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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 15 of 24
Date: 19.04.2003
Physical description: 24
Tag eszeitung B r ü c k e L A N G E R Sa/So 19./20.4.2003 Nf. 8t „Mir fällt Vincent van Gogh ein” Tom Schenk, holländischer Bühnenbildner der „Langer-Oper", über seinen Umgang mit dem Werk und dem Titelhelden. Welchen Langer wird man se hen? Wenn am Donnerstag, 24. April um 20.00 Uhr im Neuen Stadttheater Bozen die szenische Oper „Alex Brücke Langer“ Pre miere haben wird, wird der erste Eindruck geprägt sein von ihm: Tom Schenk, 52, Bühnenbildner aus Den Haag, rechte Hand des Regisseurs Yoshi

Oida. Er hat die „Langer-Oper“ inszeniert, schafft ihr Bühnenbild, entwirft die Kostüme und vor allem: Der Holländer, dessen Kostüme und Bühnenbilder bereits Gegen stand eigener Ausstellungen wa ren, hat für die Bozner Produkti on den Video-Teil gestaltet Tageszeitung: Herr Schenk, welchen Alexander Langer ERINNERUNGEN Der Alexander war ein viel zu guter Mensch, er war gegen über allen anderen viel zu gut nur sich selber gegenüber war er nicht imstande, auch irgend wie rücksichtsvoll

der anderen politischen Tätig keit, die er zu machen hat Leopold Steurer, Historiker werden Sie zeigen? Tom Schenk: Ganz sicher keinen politischen. Ich gehe der FYage nach: Was bringt einen Menschen dazu, sich so zu enga gieren, dass er sich am Ende umbringt? Sie haben eine Antwort auf die Frage: Warum hat Langer sich umgebracht? Ich werde überhaupt nicht Ant worten geben. Ich bin Künstler, Und natürlich auch, was einen Menschen zerbrechen lässt. Wie sind Sie überhaupt auf Alexander Langer gekommen? Man kommt

zu einer Person so, wie man zu einem Auftrag kommt. Theater ist mein Job. Ich habe Langer nie gekannt Als mich Yoshi (Oida - Anm.d.R.) kontak tierte, habe ich mir zuerst ge dacht: Ach, ein Politiker! Dann habe ich den Menschen studiert „Mir iväre am liebsten , die Hälfte des Publikums sagt hinterher: Großartig, dieser Langer! Und die andere Hälfte: Ein Schwächling! Wie bei Napoleon“ und die FVagen sind immer inter essanter als die Antworten. Sähe ich das nicht so, dann wäre ich Politiker. Das Publikum

wird nichts wesentlich Neues über Alexander Langer erfahren. Es wird erfahren, was ein Mensch al les im Stand ist, sich aufzubür den, ohne daran zu zerbrechen. und er hat mich begeistert. Ich bin fasziniert von diesem Menschen. Was hat Sie zu einem Bewun derer von Alexander Langer werden lassen? Das Schlüsselerlebnis war eine ganz kurze Szene in einem FUm über Langen Da sitzt er in seinem Büro, schaut ganz kurz von seinem Schreibtisch auf, und der Aus druck sagt min „Ich kann sagen, was ich will, ihr versteht

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 6 of 20
Date: 25.06.2005
Physical description: 20
S C D T I K O L REDEN UBER Störenfried ang Altlandeshauptmann SStnas Magnago über Alexander Langer, sein erster Eindruck im Landtag, seine „Chloroforms-Taktik, die gefährlicher als die Faschisten ist und seine Art, nie ausfällig gegen jemanden zu werden. Silvius Magnago: „Er war nie ausfällig gegenüber einem, der ihn, sagen wir, auch in seiner Argumentation bekämpft hat“ Tageszeitung: Herr Magnago, 1978 zog Alexander Langer für die „Neue Linke“ in den Land tag ein. Können Sie sich noch erinnern

, was Ihr erster Ein druck von ihm war? SrnvHDS MaGKÄSor Er hat auf mich den Eindruck gemacht, dass er gescheit ist und seine Argu mente gut vertritt Gleichzeitig hat mich aber seine - sagen wir - ungepflegte Art mit der er er schienen ist ein bisschen schockiert Man war damals noch nicht so viel gewohnt wie heute. Wir sind alle schön mit Krawatte und mit sauberem Hemd und ele gant gekommen. Manch einer hat sogar noch Brillantine in die Haa re geschmiert Alexander Langer hingegen ist sehr vernachlässigt

in Frisur, offenem Hemd und „schmirbigen“ Jacken und Hosen dahergekommen. Das sollte wahrscheinlich für ihn ein Zei chen sein, dass er irgendwie nicht dazugehört dass er ganz etwas anderes predigt als die anderen Parteien. Das war mein erster Eindruck, wenn ich zurückdenke. Wie würden Sie den Politiker Alexander Langer charakteri sieren? Er ist mehr ein Alternativer gewe sen, als ein Grünen Denn von Grün habe ich nicht viel gespürt bei ihm. Was man heute unter Grün ver steht Dass er sich eingesetzt

ver ist gegen den Strom ge schwommen. Er hatte kein volkli- ches Bewusstsein, null volkliches Bewusstsein. Ich meine damit, ich hab eine eigene Sprache, ich besit ze eine eigene Kultur ich bin stolz auf meine Kultur, auf meine Spra che, ich bin Heimat gebunden. Das Ethnische war für ihn eine über flüssige Angelegenheit Ihm ging es nur um eine friedliche gegensei tige Integrierung der Volksgrup pen in Südtirol. Und mit dem konnten wir uns nicht einverstan den erklären. Langer kämpfte von Anfang

an treu geblieben. Er hat damit ge zeigt, dass ihm die Angehörigkeit einer Sprachgruppe gar nichts bedeutet Indem er sich im Land tag letztlich zur ladinischen Sprachgruppe bekannt hat woll te er nur eines zeigen: Sprach- gruppenerklärung, das ist nix. Sie haben mehrmals offen ge sagt: Langer und seine „CMo- roform-Taktik“ seien gefährli- Völkszählung. Aber ein Feind der Autonomie war er nicht. Können Sie auch etwas Gutes an Alexander Langer lassen? Eines muss ich sagen, er ist nie aus fällig geworden

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 4 of 16
Date: 05.07.2005
Physical description: 16
Di 5.7.2005 Nr. 135 4 Tag eszeitung S Ü D T I R 0 Alexander Langer (Dritter von linke) vor dem Lyzeum: „Amoralische Lektüre" Fortsetzung von S. 1 noch aus Franziskaner-Tagen der Ruf eines Genies nacheilt und der Kämpfer für das Deutschtum scheinen eine friedliche Koexi stenz zu finden. Am Ende des ersten Schuljahres gibt Direktor Sailer - wie für jeden Professor, der nicht in der Stammrolle ist - ein Dienstzeugnis für Langer ab, das in den meisten Punkten ein „ausgezeichnet“ enthält

. Diese Bewertung ändert sich aber schlagartig im Schuljahr 1970/71. Oswald Sailer stellt Alexander Langer ein völlig negatives Dienstzeugnis aus: • Didaktische und erzieheri sche Fähigkeiten: absolut schlecht • Disziplin: Lässt die Schüler tun, was sie wollen • Zusammenarbeit mit dem Direktor und den anderen Lehrern: nicht vorhanden • Eignung für leitende Funk tionen: keine • Andere Elemente zur Bewer tung der Persönlichkeit des Professors: siehe Anlagen • Zusammen fassende Beurtei lung: Genügend

Der Meinungsumschwung geht mit dem ersten leichten Aufflam men der Studentenrevolution in Südtirol einher. Der reaktionäre Lehrkörper und das Südtiroler Schulsystem hatte für die ersten Schülerausschreitungen schnell eine Schuldigen gefunden: den jungen Lyzeums-Professor Alex ander Langer. So heißt es in dem Sailer-Bericht: Er hat keine Programme in sei nen Fächern gemacht In der Maturaklasse III B drehte sich das Programm - laut Matura kommission - ausschließlich um Freud und Marcuse. Unzählige Handlungen

, die von der Presse verurteilt wurden und durch Augenzeugen belegt sind, beweisen, dass Pro fessor Langer auch hinter den Protestaktionen der Stundenten aus der Klasse IIIB (Juni - Sep tember 1971) steht Aktionen, die eine nicht enden wollende Kette von Angriffen auf den Direktor, sowohl als Privatperson, als auch als Amtsperson, auf die Schule und das Professorenkolle gium zur Folge hatten. Oswald Sailer verfasste einen detaillierten Begleitbericht an das Unterrichtsministerium, in dem Alexander Langers Sünden

register Punkt für Punkt aufge führt wird. So hatte der Neo-Professor mit seinen Schülern eine Einheits note mit einer zusätzlichen indivi duellen schriftlichen Beurteilung vereinbart. Den so genannten „sette politico“. Für Sailer eine eindeutige Gesetzesverletzung. Am Ende des l. Quadrimesters hat Prof Langer die Einheitsno te (sieben) für die Schüler der Klassen 3 und l A im wissen schaftlichen Lyzeum vorgeschla gen (siehe beigelegte Protokolle). Gegen diesen Vorschlag, den Prof. Langer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 4 of 16
Date: 24.06.2005
Physical description: 16
Masxlmo Cacciari:. Alexander-Langer war' ein Philosoph und ein Politiker ; der Grenze" Leben an Grenzen Massimo Cacciari, Philosoph und ehemaliger Bürgermeister von Venedig, über die Fragen Natur, Identität und Zusammenleben am Lebenswerk von Alexander Langer. ' Von Massimo Cacciari t D ie dramatische Frage, vor die uns Schriften und Le ben von Alexander Lan ger stellen, ist folgende: „Kann es sein, dass wir unsere Fähigkeiten zum Zusammenleben zerstören?“ Das Zusammenleben hat zwei Aspekte

: erstens das Zusammen leben unter uns - gemeint: zwi schen Kulturen, Sprachen, Ge bräuchen - und zweitens das Zu sammenleben zwischen uns und der Natur. Dieses Zweite ist dann nicht ein Zusammenleben mit jemand anderem. Es ist das Zusammenleben mit unserer ei genen Natur, unserer natürlichen Dimension. Genau das unter scheidet nämlich Langer radikal von jenem anderen, üblichen Um welt-Schützer: dem, der die Na tur als etwas betrachtet, was uns gegenüber steht. Nein, die Natur

Geist und Kör- per, Seele und Natur. Bezogen auf Alexander Langer würde ich auch nicht von Ökologie oder von Umweltpolitik sprechen. Ich würde einen anderen Begriff verwenden, einen stärkeren, der mir besser gefallt Ich würde von „Ethologie“ sprechen. Das bein haltet einerseits den Umwelt- Aspekt in dem gebräuchlichen en geren Sinn, nämlich das Öko, und andererseits das Ethos: unser Verweilen als Natur in der Natur; unser Sein als Elemente der Na tur; die harmonisch mit allen ande ren Elementen

der Natur leben; die zusammen-leben. Du Grundidee bei Langer ist jene des Lebens als Zusammenleben. Wo du nicht zusammen-leben kannst („cön-vivere“), kannst du nicht leben. Leben ist Zusam menleben. Und das also hieße ich nicht Umweltschutz, nicht Ökolo gie, sondern, wie gesagt Etholo gie. Die Ethologie - Langer selbst sagte das - hat man sich vorzustellen wie eine Wissen schaft oder wie eine Kunst des Zusammenlebens, des Wohnens, des Verbleibens, des Miteinan der-Lebens in der Natur, mit der Natur

, wie die Natur. Alexander Langer war gleichzei tig erfüllt von großen Hoffnungen wie auch von Ulusionslosigkeit Schwer zu sagen, ob seine Hoff nungen, so begründet und illusi onslos sie waren, noch eine Chan ce auf Verwirklichung haben. Die Geschichte entwickelt sich jeden falls genau in die gegenteilige Richtung. Ich glaube, Langer selbst ist sich auf dramatische Weise bewusst gewesen, wie seine Hoffnungen und die Wirklichkeit immer weiter auseinander klafften. Wir müssen uns das eingestehen

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 19 of 20
Date: 26.04.2003
Physical description: 20
Tageszeitung Sa/So 26-/27.4.2003 Nr. 85 Verzweiflung Keine Standing Ovations, aber viel nachdenklicher Applaus: Die Uraufführung des musikalisch-szenischen Porträt des Politikers und Publizisten Alexander Langer, "Alex Brücke Langer” am Donnerstag Abend im Bozner Stadttheater zuar ein stiller Triumph. Michael Bennett als Alexander Langer (sh) Alexander Langer steigt die Treppe zum Europaparlament hinauf. Immer und immer wieder. Wie Sisyphus. Seine Umhängeta sche hat er dabei, zwei

weiter Ta schen trägt er in den Händen. Dann der Baum, die politischen Auftritte und Christophorus, der das Kind über den Fluß trägt. Das alles ist auf einer übergroßen Leinwand als Projektion zu se hen, die Bühne und die Sänger darunter verschwinden fast in ihrem Schatten. Eine knappe Stunde dauert das musikalisch-szenischen Porträt des Politikers und Publizisten Alexander Langer, "Alex Brücke Langer” im Neuen Stadttheater. Es kommt ohne dramatische Handlung aus, zu sehen sind Im pressionen, Augenblicke

aus dem Leben von Langer, die aber von einer betroffen machenden In tensität sind. Regisseur Yoshi Oida hat die innere Spannung Längere in eine szenische Form gegossen, die einen keine Sekun de losläßt. "Alex Brücke Langer” ist keine in Kunst gesetzte Bio grafie. Auch will es keine Hom mage auf den so ausserordent lich fähigen und so tragisch ver storbenen Politiker sein. "Mich an die verborgenen Gründe sei ner Verzweiflungstat vorzuta sten, das ist es, was ich will", sagt Regisseur Yoshi Oida

. Nach der Premiere haben wir ei nige Stimmen eingefangen, die fast zur Gänze von reflektierter Begeisterung zeugen. Weiter Aufführung: 26., 29. und 30. April jeweils um 20.00 Uhr im Bozner Stadttheater. Regisseur Yoshi Oida: "Mich an die verborgenen Grunde von Langers Verzweiflungstat vorzutasten, das ist es, was ich will' Arnaldo de Fellce, Komponist und Musiker: Es hat mich berührt, obwohl ich Alexander Langer persönlich nicht gekannt habe. Eine sehr schöne Inszenierung. Sabina von Walther, Sängerin: Die Musik

fand ich sehr schön, aber vom Libretto hätte ich mir gewünscht, etwas mehr über die Person Langers zu erfahren. So schien mir sein Leben etwas zu stark auf den Selbstmord reduziert. Armin Gatteren Musikalisch kann ich die Oper nicht beurteilen, aber mir war die Darstellung der inneren Spannungen von Langer etwas zu statisch und auch ein bißchen plakativ bebildert. Bürgarmeistar Giovanni Salghatti Drioli: Es war keine leichte Aufgabe, das Drama des Alexander Langer auf die Bühne zu bringen

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 12 of 24
Date: 19.04.2003
Physical description: 24
Regisseur Yoshi Oi da übe r s eine Oper, was ihn _ an der Biografie Alexander Langers fasziniert * und seine Überzeugung, dass der Südtiroler Visionär scheitert musste. Groß war im Freundeskreis von Alexander Langer dei- Stolz, als be kannt wurde, dass Yoshi Oida die Regie fur das Stück „Alex Brücke Langer“ übernimmt. Es war die Anerkennung des Werks durch eine unstrittige Autorität der Thea- terwelt Wenn Oida inszeniert, „heißt das, dass er dran glaubt“. So hieß es. Das Engagement des Japa

„Ohne Langers Selbstmord“, ‘das’ sagte Yoshi Oida mehrmals, „gäbe , es keine Langer-Open“ Als der Regissem- zur ersten Probesitzuhg nach Bozen kam, verbreitete er mit einer Bemerkung einige Irritation. Dei- Zeugwart-desTheaters erkun-; digte sich bei ihm, was er denn alles an Material und Geräten besorgen • sollte. Oida sah den dienstfertigen - Mann freundlich ah. und sagte * dann, sich die Hand unzweideutig um den Hals legend: „auf jeden Pall einen Strick“. Tackszkiitinu: Mr. Oida, Sie pendeln

üblicherweise zwischen Tokyo, Paris und Berlin, warum plötzlich Bozen? Yoshi Oida: Soviel ich weiß, stammt Alex Langer aus Bozen, ZW SON Nach seinem Philosophiestudium an der Universität von Kelo er wacht sein Interesse am traditionellen Theater seines Landes. YOSHI OIDA besucht die Schulen Nö, Kyogen, Buyo (Kabuki- Tanz), studiert Gidayu unter der Leitung des Meisters Juzo Tsuru- zawa (wird Erzähler des Marionettentheaters, der Bunraku). Er be ginnt somit in Japan eine erfolgreiche Schauspielkarriere

von Kobo Abe. 1992 erhält er den Kunst- und Literaturorden vom französi schen Ministerium für Kultur und Kommunikation. und die Oper wird produziert vom Neuen Stadttheater Bozen. Ich habe einen Auftrag und ich bin fasziniert vom Werk, also bin ■ ich da in Bozen. Glauben Sie, Bo zen sei mir zu minder? Was hat es Ihnen angetan:'die. Oper von Giovanni Verrando oder die - Persönlichkeit von ■Älöx Laiiger? - Ohne die Musik von Giovanni hät Ebenso bin ich überzeugt, dass Alexander Langer seinen Freitod

angekündigt hat. Woran sollte Alexander Langer gescheitert sein?- An sich selber. An seinem über großen Anspruch, diesen Plane ten retten zu wollen. Sie inszenieren eine Langer- TragödiefPT^'^* ~ '* Nein, ich inszeniere keine Tragö wie Langer gestorben ist, etwas Romantisches“ te ich von der Existenz Alexander Langers nie erfahren, erstens. Erst daraufhin habe ich mich mit Alexander Langers Biografie und mit seinen Schriften befasst Und ich muss sagen, diese Person fesselt mich. Was an Alexander Langer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 13 of 24
Date: 19.04.2003
Physical description: 24
A l e x 8 r ü c k e L A N G E R 13 *3iSi?‘C=0ri' Der Ruhm, so hat Rilke es einmal hochmütig und melancholisch for muliert, der Ruhm ist eine Summe der Missverständnisse, die über den Menschen im Umlauf sind. Uber Alexander Langer ist fast al les gesagt worden, alles hat zu sei nem Ruhm beigetragen,-und wenn über wen sogar ! eine Oper ge schrieben wird, dann ist das wohl der Höhepunkt. des zeitlichen Ruhms. Wenn man Rilke positiv deutet, wird daraus die Summe des Dankes und Vertrauens

, mit der die. Nacliwelt Alexander ehrt und. bSMHenlal'Es sind ja nicht sehr Tageszeitungs-Herausgeber Arnold Tribus hat 25 Jahre lang zusammen mit Alexander Langer Politik gemacht. Eine persönliche Erinnerung an den Freund, den politischen Weggefährten, den Aufklärer und den Weiberer Langer. Verkürzung für.jene, die sonst Alexanders Geist war von einer FVauen, den Männern. Nur.wer "Älessänder sagten. Und wir* sind einzigen Wachheit und Konzentra- diesen Menschen aus dem Ge- viele Jahre vergangen, seitdem Alexander

Langer in einem Panzer von Einsamkeit, den keine Liebe mehr durchdringen konnte, allein auf seine letzte Reise gegangen ist Heute wird ihm eine Oper gewid met was wohl bedeutet dass er zu den Großen des Geistes gehört dass seine Saat aufgeht ein biss- viele, viele Jahre einen gemeinsa men ■ Weg gegangen, wie dicke IVeünde. Ich habe schöne Erinne rungen an ferne, glückliche Tage, rührende Momente. Wir lachten und lästerten sehr viel und hatten erne Hetz. Wir schliefen in Wien im gleichen Bett, wefl

gleichzeitig deijenige war, der immer und für alles und alle Zeit haben wollte. Seine uner sättliche Neugierde zeichnete ihn „Mi?* liegt der klerikale Langer tveniger. Ich liebe den Revolutionär Langer; den Kommunisten Langer; den Weiberer Langer, den Sünder Langer“ chen, dass sein Leben Menschen fasziniert-Aus dem emsigen und- klugen Politiker, aus dem Botschaf ter der Verbrüderung und Ver- schwesterung ist ein tragischer Opemheld geworden. Und dass daraus eine musikalische Ausein andersetzung wird, finde

ich die schönste Form der Erinnerung. Heute gehört Alexander Langer allen, jeder kann sich seiner bedie nen und auf sein Wirken und auf sein Werk zurückgreifen. Ich be wahre meine Erinnerung an ihn. Ich habe den Helden aus „Alex Brücke Langer“ ja gekannt und geliebt Ich habe noch Alexander zu ihm gesagt, weil er ja Alexander hieß, Alex war dann eine politische vorbüdliche Poüt-Ehe geführt Und wir haben auch gestritten und uns getrennt Von Tisch und Bett, wie man juridisch sagt Ich habe nie etwas Stupenderes

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 4 of 16
Date: 25.06.2004
Physical description: 16
Fr 25.6.2004 Nr. 128 Tag eszeitung S Ü I) T I R 0 Leben an Grenzen Massimo Cacciari, Philosoph und ehemaliger Bürgermeister von Venedig, über die Fragen Natur, Identität und Zusammenleben am Lebenswerk von Alexander Langer. Von Massimo Cacciani D ie dramatische Frage, vor die uns Schriften und Le ben von Alexander Lan ger stellen, ist folgende: „Kann es sein, dass wir unsere Fähigkeiten zum Zusammenleben zerstören?“ Das Zusammenleben hat zwei Aspekte: erstens das Zusammen leben

unter uns - gemeint: zwi schen Kulturen, Sprachen, Ge bräuchen - und zweitens das Zu sammenleben zwischen uns und der Natur. Dieses Zweite ist dann nicht ein Zusammenleben mit jemand anderem. Es ist das Zusammenleben mit unserer ei genen Natur, unserer natürlichen Dimension. Genau das unter scheidet nämlich Langer radikal von jenem anderen, üblichen Um welt-Schützer: dem, der die Na tur als etwas betrachtet, w'as uns gegenübei-steht. Nein, die Natur, das sind „wir und die Natur“, „wir und die Dinge“. Es gibt

auf Alexander Langer würde ich auch nicht von Ökologie oder von Umweltpolitik sprechen. Ich würde einen anderen Begriff verwenden, einen stärkeren, der mir besser gefällt Ich würde von „Ethologie“ sprechen. Das bein haltet einerseits den Umwelt- Aspekt in dem gebräuchlichen en geren Sinn, nämlich das Öko, und andererseits das Ethos: unser Verweilen als Natur in der Natur; unser Sein als Elemente der Na tur, die harmonisch mit allen ande ren Elementen der Natur leben; die zusammen-leben. Du Grundidee

bei Langer ist jene des Lebens als Zusammenleben. Wo du nicht zusammen-leben kannst („con-vivere“), kannst du nicht leben. Leben ist Zusam menleben. Und das also hieße ich nicht Umweltschutz, nicht Ökolo gie, sondern, wie gesagt: Etholo gie. Die Ethologie - Langer selbst sagte das - hat man sich vorzustellen wie eine Wissen schaft oder wie eine Kunst des Zusammenlebens, des Wohnens, des Verbleibens, des Miteinan der-Lebens in der Natur, mit der Natur, wie die Natur. Alexander Langer war gleichzei tig

erfüllt von großen Hoffnungen wie auch von Illusionslosigkeit. Schwer zu sagen, ob seine Hoff nungen, so begiiindet und illusi onslos sie waren, noch eine Chan ce auf Verwirklichung haben. Die Geschichte entwickelt sich jeden falls genau in die gegenteilige Richtung. Ich glaube, Langer selbst ist sich auf dramatische Weise bewusst gewesen, wie seine Hoffnungen und die Wirklichkeit immer weiter auseinander klafften. Wir müssen uns das eingestehen. Was ich damit sagen will: Es erweist sich als immer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 10 of 24
Date: 19.04.2003
Physical description: 24
Sa/So 19./20.4.2003 Nr. 81 Tageszeitun g Ein Wettstreit der Widersprüche Die „Langer-Oper", die eigentlich keine Oper ist, und ihre Künstler, die dem Publikum keinen wirklichen Langer zeigen wollen. Aber Wege, die zur Person von Alex Langer führen. Regit Im Keller: Regisseur Yoshi Oida (rechts) mit Roberta Framlqlia (2, Frauenstimme) und Vincenio Dl Donato (Langers Freund) Von Florian Kronsichler „Wir sind fast nie einer Mei nung, aber gemeinsam ist uns die Bereitschaft, einander zu vertrauen

un gewöhnlichsten Oper, die Bozen je gesehen haben wird: „Alex Brücke Langer", das szenisch-musikali sche Porträt über den Politiker und Schriftsteller Alexander Lan ger, das am Donnerstag, 24. April im neuen Bozner Stadttheater Premiere haben ward, ist das Er gebnis eines Wettstreits der Widersprüche. Da war zuerst die Musik. Ja, nicht ein Text bildete die Grundlage für das Werk über diesen zweifelsfrei -texüastigen Helden. Giovanni Verrando, 1965 in Sanremo geboren, befand sich auf einem FYeiwilligen-Einsatz

irgendwo im ehemaligen Jugosla wien. Dort lernte er Alexander Langer kennen, der mit einer Delegation des Europaparla ments dort war. Es bÜeb das einzige Zusammentreffen zwi schen den beiden. Der Politiker Langer muss auf den Musiker Verrando einen tie fen Eindruck gemacht haben. Gleich nach Bekanntwerden sei nes tragischen Todes begann Ver rando, sich mit der Persönlichkeit Langers musikalisch auseinan der zu setzen. Und seine Bewun derung für Langer, das vergisst Verrando nie zu bemerken

, „ist eine durch und durch politische“. Eindeutig politisch ist auch der eher holprig klingende Titel zu verstehen: „Alex Brücke Lan ger“. Wenn Namen Sinn hätten, müsste Langer, so wie Verrando es sieht, Brugger heißen. Langer der Brückenbauer in vielfältigs tem Sinn ist die tragende Idee. Was Verrando schrieb, war nur im Ansatz eine Oper, stieß aber sofort auf Aufmerksamkeit. Für sein Werk „Alex Brücke Langer“ errang der Komponist vor drei Jahren den Preis des renommier ten Musikfestivals von Aix de Provence. Im französischen

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Volksbote
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Page 11 of 40
Date: 09.07.1995
Physical description: 40
Florenz: Alexander Langer (49). grüner Abgeordneter zum Europäischen Parlament, wählt den Freitod Ein Leben für die Anderen Mit einer Geste, die niemand erwartet oder erahnt hätte, ging der Politiker Alexander Langer von der Bühne, auf der er sich zeitle bens rastlos für die anderen einge setzt hatte. „Die Lasten sind mir zu schwer geworden, ich derpack’s einfach nimmer. Bitte verzeiht mir alle - auch die Art des Weggehens. Dank habe, wer mir beim Tragen ge holfen hat - keine Bitterkeit ver

bleibt gegen jene, die nur drauf geladen und erschwert haben. .Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid.' Auch dieser Einladung zu folgen, fehlt die Kraft. So gehe ich weg als Verzweifelter, der nicht mehr kann. Seid nicht traurig, macht weiter, was gut war. “ Das waren die letzten Worte, die Alexander Langer kurz vor 21 Uhr am Abend des 3. Juli 1995, einem Montag, auf einen Zettel kritzelte. Dann stieg er aus seinem weißen Fiat Uno, kletterte barfuß auf einen Marillenbaum, die Schlinge

, nicht nur in Südtirol, wo der Land tag, der gerade tagte, seine Ar beiten sofort abbrach. Viele seiner Freunde und Weg gefährten wollten die Version vom Selbstmord zunächst nicht glau ben. Zu aktiv war Langer, der privat zwischen Florenz, Bozen und Sterzing pendelte, immer ge wesen. Politisch war sein Radius noch weitaus größer: Brüssel und Straßburg, Dublin und Cannes wa ren nur einige der letzten Stationen des geachteten Fraktionschefs der Grünen im Europaparlament. Stationen im Leben des Politikers Alexander

Langer immer kämpferisch A lexander Langer erblickte am 22. Februar 1946 in Sterzing das Licht der Welt. Sein Vater, ein Wiener jüdischer Abstammung, war damals der einzige Chirurg am Krankenhaus, seine Mutter entstammte einer bekannten Sterzinger Familie. ln Szene setzt sich Alexander Langer erstmals in seiner Obfer- schulzeit am Bozner Franziska nergymnasium, wo er nur dank seiner außergewöhnlich guten schulischen Leistungen diese „Eskapaden“ übersteht. 1964 beginnt er in Florenz das Studium

der Neuen Linken/Nuova Sinistra in den Südtiroler Landtag ein. 1981, zur Halbzeit, räumt er seinen Platz für Luigi Costalbano, ob gleich er dessen politische Ein stellung für falsch hält, aber: „Ab machungen sind Abmachungen.“ • 1983 heißt seine Liste ALFAS. Sie verbessert sich von 3,65 auf 4,52 Prozent und erobert zwei Sitze. Langer zeigt fünf Jahre hin durch auf, wie man Opposition machen kann und muß. Er besetzt wichtige Themen, die Kleinkrä merei, heutzutage allgegenwärtig, liegt ihm nicht. 1988

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 18 of 24
Date: 02.07.2005
Physical description: 24
18 I m Land EISACKTAL - WIPPTAL WEISUNG EJSACKTAL REDtfnON EISACKTAL GERRY LAND fullservice agency Tel. 0474/531381, www.gerryland.it Erna Egger e-mail: erna@tageszeitung.it Alexander-Langer-Platz Die Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des zehnten Todestages von Alexander Langer werden heute in Sterzing fortgesetzt. Die Stadtverwaltung wird einen Platz nach Alexander Langer benennen. Die italienische Mitte-Rechtsbewegung wird aus Protest der Veranstaltung fern bleiben. Silvana Marazzo

: „Dieser Platz ist kein Platz" Von Erna Egger D ie Gedenkfeier der Ge meinde Sterzing anläss lich des zehnten Todesta ges von Alexander Langer wird heute um 19.00 Uhr vor der deutschsprachigen und italienischsprachigen Grund schule in Sterzing beginnen. Die Gemeindeverwaltung Sterzing hat beschlossen, den Platz vor der Grundschule nach Alexander Langer zu benennen. Der Ent schluss zu dieser Widmung fiel kurzfristig. „Die Vertreter der Bürgerlisten sind vor circa drei Wochen an den Bürgermeister

und mich herangetreten und ha ben den Vorschlag unterbreitet“, erzählt Vizebürgermeisterin Brunhilde Schwabl Weser. Der Stadtrat ging auf den Vorschlag ein und informierte den Gemein derat. Heute wird der Alexander- Langer-Platz offiziell eingeweiht. Anschließend folgen weitere Pro grammpunkte (siehe Kasten). Die italienische Mitte-Rechtsbewe gung wird zu diesen Feierlichkeiten nicht erscheinen. Aus Protest „Die Freiheitliche/Villnöss Naturparkhaus geht 2009 in Betrieb Schulgebäudes errichtet werden und mit Schule

, dann hätte sie einen anderen Platz nach ihm benannt Dieser Platz, der jetzt nach Alexander Langer benannt wird, ist kein Platz, sondern nur ein Schulplatz. Dort sind .wir alle zur Schule ge gangen“, kritisiert Marazzo. ’ Bei Schwabl- WIeser stößt die Kritik auf Unverständnis. „Ich verstehe die Aufregung nicht. Ein Schulplatz ist doch immer ein würdiger Platz. Hinzu kommt, VizeBM Brunhilde Schwabl- Wiesen „Verstehe die Aufregung nicht" dass die Grundschule und auch der Platz in den nächsten Jahren saniert

werden. Ich habe auch mit dem Bruder Peter Langer gesprochen. Für ihn ging es in Ordnung“, so Wieser. Ursprünglich sei der Platz vor dem Realgymnasium ins Auge ge fasst worden. „Aber das wäre zu kompliziert gewesen. Dieser Platz ist im Besitz des Landes und es hätte einen Beschluss der Landes regierung gebraucht. Diesen hät ten wir sicher nicht so schnell be kommen“, so Schwabl - Wieser. Alle anderen Straßen und Plätze in Sterzing sind bereits benannt. Der Protest der Mitte-Rechtsbe wegung hat auch politische Grün

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 11 of 24
Date: 19.04.2003
Physical description: 24
ERINNERUNGEN Alaxander Langer war für mich ein sehr christlicher, religiöser Mensch und ich hab immer be hauptet, er ist viel mehr christ lich als kommunistisch ange haucht. Er war gebildet wie we nige Südtiroler, natürlich auch sehr intelligent und damit in mehreren Sprachen, in der His torie, in der europäischen Ge schichte verankert, wie wenige andere und vor allem, er war aus tiefstem Herzen heraus ein sozialer Mensch. Das heißt, es ging ihm mindestens

, die wir in den letzten 300,400 Jahren hatten. Reinhold Messnet Extrembergsteiger und grüner Europaparlamentarier Fortw tziwy t'ftu S.IO orientalischer und europäischer Schauspielkunst. Dem stets be scheiden auftretenden Meister, der in seiner Heimat Philosophie studiert hat, sind inzwischen Bücher und eine erfolgreiche TV- MIcha*l Bannatt: Der Alex Langer im Stück Biografie gewidmet. Der Regis seur von Weltruf muss beein druckt gewesen sein von Giovanni Verrandos Langer-Musik. Er ge steht: „Ohne Giovannis Musik

hätte ich von der Existenz Ale xander Langers nie erfahren.“ Einmal Bekanntheit geschlossen, wurde das Verhältnis rasch sehr innig. Oida empfand Neugier für Langer, und aus Neugier wurde bald Bewunderung. innerte den Künstler und Philoso phen aus Fernost an jenes seines Landsmannes Yukio Mishima. Dieser war in den 60er Jahren ein Bühnenstar in Japan. Aus Protest gegen die fortschreitende Ameri- kanisierung des japanischen Kul turlebens kündigte Mishima öffentlich an, er werde sich auf der Bühne

, vor Publikum spielend selbst umbringen. Niemand nahm die Androhung ernst, aber vor Jahren machte er sie wahr. Mishima beging mit ten in einer Aufführung Selbst mord. Auch von Alexander Langer ist Oida überzeugt, dass er seinen Schritt mehrmals angekündigt habe, l’nd auch in der Wahl des Mittels sieht der Japaner Paralle len zu seinem Landsmann: Sich an einem Baum erhängen nennt Oida „die archaischste Form des europäischen Selbstmords". Ei nen „romantischen Tod“ gar nennt er ihn an anderer Stelle

. Der Regisseur spürt vor allem dem verzweifelten Langer nach. „Er litt am Leiden, das unserem Planeten angetan wird“, schreibt Oida in seiner Regievorlage. Von einem politischen Selbstmord Langers zu sprechen, ist dem Ja paner zu oberflächlich geurteilt. Sein Bemühen, sagt er, „ist es, die dunkle Seite der Verzweiflungstat ,}Venn Namen Sinn hätten , müsste Langer Brugger heißen“ zu ergründen und ihrem gehei men Sinn nachzuspüren“. Bei so viel Geistigkeit, hie die po litische Bewunderung Verrandos, dort Oidas

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 5 of 16
Date: 14.07.2005
Physical description: 16
, könne die Interessen . der Bürger wirkungsvoller ver treten. Es brauche ein umfas sendes Gesamtkonzept. Volksanwältin Burgi Volgger , bei der Anhörung: Es braucht ein Gesamtkonzept BRIEF AN DEN r u Lebzeiten habe ich von Alex Langer, der Mitschüler meines Bruders Walter Tfcebo war und Nachbar, nur gehört, dass I Alexbi der Schule nur studierte, indem er seinen Mitschülern Nachhilfestünden gab. Ich habe einmal bei Alex Langer in seiner Zeitung wegen Enteignungen einen Hungerstreik angekündigt

, doch ich habe diesen Hungerstreik nicht angetreten und damit habe ich als Nachbar die Sympathie von Alex verloren. Als ich ihn im Südtiroler Landtag sprechen wollte, hat er mir den Rücken ge zeigt. Dieses Beispiel zeigt die Sensibilität von Alex Langer. Heu te,zum zehnten Todestag, muss die Frage gestellt werden, ob das Landtags- oder das Europamandat Langer psychisch fertig ge macht haben. Ich bin der Meinung Dr. Alex Langer hat am meis ten gekränkt, dass seine Mitstreiter ihn im Stich gelassen haben, als er als Bürgermeister

von Bozen kandidieren wollte! Große Per sönlichkeiten und Idealisten wie Dr. Langer werden beneidet und bekämpft,- indem man sie im schwächsten Punkt auf die Probe stellt. Diese Probe hat Dr. Alex Langer nicht bestanden, er hätte sie bestanden, wenn er sich für eine Weüe in ein Kloster zurückge zogen hätte, um über' seine Philosophie in Südtirol und Europa Probleme zu lösen ein Büch geschrieben hätte. Franz Trebo, Sircher, Bozen ührend der letzten Zeit wurde der Persönlichkeit Alexan- derLangere recht

breiter Raum eingeräumt Ich begrüße dies, da es heute Jugendliche gibt welche Langer und des sen Ideen nicht mehr durch eigene Erfahrung kennen. In meiner Ju gendzeit wurde von Langer viel gesprochen und viel über seine An schauungen diskutiert, ich selbst wurde manchmal der Anhänger schaft Längere zugeordnet, was man durchaus nicht immer als Kom pliment verstanden wissen wollte. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sehr von Langer und seinen Weggefährten jene Sprach- gruppenpolitik angeprangert

werden kann. Ende der 70er Jahre und An fang der 80er Jahre war Alexander Langer auf dem besten Weg zur Bildung einer so ausgerichteten interethnischen Gruppierung,: und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Koexistenz in Süd tirol andere aussehen würde, wenn Alexander Langer heute noch mit seinem Wort, seinem Handeln und seiner Überzeugungskraft unter uns präsent wäre. ' Georg Lezuo, Bozen ZEICHEN von Rudi Moling

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 13 of 16
Date: 15.05.1998
Physical description: 16
G E S E Tag eszeitung s c H Fr > 5 . 5 . 19 98 Nr. 96 T 13 Alexander Langer als Erzieher Die Bozner Lehrerin Anna Marinelli beschäftigt sich in ihrer Dissertation an der Universität Trient bei Prof Marco Dallari mit der Botschaft Alexander Langers unter einem pädagogischem Gesichtspunkt. Von Arnold Tribus M acht weiter, was gut war.“ Mit diesem Satz hat sich Alexander Langer freiwillig von seinen /.ahlreichen Freundinnen und Freunden verabschiedet, und ge rade wer am unmittelbarsten

ders Schriften und zu Langers Wirken ist insofern interessant, ds er selbst wiederholt aufseine Tätigkeit als Lehrer hinweist ind auch in seiner vielzitierten Lebensbeschreibung „Minima nersonalia“, die Lallo Russo in •einer renommierten Kulurzeit- Alexander Langer: Die Bozner Lehrerin Anna Marinelli beschäftigt sich unter einem pädagogischen Gesichtspunkt mit ihm schrift „Belfagor" veröffentlicht hat, mit geradezu nostalgischer Verklärung auf die doch glückli che Phase als Lehrer verweist

, zumindest was seine Beziehung zu den Schülern betrifft und sei ne Fähigkeit, den Schülern Wis senswertes zu vermitteln. Auch ich persönlich habe, als alter Langer Schüler, nicht ohne Nostalgie in der Dissertation die Kopie eines Schlußberichtes „des Prof. Langer Alexander, Lehrkraft für Deutsch und Staatsbürgerkunde, Philosophie in den Klassen III.B und II.B Klass. Lvz: II LA und IVA Wiss. Lyz.“ gelesen. Uber unsere Klasse schrieb Prof. Langer da mals: „Durchschnittlich zeich nen sich die Schüler

durch ein mehr gegenwarts- und wirklich keitsbezogenes Interesse und z.T. Wissen aus, dabei nicht im mer im Sinne eines klassisch-hu manistischen Bildungsideals: mehr konkretes Denken, Lern fortschritte durchaus zufrieden stellend". Der begeisterte i Pädagoge Langer hat sich wie- ; derholt beschwert, daß die j Schulautoritäten seinen Einsatz j nicht zu schlitzen wußten, und fast beleidigt vermerkt er, daß i er, der große Langer, in der Be urteilung durch den Direktor t mit so „billigen“ Noten wie genü gend

oder befriedigend abge speist wurde, unwürdig eines Menschen, der in allem und im mer vorbildlich und mustergül tig sein wollte. Langers pädago gischer Eros wurde zweifelsoh ne in seiner Studienzeit in Flo renz vom großen Erzieher und Bildungsrevolutionär Don Lo- renzo Milani geweckt, der zwei felsohne mit seiner „Scuola di Barbiana" die große Erneue rung des italienischen Schulsy stems eingeleitet hat. Langer hat dann auch Milanis Buch un ter dem Titel „Die Schülerschu le" übersetzt, und wir haben da mals

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 3 of 16
Date: 29.03.2005
Physical description: 16
Tageszeitung S Ü D T I R O Di 29^2005 Nr. 62 3 Reinhold Messner „Adriano Sofris Aussagen kann ich nur unterstreichen. Ich würde sogar noch weiter gehen: Wesent liche SVP-Erfolge der letzten zehn Jahre sind auf Ideen von Alexander Langer gewachsen, ohne dass die Volkspartei das überhaupt gemerkt hat. Es stimmt auch, dass Alex ein schlechter Menschenkenner war. Er wusste nicht zwischen Feind und Freund zu unterscheiden, er war - und das habe ich immer of fen kritisiert - ein großer Idealist

- rianer werde“, ist nicht nur wun derschön, sondern es ehrt auch den Alex. Er wollte im Grunde kein Religionsstifter sein, er war nur näher daran ein Religionsstif- ... Jim glaubst, ?ernachahmer olleiv wlrst " .schlimmste er^Karikatur rdeifcDass mir feiföSSi.'iTvv::- >U1‘ ■ 1er û-lAdriano Sofri „Sofri hat Recht“ Der ehemalige „Lotta continua“-Chefideologe und langjährige Langer-Freund, Adriano Sofri, hat in einem Tageszeitungs-Interview mit klaren und harten Worten den Mythos Alexander Langer

sein- enttäuscht. Ich weiß noch, wie er Arnold (Arnold Tribus - Anm. d. Red.) und mich immer wieder ge beten hat, nach Rom zu fahren, um ihn in den Versammlungen zu unterstützen. Er war in dieser Alessandra Zendron: „Seine Worte sind keine absoluten Glaubensgrundsätze" Alex ganz sicher gescheitert. Als Alex gestorben ist, hat man die Langer-Stiftung gegründet Da mals war klar, dass diese Stiftung weltanschaulirä bjreit angesiedelt werden sollte, dehn die Grundidee von Alex wat; dass die Menschen

mit ihrem eigenen Köpf Politik ma chen sollten. :Die*Stätung sollte dann auch keinenjängerianischen Kanon vorgebeitfGenau das aber versuchen die s'elbst ernannten Langer-Erben immer wieder. Da bei wollte Alex, dass jeder nach seinem Kopf und seinen Fähigkei ten arbeitet. Deshalb stimmt es „Mit allen wichtigen Zielen, die er sich gesteckt und für die - er gekämpft hat, üistier ■ eigentlich ^gescheitert. Gesiegt ^^|^en|Mex , Ideen iMllenfails unter ■PfeiSÖ*®«-—sei . ■■■ ,, IlfteinderJFahne \ ff Adriano Sofri

absolut: Man kann und darf bei Langer einfach nicht Aristoteles ,4pse dixit“ an wenden. Das hat kei nen Sinn. Alex sagte Sachen, die an einem bestimmten Ort, an ei nem bestimmten Zeitpunkt richtig waren. Aber es sind keine absolu ten Glaubensgrundsätze.“ partitokratischen Machtwelt ir gendwie verloren. Deshalb: Wenn man das Ganze aus der Logik der' politischen Parteien betrachtet, dann ist Alexander Langer ganz sicher gescheitert. Aber Alex hatte eine andere Auffassung von Politik. ien wir die lezu

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 11 of 20
Date: 26.03.2005
Physical description: 20
und Freundschaft mit Alexander Langer. 1976 löst sich „Lotta contimia“ auf. Sofri zieht sich aus der Politik zurück, reist, schreibt, berät die regie renden Sozialisten, bis ihn 19S8 die Vergangenheit einholt Sofri wird verhaftet. Die Beschuldigung: Planung und Beihilfe an der Ermordung des Mailänder Polizeikommissars Luigi Clabresi im Jahr 1972. Die Anklage beruht auf der Aussage eines reuigen Kronzeugen. Nach 10 Jahren und 13 Prozessen mit zum Teil ent gegengesetzten Urteilen wird Adriano Sofri 1997

. Haben Sie Ihren Freund nicht gewarnt? Hätte ich ihm den Gruß entziehen sollen? Und außerdem stellte sich das Problem ja umgekehrt: Alex verzieh mir nicht, dass ich mich zur Ruhe gesetzt hatte. Er war derjenige, der mich andauernd aus meinem Egoismus herauszie hen wollte, mir Vorschläge mach te, für mich Ämter erfand. Ab und zu ist es ihm sogar- gelungen. Damals zum Beispiel, 1982, als wir zusammen zu Ghaddafi nach Libyen gingen. Langer wollte Sie zurück in die Politik ziehen, und Sie wollten Langer zum Privat mann

miteinander ge sprochen? Natürlich habe ich ihm das alles gesagt, und irgendwann hat er die Kritik sogar akzeptiert. Aber Sie kannten ihn doch selbst: Alex hatte diese durch und durch liebenswürdige Art. Er war ein Schmeichler. Er brachte es nicht über sich, Leu ten, die sich ihm anvertrauten, die Wahrheit zu sagen. Welche Bedeutung hatte für Langer das Jüdische in ihm? Eine enorme. Die hohe, geradezu pedantische Pflichtauffassung. Oder denken Sie an seinen ausge sprochen starken Familiensinn

. Dieses strenge Verhältnis zum Elternhaus. Ach, was war der Alex doch aufgeregt, als er mich seiner Mutter vorstellte. Für ihn war das eine Zeremonie. „Macht weiter, was gut war!“ Was ist nachahmenswert an Langer? Fürs erste würde ich junge Leute vor jeder Art Nachahmung war nen. Nicht nur von Langer, son dern grundsätzlich. Etwas, was gut, ja sehr gut war an Alex, war, dass er das kapiert hat: Es gibt große Menschen, von denen man lernen soll, aber man darf nie den Fehler machen sie zu imitieren

. Von jemandem lernen, ihn aber nicht imitieren? Nehmen wir das Beispiel Don Mila- ni. Als der wollte, dass wir die Uni versität verlassen, sagte ich sofort: ciao, arrivederci! Von Don Milani kannst du eine Menge lernen. Aber wehe, du machst dich zum Jünger. Du würdest ein Kretin. Mache Ivan Illich nach, und du wirst seine Kari katur sein. Wenn du glaubst, Lan ger nachahmen zu wollen, wirst du die schlimmste Langer-Karikatur werden. Dass mir keiner ein Lan- gerianer werde! Aber war nicht gerade Alexan

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 12 of 24
Date: 10.12.1997
Physical description: 24
Il Tag eszeitung 12 jAfCe-CVCV ffk -, K U T, T v R macht weiter, was gut war“ Alexander Langer 19f 6 -1995 Der Selbstmord Alexander Langer* 1996 kam uucr/caitct. Seine Anhänger trauerten um ihn. Der Südtiroler Helmut Lechthaler und der Tageszeitungsredakteur Christoph Franceschini haben ihm einen Film geieidmet. S ein Tod hat sowohl die Linken, als auch die Grünen in Italien er schüttert. Alexander Langer erhängte sich im Juli 1995 in der Nähe von Flo renz an einem Oliyenluutm. Nur kurze Zeit

vorher, hatte er einen Nachruf auf Petra Kelly ge schrieben, die die Leitfigur der Grünen in der Bundesrepublik gewesen war. In diesem Nachruf schilderte er ganz eindrücklich, wie grol.! die Last war, die auch er als Hoffnungsträger zu tragen hatte. Langer war Mitbegründer der Neuen Linken, gründete die Al ternative Liste für das andere Südtirol und war später bei den Grünen. Für alle drei politischen Gruppierungen saß Langer im Landtag. likSI» wurde Langer ins Kuropiiische Parlament in Drüs sei

gewählt und wurde Vorsitzen der der Grünen Fraktion. I .anger hat 1! IST» tür die italienische Kuliurzeitschrift „Delfagor" seinen eigenen literarischen Lebenslauf geschneiten. Der Titel: „Minima personalia". Dieser Lebenslauf ist für Helmut Lechthaler und Chri stoph FVanceschini der Aufhänger für einen Film über Langers Leiten geworden. Die Ililder werden nicht kommentiert. Kommentar ist ein zig und allein der von Langer seil>stgeschriebene Lebenslauf. In Interviews mit FVeunden, Fa milienangehörigen

. i tolitischen Weggelahrten und politischen Gegnern Langers zeichnen Fran- ceschini und Lechthaler ein Por trät Alexander Langers. Der Film beantwortet nicht vor dergründig die Rüge, warum Langer sich selbst getötet hat. Langer schildert vielmehr mit seinem 19S5 geschriebenen Text sein Leben zwischen l'nrast und Zwiespalt. Der Film macht weiter, was gut war’ Alexander Langer 194(3 - 1995“ hat heute um 11.00 Uhr im Dozner Filmclub Premiere. I n der RAI Sender Duzen wird der Film erstmals am Freitag um 21.25

man gerne ei nen Sonderweg. Kann das gut gehen? Die Voraussetzungen dafür, etwas Gutes zu machen, sind da. Die staatlichen Universitätsstruktu ren in Italien sind nicht unproble matisch. Daher ist es manchmal nicht schlecht, ohne Tradition und mit einer tabula rasa zu beginnen. Aber es ist trotzdem sehr schwie rig. Interview: Susanne Barta Ich habe alter nie eine offizielle KINO BOZEN Filmclub PREMIERE: MACHT WEITER, WAS GUT WAR.“ - ALEXANDER LANGER 1947 -1995 Ein Film von Christoph Franeeschini

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 14 of 16
Date: 29.10.1905
Physical description: 16
Doktor Langer wartete noch einige Minuten auf das Donner wetter seines Herrn Schwagers. Da aber aües still blieb, schlich er'sich mit dem Stoßseufzer: „Gott sei Dank, daß ich nicht verheiratet bin!" wieder fort. Er werde sich also frank und frei wie bisher jeden Sommer in einen kleinen Kurort begeben, um den zehnmona lichen Groß stadtstaub mit einigen Bechern irgend eines Brunnens hinab zuspülen, und frische Waldluft einzuatmen. — Einige Wochen später liefe er sich im Kurort

M . . . . von der Brunnennymphe den dritten Becher füllen und ging dann der Waldbank zu, wo er jesen Morgen nach der absolvierten Promenade ein Stündchen beschaulicher Ruhe verbrachte. Dies- mal war aber die Bank schon von einer Dame eingenommen. Doktor Langer bemerkte dies zu spät und zog rasch abschwenkend im Vorübergehen höflich den Hut. Schnell erhob sich die Dame. „Sollte ich Ihnen zufällig ein Lieblingsplätzchen geraubt haben?" Doktor Langer stammelte die gewöhnlichen Enrschuldigungs- Phrasen

, welche bei solchen Gelegenheiten üblich. Die schöne Unbekannte lächelte. Sie sei ohnehin schon beim letzten Becher, sagte sie, und er möge nur sein Glas neben das ihre aus die Bank stellen: sie sei schon halb am Heimwege. Doktor Langer bedauerte dies sehr und bald war die Unterhaltung im besten Gange. Von nun an trafen sich die beiden — anfangs nur gelegentlich, später täglich — bei der Bank, wo die Vögelein so lustig sangen, die Grillen zirpten und die Baumwipfel geheiumisvll rauschten. Aber Doktor Langer hörte von alledem

nichts? er horchte nur auf das liebenswürdige Geplauder seiner hübschen Nachbarin. Durch Erkundigungen hatte er herausgebracht, dah die hübsche Frau — er schätzte sie anfangs der Dreißig — Witwe sei und schon durch einige Jahre hindurch zum Kurgebrauch nach M .... komme. Doktor Langer, sonst als Langschläfer bekannt, war von nun an der Erste beim Brunnen. Wenn er dann das lichte Kleid seiner hübschen Unbekannten erblickte, eilte er auf dieselbe zu, schenkte ihr den Brunnen ein und trug das Muntelet

oder den Becher, ja sogar das Arbeitskörbchen der hübschen Frau bis zur Waldbank. Er, welcher in Halms „Sohn der Wildnis" über den armen Jngomar vor Lachen fast platzen konnte, merkte seine erschreckende Aehnlichkeit mit dem blöden Jungen nicht im geringsten. Und da die Menschen sich selbst am wenigsten kennen, so war er mit seiner Rolle ganz zufrieden. Wenn er dann die hübsche Witwe bis ans Parktor begleitet hatte und sie seinen Augen entschwunden war, dann war für ihn auch der Tag zu Ende. Doktor Langer

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 1 of 16
Date: 05.07.2005
Physical description: 16
, um größeren Maschinen die Landung zu ermöglichen, verschließe sich Südtirol dem lu krativen Markt des Kcmgresstourismus. Trennen Südtirol wirklich nur 200 Meter Asphalt vom großen Glück? SEITE 2 Partisanen von Langer Als Alexander Langer 1970/71 am klassischen Lyzeum in Bozen unterrichtete, schrieb ihm Direktor Oswald Sailer ein Dienstzeugnis, das ein Stück Südtiroler Zeitgeschichte ist. Professor Langer war an allem Schuld: Streik, mangelnde Hygiene, amoralische Lektüre und sogar am Tod eines Schülers

. Von Christoph Franceschini „Wenn man die Situation dieser Klassen mit den anderen, also je nen, die nicht unter dem Einfluss von Professor Langer stehen, vergleicht, kann man einen enor men Unterschied feststellen“, heißt es in dem Schreiben. Der „Bericht über das Betragen von Professor Alexander Langer im Schuljahr 1970/71“ ging an das Unterrichtsministerium und soll te eigentlich das Ende einer Professorenkarriere sein. Unter schrieben vom Direktor Oswald Sailer endet das „streng vertrau liche Dokument

“ mit einer ver nichtenden Analyse: „Also keine Abwesenheit wegen Streiks, kein Fall von Undiszipliniertheit, Un ordnung, fehlender Hygiene usw. ■ Dasselbe lässt sich von den Klas sen des wissenschaftlichen Ly zeums sagen, die nicht unter dem direkten Einfluss von Professor Langer und seiner einseitigen FVeünde stehen.“ Das Dokument ist ein Stück . Geschichte aus Tagen, die längst vergessen scheinen. Es ist ein Zeugnis jener gesellschaftlichen und politischen Auseinanderset zung, die in Südtirol Anfang

der siebziger Jahre geführt wurde und in deren Mittelpunkt Alexan der Langer stand. Und es ist ein Abbild der Mittel, wie man den heute hochgejubelten Politiker, Zeit seines Lebens mit allen Mit teln bekämpft hat. Alexander Langer kehrte 1969 nach seinem Jura-Studium in Florenz und einem Studienjahr in Bonn nach Südtirol zurück. Er beginnt am Bozner Klassischen Lyzeum „Walther von der Vogel weide“ Philosophie und Geschich te zu unterrichten. In der Bozner Schule - wo auch das wissenschaftliche Lyzeum

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 5 of 16
Date: 17.05.2005
Physical description: 16
Mythos Langer kann nicht wanken! Das Interview mit Adriano Sofri im Gefängnis von Pisa über Alexander Langer, (Tageszeitung, 26/27 März 05) - Sofri hat dort noch über zehn Jahre zuzubringen - ist nicht gerade vergleichbar mit einem Gespräch am häuslichen Kamin und daher für eine sachliche Analyse der Bedingungen, welche die 68er-Bewegung in Südtirol und Italien vorfand, eine denkbar ungünstige Umgebung. T rotz einiger launiger Be merkungen über Langer hat Sofia aber doch die Hauptverdienste

Langers ge nannt. Das waren die damals für Italien neuen Themen Föderalis mus, Ökologie und Friedenspolitik. Es sollte bei der Beurteilung von außerordentlichen Persönlichkei ten, die unter widrigen Umstän den Ideen träger wie Langer wur den, um gesellschaftlich-politi sche Änderungen anzustoßen, et was Grundsätzliches nicht ver gessen werden: Ideelle Konzepte und Prinzipien zu positiven Ver haltensänderungen im Zusam- meleben'von Menschen gehören zu den unverzichtbaren Kultur leistungen

, die nicht am Maßstab raschen Erfolges bei ihrer politi schen Durchsetzung gemessen werden können. Ideen überdau ern große Zeitstrecken! Ihre Notwendigkeit und das unabläs sige Bemühen zu ihrer Verwirk lichung ergibt sich gerade für einen Kontinent wie Europa, wo unverhältnismäßig viele blutige Kriege geführt wurden. Nach den Zusammenbrüchen und moralischen Niedergängen der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert haben Bestrebun Alexander Langer: Nichts wäre falscher, als bei ihm von „Weltverbesserer

" also einer wirklichkeitsfremden Sicht und Handlungsweise zu sprechen gen, wie sie von Langer und an deren gefühlt wurden, eine er höhte Bedeutung. Um Kursände rungen in der Gesellschaft zu verwirklichen, bedarf es größter Anstrengungen von einer Gruppe ideell Hochmotivierter und dazu noch bestimmte Voraussetzun gen in der Bevölkerung, die z.B. in Südtirol nur in sehr geringem Umfang gegeben waren. Langer musste daher-mit beträchtlichem missionarischem Eifer seine Zie le verfolgen. Als religiösem Men schen standen

ihm ohne Zweifel starke geistige Energien zur Ver fügung. Da in Südtirol, wie auch in Italien, vorrangig Aufklärung notwendig war, weil noch kaum ein Problembewusstsein existier te - im Gegensatz zu Deutsch land, wo die Umweltbelastungen wesentlich spürbarer auftraten - sollte Langer vor allem als Auf klärer gesehen und bewertet werden, nicht als Politiker! Den Begriff „Idealismus“ im Zu sammenhang mit Langer in ein zweideutiges Licht zu setzen, würde also von einer völligen Ver kennung der Situation

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Die neue Südtiroler Tageszeitung
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Page 17 of 20
Date: 12.04.2003
Physical description: 20
K i: L TUR ■ 17 Van Gogh, Mishima, Langer Eines der ehrgeizigsten Projekte der Stiftung Neues Stadttheater steht vor der Uraufführung: Die Oper über Alexander Langer: „Alex Brücke Langer “. A m Donnerstag, 24. April um 20.00 Uhr wird im Neuen Stadttheater Bozen die Oper „Alex Brücke Langer“ von Giovanni Verrando, 1965 in Sanre mo geboren, über das Leben des Politikers, Philanthropen und Schriftstellers Alex Langer, der sich 1995 49-jährig das Leben nahm, uraufgeführt. Die ur sprünglich

vom Festival d’Art Lyrique/Académie européenne de Musique in Aix en Provence in Auftrag gegebene Oper wird zur Gänze von der Stiftung des Neuen Stadttheaters Bozen produziert Regie führt der Japaner Yoshi Oida, jahrzehntelang Assistent von Peter Brok und ohne Zweifel einer der größten Regisseure des zeitgenössischen Theaters. Warum eine Oper über Alexan der Langer? Was fasziniert an dieser Persönlichkeit, dass sie nur acht Jahre nach dem Freitod zum Sujet einer Oper wird? Die Frage wurde bei der gestrigen

“, sondern die Neugier, wie ein Künstler vom Format eines Yoshi Oida mit diesem Stoff umgehen werde, nannte Direktor Manfred Schweigkofler gestern als einen der Hauptbeweggründe für die Oper. Yoshi Oidas Antwort war deutlich: Ihn interessiere die dunkle Seite solcher Verzweiflungstaten. Wie der japanische Schriftsteller Yukio Mushima habe Langer seinen Selbstmord angekündigt. Als ein zigen Ausweg, um den politischen, sozialen, ökologischen Konflikten zu entkommen. Mishima wollte mit seinem Freitod

gegen die Amerikanisierung Japans und den Verfall der Traditionen protestie ren. Langer hat den archaischsten aller Selbstmordformen gewählt, indem er sich an einem Baum er hängt hat, Mishima hat sich nach den Regeln des Harakiri entleibt. Jenseits dieser Parallelen und poli tischen Motive interessieren Yoshi Oida aber vor allem die persönli chen Gründe, der geheime Sinn des Selbstmordes. Darin trifft er sich mit Tom Schenk, verantwortlich für Szenen und Video in der Langer-Oper. Der Holländer Schenk denkt bei Langer

to von Vito Ugo Calabretta geglie dert sich in acht Szenen in einem einzigen Akt. Die biographischen Begebenheiten des Alex Langer, 1946 in Sterzing geboren, wech seln dabei mit Inszenierungen seiner zahlreichen Schriften: Um schrieben wird dabei sei seine öffentliche Figur als Politiker, Journalist, Schriftsteller und lei denschaftlicher Verteidiger der Menschenrechte. Um den Ansprüchen des Textes besser gerecht zu werden, werden die Sänger und Schauspieler (Michael Bennett, Aida Caiello, Roberta

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