, und mit ihr der ganze katholische Erdenrund ist in tiefe Trauer versetzt. Der Vater der Christenheit, der 263. Nachfolger des Apostels Petrus, Leo XIII. ist gestern, am 20. d. M., im 94. Lebensjahre sanft dahingeschieden. Er hatte nun genau 25 Jahre und 5 Monate überaus segensreich auf Petri Thron regiert und ist nach zweiwöchentlicher Krank heit, mehr der Last der 93 Jahre, als einer Krankheit, am Montag, um 4 Uhr nachmittags, erlegen. Länger, viel länger als man vom schwachen, kranken Greis
und seine Gabe, auch in den schwierigsten Fragen stets das Richtige zu treffen, von den gewieg testen Staatsmännern anerkannt. Die Persönlichkeit Leo XIII. war, wie jedes Blattseiner Lebensgeschichte lehrt, getragen von einer mächtigen inneren, einem einzigen Ziele zustrebenden Kraft: sie kannte kein Schwanken. Freudigen Herzens, wie Christus sein Kreuz, hat der nun entschlafene Nachfolger Petri die Last der dreifachen Tiara übernom men. Aufgesetzt auf das Haupt des neuge wählten Papstes wird diese dreifache
Krone, bestehend aus drei Reifen mit purpurroten, blauen und grünen Streifen, bekanntlich mit den Worten: „Nimm hin die mit drei Kronen geschmückte Tiara, und vergiß nicht, daß du der Vater der Fürsten und Könige, das Oberhaupt des Erdkreises, der Stellvertreter unseres Er lösers Jesus Christus bist, dem Ehre und Herr lichkeit sei in Ewigkeit." Und mit welcher bewunderungswürdigen Kraft trug Papst Leo XIII. die ihm übertragene Bürde! Nur seinem gewaltigen Geiste ist es beizumessen
Aufschwung nahm unter seiner Regierung die katholische Missionstätigkeit. Innerhalb 24 Jahren gründete er zwei neue Patriarchalsitze, zwei Abteien, 31 neue Erzbis tümer, 101 Bistümer, drei apostolische Delega taren, 61 apostolische Vikariate und 24 aposto lische Präfekturen. Im ganzen sind es 224 neue Kirchensprengel mit annähernd Wf 2 Millionen Katholiken! Das ist doch der herr lichste Beweis für die glorreiche Missionstätig keit Leo XIII. Er war auch ein hervorragender Gelehr ter und Dichter. Schon
als kleiner Student hatte sich der nachmalige Papst Leo XIII. mit Dichten abgegeben und seine lateinische Gedichte sammlung bleibt für ewige Zeiten von hohem Werte; seine Dichtungen sind wirkliche Meister werke, es spricht aus ihnen ein seine Zeitge nossen weit überragender Geist, eine providen- tielle Persönlichkeit. Aus seinen Rundschreiben spricht der große Gelehrte, ein gewiegter Theolog und tief den kender Philosoph, der überall Aufschluß und Rat weiß. Der deutlichste Beweis für seine tiefe