31,102 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1910/30_01_1910/TIWAS_1910_01_30_7_object_7946246.png
Page 7 of 16
Date: 30.01.1910
Physical description: 16
. „ - Conim. . . 96.50 100.75 Tendenz fest. 97. bO 101.75 Die Sünden der Uäter. Bolksstück in vier Auszügen von Rudolf Christoph Jenny. (Fortsetzung.) Hedwig (hat inzwischen einen Löffel mit Me dizin gefüllt und beugt sich über die Kranke, die sich halb aufrichtet): So — Leonhard (entzückt die Gruppe betrachtend): Ein reizender Vorwurf für ein Gemälde. — Tie blü hende Hoffnung über den Glauben gebeugt! Helene:' Und dicht daneben die Liebe. Leonhard (entzückt die Hände auf die Brust drückend): Tie Liebe

— Schwester !— Hedwig! Helene: Was zittern Sie, Hedwig? Hedwig: Tie Furcht zu verschütten — ah! nun ist es doch geschehen. Helene: Das tut nichts. — Danke — danke, und nun das Märchen. Leonhard: Lassen Sie uns erst auf das Wohl meiner Schwester anstoßen. Hedwig: Ihre Gesundheit. Leonhard: Nicht so, Fräulein Hedwig. Beim Anstoßen muß man sich in die Augen sehen. So — (sehen sich beide lange innig in die Augen) — Auf das Wohl meiner lieben Schwester und auf alles, lvas wir lieben. Helene

(während sie trinken): Wie lieb Ihr seid! Gebt mir Eure Hände. — (Leonhard zu ihrer Rechten, Hedwig zur Linken). Leonhard: Bist Tu uun mit uns zufrieden? Helene: Schließt den Kreis — (Leonhard und Hedwig geben sich die noch freien Hände) — Werdet Ihr mich auch immer festhalten, daß uns niemand trennt? Leonhard: Sei ruhig, Helene. Wir werden dich bald emporziehen und hinausführen ins Freie, über Flur und Au, und der Lenz soll seine Blüten auf uns herabstreuen. Helene (wie im prophetischen Tone): Oder ans unsere

Gräber. Leonhard: Helene! — Siehst Tu, da Tn so trübe Gedanken hast, kann ich Dir mein Märchen nun doch nicht vorlesen lassen. Helene: Laß mich, Leonhard. Es ist mir zu weilen eine Wonne — den Gedanken an mein Grab zu denken. Leonhard: Schwester — liebe Schwester. Hedwig: Helene! Helene: Lesen — bitte — lesen — Leonhard: Hier, Fräulein Hedwig. Hedwig (nimmt das Manuskript in Empfang und liest mit immer steigendem Interesse. Ab und zu einen kurzen Blick auf die Kranke werfend, dämpft

1
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1904/28_02_1904/ZDB-3077611-9_1904_02_28_11_object_8417905.png
Page 11 of 16
Date: 28.02.1904
Physical description: 16
Täubchen die Flügel zu beschneiden; wenn die Zeit kommt, mache ich ihm gern die Käfigtüre auf. Liebe und eine Häuslichkeit, das ist der natürliche Lebenszweck des Weibes. Niemand empfindet das mehr, als derjenige, dem beides versagt geblieben." (Fortsetzung folgt.) Ein Genie. Ein Lebensgang von Irma v. Troll-Borostyäni. (Fortsetzung.) — (Nachdruck verboten.) „Und wie soll ich in die Wohnung gelangen und den Schreib tisch öffnen?" fragte Leonhard die kranke Frau. „Auch das ist sehr einfach

. Zur Eingangstür besitze ich einen zweiten Schlüssel, hier in der Lade des Tisches liegt er. Und den Schreibtischschlüssel werden Sie auf dem Nachtkästchen finden, wo ihn das gnädige Fräulein immer hinlegt, wenn sie sich zur Ruhe begibt." Leonhard blickte starr vor sich hin. Eine leichenhafte Blässe überdeckte plötzlich seine Wangen. Schweißtropfen traten auf seine Stirne. Seine Lippen zuckten krampfhaft. Der Gedanke eines Verbrechens war plötzlich in ihm erwacht. Er nahm den Schlüssel

. „Es ist Ihnen also an diesen Papieren sehr viel gelegen?" fragte er, während er den Schlüssel in seinen zitternden Händen hin und her drehte. „Sie wollen es durchaus, daß ich es tue?" Die Lstenbahnlinie Srvakopmund—Muohoek in „Sb ich will! Ich bit e Sie darum, ich flehe Sie an!" flüsterte die Kranke. „Gut denn, es soll geschehen," entgegnete Leonhard mit ruhiger Stimme, indem er den Schlüssel in seine Tasche gleiten ließ. Wir sehen uns bald wieder. Adieu bis dahin!" Und mit einem Kopfnicken ging er aus dem Zimmer. Tie Wärterin

der Entdeckung seines beabsichtigten Verbrechens schreckte ihn. Andererseits lockte ihn mit schier unwiderstehlicher Gewalt die Hoffnung auf eine glänzende Zukunft, auf Reichtum und auf jenen Ruhm, nach dem er sehnsüchtig seine Arme ausstreckte und der sich nicht haschen ließ. Jetzt, jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, ihn hervorzuzwingen. Leonhard glaubte so fest an sein Genie, daß er davon überzeugt war, um mit einem Schlage der berühmteste Dichter seiner Zeit zu werden, bedürfte es nichts, als einer Summe

. Er aber setzte seinen Weg fort wie ein Träumender, seine Gedanken nur auf die eine Frage gerichtet: ob er seinen entsetzlichen Plan ausführen sollte oder nicht. Ohne es zu beachten, wohin er feine Schritte lenkte, hatte Leonhard um das Haus, worin er wohnte, einen Kreis beschrieben und näherte sich demselben wieder durch die schmale Seitengasse, nach welcher hinaus sein Zimmer lag. Das Haus hatte an dieser Gasse ein zweites Eingangstor, und dems Iben schräg gegenüber lag eine nachts durch eine rote Laterne

2
Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1910/27_02_1910/TIWAS_1910_02_27_10_object_7946313.png
Page 10 of 16
Date: 27.02.1910
Physical description: 16
. - „Au Mikados“ Kaffee-Niederlage Josef Bauer Leopoldstr.il Innsbruck Leopoldstr. 11 Kolonialwaren-, Nein-, Delikatessen-, Brot- und Mehl-Handlung H. k. Tabak-Trafik — Briefmarken- und Stempel-VerschleiR Billigste Einhaufsquelle für sämtl. Lebensmittel Hedwig (aufspringend und besinnungslos in's, Wasser laufend): Leonhard! Leonhard! Leonhard! A n d e r l (springt auf und will sie fangen, dabei entfällt ihm das Ruder, «das Boot dreht sich im Kreis): Hedwig! Utn Gotteswillen! Hedwig! Hedwig! (springt

ihr entschlossen nach und ringt init den Wellen) Hedwig! Hilfe! Hilfe! Hilfe! (verschwindet, des Schwimmens unkundig, zeitweilig unter dem Wasser spiegel, so oft er emportaucht ruft er): Hedwig! Hilfe! Hilfe! B nr oii iiit der Balkontür erscheinend und sich auf Leonhard werfend-: Leonhard ! Leonhard ! Helene (erscheint dicht hinter ihrem Pater in j einem weißen Nachtgewand mit einem Leuchter in der Hand, läßt denselben beim Anblick Leonhard's fallen und sinkt mit einem schwachen Aufschrei zurück. Ter Baron

läßt Leonhard los, fängt Helene auf und trägt sie in's Haus. Während dieses Vorgang stürzt Vogl huber unten aus der Haustür, läuft gegen den Fluß zu und eilt auf die letzten gurgelnden Hilferufe An- derl's stromabwärts und ruft verzweifelt): Hedwig! Hilfe! Hedwig! Hedwig! Hedwig! (Tie Rufe ver hallen in der Ferne. Tie Bühne ist leer. Leonhard allein. Ein kurzes Todeszucken geht durch- den schlaff herabhängenden Körper. Ter Revolver fällt polternd ans die Bühne herab. Ter Vorhang fällt). E n d e.

3
Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1910/06_02_1910/TIWAS_1910_02_06_7_object_7946262.png
Page 7 of 16
Date: 06.02.1910
Physical description: 16
und Bauleitungen. Gefl. Anfragen werden vorläufig Viaduktgasse Nr. 19 erbeten. J. Hans Hieke Architekt und Baumeister. Die Sünden der Unter. Volksstück in vier Aufzügen von Rudolf Christoph Jenny. (Fortsetzung.) Hedwig: Leonhard, lieber LeonhardLeonhard: Ob Tu mich so lieb hast, wie ich Dich? — Hedwig: Mehr noch — — mehr — Leonhard: Tu! — Du! — mein Glück — Helene (träumend): 'Sa war es da — das Glück. —(Die Liebenden fahren erschrocken auf). Leonhard (Hedwig bei der Hand fassend und etwas nach rückwärts

ziehend): Nichts — nichts. — Sie träumt nur vom Glück im Märchen. — Sie um armen sich) — Wir lieben es und halten es in unseren Armen Helene: Da — — da husch! husch! geht es hin — wie ein Morgensonnenstrahl — auf tau iger Flur — jutib' küßt — die Blumen wach — Leonhard (Hedwig in heißer Umarmung gegen die Tür links hin drängend): Daß wir sie nicht wecken — komm — komm! Hedwig: Bleib! Leonhard! Bleib — Leonhard: Daß wir sie nicht wecken und ihr Glück verscheuchen — (taumelt in heißer Umarnrung

— (wälzt den Kopf unruhig hin und her) — nicht! — nicht eingraben! nicht eingraben! —(stöhnt einige Male schwer auf und liegt dann eine Weile regungslos da, bis endlich wieder allmählich ein Lächeln über ihre Züge huscht). — Da gingen sie in den Wald — der Jägersmann und das Glück — und die Sonne — und sie setzten sich, in's Moos — Hedwig (hinter der Szene mit halb unterdrückter fliegender Stimme): Leonhard Helene: Und küßten und kosten sich, Hedwig (mit weicher, voller Bruststimme): Leonhard — Helene

4
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1902/25_05_1902/ZDB-3077611-9_1902_05_25_10_object_8416454.png
Page 10 of 14
Date: 25.05.1902
Physical description: 14
Das Vermächtniß. Aus dem Tagebuch einer Erzieherin. Novelle von A. Kahle (Berlin). (3. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Und endlich kam der 4. November und mit ihm Leonhard von Rhoden. Alles war zu seinem Empfange festlich geschmückt, und alle sahen io erwartungsvoll, so glücklich aus! Leonhard von Generalleutnant Lonrad v. Dugo, der neue Führer der tZ. (kgl. württemb.) Armeekorps nicht ein bißchen fremd vorkäme, und daß er hoffe, wir würden feine Bitte gnädig gewähren, die er mit Schillers

Worten Vorbringen „Ich sei, erlaubt mir die Bitte, In eurem Bunde der Dritte!" Es war recht sonderbar, wie war er auch nicht ein bißchen fremd, er war zu gut und freundlich! Gegen Herrn Tessendorf war Leonhard von Rhoden anfangs nicht recht artig, sondern ein wenig vornehm und abweisend, wo- Generalleutnant Georg v. Braunschrvei- der neue Führer des 1,7. Armeekorps. Rhoden, der künftige Majoratsherr auf Eickstädtswalde, war groß und schlank, hatte die feinen Züge und die schönen schwarzen Haare

auch ihren Kindern gegenüber weder Liebe zu fordern, noch zu geben, sie war, wie der alte Eckhard richtig gesagt hatte, immer freundlich und kühl. Gegen Wilhelmine hingegen war Leonhard von unbeschreib licher Zärtlichkeit, und sie strahlte förmlich vor Glück und Stolz. Die beiden Kleinen waren zu erst etwas verlegen und scheu zu dem großen, fremden Herrn, als cs ihnen aber erst recht klar wurde, daß dieser Herr wirklich der so sehr ersehnte Bruder Leonhard sei, da wur den sie bald zutraulich, und er plauderte

so nett mit ihnen. Ich hatte mich zurückziehen wollen, um dieses erste Wieder sehen nach so langer Trennung nicht zu stören, aber Frau von Rhoden hatte das nicht zu gegeben, und so stand ich denn in der fernsten Fensternische und wartete, bis der erste Rausch vorüber und man sich meinet erinnern würde. Leonhard hatte eben seine kleine Schwester gefragt, weshalb sie ihm nie geschrieben habe, und dabei war ihm wohl ein Etwas eingefallen, das meistens mit den Schreibereien so kleiner Mädchen

zu machen. Er war bei der Herfahrt einige Stunden in Eickstädtswalde gewesen, um über die Unterbringung des Gepäckes zu disponiren, und hatte dabei Gelegenheit gehabt, vielfache Ver besserungen in Feld und Garten wahrzunehmen, wofür er nun dem Herrn Verwalter seinen Dank auf so feine, schmeichelhafte Weise aussprach, daß dieser ganz versöhnt schien und die gnädige Frau ordentlich erröthete vor Vergnügen. Der Abend verging auf die angenehmste Wcise. Herr von Rhoden, oder, wie ich ihn lieber nenne, Leonhard, hatte vieles gesehen

5
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1904/21_02_1904/ZDB-3077611-9_1904_02_21_12_object_8417890.png
Page 12 of 16
Date: 21.02.1904
Physical description: 16
die ste^s neu aufflammenden und immer auf? neue enttäuschten Hoffnungen — führten ihr: einer seelischen Krise entgegen, deren tragische Lösung allzu leicht in Selbstmord oder in Verbrechen gipfelt. Um sich zu töten, war Leonhard nicht kühn ge nug. Aber die bereit willige Fähigkeit, ein Ver brechen zu begehen, sobald sich ihm eine Aussicht auf einen günstigen Erfolg öffnende Gelegenheit dar bieten würde, faßte immer festere Wurzeln in seinem verstörten, von Verzweif lung zerfressenen Ge müt

. — Und diese Gelegenheit kam, und er verübte das Verbrechen. H. Eines Abends, als Leonhard, abermals um eine geknickte Hoffnung reicher von einer Redaktion heimkehrend, in der man ihn in Betreff eines von ihm eingereichten Roma- nes lange hingehalten und ihn nun doch abgewiesen hatte, seine armselige Stube betrat, um ein für seine letzten Kreuzer gekauftes Stück Brot zu verzehren, vernahm er, während er an der auf dem untersten Treppenabsatz nut einer ihm fremden Person in ein eifriges Gespräch vertieften

Hausbesorgerin vorüberschritt, ein Bruchstück ihrer Rede, das seine Aufmerksamkeit wachrief. Sie sprach von der Wirtschafterin eines Der tzaupteiugan- de« abgebrannten Irstznois-Lhester» i» Lhieago. in demselben Hause wohnenden, sehr reichen und kränklichen alten Fräuleins und erzählte, daß sie vor einigen Stunden vom Schlage gerührt worden und nun halb gelähmt sei, und daß sie am folgenden Tage, da ihre Herrin die kranke Person nicht bei sich behalten könne, in ein Spital gebracht werden sollte. Leonhard

gezwungen sein würde, für sich und ihre kleine Tochter das Brot selbst zu erwerben. Jetzt hatte Leonhard sie schon lange nicht mehr gesehen; als er nun aber von dem schweren Unglück hörte, das sie getroffen, beschloß er, sie aufzusuchen. Auf sein Klingeln an der Wohnungstür wurde ihm erst nicht geöffnet. Erst nach wiederholtem kräftigen Schellen näherte sich ein schleppender Schritt der Tür, und eine ihm unbekannte, weibliche Stimme fragte, wer da sei. Leonhard überlegte einen Augenblick. Er kannte

, Tod ihre Hand von dem Kinde ziehen, und es werde dem Elend preisgegeben sein. „Warum sollte sie ihr Ihnen gegebenes Wort brechen? Da» ist doch nicht vorauSzusehen," tröstete sie Leonhard. Da fing die Kranke zu weinen an. „Gewiß wird sie es tun," stotterte Pe unter Tränen, „Sie hat mir dies Versprechen gegeben, well sie mich für eine ehrliche, brave Person hielt. Nach meinem Tode wird sie mich aber verabscheuen." „Was haben Sie denn getan, daß sie Sie verabscheuen sollte?" fragte Leonhard ungläubig

6
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/05_09_1935/TI_BA_ZE_1935_09_05_5_object_8381357.png
Page 5 of 12
Date: 05.09.1935
Physical description: 12
jedem Einsprüche begegnen. „Oie Luise weiß freilich noch nichts, aber die muß ja sagen, da hilft ihr kein Heiliger." „Aber wenn sie halt nit mag?" versetzte Leonhard mit lauerndem Blick. „Wer kann sie zwingen? Du weißt, Harter, was ich für eine Abkunft Hab'- ich bin ein lediges Kind." Leonhard hielt an sich. Er dachte in diesem Augenblick an seine Mutter, die, eine geborene Mittenwalderin, als ein junges Mädchen mit einem Welschen aus dem Mailän dischen einst auf und davongegangen war, mit dem Fluche

, so sorg ich schon, daß die Kirche im Dorf bleibt." Leonhard schaute eine Weile sinnend zu Boden. Dann rasch emporsehend, sagte er entschlossen: „Meister, wenn die Sache so ist, bleib' ich bei dir." „So laß ich mir'« gefallen", rief Harter erfreut. „Das llnfevittnfal Briren i. T. (M a g e x e DlebSbeute.) Beim Brtrnerwirt in Briren i. T. drang ein Dieb in den Fleisch laden ein und erbrach die Ladenkasse. Es fielen ihm aber nur 6 Schilling Bargeld in die Hände. Erl. (Der Wiederaufbau d e S Passions

, um seinem Weibe den Erfolg mitzuteilen, den seine Bemühung bei Leonhard gehabt hatte. 7. Kapitel. Luise hatte keine Ahnung, wie über ihre Zukunft ver fügt worden war. vm Einverständnis mit Leonhard sollte nach dem Willen der Harterischen Eheleute der Tochter die Sache vorläufig solange noch verborgen bleiben, bis eine gelegene Zeit kommen wird. Run, diese Zeit ließ nicht lange auf sich warten.. Nach vierzehn Tagen kehrte der Herzog von Coburg unerwartet in der Werkstätte Harters ein, um nach der be stellten

Arbeit zu sehen. Der Herzog war mit dem Stand sehr zufrieden und äußerte sein Wohlgefallen- er spendete Leonhard ganz besonderes Lob, denn Harter war ehrlich genug, diesem das Hauptverdienst an der Arbeit laut und offen vor dem Auftraggeber zuzuerkennen. Oer Zufall fügte es, daß Luise sich eben in der Werkstatt befand und so Zeugin der Ehre wurde, die dem Gesellen ihres Vaters von so hoher Seite her widerfuhr. Der Herzog schied mit allen Zeichen der Zufriedenheit, versprach bald wiederzukommen

und wiederholte seinen Wunsch, den Gewehrschrank so rasch als möglich in den Besitz zu bekommen. Der nächste Tag war ein Sonntag. Nach dem vormit tägigen Gottesdienste traf Leonhard auf dem Platze vor der Hauptkirche mit dem Nodertoni zusammen, der ihm sagte, daß er aus ihn gewartet habe. „So?" machte Leonhard, „brauchst schon wieder eine Mark?" „Na, das nit", versetzte der andere, „heut' brauch' ich etwas anderes von dir. Geh ein bißl mit mir." Leonhard folgte. Sine Weile redete Ton! gleichgültiges Zeug

7
Newspapers & Magazines
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1926/11_09_1926/TIGBO_1926_09_11_6_object_7747610.png
Page 6 of 8
Date: 11.09.1926
Physical description: 8
zu residieren. Unter diesen Verhältnissen wuchs deren einzige Toch ter Deisi (Jsabella) heran. Deisi nahm, zum Leid wesen der hochrangierten Eltern, vom Landaufent halt sehr viel Landluft mit. Ganz besonders eine Schwärmerei für Leonhard, den Sohn eines Klein häuslers, einem allerliebsten Blondkopf, der in der Sommerfrische ihr eifriger Gesellschafter und kind lich ergebener Verehrer war. Er lehrte sie die Vögel kennen, zeigte ihr deren Nistplätze, führte sie in den Bergen herum, wo sie ab und zu sogar

ein Reh zu sehen bekam. Kein Wunder, wenn sich in den beiden Kinderherzen, die so auf gleich gestimmt wa ren, Sympathien hin und her spannen, die mit den Jahren an Ernst und Tiefe Zunahmen. Für Deisi war der Weg vorgezeichnet. Leonhard wurde durch Vermittlung seines Lehrers und Ver wendung von Sommerfrischlern, die sich des begab ten Knaben annahmen, in eine Kunstgewerbeschule geschickt. Wenn Leonhards Ferien begannen, war Deisi mit ihrer Mutter immer schon in W. Ihre erste Frage war nach der Ankunft

Leonhards, und immer er wartete sie ihn bei der sechsten Station. Dann toll ten sie in Wiese und Wald herum. Das wiederholte sich Jahr für Jahr. Frau Hofrat hielt bereits Um schau nach einem Bräutigam für die 17jährige Deisi. Deisi selbst lachte darüber. Ihr Schwarm war Leonhard, und der schien sich dieser Gunst würdig zu erweisen. Er machte in seiner Ausbildung zum kunstgewerblichen Architekten autzergewöhnliche Fort schritte. Da fielen zwei Schwerpunkte im Leben der Bei den in einen Zeitabschnitt

zusammen. Deisi wurde verlobt, Leonhard erhielt eine namhafte Prämie für den Entwurf einer Innenausstattung für ein staatliches Repräsentationsgebäude im Auslande. Nr. 12 Feierabend Seite 3 Zugleich erhielt er den Auftrag, die Ausführung der Arbeiten zu übernehmen, was einer bevorzugten Stellung gleichkam. Nun wollte er mit Deisi ein ernstes Wort sprechen. Es winkle ihm eine aus sichtsreiche Zukunft. Deisi, so dachte er, wird sich mit ihm darüber freuen. Mit dieser Zuversicht trat er den Heimweg

. Dazu war in ihr die Liebe zu Leonhard erwacht. Ihre Verlobung vermochte sie nicht ernst zu nehmen. Sie schien ihr wie so viele andere gesellschaftliche Verpflichtungen, denen sie sich im Hause ihrer Eltern unterziehen mußte. Am von Leonhard angesetzten Tag seiner Heim kehr erwartete sie ihn bei der sechsten Station lange bevor Leonhard dort sein konnte und setzte sich vor dem Marterl nieder. Sie dachte über ihr bis heriges schablonenhaftes Leben nach, wo sie selber immer ihrer gesellschaftlichen Stellung untergeordnet

9
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1902/01_06_1902/ZDB-3077611-9_1902_06_01_14_object_8416472.png
Page 14 of 16
Date: 01.06.1902
Physical description: 16
, der Doktor möge bald wiednrkommen, recht bald, damit es nicht zu spät sei. Als er fort war, schien Wilhelmine eine Weile zu schlummern und erwachte etwas gekräftigt, so daß sie glaubte, anhaltend sprechen zu können, weshalb sie mich bat, sie mit Leonhard einige Stunden allein zu lassen und indessen zu ruhen. „Bleibe aber nicht zu lange," fügte sie noch hinzu, „wir wollen die kurze Zeit möglichst wenig getrennt sein." Als ich durch das Nebenzimmer sing, saß Frau von Rhoden wieder dort, aber sie sprach

ich wieder hinab zu Wilhelmine. Leonhard saß an Wilhelmines Bett und sah traurig und er regter aus, als ich ihn bisher gesehen. Wilhelmine versuchte, mir ihre kleine, müde Hand entgegenzustrecken, aber es gelang ihr nicht mehr. „Deine Wilhelmine wird schwach," sagte sie, trübe lächelnd, „aber ihre Liebe ist für Dich die alte." Ich mußte mich auch an ihr Beit setzen, so daß sie uns beide sehen konnte, und wir blieben bei ihr Tag und Nacht. Nur zu jeder Mahlzeit ging Leonhard einige Minuten hinaus, und indessen

mußte Eckhard im Vorzimmer bleiben, damit ich uöthigenfalls Bei stand zur Hand hätte. Kam aber Leonhard zurück, so wurde für mich im Vorzimmer servirt, weiter wollte ich nicht fortgehen, und ich aß überhaupt nur, weil Wilhelmine und Leonhard es ver langten. In der Nacht schlief Wilhelmine ein wenig, aber sehr unruhig. Schmerzliche Träume schienen sie zu quälen, und wovon diese handelten, sagten uns die Worte, die sie zuweilen angstvoll rief: „Nein, Josephs, das war nicht meine Mutter! Meine Mutter

war so kalt, so stolz!" — „Kurt nennt sie ihn? Mein Vater hieß auch so!" — „Ich mußte ja fort; nun sterbe ich — dann ist sie frei!" — „Gott verzeihe ihr!" Es waren schreckliche Stunden für uns. Leonhard erzählte mir auch, daß Wilhelmine ihm alles mitgetheilt habe, was ihr armes Herz bedrückte, und daß er nur mit ihr sagen möchte: „Ich habe keine Mutter mehr!" Er sah so unglücklich ans! Am anderen Morgen wiederholte sich der Blutsturz, und als der Medizinalrath kam, konnte man an dem Schmerze

in seinem Antlitz erkennen, daß nichts mehr zu hoffen war. Er beobachtete sie lange und fragte sie dann, ob sie auch heute die Mutter nicht sehen wolle? Leonhard wollte hastig etwas erwidern, aber Wil helmine wehrte leise mit der Hand und sagte: „Ja, heute! Ich würde sie gern um etwas bitten!" Dann dankte sie dem Vormunde für alle Liebe und Güte, die er ihr bewiesen, und bat ihn, Sorge zu tragen, daß ihre letzten Wünsche, die sie Leonhard anvertraut habe, erfüllt würden. Er versprach es, küßte

10
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1904/28_02_1904/ZDB-3077611-9_1904_02_28_14_object_8417908.png
Page 14 of 16
Date: 28.02.1904
Physical description: 16
gepackt, daß er es zu dessen Ausführung nicht kommen ließ. Es gelang ihm, sich ihm durch Selbstmord zu entziehen. Als er nach seiner Verurteilung aus dem im zweiten Stock gelegenen Schwurgerichtssaal abgeführt wurde, schwang er sich von der Plattform der Stiege über das Treppengeländer und zerschmetterte sich, auf die Steinfliesen mit dem Kopf auffallend, die Hirnschale. Als Leonhard, der die gegen den vermeintlichen Verbrecher geführte Gerichtsverhandlung mit Aufmerksamkeit verfolgte, den Bericht

, zu begegnen. Erst einige Monate nach dem schrecklichen Ereignis, als die Flut des an sensationellen Vorfällen reichen großstädtischen Lebens die Erinnerung an jenen Mord längst schon hinweggespült hatte, kündigte Leonhard unter dem Vorwände, in seine Heimatstadt zurückzukehren, seine Wohnung und trat eine mehrwöcheniliche Reise an, von welcher zurückgekehrt, er in einem anderen Stadt viertel sich einmietete. Nun ging er daran, seine Manuskripte drucken zu lassen, und setzte mit Hilfe eines ansehnlichen

vergingen Jahre, Leonhard wurde immer verbitterter, aber den Glauben an sein Genie büßte er nicht ein, im Gegenteil, je mehr Mißerfolge ihm wiederfuhren, um so mehr festigte sich seine Selbstüberschätzung. Er glaubte an sein Genie, wie der Wilde an seinen Fetisch, und war fest überzeugt davon, endlich doch einmal die Welt zur Anerkennung seines Talentes zu zwingen, wenn es ihm nur einmal gelänge, „das Nichtige" zu treffen. IV. Fünf Jahre waren seit der Ermordung des alten Fräuleins vergangen

, als Leonhard zufällig des großen russischen Romanziers Dostojewski Meisterwerk „Raskolnikow" in die Hand bekam und ourch dasselbe wie von einer blitzartigen Erleuchtung getroffen wurde. Die darin erzählte Geschichte des Verbrechens, die groß artige psychologische Darstellung der im Gemüt des Missetäters sich abspielenden seelischen Vorgänge, im Verein mit dem außerordentlichen literarischen Erfolg, der diesem Werke zu teil wurde, brachten Leonhard auf den Einsall, das von ihm selbst verübte Verbrechen

die Erinnerung an jene mi tlerweile fast vergessene verbrecherische Tat wieder wachgerufen und die Spur des wirklichen Missetäters aufgedeckt werden könnte. Dann aber sagte er sich, daß die Furcht vor, solcher Gefahr unbegründet sei, da man ja doch glaubte, sich des Verbrechers bemächtigt zu haben, und er nach sorgsamster Untersuchung des Falles schuldig gesprochen und verurteilt worden war. Auch war er ja tot und konnte nicht mehr seine Unschuld beteuern. Daraus, daß er, Leonhard, ene Kriminalgeschichte

11
Newspapers & Magazines
Alpenländer-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ALABO/1938/23_01_1938/ALABO_1938_01_23_14_object_8278238.png
Page 14 of 16
Date: 23.01.1938
Physical description: 16
glücklich die Hand des Mädchens und fuhr fort: „Wir müssen versuchen, einen Hafen zu erreichen. Das Schiff ist in der Höhe zwischen Sardinien und Sizilien. Palermo der nächste Anlegeort. Es wird schon auf eine Art gelingen, obgleich, ich gestehe, wie weiß ich noch nicht." Und nachdenklich schaute die Frau vor sich hin, bereits wieder neue Kombinationen übersinnend." „Du gibst dich Illusionen hin. Ich nehme an, du willst diesen Leonhard erschießen", Ieanne schüttelte den Kops, „aber du vergißt die übrige

Mannschaft." „Die Mannschaft!", Jvonne machte - eine abfällige Miene. „Was sind Soldaten ohne Offiziere? Doch be denke, die Leute ahnen kaum, um was es sich überhaupt handelt. Es find von einigen Schiffen desertierte Elemente, die, wenn man ihnen die Zusammenhänge erklärt, viel leicht sogar unseren Befehlen gehorchen würden. Ernsthafte Gefahr, außer von Leonhard, droht jedoch auch von Duffit. dem Kapitän. Er ist einer von Olschefskis Kreaturen, weiß, um was es geht und ist sicher in hohem Maße am Raub

beteiligt. Das schlimmste bei dieser Sache ist, daß dieser der einzige Mann an Bord ist, der die Gesamttechnik eines Unterseebootes beherrscht. Man könnte ihn nicht so er ledigen, wie Leonhard, sonst sinkt unser Kasten auf den Meeresgrund und adieu Palermo." Jvonne erhob sich: „Ich werde mich fürs erste draußen ein wenig umschauen, die Leute mal ein bißchen näher an- sehen, vielleicht kommt mir dabei noch ein guter Ge danke. Ich bin überzeugt, nur der Anfang ist schwer." Sie hob lächelnd den Kopf

: „Also, Ieanne, Parole: Palermo!" Dann stand Jvonne auf dem eisernen Gang. Links ging es zur Leiter, die in die Kessel- und Maschinenräume der Heizer und Werkarbeiter führte. Schon wollte sie dorthin schleichen; sie besann sich aber eines besseren und ging rechts zum Kommandoturm herauf. Leise trat sie an die offene Tür heran; der Mann am Steuer döste vor sich hin. Ein Gedanke stieg in ihr auf, aber sie ließ ihn wieder fahren und wandte sich zum Meßraum weiter. Leonhard saß allein am langen Meßtisch

und war mit dem Karten studium beschäftigt. Mit einem Lächeln trat Jvonne ein: „Na, Leonhard, müssen wir noch lange Fischlein unter Wasser spielen?" Doch Leonhard schien schlecht aufgelegt und brummte unfreundlich etwas vor sich hin, das ziemlich deutlich nach einem Schimpfwort roch. Jvonne ließ sich aber nicht beirren, setzte sich ihm gegen über und fragte unbefangen: „Gibts was Neues?" „Neues! Neues!", äffte Leonhard gehässig nach. Und dann fuhr er die Frau an: „Bergeweis sogar. Die Augen werden der Dame übergehen

12
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/28_11_1923/ARBEI_1923_11_28_4_object_7978347.png
Page 4 of 8
Date: 28.11.1923
Physical description: 8
, bis er am Fensterladen klopfend von der Mutter Einlaß und lieben Willkommen erhielt. Da ward dann noch länge geplaudert urrd am Sonn tage im Brennerkirchlein gebetet, und war es Zeit zur Rückkehr geworden, dann gingen Mutter und Schwester noch eine gute Strecke mit ihm. und gäben ihm reiche Atzung und viele liebe Worte mit auf den Weg. So ging vs den ganzen Sommer über und den Herbst. Als es über zu wintern begann, war Leonhard aus ein cm Kar- renschiebrr ein Knappe geworden, mit doppeltem Lohne und wachsendem

Ansehen, und als der Frühling wieder vom Süden her über die Berge geflogen kam mit bun ten Blmnenflügrln und warmem Hauche, da rief der Bergmeister den Leonhard zu sich. „Morgen schnürst Du Dein Bünde!!* . Leonhard sah erschrocken aus. , „Bin ich entlassen?* fragte er mit bebenden Lippen. Der Bcrgmeister nahm ein Blatt vom Tische. „Herr Fugger schreibt mir: Da Ihr mit dem Leonhard so wohl zufrieden seid, so mag ich ja gar gerne zu meinem Worte stehen, für den Jungen väterlich zu sorgen

. So soll er denn nach Sterzing gehen und dort in der Schreib und Nechenstubc meiner Bcrgmeister brav arbeiten, und so er dort in gleichem sich bewähret wie bisher, ist seinem Glücke noch nicht das letzte Ziel gesetzt, und kann er noch Anderes und Besseres werden. Und dies alles um feiner frommen Mutter willen und wegen seiner eigenen guten Führung, wovon Ihr mir so ausführlich berichtet habt.* Der Bergmeister legte den Brief bei Seite rmd schaute den Leonhard mit vollen Augen an. „Weißt Du. was Du bist?" sagte

er, sich ein Weniges nach vorne beugend: „Ein ganz unheimliches Glückskind. Run ja, der Herr Fugger ist auch ein ganz absonderlich guter Herr! Gott segne ihn!* Er nahm das schwarzsammtne Käppchen vom Haupte und redete weiter. „Leonhard, bis jetzt ging alles seine guten, ebenen Wege. Du hattest den Tag über Deine harte Arbeit, und des nachts für Deine müden Glieder ein hartes Lager. Drunten in Sterzing geht es lustiger her. Und leichter auch! WM sehen!" Er erhob drohend den Finger. „Kommst

nun unter das Schreibervolk, das ist meist leichte, Nichtsnutze Ware. Ich sage es Dir, Range, wenn Du dort nicht gut tust, so laßt der Fugger ein eigenes Loch durch die Mauer brechen, um Dich aus seinem Hause und aus seinem Dienste hinanszuwerftn! Verstehst Du mich?* Leonhard nickt- verständnisvoll mit de«: Kopfe. Des andern Tages zog er gegen Sterzirrg und jartd dort freundliche Aufnahme. Anfangs schien cs ihm wohl, er konnte leichter mit den: Spitzhammer, als mit der Feder zu recht kommen, aber bald hatte ihn Ehrgeiz

13
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/03_10_1935/TI_BA_ZE_1935_10_03_6_object_8381406.png
Page 6 of 12
Date: 03.10.1935
Physical description: 12
auf einmal, wie ein Funke zündend, eine fürchterliche Ahnung in die Brust Harters. Er warf einen Blick auf Leonhard, dessen wachsbleiches Gesicht von unbeschreiblicher Angst verzerrt wurde — das stumme Geständnis einer schrecklichen Schuld! „Soll mich unser Herrgott steintod umfall'n lass'n," rief Harter dem Gesellen zu, „wenn du nit der Mörder bist! Schaut's nur sein Gesicht an!" . . . In diesem Augenblick aber sprang Moser vorwärts, stieß die beiden Gendarmen auf die Seite und suchte zu entfliehen. Doch schon packte

ihn Harter mit der wilden Kraft eines Rachedurstigen an der Kehle, einige andere Männer rissen Leonhard zu Boden, und als dieser sich erhob, waren seine Handgelenke von den Gendarmen be reits in Fesseln geschlossen. Flüche und greuliche Ver wünschungen flogen ihm um die Ohren. Er vernahm sie, als ob er sprachlos sei. Nur mit Mühe gelang es den Gendarmen, ihn vor schlimmen Mißhandlungen zu schützen. Aber sie vermochten den wütenden Harter nicht abzuhalten, der sich jetzt auf den Gefangenen warf

und ihm einen mäch tigen Faustschlag ins Gesicht versetzte unter dem Rufe: ,/Verfluchter Raubmörder!" „Hätt' ich nur meine Hände frei," drohte Leonhard kreischend, „ich würde dir's schon zeigen!" Das waren seine Abschiedsworte. Dann wurde er fortjzeführt, noch lange begleitet von den zornigen Rufen Ort und Stelle schlachteten und deren Fleisch sie nach Hause schleppten. Im Vorjahre wurde einem Bauern in der Neder ein einjähriger Ochse von der Weide weg ge stohlen und geschlachtet. Die Haut des geschlachteten

Bozner-Platz Nr. 9) Telephon Nr. 1553 Kurse auf Personen- und Lastwagen, Motorräder. — Prospekte kostenlos. Bauernbund-Mitglieder 25 Prozent Ermäßigung. einer eilends zusammengeströmten, hochgradig erregten Menge. Einige Stunden später stand Leonhard Moser in Gar misch vor dem Untersuchungsrichter. Anfangs suchte er alles keck und heftig zu leugnen, aber die Gewandtheit des erfahrenen Beamten trieb ihn rasch so in die Enge, daß er sich in Widersprüche verwickelte. Schließlich gestand

er, nicht nur geschmuggelt zu haben, sondern beichtete auch den am Geigenmacher Hannes Lipp verübten Raubmord. Er, Leonhard, sei an dem verhängnisvollen Tage, aus der Fremde kommend, in Partenkirchen beim Sternwirt ein gekehrt und dort habe er den alten Geigenmacher getroffen, der einigen Bekannten von seiner Erbschaft erzählt habe. Sofort sei in ihm der Gedanke erwacht, den Alten, der ihn nicht kannte, unterwegs zu ermorden, wenn sich die Mög lichkeit böte. Leonhard gestand auch, daß er den Geldgurt des Erschlagenen

15
Newspapers & Magazines
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1910/23_01_1910/TIWAS_1910_01_23_10_object_7946233.png
Page 10 of 16
Date: 23.01.1910
Physical description: 16
bordeau- roten Portieren. Hedwig, Leonhard nnd Helene sitzen uin die große Stehlampe links. Hedwig mit der Front znm Pu blikem, Leonhord M ihrer Rechten, Helene zur Linken, in halbliegender Stellung. Ihr blasses, schmales Ge sicht mit den träumerischen Augen ist umrahmt von einer Fülle rotblonder, offener Haare. Sie trägt einen geschmackvollen Schlasrock in heller Farbe, Pantoffeln an >den Füßen. Tie Blässe ihres Gesichtes nrit den dunklen Ringen um ben Augen, die kraftlose Haltung des Hauptes

mehrmals ans Stirn und Wangen). Helene: Nun möchte ich eines hören, das einen traurigen Ansgang hat und dennoch nicht verstimmt. — Wißt Ihr -— 'so eines, das in gleicher Weise Schmerz und Freude erregt. Leonhard: Tja wir so hübsch unter uns sind, und uns niemand zuhört, werde ich. Fräulein Hedwig bitten, Dir ein Weihnachtsmärlein vorzulesen, das ich eigens für Tich gemacht 'und so recht Deinem Geschmack und der Stimmung des heutigen Abends anpaßt habe. Helene: Du hast mir ein Märchen geschrieben

? — ganz eigens für mich? — Das ist lieb von Dir, Leonhard — nur schade -- das ich es nicht werde glau ben können. Leonhard: Aber Helene — die Märchen sind eben doch alle blos Märchen und schon durch ihren libernatürlichen, wunderbaren Inhalt unglaubwürdig. Helene: Tos schon, aber man denkt doch imnrer, es könnte doch einmal so gewesen sein — und gerade das macht sie — so schön und stimmungsvoll. Leonhard: Nun, das meine ist so erfunden, daß es sich wirklich so zugotragen

haben könnte. Wenn Tn Dir ein klein wenig Mühe gibst, wirst Du's glau ben können. H e d iv i g: Wollen Sie nicht zuerst wieder die Medizin einnehlmen. Es ist gleich 7 Uhr. Leonhard: O weh! dann ist es bald Zeit zum Aufbruch. Diese kurze, schöne Stunde ist wie ein linder Lenz hauch zerronnen und die Notwendigkeit des Ab schiedes greift mit rauher Hand in das traute, schöne Märchenland- das uns .Hedwig herzaubert hat. Wie schade —

16
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/29_08_1935/TI_BA_ZE_1935_08_29_6_object_8381342.png
Page 6 of 16
Date: 29.08.1935
Physical description: 16
hinterm Berg. „Gewiß, Gnaden Herr Herzog", sagte er und sah flüchtig nach feinem besten Gesellen, dem Leonhard, der gleich den übrigen aus Achtung vor dem hohen Besuch die Arbeit ruhen ließ. „Ich mache Ihnen einen Gewehrschrank, wie Sie ihn nur wünschen, Gnad'n Herr Herzog." Darauf zog der Herzog eine Zeichnung aus der Tasche mit dem künstlerisch gehaltenen Entwurf eines Gewehr schrankes. Die Ausführung war gerade nicht leicht, das sah Harter wohl auf den ersten Blick, aber im festen Vertrauen

und rascheste Erledi gung des erteilten Auftrages anempfohlen hatte. Kaum war der hohe Herr fort, als Harter mit Leon hard die Zeichnung durchberiet. Das Ergebnis war, daß Leonhard der schwierigere Teil der Arbeit zufiel, indes der Meister das Leichtere übernehmen wollte. Und noch an demselben Tage wurde die Arbeit begonnen. Leonhard hatte jetzt vollauf Gelegenheit, sein Können zu betätigen. Zur größten Freude seines Meisters gedieh das Werk vortrefflich und Harter wurde nicht müde, seinen Gesellen zu loben

. Leonhard selbst schien ganz in seiner Arbeit aufzugehen. Wenn die übrigen Gesellen zur ge wohnten Stunde bereits Feierabend gemacht hatten, schaffte er noch in der Werkstätte- in der Frühe aber war er der erste, der Hobel und Säge führte. Einige Tage waren verstrichen. Da erhielt Leonhard, als er sich eben in der Werkstätte befand, zu später Nach mittagsstunde einen mit schwarzem Trauerrand versehenen Brief. Er öffnete ihn rasch. „O mein Gott!" rief er schmerzlich bewegt aus, nach- dem er die ersten

Zeilen gelesen hatte, „der Meister in ! Salzburg, bei dem ich zuletzt gearbeitet habe, ist plötzlich gestorben, der Schlag hat ihn getroffen. Der arme Mann dauert mich und erst die junge Frau mit ihren fünf leben digen Kindern!" Meister Harter nahm, wie billig, Anteil an dem Leide, das seinem Gesellen durch die Trauerbotschaft bereitet worden war. Nach dem Abendessen zog sich Leonhard so gleich in seine Stube zurück, die er im Harter'schen Hause bewohnte. An jenem Abend kam er nicht mehr

zum Vor schein. Am anderen Morgen schien er noch betrübter- er redete wenig, aß wenig, selbst die Arbeit wollte nicht recht vorwärts gehen. So trkeb er's den ganzen Tag bis zum Abend. Da endlich nahm ihn Harter beiseite und redete mit ihm unter vier AugLn. „Leonhard", sagte er, „ich mein, dich drückt noch etwas anderes, nit bloßes Leid um deinen früheren Meister. Darf lch's nit wissen? Wenn ich dir helfen kann, tu ich's recht gern." Da senkte der Geselle traurig den Blick und seufzte. Es schien, als wolle

17
Newspapers & Magazines
Tiroler Bauern-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TI_BA_ZE/1935/05_09_1935/TI_BA_ZE_1935_09_05_6_object_8381358.png
Page 6 of 12
Date: 05.09.1935
Physical description: 12
.) In der Nacht zum Sonntag gaben die 1903 geborene und in Schwaz wohnhafte Rosa Lechner und der 1897 geborene Knecht Johann Schweizer gegen den Gendarmerie-Rahonsinspektor Graf mehrere Schüsse aus Dann kehrten beide nach dem Markte zurück, wo sie um die Mittagszeit anlangten. Nach dem Essen wandte sich Leonhard an Meister Harter, der allein in der Stube war, mit den Worten: „Meister, ich Hab' heute gehört, daß der Pauli mit der Luise wieder gut werden möcht. Du wirst mir's nit verdenken

, wenn ich mein, es könnte jetzt Zeit sein, daß du mit der Luise redest, du weist schon, warum." Was Leonhard da von Pauli erzählte, war lediglich seine eigene Erfindung- aber Harter glaubte seinem Ge sellen. Er hatte stillschweigend zugehorcht und die Stirne nachdenklich in Falten gelegt. „Wenn du es haben willst, Leonhard", sagte er jetzt, „dann red' ich halt mit der Luise. Geschehen muß es doch einmal." Es schien Leonhard, als ob Harter, indem er so sprach, weniger einem inneren Triebe als dem äußeren Zwange folgte

. In diesem Augenblick kam die Harterin in die Stube. Ihr war es recht, wenn mit Luise geredet werden sollte. Sie ging hinaus, um das Mädchen zu holen. Nach etlichen Minuten erschien die Mutter mit der Tochter. Harter zögerte ein wenig mit der Sprache. Da be gegnete er einem bedeutungsvollen Blicke Leonhards und nun begann er etwas heiser und unsicher: „Luise, du bist alt genug, um ans Heiraten zu denken. Der Leonhard da hat um dich angehalten und ich .. hm, hm und die Mutter haben ja gesagt." Obschon das Gesicht

hat dich gern und uns ist's recht, wenn du ihn heiratest." „Leonhard!" stieß Luise erbleichend hervor. „Ist das wahr? Heiraten willst du mich?" „Ja, Luise", antwortete der Geselle. „Ich hätt' wieder nach Salzburg gehen und die Witfrau von meinem ver- ihren Revolvern ab. Verletzt-wurde niemand. Rach der Tat sind Schweizer und Rosa Lechner geflüchtet. Lechner be fand sich schon zweimal in der Nervenkllnik. Schwaz. (Die Pulsadern ausgeschnitten) hat sich ein Bauernsohn aus der Umgebung von Schwaz. Der Bursche

weinend aus der Stube. Leonhard biß sich zornig auf die Lippen. Luises Eltern schauten sich einander verdutzt an. Die Harterin fand sich zuerst in die Lage. „Das macht nichts, Leonhard", tröstete sie den Ge sellen, „das hat kein Bedeuten, 's Diandl ist halt ein bißl überrascht und weil sie so aufgeregt ist in der letzten Zeit, so mußt schon Nachsicht haben mit ihr. Sie wird sich schon dreinfinden- andere Diandln tun oft grad so narrisch, in ein paar Tagen ist alles richtig." Auch Harter nickte

18
Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1902/25_05_1902/ZDB-3077611-9_1902_05_25_12_object_8416456.png
Page 12 of 14
Date: 25.05.1902
Physical description: 14
Stimme, „aber ich kann die Störer unseres Glückes, die Kinder, nicht vergessen. Seitdem ich das Testament Ihres Gatten gelesen, Minna —" „Das Testament?" rief Frau von Rhoden fast triumphirend. „Das Testament? Aber das ist ja gemacht lange, ehe Paula und Anna geboren wurden, und verpflichtet mich nur Wittwe zu bleiben, bis Leonhard und Wilhelmine majorenn oder verheirathet sind. In wenigen Tagen ist Leonhard majorenn, Wilhelmine soll und muß Russeks Weib werden — dann bin ich frei! Und dann, Kurt

war noch weit, und Wilhelmines Schritte wurden immer matter, ihr Arm lag immer schwerer auf dem meinigen — wenn sie nun hier niedersank, >vas sollte ich beginnen. Aber jetzt, jetzt endlich standen wir am Hause! Wilhelmine blickte ans und schauderte. „Da hinein?" sagte sie und preßte angstvoll beide Hände an die Brust —, „da hinein kann ich ja nie wieder! Josepha, erbarme Dich — ich will zu Leonhard — ich " Ein Blutstrom entquoll ihreni Munde und sic sank zu Boden. Und ich war allein, rief umsonst nach Hilfe

, niemand hörte mich, und sie starb vielleicht — — da endlich Schritte! Leonhard stand vor rnir. Die Kunde von dein Brande hatte auch ihn erreicht; er war herbeigeeilt, hatte im Hause niemanden gefunden, als die weinenden Kleinen, und wollte nun zur Brandstätte, als mein Hilferuf zu ihm drang. Doch das alles erfuhr ich erst später. Er sah jetzt voll Entsetzen seinen Liebling, seine Wilhelinine an, nahm sie tu die Arme und trug sic in das Hans! Nun doch ins Haus! Und ich konnte ihm nicht einmal wehren

, denn schleunige Hilfe war nöthig. Er trug sie in ihr Stübchen auf ihr Bett und legte sie dort nieder. Das Blut hatte aufgehört zu fließen, sie war aber kalt und leblos, und erst nach unsäglich langer Zeit gelang es unseren vereinten Be- mühungen, sie zum Leben und zur Besinnung zurückzurufen. Sie schlug die Augen auf, sah sich im Zimmer um, und als sie uns beide an ihrem Bette knieen sah, lächelte sie, aber sie sprach nicht, wohl weil sie noch zu schwach war. Nach wenigen Minuten erhob sich Leonhard

, das furchtbare Nachtgemälde aufrollen? Durfte ich hier von der Mutter erzählen, die niemals ihren Mann, ihre Kinder geliebt hatte, nur immer und immer den Geliebten ihrer Jugend, und die nun die eigene Tochter hinopfern wollte, um frei, um glücklich an der Seite dieses Geliebten zu werden? Nein, nein, nein! Aber der Arzt mußte gerufen werden, Leonhard ging und blieb lange fort. Er mochte doch wohl der Mutter die traurige Nachricht gebracht haben, jedenfalls war er auf dem Schäferhofe

19
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/21_11_1923/ARBEI_1923_11_21_6_object_7978268.png
Page 6 of 10
Date: 21.11.1923
Physical description: 10
mit mir, ein nüchterner Mensch hat kein Glück!" Er führte den Jungen irr seine Herberge und übergab ihn dort dem Küchenmeister. Nach einer Stunde ließ er ihn wieder vor sich rufen. „Wie heißest Du?" „Leonhard!" „Wie alt bist Du?" „Das weiß ich nicht genau; besonders alt werde ich wohl nicht sein, denn die Mutter nennt mich noch immer einen Buben." „Und was kannst Du?" ,,S' ist nicht Viel: das Vaterunser, den Glauben und Geißen hüten." „Und was willst Du werden?" „Was Ihr aus mir macht!" „Bist Du ein braver, frommer

sein, daß mir, ist der wüste Sturm vorbei, vor Scham die Tränen in die Augen treten." Das hatte er mit leiser, bebender Stimme gesagt. Da bei getraute er sich nicht den Blick vom Estrich zu erheben. Fugger schwieg eine Weile. Dann sprach er mit ernster, aber milder Stimme: „Junge, ich will Dir etwas sagen: Wer nicht zornig sein kann, ist kein Mann, und wer den Zorn nicht be herrschen kann, ist kein Christ; verstehst Du das?" Leonhard nickte mit seinem schwarzen Krauskopfe. „Der Zorn ist ein sündhafter Wahnsinn

wie ein silberner Nachen auf den blauen, stillen Wellen des nächtlichen Himmels, und aus der formlosen, licht- gewobenen Ferne des Seitentales blitzte wie ein Diamant des Gletschers eisige Lichtglut. Leonhard hatte eine Weile in Fuggers Herberge und Küche verweilt, sich satt gegessen, wie kaunr je in seinem Leben, aber er war in seinem Innern nicht froh und warnr geworden Fuggers Rede hatte ihn tief verstimmt, sie klang wie ernste Anklage und ahnungsvolle Mahnung in seiner Seele nach. Einsanr wanderte

er durch die Gas sen des Dorfes und dann hinaus, wo die stillen Wege zwischen Wiesen und Getreidefeldern dahinsühren. Dort spannt sich über den rauschenden Bergbach eine schwanke Brücke, dann beginnt der Wald, der wie ein schwarzgrüner Schleier des Berges Brust verhüllt. Am Saum desselben, im tiefsten Schatten verborgen, log Leonhard im kühlen Grase und dachte hinauf auf den stillen Brenner und an seine Mutter und an des Fuggers ernste Worte, anr liebsten aber an die Zukunft, die in bunt wechselnden

, aber allzeit glücklichen und lachenden Bildern vor seinem Geistesauge lag. Von ferne her hörte man Schritte und Stimmen; Leonhard horchte aus. Die Wanderer mochten viel zu tief in den Weinkrug geschaut haben, denn ihre Köhlen waren heiser und ihre Worte polternd und zornig. Nun waren sie so nahe gekommen, daß Leonhard ihre Wechselrede verstehen konnte. „Umbringen könnte ich den Fugger, den Frömmler." „Jagt er mich nicht vom Brote, weil ich ein Flucher bin. Als ob ihn dies etwas anginge

20
Newspapers & Magazines
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1923/05_12_1923/ARBEI_1923_12_05_6_object_7978444.png
Page 6 of 10
Date: 05.12.1923
Physical description: 10
! Ihr versteht mich doch, was?'" Leonhard lächelte. Er merkte wohl, daß hier der Wein bereits seine guten Wirkungen getan hatte. „Herr Bcrgschreiber," fuhr der andere geschwätzig fort, »Ihr müßt Euch hier heimisch machen. Seht, wir trinken mal Eins, dann machen wir wieder ein Spielchen, alles in Ehren — anders tun wir es nicht — und freuen uns dabei nur unseres Lebens! Ja! So ist es!" Dabei schüttete er einen dicken Weinstrahl in seine Kehle hinunter. Leonhard sah sich mit prüfendem Auge die ihn um gebende

an sich!" „Ihr seid strenge! Man meint, Ihr wäret ein Graf oder eine Nonne!" „Bin weder das eine noch das andere," entgegnete Leonhard etwas gereizt. „Ich bin als armer Bube hoch oben auf einsamem Berge ausgewachsen und habe mir die Menschen bester gedacht, als sie sind!" Der Schneider räusperte sich. „Ihr seid ein absonderlicher Kauz und begreift nicht, daß die Sterzinger ihren Reichtum auch genießen wollen. Und wenn sie das etwas weniger fromm tun als Ihr es in Kops und Herz habt, so ist es darum noch lange

nicht Unrecht. Aber" — und seine Stimme wurde weichnmd schmiegsam — „aber wenn Ihr Euch im Wirtshause nicht heimisch fühlt, dann bleibt Euch wohl nur die Familie." „Wie meint Ihr das?" „Einsam könnt Ihr doch nicht bleiben für alle Zeit wie ein Baum auf der Heide draußen. Denkt Euch an Euere Seite ein Weib und lachende Kinder — das müßte ein Leben sein!" Leonhard antwortete nicht. Er dachte an seine Mutter; sie war und blieb ja sein Liebstes, und wenn man ihm vom Glücke redete, so dachte

er an sie. Der Schneider blieb vor einem Hause stehen. „Nächsten Sonntag kommt Ihr mit mir und teilt mit mir Suppe und Braten!" lud er freundlich ein. Halb willenlos folgte Leonhard der Einladung. — Während er die steinerne Wendeltreppe hinaufstieg, war es ihm, als riese ihm sein Schutzengel zu, er solle wieder umkehren, denn hier drohe ihm Verderben nnd ungemessen-es Unheil. Wer wie der Mensch so oft dem bessern Mahnen seines Innern kalt und ablehnend ge genübersteht und nicht daran glauben

will, sondern seiner eigenen Kraft vertrauen zu können glaubt, so erstickte Leonhard auch jetzt den rettenden Gedanken in seiner Seele. Er trat in eine behagliche Stube, deren Hausrat von Wohlstand zeugte. An den Wänden hingen einig« dunkle Oelbilder, schwere Schränke mit kunstvoller Arbeit bargen den Reichtum selbstgesponnenen Leinenzeuges, die Bänke waren mit weichen Polstern belegt, die Stühle mit Schnitz werk versehen nnd der gedeckte Mittagstisch mit einem ge würfelten Tuche aus der Fnggerschen Weberei

21