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Tiroler Post
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Page 1 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
, und mit ihr der ganze katholische Erdenrund ist in tiefe Trauer versetzt. Der Vater der Christenheit, der 263. Nachfolger des Apostels Petrus, Leo XIII. ist gestern, am 20. d. M., im 94. Lebensjahre sanft dahingeschieden. Er hatte nun genau 25 Jahre und 5 Monate überaus segensreich auf Petri Thron regiert und ist nach zweiwöchentlicher Krank heit, mehr der Last der 93 Jahre, als einer Krankheit, am Montag, um 4 Uhr nachmittags, erlegen. Länger, viel länger als man vom schwachen, kranken Greis

und seine Gabe, auch in den schwierigsten Fragen stets das Richtige zu treffen, von den gewieg testen Staatsmännern anerkannt. Die Persönlichkeit Leo XIII. war, wie jedes Blattseiner Lebensgeschichte lehrt, getragen von einer mächtigen inneren, einem einzigen Ziele zustrebenden Kraft: sie kannte kein Schwanken. Freudigen Herzens, wie Christus sein Kreuz, hat der nun entschlafene Nachfolger Petri die Last der dreifachen Tiara übernom men. Aufgesetzt auf das Haupt des neuge wählten Papstes wird diese dreifache

Krone, bestehend aus drei Reifen mit purpurroten, blauen und grünen Streifen, bekanntlich mit den Worten: „Nimm hin die mit drei Kronen geschmückte Tiara, und vergiß nicht, daß du der Vater der Fürsten und Könige, das Oberhaupt des Erdkreises, der Stellvertreter unseres Er lösers Jesus Christus bist, dem Ehre und Herr lichkeit sei in Ewigkeit." Und mit welcher bewunderungswürdigen Kraft trug Papst Leo XIII. die ihm übertragene Bürde! Nur seinem gewaltigen Geiste ist es beizumessen

Aufschwung nahm unter seiner Regierung die katholische Missionstätigkeit. Innerhalb 24 Jahren gründete er zwei neue Patriarchalsitze, zwei Abteien, 31 neue Erzbis tümer, 101 Bistümer, drei apostolische Delega taren, 61 apostolische Vikariate und 24 aposto lische Präfekturen. Im ganzen sind es 224 neue Kirchensprengel mit annähernd Wf 2 Millionen Katholiken! Das ist doch der herr lichste Beweis für die glorreiche Missionstätig keit Leo XIII. Er war auch ein hervorragender Gelehr ter und Dichter. Schon

als kleiner Student hatte sich der nachmalige Papst Leo XIII. mit Dichten abgegeben und seine lateinische Gedichte sammlung bleibt für ewige Zeiten von hohem Werte; seine Dichtungen sind wirkliche Meister werke, es spricht aus ihnen ein seine Zeitge nossen weit überragender Geist, eine providen- tielle Persönlichkeit. Aus seinen Rundschreiben spricht der große Gelehrte, ein gewiegter Theolog und tief den kender Philosoph, der überall Aufschluß und Rat weiß. Der deutlichste Beweis für seine tiefe

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Tiroler Post
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Page 2 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
Papst Leo XIII. — tot Am Montag den 20. Juli abends kam die kurze Drahtmeldung aus Rom, daß Papst Leo XIII. um 4 Uhr nachmittags verschieden sei. Tief erschüttert vernahm die katholische Christenheit, vernahm die ganze zivilisierte Welt die schmerzliche Kunde, daß nach langem Ringen der größten und besten einer unter den vielen Nachfolgern Petri von dieser Welt Abschied genommen, welcher er während seines 25 jährigen Pontifikates sein persönliches Gepräge ausgedrückt. Nicht unerwartet traf

die Nachricht ein — man staunte über die wunderbare Lebenskraft des gebrechlichen 93 jährigen Greises — und doch wirkte die Trauerbotschaft wie ein Donnerschlag. Ist ja mit Leo XIII. nicht nur das sichtbare Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch ein universeller, gewaltiger Geist, ein Säkularmensch ins Jenseits hinübergegangen; ein Weltweiser, der, die spirituellen und sozialen Bedürfnisse der Menschheit mit klarem Auge erkennend, den Weg wies, welcher allein aus all dem Wirrsal führen

kann. Wahrlich, Leo XIII. hatte keine leichte Erbschaft angetreten, als das Konklave ihn zum Nachfolger Pius IX. erkoren. Der Raub des Kirchenstaates konnte ja nicht ohne nachteilige Folgen für Papst tum und Kirche bleiben. Ein ganzes Heer von Wahnwitzigen rückte an, um mit ihren Köpfen die Fundamente der katholischen Kirche umzustürzen. Aber nicht die Fundamente, sondern die Köpfe der Toren zerschellten am Felsen der Kirche. Das Ansehen des Papsttums auch ohne welt liche Macht zu erhalten und zu heben

, das erforderte einen ganzen Mann und in Leo XIII. hat die gött liche Vorsehung einen solchen der Kirche gegeben. Mitten durch die brandenden Wogen des Kirchen hasses, des modernen Skeptizismus, der religiösen Gleichgültigkeit, der falschen staatlichen und gesell schaftlichen Anschauungen hat Leo mit fester Hand das ihm anvertraute Schiff gesteuert und kein Sturm konnte ihm etwas anhaben. Zu allen großen Fragen, welche die moderne Welt bewegen, hat Leo XIII. Stellung genommen und seinen überragenden Geist

der staunenden Welt kundgetan. Hat sein feuriger Vorgänger mit den Flammenblitzen eines Michael den Götzen Liberalis mus zu Boden geschmettert und die ganze Wurmbrut falscher gleißnerischer Lehren, Theorien und Dutzend weisheiten zertreten, so hat Leo mit seinem klaren Feuilleton. Der Wald schützt vor Hagelschlag. Daß die Regenmenge eines Landes zur Aus dehnung der Wälder desselben in engster Beziehung steht, ist längst erwiesen, wenig bekannt aber dürfte es sein, daß auch die Hagelbildung durch die Wälder

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Meraner Zeitung
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Page 4 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
Seite 4 den Weisungen der Kirche sich nicht fügen wollte, ihren Jirtentionen nicht folgem», eigene Wege ging, stimmte Papst Leo nur eine leise, wehmuts volle Klage an; er schmollte nicht, fluchte nicht, er suchte sich mit den Problemen geistiger Bewe gung auseinanderzusetzen. Alle seine Hirten- schreiben zeigten den tiefen Respekt vor der Wissen schaft, wenn er auch als eifriger Auhänger des Thomas von Aquino ihr mittelalterliche Be schränkung zumutete. Selbst die verbissensten Gegner der vati

kanischen Politik würdigen die außer orden tliche Erfassung der Zeitfragen durch Leo Xlll. und dessen eminentes Talent, sie den Bedürfniss«: und Bestrebungen der Kirche dienstbar zu machen. Er belauschte eben jegliche Regung des Zeitgeistes, ohne damit ernstliche Zugeständnisse zu beabsich tigen, doch war er von reiner Negation ebenso weit entfernt. Seine Eröffnung der Archive des Vatikans, feine Förderung historischer Forschun gen, seine werktätige Förderung künstlerischer Produktion

werden seinen Namen in alle Ewig keit berühmt machen. Ein vortrefflicher lateini scher Dichter und begeisterter Anhänger der hu manistischen Dichtkunst, wußte der Papst auch der schöngeistigen Richtung seiner Zeit in den natur gemäß ihm gezogenen Schranken Verständnis ent gegenzubringen. Alle Staaten haben ihre histo rischen Schulen derzeit am Vatikan, und ihre Publikationen sind der Stolz des Papstes. So gingen von Leo mächtige Impulse aus, er war eine der bedeutendsten Erscheinungen des Jahrhunderts. Man nannte

werden. Durch weise Sparsamkeit, die sich in erster Linie auf den eigenen Haushalt richtete, wußte Leo Xlll. die Finanzen des päpstlichen Stuhles trotz der be deutenden Minderung der Einnähmen, besonders des Rückganges des Peterspfennigs, zu ordnen und die Verluste, die durch finanzielle Spekula tionen verursacht waren, zu decken. ZMtzerfslge und Enttäuschungen. Leo Xl ll. Gestalt wird allgvmach unlösbar eins mit dem Begriff eines modernen Papsttums, das sich der . Gedanken der Zeit bemächtigt, eines sieg reichen

gar nicht braucht, daß es ohne sie frei und ungehemmt wirken kann, ja ohne sie noch viel besser wie früher, wo der Papst der Schützling einer aus wärtigen Macht oder der Mann einer italieni schen oder gar nur römischen Partei war. Diese Tatsache, daß der Papst heute freier, sicherer und ruhiger ist uud wirkt wie je, kann durch keine ultramontanen Künste aus der Welt geschafft wer den. Doch noch auf seinem Sterbelager hat Leo XIII. den Kämmerern gegenüber die Hoffnung ausgesprochen, das Konklave

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Meraner Zeitung
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Page 3 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
Nr. »7 ' den an, den ihm sein Widerpart geboten. Fort an heißt Leo bei Bismarck der „weiße Papst' im Gegensatze zu den „schwarzen' Päpsten. Nachdem dies große Friedenswerk gelungen, Leo mit Nina, Franchi, Galimberti, seinen Organen, eine neue Zeit kurialer Politik eingeleitet hatte, wurde ihm die Herstellung friedlicher Beziehungen zu den anderen Staaten leicht. Er war der erste Papst ohne Land! Aber sein Ansehen wuchs von Tag zu Tag, sein Einfluß war mächtiger als der seiner Vorgänger

, der Ausbreitung der Kirche, der Regierung des Kle rus, der Unterstützung aller Glaubenswerke ge widmet ist. Die Tatsache ist allgemein anerkannt, daß Leo XIII. mit feinem und klugem Verständ nis' den sozialen, kulturellen und politischen Strö mungen der Zeit nachforschte; man weiß es, daß er in stiller Arbeit unermüdlich bestrebt war, die Macht der Kurie auf die modernen Prinzipien der Weltpolitik als neue Stützen zu überwälzen und ihr dadurch frische Kräfte zu schassen und zu sichern. Und dieser berechnende

«. (Die Sonne stirbt und hinterläßt der Abendröte ihre Herrschaft.) Ter Lorbeer des Dichters schien Leo XIII., dem Papst, nicht unwert des Strebens. Leo XIII. Linflutz und Erfolge. Niemals seit den Tagen, da Leo der Große die ewige Roma vor der Zerstörung durch die Hunne» bewahrte oder ein Gregor der Große durch die Fluten der Völkerwanderung das Schifflein der Kirche mit fester Hand steuerte, auf demselben zugleich die Schätze der alten Zivilisation dem Untergange entreißend, hat ein Papst sicherer

und allgemeiner in das Getriebe der Zeit und in die Bewegung der Geister eingegriffen, als Leo XIII. Er hat der Kirche in fremden Ländern zu gro ßen Triuniphen verholfen. Er hat 2 Patriarchal- fitze (Goa und Alexandrien), 3 apostolische T-ele- gaturen (für Kanada, Ostindien und die Vereinig ten Staaten), 31 Erzbistümer, 1t>1 Bistümer, 2 unabhängige Abteien, 61 apostolische Vikariate und 24 apostolische Präfekturen errichtet, so daß sich eine Gesamtzahl von 224 neuen Kirchenspren geln mit ca. 171/2 Millionen

und dem „kirchmschänderischen' Ita lien hinüberzuretten zu Frankreich und Rußland, zum Zweibunde. Mit Zähigkeit und starkem dip lomatischen Geschick verfolgte der Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Rampolla, im Austrage seines Herrn und Meisters diesen Plan. Und Leo XIII. schmeichelte den Slaven, beorderte ie klerikalen Teutschen Oesterreichs zum Abfall von ihrem Volkstum, zum Bündnis mit den Tschechen und Polen. So half die Kurie den öfter reichischen Negierungen, eine jlavisch-klerical-rcak- tionäre

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Tiroler Stimmen
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Page 1 of 6
Date: 22.07.1903
Physical description: 6
oder kn* Ra«m berechnet. — östernAnfnahme Rabatt T elephon-Nr. 47. Snnoncenaufnahme für Auswärts durch H. Kriedl'K Annoncenbnre««, Wie« Y/I, Matzlrtusdvrferstruhk 7. r«lepho»-Nr. 47. Ar. M4. Jahrgang XL! II. Maria Magd. [ Morgen 23. Juli Apollinaris ittwoch, 22. Juli 1903 Die Trauer um Papst Leo XIll. Die gestrige Trauerversammlung im kath. Kasino war trotz der Sommerzeit, wo die Versammlungen ge wöhnlich suspendiert sind, sehr gut besucht. Das Lokal war mit einer Papstbüste in entsprechender, sehr würdiger

mitteilen. Der Redner hat uns dazu freundlichst seine Unterstützung zugesagt. Diese Rede, welche wohlverdienten lauten Beifall fand, verdient die weiteste Verbreitung. Nach einer Pause ergriff Herr Archivdirektor Dr. M. Mahr das Wort, um, wie er bescheiden sagte, als trockener Historiker Leo XIll., einen der größten Männer des Jahrhunderts, hinsichtlich seiner religiös-politischen Tätigkeit zu schildern. Unter dem nun in Gott ruhenden Papst hat die Kirche einen Aufschwung genommen, den nach dem Tode

aus den Kardinal Pecci hinwiesen. Leo XIII. hat das Papsttum als die moralische Weltmacht wieder zu Ansehen gebracht. Der Redner erwähnt und bespricht dann kurz die Großtaten Leo XIll.: Die Encyclica Rerum novarum, welche allgemein als das monumentalste Schriftwerk über diese Frage gilt; die Beilegung des preußisch-deutschen Kulturkampfes und der Kanossagang Bismarck's, welchen dieser selber einge stand; das Schiedsrichteramt in der Karolinenfrage, die Aufrichtung der katholischen Hierarchie in Schottland

zu zeigen beginnt. Kurz überall trat die belebende und großartige Wirksamkeit Leo XIII. zu Tage. Redner sprach auch über des hochseligen Papstes Verhältnis zu Oesterreich, besonders zur nationalen Frage,, diesem Krebsschaden unserer Monarchie. Er erwähnte auch der liberalsten Tat des Papstes, der Eröffnung der vatikanischen Archive in dem Bewußtsein, daß die Kirche die freie Forschung nicht zu scheuen habe. - Redner be tont am Schluß die allumfassende Tätigkeit, welche die Stellung des Papsttums

als des Beherrschers der Welt geschichte zeigt. Möge uns der Herr für unsere Zeit einen Nachfolger bescheeren, der in gleichem Geiste wirkt wie Leo XIII. Lauter Beifall lohnte diese inhaltreichen, hochinteressanten Ausführungen. Redakteur Jehlh erwähnt die Schwierigkeiten bei der Thronbesteigung Leo Xlll. nach einem so außer ordentlich populairen Papst wie Pius IX., die abfällige Beurteilung, welche die ersten Schritte Leo's vielfach selbst in katholischen Kreisen fanden; er war ein liberaler Papst im besten Sinne

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Meraner Zeitung
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Page 1 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
-Geschäften. — Erscheint: Dienstag, Donnerstag u,SamStag,avendS 6 Uhr. — Telephon »i. Nr 87 Mittwoch den W. Juli t»«S 37. MM? ^axst ktes -Z» Meran, 21. IM Rom, 30. Juli. Papst Leo liegt seit heute nachts in Agonie; er wird deu Tag nicht über leben. So lautete eine Depesche, welche gestern mit tags einlief und von uns der Bevölkerung mit geteilt wurde. Seit meh-r denn 14 Tagen befand sich jedermann unter dem Eindruck ähnlich pessi mistischer Vorhersagungen, aber die zähe Natur Leo XIII. strafte trotz

Zusammenklang; wolkenlos wölbte sich sternenbesät der Nachthimmel über zahlreiche Menschen, welche ob der Trauerkunde in den Straßen sich sammelten, unser Extrablatt lasen, das endlich erfolgte Ableben des Heiligen Vaters besprachen. Viele begaben sich in die Kirche. Von den Kirchen und den Gebäuden der Bezirkshauptmannschaft und des Stadtmagistra tes wurden die schwarzen Fahnen ausgehängt. Im nachstehenden, wiederholen wir den den Lebensabriß Leo XIH. zeichnenden Text nnseres gestrigen Extrablattes: Bange

-traurig künden die Klänge der Glocken vom St. Peter der ewigen Stadt, daß im Va tikan Leo XIII., „gedankenausgezehrt, fast ein Gerippe', die überirdisch durchgeistigten Augen i sür immer geschlossen. Welch anderes Echo wecken die Glocken heute, als jeue vor kurzem, am 20. Februar und jene am 3. März 1903, da Papst Leo, tiarageschmückt, in die Basilika der Peterskirche herabstieg, da in der Kirche die silbernen Trompeten ihre Triumph-Fanfaren schmetterten und sechzigtausend Menschen, aus Nah und Fern

der verschiedenartigstell Stimmungen zeitigt. Außer Pius IX. war Leo XIII. der einzige uuter 263 Nachfolgern Petrus', welcher das seltene Fest der 25. Wiederkehr des Jahrestages seiner Krö- nuug begehen konnte. Der 19. Dezember 1902 ließ ihn das sast ebenso, seltene 50jährige Kar dinalsjubiläum feiern. Wer hätte es gedacht, daß der achtundsechzigjährig zum Papst Erkorene, ein Mann von zartester Leibesbeschaffenheit,, ein sol ches Lebensalter erreichen würde? Von all den Kardinälen, die ihn erwählten, sich als Papabili

sich sagen, daß er nicht nur in der Geschichte her Päpste, daß er in der allgemeinen Weltgeschichte und in den Annalen der Kultur- entwicklung der Menschheit Blätter mit bedeut samem Inhalt gefüllt hat. Joachim Peccl's Lebensgang. Leo XIII. wurde am 2. März 1810 zu Car- Pineto, einem einsamen und hoch in den Volsker- bergen gelegenen, nnr 500 Häuser zählenden r Der letzte Obrenovic. Ueber die schreckliche Belgrader Katastrophe erschien in der Berliner Wochenschrift „Die Zu kunft'^ (Nr. 42) ein höchst

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Page 1 of 12
Date: 22.07.1903
Physical description: 12
vielleicht noch für Monate erhalten könnte, aber trotzdem hielt die Politik an seinem Sterbelager nicht inne. Die gewaltigen Interessen der katho lischen Weltlirche wogen schwerer, als das heilige Bedürfnis ehrfurchtsvollen Schweigens am Sterbelager des Greises. In demselben Au genblicke, als man, menschlichem Ermessen nach, glauben mußte, dag Leo XIII. unrettbar dem Tode verfallen war, begann der Kampf um die Tiara, das rücksichtsloseste Ränke- und Intrigen spiel der kirchenpolitischen Parteien

werden, bis der Augenblick kömmt, wo der Kandidat für sich selbst macht voll eintreten kann und muß. Das ist im vorliegenden Falle das Konklave, an dessen doppelt verschlossenem Tore alle äußeren Ein flüsse halt machen müssen. Als von Leo XIII. in Ernst und Scherz selbst bezeichneter Nachfolger gilt seit Jahren der Kardinal Gerolamo Maria G o t t i. Am 29. März 1834 wurde er in der Salita San Gerolamo in Genua ge boren. Gerolamo trat in den Orden der bar füßigen Karmelitaner ein und zeichnete sich durch Lauterkeit

der eongrsgatio äs Propaganda fide der sogenannte „rote Papst". Er zählt unter den Kardinülen viele Anhänger, welche den feu rigen Mönch auf dem Stuhle Petri sitzen sehen wollen. Wenn er gewählt wird, bewahrheitet sich eine Weissagung, daß nach dem Immen de coelo (Leo XIII.) ein Ignis ardens kommen würde. Leo XIII. nannte ihn oft scherzend „Mio sue- cessore". Mit dem Namen Gotti ist noch kein politisches Signum verbunden. Man kennt ihn als einen klugen Mann 'von unglaublichen Kennt nissen auf allen Gebieten

ist der 60jährige Kardinal R a m p o l l a d e l T i u d ar o, der seit mehr als 14 Jahren die Geschicke der Kirche unter Leo XIII. geleitet hat. Er entstammt einer sizilianischen Marchesenfamilie und absolvierte gleichzeitig mit dem jetzigen Kardinal Bincenzo Banutelli glän zend das in der katholischen Welt berühmte Col- legio Capranico. Jeder achtet im Vatikan seine unermüdliche Arbeitskraft, aber jeder haßt auch seinen unersättlichen Ehrgeiz, und über seine schnelle Karriere erdichtete der Neid der .Hint

liebend, ebenso groß ist, wie es Leo XIII. war. Lco XIII. Persönlichkeit. Die französische Schriftstellerin Severine be schreibt den Papst folgendermaßen: „Sehr blaß, sehr gerade, sehr dürr, kaum den Blicken zugänglich, so wenig ist irdische Materie in dieser Hülle weißen Tuches, sitzt im Hinter grund des Saales der heilige Vater in einem be quemen Fauteuil, neben einer Säule, die von einem schmerzenreichen Christus überragt wird. Das Licht fällt von vorn mit großer Kraft auf dieses herrliche Antlitz

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Der Bote für Tirol
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Page 3 of 8
Date: 22.07.1903
Physical description: 8
Eduard Gerardi in Cembra zum Bezirksrichter iu Cembra. Rom, 22. Juli. Papst Leo XIII. Hinter ließ keinerlei Anordnungen bezüglich der Konstitutioneu des Konklaves. Die selbe» bleiben unverändert. An der ge strigen ersten Kongregation nahmen 28 Kardinäle teil; Monsignore Merry de Val wurde mit 20 gegen L Stimmen zum Sekretär der Kousistorialkougregation gewählt. Die „Tri- kmua' behauptet, die Gegeukaudidatur Merry de Vals sei gegen Kardinal Rampolla ge richtet gewesen, der sie bekämpft hätte

sidenten. Toth nahm die Wahl - an nnd be tonte seine Solidarität mit Kossuth und den anderen Mitgliedern der Parteileitung, die aus der Partei ausgetreten sind. Papst Leo XS5-. s. Rom, 22. Juli. Die Kardinäle werden am 31. d. M. abends zum Konklave zu sammentreten. Rom, 22. Juli. Im Laufe des gestrigen Nachmittags wurden im Petersdome die ersten Verfügungen zur Vest'attung der Lerche des Papstes in einem provisorischen Grabe getroffen. Rom, 22. Jnli. Die Leiche des PapstZes wurde gestern

' wird das Testa m e n t hente eröffnet. Der Papst soll auch ein politisches Testament, betreffend die Vorkehrungen znm Konklave hinterlassen haben. Rom, 22. Jnli. Am letzten Sonntag tat Papst Leo XIII. zum Kardinal Nesvighi folgenden verbürgten Allsspruch: „Ich sende dem Klerus lind dem Volt von Rom, dem Episkopat, Klerus und dem Volk von ganz Italien meinen innigen Segen.' Wien, 22. Jnli. Unter den bei der Nuu- ticnur Kondolierenden befand sich auch der ita lienische Botschafter Gras Nigra

K a t s ch t h a l e r (Salzburg) reiste gestern a bend ab. Budapest, 22. Jnli. Kardinal Vaszary begibt sich erst Ende dieser Woche nach Rom. Rom, 21. Jnli. Der deutsche Kaiser Hai nachstehendes Telegramm an den Kar dinal Oreglia gesandt: „Schmerzlich bewegt durch die soeben erhaltene Tranernachricht sende ich dem hohen Kardinalkolleginm den Aus druck meiner aufrichtigen Anteilnahme an dem schweren Verlust, welchen die römisch-katholische Kirche durch den Heimgang des Papstes Leo XIII. erlitten hat. Ich werde dem erhabenen

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Brixener Chronik
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Page 2 of 8
Date: 22.07.1903
Physical description: 8
hat alle seine irdischen Angelegen heiten völlig geordnet. Drei Kardinäle — darunter Kardinal Rampolla — sind zu Testaments vollstreckern ausersehen. — Am 15. Juli abends hatte der heilige Vater entgegen dem Brauch an den andern Tagen keinen Kardinal empfangen. Der Papst sagte: er wolle eine Pause machen, da er alle in Rom befindlichen Kardinäle schon empfangen habe. Schlimmer hinwieder lautete ein anderer Bericht vom 16. Juli: Leo XIII. erwarte, in einem Berg von Polstern versunken, das Heran nahen des Todes

bekommen habe, bemerkte er: „Nur die Weine werden besser,, wenn sie alt werden.' Der Papst empfiehlt den Aerzten immer aufs neue, ihn nicht nach neuen Systemen zu behandeln, da er ein altertümlicher Mensch sei. Die Blätter erzählen: Vor drei Jahren empfing der Papst französische Nonnen; die sagten: „Wir beten fortwährend. Eure Heiligkeit soll hundert Jahre erleben.' — „Und warum,' ant wortete Leo, „wollt ihr der Bestimmung der Vorsehung GrenM setzen?' — Daß jüdische Zeitungsschreiber diese Gelegenheit

der Geschichte über mich auch lauten wird, Gewissenhaftigkeit und Treue wird mir niemand absprechen können. All mein Denken und Fühlen galt vom Anfang bis zum Ende dem Glück und der Macht der Kirche.' — „Stampa' erzählt, dem Kardinal Oreglia hätte der Papst bei dessen Besuch lächelnd gesagt: „Lieber Oreglia, bald wird der Elfenbeinhammer des Kämmerers die Stirn des toten Leo dreimal berühren. Möge Ihnen Ihr Amt nicht so schwer werden wie mir, als ich Pius IX. diesen letzten Dienst erwies.' Am 14. Juli

, dem Fest des hl. Bona- ventura, Titularfest d es Hl. Ord ens des hl. Franziskus, hatte der Papst den Kapuzinerkardinal Vives y Tuto, Protektor des m. Ordens, rufen lassen und erbat von ihm den Franziskussegen. Er wollte aus seinem Sterbe bett noch seine Zugehörigkeit zu dem M. Orden betonen, den er seit Beginn seines Pontifikats so sehr geliebt hat. Papst Leo XIII. hat dem III. Orden des hl. Franziskus die reformierte Regel gegeben und denselben mit neuen Ablässen ausgestattet. Als der eingetreten

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Bozner Nachrichten
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Page 1 of 8
Date: 22.07.1903
Physical description: 8
^» Ü Mittwoch, SS. IM slO.IxinK. .Nach dem Rathschlusse Gottes hat unser geliebter Heili ger Vatcr, der Jubelpriester und Jubelpapst ^ Se. Heiligkeit Leo XIII Vordem Joachim Gras Pecci, Patriarch des Occidents, Erz- bischof der römischen Provinz, Bischof von Rom, ausgelitten. Gestern nachmittags 4 Uhr 4 Min. schwebte seine Seele zum Himmel Mit tiesem Schmerze stehen wir an der B ahre eines .der größten Päpste aller Zeiten und eines der größten Män ner unseres Jahrhunderts. Der bekannte spanische Republi

kaner Emilio Caftellan soll den Ausspruch gethan haben, er Halte für die beiden größten Männer des 19. Jahrhunderts Napoleon den Ersten, der seinen Anfang belebt, und Leo den Dreizehnten, der sein Ende ausfüllt. Der Letztere hat aber noch, wie er vorausgesagt, das 20. Jahrhundert erlebt und als der zlveite in der Reihe der Tiaraträger die Jahre Petri erreicht. , c Die ganze Welt ist dem Todeskampfe Leos des Dreizehn ten, dies^ ehrwürdigen m:d heiligmäßigen Greises, in Span nung gefolgt, dem Kampfe

eines wunderbar starken Geistes und eines eisernen Willens gegen die Forderungen der Natur. An der Bahre Leos des Dreizehnten trauert die ganze '^zivilisirte Wel.t, nicht allein die Katholiken, sondern auch alle edeldenkcnden Andersgläubigen. Die Krankheit des hl. Va ters hat dafür einen glänzenden, unwiderleglichen Beweis ge liefert. Wir Katholiken aber stehen in tiefster Trauer um den Ver lornen Vater und Lehrer an dieser Bahre und vorab wir Ti roler, welche Leo der Dreizehnte stets mit besonderer Liebe

, den Gebetseifer der Gläubigen zu. entflammen. ^ Leo der Dreizehnte war nicht allein ein großer Mann im Sinne und in den Augen der Welt, sondern erscheint uns, um Zllles mit einem Worte zu sagen/als ein wahrhaft apostolischer Mann! . ^ Das Telegramm unseres Kaisers. . Wien, 20. Juli. Die erste Kondolenzdepesche ging dem päpstlichen Nuntius Taliani vom Kaiser aus Jschl zu. In die ser Depesche verleiht der Kaiser feinem großen Schmerze über den herben, in der ganzen Welt tief empfundenen Verlust Ausdruck

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Bozner Zeitung
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Page 3 of 8
Date: 22.07.1903
Physical description: 8
hier eingetroffen und wurde feierlich emp fangen. Die Stadt ist geschmückt. Tanger, 21. Juli. Täglich finden Scharmützel in der Umgegend von Tetuan statt. Papst Leo XI». 5. Berlin, 21. Juli. Das Ableben des Papstes erfolgte nach einem Telegramm der „Germania' aus Rom um 2 Uhr 50 Min. Die amtliche Be nachrichtigung verzögerte sich aber aus Konvenienz- rücksichtcn um mehr als eine Stunde. Zwischen halb 4 und halb 5 Uhr war der Telegraph für jeden Privatverkehr gefperK. Allenthalben machte es den besten Eindruck

unter einem Schauer und Leo Xlll. hatte ausgelitten. Die Mit teilung an die Behörden erfolgte um ^5 Uhr, wo ein Leutnant der päpstlichen Gendarmerie in Zivil nach dem italienischen Polizeibureau eilte, um die Meldung von dem Tode zu machen. Ein italienischer Polizeiinspektor telephonierte alsdann an alle Mini sterien. — Für das Konklave ist folgende Berech nung aufgestellt: Die Leichenfeier dauert 9 Tage. Am 10. oder 11. Tage, also am 30. oder 31. Juli beginnt das Konklave, das voraussichtlich am 2. August

. Die 3 Särge, die Leos Ueberreste aufnehmen werden, sind bereits fertiggestellt. Rom, 21. Juli. Wie gemeldet wird, hat Leo Xlll. vor Monaten eine Bulle ausgearbeitet, welche unmittelbar nach dessen Scheiden publiziert werden soll. Danach würden die zur Papstwaht versammelten Kardinäle nicht mehr genötigt fein, bis zur endgiltigen Entscheidung im Vatikan zu bleiben, wofern sie strengstes Stillschweigen und Zurückweisen jeder Einmischung besonders seitens der Regierung geloben. Motiviert sei

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Der Burggräfler
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Page 7 of 14
Date: 22.07.1903
Physical description: 14
Mazzoni in den Vatikan berufen, um, wie es heißt, bei den letzten Augenblicken des Papstes anwesend zu sein. Rom, 20. Juli. (K.-B.) Leo XIII. ist heute um 4 Uhr 4 Minuten nachmittags verschieden. Rom, 20. Juli. (K.-B.) Dem Tode des Papstes ging eine tiefe Lethargie (Todesschlaf) voraus. Um 3 Uhr 40 Minuten kündigte Dr. weinend an, daß die Katastrophe unmittelbar bevor stehe. Großpönitentiar begann am Kopfende des Bettes kniend die zu rentieren, während die Neffen des Papstes, Kardinal

Ka-nf- läden sind geschlossen, die fittd die Bevölkerung strömt nach dem Petersplatz. Rom, 21. Juli. Gestern herrschte bis spät Abends auf dem St. Petersplatze großer Andrang. Es entstand kein Zwischensall. Aus allen Teilen des Königreichcs laufen Depeschen ein, welche melden: Die Nachricht vom Tode des Papstes machte überall tiefsten Eindruck. In Carpineto, dem Geburtsorte Leo XHL, rief die Nachricht große Bestürzung hervor. Rom, 21. Juli. (K.-B.) In einer Depesche an den Kamerlengo Oreglia spricht

der Deutsche Kaiser Wilhelm seine aufrichtigste Anteilnahme an dem schweren Verluste aus, welchen die römisch- katholische Kirche durch den Heimgang Papst Leo's erlitten hat und sagt: Er werde Leo ein treues Andenken bewahren. R. I. P. Sammelkasteu. Für die Abbrändler in Prntz. Rampolla und andere Würdenträger, ungefähr 60 Personen, im Zimmer kniend weilten und heftig weinten. 9t« t»att txsttftändig Uttmgilt«, d«r» Gesteht leichen fahl, *cv rlttzenr stand still. Um 4 Uhr 4 Min. lehnte de« Papst leicht

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Date: 22.07.1903
Physical description: 12
; durch das Sprechen der Ge bete, mehr gewöhnt, zum Himmel zu steigen, als sich zu uns herabzusenken. Während des Ge spräches aber gewinnt sie höhere Kraft." Diese Beschreibung stammt aus dem Jahre 1892. Das zunehmende Alter hat natürlich die Züge noch spitzer, noch marmorner gemacht; in der letzten Zeit war Leo schon sehr gebrechlich, seine Hände zitterten und die Füße, konnten nur mehr schwer ihren Dienst verrichten. Die meisten und besten Bilder Leos stammen aber aus der Zeit zwischen 1880 und 1895

durch die soeben erhal tene Trauernachricht sende Ich dem hohen Kärdinalkollegium den Ausdruck Meiner auf richtigen Teilnahme an dem schweren Ver luste, welchen die römisch-katholische Kirche durch den Hingang des Papstes Leo XIII. erlitten hat. Ich werde dem erhabenen Greise, der Mir ein persönlicher Freund war und dessen so außerordentliche Gaben des Herzens und des Geistes Ich noch bei der letzten An wesenheit in Rom erst vor wenigen Wochen erneut bewundern mußte, ein treues Anden ken bewahren. Wilhelm

haben, sich nicht verwirklicht ha ben, und daß wir pen ehrwürdigen heiligen Vater Leo XIII. unvergeßlichen Angedenkens verloren haben. Ich verbinde, Herr Nuntius, mit Ihrem gerechten Schmerze Meine per sönliche tiefste Trauer. 'Das Andenken an die väterliche Güte, die der heilige Vater Mir stets bezeugte und von der Sie Mir so oft die rüh rigsten Beweise übermittelt haben, wird nie ans Meinem Herzen verschwinden. Luitpold, PrinzMegent." Der Nuntius antwortete auf dieses Telegramm folgendes: „Tief gerührt von dem großen

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Date: 22.07.1903
Physical description: 16
in einem provisorischen Grabe getroffen. Rom, 22. IM. Wenn man den Berichten der „Tribuna" und „Capitale" trauen darf, haben gestern im Vatikan einige sehr pein¬ liche Zwischenfälle stattgefunden. Kardi¬ nal Oreglia soll den Monsignore M ar zo¬ lin i, einen Günstling des Papstes Leo XIII., g e w a l t s a m aus dem Vatikan gewiesen haben, weil er sich verschiedener undelikaterHand- l un gen schuldig gemacht hätte. Die Kon¬ gregation der Kardinale ihrerseits' soll Bullen

. Am letzten Sonntag tat Papst Leo XIII. zum Kardinal Respighi folgenden verbürgten Ausspruch: „Ich sende dem Klerus und dem Volk von Rom, dem Episkopat, Klerus und dem Volk von ganz Italien meinen innigen Segen." Die Abreise der österreich-ungarischen Kardinäle. Wien, 22. Juli. Unter den bei der Nun¬ tiatur Kondolierenden befand sich auch der ita¬ lienische Botschafter Graf Nigra, der eine Viertelstunde bei dem Pronuntius Taliani verblieb. Das „Neue Wiener

durch den Heimgang des Papstes Leo XIII. erlitten hat. Ich werde dem erhabenen Greise, welcher mir ein persönlicher Freund war, und dessen so außerordentliche Gaben des Herzens und des Geistes ich 'noch bei meiner letzten An¬ wesenheit in Rom vor wenigen Wochen erneut bewundern mußte, ein treues Andenken bewahren. Wilhelm. I. X." Das englische Königspaar in Irland. Dublin, 22. Juli. Das Königspaar ist gestern nachmittag hier eingetroffen und wurde feierlich

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Date: 22.07.1903
Physical description: 16
bis zum Saum des Obergewandes herniederhing. Zuletzt kam ein roter, goldgestickter Samtumhang. An den Füßen trug Leo XIII. immer leichte, rote Samtschuhe, deren er eine Unmenge besaß. Der rechte Schuh, den die Pilger und andere fromme Besucher bei einem Empfange zu Assen Pfleg¬ ten, wies auch ein goldgesticktes Kreuz auf, den linken dagegen schmückte das päpstliche Wappen: ein silberner und ein goldener Schlüssel sich kreuzend und darüber die Tiara

. Viele der päpstlichen Bekleidungsstück waren reich mit Gold- oder Silberstickereien ausgestattet und mit kostbaren Steinen inkrustiert. Diese Prachtge¬ wänder wurden jedoch nur selten getragen. Eine der juwelenbesäten Roben, die berühmte „euppa muAna", war so schwer, daß ihr Gewicht es Leo XIII. schon seit mehreren Jahren unmöglich machte, sich mit ihr zu schmücken. Sonst aber bezeigte der greise Kirchenvater noch bis zu seiner letzten schweren

Erkrankung eine große Vorliebe für Kleinodien. An seinen wachsbleichen Fingern konnte man stets außer dem bekannten Fischerring die herrlichsten Solitäre, Rubine oder mit Brillanten gefaßte Smaragde be¬ wundern. Mit der Tiara, die aus purpurnen, blauen und grünen Samtstreifen und drei¬ fachem, goldenem Kronenreis zusammengesetzt ist, sah man Papst Leo nur bei seltenen Gelegen¬ heiten. (Ein Großneffe des Papstes — An¬ streicher.) Wie der „Corriere della

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