —, du hast das nach dem Gesetz verdient!" Seine Stimme wuchs an. „Doch wehe dem, der sagt, der Lorenz sei deshalb verhaftet worden, weil er einen Jäger heimtückisch niederschoß!" Monika trat zu Lorenz. „Ich gehe mit dir bis Berneck, bis mm Zug." Da bat er: „Laß es sein, Monika! Menu ich wieder- i komme, als freier

Mann, ja, dann hol' mich, aber jetzt —. Nein, bleib du nur hier!" Hubert Ramm entschied. „Aber ich komme mit zur Stadt! Ich will alles zu Protokoll geben, was ich von dir weiß, Lorenz, alles, was du mir erzählt hast." Ernst nickte Lorenz. „Ja. — Nützt -es indessen viel, was der Förster Ramm aussagt? Der war doch oben nicht dabei!" Er stöhnte. „Dabei war ja der Komman dant! Was der aussagt — das gilt viel mehr!" 11 . Die Nachricht, daß man Lorenz verhaftet hatte, flog wie ein Lauffeuer

16
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1935/14_08_1935/ARBEI_1935_08_14_6_object_8194463.png
Page 6 of 10
Date: 14.08.1935
Physical description: 10
, um erst später zu lichtscheuer Arbeit zum Vorschein zu kommen. Lorenz Ried sprach jede Berechtigung des Besitzes ab. Mit seiner zündenden, flammenden Rednergabe peitschte er die Ruhigsten auf und hatte unzählige An- Nr. 81. Hänger. Sein Wahlspruch war: Was dein ist, ist auch mein. Eine unheimliche Macht sprühte aus seinen Augen. Die Weisheiten, die er predigte, hatte er nicht durch sich selbst erlangt. Er war zu einem gewalttätigen Rus sen in die Lehre gegangen. Mit Entsetzen dachte Gottfried

: „Weiter, Friedl, weiter. Ich will von Lorenz hören! Das weißt du doch! Alles will ich wissen!" Gottfried raffte sich zusammen und begann seine Phantasie spielen zu lassen. Wer immer war es der Frau noch nicht genug. Wieder bettelte sie: „Noch mehr, Friedl, viel mehr! Wie war das, was du da zuletzt sagtest . . .?" „Ein Aufstand war losgebrochen. Ihr versteht nicht viel davon, Frau, aber wir taten mit, wir zwei und noch andere Kameraden. Wir alle waren arbeitslos und verbittert..." „Warum kehrte Lorenz

nicht heim? Kann es ir gendwo schöner sein als hier? Sag selbst!" „Nein, nirgends in der Welt", gab Gottfried wahr heitsgetreu zu, „aber der Lorenz taugt eben nicht zum Stillsitzen, er hat unruhiges Blut. Man schoß auf uns — ich sah Lorenz fallen. . ." „Um Gott", schrie die Bäuerin aus und preßte die Hand auf die Brust. Gottfried beruhigte sie: „Er ist nicht tot. Kameraden sahen später, daß er aussprang und floh. Vielleicht ist er schon im Ausland. Ich floh auch, versteckte mich . . ." Aber darauf hörte

die Bäurin gar nicht. Das war ihr unwichtig. Wichtig allein war Lorenz. „Hatte er denn genug Geld bei sich? Er schrieb nie um einen Pfennig. Er schrieb ja überhaupt nicht." „Geld hatte er immer. Ihm ging es nicht schlecht." „Und er erzählte dir oft von seinem Riedhof?" „Ja, besonders im Anfang unserer Bekanntschaft. Ich kannte alles genau aus seinen Erzählungen." „Hatte er ein Mädchen? Es war damals hier eine beim Zirkus . . ." „Dergleichen Dinge gab es nicht in unserem Leben. Er hatte anderes im Kopfe

als Liebe und Weiber." Die Frau seufzte. „Weißt du, daß Lorenz und Lena ein Paar werden sollten? Das Mädchen war früher viel hübscher als jetzt. Sie verblühte so rasch, als Lo renz mit dem Zirkus floh. Jetzt aber hat sie wieder einen Freier, den größten Bauer des Ortes, den For- ster-Ferri. Sie ist sehr reich, die Lena. Und da passen sie gut zusammen. Du sagtest, du hättest einen Freund in der Großstadt, der dir vielleicht Bescheid über Lorenz geben könnte. Ich will doch wissen, wo er ist. Du kannst

17
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/10_10_1935/TI_BA_ZE_1935_10_10_5_object_8381417.png
Page 5 of 14
Date: 10.10.1935
Physical description: 14
für t es Mädels Verhalten: Monika liebte den Sohn des Wald hofbauern, den Lorenz Lang. Immer wieder konnte er die zwei im Gespräch miteinander treffen. Und gerade deshalb wollte er nicht von dem Mädchen lassen. Er wollte es er reichen, daß sie sich mit Lorenz entzweite, daß die beiden auseinanderkamen. Das Mädel recht tief in Not und Jammer hineintreiben und dann nicht mehr Hinschauen nach ihr! Elise mochte ahnen, was in den Bruder vorging, und seine Absichten fanden ganz ihren Beifall. Sie hätte ja gar

nicht nach Monika hingesehen. Was ging sie solch armes Schustermädel an! Sie hatten in dem armseligen Häusl des Niedauer wohl oft nicht einmal genug zum Essen! — Aber daß Lorenz Lang das Mädel gern hatte —, dies brachte es mit sich, daß sie mehr als ihr lieb war an Monika denken mußte. Der Lorenz gehörte ja ihr, sie hatten als Kinder immer zusammen gespielt, und als Heran wachsende waren sie sich darüber einig, daß sie einander heiraten wollten. Die Väter, ja, die waren wohl beide da gegen, denn es stand

viel zwischen ihnen. Aber sie hatte schon ihr Ziel erreichen wollen! — Doch dann kam Monika wieder ins Dorf) sie war jahrelang in Stellung gewesen, auswärts, bis der Vater sie helmrief, der kränklichen Mutter im Haushalt und in der kleinen Landwirtschaft mitzuhelfen. Und von da ab hatte Lorenz nur noch Augen für dies Mädchen. Er schien wahrhaftig das arme Dorfschuster mädel heiraten zu wollen. Elise lachte jetzt nicht mehr. Wenn sie daran dachte, daß Lorenz eine andere ihr vorzog, daß er ihr aus ihre Vorwürfe hin vor einigen Monaten

ganz offen erklärte: „Das haben wir beide doch nicht ernst gemeint, was wir als halbe Kinder sprachen. Wenn man älter wird, denkt man in vielem anders." Wenn sie sah, wie er jedes neue Zusammentreffen mit ihr vermied und dafür Monika nach lief, dann schoß der Zorn in ihr hoch. Aus ihrem Denken heraus sagte sie: „Du solltest dem Lorenz schon zeigen, daß du mehr erreichst als er!" „Und wie ist das? — Den Lorenz hättest du lieber für dich, nicht wahr! Es gefällt dir nicht, daß er der Mo nika nachläuft

!" „Nein, es gefällt mir nicht! Wenn auch der Vater froh ist, daß Lorenz nicht mehr nach mir hLnschaut: er hätte ja schließlich doch ja gesagt, wenn ich und Lorenz . Nachgegeben hätte der Vater schon. Ich weiß ihn gut zu nehmen." Stephan nickte finster. „Ja, das bringst du schon fertig. Eine Art hast du an dir! Und der Vater -. Was geht das uns Kinder an, ob die Väter sich streiten, ob der Bürgermeister Zacker mit dem Bauern vom Waldhof sich verträgt oder nicht!" „Ich weiß! Du hast ja noch besondere

18
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/07_11_1935/TI_BA_ZE_1935_11_07_5_object_8381467.png
Page 5 of 12
Date: 07.11.1935
Physical description: 12
dich sonst von mir ab?" Sie schwieg und sab zu Boden. Er drängte: „Weißt du es denn nicht, wie lieb ich dich seit langem habe?" Leise gestand sie: „Ich weiß es längst." „Und gilt dir das nichts?" „Es — gilt mir alles auf der Welt." Da stieß er einen Jauchzer aus, daß es durch das ganze Haus schallte. Und oben in der Kammer seiner Frau stand Lukas Niedauer und nickte: „Ja, glaubt's nur, Hedwig! Diesmal ist wahr und wahrhaftig das Glück zu uns gekommen, und kein Schein glück, ein gutes, rechtes Glück! Oer Lorenz will die Monika

zum Weib." Die kranke Frau sprach leise: „Der Lorenz —. Da bekommt sie einen braven'Mann, die Monika, und — ja, nun einmal wird sie Bäuerin auf dem Waldhof. Es wird ihr besser gehen als ibren Eltern. Das war seit jeher schon mein Wunsch." Matthias aber hielt den Kopf gesenkt. Besser gehen als den Eltern? — Ja, der Monika würde es nun wirklich besser gehen. Und freuen wollte er sich dessen von ganzem Herzen! Erst war Lorenz noch mit oben in der Kammer bei der kranken Mutter gewesen, und die Leidende

. Bei ihm wurde eine Geldtasche mit 185 8 99 g gefunden. Obernberg. (Der Marbel er Bauer g e- storben. — Im Steinbruch tödlich verun glück t.) Am 25. Oktober starb hier der Bauer Leonhard will mein Wort nicht brechen und früher gehen — denen gegenüber am allerwenigsten." Nachher schritten Monika und Lorenz Hand in Hand durch den Maienabend aufwärts zum Waldhof. Cr sprach voll Eifer: ,-Georg und Maria wollen im Herbst Hochzeit machen und ich denke, um diese Zeit wirst auch du mein Weib, Monika

. Ist es dir recht?" „Ja, Lorenz! Nur — was aus der Mutter werden soll, weiß ich nicht. Der Vater —. Cr kann das doch nicht so — die Mutter pflegen. Und Matthias —. Ja, wenn er auch ein Mädchen hätte —. Aber er ist so arm! Wie könnte er ans Heiraten denken!" „Wir werden schon Rat schaffen. Vielleicht geht's deiner Mutter bis zum Herbst viel besser. Die Freude über unser Glück wird ihr vorwärts helfen. Oft kannst du ja auch zu ihr hinunterschauen, wenn du dann mit mir im Waldhof wohnst." Oben auf dem Waldhof ward

Monika von Ludwig und seiner Frau und Maria herzlich aufgenommen. Georg hatte fortgemußt, ihm rief der Dienst. Maria ging Monika entgegen und zog sie an sich: „Nun wird der Lorenz glücklich sein! Komm!" Und Frau Veronika ergriff Monikas Hände: „Werde glücklich mit meinem Buben!" Ludwig Lang, der Bauer vom Waldhof, schaute in des Sohnes Augen: „Nun bist du zufrieden, Lorenz, nicht wahr, und ich hin's auch! Ist mir lieber, du bringst mir die Monika ins Haus als etwa eine vom Moorhof." Und er dachte

19
Newspapers & Magazines
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/20_12_1934/TIRVO_1934_12_20_3_object_7659686.png
Page 3 of 8
Date: 20.12.1934
Physical description: 8
die Senkkasten Der Selbstmord des Professors Lorenz bildet eine furchtbare Anklage gegen jene dunklen Elemente, die den Gelehrten in gewissenloser Ausnützung seiner kaufmännischen Unkenntnis in den Tod getrieben haben. Seriöse Fachmänner, die das Petroleumgeschäft von Grund auf kennen, haben diese Entwicklung vorausgesehen, da sie wissen, daß diese sogenannten „Erdölgeschäfte" auf nichts anderes äbzielen, als auf die vollständige Ausbeutung der Opfer, die unter listigen Vorspiegelungen

in diese „Transaktionen" hineingehetzt werden. Die „Arbeit" der Schwindler In den Wiener Kaffeehäusern gibt es regelrechte Win kelbörsen für zweifelhafte „Petroleumwerte", und man hört, daß es sich um eine regelrechte Zentrale für Petroleumschie bungen handelt, die nach einer bestimmten Methode operiert. Professor Lorenz wurden sogenannte „Bruttoprozente" an- geboten. d. h. er mußte gewaltige Beträge für angebliche PALMERS Strumpf® in geschmackvollen Geschenk-Kassetten 4.50 6 .— 10 .— Luxus-Kassetten

15 «—> 18 »— M. Theresienstr. 41 Lauben 14 Investitionen auswenden, die nur zu einem geringen Bruch teil durchgeführt wurden. Für solche Vorbereitungsarbeiten für die Bohrungen hat Prof. Lorenz Beträge von 20.000 bis 40.000 Dollar flüssig gemacht — die Arbeiten, die dann tatsächlich statt fanden. erforderten kaum 2000 Dollar. Und all das auf eine vage Gewinnhofsnung hin, die dem geschäftssremden Gelehrten in den leuchtendsten Farben geschildert wurde. Man hat Professor Lorenz vorgetäuscht, daß er mit sei nen

Bruttoprozenten eine ewige Rente erwerbe, die ihm jährlich 30 Prozent äbwersen würde. Es ist das das System der Petroleumschwindler. Sie versprechen fortdauernde jährliche Gewinne, während es sich dann in all diesen Fällen herausstellt, daß man bestenfalls im ersten Jahr 30 Prozent ausbezahlt bekommt, während dann die Förderung mit einem Male abbricht. Der Hineingelegte verliert in der Regel 70 Prozent seines Kapitals. Professor Lorenz wurden ebenso wie den anderen Op fern der Petroleums-Bucketschops

Anteilscheine, die in pol nischer Sprache äbgefaßt waren, gegeben, so daß er erst später erfuhr, daß er allein an Steuern 20 Prozent zu zahlen hätte. Die Namen jener Personen, die an dem Riesenbetrug an dem großen Arzt Dr. Hans Lorenz mitgewirkt haben, sind bekannt. Auf den Winkelbörsen in bestimmten Wiener Stadtkaffeehäusern wurden noch bis in die letzte Zeit Wech sel des Professors Lorenz zum Verkauf angeboten. Man hat Professor Lorenz nicht nur mit „Bruttopro zenten" hineingelegt

20
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1935/07_08_1935/ARBEI_1935_08_07_6_object_8194237.png
Page 6 of 10
Date: 07.08.1935
Physical description: 10
Sette 118. Feierabend Nr. 30. .»Warum sollte ich denn lügen? Lorenz erzählte Mir alles. Ich kannte das ganze Dorf, bevor ich es gesehen." „Und was mit dem Zirkusmädel geschah, weißt du nicht?" „Nein, von so einer sprach er nie. Er sagte nur, daß er von zu Hause fort sei, weil der Alte ihm immer sei nen Willen auszwang und er niemals Herr hier wäre, solange der Vater lebe. Er erzählte mir auch von einem Abend, da der Alte mit der Sense auf ihn losgegangen war. . ." Di Bäuerin hob abwehrend

an Lorenz, der hier seine Kindheit verlebt hatte. Er übte eine seltsame Macht auf die Menschen aus. Alle beugten sich vor ihm, alle ließen sich hineinjagen, hetzen in den Strom der Unzufriedenen, ewig Mäkelnden. Als die gute, sichere Arbeit verloren war, nahm die Hochflut des Kampfes sie mit. Er schlug voll Scham die Hände vors Gesicht. Nach tagelangem Wehren, Hungern war er doch unterlegen, hatte gebettelt und gestohlen. Ja, dieser klare, gelbe Mond, der da so friedlich auf das ruhende Dorf schien

dem fremden Menschen bettelnd ins Gesicht. Der fühlte sich einen Augenblick versucht, restlos die Wahrheit zu gestehen. Aber wußte er denn das Ende von der traurigen Sache? Konnte Lorenz nicht wie ein angeschossener Panther aufgesprungen und geflüchtet sein? So war es früher schon einmal bei einer Verfol gung gewesen: er lag in täuschender Haltung, als sei er tot, reglos am Boden, und im allgemeinen Wirr warr hatte er die Flucht ergriffen. Jeden Tag konnte er hier auftauchen. Doch besann

tete die harten Arbeitshände. Sie stöhnte: „Ein Unglückskind! Warum konnte er nicht so sein wie die andern alle hier? Der Sohn vom Nachbarn, der Hallertoni, ist ein so tüchtiger Bursche. Und die Tochter, die Lena, hatte Lorenz so gern. Das wäre ein Paar geworden! Aber schon als Kind war er anders als alle Kinder. Ich habe zwei begraben, ich weiß es. Lorenz war immer trotzig, wild und rachsüchtig. Mit dem Va ter vertrug er sich gar nicht. Ich mußte immerfort zit tern, gleich schlug der Blitz

zwischen ihnen ein und zün dete. Lena war die einzige, die ein wenig Macht über ihn hatte. Du mußt mir einmal viel von ihm erzählen, aber heimlich. Der Vater will den Namen Lorenz nicht mehr hören." „Er ist ihm noch böse?" „Wie sollte er nicht? Lorenz war ja unser Einziger! Wer wird einmal den Hof übernehmen? Wir find ja beide nicht mehr jung — Lorenz war der Jüngste. Wir haben nur entfernte Verwandte. Aber glaub mir, Friedl, mir ist heute viel wohler, weil ich mich einmal aussprechen kann und gar mit einem, der ihm gut

21